Sarah Kuttner – Kurt

Worum gehts?

Lena lebt mit zwei Kurts zusammen unter einem Dach. Einer, der ihr gehört und quasi immer bei ihr ist und einer, der ihr nicht gehört und der nur die Hälfte des Monats bei ihr lebt. Sie sind eine moderne Patchworkfamilie und leben am Rand von Berlin und sind des kleinen Kurts wegen von der Stadt aufs Land gezogen und versuchen gerade dort wirklich anzukommen. Was zunächst ihre einzige und größte Herausforderung zu sein scheint, entpuppt sich schon bald als Bagatelle. Durch einen unglücklichen Unfall stirbt der kleine Kurt und hinterlässt drei verzweifelte Erwachsene, die an ihrer Trauer zu ersticken drohen.

Doch die Welt dreht sich einfach weiter, sie gerät noch nicht mal für einen Bruchteil einer Sekunde ins Stocken.

Inhalt

Kurt und Jana haben sich getrennt. Aus früheren, glücklichen Zeiten geht der kleine Kurt hervor. Sie haben sich in beidseitigem Einvernehmen entschlossen, sich das Sorgerecht zu teilen. Und so pendelt der kleine Kurt nun wochenweise zwischen seiner Mutter und seinem Vater und dessen Freundin Lena hin und her. Er hat sozusagen zwei Zuhause, mit zwei Kinderzimmern und vielen Menschen, die ihn lieben.

Kurt und Lena haben sich gerade ein neues Eigenheim in Brandenburg angeschafft und versuchen nun sich dort einzuleben und ein Zuhause für alle Beteiligten zu schaffen. Doch das klingt zunächst einfacher gesagt als getan. Der Mensch ist halt ein Gewohnheitstier – der kleine Kurt hat damit jedoch weniger Probleme als die Erwachsenen.

An einem scheinbar normalen Tag im Kalender passiert jedoch das Unfassbare. Durch einen unglücklichen Sturz kommt der kleine Kurt ums Leben. Nichts ist mehr, wie es einmal war. Die Hinterbliebenen gehen unterschiedlich mit diesem Verlust um und plötzlich besteht die Herausforderung nicht mehr darin ein Zuhause zu schaffen, sondern seinen Platz in der Welt und im Leben zurückzufinden.

Mein Eindruck

In den Medien wurde bereits vor dem Erscheinungstermin des neuen Buchs von Sarah Kuttner viel berichtet. Wie man das von ihr gewohnt ist, handelt auch ihr neues Buch nicht von Friede, Freude, Eierkuchen, sondern vielmehr von einem Thema, über das nicht gerne gesprochen und erst recht nicht gelesen werden möchte – dem Tod.

Verliert ein Mensch jemanden, so wird er sozusagen abgeschottet von der Außenwelt. Niemand weiß plötzlich mehr, wie man sich dem Hinterbliebenen gegenüber verhalten soll. Darf man lachen? Darf man gute Laune haben? Doch oft ist genau diese Verhaltensänderung der Umwelt das, was die Situation für die Beteiligten noch verschlimmert.

Sarah Kuttner berichtet von einer ganz normalen, ok, fast normalen Familie, die einen schweren Schicksalsschlag zu verarbeiten hat. Dabei beschreibt sie die unterschiedlichen Arten der Trauerbewältigung und was diese verschiedenen Trauerweisen für Probleme mit sich bringen, wenn sie aufeinander treffen. Ihre Schreibweise ist im kompletten Buch aufregend unaufgeregt und so normal, dass ich mich als Leser total gut mit der Familie identifizieren konnte. Das Buch liest sich wie eine Geschichte aus dem Leben, wie sie sich in jedem x-beliebigen Haushalt ereignen könnte. Sarah Kuttner schreibt unverblümt, ohne die unschönen Dinge zu verschönern und brutal ehrlich – genau so, wie das Leben eben manchmal ist.

Fazit

Ich habe schon sehr viele dramatische und authentische Bücher gelesen und kann ehrlich von mir sagen, dass ich nicht zu der Sorte Leser(in) gehöre, die bei einem Buch schnell anfängt zu weinen. Eher ist das Gegenteil der Fall, ich erinner mich an nur ein Buch, bei dem ich feuchte Augen bekam. Was soll ich sagen? Kurt ist das zweite Buch dieser Sorte. Jedoch bekam ich nicht nur feuchte Augen, sondern heulte vielmehr Sturzbäche. Nun lässt sich darüber streiten, ob es daran liegt, dass man sich als Mutter in die Lage von Kurt, Lena und Jana besser hineinversetzen kann oder an der außergewöhnlich mitreißenden Schreibweise der Autorin.

Wie dem auch sei, dieses Buch ist auf jeden Fall lesenswert. Es gehört natürlich ganz sicher nicht zu dem Genre „Sommerlektüre“ und es handelt sich hierbei auch nicht um leichte Kost und dennoch macht das Buch etwas mit dem Leser. Man denkt anders über die Alltagsdinge. Sollte man sich wirklich so oft und unnötig über Lappalien aufregen? Oder sollte man vielleicht einfach froh sein, dass man Lappalien erleben darf?

Gebunden: 240 Seiten
ISBN: 3103974248

www.fischerverlage.de

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