Ruth Ware – Der Tod der Mrs Westaway

Inhalt

Abgebrannt, allein und ohne Job – mit gerade mal 22 Jahren ist Harriet Westaway, genannt Hal, am Tiefpunkt ihres Lebens. Da erhält sie den Brief eines Anwalts aus Cornwall: Sie ist im Testament ihrer Großmutter bedacht worden. Hals Großmutter ist allerdings schon lange tot – offenbar liegt eine Verwechslung vor. Aber Hal ist so verzweifelt, dass sie nach Cornwall fährt und sich als die verschollene Erbin ausgibt. Das Erbe entpuppt sich als riesiges altes Herrenhaus inmitten ausgedehnter Ländereien. Doch als Hal entdeckt, dass die Familie Westaway einige sehr dunkle Geheimnisse hat, wird ihr Plan zur tödlichen Gefahr: Denn sie kommt einem Mörder in die Quere, der sich jahrzehntelang in Sicherheit geglaubt hat. (Verlagsinfo)

Mein Eindruck:

Zunächst lernt man Hals Leben in Brighton kennen: sie verdient mit Tarotkarten legen am Pier nicht annähernd genug zum Leben, sie hat Schulden bei einem skrupellosen Kredithai, zudem haust in einer winzigen, kalten Wohnung. Selbst im paradiesischen Süden Englands herrschen im November Kälte, Regen und Wind vor, doch Hal kann sich nicht einmal warme Kleidung leisten, geschweige denn das Zugticket nach Cornwall, wo ein beträchtliches Erbe auf sie warten könnte, aber Not macht bekanntlich erfinderisch…

Die Schauerroman-Stimmung ist von der ersten Seite an greifbar – Elstern, die zwielichtigen Unheilsboten, folgen Hal auf Schritt und Tritt. Das feindselige Wetter schafft zusätzlich düstere Dramatik, im Herrenhaus werden die Motive der schwarzen Romantik dann vollends ausgepackt:das Anwesen ist halb verfallen, es gibt keine Heizung und die 80-jährige, kratzbürstige Haushälterin tischt ungenießbares, graues Essen auf. Hinzu kommt Hals abgelegene Unterbringung – in ihrem Gästezimmer weist einiges darauf hin, dass in der Vergangenheit dort eine Person gegen ihren Willen festgehalten wurde…

Diese offensichtlich finsteren Gegebenheiten wirken jedoch kein bisschen platt, sie bieten die perfekte Kulisse für Hals bedrohliche Lage. Sie ist innerlich zerrissen: in Brighton warten Inkasso-Schläger auf sie, in Cornwall hingegen ein Geldregen, gleichzeitig muss sie sich in dem Herrenhaus einer großen Familie sowie deren Fragen stellen.

Hal gibt sich als verschollene Enkelin aus. Sie lügt, täuscht und sich sortiert sich schließlich neu, denn sie alleine soll alles erben – ein Vermögen. Sie wollte eigentlich nur ihre Gasrechnung sowie den Kredithai endlich bezahlen. Mit dem Millionenerbe ist sie völlig überfordert und ihr Aufenthalt auf dem Anwesen wird unerträglich beklemmend.

Eine vage Drohung hier, eine verdächtige Falle da – könnte es sein, dass es jemand auf Hal abgesehen hat? Oder macht ihr Schwindel, der ihr über den Kopf wächst, sie dünnhäutig und paranoid? Apropos Schwindel, auch eine Betrügerin kann betrogen werden – reingelegt, getäuscht, aus den verschiedensten Gründen, von den verschiedensten Menschen und dabei geht nicht immer um schnödes Geld…

Hal weiß im Grunde genommen nichts über ihre Familie: ihre verstorbene Mutter war alleinerziehend und schwieg sich über ihre Herkunft beharrlich aus. Als sie feststellt, dass es tatsächlich eine Verbindung zu den wohlhabenden Westaways gibt, begibt sie sich auf eine Schnitzeljagd. Mit Hilfe eines alten Fotos, eines mysteriösen Tagebuchs sowie einer ehemaligen Hausangestellten kommt sie schließlich mehr als einem erschütternden Geheimnis auf die Spur…

Die Autorin

Ruth Ware wuchs im südenglischen Lewes auf und lebte nach ihrem Studium an der Manchester University eine Zeit lang in Paris. Sie hat als Kellnerin, Buchhändlerin, Englischlehrerin und Pressereferentin für einen großen Verlag gearbeitet und wohnt jetzt mit ihrer Familie in der Nähe von Brighton. Ihre raffinierten, atmosphärischen Thriller werden regelmäßig zu internationalen Bestsellern. (Verlagsinfo)

Fazit:

„Der Tod der Mrs Westaway“ ist von der ersten Seite an fesselnd – mal wegen der düsteren Atmosphäre, mal wegen der nervenaufreibenden Situation der Protagonistin. Das Rätsel um Hals Herkunft ist spannend komponiert und voller Überraschungen. Der Schreibstil von Ruth Ware ist wie immer brillant: flüssig, anschaulich sowie eindringlich. Das Verwirrspiel aus Lügen, Geheimnissen und Schuld ist bewegend, originell und raffiniert.

Klappenbroschur: 416 Seiten
Originaltitel: The Death Of Mrs Westaway
Aus dem Englischen von Stefanie Ochel
ISBN-13: 978-3-423-26240-8

www.dtv.de

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