In diesem Band sind die Romane „Die menschenfressenden Schatten“ (Band 59) und „Dwahls Hirnpuppen greifen an“ (Band 60) enthalten, die im Jahre 1978 in der Heftserie „Macabros“ zum ersten Mal erschienen sind.
_Die menschenfressenden Schatten_
Björn Hellmark will den Entführer seiner Freundin Carminia zur Rechenschaft ziehen und herausfinden, weshalb Frank Holesh seine Freunde verraten hat. Zu diesem Zweck observiert Björn den ehemaligen Parapsychologen. Dieser will den LKW-Fahrer Henry Fisher töten, weil der Carminia gefunden und damit gerettet hat. Doch bevor Holesh seinen Plan in die Tat umsetzen kann, erscheint Björns Doppelkörper Macabros mit der Dämonenmaske und setzt Frank außer Gefecht. Holesh hat sich aus freien Stücken dem Bösen verschrieben und dadurch Macht und Reichtum erlangt. Doch als Björn die Dämonenmaske erneut einsetzen will, richtet Molochos den Versager und Frank Holesh stirbt.
Anschließend gesellt sich Björn Hellmark zu Oceanus und Mirakel, die in der Tiefsee nach einem Tor in die Welt der Leichenpilze suchen. Als sie einen Zugang finden, befreien sie dadurch einen Schwarm dämonischer Schatten. Diese Schatten sind nichts anderes als ein veränderter Aggregatzustand der Leichenpilze. Diese dienen dem Schattenfürsten, welchem auch die Kugelköpfe untergeben sind (siehe Band 54). Oceanus erinnert sich langsam an alte Überlieferungen, in denen diese Schatten nur gebannt werden können, indem an dem Ort, wo sie sich versammeln, der Name des Schattenfürsten ausgesprochen wird.
Oceanus dringt in die Pilzwelt vor, um Angehörige seines Volkes zu suchen, während Björn in die Welt der Menschen zurückkehrt, um die menschenfressenden Schatten zu bannen. Doch diese haben bereits eine ganze Yacht entvölkert und nähern sich dem Festland …
_Dwahls Hirnpuppen greifen an_
Nach der Vernichtung der Pilzschatten dringt Björn Hellmark erneut in die Welt der Leichenpilze ein. Er findet seinen verschollenen Freund Rani Mahay wieder; schwer verletzt konnte er merkwürdigen fliegenden Kreaturen entkommen. Mit der Hilfe seines Ätherkörpers Macabors bringt Björn seinen indischen Freund auf die Erde zu einem Arzt.
Zurück in der Dimension der Leichenpilze, findet Björn einen toten Artgenossen von Oceanus, doch von dem Herrscher aus der Tiefe selbst gibt es keine Spur. Dafür findet er die restlichen Vermissten, die aus der Nähe des Palais von Richard Patrick verschwunden sind (siehe Band 26). Sie berichten, dass ein fremder Mann ihnen geholfen hat, aus den Pilzen zu entkommen. Diese stellen kaum noch eine Gefahr dar, da durch das Amulett, welches Oceanus wieder in seinen Besitz gebracht hat, der Bann ausgelöscht wird, welcher die Pilze zu dämonischen Kreaturen machte.
Nachdem Björn die Überlebenden in einer Höhle in Sicherheit gebracht hat, findet er den mysteriösen Fremden. Es ist Dwahl, ein Schwarzer Priester, der sich von Molochos gelöst hat und zum Verräter wurde. Der Dämonenfürst kann den Abtrünnigen zwar nicht töten, dafür aber manipuliert er das Gehirn Dwahls. Grauenerregende Kreaturen entstehen: Dwahls Hirnpuppen, die bereits Rani Mahay attackierten und Tod und Verderben bringen. Selbst auf der Erde treten sie in Erscheinung, wie Rani und sein Arzt erleben müssen. Auch Björn wird von den Hirnpuppen angegriffen und muss einsehen, dass gegen diese Kreaturen selbst das Schwert des toten Gottes und seine Dämonenmaske nutzlos sind …
Währenddessen versucht auch Mirakel in die Geschehnisse einzugreifen und läuft direkt in die Falle seines Erzfeindes Mysterion. Das Schicksal des Übermenschen scheint ebenfalls besiegelt zu sein …
Auch in diesem Roman schafft es der Autor, Horror und Fantasy geschickt zu verbinden und eine packende Story zu schreiben, die den Leser sofort in ihren Bann zieht. In diesem Buch wird das Kapitel um Frank Holesh und die magische Beeinflussung von Richard Patrick und seinen Mitarbeitern zum Abschluss gebracht. Besonders interessant ist dabei der Abschnitt, in dem Holesh erzählt, was er in der Dämonenmaske gesehen hat.
Der Vorstoß in die Welt der Leichenpilze und die Befreiung der Schatten bilden die Schlüsselszenen des Romans, der seinen Höhepunkt in dem Überfall der menschenfressenden Schatten auf die Yacht erreicht. Einzig die Szene zu Beginn des Romans, in der die Schatten zum ersten Mal im Garten eines reichen Geschäftsmannes zuschlagen, wirkt etwas langatmig. Ansonsten ein sehr spannender und kurzweiliger Grusel-Fantasy-Roman.
Hochdramatisch läutet Dan Shocker im zweiten Roman das Ende seines Leichenpilz-Abenteuers ein und fügt die einzelnen Fäden gekonnt zusammen. Allerdings begnügt er sich nicht damit, bekannte Handlungsabläufe zu einem logischen Schluss zu führen, auch neue Aspekte bereichern dieses Finale noch um interessante Facetten. Mit bekannten Handlungssträngen sind in erster Linie die Auseinandersetzung zwischen Mirakel und Mysterion gemeint sowie der verschollene Rani Mahay und seine Rettung.
Der bemerkenswerteste neue Aspekt hingegen ist mit Abstand Dwahl. Ein schillernder Charakter, da er als Schwarzer Priester ursprünglich dem Bösen diente und durch Nachdenken und Hinterfragen zum Verräter wurde. Solcherlei Personen bergen gemeinhin eine Menge Potenzial und Zündstoff für eine gute Geschichte. Bei Dwahl kommt hinzu, dass er der achte Schwarze Priester ist, der in den Prophezeiungen aber nie erwähnt wurde. Dort werden nur sieben Schwarze Priester genannt, die den Dämonenfürsten Molochos unterstützen. Dadurch, dass Dwahl eigentlich helfen will und unbeabsichtigt, allein durch die Macht seiner Gedanken, die er zeitweise nicht steuern kann, tödliche Kreaturen am Fließband erschafft, wird er zu einer sehr tragischen Figur.
Die Attacken seiner Hirnpuppen sind eine der tödlichsten Bedrohungen, denen Björn je gegenüberstand, da seine Waffen, auf die er sich sonst immer hundertprozentig verlassen kann, versagen. Auch das Verwirrspiel, was nun hinter den Hirnpuppen steckt und woher sie kommen, gelingt dem Autor hervorragend. Die Story um Mirakel, alias Frank Morell, wirkt dagegen regelrecht banal in ihrer Geradlinigkeit, gewinnt dadurch aber an Tempo und stört den Lesefluss in keiner Weise.
Das Cover besitzt eine sehr düstere Atmosphäre und wirkt dadurch äußerst stimmungsvoll, nur die Dame im Hintergrund wirkt etwas puppenhaft. Die Illustrationen erzeugen dagegen ein eher ambivalentes Gefühl. Ist die Zeichnung zu „Die menschenfressende Schatten“ noch spitzenmäßig, wirkt die zweite Illustration schon erheblich liebloser, zumal das Motiv eine Verbindung zu den Hirnpuppen impliziert, die nicht vorhanden ist, denn dieser Kopf stellt einen Dykten dar, also eines jener Wesen, welche Mirakel ihr Erbe hinterließen und ihm die übermenschlichen Kräfte verliehen.
Alles in allem ein rundum gelungener Macabros-Roman, in dem schlussendlich auch das Schicksal Carminias geklärt wird und lediglich das Schicksal von Oceanus offen bleibt.
http://www.BLITZ-Verlag.de
_Florian Hilleberg_