Shadowrun: Für alle Fälle Kincaid

Story:

Im verkommenen Ghetto von Seattle regiert die Sünde – und mit ihr Korruption und organisiertes Verbrechen. Jimmy Kincaid ist in Puyallup aufgewachsen und hat den stetigen Zerfall leibhaftig miterlebt, sich über die Jahre aber dennoch ein Standing in der Gesellschaft erarbeiten können. Doch seine Berufung als Cop hat er sausen lassen, um sich auf eigne Faust durch die Straßen zu schlagen und das Verbrechen zu bekämpfen, wo es ihn unmittelbar berührt. Denn Kincaid ist der festen Überzeugung, dass im tiefsten Sündenpfuhl auch ein Hoffnungsschimmer lauert, der die Stadt wieder in die richtige Spur bringen kann.

Doch der einstige Kampfmagier erreicht die Metamenschen nicht; sein Ruf ist kaum besser als jener, den das Ghetto mit sich bringt, und auch wenn seine Verbindung in die internen Regierungskreise ihm Optionen ermöglicht, die den übrigen Einzelkämpfern versagt bleiben, kann er nicht auf Unterstützung hoffen.

Doch Kincaid hat ein geheimes Manuskript, das alles auf den Kopf stellen könnte, in seinen Besitz gebracht. Doch die Entschlüsselung des Files erfordert mehr als nur jenen Heldenmut, den er in den letzten Jahren immer wieder eigenmächtig beweisen musste. Jimmy muss in die Schatten des Sprawls abtauchen und sich den widerlichsten Gestalten Seattles stellen, um mit seinem Vorhaben voranzukommen. Doch der Ex-Bulle liebt seine Heimat, er will sie wieder florieren lassen, und für dieses hehre Ziel ist ihm jedes Mittel und jede noch so dreckige Methode recht …

Persönlicher Eindruck:

„Für alle Fälle Kincaid“ ist ein typisches Exemplar aus der „Shadowrun“-Serie, das im Grunde genommen alle Eigenheiten auffährt, für die das Franchise in den letzten Jahr(zehnt)en bekannt geworden ist. Ein schmieriger Hauptdarsteller steht an vorderster Front, ein düsteres, beklemmendes Szenario umschreibt die Rahmenbedingungen, und darüber hinaus lauern in den tiefsten Schatten wieder Kreaturen und Charaktere, die den Fantasy-Anteil des neuen Abenteuers deutlich prägen. Also ein klares Fazit, namentlich: alles wie erwartet?

Nun, auch wenn viele Eigenheiten des aktuellen Werks von Russell Zimmermann genau hierfür sprechen, gehört die frisch veröffentlichte Episode ganz klar zu den spannendsten Geschichten aus dem „Shadowrun“-Universum. „Für alle Fälle Kincaid“ bewahrt sich über weite Strecken nämlich eine gewisse Unberechenbarkeit, die vor allem durch die steigende Masse der handelnden Figuren beschrieben ist. Der Protagonist steht vor immer neuen Aufgaben, muss sich wiederholt auf einen finsteren Pakt einlassen, hat aber keine Aussicht darauf, Support aus den eigenen Reihen zu bekommen – schlichtweg weil es diese gar nicht mehr gibt. Die Umschreibung der Umgebung ist dem Autor ausnahmslos gut gelungen, und anders als bei vielen anderen Romanen aus diesem Segment fühlt man sich recht schnell in das Ghetto hineinversetzt, in dem der größte Teil der Story angesiedelt ist. Atmosphärisch ist der Plot sehr dicht aufgebaut, und davon zehrt die Geschichte von der ersten bis zur letzten Seite.

Und genau das ist ein Punkt, an dem sich „Für alle Fälle Kincaid“ ein ganzes Stück von den üblichen Vertretern der Materie abhebt. Weiterhin schöpft Zimmermann viel kreative Kraft aus der ständig beschriebenen, aber nicht überspitzt dargestellten Aussichtslosigkeit der Bemühungen des Hauptdarstellers. Zwar ist „Für alle Fälle Kincaid“ grundsätzlich sehr linear gestaltet, doch das vermeintliche Happy End will man hier nicht erahnen. Und damit sind wir wieder zurück bei der Theorie des vorangegangenen Vorab-Fazits: Alles wie gehabt? Tja, diese Frage muss man im positiven Sinne verneinen. Denn der neueste Roman aus der „Shadowrun“-Reihe ist besser als der hiesige Durchschnitt, temporeicher ohnehin, aber eben auch spannender – und damit sogar als Einstiegsdroge in die große Welt dieses Franchises bestens geeignet. Eine klare Empfehlung ist daher auch die logische Konsequenz!

Autoren: Russell Zimmermann
Verlag: Pegasus Press
ISBN: 3957890985
www.pegasus.de

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