Das Motiv:

Für mich gibts in Shakespeares Drama „Romeo und Julia“ eigentlich nur zwei Szenen, an die ich mich direkt erinnern kann. Die klassische Balkonszene, in der Romeo unten zu seiner Geliebten Julia spricht, die oben auf einem Balkon steht. Und die unglückliche Sterbeszene der beiden am Ende, die extra tragisch und extra traurig ist.

Sebastian Rubiano zeigt uns hier zum Glück die, bei der die beiden Kids noch am Leben sind. Aber, auf eine Art und Weise, wie man sie nicht erwarten könnte.

Wir sehen hier den Schreibtisch eines Bühnenbildners, auf dem ein kleines Modell (aus Holz?) einer Bühne steht, auf der die Balkonszene nachgestellt wird. Eine schöne und clevere Idee des Künstlers zeigt sich durch die Beleuchtung der Szene, die von einer Tischlampe kommt, die schräg vor der Bastelbühne steht.

So sehen wir die beiden Jugendlichen im hellen Lichtschein getrennt voneinander, aber ihre Schatten zeigen, was sie eigentlich tun möchten … Händchen halten und sich küssen. Awww, so romantisch.

Wenn man sich jetzt mal vom Zentrum des Bildes lösen kann, sehen wir außen noch eine sehr dominant große schicke Jacke aus der Zeit, in der das Drama spielt, das einer Schneiderpuppe angezogen wurde. Kostümbildner und Bühnenbildner teilen sich hier vielleicht einen Raum in einem kleineren Theater … oder sind vielleicht sogar die gleiche Person.

Neben und über dem Theatermodell gibts noch Post-It-Zettel und weitere Infos und Hinweise zum Stück, Pflanzen und eine Tasse mit dampfender Flüssigkeit zu sehen.

Es gibt einiges zu entdecken vor, während und nach dem Puzzlen. Alles im klassischen Ölbildstil gehalten.

Art & Soul:/

Erleben Sie den Charme der Kunst mit der neuen Art&Soul-Kollektion! Außergewöhnlich talentierte Illustratoren ermöglichen allen Puzzlefans einzigartige Werke in verschiedenen Stilen, einzigartiger Ravensburger Puzzlequalität und fesselnden Szenarien zu puzzeln. Wer tiefer in die Geschichten dieser farbenfrohen Werke eintauchen möchte, findet Informationen über den Künstler und seine Gedanken im beiliegenden Poster. 750 Teile im praktischen quadratischen Format. (Verlagsinfo)

Die Entscheidung des Verlags, die Reihe nur als quadratische 750er-Teile-Puzzles aufzulegen, ist ok. Ich hätte die meisten Motive allerdings eher als 500er gesehen, besonders das „Astrological Diner“. Interessant sind sie aber alle. Und warum quadratisch? Warum nicht?

Das Puzzlen:

Freunde des Vorsortierens bekommen hier nicht allzu viele Stapel zusammen. Die Türkistöne des Wams, die hellen Lilas des Theatermodells und der Wand dahinter und das Grün der Pflanzen fallen als Erstes ins Auge.

Allerdings sind die Reflexionen einer nicht im Bild gezeigten zusätzlichen Lichtquelle auf den Blättern der Blumen und Pflanzen alle in den gleichen Brauntönen, wie auch die Verschlüsse der Jacke. Das helle Beige des Tisches finden wir auch auf einigen Zetteln wieder, die an der Wand pinnen. Und die Schwarz-Weiß-Zeichnungen an der Wand können gern mal mit Teilen des Bühnenbilds verwechselt werden.

Ich habe wie gewohnt versucht, so viele unterschiedliche Haufen wie möglich zu bilden, damit die dann am Ende nicht so einschüchternd wirken.

Ausstattung und Qualität des Puzzles:

Der Karton und der Teilebeutel:

Die beiden Hälften des stabilen Kartons sind durch vier an jeder Seite mittig aufgeklebte, runde Aufkleber miteinander verbunden, die sich auch beschädigungsfrei entfernen lassen.

Auf dem Deckel sehen wir fast das komplette, zu puzzelnde Motiv. denn das ist umlaufend über den Deckel und die Seitenränder gedruckt. Schick, aber für Kartongucker wie mich nicht so toll, zumal auch das Ravensburger-Logo unten rechts und ein Schriftzug oben links das Motiv etwas überdecken. Aber, dafür haben wir ja das Poster, das ist „verschmutzungsfrei“.

Auf der Außenseite der Bodenhälfte des Kartons finden wir das komplette Motiv, aber mit einem ca. 5 cm breiten Rand, auf dem fünfsprachig ein Werbetext und ein Zitat abgedruckt sind. Von wem „It is love that ultimately conquers all“ stammt, steht allerdings nicht daneben. Aus dem Shakespeare-Drama stammt es nicht. Vielleicht meints der Künstler.

Die Puzzle-Teile stecken zeitgemäß in einer weißen, stabilen Papiertüte.

Gibts ein Poster als Vorlage?

Das gibt es. Es hat eine quadratische Größe von ca. 48 cm x 48 cm, ist exakt auf das Format des Kartonbodens zusammengefaltet und zeigt uns die vom Künstler entworfene Puzzle-Vorlage auf der einen Seite.

Und auf der anderen Seite gibts jeweils in fünf Sprachen weitere Infos zum Künstler, einen Hinweis von ihm, warum er das Bild im Ölbild-Stil erstellt hat und wie er zum Drama „Romeo und Julia“ steht.

Mit einem offensichtlichen Augenzwinkern und als Aufforderung bekommen wir von Sebastian Rubiano noch die Aufforderung an die Hand, doch selbst herauszufinden, was die kleinen ins Motiv eingebauten Details zu bedeuten haben.

Dazu gibts noch ein paar Fotos der Rohzeichnung des Bildes, den technischen Geräten, mit denen er gearbeitet hat und von ihm selbst bei der Arbeit.

Wie ist die Qualität der Teile und der Stanzung?

Die Teile haben eine gute Stärke, sind fest und können so gut vom Tisch aufgenommen werden. Auch sind sie nicht zu klein, sodass sie auch von größeren Händen und Fingern gut gelegt werden können.

Drei Freebie-Pärchen hatte ich in meinem Teilebeutel. Hier wurden die Teile nicht sauber oder kaum voneinander getrennt ausgestanzt. Ineinander verkeilte Teile, die nicht zusammengehören, hatte ich dagegen erstaunlich wenige. Nur zwei Pärchen wollten einander nicht loslassen, waren aber doch mit etwas Nachdruck dazu zu bewegen … und sind dabei auch heil geblieben.

Ansonsten ist der Rest prima ausgestanzt und es gab keine Verformungen oder Beschädigungen an den Teilen.

Matt oder glänzend? Sind die Farben auf dem Karton und den Teilen gleich?

Die Oberfläche der Teile ist fein geriffelt, sodass das Licht gut gebrochen wird. So glänzen sie nicht so stark und wirken matt.

Die Farben des Aufdrucks auf den Teilen entspricht denen des Karton-Motivs, sind kräftig und lassen sich gut voneinander unterscheiden.

Wie siehts mit Puzzlestaub aus?

Ist vorhanden und erwartungsgemäß blau. In der Tüte, an den Teilen, auf dem Tisch und während und nach dem Sortieren an den Fingern finden wir ihn.

Die Menge ist ok, da habe ich schon Puzzles mit wesentlich mehr erlebt, aber auch schon welche, die so gut wie keinen hatten. Zum Glück ist das nur ein anfängliches Problem. Nach dem Sortieren ist der meiste Staub ja meistens weg … -gewischt oder -gewaschen oder -gepustet.

Gibts unangenehme Gerüche?

Neue Puzzles riechen leider alle mehr oder weniger stark nach Chemie, das hier macht keine Ausnahme. Aber, bei guter Durchlüftung und zunehmender Zeit, nimmt der zum Glück auch immer weiter ab. Die Teile kommen nach der Fertigung halt direkt in den Karton und nicht zum Ausstinken. Das passiert dann erst bei uns zu Hause.

Der Künstler:

„Hallo! Mein Name ist Sebastian. Ich bin ein in Krakau ansässiger Grafikdesigner, Illustrator und UI-Designer aus Kolumbien. Meine Arbeit ist eine Mischung aus traditionellen und digitalen Medien und ich bin an verschiedenen Redaktions-, Spielzeugdesign-, Verpackungs- und Werbeprojekten beteiligt. Ich mag es, mich selbst herauszufordern und Grafiken für Produktdesign, Benutzeroberflächen und Spiele zu erstellen. Charakterdesign und pädagogisch orientierte Illustrationen gehören zu meinen Lieblingsbeschäftigungen.“ (Übersetzte Info zum Künstler von sebastianrubiano.com)

Mein Fazit:

Der Verlag geht mit der Art&Soul-Reihe absolut den richtigen Weg, auf dem viele kleinere Verlage schon länger sind: Anspruchsvolle, kreative Kunst zum Nachpuzzlen und nicht nur immer wieder das nächste unaufdringliche, massentaugliche Disney- oder Harry-Potter-Motiv.

Gab es lange eine Zeit, in der man mir ein Puzzle hätte vorlegen können und ich direkt auf Ravensburger getippt hätte, weil die Qualität zwar gut, aber das Motiv fast immer nur „nett“ war, so hab ich solche (für den Verlag) eher mutigen Kreationen fast nur bei den Mitbewerbern gesehen. Das ändert sich langsam und gefällt mir gut.

Nicht nur das Box-Design ist modern, auch die Bilder sind toll und die zusätzlichen Infos auf den beigelegten Postern werten das Gesamtpaket noch mal weiter auf und geben den Künstlern mehr Wertschätzung als es früher der Fall war.

Über Geschmack lässt sich bekanntlich nicht streiten und da wir im Vorfeld schon sehen, was uns erwartet und wir aus Erfahrung um die Qualität eines Ravensburger-Puzzles wissen, steht dem Puzzlespaß eigentlich nichts im Wege.

Ich hatte mit der von Sebastian Rubiano interpretierten Balkon-Szene viel Spaß und nie das Gefühl, hier hätte jemand nur digitale Stock Fotos aus einer Datenbank zusammenkopiert, wie ich es schon bei vielen anderen Digitalkünstlern gesehen habe.

Hier hatte ich den Eindruck, dass wirklich alles von Hand entworfen, gezeichnet und eingefärbt wurde, sodass eine Komposition entsteht, die ich gern Stück für Stück zusammengesetzt habe.

Es ist ein schönes Bild, aber auch ein anspruchsvoll nachzulegendes. Eine gute Wahl für Puzzler, die sich Zeit nehmen können und wollen, um ein Motiv langsam zu entdecken.

Puzzle: 750 Teile
Vom Verlag empfohlen ab 12 Jahren
Maße (gelegt): ca. 50 cm x 50 cm
Artikel-Nr. 12000997
1. Auflage, März 2024
www.ravensburger.de

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