Nur in Neds Armen fühlt sich Francie lebendig. Die wenigen gestohlenen Stunden der Leidenschaft in einer abgelegenen Hütte lassen sie die lieblos gewordene Ehe mit Roger, einem herrschsüchtigen Wissenschaftler, ertragen. Als Roger zufällig von der Liaison erfährt, sinnt er auf blutige Rache: mit dem perfekten Verbrechen. Doch sein perfider Plan gerät immer mehr aus den Fugen, bis Roger schließlich komplett den Kopf verliert – buchstäblich…
Mein Einruck:
Da der Autor Peter Abrahams bereits mehrfach von verschiedenen Kritikern als „einer der raffiniertesten Thrillerautoren der Gegenwart“(Washington Post) hochgelobt wurde, startete ich erwartungsvoll mit dem Lesen seines neuen Thrillers „Kopflos“, für mich das erste Buch des Autors.
Abrahams lässt den Leser sogleich eintauchen in das Leben der Kunstexpertin Francie, deren Ehe mit dem sonderbaren Roger nicht erst seit dem unerfüllten Kinderwunsch beider zerbrochen scheint. Roger, ein hochintelligenter Mann, der zu allem Überfluss auch noch arbeitslos wurde, hält sich überwiegend in seinem Kellerbüro auf und teilt inzwischen weder Tisch noch Bett mit seiner Frau. Während beide früher gemeinsam Tennis spielten, flüchtet Roger sich mehr und mehr in seine etwas eigentümliche Gedankenwelt in den Keller und beschäftigt sich dort vornehmlich mit dem Lösen von Rätseln am Computer. Francie hingegen, die als Kunstexpertin alleine für den Lebensunterhalt des Paares sorgt, nimmt auch weiter am gesellschaftlichen Leben teil, indem sie beispielsweise mit Freundinnen Tennis spielt.
Der Wochentag Donnerstag ist für sie jedoch das absolute Highlight der Woche, seit sie nach einer scheinbar zufälligen Begegnung eine Affäre mit dem Psychologen Ned Demarco begonnen hat. Ned, der neben seiner Privatpraxis in einer Radiosendung Anrufer zu den verschiedenen Sorgen und Nöten ihres Liebeslebens berät, ist ebenfalls verheiratet und Vater einer Tochter. Eine Trennung kommt für ihn wegen der Tochter nicht in Betracht – eine Begründung, die Francie, selber an ihrem Kinderwunsch verzweifelt, nur zu gut verstehen und respektieren kann. Umso mehr genießen die Beiden ihre heimlichen und leidenschaftlichen Liebestreffen in einem einsam gelegenen Ferienhaus, welches Francies Freundin Brenda gehört. Statt dort wie vereinbart nach dem Rechten zu sehen, macht Francie das auf einer kleinen Insel im Fluß idyllisch gelegene Häuschen zu ihrem persönlichen Liebesnest für die wöchentlichen Treffen mit Ned.
Als sich trotz ihrer großen Bemühung um Geheimhaltung für Roger einige Indizien wie ein Puzzle zur Gesamterkenntnis fügen, dass seine Ehefrau ihn betrügt, beginnt er tief getroffen mit der Planung des perfekten Verbrechens, um Francie loszuwerden. Währenddessen kommt es auf schicksalhafte Weise zu einer intensiven und freundschaftlichen Begegnung von Francie und Neds Ehefrau Anne, wodurch die Beziehung von Francie zu Ned eindeutig komplizierter wird und sie sogar über eine Trennung nachdenkt. Roger hingegen ist in seiner blinden Wut nicht mehr zu bremsen: nach dem Abwägen möglicher Todesarten für seine Frau entscheidet er, sie nicht selbst zu töten und nimmt Kontakt zu einem Ex-Häftling auf. Donald , genannt Whitey, Truax stammt aus einfachen ärmlichen Verhältnissen und hat bereits wegen Mordes an einer Frau eingesessen. Dem hochintelligenten Roger gelingt es spielerisch, bei dem perspektivlosen Whitey die richtigen Knöpfe zu finden, um ihn für seine Zwecke einzuspannen ohne dass dieser zunächst das Ausmaß dessen begreift. Doch als Rogers Pläne durch eine schicksalhafte Abweichung durchkreuzt werden, beginnt das Chaos seinen Lauf zu nehmen. Ein perfider Plan B zum Erreichen seiner Ziele wird durch mehrere recht überraschende Wendungen torpediert und endet letztlich in einem furiosen und nicht unblutigem Finale.
Mein Fazit:
„Kopflos“ von Peter Abrahams ist ein spannender Psychothriller mit schonungslos gezeichneten Charakteren. Der Autor bedient sich an einer ganzen Palette menschlicher Abgründe und moralischer Entgleisungen, um eine Zuspitzung des Bösen zu erschaffen, die jedoch nicht unrealistisch wirkt. Die Sprache ist dabei eher schnörkellos, aber dialogreich und unterhaltsam zu lesen. Im Gegensatz zum klassischen Whodunit erschafft der Autor hier im Vorfeld einen cleveren Spannungsaufbau, welcher letztlich erst gegen Ende seinen Höhepunkt erfährt. Hierbei sind auch alle Nebenhandlungen schlüssig und gut durchdacht. Die Umschlaggestaltung ist außerdem sehr passend zu den blutigen Details des Finales gewählt. Das Buch ist lohnenswert als spannender und kurzweiliger Zeitvertreib und macht auf alle Fälle neugierig auf weitere Thriller aus der Feder von Peter Abrahams!
Taschenbuch: 416 Seiten
Originaltitel: A Perfect Crime
ISBN-13: 978-3426514757
www.droemer-knaur.de
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