Perry Rhodan – Die 144 Kammern (Plejaden 1)

Die Handlung:

3.000 Jahre in der Zukunft. Eine Forschungsstation im Sternennebel Plejaden setzt einen Notruf an Perry Rhodan ab: Die Projektion einer Spiralgalaxis wurde gesichtet! Wurde das Geheimnis der Unsterblichkeit ergründet? Von der Antwort hängt nicht nur Perry Rhodans Überleben ab, sondern die Existenz einer ganzen Spezies … (Verlagsinfo)

Mein Eindruck:

„Unendliche Weiten …“ … nein, falsch … aber fast aufs Jahr genauso alt: Perry Rhodan. Und dies ist auch nicht der erste Versuch eines Verlags, aus der bekannten und seit Jahrzehnten beliebten Hard-Sci-Fi-Serie eine Hörspielumsetzung auf den Markt zu bringen.

Dabei setzen die Macher dieser Version ihre Ziele nicht so hoch wie die Kollegen, denen ab dem Jahr 2006 zwar mit der Umsetzung des STERNENOZEAN-Zyklus überragende Hörspiele geglückt sind, denen aber nach 30 Folgen die Puste ausging. Das fehlende Dutzend erschien dann bei einem anderen Label.

Diesmal wirds nicht nur von der Anzahl her überschaubarer, denn der Verlag hat sich (erstmal) nur zehn Folgen vorgenommen. Aber dies sind dann keine Umsetzungen oder Neuauflagen bereits erschienener Hörspiele, nein, hier gibts eine komplett neue Story, geschrieben von einem echten Perry-Rhodan-Autor. So wird gleichzeitig auf Hörspielfans im Allgemeinen, aber auch auf Perry-Rhodan-Fans im Besonderen abgezielt, die vielleicht den Hörversionen der Weltraumabenteuer bislang aus dem Weg gegangen sind.

Verantwortlich zeichnet diesmal Dennis Ehrhardt, der Hörfreunden bestens für hochklassig klingende Hörspiele bekannt ist, womit das Projekt schon mal in guten Händen liegt.

Gut, dann hätten wir also: Neue Story, bekannte Sprecher und ein erfahrener Regisseur auf der einen Seite … und extrem kritische Fans auf der anderen Seite, die keine Albernheiten verzeihen, keine falschen Ausdrucksweisen von Fachbegriffen dulden und zu schräge Stimmen nicht tolerieren, also … mich.

Wobei mir da speziell GUCKY einfällt, der von den diversen SILBERBAND-Hörbuchsprechern schon in den unterschiedlichsten Varianten „zersägt“ wird. Von Bugs Bunny, Duffy Duck, bis hin zu schlichtem Lispeln ist da alles drin. Und hier? Hat man sich Santiago Ziesmer mit an Bord geholt, der auch ohne sie zu verstellen eine sehr spezielle Stimme sein eigenen nennt. Leider ist er für meine Ohren als SPONGEBOB getypcastet und jedes Mal, wenn er hier etwas zu sagen hatte, habe ich den gelben Schwamm vor meinen Augen gesehen und keinen Mausbiber. Außerdem ist er sicher zu vielen Hörern auch als Synchronstimme von Steve Buscemi bekannt und denen drängt sich beim Lauschen dann sein Gesicht ins Kopfkino an die Stelle, an der eigentlich ein Mausbiber auftauchen sollte.

Bevor wir uns aber davon ein Ohrenbild machen können, entdecken wir erst mal, dass wir im Digipak keine Trackliste sehen, was für ein Hörspiel ungewöhnlich ist. Nachdem die CD im Player liegt, stellen wir zudem fest, dass das Hörspiel auch extrem kurz ist und die Macher gut das Doppelte an Hörzeit auf den Silberling hätten bekommen können. Die rund 40 Minuten Hörzeit erinnerten mich an meine Höranfänge als Kind, als die Hörspiele tatsächlich alle um die 40 Minuten dauerten oder sogar noch kürzer waren. Heutzutage sind 70+ Minuten die Regel, womit die gesamte 10-teilige Reihe eigentlich und problemlos auf 5 CDs gepasst hätte.

So, jetzt aber genug der Äußerlichkeiten, auf zu den inneren Werten, PLAY gedrückt und ab ins All mit uns …

Und da gibts jede Menge Pathos und viel Hall … zumindest am Anfang … und ich wusste nicht, ob ich einem Gruselhörspiel bin oder obs doch um SciFi gehen wird. Wobei, ALIEN hatte ja auch beides … und genau mit dem gleichen beklemmenden Gefühl gehts auch hier los.

Aber nicht lange, denn sofort hauen uns die Soundschmiede so dermaßen viele Effekte um die Ohren, dass so mancher Hollywood-Blockbuster vor Neid verstummen würde. Die angekündigte Liebe zum Detail übertraf sogar meine Erwartungen und zeigt, dass nicht nur die letzten STAR-WARS-Abenteuer toll klingen können, sondern auch PERRY RHODAN als Hörspiel richtig gut funktioniert.

Der STERNENOZEAN klang als Hörspiel schon super, die PLEJADEN liegen bei den Effekten für mich sogar noch ein wenig weiter vorn. Hier piept, blitzt, flackert, kracht, schwebt … einfach alles, sodass das Kopfkino in feinstem Dolby Atmos befeuert wird und die einzelnen Tonkanäle gar nicht mehr zählbar sind. Nichts klingt überflüssig und man fühlt, dass sich die Tontechnik bei jedem einzelnen Geräusch Gedanken gemacht hat. Als Ergebnis sind wir von Anfang an mitten in der Action, direkt in der Story und müssen uns erst mal zurechtfinden … Zeit dafür bekommen wir dafür (zum Glück) nur wenig.

Eine Sache hat mir dabei nicht so gut gefallen. Dass wir offenbar regelmäßig bei Perry oder Gucky mit im Helm sitzen und er sich beim Sprechen deshalb ziemlich hohl anhört, ok … auch wenn die Dimension irgendwie nicht stimmt und es sich anhört, als hätte der Helm des Unsterblichen die Ausmaße einer ganzen Tauchkapsel. Dass sich während der Zeit aber auch alle Umgebungsgeräusche dumpf anhören, fand ich seltsam. Wir folgen Perry, klar, aber müssen wir dazu ständig in seinem Helm sein? Gerade wenn alles und jeder andere klar und deutlich zu erhören ist, er selber aber nicht? Das sorgte bei mir immer wieder für reichlich Hörirritation und ich war froh, wenn alles wieder klar zu hören war. Außerdem hätte in diesen Momenten wenigstens Perrys Stimme klar und deutlich zu verstehen sein müssen, ist sie leider nicht, sondern klingt dumpf wie alle anderen Geräusche, Da fragt man sich zurecht, wo der Hörer denn nun eigentlich positioniert ist, wenn wir zum Beispiel Gucky Trennwand-dumpf hören, seinen Helmfunk aber klar und deutlich!

Dass sich Lkandoner telepathisch untereinander verständigen, ist interessant, warum die Tontechnik dabei aber ein hohes und extrem unangenehmes Tinitus-Fiepen mit in die Ohren sendet, das frage ich mich schon. Außerdem sind sie abgesehen von dem fiesen Fiepen auch schwer zu verstehen, weil die Stimmen zu sehr verfremdet, verhallt und schlichtweg zu leise sind.

Und die Handlung? Perry Rhodan wird angegriffen. Irgendwer braucht ihn für irgendwas. Irgendwelche Kammern sollen in einem Asteroidengürtel geöffnet werden und Perry scheint der Schlüssel zu sein. Er aber ist eigentlich vor Ort, weil er nicht nur den Notruf vom Klappentext und aus dem ersten Track gehört hat, er sucht auch nach einem verstorbenen Zellaktivatorträger. Aber er soll von allem viel mehr bekommen als er erwartet. Mehr Drama, mehr Action, mehr Gegner, mehr Erstkontakte und am Ende sogar die Aussicht auf mehr Tod.

All das erfahren wir sozusagen ex post in Häppchen … in Rückblendeschnippseln während eines Verhörs von Taisha Konta, die uns und dem Verhörenden erzählt, was passiert ist.

Vor den Handlungsspoilern am Ende wird zwar gewarnt, aber es wäre wünschenswert, wenn die das nächste Mal in einem eigenen Track untergebracht wären, damit sich der Hörer entscheiden kann, ob er sie hören möchte oder nicht. So bin ich mitten im Track ziemlich davon überrascht worden und musste blitzschnell zum STOPP-Knopf langen, denn ich möchte unvoreingenommen an jede Folge herangehen. So machts mir mehr Spaß. Auch von Spoilern vor den Folgen, wie sie beim STERNENOZEAN zu hören waren, bin ich absolut kein Fan.

Die Sprecher und ihre Rollen:

Perry Rhodan: Torben Liebrecht
Taisha Konta: Eva Michaelis
Gucky: Santiago Ziesmer
Kalton Morkena: Oliver Stritzel
Xander T.: Thomas Schmuckert
Kommandant Ambani: Jürgen Holdorf
Karet Akabus: Klaus Dittmann
Frozer: Dietmar Wunder
Tindras’solekort: Tilman Borck
Der Bote: Udo Schenk
Lkandoner: Elena Wilms, Kai-Henrik Möller, Gerhart Hinze

In weiteren Rollen: Patrick Bach, Silke Haupt, Holger Mahlich, Johannes Steck, Ilya Welter

Trackliste:

01: Notruf aus den Plejaden
02: Labor 5 wird angegriffen
03: Auf dem Präsentierteller
04: Hört uns jemand zu?
05: Auf dem Weg
06: Keine Wahl
07: Auf dem Asteroiden
08: Resonanz
09: Vitalzeug
10: Immer da, wo der Ärger herkommt
11: Misstrauen
12: Die integrierten Geschütze
13: Zweikampf
14: Eine Art Geheimsache
15: Letzte Warnung
16: Auf Kollisionskurs

Technik-Credits:

Skript: Andrea Bottlinger
Regie: Dennis Ehrhardt
Sounddesign: ear2brain productions
Musik: Andreas Meyer

Die Ausstattung:

Die CD, die mit dem Titelmotiv bedruckt ist, steckt in einem Digipak, das farblich durchgehend in warmen Rottönen gehalten ist. Neben der Aufstellung der Sprecher und den Technik-Credits, finden wir auch Bilder der Cover aller zehn Teiler dieser Mini-Serie.

Zusätzlich gibts noch einen für meinen Geschmack sehr pathetisch und theatralisch aufgetragenen Monolog zu lesen, in dem vom Maler Paul Gaugin zu dieser Hörspielreihe geschwenkt wird.

Eine Trackliste sucht der Hörer vergebens.

Mein Fazit:

Diese neue Hörspielserie setzt ihre eigenen, akustischen Maßstäbe, bei denen mit so viel Liebe zum Hördetail ans Werk gegangen wird, wie es sich die Fans nach der überragenden STERNENOZEAN-Verhörspielung gewünscht hatten. Die Latte lag hoch, ist aber erreicht worden. Einige der Effekte erschlossen sich mir allerdings nicht oder fiepten ganz unangenehm im Ohr. Auch die Wahl des Sprechers für Gucky war meiner Meinung nach die Falsche, auch wenn der Sprecher natürlich einen sehr authentischen Job macht wie alle anderen auch. Er ist halt einfach zu sehr festgelegt, weil zu bekannt. Nur der Bösewicht dieser Folge hat mich nicht überzeugen können, da fehlte mir ein wenig vom Schauspiel, das die Kollegen anboten.

Dass der erste Teil eines Zehnteilers keine abgeschlossene Handlung bieten würde, war zu erwarten. Vielmehr stößt er nur das Tor zur Story auf und die scheint ziemlich interessant zu werden, allein schon aufgrund des Erstkontakts in dieser Folge.

Dass das Abenteuer aber schon nach gut 40 Minuten vorbei war, fand ich ein wenig enttäuschend. Es hätte so viel mehr Hörspaß auf die Scheibe gepasst, denn den können die Macher dieser Kurz-Reihe überzeugend bereiten.

1 Audio-CD mit 42:04 Minuten Spieldauer
Tracks:16

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