Mike Resnick – Mallory und die Nacht der Toten

Die Mallory-Romane:

1 – „Jäger des verlorenen Einhorns“
2 – „Mallory und die Nacht der Toten“
3 – „Mallory und der Taschendrache“ (20.07.2012)

Dies ist John Justin Mallorys zweiter Fall im Manhattan der Fabelwesen, dort, wo er seine detektivischen Fähigkeiten weitaus besser einzusetzen weiß als einst in seinem (unserem) Manhattan. Sowohl die Justiz als auch die Ethik und Moral kommt seinen Vorstellungen sehr entgegen, und hier kann er sich als das geben, was einen typischen fabelhaften Detektiv ausmacht: Knallhart, unbestechlich, mit sicherem Gespür für das Vorgehen seiner Gegner und der Fähigkeit, ihnen immer um die sprichwörtliche Nasenlänge voraus zu sein.

Mike Resnick, einer der produktivsten Schriftsteller unserer Zeit, Verfasser unzähliger Kurzgeschichten, Romane und Erzählungen und regelmäßiger Gewinner einschlägiger Genrepreise, ist dem deutschsprachigen Publikum bisher recht unbekannt. Seit wenigen Jahren veröffentlicht Lübbe in schöner Regelmäßigkeit Romane seiner erfolgreichen Reihen, zuletzt die „Wilson Cole“ – Romane um den gleichnamigen, hochmoralischen und aus diesem Grund meuternden Raumkapitän. Hoffen wir, dass nach der „Mallory“-Reihe noch viel Resnick-Stoff nach Deutschland schwappt.

Nachdem Mallory einen Pakt mit dem Grundy, dem mächtigsten Dämon des parallelen Manhattan, geschlossen hat und sich die Passage, die ihm die Rückkehr in seine Welt ermöglichte, schloss, nistet sich der Privatdetektiv mit seiner über 60-jährigen Partnerin häuslich und bürokratisch ein, eröffnet eine Detektei. Und zu Halloween kracht es: Vlad Dracule (mit weiteren, unbekannteren Namen) reist in Manhattan ein und ermordet alsbald das ungünstigste aller Opfer: den Neffen Mallorys Partnerin Winnifred Carruthers. Außerdem nimmt er auch von Carruthers einen Schluck und bedroht damit ihre Existenz, so dass Mallory nur wenig Zeit bleibt, seinen Gegner zu stellen. Und das in der „Nacht der Toten“, wo alles an umtriebigen Wesen auf den Beinen ist und seine Spürnase auf eine harte Probe stellt …

Mike Resnick erzählt seine Geschichten vor allem über Unterhaltungen. Und so beginnt dieser flotte Roman typischerweise mit einer der merkwürdigen Unterhaltungen zwischen Mallory und dem Katzenwesen Felina. Dieser Stil Resnicks gestaltet seine Geschichten stets hochinteressant und regt natürlich zum Mitdenken an, denn anders als bei erzählenden Stilen dringt der Leser nicht tief in die Gedankenwelt seiner Protagonisten ein, sondern erfährt ihre Absichten und Überlegungen vor allem über die Dialoge. Was vor allem die Fähigkeiten Mallorys ins rechte Licht rückt, denn er führt nicht nur einmal nicht nur seine Gesprächspartner in die Irre oder hält sie unwissend, während er bereits einen durchschlagenden Plan entwickelt.

Die Charaktere erhalten auch in diesem zweiten Band der Reihe ihre typischen Eigenschaften. Resnick versteht es hervorragend, seine Figuren lebendig zu schildern und ihnen besondere Erkennungsmerkmale zu verleihen. So wiederholen sich bestimmte Eigenschaften zwar, wie zum Beispiel Felinas vordergründige Sturheit und katzenartiges Ego, um sich Schmuseeinheiten oder Milchcocktails zu gewinnen. Doch Mallory lässt sich selten auf diese Spielchen ein, und nicht nur Felina muss sich meistens seinen Argumenten beugen. Man gewinnt – nicht während der Lektüre, sondern erst bei genauerem Reflektieren – den Eindruck, dass Resnick ein besonderes System der Protagonistenkreation hat, und das funktioniert einwandfrei. Natürlich könnte man bemängeln, wie unschlagbar seine Helden charakterisiert sind, doch machen diese Helden einen besonderen Reiz seiner Geschichten aus, denn sie transportieren stets einen wichtigen Anteil seiner Geschichten, manchmal auch wichtige Grundsätze oder Moralitäten. Und schließlich ist es wieder kein schlagbarer Gegner, dem sich Mallory stellt, sondern der jahrtausende alte Vampir höchstselbst – niemand sonst als Mallory könnte in der Lage sein, ihm seine Bedingungen aufzuzwingen.

Die Geschichte beleuchtet wieder stroboskopisch und trotzdem erstaunlich eindringlich die Gegebenheiten des fremden Manhattan – das soo fremd gar nicht wirkt. Die Eigenschaften unserer Welt sind auch dort zu finden, nur stellt Resnick sie überspitzt dar und führt sie dadurch humorvoll und plakativ vor Augen. Eindrucksvoll, mitzuerleben, wie Resnick diese deutlichen Bilder weitgehend über Dialoge erzeugt.

In einem Satz: Dieser Roman ist nicht dazu geeignet, als Wurfgeschoss ernsthafte Verletzungen zuzufügen, denn er orientiert sich nicht an der heute üblichen aufgeblähten Seitenzahl, sondern kommt mit weit weniger Platz und umso schneller ans Ziel, leidet nicht unter Längen und ist unterhaltungstechnisch ein Hochgenuss.

Taschenbuch, 361 Seiten plus umfangreicher Anhang zum Autor
Deutsche Erstausgabe
Übersetzt von Thomas Schichtel
Januar 2012
Originaltitel:
Stalking the Vampire
ISBN 13: 978-3-404-20645-2
www.luebbe.de

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