Die drei ??? – Schrecken aus dem Moor (Band 123)

Marco Sonnleitner ist zwar kein neues Gesicht in der Riege der ???-Autoren, aber auch noch nicht so lange dabei wie manch einer der Alteingesessenen. Sein Debüt lieferte er 2003 mit Band 109 „Gefährliches Quiz“, auf sein Konto gehen unter anderem auch der Nachfolgeband (110) „Panik im Park“, etwas später dann „Schlucht der Dämonen“ (112), 2004 folgte „Codename: Cobra“ (116) und Anfang 2005 „Der schwarze Skorpion“ (120), sowie „Fußballfieber“ (123). Dabei wurde er sukzessive besser, hat man das Gefühl. Band 124 von September 2005 ist sein aktuellstes (und, um es vorweg zu nehmen, auch bestes) Pferd im Stall. Erschienen ist das 128 Seiten starke Stück wie üblich im |Franckh-Kosmos|-Verlag zum ebenso üblichen Preis von 7,90 Euro.

Zur Story

Geldmangel ist ein hartes Brot, besonders wenn man ein teures Hobby betreibt. Im Steadman-Museum von Los Angeles war der Nachtwächterposten zu besetzen und ausgerechnet Angsthase Peter übernimmt diesen Job in den Ferien. Stolz führt er Justus und Bob nach Toresschluss durch die Ausstellung, besonders der „Stuart-Raum“ weckt Justs Interesse. Ein geheimnisumwitterter Australien-Forscher namens Jason Stuart hatte seinen ganzen Krempel dem Museum aus Anaheim vermacht, seiner Heimatstadt. Dies hat nun die Exponate an Los Angeles verliehen, mit der Auflage, die von Stuart vor seinem Tod selbst gewünschte Anordnung der Gegenstände genauso beizubehalten. Inklusive einer Büste des Sonderlings, auf deren Plakette ein ziemlich schräger Spruch eingraviert ist, auf welchen sich – im wahrsten Sinne des Wortes – noch niemand einen rechten Reim machen konnte.

Wie man es vom Ersten Detektiv nicht anders erwartet, springt sein Denkapparat auf solcherlei Rätselhaftes heftig an. Doch etwas anderes nimmt die Aufmerksamkeit des Trios in Beschlag. Ein Geräusch aus einem der anderen Säle. Seltsam, denn das Museum ist bis auf die drei Jungs doch absolut menschenleer. Wer hat dann den Abfalleimer umgekippt? Die eklig anzusehende Moorleiche aus der Eisenzeit kann es ja wohl nicht gewesen sein – diese liegt friedlich in ihrer Glasvitrine. Von irgendwo in der Nähe ertönt plötzlich ein gequält-grausiges Stöhnen, doch nirgends ist jemand zu sehen. Als sie deshalb die Kameraaufzeichnungen überprüfen wollen, ist es wieder da: das Stöhnen, diesmal deutlich, draußen auf dem Gang! Den drei Detektiven läuft’s eiskalt den Rücken runter. Tür zu! Irgendwer oder -was versucht sich gewaltsam Zugang zum Überwachungsraum zu verschaffen. Und alles deutet darauf hin, dass es sich um die Moorleiche handelt …

Meinung

Bei „Schrecken aus dem Moor“ setzt Sonnleitner auf in der Vergangenheit der Serie oft erprobte, beliebte und dadurch auch immer wieder gut funktionierende Elemente. Die Rollenverteilung ist klar und weicht nicht vom gewohnten Muster ab: Peter schlottert und greint, Bob recherchiert und Justus kombiniert. Kennt man. Doch den hier so nett gepflegten Gruseleffekt hat man leider in letzter Zeit nur noch selten bei einigen denkwürdigen Fällen angetroffen. Schon gar nicht in so schön dosierter Form. Das gefällt. Das letzte Mal begegnete dem Leser dieser wohlige Schauer bei André Marx‘ „… und der Nebelberg“ (Band 105), bezeichnenderweise sehen sich die Covers auch noch frappant ähnlich. Das stammt – wie seit einiger Zeit üblich – von Silvia Christoph auf der Basis des von Aiga Rasch eingeführten Designs. Seit Februar 2005 allerdings ohne den Zusatz von „Alfred Hitchcock“ und ohne dessen Bild, dafür ziert ein verschüchtertes Handelsmarken-® nun die drei Fragezeichen.

Natürlich ist auch dieser Band wieder in sich abgeschlossen und setzt im Prinzip keinerlei Vorwissen voraus. Es wird jedoch auf „Feuermond“, „Panik im Park“ und „Der lachende Schatten“ Bezug genommen, daraus wurden hier kleine Anleihen bzw. Anspielungen eingebaut. Für das Verständnis sind sie aber nicht relevant. Sie sind nur Zückerchen für Kenner der Serie bzw. machen Einsteiger auch auf diese drei Fälle neugierig. Einen klitzekleinen Fehler gibt es allerdings, denn der Reihenfolge nach ist „Der Schrecken aus dem Moor“ Band 124 und die Ereignisse aus dem Jubiläums-3er-Band „Feuermond“ (125) finden somit streng genommen erst danach statt. Gut, dass beide zeitgleich veröffentlicht wurden und bei den Büchern sowieso offiziell keine Nummerierung existiert.

Fazit

Eine Folge mit sehr gut funktionierendem Setup, fast schon Thriller-like. Eine vermeintlich wandelnde Moorleiche aus England und der knackige Rätselspruch eines verschrobenen Australien-Forschers sind zwei Dinge, die auf den ersten Blick nichts miteinander gemein haben. Wenn auch gestandene Fans rasch Lunte riechen: Dieser Fall ist recht vertrackt, unterhaltsam, spaßig zu lesen und auch für Einsteiger in die Serie sehr zu empfehlen. Aufsteiger Marco Sonnleitner fährt hier zwar keine wirklich allzu neuen Ideen auf, sondern baut auf beinahe schon klassische Elemente, fügt diese aber stilistisch sauber und mit viel Spannung und Witz zusammen. Auch in Sachen Allgemeinbildung gibt’s was zu lernen – wie bei den meisten Geschichten der drei ???; diesmal vermehrt aus dem Themenbereich „Australien“. Nach anfänglich eher schwachen und mittelmäßigen Beiträgen, ist dies der bisherige Höhepunkt seines Schaffens für die drei Satzzeichen.

Die Buchdaten auf einen Blick:
Die drei ???® – Band 124
„Schrecken aus dem Moor“
Erzählt von Marco Sonnleitner
Franckh-Kosmos, Stuttgart 09/2005
128 Seiten Hardcover, ISBN: 3-4401-0203-3