Michael Scott – Die mächtige Zauberin ( Die Geheimnisse des Nicholas Flamel 3)

Die Geheimnisse des Nicholas Flamel

Band 1. „Der unsterbliche Alchemyst“
Band 2. „Der dunkle Magier“
Band 3. „Die mächtige Zauberin“
Band 4. „Der unheimliche Geisterrufer“
Band 5: „Der schwarze Hexenmeister“
Band 6: „Die silberne Magierin“
Band 7: The Secrets of the Immortal Nicholas Flamel: The Lost Stories Collection (2021) ISBN 0-593-37690-0; ISBN 978-0-593-37690-4.

Flamel Nr. 3: Showdown in Stonehenge

Der berühmte Alchemist Nicholas Flamel und die Zwillinge Josh und Sophie sind in London gelandet, in der Stadt ihrer erbittertsten Feinde. Alles hängt nun davon ab, ob Josh und Sophie in der dritten magischen Kraft – der Wassermagie – ausgebildet werden können. Der Einzige, der sie darin schulen kann, lebt zwar in London, ist aber völlig unberechenbar: Es ist Gilgamesch, der uralte König, zerrissen vom Wahnsinn. Und die Freunde müssen versuchen, ihre Kräfte wieder mit der Macht der Zauberin zu vereinen – mit den Zauberkräften von Flamels geliebter Perenelle! (Verlagsinfo)

Der Autor

Michael Scott ist einer der profiliertesten und erfolgreichsten Autoren Irland und ein international anerkannter Fachmann für mythen- und kulturgeschichtliche Themen. Seine zahlreichen Fantasy- und Science-Fiction-Romane für Jugendliche wie für Erwachsene veröffentlichte er in mehr als zwanzig Ländern. Scott lebt und schreibt in Dublin.

Was bisher geschah

Juni 2007. Eigentlich wollten die Zwillinge Sophie und Josh Newman in den Sommermonaten nur ein bisschen Geld verdienen. Josh arbeitet in einer kleinen Buchhandlung und Sophie im gegenüberliegenden Coffee Shop. Als sie bei einem Überfall auf die Buchhandlung dem Besitzer Nick Fleming zur Seite eilen, ahnen sie noch nicht, in welches Abenteuer sie sich begeben. Nick Fleming entpuppt sich als der unsterbliche Alchemyst. Und nun hat jemand den CODEX gestohlen, das er für seine Unsterblichkeit braucht: sein alter Widersacher Dr. John Dee.

Doch Dee handelt im Auftrag der Dunklen Älteren, der Erstgewesenen, die vor Jahrtausenden die Erde beherrschten. Sie wollen sie zurückhaben und die Menschen unterjochen. Was sie brauchen, um Erfolg zu haben, sind die letzten beiden Seiten des CODEX. Die Jagd danach führt nach Paris, wo Nicoló Machiavelli Dr. Dees Verbündeter wird.

Doch Josh und Sophie, die Flamel begleiten, sind Kinder der Prophezeiung, die über schlummernde magische Kräfte verfügen. In Kalifornien wurde Sophies Magie erweckt, in Paris die von Josh. In einem Kampf bei Notre Dame verlieren sie ihre Mitstreiterin Scathach und treten den Rückzug an.

Im dritten Band flüchtet das magische Trio ausgerechnet nach London, die Heimat von Dr. Dee. In England gibt es zahlreiche Dunkle Ältere, Erstgewesene und ihre Diener. Schon in den ersten Stunden ihrer Ankunft müssen sie sich zur Wehr setzen. Doch in London sollen sie das dritte Element der Magie lernen: Nach Luft und Erde ist nun Wasser an der Reihe.

Um die Hintergründe hinsichtlich der Unsterblichen, Erstgewesenen und Dunklen Ältesten zu verstehen, verweise ich auf meinen Bericht zu Band 1.

_Handlung_

Kaum sind Nicholas Flamel, Sophie und Josh Newman in einem Bahnhof von London eingetroffen, als sie auch schon erblickt und beschattet werden. Sophie entdeckt die drei Späher des Feindes zuerst: Sie stinken nach verfaultem Fleisch. „Sie sind Genii Cucullati“, informiert Nicholas und eilt von dannen. Unweit Euston Station gerät das Trio in eine Sackgasse, wo die Genii sie stellen.

Die Verfolger verwandeln sich in Bärenmarder bzw. Vielfraße, bereit, sich auf ihre Beute zu stürzen. Doch sowohl Nicholas als auch Josh verfügen über überraschend wirksame Waffen. Josh hat das Steinschwert Clarenet aus Paris mitgebracht. Eine Berührung damit verwandelt den Getroffenen zu Stein. Doch Nicholas‘ Zauber ist wesentlich raffinierter …

|Unterdessen in Paris|

Dr. John Dee und Niccoló Machiavelli „telefonieren“ mit den Erstgewesenen und Dunklen Ältesten. Jeder der beiden hat einen anderen Gebieter, und die zwei Gebieter sind einander nicht grün. Darin sieht Niccoló, der Intrigant, eine Chance, einen Keil zwischen seine Herren zu treiben und sich selbst einen Vorteil herauszuschlagen. Er soll nach Kalifornien gehen, um dort Perenelle zu erledigen, die sich aus dem Gefängnis von Alcatraz befreien konnte, in das Dee sie steckte.

Dee hingegen soll sich um Nicholas und die beiden Zwillinge kümmern. Die Dunklen Ältesten beginnen, ihre Truppen aus den Schattenreichen und Anderwelten zusammenzuziehen, um für die Invasion der Welt der Sterblichen bereit zu sein: pünktlich zur Sommersonnenwende, also in drei Wochen. Sobald Dee und Machiavelli Erfolg gehabt haben, was sicherlich nur eine Frage von Tagen sein kann. Doch sie sollen sich irren.

|In San Francisco|

Perenelle, Flamels Frau, ist eine mächtige Zauberin. Sie befindet sich immer noch auf dem Eiland von Alcatraz bei San Francisco, in das sie John Dees Schergen verschleppt haben. Doch sie hat sich längst befreien können. Mit einer Erstgewesenen, die als riesige Spinne verkörpert ist, gebietet sie über alle Spinnentiere der Insel. Doch nach all den Angriffen der Gegner ist die Riesenspinne geschwächt. Als der Nächste folgt, vorgetragen von dem Unsterblichen Billy the Kid, spinnt sie daher Perenelle erst einmal in einen Kokon ein …

|London|

Ein dunkelhäutiger Taxifahrer holt das Trio ab. Es handelt sich um den sarazenischen Ritter Palamedes, wie er in den Artus-Epen beschrieben wird. Seine Burg ist als Autofriedhof und Schrottplatz getarnt, der inmitten eines aufgekauften Fabrikareals liegt, das seit 40 Jahren verfällt.

Doch auf welcher Seite steht Palamedes eigentlich, fragen ihn Flamel und Josh. Der einstige Ritter stellt sehr kritische Fragen und klagt Flamel, Joshs Mentor, praktisch des jahrhundertelangen Massenmords an, unter anderem auch an den Schattenreichen. Dabei war es doch Dee, der Hekates Reich zerstörte, indem er das Elementarschwert Excalibur in die Weltenesche Yggrasill stieß.

Wolfshunde mit roten Augen schleichen um das Eingangsportal herum und sehen dabei nicht sonderlich vertrauenerweckend aus. Josh, der vom Gott Mars, der seine Magie erweckte, eine bis dato unerprobte Gabe erhalten hat, berechnet die Vektoren von Geschossen. Ganz automatisch, als wäre er wirklich ein Stratege. Doch Sophie, die die Erinnerungen der Hexe von Endor geerbt hat, hält wenig von solchem Wissen.

Als eine stinkende menschliche Kreatur auf den Vorplatz krabbelt und Flamel anruft, als wäre er ein lange verschollener Freund, löst dies eine Kettenreaktion aus. Palamedes drückt Flamel nieder, der seine Aura aktiviert und das verborgen mitgebrachte Schwert Clarent zückt. „Lauft!“ ruft Nicholas, „es ist eine Falle!“ Josh zwingt Sophie zu ihrem Erstaunen, ihre Aura zu unterdrücken. Auf welcher Seite steht er eigentlich?

Doch Josh hat einen guten Grund für seine Reaktion …

Mein Eindruck

Von Palamedes erfahren Josh und Sophie, dass sie zwar die auserwählten Zwillinge aus der Prophezeiung sind – aber keineswegs die Ersten. Nicholas und seine Frau Perenelle haben über die Jahrhunderte schon viele Zwillingspaare gefunden, ausgebildet und in den Kampf gegen die Dunklen Ältesten geschickt. Warum hat man nie etwas von diesen Zwillingen gehört, fragen sich Josh und Sophie.

Palamedes‘ düstere Auskunft lautet, dass sie entweder starben oder wahnsinnig wurden, als die Flamels versuchten, ihre jeweils fünf Mächte zu erwecken. Und ausgerechnet jetzt will Flamel sie zu einem verrückten König namens Gilgamesch bringen, der in ihnen die Macht des Wassers erwecken soll! Man kann sich vorstellen, dass die Zwillinge erhebliche Zweifel hegen, was die Fähigkeiten Gilgameschs angeht.

Doch wie so häufig in diesem Zyklus sorgen äußere Ereignisse dafür, dass ein erheblicher Druck aufgebaut wird, der die Guten dazu zwingt, sich auf solche Risiken einzulassen. Unter dem Druck seiner übernatürlichen Auftraggeber sorgt Dr. Dee dafür, dass mächtige Verbündete der Dunklen Ältesten auftreten, um Flamel und seine Schützlinge in Bedrängnis zu bringen.

In der Mitte kommt es zum ersten Actionhöhepunkt, als einer der ältesten keltischen Götter auftritt: Cernunnos ist der Geweih tragende Gott des Urwaldes – und er hat seine Wilde Jagd mitgebracht. Dies sind die in Wölfe etc. verwandelten Opfer der Wälder, angefangen von den Moorvölkern über die ersten Britonen und Pikten bis zu den Römern und Schotten. Allerdings sind diese Untoten leicht verwundbar: Man muss sie nur mit kaltem Eisen, Stahl oder heiligem Stein berühren, und schon zerfallen sie zu schwarzem Staub.

Auch der Einsatz einer Aura-Kraft kann helfen, besonders gegen Cernunnos. Doch wenn das geschieht, zieht dies nur weitere aura-hungrige Kreaturen an. Man sieht also, dass keiner der Guten seine Aura verschwenden darf. Wenn er oder sie das tut, gerät in Gefahr, sich selbst in Brand zu setzen. Spontane Selbstentzündung ist ja in der menschlichen Geschichte kein unbekanntes Phänomen. Es gibt ein Gleichgewicht der Kräfte, denn jedem Einsatz wohnt das Risiko der Selbstzerstörung inne. Das schiebt allen Allmachtsgelüsten einen Riegel vor.

Das ist letzten Endes der Grund, warum Flamel und seine Getreuen und Schützlinge vor Dee, Cernunnos und ihren Gefolgschaften in Sicherheit bringen müssen. Der Fluchtpunkt heißt Stonehenge, ein uralter Steinkreis auf der Ebene von Salisburg, der – wie der Autor im Nachwort erläutert – in drei Phasen errichtet wurde, denn hier gab es Jahrtausende lang einen heiligen Ort. Flamel muss hier ein Ritual ausführen, um das Fluchtportal zu öffnen. Werden die Kräfte der Zwillinge dafür ausreichen?

Perenelle

Dieser Band würde den Titel „Die mächtige Zauberin“ nicht verdienen, wenn die andere Hälfte der Handlung nicht von Perenelle bestritten würde. Auch sie ist ins Visier der Erstgewesenen und Dunklen Ältesten geraten. Diese haben Niccoló Machiavelli in Marsch gesetzt, einen Unsterblichen mit Kräften wie Dr. Dee. Schon 1669 bezwang Perenelle ihn in einem Duell am Fuße des Ätna, der durch die freigesetzten Energien prompt ausbrach. Machiavelli nimmt sich vor, sofort zuzuschlagen, sobald er die Zauberin zu Gesicht bekommt. Doch sie schlägt ihm ein Schnippchen …

Die Übersetzung

Bertelsmann alias Random House alias CBJ hat sich bei der Ausstattung der sechs FLAMEL-Bände nicht lumpen lassen. Jede gebundene Ausgabe weist einen Schutzumschlag im Prägedruck auf, der mit Goldfarbe geschmückt ist. Diese Goldfarbe wird für die vier Symbole in den Ecken des Titelmotivs benötigt.

Die Symbolik zieht sich durch bis ins Innere des Buches: Jedes Kapitel ist mit einer von zwei Reihen astrologischer und alchemistischer Symbole geschmückt. Da finden sich die Symbole für Frau/Venus ebenso wie für Mann/Mars oder auch Gold und so weiter. Ich musste an die Elbenschriften in Tolkiens Werken denken.

Unterm Strich

Diesmal habe ich wesentlich länger als für den ersten Band gebraucht. Ich habe den 2. Band, der mir zunächst nicht vorlag, übersprungen, und das hat sich als verhängnisvoll erwiesen: Ich war erheblich verwirrt und irritiert. Man muss nämlich die Handlung der Einzelbände wie einen einzigen zusammenhängenden Roman lesen. Diese fünf Kräfte, die in den Zwillingen erweckt werden müssen, geben die Reihenfolge, der man folgen sollte, ebenso vor wie die Ereignisse der Vorgängerbände, auf die nachher ständig verwiesen wird. Kurzum: Man sollte die Bände in der richtigen Reihenfolge lesen.

Dass sich das Handlungsprinzip des ersten Bandes wiederholt, hat nicht gerade zur Spannung beigetragen. Es war klar, dass Dee wieder Verbündete aufbieten würde, um die Zwillinge, Flamel und das Schwert Clarent in die Hände zu bekommen. Ebenso war durch die Fortsetzung klar, dass ihm dies kaum gelingen dürfte. Das gleiche Prinzip gilt auch für Perenelle. Dass ihre jeweiligen Kämpfe für Unterhaltung und Action sorgen würden, ist klar. Aber reicht das als Grund aus, um aus diesen und alle weiteren Bände lesen zu wollen?

Die Dunklen Ältesten werden zunehmend ungeduldig, je näher der 22. Juni, der Zeitpunkt ihrer Rückkehr zur Erde, näherrückt. Dass ihr Diener ständig versagt, die Widersacher, zu beseitigen, macht sie nicht geduldiger, ganz im Gegenteil. Die ständigen Misserfolge zwingen sie zu überstürztem Handeln. Dies wiederum lässt ihre Ängste und Motive sichtbarer werden. Ihre Diener sind ja nicht auf den Kopf gefallen, sondern suchen nach Schlupflöchern, um sich aus der Knechtschaft zu befreien. Die spannende Frage lautet also für alle Beteiligten: Warum haben die Dunklen Ältesten so große Angst vor den Zwillingen und den beiden Flamels?

Um herauszufinden, wie die Antwort auf diese Frage lautet, muss der Leser wohl oder übel die nächsten Bände lesen. Das Finale des gesamten Zyklus kann praktisch nur in einer gigantischen Schlacht gegen die gesammelte Macht der Dunklen Ältesten bestehen. Noch zweifelt der Leser, dass die prophezeiten Zwillinge in der Lage sein werden, diese Schlacht zugunsten der Humani zu entscheiden. Doch je mehr Kräfte in den Zwillinge geweckt werden und je mehr Verbündete sie erhalten, desto besser sieht die Lage für sie aus. Aber was passiert, wenn es Dees geheimnisvollem Oberherrn, der sich bislang verborgen gehalten hat, einfallen sollte, vorher zur Erde niederzusteigen, um die Schlacht vorzubereiten?

Letzten Endes bleibt der Zyklus also doch recht spannend, denn wir wissen nie, welche Widersacher sich vier Zentralfiguren noch entgegenstellen. Sie habe n es geschafft, beinahe Paris in Schutt und Asche zu legen, und auch von Nord-London ließen sie nicht viel übrig. Wir können nur für die nächste Stadt die Daumen drücken, in denen sie Unterschlupf suchen.

Taschenbuch: 528 Seiten
Originaltitel: The Secrets of the immortal Nicholas Flamel – The Sorceress (2009)
Aus dem Englischen von Ursula Höfker
ISBN-13: 978-3570401040

http://www.randomhouse.de/cbjugendbuch

Der Autor vergibt: (4.5/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (No Ratings Yet)

Michael Scott bei Buchwurm.info
„Der unsterbliche Alchemyst“(Lesung)

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