|Die Bruderschaft vom Heiligen Gral:|
Band 1: [Der Fall von Akkon 2324
Band 2: [Das Amulett der Wüstenkrieger 2727
Band 3: _Das Labyrinth der schwarzen Abtei_
Paris im August 1306: Die vier Gralshüter Gerolt, Tarik, Maurice und McIvor haben den Gral aus Akkon retten und nach einer abenteuerlichen Flucht aus Ägypten, quer durch die Sahara und verfolgt von den Häschern des ersten Knechts des Teufels, Sjadú, sicher in den Gewahrsam der Templerburg im Herzen Frankreichs bringen können.
Im Schutz des Templerordens verweilt der Gral lange Zeit sicher vor dem Zugriff der Iskaris, während die vier Gralshüter im Streit auseinandergegangen sind. Tarik arbeitet an einer Übersetzung des Koran, der Stein des Anstoßes für den Zwist. So kommt es, dass Gerolt in Deutschland weilt und seinen verhassten Bruder aufsucht, während Maurice vom Ordensobersten Antoine einen Bußgang auferlegt bekommen hat, da er einfach nicht weiblichen Reizen widerstehen kann. Tarik selbst ist als Stellvertreter Antoines in der Ordensburg zurückgeblieben, während McIvor diesem geflissentlich aus dem Weg geht. So kommt es auch, dass er alleine in einer Schänke über einen Krug Bier brütet, als er in der Nacht vom 12. auf Freitag, den 13. Oktober, von Männer des Königs belästigt wird.
McIvor ist gezwungen, sich gegen die unverhohlene Aggression zur Wehr zu setzen. Er findet ein versiegeltes Dokument mit Befehlen, die eine unverzügliche Verhaftung aller Templer in Frankreich anordnen. Ihnen wird Ketzerei, Sodomie und Götzendienst vorgeworfen. Obwohl McIvor sofort aufbricht, um seine Brüder zu warnen, ist es zu spät: Tarik und Antoine werden mitsamt der gesamten Besatzung der Ordensburg eingekerkert, nur wenige Templer können der perfekt organisierten Polizeiaktion des Königs von Frankreich entkommen.
Für den Plan Philipp des Schönen zeichnet sein Vertrauter Wilhelm von Nogaret verantwortlich, Sjadú hat die günstige Gelegenheit ergriffen, um den König und seinen Stellvertreter zu manipulieren und bereits vorhandenen Hass in seinem Sinne zu nutzen. Der König braucht Geld, welches der Orden im Übermaß besitzt. Zudem musste Philipp sich erst kürzlich schmachvollerweise vor einem Aufstand der eigenen Bürger in der Pariser Ordensburg verstecken, die zu einem Distrikt von beachtlicher Größe gewachsen ist. Das Missfallen des Königs gegen einen mächtigen Staat im Staat und die Tatsache, dass sein Mitgliedsantrag im Templerorden abgelehnt wurde, führen schließlich dazu, dass Philipp IV. nur zu gerne Sjadú und Nogaret sein Ohr leiht …
Es liegt in den Händen McIvors, die Gefährten wieder zu vereinen und den Gral zu retten. Doch ist es damit alleine nicht getan; der Gral muss erneut vor den Iskaris verborgen werden. Die Flucht führt die Gruppe fort aus Frankreich, man beschließt, nach Portugal zu reisen, wo die Templer nicht verfolgt werden. Auf ihren Weg durchziehen die Gralshüter das Gebiet der Katharer, wo es zu einem Wiedersehen mit Beatrice und Heloise kommt, die in die Hände der Inquisition geraten sind und ihrer Hilfe bedürfen.
_Der Autor_
Rainer M. Schröder (* 1951) beschreibt sich selbst als Mann mit vielen Neigungen und Talenten. Bevor er im Jahr 1977 zum Schriftsteller wurde, studierte er Gesang, später Jura und Theaterwissenschaften, arbeitete als Lokalreporter für rheinische Lokalzeitungen und den Rundfunk. Beeinflusst von Autoren wie Jack London und Joseph Conrad, unternahm er zusammen mit seiner Frau abenteuerliche Reisen, von den Everglades über den stürmischen Nordatlantik bis in die australische Wildnis. Zusammen mit dem berühmten Schatztaucher Mel Fisher tauchte er nach der spanischen Schatzgaleone Atocha; diese Erlebnisse verarbeitete er in seinem Abenteuerroman „Das Goldriff“. Heute lebt er in Palm Coast, Florida.
Während Rainer M. Schröder in Deutschland vor allem als Jugendbuchautor mit Schwerpunkt auf historischen Themen bekannt ist, veröffentlichte er unter dem Pseudonym Ashley Carrington umfangreiche historische Gesellschaftsromane für ein erwachsenes Publikum. „Der Fall von Akkon“ stellte den ersten Band der Trilogie „Die Bruderschaft vom Heiligen Gral“ dar, mit der Rainer M. Schröder sowohl jugendliches als auch erwachsenes Publikum erreichen will. Es folgten „Das Amulett der Wüstenkrieger“ und „Das Labyrinth der schwarzen Abtei“.
_Die Zerschlagung des Templerordens_
|“Nun legte Sjadú dem Fürsten der Finsternis ausführlich dar, wie er sich diesen vernichtenden Schlag gegen den mächtigen Orden der Templer vorstellte und wie er ihn in die Wege zu leiten gedachte. Und es war ein wahrhaft überzeugender, teuflischer Plan (…)“|
So unheilvoll deutete Rainer M. Schröder bereits am Ende des letzten Bandes an, was der Leser in „Das Labyrinth der schwarzen Abtei“ zu erwarten hat. Allerdings beschränkt er sich auf die historische exakte Wiedergabe einer der ersten Großrazzias der Geschichte; Sjadú kommt hier nur die Rolle eines Einflüsterers zu. Der Fokus liegt auf den vier Gralshütern, bei denen Gerolt und Maurice weitab vom Geschehen sind und ihre eigene kleine Geschichte erzählen, bis McIvor sie zur Rettung des Grals und Tariks wieder einsammelt. So verspielt Schröder leider die Chance, der Verschwörung etwas mehr Biss zu geben. Vielleicht ging er davon aus, dass die Fakten bereits hinlänglich bekannt sind, dennoch hätte ich mir hier mehr gewünscht.
Schröder wechselt die Erzählperspektive nicht, sie bleibt stets starr auf die Gralshüter fixiert. So erlebt Tarik die Befragungen beziehungsweise Folter der Inquisition nur aus der Sicht eines Gefangenen im Kerker mit, der mit fast zu Tode gefolterten, standhaften Templern und weniger standhaften Geständigen die Zelle teilt. Die Aussagen Großmeister Jacques von Molays, Konflikte zwischen Papst und König sowie die unterschiedliche Verfolgung der Templer außerhalb Frankreichs (nur in Frankreich gelang eine vollständige Zerschlagung des Ordens, in England, Spanien und insbesondere Portugal wurden die Templer oft von den gegen sie erhobenen Scheinvorwürfen freigesprochen) werden nicht direkt erlebt, sondern nur berichtend nacherzählt.
Stattdessen erzählt Schröder in diesem geschichtlichen Rahmen seine eigene Mantel- und Degengeschichte, verbunden mit der Befreiung eines gefangenen Mitbruders, die qualitativ aber nicht an eine ähnliche Situation im zweiten Band „Das Amulett der Wüstenkrieger“ heranreicht. Hier hätte ich mir wirklich mehr erwartet; eine so erfreulich gelungene Verbindung von Historie und Geschichte wie im ersten Band hat er hier leider nicht einmal versucht.
_Im Land der Katharer_
Angenehm überrascht war ich von den Wendungen, die die Flucht der Hüter im Languedoc nimmt. Dort wütet die Inquisition nach wie vor unter den Katharern, sehr zur Freude des Teufels und seiner Knechte, die dort mit ihren Verlockungen viele Diener gewinnen können. Die Gebräuche der Katharer werden dem Leser unterhaltsam nahegebracht und geschickt mit der Story verwoben. Maurice hat den Fluchtweg mit Absicht so geplant, dass sich ihre Wege mit dem der mittlerweile verwitweten Beatrice kreuzen. Diese befindet sich unter dem Verdacht der Ketzerei; gemeinsam mit ihrer mittlerweile zu einer schönen jungen Frau herangewachsenen Schwester Heloise planen die Gralshüter ihre Befreiung, bei der sie mit Hilfe ihrer besonderen Fähigkeiten ein positives Gottesurteil fingieren, um Beatrice der Inquisition zu entreißen. Doch zwei schöne, junge Frauen und vier Gralshüter, von denen einer erwiesenermaßen ein Schürzenjäger ist, schreien nach Problemen. Die Iskaris nützen gnadenlos menschliche Schwächen aus, um sich des Grals zu bemächtigen …
_Das Labyrinth der schwarzen Abtei_
Der Teufel selbst residiert in dieser Festung am Fuße der Pyrenäen. Der Vordereingang ist schwer bewacht von seinen Jüngern, der Hintereingang liegt unter dem „Atem des Todes“; niemand kann dieses Tal betreten und dort überleben. Bis auf Iskaris und Gralshüter. Die vier Hüter müssen sich durch ein zur Bestrafung versagender Teufelsjünger angelegtes Labyrinth voller trickreicher Fallen und gefährlicher Monster vorankämpfen, um den Teufel, seinem ersten Knecht Sjadú und einer Unzahl seiner Jünger zuvorzukommen, die den Gral in einer unheiligen Zeremonie vernichten und ewige Nacht über die Menschheit bringen wollen.
Hier hat Schröder sich viel einfallen lassen; die Rätsel und Gefahren, denen sich die Gralshüter stellen müssen, übertreffen alles, was Steven Spielberg in „Indiana Jones und der letzte Kreuzzug“ geboten hat. Der große Showdown selbst fällt etwas antiklimatisch aus, insbesondere Sjadú wird recht unrühmlich und unspektakulär abserviert. Dafür hat der Autor eine sehr interessante Idee, wie der Gral in Zukunft gehütet werden soll, und vor allem: Wo er versteckt wird.
_Fazit_
Mit „Das Labyrinth der schwarzen Abtei“ findet die Trilogie um die Bruderschaft des Heiligen Grals ein gelungenes Ende. Insbesondere jüngeren Lesern wird mit den gut kommentierten Fußnoten und der Handlung an sich viel spannendes geschichtliches Hintergrundwissen vermittelt. Auch für ältere Leser bietet Schröder eine spannende Abenteuergeschichte; mein einziger großer Kritikpunkt ist die etwas fantasielose und unspektakuläre, recht nebensächlich wirkende Abwicklung des Untergangs des Templerordens, die viel mehr Potenzial geboten hätte.
Die gewohnt edle Ausstattung der Trilogie – ausgezeichneter Druck, hervorragendes Kartenmaterial und ein sehr gelungener goldener Umschlag des Hardcovers mit Lesebändchen – runden erneut das vorzügliche Gesamtbild der Trilogie ab. Der auf der Umschlagvorderseite gezeigte Gral entspricht exakt der Schilderung Schröders im Roman – so etwas sieht man heute viel zu selten!
Auch wenn ich mir wegen des ersten Bands etwas mehr Stoff für erwachsene Leser erhofft hatte, werden diese nicht enttäuscht sein. Für Kinder und Jugendliche ist diese Trilogie jedoch uneingeschränkt empfehlenswert.
Offizielle Homepage von Rainer M. Schröder:
http://www.rainermschroeder.com/
Homepage des Arena Verlags:
http://www.arena-verlag.de/