Sybil Volks – Torstraße 1


Worum geht’s?

Soho House Berlin. Elsa hofft auf den Einlass in das berühmte Soho House an der Torstraße 1 in Berlin, in dem an diesem Abend eine exklusive Party stattfindet. Dieser Tag ist für sie ein ganz besonderer, denn genau in diesem Haus kam sie vor achtzig Jahren zur Welt, ebenso Bernhard, dessen Vater das Haus gebaut hat. Von Geburt an sind die beiden miteinander verbunden. Nach Jahren der der Trennung sollen sie sich heute, an ihrem Geburtstag, wieder treffen, in dem Haus, in dem sie beide geboren wurden.

Inhalt

Das Kaufhaus Jonass ist eines der ersten Kreditkaufhäuser seiner Zeit. Vicky, eine junge hochschwangere Frau, die dort angestellt ist, bringt am Tag der Eröffnung eine kleine Tochter zur Welt, auf dem Packtisch der Poststelle. Zur Hilfe bei der Geburt ist Wilhelm, ein Zimmermann, der dieses Haus mit geschaffen hat und zur selben Zeit ebenfalls Vater wird.


Von nun an sind Elsa, Vickys Tochter und Bernhard, Wilhelms Sohn durch ein unsichtbares Band miteinander verbunden. Da Elsa unehelich zur Welt kam und ihr Vater Jude ist, wird er der Öffentlichkeit verschwiegen, und Vicky zieht Ihre Tochter alleine groß. Sie freundet sich mit Martha und Wilhelm, Bernhards Eltern, an und die Kinder feiern einige Jahre gemeinsam ihre Geburtstage.

Doch die politische Situation meint es nicht gut mit den Menschen in Berlin und die Umstände werden immer schwieriger. Schließlich verlieren Bernhard und Elsa sich aus den Augen und der Kontakt bricht ab, wobei beide immer noch oft an den jeweils anderen denken.

Wie die Zeit es so mit sich bringt, lernt Elsa einen Mann kennen, einen Amerikaner, mit dem sie gemeinsam zwei Kinder in die Welt setzt, Stephanie und Jonas. Auch Bernhard lernt eine anständige Frau kennen und lieben.

Die Lage in Berlin spitzt sich jedoch immer weiter zu. Das Kaufhaus Jonass gibt es nicht mehr, stattdessen beherbergt es erst die Hitlerjugend, später wird es zum Institut für Marxismus-Leninismus der SED und auch die Grenze zwischen Ost und West wird zu einer unüberwindbaren Hürde. Diese Situation geht auch an vielen Menschen nicht spurlos vorbei, und so kommt es dazu, dass sich Martha, Bernhards Mutter, das Leben nimmt und die Kinder zunächst erzählt bekommen, dass die Mutter verschwunden sei. Erst 50 Jahre später erfährt Bernhard vom Selbstmord seiner Mutter.

Im Jahre 1999 – die politische Situation hat sich längst beruhigt und die Grenze zwischen Ost und West wurde aufgehoben – ist im Haus an der Torstaße 1, dem früheren Kaufhaus Jonass, das Soho House entstanden. Ein Haus, zu dem nur eine bestimmte Gemeinde Zutritt hat, für alle anderen, die keine Mitgliedskarte besitzen, ist der Weg am Eingang des Hauses zu Ende.

Doch es ist der Tag, an dem Elsa und Bernhard Geburtstag haben, und gleichzeitig der Tag, an dem das große Wiedersehen der beiden stattfinden soll, nach Jahren der Trennung. Elsa hofft, dass ihr der Zugang nicht verwehrt wird …


Mein Eindruck

Dieses Buch ist die Geschichte von Elsa und Bernhard. Zwei Menschen, die zur selben Zeit am selben Ort zur Welt kommen. Es entwickelt sich eine innige Freundschaft und später auch eine unvergessliche Liebesnacht in der Bibliothek des Jonass zwischen den beiden.

Die Autorin begleitet beide Personen und diejenigen, die in Kontakt zu den beiden treten, über Jahrzehnte hinweg. Dabei trifft der Leser auf unglaublich viele weitere Charaktere, was leicht zu Verwirrungen führt. Die Protagonisten hingegen werden ausführlich und anschaulich beschrieben, wobei man bis zum Ende des Buchs keine tiefgründige Beziehung zu den beiden aufbaut, stattdessen bleiben sie für den Leser eher eindimensional.

„Torstraße 1“ ist ja bei Weitem nicht das einzige Buch, welches eine Geschichte zur Hitler-,und Nazizeit in Berlin beschreibt, dennoch ist dieses Buch irgendwie anders. Vielleicht oder gerade deswegen liegt es daran, dass hier eine ganz intensive Lebensgeschichte beschrieben wird, mit allen Höhen und Tiefen, so wie es sich zu der Zeit tatsächlich in ganz vielen Familien abgespielt hat. Hingegen wird bei anderen Büchern oft eher die allgemein schwierige Situation Berlins beschrieben.

Das ganze Buch wird in nur wenige, dafür doch sehr lange, meiner Meinung nach zu lange Kapitel, unterteilt. Es beginnt mit dem geplanten Wiedersehen im Soho House, entführt seine Leser dann 80 Jahre zurück in der Vergangenheit und endet mit dem Wiedersehen der beiden Protagonisten, was der Autorin doch sehr gut gelungen ist. Generell merkt man an vielen Stellen deutlich, dass Sybil Volks diese Stadt in- und auswendig kennt und genau weiß, wovon sie redet.

Fazit

„Torstraße 1“ besitzt durchaus Unterhaltungswert, dennoch hat die Autorin es nicht komplett geschafft, mich an ihre Geschichte zu fesseln. Es ist teilweise doch recht langatmig und spannungslos geschrieben. Wobei das alles durchaus eine Frage des Empfindens und individuellen Geschmacks ist. Es ist keineswegs verschwendete Zeit, dieses Buch selbst zu lesen und sich dann ein eigenes Urteil darüber zu bilden. Zu erwähnen sind zum Schluss auf jeden Fall noch der gelungene Aufbau des Buchs und das ausgewogene Verhältnis zwischen Gegenwart, Vergangenheit und zum Abschluss nochmal Gegenwart. Toll.

Über die Autorin

Sybil Volks, geboren 1965, lebt in Berlin und arbeitet als freie Redakteurin und Autorin. Sie hat zahlreiche Erzählungen und Gedichte veröffentlicht und erhielt ein Literaturstipendium des Berliner Senats. Ihr historischer Berlin-Krimi ‚Café Größenwahn‘ war nominiert für den Sir-Walter-Scott-Preis sowie den Glauser-Preis 2008 als bestes Krimidebüt. (Verlgsinfo)

Gebundene Ausgabe: 400 Seiten
ISBN: 3423280042

www.dtv.de

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