Susanne Goga – Es geschah in Schöneberg

Die Handlung:

Berlin 1927. Bei einer Modenschau im Romanischen Cafe werden zwei Vorführdamen verletzt: Ihre Kleider wurden mit einem Kontaktgift präpariert. Offenbar ein gezielter Anschlag gegen den Modesalon Morgenstern & Fink. Steckt ein neidischer Konkurrent hinter dem Anschlag? Leo Wechsler ermittelt. (Verlagsinfo)

Inhalt und Einrücke:

In „Es geschah in Schöneberg“ lässt Susanne Goga ihren Kommissar Leo Wechsler bereits zum fünften Mal in Berlin ermitteln. Als treuer Fan dieser Serie freute ich mich schon auf ein Wiedersehen mit dem Kommissar und seinen Kollegen.

Die Berliner Modebranche der 1920er Jahre ist der Schauplatz des Geschehens: als es bei einer Modenschau zu einer unerklärlichen Verletzung zweier Vorführdamen kommt, wird die Polizei eingeschaltet. Die Branche und deren Gepflogenheiten sind auch für Leos Team neu. Mit Robert Walther und Jacob Sonnenschein versucht Leo zunächst einmal, Zusammenhänge zu ermitteln und durch Befragungen Informationen über die Szene zu bekommen. Die Betreiberin des betroffenen Modehauses, Lotte Morgenstern, scheint selbst kein polizeilich unbeschriebenes Blatt zu sein.

Ihr Ehemann und Teilhaber Carl Fink war vorher bei einem anderen Berliner Modehaus angestellt, deren Umsätze nach seinem Weggang schlechter wurden. Und dann ist da auch noch Lottes Assistentin Anita, die ihr zur Firmengründung Geld geliehen hat und am fraglichen Tag auch Zugang zu den Kleidern hatte. Mögliche weitere Tatmotive bekommen die Ermittler auch von anderen Branchenkennern. Während zu der Zeit eine Produktion der Kleidungsstücke durch schlecht bezahlte Heimnäherinnen üblich war, legte die Firma Morgenstern & Fink schon damals Wert auf die Herstellung in eigener Werkstatt mit vernünftigen Arbeitsbedingungen für die Näherinnen. Doch wo sollen sie ansetzen? Das verwendete Kontaktgift wird als Capsaicin identifiziert, eine Substanz, die in Apotheken frei verkäuflich ist.

Noch während die Kommissare der Inspektion A vielen Möglichkeiten nachgehen, wird ein Mann erschlagen in seiner Wohnung aufgefunden. Bei der Durchsuchung des Tatortes finden sich Hinweise auf das Modeatelier Morgenstern & Fink. Doch gibt es wirklich einen Zusammenhang? Der Ermordete Rainer Vogt war Mitarbeiter eines wissenschaftlichen Institutes und seine Verbindung zur Modebranche ist zunächst nicht offensichtlich. Erst als die Ermittlungen Details über sein Privatleben ans Licht bringen, gelingt eine überraschende Entdeckung. Nun gilt es, durch Befragungen und Teamarbeit die einzelnen Puzzleteile zu einem Gesamtbild zusammenzufügen.

Wieder einmal hat sich Susanne Goga für ihren Roman nicht ganz alltägliche Szenerien und Themen ausgesucht. Die Berliner Konfektionsbranche und die Situation Homosexueller im Berlin der Weimarer Republik werden gut recherchiert in den Roman eingebaut und zeichnen ein ganz anderes Bild der Zeit. Die zunehmenden Ausschreitungen der SA lassen dunkel erahnen, was als Nächstes folgen wird. Die Zeitspanne des Romans reicht von Januar bis März 1927 und wird in 23 Kapiteln erzählt. Aber auch der Familienmensch Leo Wechsler kommt im fünften Band nicht zu kurz und der Leser darf seine Schwester Ilse, seine Ehefrau Clara ,die Kinder Georg und Marie und einige weitere liebgewonnene Charaktere wiedertreffen. Für einige von ihnen hält die Autorin so manche Überraschung bereit.

Mein Fazit:

Goga bleibt auch zum fünften Mal ihrem Kommissar Wechsler und vor allen Dingen sich selber treu. „Es geschah in Schöneberg“ ist wieder einmal unterhaltsam, stimmungsvoll und sehr gut recherchiert. Schön, dass sie sich dabei auch an nicht eben gewöhnliche Themen herantraut! Die Stärke dieses Krimis liegt eindeutig nicht etwa in übermäßiger Spannung, sondern vielmehr in der tollen und einfühlsamen Erzählweise der Autorin.

Nebenbei werden real existierende Personen wie selbstverständlich in die Handlung mitaufgenommen und dank hervorragender Recherche lernt der Leser jedes Mal Neues dazu. Goga legt aber auch Wert darauf, die von ihr so liebevoll erschaffenen Charaktere weiterleben zu lassen und dieses gelingt gerade in dem historischen Zeitrahmen wunderbar facettenreich.

Den nunmehr fünften Band dieser Reihe zu lesen, fühlte sich für mich daher fast an, wie nach Hause zu kommen und ich habe das Buch viel zu schnell durchgelesen. Bleibt nur die Hoffnung, dass Goga uns nicht allzu lange auf den nächsten Teil warten lässt!

Taschenbuch: 332 Seiten
ISBN-13: 978-3423216227

www.dtv.de

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