Soman Chainani – The School for Good and Evil, Band 1: Es kann nur eine geben

Klappentext:

Auf der Schule der Guten und der Bösen werden Jugendliche darauf vorbereitet, ihr ganz persönliches Märchenabenteuer zu erleben. Die gestylte Sophie sieht sich schon als Prinzessin mit besten Aussichten auf einen attraktiven Helden, ihre eigenbrödlerische Freundin Agatha kann nur auf einen Part als Hexe hoffen. Doch dann kommt alles ganz anders. Denn der finstere Schulmeister hat für die beiden einen dämonischen Plan … (Verlagsinfo)

Mein Eindruck:

Ein Teil eines eigenen Märchens sein. Welches Kind hat sich das wohl noch nicht gewünscht? Dieser Wunsch geht bei Agatha und Sophie in Erfüllung, doch nicht unbedingt so, wie die beiden sich das vorgestellt haben …

Auf der Schule werden Mädchen und Jungen dafür ausgebildet, später in ihrem eigenen Märchen mitzuspielen. Die Märchen werden vom „Storiker“, einer magischen Schreibfeder geschrieben und normalerweise beginnt er ein Märchen erst, wenn die Schüler ihren Abschluss gemacht haben.

Normalerweise …

Doch mit der Ankunft von Sophie und Agatha in der Schule für Gut und Böse ist schon nichts mehr so wie es sein sollte. Nicht nur, dass die beiden scheinbar verwechselt werden, denn die hübsche Sophie landet an der Schule für Böse und die um eines weniger attraktive Agatha an der für das Gute. Nein, das Märchen der beiden beginnt bereits während der ersten Wochen an dieser magischen Bildungseinrichtung. Und damit nicht genug der Ausnahmefälle, so sind unsere beiden Protagonistinnen auch an sich schon etwas Besonderes. Sie sind sogenannte „Leser“. Leser lesen eigentlich nur die Märchen und sind nicht selbst ein Teil davon, doch wie diese Geschichte hier zeigt: Ausnahmen bestätigen die Regel.

Im Laufe des gesamten Buches versuchen nun beide Mädchen die Verwechslung aufzuklären, um jeweils auf die andere Seite zu gelangen. Vor allem Sophie zeigt ein großes Bestreben danach, diesen düsteren Ort der Schule für Böse gegen das helle und freundliche Schloss für Gut eintauschen zu können. Dieses Unterfangen wird den beiden allerdings nicht leicht gemacht. Allen voran der mysteriöse Schulmeister macht ihnen gern einen Strich durch die Rechnung, denn er glaubt nicht an eine Verwechslung und meint in Sophie das absolut Böse und in Agatha das absolut Gute zu sehen. Dies will er für seine Zwecke ausnutzen. Welche das sind, müsst ihr schon selber herausfinden.

Zur Mitte des Buches scheint sich die Meinung des Schulmeisters zu bestätigen, da sowohl Sophie als auch Agatha beeindruckende Fähigkeiten, welche für den jeweiligen Bereich typisch sind, zeigen. Doch wie ich bereits sagte, sind die Mädchen etwas Besonderes. Und so stellt man sich als Leser (also wir jetzt, nicht Agatha und Sophie) folgende Fragen: Warum sind wir gut oder böse? Ist es uns vorherbestimmt so oder so zu sein? Sprich, ist es unserer Persönlichkeit verankert? Oder sind es Taten, Worte oder Erfahrungen, die wir im Leben machen, die uns zu gut oder böse werden lassen? Ganz eindeutig kann diese Frage im Buch meines Erachtens nicht geklärt werden und das mit Absicht, so meine Vermutung. Der gesunde Menschenverstand sagt einem wahrscheinlich, dass man durch eine Mischung aus Persönlichkeit und den Erfahrungen des Lebens zu dem einen oder anderen wird. Was meint ihr, wie es für unsere Protagonisten aussieht? Sind sie das reine Gute oder Böse? Oder steckt in jedem ein bisschen von beidem? Dieser Aspekt wird schon alleine durch das Räumliche der beiden Schulen angedeutet. Ich meine damit, wie nah Gut und Böse beieinander liegen.

Man kann das auch noch aus einer leicht anderen Perspektive betrachten. Mal davon abgesehen, dass der Schulleiter finstere Pläne mit Sophie und Agatha hat, und das die Verwechslung scheinbar doch keine Verwechslung ist, so war ich nicht sonderlich überrascht, dass Sophie tatsächlich in der Schule für Böse landet. Sie ist zwar äußerlich schön und somit, wenn es nur nach dem Äußeren geht, eindeutig gut, aber sie erkennt nicht, dass es auch innere Schönheit geben muss, um gut zu sein. Denn alle ihre Taten, die sie als vermeintlich gut hinstellt, sind doch nicht aufrichtig. Und Ehrlichkeit ist doch ein Attribut des Guten und das ist etwas, dass Sophie nicht gelernt hat. Ob sie es lernen wird?

Neben all den Fragen über Gut und Böse geht es vor allem auch um die Freundschaft der beiden Mädels. Darum, was Freundschaft ist, was sie ausmacht und das es sich lohnt um sie zu kämpfen. Aber auch, dass Freundschaft niemals einseitig ist und dass es trotzdem auch wichtig ist, sich selbst treu zu bleiben, um dem anderen ein noch besserer Freund sein zu können. Indem Agatha und Sophie versuchen auf die jeweils andere Seite zu kommen, zeigen sie zudem auch den Mut, Dinge zu hinterfragen und nicht alles als gegeben hinzunehmen. Dies gilt im Besondere für die Aussage, dass eine „Immer“ (Gut) und eine „Nimmer“ (Böse) niemals befreundet sein können. Ob sie die Schulen vom Gegenteil überzeugen können?

Und noch ein wichtiger Punkt wird angesprochen. Bisher habe ich nur die Mädchen erwähnt, aber natürlich kommen in dem Buch auch Jungs vor. Ein ganz besonderer Junge muss dabei lernen, sich nicht nur auf seine Augen, sondern auf sein Herz zu verlassen, wenn er die wahre Liebe finden will. Den Punkt, auf den ich aber eigentlich anspiele ist der, dass die Jungs in der Schule (egal ob Gut oder Böse) weniger Nachteile als die Mädchen haben. Der Autor spricht damit ein in unserer Gesellschaft noch immer noch vorherrschendes Problem der Ungerechtigkeit an.

Als Gegenspieler habe ich bislang nur den Schulmeister genannt, doch es gibt da noch eine Immer namens Beatrix, die sich den Traumprinzen eines der Mädchen mit aller Macht schnappen will. Ihre genaue Rolle und ihre Beziehungen bleiben aber bis zum Ende des ersten Bandes aber noch weitestgehend im Dunkeln. Ich kann mir gut vorstellen, dass dies eines der Hauptthemen im zweiten Band darstellen wird. Ich bin gespannt!

Das Buch an sich ist für einen Jugendroman schon ein ganz dicker „Schinken“. Ich persönlich mag dicke Bücher, so hat man länger was davon. Die Schrift ist ausreichend groß gewählt worden und der Text wird von gelegentlichen textlichen Grafiken aufgelockert. Zur weiteren Auflockerung wurden als Stilmittel Kommentare in Klammern gewählt, was mir gut gefallen hat. Mir sind allerdings auch ein paar Fehler aufgefallen. An einigen Stellen werden „Immer“ und „Nimmer“ verwechselt, ich vermute, dass es sich dabei um Übersetzungsfehler handelt. Auch die Kommasetzung stach mir ins Auge. Meist werden ja in Texten allgemein zu viele Kommas gesetzt, doch auf den Seiten 293/294 fehlen 4 Kommas, die für das flüssige Lesen und das Verständnis wichtig sind. Vor allem den Satz auf Seite 293 musste ich mehrmals lesen, damit ich ihn richtig verstand. Nun, das sind vergleichsweise wenige Mängel, die ich zu beanstanden habe, denn im Ganzen ist es wirklich tolles Buch.

Über den Autor:

Soman Chainani, Schriftsteller und Drehbuchautor, glaubt noch mehr an Märchen als die Bewohner von Gavaldon. Deshalb schrieb er seine Doktorarbeit in Harvard über die Frage, warum Frauen im Märchen die besseren Bösewichte sind. Und warum in jeder Prinzessin auch ein bisschen Hexe steckt – und umgekehrt. Aus dieser Idee entstand seine Roman-Trilogie „The School for Good and Evil“, mit der er die New-York-Times-Bestsellerliste eroberte. (Verlagsinfo)

Fazit:

Ein wirklich tolles Jugendbuch. Es ist kitschig, spannend, aber nicht mit zu viel Kitsch, sondern genau richtig dosiert. So, wie man sich so ein Märchen vorstellt, welches doch aber irgendwie gar kein Märchen ist. Mädchen werden sich von der Geschichte eher angesprochen fühlen als Jungs, dennoch kann ich es beiden Geschlechtern empfehlen.

Kurz zusammengefasst: Spannende Geschichte! Tolle und vielseitige Charaktere! Schön gestaltetes Cover und liebevoll gezeichnete Buchumschlagseiten, welche die beiden „Schulgebäude“ detaillierter darstellen!

Sehr empfehlenswert! Und da die Adventszeit nun begonnen hat, ist dies umso mehr ein Geschenketipp von mir, denn vor allem Weihnachten und Märchen passen doch toll zusammen.

Gebundene Ausgabe: 512 Seiten
ISBN-13: 978-3473401277
Vom Hersteller empfohlenes Alter: 12 – 15 Jahre
Originaltitel: The School for Good an Evil

www.ravensburger.de

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