Robert Jordan – Kriegswirren (Rad der Zeit 23)

Spannender Abschluss des achten RdZ-Romans

Die Schale der Winde ist endlich gefunden. Nur mit ihrer Hilfe kann das aus den Fugen geratene Wetter in gewohnte Bahnen gelenkt werden. Doch zunächst gilt es für die jungen Aes Sedai, einen Zirkel von Frauen zusammenzuführen, die mit ihrer Fähigkeit, die Macht zu lenken, das mächtige Ter’Angreal zu aktivieren imstande sind. Nach langwierigen Verhandlungen geben die Windsucherinnen des Meervolks ihre Zustimmung, an dem Versuch mitzuwirken, und auch die Kusinen sind zur Teilnahme bereit.

Um der Bedrohung durch die Häscher des Dunklen Königs zu entgehen, entschließen sich Nynaeve, Elayne und Aviendha, die Frauen ins Versteck der Kusinen zu bringen, um dort die Schale zu benutzen. Doch plötzlich erscheinen düstere Anzeichen am Himmel über Ebou Dar. Die Invasion der Seanchaner steht bevor… (Verlagsinfo Piper)


Der Autor

Robert Jordan war ein Pseudonym des amerikanischen Schriftstellers James Oliver Rigney, Jr. (* 17. Oktober 1948 in Charleston, South Carolina; † 16. September 2007 ebenda), der in erster Linie durch seinen Fantasy-Romanzyklus „Das Rad der Zeit“ bekannt wurde. (Quelle: Wikipedia.de)

Robert Jordan wurde in Charleston im US-Bundesstaat South Carolina geboren. Er war von 1968 bis 1970 als US-Soldat im Vietnamkrieg, in dieser Zeit wurde er mehrfach ausgezeichnet und erhielt in Folge dessen eine kleine Zahl an Medaillen. Jordan studierte anschließend an der Militärakademie von South Carolina Physik und arbeitete nach seinem Abschluss für die US-Marine als Nuklearphysiker. Er lebte mit seiner Frau Harriet McDougal bis zu seinem Tod in seinem Geburtsort Charleston (South Carolina).

Am 25. März 2006 gab der Schriftsteller bekannt, dass bei ihm die sehr seltene Blutkrankheit Amyloidose diagnostiziert wurde, die ohne Behandlung innerhalb eines Jahres tödlich verlaufen könnte und selbst mit medizinischer Unterstützung nur eine durchschnittliche Lebenserwartung von vier Jahren garantierte. Jordan erklärte daraufhin, um all die Bücher zu beenden, die ihm vorschwebten, brauche er noch etwa 30 Jahre, und er habe fest vor, noch mindestens so lange zu leben.

Jordan begann im April 2006 in der Mayo-Klinik in Rochester (Minnesota) mit der Behandlung. Am 22. Dezember erklärte er in seinem Blog, die Therapie schlage gut an, und er sei trotz regelmäßiger Pflichtkontrollbesuche im Krankenhaus optimistisch. Seinen Hoffnungen zuwider starb Jordan am 16. September 2007 im Alter von 58 Jahren. (Quelle: Wikipedia)

Die Reihe „The Wheel of Time“

0) New Spring (2004, Prequel)
1) The Eye of the World (1990)
2) The Great Hunt (1990)
3) The Dragon Reborn (1991)
4) The Shadow Rising (1992)
5) The Fires of Heaven (1993)
6) Lord of Chaos 81994)
7) A Crown of Swords (1996)
==>8) The Path of Daggers (1998)
9) Winter’s Heart (2000)
10) Crossroads of Twilight (2003)
11) Knife of Dreams (2005)
12) The Gathering Storm (2009, abgeschlossen von Brandon Sanderson)
13) Towers of Midnight (2010, dito)
14) A Memory of Light (Herbst 2012, dito)

Von dieser Reihe gibt es nicht nur Computerspiele, sondern auch Kalender, Vertonungen und Hörbücher. Seit 2008 will Universal den ersten Band verfilmen. Mehr aktuelle Infos: www.RadDerZeit.de (ohne Gewähr) und www.Dragonmount.com (dito).

Vorgeschichte

Der Romanzyklus handelt primär vom Kampf zwischen „Gut“ und „Böse“. Der Bauernsohn Rand al’Thor wächst in dem isoliert gelegenen Gebiet der Zwei Flüsse auf, bis er mit einigen Freunden vor einem Angriff durch sogenannte Schattenwesen fliehen muss.

Der Angriff erfolgt unerwartet durch in dieser Gegend längst für alte Legenden und Fabelwesen gehaltene Tiermenschen, die Trollocs. Unterstützt werden Rand al’Thor und seine Freunde bei ihrer Flucht von Moiraine, einer Aes Sedai (ähnlich einer Magierin, welche Saidar, die weibliche Seite der Einen Macht lenken kann).

Nur Frauen dürfen die Eine Macht nutzen, da Saidin, die männliche Hälfte, mit dem Makel Shai’tans, des Herrn des Grabes (einer zuerst nicht näher personifizierten Machtfigur über die Anhänger des Bösen), befleckt ist, seit der Aes Sedai Lews Therin Telamon, genannt der Drache, vor 3000 Jahren im verzweifelten Versuch, diesem Wesen den Zugang zur Welt zu verwehren, Shai’tan direkt mit Saidin einfing.

Diese Berührung mit der männlichen Hälfte der Wahren Quelle führt dazu, dass alle Männer, welche Saidin nutzen wollen, über kurz oder lang dem Wahnsinn verfallen und als Konsequenz daraus oftmals das Land mit ihren magischen Kräften verwüsten. Als dieses Schicksal alle männlichen Aes Sedai nach der Berührung Shai’tans durch Saidin gleichzeitig ereilte, führte dies zur Zerstörung der Welt und dem Ende des Zeitalters der Legenden.

Nach mehreren tausend Jahren Ruhe können sich die 13 mächtigsten Anhänger des Schattens, die sich selbst als Auserwählte betrachtenden Verlorenen, welche zusammen mit Shai’tan im Shayol Ghul gefangen waren, aus ihrem Gefängnis außerhalb der Zeit befreien. Die Anhänger des Bösen wollen die Welt erneut ins Chaos stürzen und nach ihren Vorstellungen formen – doch wurde auch der Drache in der Person Rands wiedergeboren. (Quelle: Wikipedia.de)

Handlung

Nach Andor

Nynaeve heilt Brigitte und Elayne, sie wollen mit dem Meervolk, den Schwestern und der Schwesternschaft nach Andor ziehen. Elayne fragt unterwegs ihre Untertanen inkognito aus. Sie hört alle möglichen Gerüchte, Rand habe sie getötet, Rand habe ihre Mutter getötet, Rand sei König geworden, Dylin sei neue Königin. Von Unterstützung für sie hört sie nichts.

Die Stimmung ist weiterhin sehr gespannt zwischen den Aes Sedai, dem Meervolk und der Schwesternschaft. Nur durch Alise und Reanne wird die Gruppe zusammengehalten, denn niemand widerspricht ihnen. Das Meervolk verlangt, dass die Ausbildung sofort beginne.

Elayne untersucht während der Reise die Angreale aus Ebou Dar. Unter anderem findet sich ein Helm, der allen Kopfschmerzen verursacht, und eine Rute. Niemand will ihr verraten, was geschehen ist, als sie diese benutzt. Das Wetter wird immer schlechter, Schnee, Regen und Sturm ziehen auf. Elayne und Nynaeve finden eine Nachricht in der Traumwelt, dass sie sich ruhig verhalten und nach Caemlyn ziehen sollen.

Dem Ruf folgen

Rand schickt seine Asha’man los, jemanden zu suchen. Der innere Kampf gegen Lew Therin wird immer stärker. Bevor Rand aufbricht, schickt er einige kleinere Heere los, die gegen Banditen und die Shaido vorgehen sollen. Er hat sie so zusammengesetzt, dass jeder auf den anderen aufpasst. Mit dem Rest reist er durch ein Wegtor nach Illian. Er lagert vor der Stadt, nur Morr darf in die Stadt reiten.

Wiederum teilt Rand seine Heere auf, Fußsoldaten sollen das Land weiter befrieden. Da Rand fürchtet, dass er beim Ergreifen der Macht ohnmächtig werden könnte, lässt er Dashiva das Wegetor öffnen. Sie reisen zu den Nemarellin Bergen. Dort wollen sie die Seanchan stellen. Die Asha‘ man suchen indes weiter.

Schließlich wird Bashere zu Rand gebracht. Ihm vertraut er. Er soll das Heer befehlen, dessen Aufgabe nur der Schutz der Asha’man ist. Selbst kämpfen soll es nicht.

Dunkle Wolken ziehen auf

Rand bringt sein Heer in Stellung. Beim Vorrücken des Heeres versucht Eagan Padros ihn mit einem Bogen zu töten. Durch Glück wird Rand nicht getroffen. Rand verliert die MACHT Saidin und muss sich übergeben. Alle „Verbündete“ sind besorgt. Das Motiv des Attentäters bleibt unklar. Er war dem „Verlorenen“ Sammael alias Lord Brend verschworen. Außerdem hat er einige Münzen aus Tar Valon dabei.

Die Seanchaner, angeführt durch Assid Bakuun, haben ihr Lager unweit aufgebaut. Seine Spione, Spähtrupps und Flieger, berichten ihm von Rands Heer. In seinem Heer dienen auch viele Soldaten aus Tarabon. Bakuun versteht nicht, wie Rand mit seinem Heer ungesehen so weit vorrücken konnte. Sicherheitshalber zieht er sein Heer in einen nahen Wald zurück. In Ebou Dar ist etwas passiert, seitdem halten sie sich im Gebrauch von Saidar zurück.

Der zweite Anschlag

In Caemlyn nimmt Rand zwei Begleiter mit. Kaum haben sie den Thronsaal verlassen, zerstört eine gewaltige Explosion den Saal. Rand hat die MACHT Saidin spüren können und vermutet einen der Verlorenen dahinter. Er durchsucht die Burg und findet schließlich drei Asha’man. Sie diskutieren gerade, ob sie ihn getötet haben oder nicht. Als sie ihn sehen, versuchen sie es erneut. Rand versucht seinerseits, sie zu töten…

Perrin

Perrin reist unterdessen zum Propheten Masema und wird dort vorgelassen. Masema ist grimmig, als Perrin ihn auffordert, mit ihm zu Rand zu kommen. Da Masema den Aes Sedai nicht traut und Perrin nicht die Asha’man erwähnen darf, werden sie die Reise zu Pferd antreten müssen.

Perrins Frau Faile macht mit den Zurückgebliebenen einen Ausritt. Dort bekommt sie Meldung, dass sich Masema mit den Seanchan getroffen habe. Sie will einige Boten zu Perrin schicken, um ihn zu warnen, doch da erfolgt ein Überfall der Shaido. Alle möglichen Boten wurden entweder getötet oder gefangen, nur Berelain ist entkommen.

Unterdessen zieht Egwene mit ihrem Heer weiter. Mit einem riesigen Wegetor legen sie die Meter nach Tar Valon zurück, die Belagerung wird in Kürze beginnen

Mein Eindruck

Schon dieser stark gekürzte Handlungsabriss macht deutlich, dass in Band 23 nur noch Fans mit der Handlung etwas anfangen können. Aber so ist der ganze Zyklus angelegt: wie eine schier endlose Seifenoper im Streaming-TV, die durch Aufnahme immer weiterer Akteure – Seanchan, Meervolk, ein Prophet – beliebig in die Breite gezogen werden kann.

Wohl demjenigen Leser, der sich sehr für das Schicksal der zentralen Hauptfiguren interessiert. Sie tauchen mit schöner Regelmäßigkeit immer wieder auf, so dass man nicht behaupten kann, der Autor hätte ihre Handlungsfäden vergessen oder gar fallen lassen. Dazu gehören in diesem Band Rand, Perrin und diverse männliche Nebenfiguren, hinzukommen die weiblichen Hauptfiguren Elayne, Egwene und inzwischen auch Faile.

Sie alle müssen entweder um ihre Position in der Welt und der Gemeinschaft kämpfen und allerlei Prüfungen bestehen. Außerdem gibt es Invasoren wie die Seanchan, die gerne ein Stück vom Kuchen des LANDES abhaben wollen. Das Szenario ist ungefähr so wie am Anfang der europäischen Invasion und Eroberung des nordamerikanischen Kontinents.

Um etwaige Ureinwohner schert sich mal wieder keiner; jedenfalls verliert der Erzähler kein Wort über sie. Tolkien hatte im „Herrn der Ringe“ wenigstens den Anstand, auf untergegangene Völker wie die Druedain oder Pukelmen zu verweisen. Denn sein Mittelerde, das v.a. aus Gondor und Arnor besteht, ist im Zweiten Zeitalter von den Numenórern erobert und kolonisiert worden. Bis sie im Dritten Zeitalter wieder verschwanden und den Menschen Platz machten.

Wichtig sind die Locations, an denen diese Seifenoper inszeniert wird. Da sind Caemlyn, Tar Valon und Ebou Dar – wohl dem, der über eine Landkarte verfügt. An jedem dieser Orte gibt es eine herrschende oder verschworene Gemeinschaft, so etwa die Aes Sedai. Den Überblick über diese Orden zu behalten, ist nicht gerade einfach, aber diesbezüglich hilft stets das Glossar aus. Nur Rand streift mit seinem Heer umher, um die „Verlorenen“ zur letzten Schlacht zu stellen.

Unterm Strich

Dies ist der dritte und abschließende Teil des achten Bandes von „Das Rad der Zeit“. Die Ähnlichkeit mit dem grundlegenden Fantasyroman „Der Herr der Ringe“ ist in zahlreichen Details unverkennbar, angefangen bei den erfundenen Sprachen über die detailliert gezeichneten Landkarten bis hin zum bunt gemischten Personal und zum Grundmotiv des Glaubenskrieges.

Aber Jordan überwindet die patriarchalischen Vorgaben Tolkiens durch Einführung zahlreicher starker Frauenfiguren. Ebenso ist ihm die strenge Schwarzweißzeichnung Tolkiens fremd: Er lässt die Männer, allen voran Rand, zwiespältig sein und von Zweifeln erfüllt. Die Frauen streben nach Macht oder handhaben diese bereits; dann haben sie die Herausforderung, diese Macht durch Gründung einer Dynastie erhalten zu müssen – und für diese Dynastiegründung brauchen sie in der Regel einen geeigneten Gatten. Die Schwestern und Kusinen und wie sie alle heißen eignen sich irgendwie nicht dafür…

Am Ende ist zwar einiges entschieden, aber das letzte Kapitel drückt durch seinen Titel „Anfänge“ schon aus, dass die Saga weitergeht. „Winter’s Heart“, erschienen anno 2000, ist ebenfalls bei Heyne erschienen, aber ich habe dessen Bände nicht mehr gelesen. Eine Saga, die derart uferlos erscheint, hat nur einen bedingten Reiz: Jede Generation muss sie erneut entdecken, um sie goutieren zu können.

Hinweis

Jordan-Fans sollten sich auch das von Jordan verfasste Sachbuch über die Welt des Rades der Zeit zulegen, das 1998 ebenfalls bei Heyne erschien und zahlreiche unbekannte Fakten neben wunderschönen Illustrationen bietet.

Taschenbuch: 318 Seiten
Originaltitel: Path of Daggers, Teil 3, 2000
Aus dem Englischen von Karin König.
ISBN-13: 9783453162297

www.heyne.de

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