Petra Oelker – Die Brücke zwischen den Welten

Worum gehts?

Wir schreiben das Jahr 1906 und befinden uns in Konstantinopel. Diese Stadt am Bosporus, die niemals schläft und wo Orient und Okzident zusammentreffen. Es wird viel gehandelt und gefeilscht. Die Welt scheint soweit in Ordnung zu sein. Auch Ludwig Brehm aus Hamburg ist in diese Metropole gereist um im Handelshaus Ihmsen & Witt in Sachen Orientteppiche geschult zu werden und sein Wissen aufzubessern.

An der Seite von Edie Witt, der Frau des Inhabers Richard Witt und Milena Bonnard lernt er die schillernde Welt des Orients kennen und ist begeistert – nicht nur von Konstantinopel, sondern auch von der damenhaften Edie. Doch als sich plötzlich Besuch aus seiner Heimat Hamburg ankündigt, gerät er ins Schwanken. Denn nun könnte ans Licht kommen, dass er gar nicht der ist, der er zu sein vorgibt.

Inhalt

Ludwig Brehm sitzt in dem Zug zum Bosporus und denkt nach. Je mehr er sich dem Ziel nähert kommen Zweifel auf, ob er das richtige tut. Er hat in einer Kneipe das unmoralische Angebot eines fremden Mannes angenommen und ist in seine Haut geschlüpft. Sein ursprüngliches Leben, das des unbedeutenden Hans Körner legt er ab und somit wird aus dem einfachen Teppichverkäufer ein Mann mit sicherem Blick – Ludwig Brehm. Er soll für ein Jahr in die schillernde Welt des Orients eintauchen und während dieser Zeit seinen Horizont über Orientteppiche erweitern.

Am Ziel angekommen scheint er mittlerweile einige Zentimeter größer geworden zu sein und die Vorstellung seiner Person mit dem Namen Ludwig Brehm geht ihm immer leichter über die Lippen. Er wird mit offenen Armen freundlich empfangen und wohnt in einem „Zimmerchen“, dessen Standard er ohne diesen Rollentausch wahrscheinlich niemals hätte genießen können.

An der Seite der beiden Frauen Edie und Milena lernt er Stadt, Sprache, politische Situation und andere Gepflogenheiten kennen. Er ist fasziniert von der Engländerin Edie, Frau des Inhabers von Ihmsen & Witt, doch auch Milena, eine Französin mit russischen Wurzeln hinterlässt Eindruck.

Um seine neu erworbene Persönlichkeit nicht auffliegen zu lassen, sind die ein oder anderen Lügen notwendig. So muss er immer wieder Rede und Antwort stehen, warum er denn zum Beispiel nicht Piano spielen möchte, wo er doch ein begnadeter Pianist sei und warum er nicht reiten mag. Um den Überblick in seine Lügerei zu behalten, fängt er an eine Art Lügenbuch zu schreiben, in das er immer wieder einen Blick werfen und nachlesen kann, was er denn den Personen um sich herum erzählt hat.

Als Ludwig Brehms Cousine, die des echten Ludwig Brehms, ihren Besuch aus Hamburg ankündigt, wird es ihm ganz mulmig zumute. Sie könnte mir nichts Dir nichts seine ganze Geschichte auffliegen lassen und würde große Schande über ihn bringen.

Mein Eindruck

Es handelt sich bei dem Titel von Petra Oelker um einen typischen Gesellschaftsroman. Es wird sehr deutlich, dass die Stadt Konstantinopel sehr geschäftig, multikulturell und schillernd ist – eine Stadt, die eben niemals schläft. Der Orient und Asien sind quasi nur durch eine Brücke voneinander getrennt. Durch die ausschweifenden Landschaftsbeschreibungen der Autorin bekommt der Leser ein wirkliches Bild vom dortigen Treiben des frühen 19. Jahrhunderts.

Die Geschichte um den Teppichhandel spielt nur eine ganz nebensächliche Rolle und damit auch die des Hans Körner bzw. Ludwig Brehm. Vielmehr scheint die politische und religiöse Situation sowie das generelle Leben und Treiben vor Ort eine weitaus größere Rolle zu spielen.

Der Schreibstil der Autorin hat mir nicht sehr zugesagt. Für meinen persönlichen Geschmack bildet sie unendlich lange Schachtelsätze, bei denen es sehr schwerfällt den Überblick zu wahren. Auch finde ich, dass sie viel schreibt, ohne wirklich etwas zu sagen. Es wirkt alles sehr ausschmückend und bis ins Detail beschreiben, obwohl es eigentlich für die Geschichte keine Rolle spielt. Wenn man böse ist, könnte man sagen, dass sie nur dadurch auf gut 470 Seiten kommt.

Auch die Länge der Kapitel ist eher lang, was aber in diesem Fall weniger wertend als feststellend gemeint ist. Am Ende der Geschichte findet man ein mehrere Seiten umfassendes Glossar, das die am häufigsten verwendeten Fremdwörter erklärt. Auf den inneren Seiten des Einbands sind Landschaftskarten abgedruckt, so dass man immer wieder nachschauen und sich verdeutlichen kann, wo die erzählte Geschichte stattfindet.

Über die Autorin

Petra Oelker, geboren 1947, arbeitete als Journalistin und Autorin von Sachbüchern und Biographien. Mit «Tod am Zollhaus» schrieb sie den ersten ihrer erfolgreichen historischen Kriminalromane um die Komödiantin Rosina, neun weitere folgten. Zu ihren in der Gegenwart angesiedelten Romanen gehören «Der Klosterwald» «Die kleine Madonna» und «Tod auf dem Jakobsweg». Zuletzt begeisterte sie mit «Emmas Reise», einer Road Novel in der Zeit nach dem 30jährigen Krieg. (Verlagsinfo)


Fazit

Ich habe leider absolut keinen Zugang zu der Geschichte gefunden. Anfangs dachte ich, dass es vielleicht noch ein paar Seiten braucht – kennt man ja. Leider wurde ich eines Besseren belehrt und habe mich wirklich auf gut Deutsch gesagt, durch diese knapp 500 Seiten gequält. Ich möchte betonen, dass dies eine ganz individuelle Meinung ist und gleichzeitig behaupten, dass es sich hierbei um ein absolut gut recherchiertes Werk über Konstantinopel handelt, das sicher viele Leser begeistern wird.

Ich bin leider so gar nicht mit der Erzählweise der Autorin zurechtgekommen und ständig schweiften während des Lesens meine Gedanken ab und ich habe ins Leere gelesen. Leider hat es die Autorin nicht geschafft, mich in diese schillernd-bunte Welt mitzunehmen, stattdessen hat sie mich auf halber Strecke verloren, schade!

Gebunden: 496 Seiten
ISBN: 3805200277

www.rowohlt.de/verlage/wunderlich.de
www.petra-oelker.de

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