Arne Sommer – Peter Lundt und die Rache des Drachen

Peter Lundt spielt schon seit längerer Zeit mit dem Gedanken, sein heruntergekommenes Büro mal grundlegend zu renovieren bzw. sich einen neuen Ausgangspunkt für seine Ermittlungen zu leisten. Doch es fehlt an lukrativen Aufträgen und dem dazugehörigen Honorar. Da kommt ihm der bestürzte Zahntechniker Hans Drachmann gerade recht.

Der hanseatische Geschäftsmann berichtet dem blinden Privatdetektiv und seiner Gehilfin Anna Schmidt von seinem verschollenen Sohn und spielt ihm ein Tape vor, das auf eine Flucht infolge eines Familienzwists hinweist. Weil Drachmanns Vater jedoch nun im Sterben liegt, wünscht er sich die Rückkehr seines Sohnes und beauftragt Lundt damit, den Jungen aufzuspüren. Peter ist zwar nicht sonderlich begeistert von dem zunächst unspektakulär anmutenden Fall, springt aber mit Aussicht auf eine sehr üppige Bezahlung dennoch ein. Außerdem ergibt sich dabei die Möglichkeit, fernab der Heimat in Hongkong zu ermitteln, was Lundt zum Anlass nimmt, seine Beziehung zur Stripperin Sally unter dem Vorwand, ihren Geburtstag in Hongkong zu feiern, neu aufzufrischen.

Gemeinsam und ganz zum Unwillen von Anna Schmidt, die ebenfalls gerne an Peters Seite in Fernost ermittelt hätte, reist das ungleiche Paar in die Weltmetropole und läuft der dortigen Mafia direkt in die Hände. Wie sich nämlich herausstellt, ist der Detektiv einem alten Feind auf den Leim gegangen, der sich für eine frühere Inhaftierung beim ehemaligen Polizisten Lundt rächen will. Und als dieser bemerkt, welches Spiel man mit ihm spielt, ist er plötzlich auf sich alleine gestellt: Sally hat nämlich die wahren Hintergründe der Reise in Erfahrung gebracht und ist vorzeitig abgereist. Jetzt kann der blinde Ermittler nur noch hoffen, dass seine deutschen Kollegen über die nötigen Mittel verfügen, um ihn vor der bitteren Rache des chinesischen Mafia-Ordens zu schützen …

Meine Meinung

Dieser Hörspielreihe eilten vorab bereits einige Vorschusslorberen voraus, weshalb ich auch sehr gespannt auf die Geschichte um den blinden Detektiv Peter Lundt war. Und in vielerlei Hinsicht konnte ich die positiven Eindrücke bei meinem ersten Aufeinandertreffen mit Peter Lundt auch bestätigen, denn besonders die Sprecher und die Figuren dieser Reihe sind einem auf Anhieb sympathisch und sind über den Status des Laien schon weit hinaus. Dennoch teile ich nicht die Meinung, dass es sich bei „Peter Lundt und die rache des Drachen“ um einen echten Klasse-Krimi handelt, was vordergründig daran liegt, dass es Arne Sommer nicht gelungen ist, eine erkennbare Spannungskurve aufzubauen.

Zu Beginn meistert der Autor der Geschichte noch alles bravourös; kurz und knapp werden die Hauptfiguren vorgestellt und nach ein paar kleinen Techtelmechteln stürzt sich der Hauptakteur auch schon auf seinen nächsten Fall. Auch die Reise nach Hongkong, die hinsichtlich der ‚Nicht-Beziehung‘ zwischen Sally und Peter mitunter ziemlich witzig dargestellt wird, und die dortigen Ereignisse, führen die Story langsam aber sicher an einen Höhepunkt heran, der aber im Nachhinein nicht mehr genau auszumachen ist. Gleich mehrmals verpasst Sommer die Gelegenheit, die Handlung sinngemäß abzuschließen, so dass nach der Entlarvung der Täter durch unzählige Zufälle weitere Ermittlungen in Gang getreten werden, die von der Spannung her nicht einmal mehr den Wert eines Epilogs erreichen. Die Jagd nach Drachmann alias Chinesen-Jonni entwickelt sich nach einzelnen Rangeleien nämlich zu einer schieren Endlosschleife, bei der der Hörer schließlich nur noch sehnsüchtig darauf wartet, dass Lundt dem Typen endlich das Handwerk legt und das Warten beendet.

Davon abgesehen bringt „Peter Lundt und die Rache des Drachen“ die besten Voraussetzungen für das erwartete, spannende Hörspiel mit. In Form des Detektivs hat Arne Sommer einen außergewöhnlichen Titelhelden kreiert, der trotz seiner körperlichen Einschränkung nach dem Coolness-Niveau eines James Bond strebt und dazu immer einen flotten Spruch auf den Lippen hat. Seine Sekretärin Anna Schmidt hingegen ist eine echte Nervensäge, die ständig im verbalen Clinch mit ihrem Boss liegt und durch die nervenaufreibenden Wortgefechte eine Menge Witz in die Geschichte bringt. Hinzu kommen glaubhafte Gangster, ein sehr launisches Frauenzimmer (Sally) und einige überraschende Mitstreiter, die Lundt auf seinem Asien-Trip kennen lernt. Auch im Bezug auf die Atmosphäre schaffen der Autor und das |Hörformat|-Team beste Rahmenbedingungen. Die Musik und Effekte sind jeweils der aktuellen Begebenheit angepasst, Emotionen werden entsprechend verkörpert und die Story sehr authentisch vorangetrieben. Lediglich das fehlerhafte Englisch, das Lundt und die übrigen Menschen in Hongkong bemühen, ist ein wenig nervenaufreibend und diesbezüglich der einzige Schwachpunkt neben dem ständigen Herauszögern des erforderlichen Höhepunkts.

Fazit

„Peter Lundt und die Rache des Drachen“ bietet ansprechende Unterhaltung auf einem sprachlich gehobenen Niveau, leidet aber leider unter dramaturgischen Kinderkrankheiten, die den Verlauf der Geschichte zum Ende hin enorm beeinträchtigen. Arne Sommer verpasst es hier, direkter auf den Punkt zu kommen und ein klares Ende zu finden, so dass die Konzentration des Hörers auf Dauer ebenfalls nachlässt bzw. die Begeisterung ein enig eingedämmt wird. Dennoch: An Unterhaltungswert mangelt es der Erzählung letztendlich nicht, und so kann ich den zweiten Fall des blinden Detektivs – wenn auch mit leichten EInschränkungen – doch noch weiterempfehlen.

Audio-CD: 66 Min.
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