Mike Resnick – Wilson Cole 4: Die Rebellen

Die „Wilson Cole“-Romane bringen endlich, muss man sagen, Mike Resnicks Romane in den deutschen Sprachraum. Als einer der beliebtesten und erfolgreichsten amerikanischen Science-Fiction-Schriftsteller wurde er mit Auszeichnungen überhäuft, so dass es erstaunt, wie wenig davon über den großen Teich geschwappt ist. Allein seine Kurzgeschichten erhielten vor allen lebenden wie toten SF-Autoren die meisten Preise.

„Wilson Cole“ ist eine fünfteilige Geschichte um ein Raumschiff, seine Besatzung und ihren Captain, ebenso wie es eine Geschichte ist um Missbrauch von Staatsgewalt, Ethik, blinden militärischen Gehorsam und bedingungslose Freundschaft. „Die Rebellen“ ist der Titel des vierten Teils, der sich nahtlos in die Geschichte fügt.

Was bisher geschah:

Der unbequem gewordene Held der Republik Wilson Cole kommt als zweiter Offizier an Bord der Theodore Roosevelt. Nachdem sein dortiger Captain die sinnlose Vernichtung eines ganzen bevölkerten Planeten befiehlt, übernimmt Cole das Kommando und setzt den Captain in Haft, bis ein offizielles Kriegsgericht sich dem fehlgeleiteten Druck der Öffentlichkeit beugt und Cole verurteilen will. Die Mannschaft der Teddy R befreit ihn und sie flüchten an die Innere Grenze, einen weitgehend gesetzlosen und unabhängigen Bereich der Galaxis.

Hier versuchen sie sich als Piraten, was sich nicht mit ihrer Moral vereinen lässt. Also wird die Teddy R ein Söldnerschiff und erfüllt militärische Aufträge, wobei Cole Wert auf Menschlichkeit legt und dadurch immer neue Schiffe in seine wachsende Flotte eingliedern kann. Das Hauptquartier wird die elf Kilometer große Station Singapur.

Der vierte Roman

Die desertierten Republikaner gewinnen Freunde und Verbündete in ihrem Exil, doch als Coles erster Offizier und bester Freund Four Eyes von einem Schiff der Raumflotte gefangen und von deren Captain zu Tode gefoltert wird, startet er einen Vernichtungsfeldzug gegen die Teile der Flotte, die immer wieder in die Innere Grenze eindringen und sich mit erschreckender Brutalität (wobei sie auch vor Völkermorden nicht zurückschrecken) Rohstoffe, Nahrung und Besatzungen beschaffen. Cole stellt der Republik das Ultimatum, die Innere Grenze als unabhängigen Raum zu achten und von weiteren Übergriffen abzusehen.

Selbst aus der Republik kommen jetzt Sympathisanten und schließen sich Coles Flotte an, denn überall gährt der Unmut über die Republik und ihre Willkür. Schließlich kann die Republik die ständigen Attacken auf ihre Flottenschiffe nicht mehr tolerieren und startet einen Feldzug gegen Station Singapur …

Die wichtigen Charaktere festigen sich immer mehr und erlangen ein Eigenleben, das sie und ihre Handlungen bestimmt. Es gibt auch einige Nebendarsteller und Ausführende von Coles Befehlen (der natürlich nicht alles selbst machen kann), so gibt es Computerspezialisten, Piloten oder Buchhalter. Was er aber wirklich nicht brauchte, waren zwei Seelenklempner. Seine Gefährtin Sharon Blacksmith, zugleich Chef der Bordsicherheit, übernimmt diese Aufgabe immer besser, so dass Four Eyes in dieser Richtung immer weniger zu tun hatte. Er war als Erster Offizier immer dann im Geschehen, wenn Cole schlief oder sich anderswo aufhielt, und so gab es für Resnick wenig Chancen, ihn weiter als Charakter aufzubauen und ihm Tiefe zu schenken. Doch als Opfer der Republik, schwer verstümmelt und gefoltert, gibt er post mortem einen wichtigen Wendepunkt für die Geschichte her, so dass die bisher schon angedeutete Richtung einen klaren Ausgangspunkt erhält. Detailliert und überzeugend schildert Resnick Coles Rachedurst und die daraus entstehende Feinderkenntnis.

Zwar dreht sich im zweiten Teil des Romans alles um die Abwehr der republikanischen Flotte, doch Resnick entwickelt in den Zwischengesprächen seiner Protagonisten eine Stimmung und die Grundlage der neuen Fixierung, die Cole uns am Ende des Romans offenbart.

Das Tempo bleibt weiter hoch, denn obwohl es militärische Science Fiction ist, fokussiert sich Resnick weniger auf die Kämpfe, sondern eher auf die Ideen, die Cole und seine Leute immer wieder zum Sieg führen. Dabei bleibt auch weiterhin Zeit für kleine humoristische Einlagen, die meist zu Lasten des feigen Außerirdischen „David Copperfield“ gehen. Die Geschichte hat keine Auflockerung nötig, sonst könnte man die schrägen Figuren als zwischenzeitliche Auflockerungshelfer bezeichnen, doch Resnick erzählt flüssig und in sympathischer Geradlinigkeit seine Geschichte, die von der ersten Seite des ersten Romans bis jetzt einen sehr hohen Unterhaltungs- und Spaßfaktor bietet, und man lehnt sich nicht sehr weit aus dem Fenster, wenn man für den letzten Roman „Flaggschiff“ ein furioses Finale erwartet.

Broschiert: 352 Seiten
ISBN-13: 978-3404233427
Originaltitel: 
Starship: Rebel

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