Susan Schwartz – Kampf um Merkur (Perry Rhodan Terminus 4/12)

Das Geheimnis des Solsystems wird entdeckt – es droht die Invasion

1500 Jahre nach dem Aufbruch ins All hat sich die Menschheit über die Milchstraße ausgebreitet. Doch die Bewohner vieler Welten fühlen sich der Erde nicht mehr verbunden – sie bilden die Anti­terranische Koalition.

Perry Rhodan will einen Bruderkrieg verhindern. Er ruft am 30. Oktober 3430 den Fall Laurin aus. Das Sonnensystem wird fünf Minuten in die Zukunft versetzt. Doch drei Agenten des Imperiums Dabrifa überwinden den Zeitschirm.

Sie werden allerdings von dessen Effekten erfasst – seither springen sie durch die Zeit. Dadurch decken sie eine große Gefahr für die ganze Milchstraße auf.

Widerstrebend verbünden sie sich mit den Terranern und stellen fest: Es gibt einen mysteriösen Gegner. Dessen Pläne gefährden das Versteck der Menschheit und führen zum KAMPF UM MERKUR …
(Verlagsinfo)

Merkur: Innerster Planet unseres Sonnensystems, zur Handlungszeit Standort der Sonnenenergiezapfanlage und des Generators für das ATG-Feld, das die Sicherheit der Menschheit garantiert und einen Bruderkrieg verhindert. Es ist nur konsequent, dass dieser Planet das Ziel gegnerischer Agenten sein muss, wenn sie der Erde schaden wollen. So steht schnell das Leben von Milliarden auf dem Spiel …


Susan Schwartz ist für Leser der Perry-Rhodan-Serie keine Unbekannte: Einige Jahre schrieb sie als einzige Teamautorin an der Serie mit, ehe sie sich vorrangig eigenen Projekten widmete, wie dem Aufbau ihres Fabylon-Verlags, ihren Romanen bei Bastei unter ihrem bürgerlichen Namen Uschi Zietsch und vielem mehr. Da sie nebenbei der Rhodan-Serie als Stammgastautorin erhalten blieb, entrückte sie nie ganz dem Leserblick. Seit Mai 2017 kehrte sie in das Autorenteam zurück und erfreut sich dort der Gegenwart zweier Kolleginnen, so dass es heute einen Frauenanteil gibt wie noch nie in der langen Geschichte. Für »Terminus« verfasste sie gleich zwei Beiträge, wovon uns heute der erste vorliegt.

Der Schwerpunkt des Romans liegt allerdings nicht auf dem Kampf um Merkur, wie der Titel suggeriert. Dies ist vielmehr der Showdown, bei dem tatsächlich das Sonnensystem auf dem Spiel steht. Die Gefahr wird natürlich vorerst gebannt, aber von anderer Seite, als man dies vermuten würde. Perry Rhodan und seine Helfer haben einen nur geringen Anteil daran, da sie sich mit Mächten konfrontiert sehen, die ihnen weit überlegen sind. Auch das ist ein typisches Setting für eine Rhodan-Geschichte, so dass man erstmal in arge Bedrängnis gerät, ehe man Mittel und Wege findet, der Lage trotzdem Herr zu werden, so aussichtslos das anfangs erscheinen mag.

Der Schwerpunkt liegt wie im Vorgängerband auf der Charakterisierung einer der Hauptfiguren, des dabrifanischen Agenten Darren Zitarra, und wie im Vorgängerband bedient sich Schwartz der direkten Rückschau in seine Vergangenheit, um sein Leben und Werden nachvollziehbar zu machen. So haben wir nun nach ähnlichem Vorgehen durch Roman Schleifer mit Bezug auf Juki Leann beide Zeitspringer ausgearbeitet, was in dieser Detailiertheit – immerhin wurde ihnen je ein Roman geopfert – der Geschichte selbst kaum einen Vorteil bringt. War ich nach der Lektüre des Vorgängers noch begeistert über die Methode Schleifers, der Juki Leanns Vergangenheit schilderte und Darren Zitarra über seine Handlungen und ein paar Gedankenfetzen charakterisierte, komme ich nicht umhin, die spiegelbildliche Herangehensweise im vorliegenden Band als zuviel des Guten anzusehen. Für mich war des Figurenaufbaus genug getan.

Die Handlung des eigentlichen Interesses geht dann auch eher schleppend voran. Einerseits baut Schwartz einen nicht uninteressanten Kriminalfall um den Gestaltwandler Sadinoha auf, nachdem sie eine eher reißerische Verfolgungsjagd durch Terrania City inszenierte. Andererseits lässt sie Perry Rhodan und seine nächsten Mitstreiter von einer Akutsituation zur nächsten und zurück reisen, ohne dass sie jeweils echten Anteil daran hätten – geschweige denn, dass dies handlungstechnisch nötig wäre, wissen wir doch von anderen Figuren, die in jener Zeit im Solsystem aktiv gewesen sein müssen und sich Teilen des Spiels hätten annehmen können. Hier zeigt sich also deutlich eine Beschränkung des Personenkreises, was offenbar der Miniserie und ihrem Anspruch, auch Neuleser interessieren zu wollen, geschuldet ist. Klar: fährt man in einer abgeschlossenen zwölfbändigen Geschichte ein dutzend Unsterbliche oder mehr auf, wird man außer bei Kennern der Originalserie nur auf Unverständnis stoßen. So haben wir uns also auf Rhodan, Gucky, den jungen Alaska Saedelaere und den Geheimdienstchef zu beschränken.

Es kommt zu einem Eingreifen einer dritten Interessengruppe, indem sich eine totgeglaubte Persönlichkeit als mächtiger Vertreter dieser Gruppe offenbart. Damit führt Schwartz einen weiteren Spieler aus dem Umfeld des sogenannten »Heimlichen Imperium« ein, und dieser wirft ganz offen mit Informationen um sich, die nun wiederum vor allem den Kennern der Originalserie geschuldet sind. Perry Rhodan selbst sollte hiervon historisch keine Kenntnis haben, was wohl mit ein Grund für die im ersten Band angesprochene Amnesie ist. Diese Figur dient in diesem Roman vor allem dazu, ein ebenbürtiges Gegengewicht zu schaffen, um der direkten Gefahr begegnen zu können. Man könnte es also kritisch als Deus ex machina bezeichnen, denn sie kommt, sieht, siegt – und verschwindet wieder. Hier mangelt es dem Plot etwas an Plausibilität.

Renier Baaken als Leser macht erneut einen routinierten Job. Muss man ihm allerdings als Alleinunterhalter, ohne die Abwechslung durch drei Kollegen wie in der Hauptserie, folgen, wird ein Detail seines Stils schnell ermüdend: Regelmäßig schleicht sich ein doppeltes Atemholen in seine Performance ein. Ansonsten kann man mit seiner Interpretation der Figuren sehr gut leben.

Das Titelbild von Dirk Schulz ist in diesem Fall etwas nichtssagend. Die Fotomontage mit Hilfe von Mars-Bildern, um den Merkur darzustellen, erscheint auch unfreiwillig komisch.

Insgesamt ein Roman, der flüssig erzählt ist und zu unterhalten weiß, jedoch krankt er vor allem an seinem willkürlich wirkenden Ende. Auch erschien mir die detailierte Ausarbeitung des Lebenshintergrunds für Zitarra, so unterhaltsam sie auch ist, für den weiteren Verlauf als wenig ausschlaggebend. Die Spannung der Serie ist indes ungebrochen, denn noch schweben die aufgeworfenen Fragen aus Uwe Antons Einstiegsband als großes Geheimnis über allem.

Zyklusübersicht: Terminus

(Mehr zu den Hintergründen der Perry-Rhodan-Serie in der Perrypedia.)

Hörbuch
gelesen von Renier Baaken.
Spieldauer: 3 Stunden und 38 Minuten
Ungekürzte Ausgabe
Verlag: Eins A Medien GmbH

http://www.perry-rhodan.net/

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