Poe, Edgar Allan / Hala, Melchior / Sieper, Marc / Hank, Dickky / Weigelt, Thomas – Scheherazades 1002. Erzählung / Die 1002. Erzählung (POE #20)

Auftritt Dr. Baker: Wenn man vom Teufel spricht …

„Scheherazades 1002. Erzählung“ ist der zwanzigste Teil der Edgar-Allan-Poe-Reihe von |Lübbe Audio|, die unter Mitwirkung von Ulrich Pleitgen und Iris Berben, eingebettet in eine Rahmenhandlung, Erzählungen des amerikanischen Gruselspezialisten zu Gehör bringt.

In dieser Episode tritt Poe nicht auf! Leonie hat vor ihrer Abreise aus New Orleans eine Entdeckung gemacht, die tödliche Konsequenzen für Poe haben kann. Sie reist nach New York, um ihn zu warnen. In einem Hotel entdeckt sie im Gästebuch seinen Namenszug. Doch dann gerät sie in die Hände des verbrecherischen Dr. Baker (gesprochen von Till Hagen). Er braucht Informationen, und um sie zu bekommen, ist Baker zu allem entschlossen. Leonie muss um ihr Leben erzählen.

Die Vorlage: Die Abenteuer von Sindbad dem Seefahrer gehen weiter. In dieser neuen, lange verborgenen Geschichte begegnet Sindbad einem seltsamen metallischen Monstrum, das die Meere befährt. Es zieht einen langen, dunklen Feuerschweif hinter sicher her, fährt mit einer unglaublichen Geschwindigkeit und ähnelt weder Fisch noch irgendeinem anderen Meerestier. Sindbad wird von den Menschen, die auf diesem Monstrum leben, gefangen genommen. Ihm steht eine wahrhaft fantastische Reise bevor, die ihn in ein fernes Land führt …

Ulrich Pleitgen und Iris Berben haben auch an den ersten neunzehn Hörbüchern der Serie mitgewirkt:

#1: Die Grube und das Pendel
#2: Die schwarze Katze
#3: Der Untergang des Hauses Usher
#4: Die Maske des roten Todes
#5: Sturz in den Mahlstrom
#6: Der Goldkäfer
#7: Die Morde in der Rue Morgue
#8: Lebendig begraben
#9: Hopp-Frosch
#10: Das ovale Portrait
#11: Der entwendete Brief
#12: Eleonora
#13: Schweigen
#14: Die längliche Kiste
#15: Du hast’s getan
#16: Das Fass Amontillado
#17: Das verräterische Herz

Die vier neuen Folgen sind:

#18: Gespräch mit einer Mumie
#19: Die Sphinx
#20: Scheherazades 1002. Erzählung (auch: Die 1002. Erzählung)
#21: Schatten (ursprünglicher Titel: Die Scheintoten)

Die (am 30.3.2007) kommenden Folgen sind:

#22: Berenice
#23: König Pest
#24: Der Fall Valdemar
#25: Metzengerstein

_Der Autor_

Edgar Allan Poe (1809-49) wurde mit zwei Jahren zur Vollwaise und wuchs bei einem reichen Kaufmann namens John Allan in Richmond, der Hauptstadt von Virginia, auf. Von 1815 bis 1820 erhielt Edgar eine Schulausbildung in England. Er trennte sich von seinem Ziehvater, um Dichter zu werden, veröffentlichte von 1827 bis 1831 insgesamt drei Gedichtbände, die finanzielle Misserfolge waren. Von der Offiziersakademie in West Point wurde er ca. 1828 verwiesen. Danach konnte er sich als Herausgeber mehrerer Herren- und Gesellschaftsmagazine, in denen er eine Plattform für seine Erzählungen und Essays fand, seinen Lebensunterhalt sichern.

1845/46 war das Doppeljahr seines größten literarischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Erfolgs, dem leider bald ein ungewöhnlich starker Absturz folgte, nachdem seine Frau Virginia (1822-1847) an der Schwindsucht gestorben war. Er verfiel dem Alkohol, eventuell sogar Drogen, und wurde – nach einem allzu kurzen Liebeszwischenspiel – am 2. Oktober 1849 bewusstlos in Baltimore aufgefunden und starb am 7. Oktober im Washington College Hospital.

Poe gilt als der Erfinder verschiedener literarischer Genres und Formen: Detektivgeschichte, psychologische Horrorstory, Science-Fiction, Shortstory. Neben H. P. Lovecraft gilt er als der wichtigste Autor der Gruselliteratur Nordamerikas. Er beeinflusste zahlreiche Autoren, mit seinen Gedichten und seiner Literaturtheorie insbesondere die französischen Symbolisten.

_Die Sprecher/Die Inszenierung_

Iris Berben gehört zu den bekanntesten und profiliertesten Schauspielerinnen hierzulande. Ihr Repertoire umfasst Krimis („Rosa Roth“) ebenso wie Komödien und klassische Werke. Für ihre Leistungen wurde sie u. a. mit dem Bambi und mit der Goldenen Kamera ausgezeichnet. In der POE-Serie interpretiert sie die weibliche Hauptrolle Leonie Goron und andere Figuren.

Der deutsche Prolog wird von Heinz Rudolf Kunze vorgetragen, der englische von Laurie Randolph, die Ansage erledigt André Sander. Die deutsche Hörspielfassung stammt von Melchior Hala nach einer Idee von Marc Sieper, Dickky Hank und Thomas Weigelt. Für Regie, Musik und Ton waren Christian Hagitte und Simon Bertling vom |STIL|-Studio verantwortlich.

_Vorgeschichte_

Ein Mensch ohne Namen. Und ohne jeden Hinweis auf seine Identität. Das ist der Fremde, der nach einem schweren Unfall bewusstlos in die Nervenheilanstalt des Dr. Templeton eingeliefert und mittlerweile entlassen wurde. Diagnose: unheilbarer Gedächtnisverlust. Er begibt sich auf eine Reise zu sich selbst. Es wird eine Reise in sein Unterbewusstsein, aus dem schaurige Dinge aus der Vergangenheit aufsteigen. Woher kommen sie? Was ist passiert? Was hat er getan?

Schon neunzehn Stationen hat der Fremde durchwandert, stets begleitet von Alpträumen. Nach einem Aufenthalt in einem Gasthaus begibt sich der Fremde ohne Gedächtnis auf eine Seereise, die ihn zunächst nach New Orleans führt. Aus einem Schiffswrack rettet er eine schöne Landsmännin, Leonie Goron. Sie weist ihn darauf hin, dass man ihm möglicherweise nach dem Leben trachtet. Nur zu wahr, denn auf der letzten Station vor dem Ziel New Orleans muss sie ihm das Leben retten. Selbst in der großen Stadt bleibt Poe nicht von Alpträumen nicht verschont. Doch er findet etwas über seine und Leonies Vergangenheit heraus und welche finstere Rolle Dr. Templeton als Francis Baker darin spielt.

Am Anfang rekapituliert Leonie sehr knapp die unmittelbare Vorgeschichte bis hin zum Inhalt von „Die Sphinx“, der 19. Folge der Serie. Das erleichtert den Einstieg in die Serie ein wenig, aber nur minimal. Man sollte lieber das Booklet lesen.

_Handlung_

Endlich trifft auch Leonie Goron in New York City ein. Leonie hat vor ihrer Abreise aus New Orleans eine Entdeckung gemacht, die tödliche Konsequenzen für Poe haben kann. Ein Mann, von dem Poe glaubt, dass er ihn in Dr. Bakers Villa getötet hat, hat sich von seiner Verletzung erholt und will sich an seinem Beinahemörder rächen. Das hat sie in Episode 13 belauscht. Doch wie soll sie Poe finden? Da kommt ihr Kommissar Zufall zu Hilfe.

|Eine Spur|

Am Hafen hat man ihr das zentral gelegene Washington House empfohlen, doch als sie dort eintrifft, geht die polizeiliche Durchsuchung des Hotels immer noch weiter: Der Keller steht offen, denn man sucht in den Katakomben nach dem verschwundenen Cop Moloney. Im Gästebuch steht Poes Namenszug und sie glaubt bereits, sie habe ihn gefunden. Doch als sie Poes nicht abgeschlossenes Zimmer betritt, ist es leer. Jetzt erst trägt sie sich ins Gästebuch ein: als Leonie Sander (so hieß sie in Episode 18). Sie will Dr. Baker keinen Hinweis auf ihre Anwesenheit liefern. Sie kann ihm nur mit Poes Hilfe entkommen.

|Herz der Finsternis|

Ein alter Hotelgast, der sich Waltman nennt, scheint Poe zu kennen und verrät ihr, dass dieser zu einem Dr. Gump im Städtischen Krankenhaus wollte. Als sie sich dort mit List und Chuzpe umsieht, muss sie in ein Krankenzimmer ausweichen, um sich zu verstecken. Im Bett liegt eine junge Frau, der jemand das Gesicht schrecklich zerschnitten hat. (Es handelt sich um die arme Anna Rogêt.) Als Leonie erwähnt, dass sie einen Dr. Gump suche, erschrickt das Mädchen und wird ganz wirr im Kopf. Leonie haut ab.

Mit der Notlüge, dass sie sich als Krankenschwester anstellen lassen wolle, verschafft sie sich Zutritt zur Leichenhalle, um dort weiter nach Dr. Gump zu suchen. Doch der dortige Anblick von Leichen in Kesseln dreht ihr den Magen um und sie wendet sich mit Schaudern ab. Immerhin hat sie von den Arbeitern dort gehört, dass Dr. Gump gerade den Weg allen Fleisches geht … nachdem er einem armen Mädchen das Gesicht zerschnitten hat.

|Rettung|

Vor dem Krankenhaus merkt sie, dass besagtes Mädchen eine Hausfassade erklettert hat und sich nun anschickt, sich aus dem zweiten Stockwerk in die Tiefe zu stürzen. Leonie bewahrt Anna vor diesem unzeitigen Tod. Sie kann sich sehr gut in die Lage des Mädchens versetzen. Dessen Schwester ist verschwunden und sein Bruder wurde erschossen. Auch Leonies beste Freundin Lucy Monahan, Dr. Bakers Verlobte, ist tot: Sie brachte sich um. Nun stellt sich Anna als gute Verbindung zu Poe heraus, und zusammen gehen sie zurück ins Hotel, um dort auf den Gesuchten zu warten.

|Waltmans Zimmer|

Überrascht muss Leonie feststellen, dass das Hotel von der Polizei gesperrt worden ist. Man habe im Keller drei Leichen gefunden, berichtet ihr der freundliche Polizist, der Wache hält. Mit einer List gelingt es den beiden Frauen dennoch, ins Hotel zu gelangen. Dort begrüßt sie wieder der alte Mr. Waltman, und wieder hat er ein Exemplar der „Erzählungen aus 1001 Nacht“ bei sich. Er lädt sie zu sich auf einen Tee ein. Dass Dr. Gump tot ist, bedauere er, denn das sei einer seiner Schüler an der Universität gewesen, ebenso wie Dr. Baker. Da wird Leonie hellhörig. Doch wenn man vom Teufel spricht …

|Unliebsamer Besuch|

Es klopft an der Tür. Waltman geht in den Vorraum seiner geräumigen Hotelsuite, um zu öffnen. Leonie hört die markante Stimme Dr. Bakers, dieses Scheusals. Er fragt nach seinen Briefen und erklärt, er wolle seine Forschungsunterlagen in Brooklyn holen. Dann wolle er sie Waltman, seinem Mentor, zeigen, damit dieser sie beurteile. Bald sei er von seiner Manie geheilt. Bestimmt.

Als sich Dr. Baker, gekleidet in eine Polizeiuniform, Zugang zum Zimmer verschafft, in dem Leonie neben Anna sitzt, schreit er auf, zieht seinen Stockdegen, setzt ihn Waltman auf die Brust und befiehlt: „Verräter! Fessle sie!“ Was folgt, ist ein Albtraum voll unangenehmer Überraschungen – für alle vier Beteiligten …

_Mein Eindruck_

Was abzusehen war und vom Zuhörer schon länger ersehnt wurde, trifft endlich ein: das erneute Aufeinandertreffen von Leonie und Dr. Francis Baker. Die beiden sind durch zwei gemeinsame Bekannte verbunden: Lucy Monahan war Leonies beste Freundin und zugleich Bakers Halbschwester und Freundin. Zudem steht der Mann, der sich „Edgar Allan Poe“ nennt, zwischen ihnen.

Natürlich will Baker sofort wissen, wo sich dieser entsprungene Patient befindet, doch Leonie hat selbst keine Ahnung. Deshalb kommt es zu einer gewalttätigen Entladung der Anspannung, wenn seine Brutalität auf ihre Entschlossenheit und Findigkeit trifft. Inspiriert von Scheherazades Vorbild, erzählt sie Baker, was er hören will. Leider lässt er sich nicht täuschen …

Ein zweites wichtiges Ergebnis ist das Zusammentreffen von Leonie mit Anna Rogêt, die das Opfer von Bakers kriminellem Kollegen Dr. Gump geworden ist. Die junge Frau mit dem französischen Namen hat wahrscheinlich Verwandte in Frankreich, so etwa die verschwundene Schwester (Marie?). Und da Leonie Goron ebenfalls aus Europa, wenn nicht sogar aus Paris kommt, könnte hier eine engere Verbindung bestehen als zwischen zufälligen Bekannten.

Schließlich gerät Leonie doch noch auf die Spur von Poe, als sie in die Kirche von Father O’Neill gelangt und dort Kapitän Hardy wiedersieht, den sie noch von der „Independence“ kennt. Doch das Ziel, das er ihr nennt, ist unheilverheißend: Es handelt sich um das Totenschiff „Rachel“.

Die flott inszenierte Episode liefert jede Menge Informationen und zudem eine Actionszene (s. o.), die so rasch vorüberfliegt, dass der unvorbereitete Hörer in die Verlegenheit geraten könnte, die Hälfte zu verpassen, wenn sie schon wieder vorüber ist. Ich fordere deshalb zu erhöhter Aufmerksamkeit auf. Es lohnt sich. Denn mittendrin erlebt auch Leonie ihre erste Vision …

_Die Sprecher/Die Inszenierung_

|Miss Leonie Goron|

Iris Berben bietet Pleitgens melancholischem und nachdenklichem Poe einen lebhaften Widerpart mit ihrer Leonie Goron. Und wie der grüblerische Poe sogar selbst merkt, zeichnet sich Leonie durch ungewöhnlichen Scharfsinn und eine kluge Feinfühligkeit aus. Sie hat erheblichen Anteil an Poes Rettung in der Rahmenhandlung von Episode 5 („Mahlstrom“). Spätestens ab „Der Goldkäfer“ wirkt sie wie eine kluge Freundin, die durch ruhige Überlegung und kluge, verständnisvolle Fragen bald zu seiner unverzichtbaren Ratgeberin wird. In Episode 15 „Du hast’s getan“ steht sie selbst ihren Mann als Detektivin und Ein-Frau-Polizeitruppe, in Episode 18 tritt sie als Hieroglyphenexpertin auf.

|Dr. Baker|

Till Hagen verleiht dem teuflischen Experimentator Dr. Baker alias Dr. Templeton alias Schwarzer Reiter (Episode 13) eine Entschlossenheit, die beängstigend ist. Diesem Charakter ist alles zuzutrauen. Dabei verfolgt er ein begrüßenswertes Ziel: Er will sich selbst von seinem Drang zu Gewalt und Mord heilen. Dieser Versuch kostet einen Menschen nach dem anderen das Leben …

_Musik und Geräusche_

Mindestens ebenso wichtig wie die Sprecher sind bei den POE-Produktionen auch die Geräusche und die Musik. Hut ab vor so viel Professionalität! Die Arbeit des Tonmeisters beim Mischen aller Geräusche ist so effektvoll, dass man sich – wie in einem teuren Spielfilm – mitten im Geschehen wähnt. Die Geräuschkulissen sind entsprechend lebensecht und detailliert gestaltet. Es gibt Glockenschläge von Turmuhren (man kann die Stunde daran ablesen), Tumult, einige Schreie und auch sonst jede Menge zu hören.

Auf die Dreidimensionalität wurde stärker geachtet: Stimmen von links und rechts, in der Ferne (leiser) und im Vordergrund (lauter), ja sogar innerer Monolog (spezielle Musikuntermalung mit ausgeblendeten Geräuschen) vermitteln den Eindruck einer Welt, in der sich ein Betrachter wie im Zentrum des Geschehens fühlen könnte.

Die Musik erhält eine wichtige Bedeutung: Sie hat die Aufgabe, die emotionale Lage der Hauptfigur und ihres jeweiligen Ambientes darzustellen. Diese untermalende Aufgabe dient diesmal mehr der Gestaltung ganzer Szenen. Als Leonie zum Städtischen Krankenhaus geht, erklingt ein völlig verstimmtes Honkytonk-Piano, um anzukündigen, dass nun eine relativ üble Szene folgt. Wieder werden die Übergänge zwischen Leonies Erleben und ihrer Halluzination mit gelungenen Soundeffekten angedeutet.

Ein Streichquartett, Musiker des Filmorchesters Berlin sowie die Potsdamer Kantorei an der Erlöserkirche wirken zusammen, um eine wirklich gelungene Filmmusik zu den Szenen zu schaffen. Das Booklet führt die einzelnen Teilnehmer detailliert auf, so dass sich niemand übergangen zu fühlen braucht.

_Der Song_

|Mara Kim: A Dream within a Dream|

Die Sängerin Mara Kim wurde unter anderem mit dem Hessischen Songpreis sowie bei den Berliner Festspielen ausgezeichnet. Die erste Veröffentlichung „Infinite Possibilities“ erschien 2003 auf der |Frankfurt Lounge|-CD mit dem Produzententeam „Superflausch“. Die 21-jährige Künstlerin, die sich auch selbst am Klavier begleitet, schreibt ihre Texte in verschiedenen Sprachen und arbeitet an ihrem ersten Soloalbum. Ihre Stimme ist einfach ein Ereignis und muss man gehört haben.

Die elegische Ballade „A Dream within a Dream“ wird im englischen Original vorgetragen, und zwar mit so viel Intensität, dass sie bei mir einen starken Eindruck hinterließ. Natürlich wird der klassische Gesang von einem Piano und den obligaten Streichern (gutes Cello) begleitet, insofern alles wie gehabt. Im direkten Vergleich mit der Vorlage fand ich heraus, dass der Teil der Strophen besser verteilt und am Schluss etwas gekürzt wurde. Dadurch erklingt der Refrain mit der Titelzeile häufiger und eindringlicher, der Song wirkt weniger wie ein Gedicht, sondern mehr wie ein Lied. Das Ergebnis der Bearbeitung spricht für sich.

_Unterm Strich_

Es wurde ja auch Zeit, dass Dr. Baker mal in New York City auftaucht. Er konnte nicht ständig hinter den Kulissen agieren. Das Zusammentreffen mit Leonie stellt ein Vorgeplänkel dar, bevor er mit Poe selbst zusammentrifft – das Treffen findet frühestens in Episode 22 statt, wahrscheinlich erst am Ende der Serie, also in Episode 25 (s. o.).

Diese Episode hat mir besonders gut gefallen, denn sie verbindet erfolgreiche Ermittlungen seitens Leonies mit einer abschließenden Action- und Visions-Szene, die einen dramatischen Wendepunkt darstellt. Nun ist Leonie bereit, sich wieder mit Poe zu versöhnen, denn sie hat gesehen, dass sich Dr. Baker seit dem letzten Treffen in New Orleans (Episode 10) keinen Deut gebessert hat, sondern vielmehr weiterhin teuflische Pläne verfolgt.

Mit Anna Rogêt führt der Dramaturg eine interessante Nebenfigur ein, die vielleicht noch dazu führt, dass sich Poe mit Leonie, wie es ihr Wunsch ist, nach Europa absetzen und die völlig verwaiste Anna dabei mitnehmen wird. Doch die nächste Station muss Leonie erst einmal überleben: der Besuch auf einem Totenschiff.

Die Parallele zu den immer noch nicht restlos aufgeklärten Umständen des Todes des realen E.A. Poe sind nicht zu übersehen. „Die Wahrheit ist irgendwo dort draußen“, heißt es in „Akte X“. Dies könnte das Motto für Poes Lebensweg in der Hörspielserie sein. Hoffen wir, dass Poes Mulder immer auch eine Scully an seiner Seite hat. Die neue Staffel weist ein ebenso hohes Qualitätsniveau wie die bisherigen vier Staffeln auf.

|75 Minuten auf 1 CD|
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