Jennifer Schreiner – Honigblut. Erotischer Vampir-Roman

Die Geschichte eines Vampircallboys

Die junge Vampirin Sofia ist nach der Auflösung des Fluches, den die Schwester der Königin über ihrem geliebten Edward ausgesprochen hat, mit ihm den ewigen Bund eingegangen. Doch seit dem Tod der Hexe Morna haben sich in der Gesellschaft der Vampire neue Konflikte gebildet: Die Königin Maeve ist von ihrem Wahnsinn befreit und möchte die Frauen, die jahrelang in den Besitzerketten der Vampire gefangen gehalten wurden, endlich befreien. Dieses Vorhaben missfällt einigen Vampiren, weshalb es zu mehreren Rebellionen und zu Verrat kommt.

Währenddessen beginnt der Vampircallboy Xylos, sein trostloses Dasein zu überdenken. Über die vielen Jahre, in denen er Frauen gegen Geld Befriedigung gebracht hat, hat er einen Hass auf Frauen entwickelt, und die Tatsache, dass sein Schicksal keine Liebe in seinem Leben vorgesehen hat, zermürbt ihn mehr als je zuvor. Als er dann den Auftrag der Königin bekommt, ihren verschollenen Bruder Magnus zu finden, macht er sich auf eine lange Suche gefasst. Diese dauert allerdings bei weitem nicht so lange, wie er vermutet hätte: Er findet Magnus im Sterben liegend in seiner Wohnung. Kurz bevor er stirbt, drückt dieser Xylos einen Schlüssel in die Hand, den er Sofia bringen soll. Doch seine Neugierde lässt ihn nicht ruhen, und als er die verschlossene Tür mit dem Schlüssel öffnet, soll sich sein ganzes Leben von Grund auf ändern …

Hinter der Tür findet er Sofias tot geglaubte Zwillingsschwester Melanie, die sich im Vampirschlaf befindet. Weckt er sie, wird sie zum Vampir werden, weckt er sie nicht, stirbt sie endgültig. Er ist sofort von Sofias Schwester in den Bann geschlagen, doch noch immer sind weibliche Vampire verboten …

Was ich an „Zwillingsblut“ geschätzt habe, war, dass die Erotik in der Geschichte nicht die Oberhand nahm, sondern sich gut mit Liebe, Humor und Spannung die Waage hielt. Obwohl der Erotikanteil recht hoch war, musste die Story darunter nicht leiden. Bei „Honigblut“ allerdings ist das wirklich sehr hart an der Grenze. Der Erotikanteil ist höher als in „Zwillingsblut“, und vor allem in der Mitte des Buches, wenn kurzzeitig die Geschichte nur aus Erotik zu bestehen scheint, hat man kurzweilig das Gefühl, dass die Story ein wenig aus den Augen verloren wurde. Die eigentliche Geschichte wird durch die Randerzählung von Xylos nämlich teilweise recht weit nach hinten gedrängt. Als Xylos sich mit Sofias Schwester Melanie vergnügt und das gleich mehrmals hintereinander, wird es trotz der Erotik dann doch schnell mal langweilig, weil die Abwechslung durch die Geschichte drumherum an manchen Stellen einfach fehlt und die erotischen Stellen in dem Buch damit an Reiz einbüßen müssen.

Dennoch sind die erotischen Stellen wieder sehr schön beschrieben. Auch hier formuliert Jennifer Schreiner die Sex- und Erotikszenen wieder sehr gelungen. Diese Stellen sind sehr ausführlich beschrieben, vor allem, wenn sich zum puren Sex auch noch Liebe gesellt.

In „Zwillingsblut“ wird die Geschichte von Sofia und ihrer Liebe zu dem Magistraten Edward erzählt. Da deren Geschichte schon am Ende von „Zwillingsblut“ gut ausging und das Thema daher schon so gut wie ausgeschöpft war, hat Jennifer Schreiner zum Glück nicht den Fehler begangen, die Geschichte von Sofia und Edward noch mehr zu vertiefen. Das wäre schlichtweg überflüssig gewesen. Stattdessen konzentriert sie sich in „Honigblut“ auf den sexy Vampircallboy Xylos, der schon in „Zwillingsblut“ ein Auge auf Sofia geworfen hatte. Im ersten Teil der Reihe lernen wir Xylos als einen sexgeilen Frauenverführer kennen, der mit Frauen allerdings nicht mehr anfangen kann, als mit ihnen Sex zu haben. Frauen bedeuten ihm nichts, er bedeutet nur sich selbst etwas.

Am Anfang von „Honigblut“ muss der Leser jedoch feststellen, dass sich Xylos merklich verändert hat. So arrogant und selbstsicher, wie er im ersten Teil rüberkam, ist er nicht mehr. Der pure Sex mit Frauen bereitet ihm keine Befriedigung mehr und er ist unzufrieden mit seinem Leben. Einerseits wünscht er sich, endlich einen anderen Menschen lieben und ihm vertrauen zu können, andererseits hat er aber einen gewissen Hass gegen Frauen entwickelt, da sie für ihn alle gleich und austauschbar sind. Jennifer Schreiner gewährt ihren Lesern einen tieferen Einblick in das chaotische Gefühlsleben des scheinbar unnahbaren Xylos, und dadurch beginnt man, ihn in einem ganz neuen Licht zu sehen. Man erfährt Geheimnisse über Xylos, die er sein halbes Leben lang verdrängt hat; sein Charakter wirkt dabei sehr authentisch und dem Leser unerwartet sympathisch.

Auch die restlichen Charaktere sind ganz gut gelungen, auch wenn diese durch die Fixierung auf Xylos ein bisschen vernachlässigt wurden, sodass man von ihnen kaum irgendetwas mitbekommen hat. Auch im zweiten Teil kommen Sofia und Edward wieder vor, allerdings gehören auch diese zwei eher zum Hintergrundgeschehen. Dennoch merkt man, dass sich Sofia ziemlich verändert hat und von dem unerfahrenen Mädchen zu einer mächtigen Vampirin geworden ist, obwohl Vampire ihre Macht eigentlich nur durch ihr Alter erlangen.

Ich weiß, dass viele Leser die Tatsache, dass Vampire hier keine gewissenlosen, wilden Monster sind, sondern eher als „verweichlichte Schoßhündchen“ dargestellt werden, stört. Das ist natürlich in den meisten Vampir-Erotik-Büchern der Fall. Hier dürfte das allerdings kein wirkliches Problem darstellen. Zwar werden Vampire nicht vollkommen als herz- und gefühllose Monster dargestellt, aber dennoch sind sie nicht ganz ohne. Obwohl manche Vampire dazu fähig sind zu lieben und auch teilweise in das Bild „verweichlichtes Schoßhündchen“ passen, sind die meisten von ihnen in „Honigblut“ doch gefährlich und vor allem sexbesessen. Die meisten behandeln Frauen wie Vieh, das nur dazu da ist, sich mit ihm zu vergnügen, und manche finden sogar Spaß daran, Frauen zu foltern und gefangen zu halten.

Im Gegenteil zu „Zwillingsblut“ ist das Ende des zweiten Teils der Vampir-Trilogie offen. Das Buch endet gerade an einer Stelle, an der man unbedingt weiterlesen möchte, um zu sehen, wie sich das, was man kurz vor Ende noch erfahren hat, entwickeln wird. Das ist ein bisschen ärgerlich, aber für treue Leser der Trilogie gerade noch verschmerzbar.

Eigentlich ist der Schreibstil von „Honigblut“ noch beinahe genau so wie in „Zwillingsblut“, von Humor und Wortgewandtheit durchzogen, allerdings sind mir im zweiten Teil mehr Wortwiederholungen und Rechtschreibfehler aufgefallen. Letzteres war nicht der Rede wert, aber die Wort- und Ausdruckswiederholungen haben dann doch etwas gestört.

Fazit:

„Honigblut“ kann nicht durchgehend überzeugen wie sein Vorgänger, ist aber dennoch lesenswert. Die eigentliche Story und die Charaktere geraten stellenweise ein wenig in den Hintergrund und der Erotikanteil ist in „Honigblut“ höher als in „Zwillingsblut“. Der Charakter von Xylos weiß aber durchaus zu gefallen und man erfährt auch mehr über seine Vergangenheit.

Jennifer Schreiner wurde am 1. April 1976 geboren, ist verheiratet und hat einen Sohn. Schon mit neun Jahren begann sie, Geschichten zu schreiben. Im Jahr 2002 schrieb sie ihr erstes Märchenbuch „Es war einmal …“ und veröffentliche es bei |Books on Demand|. Im selben Jahr im Dezember wurde sie Magister der Philologie. Nach ihrem ersten erotischen Vampir-Roman „Zwillingsblut“, der im Verlag |Plaisir d’Amour| erschien, sind zwei Fortsetzungen und noch zwei weitere Bücher geplant.

Broschiert: 204 Seiten
http://www.jenniferschreiner.com
http://www.plaisirdamour.de