Stephen King – Blutige Nachrichten

Die Handlung:

In der Vorweihnachtszeit richtet eine Paketbombe an einer Schule nahe Pittsburgh ein Massaker an. Kinder sterben. Holly Gibney verfolgt die furchtbaren Nachrichten im Fernsehen. Der Reporter vor Ort erinnert sie an den gestaltwandlerischen Outsider, den sie glaubt vor nicht allzu langer Zeit zur Strecke gebracht zu haben. Ist jene monströse, sich von Furcht nährende Kreatur wiedererwacht?

Die titelgebende Geschichte »Blutige Nachrichten« – eine Stand-alone-Fortsetzung des Bestsellers »Der Outsider« – ist nur einer von vier Kurzromanen in Stephen Kings neuer Kollektion, die uns an so fürchterliche wie faszinierende Orte entführt. Mit einem Nachwort des Autors zur Entstehung jeder einzelnen Geschichte. (Verlagsinfo)

Mein Eindruck:

Ok, wer den „Outsider“ von Stephen King noch nicht gelesen oder die HBO-Fernsehverfilmung noch nicht gesehen hat, brauchts nun nicht mehr zu tun, der Klappentext spoilert mehr oder weniger schon das Wichtigste. Wer das Buch aber gelesen hat, wird sich über ein Wieder-Wiedersehen mit Holly Gibney freuen, die wir vor dem „Outsider“ schon bei „Mr. Mercedes“ getroffen haben.

In einer dieser vier Novellen ist sie nämlich wieder mit dabei und spielt die Hauptrolle. Sie untersucht in „Blutige Nachrichten“ die Explosion in einer Schule und einen Reporter, der ein seltsames Faible für die Berichterstattung bei solchen Tragödien hat. Hier tauchen wir auch tiefer in Hollys Hintergrundgeschichte ein und erleben, wie sie aus einem Nebendarsteller zum ernstzunehmenden Ermittler geworden ist.

In „Ratte“ lernen wir einen Kollegen von Stephen King kennen. Im Gegensatz zu dem, hat der gute Drew Larson aber ein Problem: Kurzgeschichten kann er, Romane eher nicht so. Immer, wenn er sich vornimmt, einen zu schreiben, gehts ihm schlecht. Aber, diesmal solls ein Western und alles anders werden. Er zieht sich zurück in eine einsame Hütte … so gut läufts da aber auch nicht. Also schließt er einen Deal mit einem Nagetier (so was geht bei King, wir wissen es). Das ist übrigens auch auf dem US-Cover zu sehen, wenn man genau hinschaut und nicht nur den Katzenkopf sieht.

Gruselig wirds in der Novelle „Mr. Harrigans Telefon“, wo wir auf Craig treffen, der dem Titelspender gegen Bezahlung die eine oder andere Aufgabe abnimmt. Der schenkt ihm ein Rubellos, das gewinnt und Craig kauft ihm dafür ein Handy. Das wird zwar mit ihm zusammen bestattet (Wer macht so was? King!) … aber der Kontakt zwischen Craig und Mr. Harrigan reißt nicht ab!

In der vierten Novelle gehts um „Chucks Leben“. Hier erzählt uns Stephen King von Chuck Krantz, einem Geschäftsmann. Das Ganze passiert allerdings rückwärts und beginnt mit dem Ende, an dem Chuck für 39 tolle Jahre gedankt wird. Wir erleben einen genussvollen Tanz und einen Raum, über den man nicht spricht. Und während sich der Leser noch fragt, was das alles soll … wird es ihm klar. Wer kann so was? King!

Das Hör-Erlebnis:

Was mir direkt und negativ aufgefallen ist: Nirgendwo findet der Hörer einen Eintrag, wo welche der vier Geschichten anfängt. Wer also die eine oder andere Story später noch mal hören möchte, muss suchen. Weder im Dateinamen oder ID3-Tag der Sounddateien steht etwas, auch nicht auf einer der Klappen der Verpackung. Das kann ich nicht nachvollziehen.

Daher hier nachgereicht, die Nummern der Start-Tracks der einzelnen Geschichten:

„Mr. Harringtons Telefon“ – Track 2
„Chucks Leben“ – Track 74
„Blutige Nachrichten“ – Track 124
„Ratte“ – Track 283

Stephen-King-Hörbücher werden seit geraumer Zeit im Original vom (leider immer ziemlich nuschelnden) bekannten Schauspieler Will Patton eingelesen. Der bekam diesmal aber Gesellschaft und liest das Buch nicht alleine vor, was ich für eine schöne Idee halte.

Das gefiel dem deutschen Verlag offenbar nicht so (oder es war schlichtweg zu teuer) und so liest uns David Nathan alle Novellen auf Deutsch vor.

Immer eine sichere Bank, gilt er doch bei vielen Hörfreunden als einer der Lieblingssprecher, weil es ihm schnell gelingt, den Hörer in seinen Bann und in die Geschichte hineinzuziehen.

Mit seiner eindringlichen Art den Stoff für den Hörer im Kopfkino anschaulich zu machen und vor allem mit dem Schauspiel vor dem Mikro, das er anbietet … und dass dem Hörspaß extrem zuträglich ist.

Das Gefühlsleben der Charaktere kann er super vermitteln, auch wenn er sie nicht immer sooo unterschiedlich voneinander klingen lässt. Zwar sind weibliche Figuren bei David Nathan weicher, die männlichen lassen sich meist aber nur durch die Intensität der Aussprache voneinander unterscheiden. Oder mal von der Grummeligkeit oder der Lautstärke.

Seine Szenenbeschreibungen haben mir aber wie gewohnt sehr gut gefallen und klangen wie nacherzählt und nicht wie abgelesen. Dadurch, dass er die Sprechgeschwindigkeit variiert und mit einem für mich sehr angenehm zügigen Tempo vorliest, konnte er mich durchweg gut unterhalten.

Der Autor:

Stephen King, 1947 in Portland, Maine, geboren, ist einer der erfolgreichsten amerikanischen Schriftsteller. Schon als Student veröffentlichte er Kurzgeschichten, sein erster Romanerfolg, „Carrie“, erlaubte ihm, sich nur noch dem Schreiben zu widmen. Seitdem hat er weltweit 400 Millionen Bücher in mehr als 40 Sprachen verkauft. Im November 2003 erhielt er den Sonderpreis der National Book Foundation für sein Lebenswerk. (Verlagsinfo)

Der Sprecher:

David Nathan, die deutsche Stimme von Christian Bale, Johnny Depp u. a., ist einer der gefragtesten Hörbuchsprecher. Mit seiner dunklen Stimme ist er der ideale Sprecher für die Romane von Stephen King. Er hat bereits zahlreiche Hörbücher des „Meisters” gelesen, wie zuletzt bei „Doctor Sleep“, „Mr. Mercedes“ und „Revival“. (Verlagsinfo)

MP3s und Booklet:

Die MP3s liegen in 192 Kbps und 44.1 kHz in Joint Stereo vor und haben eine Spielzeit von jeweils um die 2 bis 3,5 Minuten. Die Dateinamen beginnen mit einer dreistelligen, aufsteigenden Nummer. Dann folgen der Nachname des Autors und der zweite Teil des Titelnames der Lesung. Im ID3-Tag der Dateien finden wir den Titel des Romans, den Autorennamen und den des Sprechers. Das Cover des Hörbuchs ist hier leider nicht enthalten, sodass das Display des bevorzugten Players leer bleibt.

Auf ein Booklet hat der Verlag verzichtet. Wenn die Verpackung auseinandergeklappt wird, finden wir weitere Infos zur Handlung, zum Autor und zum Sprecher.

Mein Fazit:

„Blutige Nachrichten“ ist eine perfide Mischung gänsehäutiger Unterhaltung, die auch die bestens bespaßen kann, die sich normalerweise von King-Büchern fernhalten. Die Wälzer sind nämlich oftmals recht lang und dick und „zum Punkt kommen“ ist nicht immer sein Spezialgebiet. Eher das „langsame unter die Haut kriechen“. Das macht Stephen King hier auch und konnte mich bestens unterhalten.

David Nathan schaffte es wie gewohnt, mich schnell für jede der einzelnen Geschichten zu interessieren und bringt sie so rüber, als hätte er sie selbst erlebt. Dass die Charaktere bei ihm nicht allzu unterschiedlich klingen, ist nur ein kleiner Abstrich, der aber gut zu verschmerzen war. Nicht schön fand ich aber die Tatsache, dass man die Geschichten auf den CDs suchen muss und nirgendwo steht, wo welche anfängt.

Ungekürzte Lesung auf 2 MP3-CDs mit 364 Tracks
Spieldauer: 16:18 Std.
Sprecher: David Nathan
Originaltitel: If It Bleeds
Aus dem Amerikanischen von Bernhard Kleinschmidt
1. Auflage, August 2020
ISBN-13: 978-3837142846

www.randomhouse.de/randomhouseaudio

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