Die drei ??? – Soccer Trap (American English)

Die Zeiten ändern sich. Wurden früher die Geschichten der drei Fragezeichen vom Englischen ins Deutsche übersetzt, geschieht dies heute umgekehrt. Allerdings nicht etwa zum Zwecke der Veröffentlichung im angloamerikanischen Sprachraum: Auch diese Varianten einiger ausgewählter Stories sind für den deutschen Markt bestimmt. Es sind bereits eine ganze Reihe Fälle diesen Weg gegangen – seit April 2010 gesellt sich nunmehr auch „Fussballfalle“ (jetzt unter dem Titel „Soccer Trap“) hinzu. Der |KOSMOS|-Verlag leistet damit seinen Beitrag, der lernwilligen Zielgruppe lebendiges Alltagsenglisch in Form des beliebten Jugend-Detektiv-Trios näher zu bringen.

Zur Story

Peter ist selig. Die amerikanische Fußballnationalelf hat ausgerechnet das sonst so beschauliche Rocky Beach zum Basislager für ein internationales Freundschaftsturnier auserkoren, welches im nahen Los Angeles statt findet. Doch nicht nur das. Die stadtbekannte Sportskanone Peter bekommt sogar den ehrenvollen Job des Mädchens für Alles im Trainingscamp – ganz nah bei seinen Idolen. Insbesondere der berühmte Mannschaftskapitän Jeffrey Seaman ruft bei ihm beinahe religiöse Ehrfurcht hervor.

Dieser ist Tags zuvor bereits Fussball- bzw Sportmuffel Justus aufgefallen, wenn auch in einem ganz anderen Zusammenhang und eher zufällig: Bei einer Auktion, die er mit Onkel Titus besuchte. Hierbei lieferte er sich einen aberwitzigen Bieterkampf mit einem telefonisch zugeschalteteten Konkurrenten. Seaman erhielt schlussendlich den Zuschlag für ein selten hässliches Bild eines ägyptischen Totengerichts unter Federführung des Schakalgottes Anubis – zu einen absolut überzogenen Preis.

Wenige Tage später steht eine Promotion-Tour für die Nationalelf an. Unter anderem geht’s ins Museum, wo einige Spieler an Sarkophag und Mumie eines ägyptischen Priesters herum albern. Einige Zeit darauf häufen sich im Trainingscamp diverse „Unfälle“, welche große Ähnlichkeit mit den Altägyptischen Plagen haben. Auch Kapitän Seaman geht es plötzlich irgendwie nicht so gut. Er baut immer mehr ab und zieht damit das nunmehr ohnehin verletzungsbedingt geschwächte Team noch weiter herunter. Gegen die an sich schwachen Kanadier holen sie sich eine Riesenklatsche. Hat der Fluch der Mumie die Mannschaft erfasst?

Eindrücke

Der 141. Band ist (wieder einmal) im Themenbereich Fussball angesiedelt und dürfte somit eher auf eine männlich-jugendliche Klientel abzielen. Es ist sowieso schon recht erstaunlich, wie oft diese in Amerika – wo die Serie schliesslich spielt – eigentlich untergeordnete Sportart bei den drei ??? als Kulisse herhalten muss. Daran merkt man, dass die Serie mittlerweile sowohl absolut fest in deutscher Hand als auch hauptsächlich für die hiesige Leserschaft konzipiert ist. Mit „Soccer“, nicht zu verwechseln mit dem beliebten „American Football“, lockt man in den USA weitaus weniger Interessenten als hierzulande repektive in „good old europe“. Sei’s drum, die Bücher sind eh nicht für den dortigen Markt bestimmt und das Setup auch für erklärte Fussballmuffel verdaulich.

Ob man die Fussball-Geschichten der drei Detektive generell nun für authentisch oder besonders sinnig halten mag, unterliegt letztendlich natürlich ganz dem persönlichen Geschmack des Lesers. Über den lässt sich bekanntlich trefflich streiten. Originell ist es jedenfalls langsam aber sicher nicht mehr. Ungeachtet dessen ist es ein recht spannender, mysteriös angehauchter Fall geworden, bei dem Peter aus nachvollziehbaren Gründen diesmal eine große Rolle spielt. Trotz der Übersetzung blitzt Marco Sonnleitners Stil noch deutlich genug durch das Englische hindurch – er gilt ohnehin ein wenig als sowas wie der Mystery-Fachmann unter den Autoren der „Neuen Ära“. Hier lässt er mal einen stinksauren Anubis auf die Leserschaft los. Quite entertaining.

Apropos Amerikanisch. Trotz der anderen Sprache sind die Wurzeln klar erkennbar, denn selbst ohne Kenntnis des Originals „Fussballfalle“ erscheinen Erzähl- sowie Satzstrukur gefühlsmäßig irgendwie „Deutsch“. Ohne dies nun genau spezifizieren zu können und erst recht nicht werten zu wollen. Das Einzige, was den Lesefluss tatsächlich etwas stört, ist die Fettschrift mit welcher bestimmte interessante Vokabeln hervorgehoben werden. Das erinnert frappant an die BILD-Zeitung (wiewohl die Intention dort selbstverständlich eine ganz andere ist). Man kann versuchen es zu unterlassen, doch es nutzt alles nix: Auch wenn man die Bedeutung kennt, erwischt man sich ständig dabei doch auf die angebotene(n) Übersetzung(en) in der Fußnote zu schielen.

Fazit

Die Idee, ausgewählte Bände der drei ??? ins Englische zu übersetzen und mit Vokabelhilfe auszustatten, hat sich mittlerweile etabliert und ist überdies ein spielerischer Ansatz, der Zielgruppe lebendiges Alltagsenglisch abseits von zuweilen drögem Schulstoff schmackhaft zu machen. Mit „Fussballfalle“ hat es nicht den schlechtesten Kandidaten dafür erwischt, es ist ein durchweg spannender und solider Fall, obschon man mit ein wenig Hirnschmalz sehr schnell spitz bekommen kann, wer hinter Allem stecken muss. Nur das Motiv bleibt bis zuletzt im Dunkeln. Eine gewisse Affinität zum Fussball schadet sicher nicht, ist aber keine Pflicht.

Die Buchdaten auf einen Blick:

OT: „Die drei ???(R) und die Fussballfalle“
(ISBN 978-3-440-11844-3)
Basierend auf den Figuren von Robert Arthur
Erzählt von Marco Sonnleitner
(c) 2010 – Franckh-Kosmos, Stuttgart
Ins Amerikanische übersetzt von Chris und Tracy Huber
Redaktion: Ina Brandt
140 Seiten Hardcover
ISBN-13: 978-3440118443