Simon Scarrow – Centurio (ROM-Serie 8)

Verliebt in Palmyra

Im ersten Jahrhundert n. Chr. steht nur das kleine Königreich Palmyra zwischen dem römischen Imperium und seinem Erzfeind, dem Reich der Parther. Als ein römischer Spähtrupp vernichtet wird und in Palmyra ein Bürgerkrieg ausbricht, werden die beiden Veteranen Macro und Cato von Statthalter Longinus entsandt, um den rechtmäßigen Herrscher zu unterstützen. Doch die Zeit wird knapp, denn schon bewegt sich ein übermächtiges Partherheer auf die Stadt zu. (Verlagsinfo)

Dieser achte Band der ROM-Serie enthält eine Bonusgeschichte, die von Macros Jugend erzählt.

Der Autor

Simon Scarrow wurde 1962 im gerade unabhängig gewordenen Nigeria geboren. Mit seinen Eltern zog er durch die Welt, bis die Familie sich in England niederließ. Nach seinem Schulabschluss ging Scarrow in den öffentlichen Dienst, begann jedoch nach zwei Jahren ein Geschichtsstudium. Anschließend lehrte er dieses Fach in Norfolk.

Parallel zu seiner akademischen Laufbahn begann Scarrow zu schreiben. Er spezialisierte sich auf historische Stoffe. Den Durchbruch brachte ihm die 2000 begonnene Serie um die ungleichen Gefährten Quintus Licinius Cato und Lucius Cornelius Macro, die im Römischen Imperium des ersten nachchristlichen Jahrhunderts militärische und geheimagentenähnliche Aufgaben übernehmen.

Seit 2005 ist Scarrow hauptberuflicher Schriftsteller. Parallel zur genannten Serie begann er die „Revolution“-Reihe, die im 18. Jahrhundert spielt und den Aufstieg der späteren Kriegsgegner Napoleon Bonaparte und Arthur Wellesley, 1. Duke of Wellington, thematisiert. Sein Roman „Schwert und Säbel“ spielt 1565 auf Malta.

Mit seiner Familie lebt Simon Scarrow weiterhin in der ostenglischen Stadt Norfolk.

Die „Rom“-Serie:

1. Under the eagle. Headline Books, London 2001, ISBN 0-7472-6629-8.
D. Im Zeichen des Adlers. Roman. Goldmann, München 2003, ISBN 3-442-35911-2.
2. The eagle’s conquest. Headline Books, London 2002, ISBN 0-7472-6630-1.
D. Im Auftrag des Adlers. Roman. Goldmann, München 2004, ISBN 3-442-35960-0.
3. When the eagle hunts. Headline Books, London 2004, ISBN 0-7553-3124-9.
D. Der Zorn des Adlers. Roman. Goldmann, München 2005, ISBN 3-442-36154-0.
4. The eagle and the wolves. Headline Books, London 2004, ISBN 0-7553-0114-5.
D. Die Brüder des Adlers. Roman. Goldmann, München 2005, ISBN 3-442-36293-8.
5. The eagle’s prey. Headline Books, London 2005, ISBN 0-7553-0116-1.
D. Die Beute des Adlers. Roman. Heyne, München 2012, ISBN 978-3-453-47118-4.
6. The eagle’s prophecy. Headline Books, London 2008, ISBN 978-0-7553-0116-4.
D. Die Prophezeiung des Adlers. Roman. Heyne, München 2013, ISBN 978-3-453-47119-1.
7. The eagle in the sand. Headline Books, London 2006, ISBN 0-7553-2774-8.
D. Die Jagd des Adlers. Roman. Heyne, München 2014, ISBN 978-3-453-47120-7.
8. Centurion. Headline Books, London 2008, ISBN 978-0-7553-2777-5.
D. Centurio. Roman. Heyne, München 2010, ISBN 978-3-453-43505-6.
9. Gladiator. Headline Books, London 2009, ISBN 978-0-7553-3916-7.
D. Gladiator. Roman. Heyne, München 2011, ISBN 978-3-453-43506-3.
10. Legion. Hedline Books, London 2010, ISBN 978-0-7553-5374-3.
D. Die Legion. Roman. Heyne, München 2012, ISBN 978-3-453-43620-6.
11. Praetorian. Headline Books, London 2011, ISBN 978-0-7553-5377-4.
D. Die Garde. Roman. Heyne, München 2012, ISBN 978-3-453-43621-3.
12. The Blood Crows. Headline Books, London 2013, ISBN 978-0-7553-5380-4.
D. Die Blutkrähen. Roman. Heyne, München 2015, ISBN 978-3-453-47121-4 .
13. Brothers in Blood. Headline Books, London 2014, ISBN 978-0-7553-9393-0.
D. Blutsbrüder. Heyne, München 2016, ISBN 978-3-453-47138-2.
14. Britannia: Eagles of the Empire. Headline Books, London 2016, ISBN 978-1-4722-1331-0
D. Britannia. Heyne, München 2016, ISBN 978-3-453-47140-5
15. Invictus: Eagles of the Empire. Headline Books, London 2017, ISBN 978-1-4722-1334-1
D. Invictus. Heyne, München 2017, ISBN 978-3-453-43897-2
16. Day of the Caesars: Eagles of the Empire Headline Books, London 2018, ISBN 978-1-4722-1338-9
D. Imperator. Heyne, München 2018, ISBN 978-3-453-47149-8
17. The Blood of Rome: Eagles of the Empire Headline Books, London 2018, ISBN 978-1-4722-5836-6
D. Das Blut Roms. Heyne, München 2019, ISBN 978-3-453-47177-1
18. Traitors of Rome: Eagles of the Empire Headline Books, London 2020, ISBN 978-1-4722-5841-0
D. Helden der Schlacht. Heyne, München 2020, ISBN 978-3-453-47179-5
19. „Invasion“ enthält die Vorab-Episoden „Invasion“ 1-5 gesammelt in einem Band: Das Blut Roms

Inzwischen hat Scarrow in Deutschland einen neuen Zyklus um Napoleon Bonaparte und Lord Wellington gestartet.

Handlung

Antiochia, Syrien, anno 47 n.Chr. Macro und Cato, die beiden römischen Centurionen, sind in geheimer Mission unterwegs. Narcissus, der mächtige Privatsekretär des Kaisers Claudius, hat sie nach Jerusalem in der Provinz Judäa geschickt, um die Korruption und Disziplinlosigkeit unter den Kohorten zu beenden. Statthalter Longinus hat bereits drei Legionen gebunden, doch sowohl die feindlichen Parther als auch der Stammesführer Bannus schicken sich an, den Römern die Provinzen Syrien und Judäa zu entreißen. Longinus will drei weitere Legionen, und das macht ihn verdächtig: Will er den Kaiser stürzen?

Nachdem sie die Gefahr seitens Bannus beseitigt haben (Band 7), wird das Königreich Palmyra zum Zankapfel, denn die Römer haben mit dessen König Vabathus einen Freundschafts- und Beistandsvertrag geschlossen. Das ist den Parthern offenbar ein Dorn im Auge, denn Palmyra liegt als Pufferstaat direkt an ihrer Westgrenze, dem Strom Euphrat. Als eine Delegation des Partherkönigs unter Prinz Artaxes vor der Festung Antiochia dem Statthalter Longinus unmissverständlich klarmacht, dass eine römische Einmischung in Palmyra mit Krieg beantwortet werden würde, ist das vielleicht noch hinnehmbar. Als Artaxes aber verrät, dass er bereits den römischen Spähtrupp, der am Euphrat errichtet worden war, vernichtet habe, stellt das für Longinus eine Kriegserklärung dar. 500 Mann unter einem guten Centurio – einfach ausradiert!

Nun ist es für Präfekt Macro, den Kommandeur der Zweiten Illyrischen Hilfskohorte, und seinen Centurio Cato aus mit der Ruhe. Weil die Zehnte Legion unter Legat Amatius noch nicht marschbereit sei, müsse die Zweite Illyrische zusammen mit einer Kohorte der Zehnten Legion unter Befehl von Macro sofort losmarschieren. Äh, um was genau zu tun, fragt Cato. Nun, um den König zu unterstützen. Aber der König hat sich mit seinen Getreuen in die Zitadelle zurückziehen müssen, weil sein jüngster Sohn einen Bürgerkrieg angezettelt hat – er steht auf der Seite der Parther.

Das Problem wird nun auch Macro klar – und wahrscheinlich hat Longinus es genau so geplant, um die beiden lästigen Spione Roms loszuwerden: Um in die Zitadelle zu gelangen, müssen sich die knapp tausend Mann unter Macro quer durch die Stadt Palmyra zur Zitadelle vorkämpfen. Schaffen sie es nicht, werden sie von den 1000 Mann des Prinzen niedergemetzelt. Schaffen es wider Erwarten doch, werden sie in der Zitadelle eingeschlossen und können dort gemächlich verhungern, bis die Zehnte Legion eintrifft.

So oder so: Es sieht wieder mal nicht gut aus für unsere wackeren Legionäre. Doch sie erhalten Hilfe von unerwarteter Seite…

Mein Eindruck

Palmyra liegt an einer strategisch wichtigen Position: zwischen der römischen Provinz Syrien und dem Reich der Parther, direkt an einem uralten Handelsweg, der vom Zweistromland kommend durch diese Oase bis zum Libanon führt. Der Kampf um den Besitz dieser Stadt bestimmt die Handlung dieses achten ROM-Romans. Die Themen der Geschichte sind wie so häufig Treue und Verrat, Liebe und Hass. Das Leben der beiden Helden Macro und Cato wird nicht einfacher, als sie mit ihrer jeweiligen Truppe, Longinus‘ Vorhut, in die Intrigen des Königshauses verwickelt werden.

Liebe

Meines Wissens ist es das erste Mal, dass Cato in Liebesdingen nicht zweckentfremdet wird (wie in den Bänden 1 und 2), sondern – ganz vorsichtig – seine eigene Liebe zu Julia, der heilenden Tochter des römischen Gesandten Sempronius, entfalten kann. Nach den ersten Kabbeleien weiß auch Julia diesen römischen Soldaten zu schätzen, und dass Macro seinen Senf dazu, kann man sich denken. Ihr Vater jedoch stellt eine entscheidende Bedingung: Erst muss Cato vom Feldzug gegen die Parther siegreich – und lebendig – zurückkehren, bevor er die Hand der holden Julia gewährt bekommen kann.

Cato hat also einen doppelten Ansporn, diese Feldzug zu einem Erfolg zu machen. Der Kampf um die Stadt und dann um die Zitadelle hat zahlreiche Opfer unter Legionären und Zivilisten gefordert. Die Kämpfe werden wie stets actionreich und realistisch geschildert. Da werden „Onager“ genannte Katapulte ebenso eingesetzt wie Rammböcke.

Legion vs. Hilfstruppe

Fans von Military Fiction werden sich allerdings an die zahlreichen Rangbezeichnungen gewöhnen müssen. Anders als in den Vorgängerbänden ist kein hilfreiches Organigramm abgedruckt, das die Hierarchien in a) Legion und b) Hilfstruppe darstellt. Die Auseinandersetzungen zwischen regulärer Legion, die aus römischen Bürgern und Adeligen besteht, sowie nichtrömischen Hilfskohorten stattfinden, bilden einen wichtigen Teil der Botschaft, die der Autor übermitteln wollte: Dass die Hilfstruppen einen ebenbürtigen Anteil an den Erfolgen des Imperiums hatten – dass sie dafür aber im Vergleich einen viel höheren Blutzoll entrichten mussten.

Der Feldzug der Zehnten

Exemplarisch steht dafür der finale Feldzug der Zehnten Legion unter Longinus, den er mit den Kohorten und Macros und Catos Kommando unternahm. Die 1000 Mann starke Palmyra-Truppe unter Prinz Balthus, der Nr. 2 unter den drei Söhnen von König Vabathus, zeichnet sich durch berittene Bogenschützen aus, eine Truppenart, die Rom nicht zur Verfügung steht. Ziel des Feldzugs ist es, die Palmyra-Rebellen unter Artaxes sowie ihre parthjschen Verbündeten zu zerschlagen. Dann wäre der Weg zum Euphrat frei.

Rückzug statt Angriff

Doch es kommt alles anders. Nicht nur der Zug durch die Wüste fordert seine Opfer, sondern auch das Aufeinandertreffen mit dem Feind. Zu Catos Überraschung lässt Longinus nicht etwa zum Angriff blasen, als er den Feind mitten in der Nacht antrifft, sondern zum Rückzug! Das Signal macht den nichtsahnenden Feind auf die Präsenz der Römer aufmerksam. In der Folge kommt es zu einem verlustreichen Rückzugsgefecht. Bis Cato endlich eine Gelegenheit sieht, dem Feind ein Schnippchen zu schlagen und vernichtend zu schlagen. Aber bei diesem Plan müssen alle ganz genau mitspielen oder es wären die Römer, die dabei untergehen…

Oben gegen unten

Diese Verhaltensweise der politisch-militärischen Führung (Longinus) führt dem Lehrer den Verrat vor Augen, den sie in den Augen der einfachen Soldaten begeht: Longinus etwa rettet lieber seinen eigenen Hintern und den seiner jungen ehrgeizigen Offiziere, als seine Soldaten – von denen das Imperium jede Menge ausheben könne – zu retten. Diese Verhaltensweise ist zu allen Zeiten zu beobachten, wie der Historiker Saul David in seinem Buch „Die größten Fehlschläge der Militärgeschichte“ (Heyne 2001/2003, ISBN 9783453861275) dargelegt hat. Motto: Schütze Arsch ist entbehrlich und ersetzbar, General/Admiral XYZ ist es keinesfalls.

Die Bonus-Story „Blutschuld“

Wie kam es eigentlich dazu, dass Catos bester Freund Macro im finsteren, kalten Germanien stationiert war, wo Cato, aus einem römischen Palast kommend, das zweifelhafte Vergnügen hatte, ihn kennenzulernen? Die Geschichte „Blutschuld“ erzählt, wie Macro erst zum zweifachen Mörder werden musste, bevor er mit sechzehn Jahren in die Armee eintrat.

Mein Eindruck

Es ist eine packende Geschichte der Selbstbehauptung gegen einen römischen Gangster, einen echten Mafioso, der bei Macros Vater ein „Schutzgeld“ eintrieb. Aber bis Macro soweit war, es mit dem Gangster aufzunehmen, ist eine erbauliche Erzählung: Macro, der bislang nur Geschirr und Weinkisten in der väterlichen Taverne geschleppt hat, muss Muskeln aufbauen und fit werden, bevor ihm der alte Gladiator Garba erlaubt, ein Schwert auch nur anzurühren. Eine ganze Menge Philosophie gibt ihm den alte Garba kostenlos zu den Kampftricks dazu. Es sind diese Geschenke, die Macro später so wertvoll werden und ihm beim Überlebenskampf helfen. Er wird sie an einen gewissen Cato weitergeben.

Unterm Strich

Der Feldzug gegen die Parther und der Kampf um Palmyra, das ihnen in die Hände zu fallen droht, bestreitet den Hauptteil der Handlung. Das sorgt für die militärische Action, die der Scarrow-Fan erwartet. Innerhalb dieses Geschehens wird der permanente Konflikt zwischen regulären Legionären und ihrer militärisch-politischen Führung sowie den nichtrömischen Hilfstruppen thematisiert. Macro kämpft bei den Legionären, wohingegen Cato zu der Zweiten Illyrischen Hilfskohorte gesteckt wird. Dieses Missverhältnis könnte für einigen Zündstoff sorgen.

Das heftig umkämpfte Königreich Palmyra droht zu einem Klientelstaat der Römer zu werden, einer potentiell unterworfenen, tributpflichtigen Provinz. Drei Söhne des Königs entscheiden das Schicksal ihres Reiches: ein Rebell und Überläufer, ein Dummkopf und schließlich ein tüchtiger Krieger, der aber das falsche Image hat. Einer von ihnen wird ermordet, doch wem nützt dieser Mord? Verrat liegt in der Luft.

Die Liebe, die Cato für Tochter des römischen Statthalters entwickelt, wird auf eine harte Probe gestellt, als ihr Vater eine Bedingung stellt: Erst muss Cato den Feldzug von Longinus‘ überleben und siegreich überstehen (was so ziemlich dasselbe ist, denn im Fall einer Niederlage massakrieren die Parther alle Gefangenen oder Verwundeten), bevor er die holde Julia heiraten kann. Cato hat also viele Gründe, den Feldzug zum Erfolg zu machen. Die sind seinem Boss Longinus jedoch piepegal, und so droht die Kampagne zu einem tödlichen Desaster zu werden…

Die Übersetzung

… ist fehlerfrei und ohne Druckfehler. Ein Werkverzeichnis und ein Nachwort des Autors runden diese erste deutsche Ausgabe (2014) in der 6. Auflage ab.

Zartbesaitete Gemüter seien vor ziemlich rohen Ausdrücken für Frauen gewarnt, wie sie Soldaten zu allen Zeiten benutzt haben. Das war lange vor der #MeToo-Debatte.

Taschenbuch: 590 Seiten (plus Werkverzeichnis)
Originaltitel: Centurion, 2007
Aus dem Englischen von Barbara Ostrop.
ISBN-13: 9783453435056

www.heyne.de

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