Pierre Benoit – Die Königin von Atlantis (Bibliothek der phantastischen Abenteuer)

Gefangen im Atlantis der Sahara

Im Jahre 1887 unternimmt der junge Oberleutnant André de Saint-Avit einen Erkundungsritt in das nordafrikanische Hoggar-Massiv. Ihn begleiten Jean-Marie-Francois Morhange, ein Armee-Geograph und Gelehrter, und ein Beduine. Nach einigen Wochen überfällt sie in den Tifedest-Bergen ein furchtbares Unwetter, das das kleine Seitental, in dem sie lagerten, in einen reißenden Strom verwandelt. Mühsam retten sie sich in eine Höhle. Dort entdeckt Morhange eine uralte Inschrift, die in der Tuareg-Sprache den Namen „Antinea“ bildet. Ihn trägt die Urenkelin des Poseidon und letzte Königin von Atlantis, in deren gewalt die Franzosen sich bald befinden werden… (gekürzte Verlagsinfo)

Der Autor

Der Franzose Pierre Benoit wurde 1886 im südfranzösischen Albi geboren und starb 1962 in St. Jean de Luz. Er schrieb eine Menge spannender Abenteuerromane, die sofort populär, in zahlreiche Sprachen übersetzt und teils auch verfilmt wurden.

Benoit konnte 1918 mit seinem Roman „Koenigsmark“ erfolgreich debütieren; dieses Werk gilt als eines seiner wichtigsten. Es wurde bis 2010 vier Mal verfilmt. Sein Roman L’atlantide wurde mit dem Grand Prix du Roman der Académie française ausgezeichnet.

Die Handlung seiner Bücher kreist häufig um geheimnisvolle Orte oder sagenumwobene Gegenstände wie etwa einen geheimen Raum mit der Leiche eines Verschollenen in „Königsmark“ oder dem Heiligen Gral in „Montsalvat“. „Die Königin von Atlantis„, erschienen 1919, ist Benoits bekanntester Roman und wurde viermal verfilmt.

Einzelausgaben (alphabetisch geordnet)

Les Agriates. Roman. Michel, Paris 1950.
Aïno. Roman. Neuaufl. Edition Le Livre de Poche, Paris 1979, ISBN 2-253-02229-2.
Alberte. Die Tragödie einer Leidenschaft. Roman („Alberte“). Deutsch-Österreichischer Verlag, Leipzig.
Allegria. Zuflucht des Glücks; Roman („Les Amours mortes“). Orell Füssli, Zürich 1963.
Alverde. Ein Roman, der Portugal mit Äthiopien verbindet („Le Prêtre Jean“). Rex-Verlag, München 1955.
Alvira und der Tiger. Roman („Le Désert de Gobi“). Amandus-Verlag, Wien 1950.
Apsara, die schöne Exotin. Roman („Le roi lépreux“). Delta-Verlag, Berlin 1930 (früherer Titel Der aussätzige König).
Aréthuse. Roman inachevé. Michel, Paris 1963 (posthum erschienen).
Axelle. Roman. Michel, Paris 1928.
Bethsabée. Roman. Neuaufl. Michel, Paris 1973 (Le Livre de Poche; 3636).
Boissière. Roman. 82. Tsd. Michel, Paris 1950.
Le Casino de Barbazan. Roman. 42. Tsd. Michel, Paris 1950.
Le Commandeur. Roman. Michel, Paris 1960.
Les Compagnons d’Ulysse. Roman. Neuaufl. Michel, Paris 1964 (Le Livre de Poche; 1225).
Die Dame aus dem Westen. Roman („La Dame de l’Ouest“). Eden-Verlag, Berlin 1937.
Le Déjeuner de Sousceyrac. Roman. Neuaufl. Michel, Paris 1960 (Le Livre de Poche; 633).
Les Environs d’Aden. Roman. Michel, Paris 1940.
Erromango. Die Geisterinsel; Roman („Erromango“). Delta-Verlag, Berlin 1930 (übersetzt von Robert von Voß).
Fabrice. Roman. Neuaufl. Michel, Paris 1974 (Le Livre de Poche; 3948).
Feux d’artifice à Zanzibar. Roman. Michel, Paris 1955.
Flamarens. Roman. Michel, Paris 1959.
Fort-de-France. 119. Tsd. Michel, Paris 1950.
Das Fräulein von La Ferté. Roman („Mademoiselle de La Ferté“). Eden-Verlag, Berlin 1927 (übersetzt von Hans W. Fischer).
Die Heilige Feme („La Sainte Vehme“). 1958.
Die Herrin vom Libanon. Roman („La Châtelaine du Liban“). Eden-Verlag, Berlin 1928 (übersetzt von Victor Auburtin).
L’Île verte. Roman. 118. Tsd. Michel, Paris 1950.
Der Jakobsbrunnen. Roman („Le Puits de Jacob“). Krug, Leipzig 1929 (früherer Titel Agar die Tänzerin).
Jamrose. Roman. Michel, Paris 1948.
Königsmark. Roman („Koenigsmark“). Ehrlich-Verlag, Berlin 1924 (übersetzt von Victor Auburtin).

==>Atlantis. Roman („L’Atlantide“). Orell Füßli, Zürich 1920 (übersetzt von Felix Vogt, Neuauflage unter dem Titel „Die letzte Königin von Atlantis“, Edition Voltmedia, Paderborn 2005; „Die Königin von Atlantis“, Fischer-Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 1987, neu übersetzt von Widulind Clerc-Erle).

Lunegarde. Roman. 69. Tsd. Michel, Paris 1950.
Die Mitternachtssonne. Roman („Le Soleil de minuit“). Verlag Neue Presse, Wien 1931.
Monsieur de la Ferté. Roman. Neuaufl. Michel, Paris 1963 (Le Livre de Poche; 947).
Montsalvat. Roman. Neuaufl. Michel, Paris 1974 (Le Livre de Poche; 2790).
Mormonenliebe. Roman („Le Lac salé“). Delta-Verlag, Berlin 1929 (übersetzt von Nanni Collin).
Notre-Dame-de-Tortose. Roman. 68. Tsd. Michel, Paris 1949.
Les Plaisirs du voyage. Roman. Michel, Paris 1950.
Pour Don Carlos. Roman. 87. Tsd. Michel, Paris 1920.
Der Riesendamm. Roman („La Chaussée des géants“). Ehrlich-Verlag, Berlin 1925 (übersetzt von Nanni Collin).
Seigneur, j’ai tout prévu… Roman. Michel, Paris 1943.
La Toison d’or. Roman. Michel, Paris 1953.
Der Trümmervogel. Roman („L’Oiseau des ruines“). 1947.
Vergessen. Roman („L’Oublié“). Ehrlich-Verlag, Berlin 1924 (übersetzt von Ludwig Marcuse).
Villeperdue. Roman. Neuaufl. Michel, Paris 1976 (Le Livre de Poche; 4211). (Quelle: Wikipedia.de)

Handlung

Hintergrund des Geschehens ist die französische Kolonialherrschaft in Nordafrika. Der Oberleutnant André de Saint-Avit und der Hauptmann Jean-Marie-Francois Morhange, ein Armee-Geograph und Gelehrter, unternehmen einen Erkundungsritt in das nordafrikanische Hoggar-Massiv. Als sie vor einem Unwetter Schutz suchen, entdeckt Morhange in einer Höhle eine geheimnisvolle Inschrift, die in den Schriftzeichen der Tuareg den griechischen Namen Antinea bildet.

Während des Unwetters retten sie einem alten majestätischen Tuareg (zutreffender: Targi) das Leben, der verspricht, Morhange zum Dank weitere Höhlen mit Inschriften zu zeigen. Schließlich finden sich die beiden Offiziere in einem unheimlichen Palast im Innern eines hohlen Berges wieder.

Begeistert entdeckt Morhange eine gigantische Bibliothek, verwaltet von einem greisenhaften Männchen, dem französischen Universitätsdozenten Le Mesge. Er erklärt den beiden Besuchern, dass sie sich in der Gewalt Königin Antineas befinden, die alle Männer hasst und einen tödlichen Zauber auf sie ausübt. Auch sie würden nicht verschont werden…

Mein Eindruck

Interessant ist zunächst einmal Benoits neuartige Atlantis-Theorie, nach der das Inselreich, das Plato erwähnte, nicht völlig im Meer versunken, sondern teilweise durch Bergauffaltungen angestiegen und sich in der Sahara als Felsmassiv verfestigt haben sollte.

Abgesehen von der aufregenden Genealogie Königin Antineas, die sich direkt vom Meeresgott Poseidon herleitet, fesselt den Leser auch der ungewöhnliche Zuschnitt ihres Reiches, eine Mischung aus archaischen Formen mit Felshöhlen und wilden Tieren und modernistischem Plüschpomp der Jahrhundertwende – Benoits ganz persönliche Note.

Antinea selbst ist eine Verkörperung des weiblichen Prinzips, der Jung’schen Anima. Sie entspricht der SIE („Ayesha“) bei Henry Rider Haggard und zahlreichen femmes fatales bei Abraham Merritt. Möglicherweise verkörperte sie die Furcht der Männer vor dem Aufstieg der Frauen ihrer Zeit zu Einfluss – o Schreck, sie erhielten das Wahlrecht! – und Einfluss (Eleanor Roosevelt, Amelia Earhart, diverse Filmgöttinnen).

Die übermächtige Frau ist aber auch ein Vorwand, um die Verantwortung des moralischen Prinzips, des Geistes an ältere Mächte abzugeben – an die des Fleisches und der Gefühle, an die der – Rasse gar? Und wir wissen aus leidvoller Geschichte, wohin diese Sehnsucht führte.

Unterm Strich

Wer die Kombination aus Fin de siècle, Atlantis-Abenteuer und Exotik-Erotik mag, ist hier genau richtig. Alle unbekannten Begriffe und Namen sind in Fußnoten von der Übersetzterin erklärt worden, was das Verständnis der Beschreibungen doch sehr erleichtert.

„Es ist der beste, anständigste, konsequenteste, reinste Kitsch, der denkbar ist.“– Hermann von Wedderkop, 1922

Taschenbuch: 242 Seiten
Originaltitel: L’Atlantide, 1919
Aus dem Französischen übertragen von Widulind Clerc-Erle.
ISBN-13: 9783596227204

www.fischerverlage.de

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