Mike Resnick – Kirinyaga. A Fable of Utopia (Erzählungen)

Kikuyu reloaded: Das anrührende Scheitern einer Utopie

Am 19. April 2123 führt Koriba, der Kikuyu-Medizinmann, sein Volk fort aus dem überbevölkerten und verschmutzten Kenia, um einen terraformierten Planetoiden zu besiedeln, und zwar nach den alten Traditionen der Kikuyu. Dies ist die Geschichte, wie es dem Volk der Kikuyu in seinem Utopia bis zum Jahr 2137 erging.

Der Autor

Mike Resnick wurde am 5. März 1942 in Chicago geboren. Bereits mit 15 veröffentlichte er seinen ersten Artikel, mit 17 seine erste Kurzgeschichte und mit 20 seinen ersten Roman. Inzwischen hat er mehr als 250 Bücher veröffentlicht. Er zählt zum Urgestein der SF und Fantasy und hat im Lauf seiner Schriftstellerkarriere alle international begehrten Genre-Preise gewonnen, darunter seit 1989 allein fünfmal den HUGO Award (für den er weitere 27-mal nominiert war). Er gilt als einer der fleißigsten Autoren der Szene und ist auch als Herausgeber sehr aktiv. Seine Werke wurden bisher in 20 Sprachen übersetzt. Da sich bei ihm alles ums Buch dreht, verwundert es nicht, dass auch seine Frau Carol Schriftstellerin ist – wie auch seine Tochter Laura, die bereits ihre ersten SF/Fantasy-Preise gewonnen hat.

In mehreren Anhängen beschreibt der Autor sein Privat-Universum, das er im „Birthright“-Zyklus geschaffen hat. Dieser Zyklus umfasst nicht nur den fünfteiligen „Starship“- bzw. „Wilson Cole“-Zyklus, sondern auch viele Einzelromane wie etwa „Elfenbein“, „Santiago“ und „Kirinyaga“ (den meistdekorierten SF-Roman aller Zeiten). Alle dazugehörigen Werke, egal ob Roman oder Story, werden in eine zusammenhängende Chronologie gestellt. „Die Meuterer“ etwa spielt im Jahr 1967 GE, was dem Jahr 2908+1967 = 4875 entspricht.

Das Birthright-Universum lässt sich mit Alan Dean Fosters Homanx Commonwealth Universum vergleichen, für das immerhin schon ein kleines Lexikon gibt. Dieses findet sich in einem der Bände des deutschen Heyne SF Magazins. Für das Birthright-Universum existiert bislang nur eine amerikanische Bibliografie, und von einer Übersetzung dieses Werkverzeichnisses ist mir nichts bekannt.

Auf Deutsch erschienen unter anderem:

Elfenbein (1988; ersch. bei Heyne, 1995)
Einhornjagd (1987; ersch. bei Heyne 1997)
– Santiago (1987, bei Heyne 1993)
– Walpurgis III (Knaur, 1986)
– Das Zeitalter der Sterne (Knaur, 1985)
– Die größte Show im ganzen Kosmos 1-4 (Goldmann 1984/85)
– Herr der bösen Wünsche (Bastei Lübbe, 1984)

Der |Starship|-Zyklus:

Die Meuterer (Starship: Mutiny)
Die Piraten (Starship: Pirate)
Starship: Mercenary
Starship: Rebel
Starship: Flagship

Die Erzählungen

1) Prolog: „A perfect morning, with jackals“ (19. April 2123)

Der Gott Ngai sitzt auf seinem heiligen Berg Kirinyaga (= Berg des Lichts), den die Weißen Mount Kenia nennen, und erschafft die drei Völker der Maasai, der Kikuyu und der Wakamba. Dem Maasai gibt er den Speer, damit sie Krieg führen können. Den Wakamba gibt er die Jagdlust und den Kikuyu den Drang, die Früchte der Erde zu ernten und Vieh zu züchten.

Doch im Jahr 2123 ist von den Kikuju nichts mehr übrig außer Kenianern, behauptet Koriba Kimante, als sein Sohn Edward ihn abholt. Überall herrschen europäische Technik, Ernten, und Sitten, sonst nichts. Koriba will, obwohl er selbst bei den Europäern studiert hat, mit seinen Anhängern zum Planetoiden Kirinyaga auswandern, um dort nach den Traditionen der alten Kikuyu zu leben, wie sie vor der Ankunft der Europäer existierten. Sein Sohn hält ihn für kaum zurechnungsfähig, erweist aber den Respekt, der dem Vater zusteht.

Vor dem Raumflughafen zeigt er seinem Vater etwas: zwei Schakale, hunderte von Meilen vom Wildreservat entfernt. Zwei Anachronismen, genauso wie Koriba selbst.

Mein Eindruck

In diesem Prolog erfahren wir, was nach Ansicht Koribas alles nicht mit dem modernen Kenia des Jahres 2123 nicht stimmt. Elefant und Löwe sind schon längst ausgerottet worden, und Riesenstädte wie Nairobi und Mombasa geben den landlosen Massen Lebensraum, Obdach und Versorgung. Sie sind entwurzelt, anonym und ausgebeutet. Dies habe nichts mit der Identität der Kikuyu zu tun. Denn ihre Identität werde von ihren Sitten und Gebräuchen bestimmt, sondern wären sie von Maasai und Wakamba zu unterscheiden.

Kirinyaga hingegen soll das Utopia der Kikuyu sein, wo sie nach alter Väter Sitte leben können. Allerdings hat jeder, dem die Kikuyu begegnen, eine andere Vorstellung davon, wie ein Utopia aussehen soll. Koriba, der in Oxford und Yale studiert hat, weiß, welche Opfer die Kriege um die Utopien (wie etwa Kommunismus oder Nationalsozialismus) gefordert haben. Solche Konflikte versucht er fortan zu vermeiden. Doch er muss stets einen Preis dafür zahlen …

2) „Kirinyaga“ (August 2129)

Medizinmann Koriba hat ein neugeborenes Baby getötet. Das wird Ärger mit der Wartung dieser Welt geben, prophezeit der Häuptling. Koriba bleibt ganz ruhig. Schon am nächsten Morgen kommt der Abgesandte von der Wartungsgesellschaft, wie Koribas Computer gemeldet hat. Es ist die 41-jährige kinderlose Frau Barbara Easton. Sie hätte gerne eine Erklärung.

Koriba begründet seine Tat damit, dass das Baby mit den Füßen voran zur Welt gekommen sei und somit ein Dämon war. Er musste es töten. Easton kritisiert auch, dass er die Gebrechlichen und Alten den Hyänen zum Opfer bringt. Müsse das wirklich sein? Koriba beharrt auf seinem Standpunkt, denn dies sei die Tradition der Kikuyu, von der es kein Abweichen geben dürfe.

Nachdem die Easton wieder gegangen ist, um zu berichten, ruft ihn der Ältestenrat dreier Dörfer zu sich. Koribas Häuptling Koinnage ist dabei. Die Ältesten fürchten, dass die Wartung, die behauptet, Kirinyaga habe seine Charta verletzt, sich nun einmischen könnte. Und was sei so schlecht daran, die Alten und Gebrechlichen am Leben zu lassen? Koriba erklärt es ihnen: Die Kikuyu befänden sich mit Kirinyaga im Gleichgewicht, aber wenn sie zuließen, dass andere mit anderer Moral sich einmischen dürften, dann würde das Gleichgewicht zerstört – und das wäre das Ende von Kirinyaga.

Und so kommt es, dass bei einer Zwillingsgeburt das Erstgeborene als Dämon getötet wird. Und dass Koriba beginnt, unter den unbeschnittenen Jungen neue Krieger auszubilden, so schrecklich wie einst die Mau-Mau.

Mein Eindruck

Hier muss das junge Utopia seine iegenen Sitten und gesetze gegen die Maßstäbe der Außenwelt verteidigen, denen das Töten von Babys barbarisch erscheint. Doch Koriba argumentiert, dass die Utopie nur dann funktioniert, wenn sie niemand anderem als den Utopisten selbst gestaltet und gelebt wird. Alles andere funktioniert nicht, sondern würde das Utopia der Kikuyu seiner Identität berauben.

3) „For I have touched the sky“ (Januar 2131)

Das unbeschnittene Mädchen Kamari kommt mit einem Vogel zu Koriba. Der kleine Falke hat einen gebrochenen Flügel. Kamari will ihn gesundpflegen und in einem Käfig halten. Obwohl Koriba sie warnt, was passieren wird, setzt sie ihren Vorsatz in die Tat um. Koribas Lohn dafür, den Flügel gerichtet zu haben, besteht darin, dass sie ihm die Hütte säubert usw. Dabei entdeckt sie etwas Neues. Es sei ein Buch, sagt Koriba. Sie weiß, dass die Zeichen etwas bedeuten. Er ist so nett, ihr ein Gedicht der Europäer vorzulesen. Doch er ermahnt sie, dass Frauen der Kikuyu weder lesen noch schreiben dürfen. Das sei ihnen verboten.

Kamari hört nicht auf ihn, wie er entdeckt. Sie hat nicht gelesen, sondern einfach seinen Computer benutzt, um lesen und schreiben zu lernen. Als er seinem Computer verbietet, mit dem Mädchen in einer bekannten Sprache zu kommunizieren, umgeht das Mädchen dieses Verbot auf geniale Weise: Sie erfindet binnen zweier Monate ihre eigene Sprache, Kamari. Koriba muss dem Computer jede Art der Kommunikation mit ihr verbieten.

Drei Tage später erfährt er zufällig, dass Kamari im Hungerstreik ist. Er geht zu ihr, um herauszufinden, warum sie dies tut. Sie besteht darauf, ihr Freiheit zu fordern, Lesen zu lernen. Er verbietet es ihr erneut, aber sie können auf eine andere Welt gehen. Sie will auf Kirinyaga bleiben und lesen lernen. Koriba droht, sie mit einem Fluch zu belegen, doch sie nimmt ihn nicht ernst. Wenige Stunden später sieht er den Rauch, der von ihrer Hütte aufsteigt. Ihr Vater sagt, Kamari habe sich erhängt und man müsse die verunreinigte Hütte verbrennen. Die Weiber stimmen die Totenklage an. Koriba ist traurig. Aber was konnte er sonst tun?

Mein Eindruck

Ideen können tödlich sein für die Lebensweise der Kikuyu. Das hat Koriba ja in Kenia gesehen. Aber kann selbst ein junges Mädchen den Stamm mit seinen Ideen vergiften, fragt sich der Leser. O ja, würde Koriba antworten, denn sie würde die Ideen – gelesen oder gehört – an ihre Umgebung weitergeben. Und diese würde nun unzufrieden werden mit den eigenen Lebensbedingungen, würde vielleicht Autos und Fernseher oder sogar Kommunismus verlangen. Da könnten sie auch gleich Europäer werden!

Auch diesmal geht es wieder um den Zusammenhang zwischen der Identität der Kikuyu und den Ideen und Idealen, nach denen sie und nur sie leben. Es mag ungerecht erscheinen, dass man nur den Frauen das Lesen und Schreiben verbietet, den Männern aber nicht. Es mag unfair sein, einem Mädchen seine eigene Sprache zu verbieten. Und doch dient dies alles dem höheren Zweck der Erhaltung des Utopias. Und so ist das Ende, das die junge Kamari nehmen wird, unausweichlich.

Es ist eine sehr traurige und sehr anrührende Geschichte. Deshalb gibt sie mehr als viele andere in diesem Buch Anlass zum Nachdenken.

4) „Bwana“ (Dezember 2131 – Februar 2132)

Durch die angenehmen Bedingungen auf Kirinyaga ist die Ökologie aus dem Gleichgewicht geraten. Es gibt zu viel von allem: Die Menschen haben sich vermehrt und ausgebreitet, sodass sie den Revieren der Hyänen in die Quere kamen. Die Hyänen ihrerseits kennen den süßen Geschmack von Menschenfleisch, denn die Kikuyu geben ihnen ihre Kranken, Alten und Gebrechlichen zum Fraß. Koriba, der Medizinmann, hat das Unheil kommen gesehen: Nun fallen die Hyänen bereits über die jungen Hirten her. Es dauert nicht lange, bis das Geschrei ebenso groß ist wie das Totengeheul der Weiber, und der Häuptling zu ihm kommt. Koinnage fordert, dass Koriba etwas unternimmt, um die Hyänen zu bekämpfen. Koriba verlangt Geduld von ihm, denn er weiß, das Gleichgewicht nach zwei bis drei Regenzeiten wiederhergestellt sein wird. Viel zu lange für den erzürnten Koinnage, der einen seiner Söhne verloren hat.

Aber was können die Kikuyu schon tun? Als Koinnage mit einer Jagdgruppe gegen die Hyänen kämpft, verliert er zwei unerfahrene Männer. Koriba kann ihm nur sagen, dass Ngai es nicht gewollt hat, dass die Ackerbauern der Kikuyu auf die Jagd gehen wie die Maasai oder die Wakamba. Deshalb sieht Koinnage, der eine schnelle Lösung sucht, keine andere Möglichkeit, als von der Wartung einen Jäger anzufordern. Der Protest Koribas verhallt ebenso ungehört wie seine Warnungen. Deshalb nimmt das Unheil seinen Lauf.

Es dauert nur wenige Tage, bis ein unbekannter Mann den Hügel zu Koriba heraufkommt. Er ist europäisch gekleidet und trägt in seiner Hand den Behälter für ein Gewehr. Und an der Art, wie er den Medizinmann nicht mit einem Ehrentitel, sondern nur mit „Alter Mann“ anspricht, merkt Koriba gleich, dass dies ein arroganter Maasai sein muss. Er hat recht. Der Jäger verspottet auch das sogenannte Utopia, das Kirinyaga sein soll – es ist ja bloß eine Ansammlung erbärmlicher Dörfer. Schnell spürt der Jäger, dass Koriba ihn ablehnt und geht weiter zum Dorf am Fuße des Hügels.

Aufgrund der Herausforderung Koribas geht Sakembe, wie Koriba den Jäger nennt, nicht mit dem Gewehr auf die Hyänenjagd, sondern mit nur einem Speer bewaffnet – und nachts. Siegreich kehrt der Jäger ins Dorf zurück. Als Belohnung verlangt er Schnaps und drei Frauen sowie die Hütte des Häuptlings. Dies ist nur der Anfang von Sakembes Arroganz. In den folgenden dreißig Tagen schießt der Jäger an die hundert Hyänen, nimmt noch eine Frau des Häuptlings, lässt sich in einer Sänfte tragen und ein europäisches Haus am Fluss bauen. Er hat sich zum Herrn über das Dorf aufgeschwungen. Und die jungen Männer bewundern ihn dafür wie einen Gott.

Wie vorauszusehen kommen der Häuptling und die Ältesten schließlich verzweifelt und verbittert zu Koriba, damit er ihnen hilft, den arroganten Jäger, der einen nach dem anderen praktisch entmachtet und enteignet hat, wieder loszuwerden. Doch es wäre falsch, sich wieder an die Wartung zu wenden, nur weil die mächtiger ist als der Maasai. Nein, die Kikuyu müssen das Problem alleine und auf ihre Weise lösen. Darauf besteht Koriba. Und er werde den Jäger binnen einer Woche vertreiben.

Zusammen mit seinem klugen Lehrling Ndemi heckt Koriba einen ebenso genialen wie teuflischen Plan aus, bei dem er sein Leben aufs Spiel setzt. Am siebten und letzten Tag setzt er ihn in die Tat um – am gleichen Tag, als sich der Jäger zum König von ganz Kirinyaga erklärt …

Mein Eindruck

Es ist ebenso erschütternd wie ironisch, auf welche Weise sich Koribas Warnungen bewahrheiten. Wie immer verpackt der Mundumugu, der Medizinmann, seine lehren und Warnungen in eine Tierfabel, eine Parabel. Indem die Kinder und Erwachsenen, denen er sie erzählt, die Parallelen zwischen den Tieren und sich selbst erkennen, erfahren sie, dass es in den Fabeln immer um die Kikuyu selbst geht.

Diesmal erzählt Koriba gleich mehrere Fabeln. In der einen bitten die Ziegen (= Kikuyu) den Löwen (= Jäger) um Hilfe gegen den Leoparden (= Hyänen), damit dieser keine mehr von ihnen tötet. Der Löwe erklärt sich zum Freund der Ziegen, tötet den Leoparden, der ja auch sein Feind ist, und empfängt das Lob der Ziegen. Doch vom Weggehen war nie die Rede und deshalb verspeist er eine nach der anderen.

Eine weitere Fabel handelt vom unklugen Elefanten. Das Elefantenjunge kennt sich mit der Welt noch nicht so gut aus, deshalb findet es die Maschinen, die es in der Stadt entdeckt, ganz wundervoll und sehr nützlich. Für sein Elfenbein bekommt es einen Grabstock, für seinen linken Vorderfuß bekommt es eine Decke zum Warmhalten und für seine beiden Ohren bekommt es ein Fangnetz. Als es mit diesen Dingen zu seiner Herde zurückkehrt, bekommt es gesagt, wie nutzlos all diese Menschendinge sind. Aber was noch viel schlimmer ist: Indem es seinen Fuß weggab, kann es der Herde nicht mehr folgen. Ohne seine Stoßzähne kann es nicht mehr graben und wird verhungern. Und ohne seine Ohren kann es sein Blut nicht mehr kühlen und wird vor Hitze umkommen. Das heißt , der junge Elefant ist nun weder ein Mensch noch ein Elefant und auch nichts dazwischen, sondern bald schon tot.

Und so merken Koribas Dorfbewohner, dass sie den Jäger loswerden müssen, denn nichts, was ihnen die Außenwelt geben kann, wird ihnen nützen, auf Kirinyaga zu überleben, im Gegenteil. Zum Glück wird Koribas tollkühner Plan ein voller Erfolg.

Dennoch ist „Bwana“ in künstlerischer Hinsicht die zwar unterhaltsamste, aber schwächste Geschichte des Romans. Denn anders als zuvor zweifelt wir nie, ob Koriba im Recht ist, sondern wir halten stets zu ihm, denn wir wissen, dass der Jäger der Außenseiter ist und nicht nach Kirinyaga gehört. Der Ausgang ist daher schon lange vor dem Ende klar. Und das ist nicht gut für die Spannung.

5) „The Manamouki“ (März – Juli 2133)

Koriba, der Medizinmann, der auch den einzigen Computer bedient, erfährt so, dass zwei Neuankömmlinge eintreffen werden. Sie kommen aus dem modernen Kenia, und daher wundert er sich über ihre Gründe.

Nkobe und seine Frau Wanda entsteigen der Fähre, die sie von der Raumstation heruntergebracht hat. Eigentliche Nkobe ein reicher Mann, überlegt Koriba und fragt sich, warum er auf einer so primitiven Welt leben will, wo es nicht mal fließend Wasser gibt, geschweige denn Wasserklosetts. Es war Wanda, seine hochgewachsene Frau, die ihn dazu überredet hat, stellt sich heraus. Nun, macht Koriba ihr klar, sie muss lernen, wie ein Manamouki zu leben, wie ein weibliches Besitzstück ihres Mannes. Wanda verspricht, es zu versuchen und nimmt sogar einen anderen Namen an, den einer kürzlich Verstorbenen: Mwange.

Aber mit Mwange kommen auch neue Ideen in das Dorf Koribas, und als Erste protestiert die Erste Frau des Häuptlings. Mwanges Kleider seien viel prächtiger als ihre und würdigten sie herab. Sie ist nicht die Letzte, die sich über Mwange beschweren wird, selbst wenn Koriba noch so häufig mit Mwange redet, um sie dazu zu bringen, die Traditionen der Kikuyu zu befolgen. Doch er scheitert letzten Endes an zwei einfachen Gesetzen: Mwange ist unbeschnitten, das ist gegen das Gesetz, und zunächst duldet sie keine zweite Frau in der Hütte Nkobes. Das beschämt die anderen Frauen.

Als Koriba Nkobe und Mwange, die Manamouki, verabschiedet, hat er eingesehen, dass es zwei verschiedene Dinge sind, ein Kikuyu zu sein und einer sein zu wollen. Mwange, die sich wieder Wanda nennt, sagt ihm, dass dies zwar Utopia sein mag, aber dennoch die Stagnation in Reinkultur ist. Koriba seufzt. Und als hätte er es geahnt, beginnen die verrückten Ideen Wandas bereits Wurzeln zu schlagen – die Plagen haben begonnen.

Mein Eindruck

Der Autor macht in anschaulichen Szenen das grundlegende Problem einer Utopie deutlich: Sie muss entweder eine radikale Abkehr vom Vorhergehenden sein, oder ein Rückfall in eine Reinform, die der Stagnation verpflichtet ist, soll sie sich nicht wieder zu jenem ursprünglichen Stadium entwickeln, das die Utopie ja gerade überwinden will.

Wie schon in seinem Roman „Elfenbein“ (siehe meine Rezension) belegt der Autor, dass er sich mit den Traditionen der drei kenianischen Stämme Massai, Wakamba und Kikuyu bestens auskennt. Jede Szene ist glaubwürdig und leicht verständlich geschildert. Selbst wenn die Probleme der Klienten lachhaft erscheinen, so sind es die Gründe und Folgen keineswegs. Mwange, die Manamouki, wird als verflucht bezeichnet, denn sie ist kinderlos. Schon bald wird sie als Hexe bezeichnet und muss entweder vom Mundumugu, dem Medizinmann, geheilt oder erschlagen werden.

Stets geht es um grundlegende Bedingungen des Lebens, also um Leben und Tod. Und diese Wahrheiten weiß Koriba stets in leicht verständliche parabeln zu verpacken. Sie handeln alle davon, ein echter, wirklicher Kikuyu zu sein. Und zwar auf Kirinyaga und nirgendwo sonst.

6) „Song of a dry river“ (Juni – November 2136)

Koriba verliert an Respekt. Deshalb ist er umso verbitterter, als er auf seinem Hügel eine neue Hütte vorfindet: Mumbi, die Mutter von Häuptling Koinnage, ist zuhause ausgezogen, um hier oben zu leben. Das ist ganz klar gegen das Gesetz, wonach nur er selbst das Recht hat, den Hügel zu bewohnen. Er stellt sie zur Rede, und ihre Gründe sind durchaus nachvollziehbar und bewundernswert: Sie will weiterhin ein tätiges Leben führen, anstatt von ihren Schwiegertöchtern abhängig zu sein.

Koriba stellt Koinnage und dessen drei Frauen zu Rede. Die Antworten sind weder hilfreich noch respektvoll, und Mumbi bleibt weiter stur. Da er sieht, dass niemand mehr den Willen des Medizinmannes respektiert, verkündet er, Ngai zu bitten, eine Dürre zu schicken, um das Volk zu bestrafen. Eine Bitte an die Wartung des Planetoiden genügt, und die Dürre tritt ein.

Nach vier Monaten ist das Land kahl, ausgetrocknet, die Herden geschlachtet, der Fluss ausgetrocknet, es kommt zu Verbrechen und den ersten Auswanderern. (Jeder, der will, kann diese Welt verlassen.) Doch Mumbi lebt immer noch auf Koribas Hügel. Sein Lehrling hinterfragt Koribas Weisheit und Motive und auch die Ältesten äußern ihre Zweifel. Doch Koriba bleibt so stur wie Mumbi. Dann stirbt das erste Baby.

Als die Alte deswegen endlich den Bitten ihres Sohnes nachgibt und zurück in dessen Haus zieht, lässt es Koriba wieder regnen. Aber etwas hat sich unwiderruflich im Dorf verändert.

Mein Eindruck

Selbst Ndemi, der Lehrling, fragt sich: Hat Koriba all diese grausamen Dinge getan, weil er sie für sich wollte oder weil er das Gesetz durchsetzen wollte? Hier geht es darum, welcher Art die Autorität des Medizinmannes ist. Er behauptet, er verkörpere sowohl das Gedächtnis als auch das Gesetz des Volkes. Aber die Leute wollen in ihm nur den Magier sehen, der Wunder wirkt und mit Gott Ngai spricht. Sie wollen nicht wahrhaben, dass der Mundumugu der mächtigste Mann auf Kirinyaga ist.

Sehr klug lässt der Autor wie zuvor – außer in „Bwana“ – den Leser im Zweifel, ob Koriba recht hat oder nicht. Allmählich wird deutlich, dass dieses weitere Kapitel in der Entwicklung des Utopias Kirinyaga den Anfang vom Ende markiert. In Manamouki“ waren die ersten Anfänge zu sehen, und in den nächsten zwei Kapiteln verschärft sich die Krise noch.

7) „The Lotus and the Spear“ ( Oktober 2135)

Vier junge Männer sind in den letzten Monaten gestorben. Koriba wundert sich über den Grund. Es handelte sich ausnahmslos um beschnittene, aber noch unverheiratete Männer, die in ihrem Camp drei Kilometer entfernt gelebt haben. Dass ihre „Unfälle“ in Wahrheit Selbstmorde waren, realisiert Koriba jetzt erst. Einer ließ sich unbewaffnet von Hyänen zerfleischen, einer anderer ertrank, obwohl er als guter Schwimmer bekannt war usw. Könnte ein Fluch auf den Jungmännern liegen?

Er fragt Murumbi, den Freund des letzten Opfers dieser Serie. Murumbi hat Respekt für den Medizinmann und so rückt er nicht gleich mit der Wahrheit heraus. Als Koriba weiter bohrt, gesteht der Junge ein, dass ihm das Leben, das für an der Seite von Frau und Kindern vorgesehen ist, entsetzlich langweilen würde. Es ist eine Lebensweise, die junge Männer zur Untätigkeit verurteilt. Auf der Erde hätten ihn die Kriege mit Maasai und Wakamba auf Trab gehalten und für Aufregung gesorgt – für eine HERAUSFORDERUNG, bei der er sich bewähren könnte. Aber Kirinyaga wolle und könne er nicht verlassen: Er könnte im modernen Kenia gar nicht überleben.

Drei Tage lang grübelt Koriba über eine Lösung nach. Murumbi hat völlig recht. Aber als er darüber auch mit seinem Lehrling Ndemi spricht, kommt ihm die Erleuchtung: Alles, was junge Männer wie Murumbi brauchen, ist eine Hyäne, um sie auf die Probe zu stellen. Da er aber sich nicht selbst – im Gegensatz zu dem, was Ndemi glaubt – in eine Hyäne verwandeln kann, gibt es nur eines, was er tun kann: Er belegt Murumbi und seinesgleichen mit einem Fluch und verbannt sie aus der gemeinschaft. Von nun an ist er geächtet. Das ist eine schreckliche Strafe, finden die Ältesten. Aber es ist eine Lösung.

Mein Eindruck

Eigentlich habe ich ständig die Lösung in Form von SPORT erwartet, denn die jungen Männer brauchen ja Herausforderungen und Vergleiche ihrer Stärke. Doch Koriba wählt etwas, dass den Traditionen der Kikuyu gemäß ist. Doch es fällt ebenso scheinbar brutal und gefühllos aus wie schon seine Behandlung Karimis. Seine Strategie wird deutlich: Um dem Wohl des Volkes zu dienen, müssen Individuen ihren Stolz und ihre eigenen Wünsche hintanstellen, sogar bis zur Ausgrenzung.

8) „A Little Knowledge“ (Juli 2136)

Koriba hat seinem Lehrling Ndemi vollständigen Zugang zu seinem einzigartigen Computer gewährt – dem einzigen auf der Welt, mit dem man direkten Kontakt zu den Datenbanken der Erde bekommen kann. Auf diese Weise hat Ndemi viele Fakten erfahren, die ihm Koriba nie erzählt hat. Und nun wirft er seinem Lehrmeister vor, ihn belogen zu haben. Und was noch mehr ist: Er wirft ihm vor, dass alle seine Parabeln und Fabeln, die er den Kindern erzählt, ebenfalls auf Lügen aufgebaut seien. Wie viel Wert können sie also haben?

Diese neue Haltung Ndemis schmerzt Koriba wirklich, und als er sich auch noch gegen die Ideen, die Ndemi verstreut, zur Wehr setzen muss, wird er geradezu wütend. Er versucht Ndemi immer wieder klarzumachen, dass es einen Unterschied zwischen den Fakten der Europäer gibt und den Lehren, was die Kikuyu auf Kirinyaga brauchen.

Dcoh selbst als sich Ndemi entschieden hat, zurück zur Erde zu gehen, um dort Historiker zu werden, bleiben seine Ideen und seine Haltung folgenreich. Die Dorfbewohner entwickeln eigene Ideen, mit denen sich Koriba auseinandersetzen muss. Zugleich sucht er einen Nachfolger für Ndemi, seinen besten Schüler. Doch er findet keinen. Der Grund ist ebenso einfach wie enttäuschend: Diejenigen, die NICHT denken, erzählen keine Geschichten. Und diejenigen, die doch denken, entwickeln Geschichten, die nicht das aktuelle Utopia bewahren sollen, sondern die ein anderes Utopia fordern.

Es ist fraglich, ob Koriba jemals einen Nachfolger als Geschichtenerzähler und Lehrer haben wird.

Mein Eindruck

Ursprünglich hieß diese Erzählung „The last storyteller“, doch was war wohl zu offensichtlich oder zu negativ. „A little knowledge“ klingt keineswegs negativ, aber wenn man den richtigen Blickwinkel einnimmt, wie den von Koriba, so erweist sich „ein wenig Wissen“ als noch verheerender als „viel Wissen“. Aus geringem Wissen zieht der Unerleuchtete nämlich unweigerlich die falschen Schlüsse. Nur das umfassende Wissen und die moralisch korrekte Haltung, die Koriba für sich beansprucht, scheint die „richtige“ Lenkung des Schicksals seines Volkes zu gewährleisten. Die Frage ist dann jedoch, ob es überhaupt eine Art von Wissen gibt, das Koriba seinen „Untertanen“ zugestehen kann, wenn es nicht von ihm kommt.

9) „When the Old Gods Die“ ( Mai 2137)

Koriba trifft einen Jungen, der seine Herde hütet. Als der Junge sagt, dass Gott Nagi zu alt geworden sei und jemand ihn umbringen oder ablösen sollte, da ahnt der Medizinmann, dass etwas Schlimmes bevorsteht. Wenige Stunden später stürzt ein Raumschiff der Wartung in der Steppe von Kirinyaga. Der Hütejunge meldet ihn den Vorfall, und Koriba schickt vier Jungs mit einer Trage aus, um den verunglückten Piloten zu ihm zu bringen. Über seinen Computer fordert er von der Wartung einen Mediziner an, damit dem Piloten geholfen wird. Es ist eine Frau, und sie spricht sowohl Englisch als auch Suaheli.

Die Kinder und eine der Frauen des Häuptlings halten sie für eine europäische Hexe, doch als sie sehen, dass der Pilot nicht mehr todkrank ist wie zu Anfang, überdenken sie ihr Urteil. Vielleicht kann die Hexe mit dem metallenen Dorn ja kranke Kinder und so weiter gesundmachen? Und so sehr sich Koriba auch dagegen stemmt, so kann er doch die Flut nicht mehr aufhalten. Schließlich gehen die Dorfbewohner sogar bis nach Haven zur Landestelle, um sich zur Raumstation der Wartung bringen zu lassen. Im Ältestenrat wird klar ausgesprochen, dass der Gott von Wartung stärker ist als der alte Ngai.

Koriba muss sich sagen lassen, dass der Wandel eingesetzt hat. Er könne seine Utopie nicht für ewig konservieren, sondern müsse zulassen, dass die Menschen denken und für sich selbst entscheiden, was gut für sie ist. Das ist das Ende vom Lied für ihn. Mechanische Vogelscheuchen, Waschbretter, sogar Fahrräder! Es ist einfach zu viel. Koriba beschließt, diese Welt zu verlassen, doch die Bewohner verabschieden ihn wie einen Freund, der ausgedient hat. Ebenso wie sein Gott.

Mein Eindruck

Koriba ist rigoros in seinem Allmachtsanspruch, und doch scheitert er letzten Endes an genau diesem Anspruch. Dieses Paradox wird in dieser Erzählung aufgelöst und erklärt. Die Utopia, die aufgrund ihrer Natur statisch sein muss, lässt sich nicht mehr aufrechterhalten oder durchsetzen, sobald eine externe Dynamik Fuß gefasst hat. Ja, da auch der INNERE Wandel dynamisch und unaufhaltsam ist, kann die Utopia nicht weiterexistieren, wie sie entworfen wurden. Früher oder später muss und wird es zu einer Anpassung des Innen und des Außen kommen. Die Kikuyu nehmen die Errungenschaften der Außenwelt gerne an, soweit sie ihnen nützen. Für einen Autokraten, der auf dem Status Quo beharrt, ist in dieser Dynamik kein Platz mehr.

10) Epilog: „The Land of Nod“ (August – September 2137)

Koriba ist in der Millionenstadt Nairobi völlig fehl am Platze. Wieder einmal muss ihn sein Sohn Edward, jetzt ein hoher Regierungsbeamter, aus der Polizeistation holen, weil Koriba in einem Restaurant Rabatz gemacht hat. Doch der Mundumugu besteht darauf, nur als Kikuyu zu leben, und das geht eben nicht mehr in einer Umgebung, in der alles europäisch ist, sogar der heilige Berg, Kirinyaga.

Spätabends trifft er einen früheren Gesinnungsgenossen. Der 87-jährige Johnstone Kamau heißt genauso wie Staatsgründer Jomo Kenyatta vor seinem Freiheitskampf gegen die Briten (ca. 1960). Kamau hatte einst Angst davor, mit zum Utopia auszureisen – Angst davor, er könnte Koriba nicht Kikuyu genug sein. Jetzt kümmert sich Kamau um ein Wunder: einen als Klon wiedererschaffenen Elefanten! Und zwar nicht irgendeinen x-beliebigen Elefanten, sondern den einzigen, der je unter dem Schutz des Staatspräsidenten stand: Ahmed von Marsabit.

Koriba scheint der Einzige zu sein, den Ahmed an sich heranlässt und von dem er sich mit Erdnüssen füttern lässt. Sie sind Gleiche in der Seele, sagt Kamau. Und als er wenige Tage später Koriba alarmiert anruft, dass Ahmed eingeschläfert werden soll, da weiß Koriba, was er tun muss. Mit Kamaus Hilfe befreit er den Elefanten und bringt ihn zum Berg Marsabit, der alten Heimat des Tieres – der neuen Heimat Koribas …

Mein Eindruck

Nach dem Ende der Utopie bleibt den Anachronismen lediglich noch der Rückzug in ein Land der Nostalgie, da für sie kein Platz mehr in der Moderne ist. Die Geschichte erzählt dieses traurige Schicksal in einfachen Szenen und Sätzen, sodass Koribas Schicksal ebenso konsequent wie unausweichlich erscheint. Es gibt keinen Grund für den Leser, traurig zu sein – und doch bleibt nichts als Wehmut über den Gang der Zeit …

Um was es sich beim „Land of Nod“ handelt, erklärt die Wikipediia so:
>>Nod ist ein in der Genesis (Gen 4,16) erwähntes Land „östlich von Eden“.

Nachdem Kain seinen Bruder Abel aus Neid erschlagen hatte, wurde er von Gott verstoßen, jedoch als Schutz vor Blutrache mit dem Kainsmal versehen. Er wanderte in das Land Nod, wo er mit seiner Ehefrau eine Familie gründete, die zahlreiche Nachkommen hervorbrachte. Das Wort Nod leitet sich vermutlich vom hebräischen Wort nad ab, was so viel wie ruhelos bzw. umherwandern bedeutet. Dessen Partizip wird in Gen. 4,14 verwendet, wo sich Kain beklagt, dass er nun „vagabundierend“ herumziehen müsse.

Unterm Strich

Der vielfach ausgezeichnete Episodenroman schildert das Schicksal eines recht sondern Utopias. Es ist keine zukunftsgerichtete Utopie, sondern eine, die eine versunkene Kultur wiederbelebt, also zurückblickt. Zwangsläufig muss es daher bei jedem Kontakt mit der Außenwelt, sei es direkt oder indirekt, zu Konflikten kommen. Diese nehmen meist einen sehr bedauerlichen, mitunter sogar tragischen Verlauf. Daher gehört für mich (und für den Autor selbst) die Erzählung „For I Have Touched the Sky“ zu den anrührendsten und besten Episoden.

Es ist ein Roman der Ideen, als da wären Freiheit, Selbstverwirklichung, Respekt, Entwicklung vs. Bewahrung und vieles mehr. Aber stets ist die Umsetzung alles andere als langweilige philosophische Nabelschau. Vielmehr spielen Koribas Aktionen eine große Rolle und in der Story „Bwana“ kommt es sogar zu einem spannenden Showdown. Die Emotionen und Gedanken der Kikuyu sind allgemeingültig, sodass jeder Leser zu nachvollziehen kann.

Das gilt allerdings nicht immer für die Glaubensgrundsätze des Stammes: Warum sollte das erste der Zwillingsbabys dämonisch sein, das andere aber nicht? Und warum sollten mit den Füßen zuerst geborene Babys getötet werden müssen? Diese Dinge sind für einen Menschen westlicher Prägung schwer zu verstehen, geschweige denn zu ertragen. Der Leser informiert sich am besten bei Wikipedia und ihren Quellen über die Kikuyu und das moderne Kenia. Diese Kenntnisse werden besonders im Epilog als bekannt vorausgesetzt.

Eine Schwäche fand ich, dass ein Motiv nicht wieder aufgegriffen wurde: Koriba bildet Krieger aus, die aber später nicht mehr als solche auftauchen. Viele solcher Details aus der gesellschaftlichen Entwicklung bleiben schattenhaft, da wir alles durch die Augen Koribas präsentiert bekommen.

Das Nachwort des Autors trägt nicht zur Erhellung dieser Rätsel bei. Vielmehr erklärt er lediglich die Entstehungsgeschichte des Buches und wie es zu den vielen Auszeichnungen kam. Natürlich erwähnt er nicht, dass er eine Fortsetzung mit dem Titel „Kilimajaro“ geschrieben hat. Wem „Kirinyaga“ gefällt, dem wird auch der beinahe darin zitierte Episoden-Roman „Elfenbein“ gefallen. Siehe dazu meinen Bericht.

Mir haben die Erzählungen in diesem Roman sehr gut gefallen. Sie sind ideenreich, gehaltvoll, menschlich interessant, oft humorvoll-ironisch und fast durchweg emotional anrührend. Außerdem kann man stets etwas daraus lernen, und sei es über die kenianische Geschichte, die ja auch Kolonialgeschichte ist. Meine Favoriten sind „For I Have Touched the Sky“ und „The Manamouki“. Letztere wurde auch schon in Deutschland veröffentlicht und zwar in „Isaac Asimov’s Science Fiction Magazin 38. Folge“ beim Heyne Verlag.

Taschenbuch: 295 Seiten
Sprache: Englisch
ISBN-13: 978-0345417022
https://www.penguinrandomhouse.com/books/140579/kirinyaga-by-mike-resnick/

 

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