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Jack Vance – Freibeuter des Alls. SF-Abenteuer

Actionreich: ein interplanetarischer James Bond

Dieser Roman handelt von einem fünfzehnjährigen Jungen, der sich auf eine Reise zum Mond begibt, wo er seinen Vater besuchen will. Doch im All lauern Gefahren, denn ein mysteriöser Pirat, genannt der Basilisk, treibt dort sein Unwesen…
Dieser spannende Science-Fiction-Roman ist ein Jugendbuch für ca. 15-jährige Jungs: flott geschrieben, mit aufregenden Schauplätzen und packenden Zweikämpfen, bei denen das Leben des Helden auf dem Spiel steht.

Handlung

Dick Murdock geht mit seinen 15 Jahren noch zur Schule, aber in den Ferien darf er mal seinen Vater besuchen. Eigentlich wohnt Dick ja auf der Venus im Miracle Valley bei seiner Mutter. Sein Vater arbeitet auf dem Mond, wo er seit ein paar Monaten als Chefastronom das neue Observatorium leitet.

Doch schon die Anreise scheint gefahrvoll zu sein. Zunächst begegnet Dick einem falkengesichtigen, dünnlippigen Mann namens A. B. Sende, der als Funker auf dem Mond arbeiten soll, doch wie sich zeigt, verfügt er über eine Menge anderer Qualitäten. Das Passagierschiff fliegt durch den so genannten „Friedhof“: Hier wurden bereits zwei Raumschiffe von Raumpiraten gekapert und zerstört, wobei alle Passagiere ihr Leben durch Dekompression verloren. Die Raumpiraten sind die des so genannten „Basilisken“, der offenbar eine Flotte mit Kriegsschiffen aufbaut. Wo er sein Versteck hat, weiß niemand. Und die Raumflotte der Erde ist noch zu klein und schwach, um ihm Paroli bieten zu können.

Dicks Passagierschiff entkommt einem weiteren Angriff nur dadurch, dass auf einmal Funk und Radar ausfallen, so dass es sich nicht anpeilen lässt. Merkwürdig, dass A.B. Sende genau zu dieser Zeit verschwunden ist …

Auch auf dem Mond ist es Dick schon bald nicht mehr geheuer. Hier hat es im Teleskop einen tödlichen Unfall gegeben. Der Chefastronom verbrannte, weil jemand den Sonnenlichtfilter entfernt hatte. Dicks Vater rückt nun nach: Wird er das nächste Opfer sein? Denn das Observatorium hat im erdnahen Raum eine Schlüsselposition: Damit lassen sich alle Schiffsbewegungen erfassen. Leider kann der Funk nur über die alte, inzwischen aufgegebene Sicherheitsbasis der Vereinten Nationen in Betrieb gehalten werden. Das könnte ein Schwachpunkt sein …

Wenigstens findet Dick einen netten Freund auf dem Mond: den irren Sam, der so genannt wird, weil er mal die einheimischen Mondbewohner gesehen hat. Mit großen gelben Augen hätte ihn einer mal angestarrt. Dick meint auch: So könnte der „Basilisk“ aussehen. Bekanntlich versteinerte der Blick dieses Fabelwesens denjenigen, der ihn ansah. Mit Sam fliegt Dick auf einem Raumfloß zu einer Gegend, wo sich Edelsteine en masse finden. Dort werden sie fast von einem Felsbrocken erschlagen. Will ihnen jemand an den Kragen?

Je mehr Dick Detektiv spielt und sich damit zunehmend unbeliebt macht, desto mulmiger wird ihm auf dem Mond. Dennoch lässt er sich durch kodierte Funksprüche, fiese Kameraden und weitere Anschläge nicht unterkriegen. Erst als er herausfindet, dass das Leben seines Vaters in ernster Gefahr ist, muss er sich zum Äußersten entschließen. In einer waghalsigen Aktion setzt er sein Leben ein.

Mein Eindruck

Exotisches Universum für den Meistbietenden

Dieses spannende Abenteuergarn für Jungs (Frauen kommen nur als Stewardess vor) versetzt den erstaunten heutigen Leser in die Steinzeit der Science-Fiction, ins Jahr 1952/53. Die Venus stellt sich der Autor als tropisches Paradies à la Südsee vor. Der Mars ist zwar staubtrocken, aber von wasserführenden Kanälen à la Venedig durchzogen und (ebenso wie der Mond!) mit pittoresken Ruinenstädten der Ureinwohner dekoriert. Der Mond ist in den Kratern mit schwarzem Glas und Lava überzogen, die Juwelen warten nur auf den glücklichen Finder.

Allein für die Eroberung dieser Urlaubsparadiese würde sich die Expansion der Erdherrschaft lohnen, suggeriert uns der Autor. Nur der böse, fiese Basilisk macht den Erdträumen einen Strich durch die Rechnung: Er hat selbst Pläne für die Weltherrschaft. Allerdings sind dabei auch eine Million Tote eingeplant.

Der kurze James Bond

Um den Basilisken zu stoppen, stellen sich jedoch alle Erwachsenen als irgendwie zu dämlich oder borniert an. Das findet zumindest Dick Murdock, unser aufgeweckter Junge mit intimen Kenntnissen des Fotografierens, des Code-Entschlüsselns und des Chemiekastens. Dieser Tausendsassa ist ein wahrer James-Bond-Ersatz. Sein Problem ist nur, dass ihn – außer seinem Vater – keiner ernst nimmt. Er muss also noch zwei Jahre drangeben, dann ist er endlich reif für die Aufnahme in die Raumakademie: sozusagen der Ritterschlag für die Rettung des Universums.

Wie man von einem James Bond mit Geheimagentenwissen erwarten kann, ist die Handlung prall mit Action gefüllt, es gilt, die Schurken ausfindig zu machen und auszuschalten. Dass Dick dabei selbst mehrmals sein Leben wagen muss, versteht sich von selbst. Dass dabei so mancher logische Denkfehler auftritt, ist hingegen nicht ohne Weiteres hinzunehmen. Und dass Dick einem Anschlag mit Blausäure entkommt, grenzt schon ans Mirakulöse.

Fortsetzung des Zweiten Weltkriegs mit anderen Mitteln

An vielen Stellen musste ich daran denken, dass Jack Vance während des Zweiten Weltkriegs in der amerikanischen Handelsmarine diente und dabei mehrmals von japanischen U-Booten torpediert wurde. Deren Rolle nimmt der „Basilisk“ ein. Als wir ihn endlich zu Gesicht bekommen, hat er zwar keine japanischen Schlitz-, sondern nur Glubschaugen, doch die Farbe Gelb ist ebenso dominant: die „Gelbe Gefahr“ ist amerikanischen Jungs (und Seefahrern) zur Genüge bekannt.

Die Kriegsmarine der Erde befindet sich nach dem Rückzug der Vereinten Nationen vom Mond in einer extrem geschwächten Position – genau wie die US-Flotte nach dem Angriff auf Pearl Harbor. Doch dann lief ein beispielloses Flottenbauprogramm an. Und dessen Erfolge zeigen sich schließlich auch in Vances Romanhandlung. Merke: Die Amis mögen zwar angeschlagen und blöd sein, aber sie sind fähig zur Umkehr und sich wieder aufzurappeln – wenn nur die Jugend ordentlich mitmacht. Jungs, der Geheimdienst braucht euch!

Die Übersetzung

… muss wohl in den fünfziger oder frühen sechziger Jahren entstanden sein. Sie ist gespickt mit altmodischen Ausdrücken, die heute niemand mehr benutzen würde. So etwa „galvanische Spannung“ oder „zaudern“ statt „zögern“. Leider steht im Impressum keine Information, von welchem Verlag |Bastei-Lübbe| das Buch lizenziert hat. Könnte ein alter west- oder sogar ein ostdeutscher Verlag gewesen sein.

Unterm Strich

„Freibeuter des Alls“ ist ein kurzweiliges und spannendes James-Bond-Abenteuer für amerikanische Jungs mit Unternehmungsgeist. Dies sorgt für sehr gute Unterhaltung. Dick könnte ein Vorbild sein, wenn er nicht noch klüger als Harry Potter und technikverliebter als Artemis Fowl wäre.

Die unterschwellige Ideologie ist durchgängig die des Kalten Krieges der Eisenhower-Ära, so dass vor dem Missbrauch der Atomenergie keineswegs gewarnt wird. Vielmehr ist der Feind beim Totalitarismus zu suchen, der nicht nur brutale Schurken beschäftigt, sondern auch noch ein doppeltes Gesicht trägt: Russen, Chinesen – Japaner womöglich!

Insgesamt bietet der Roman zwar nicht Heinlein-Niveau, aber auch nicht dessen libertären Militarismus, der zu solchen Machwerken wie [„Starship Troopers“ 495 führte. Vances Helden sind alle Individualisten: Sie verbessern zwar die Welt, brauchen dafür aber weder Familie noch die Army. Das zeigt sich auch in den Dämonenprinz-Detektivromanen.

Der Autor

Jack Vance hat zahlreiche Trilogien und Zyklen geschaffen, die allesamt mit großer Liebe zum Detail geschaffene Vertreter des romantischen Abenteuer-Thrillers sind. Häufig wird die Handlung nach dem Vorbild eines Agententhrillers aufgebaut, so etwa in der |Dämonenprinz|-Serie.

Er gilt als wichtigster Vertreter der |Planetary Romance|, also für Abenteuer, die auf einem ganzen Planeten spielen, wobei der Planet sicherlich eine Hauptrolle spielt. Die |Cadwal|-Chroniken („Araminta Station“ usw.) etwa spielen auf Cadwal, einem Naturschutzgebiet von Planetengröße.

Jack Vance wurde 1916 in San Francisco geboren und wuchs im idyllischen San Joaquin Valley auf. Das prägte seine Liebe für das Land, die selbst in abgewandelten Polizeithrillern wie der „Dämonenprinz“-Serie immer wieder aufscheint.

Vance studierte Bergbau, Physik und schließlich Journalismus. Im 2. Weltkrieg war er Matrose bei der Handelsmarine und befuhr den Pazifik. Er wurde auf zwei Schiffen Opfer von Torpedoangriffen. Ansonsten weiß man wenig über ihn: Er lebt in Oakland, liebt alten Jazz, spielt Banjo und bereist unermüdlich die Welt.

Seine Karriere begann 1945 mit der Story „The World Thinker“ in dem Magazin „Thrilling Wonder Stories“. Bis 1955 schrieb er abenteuerliche Science-Fiction, die bereits durch farbig geschilderte Schauplätze und spannende Handlungsbögen auffiel. Es war das Goldene Zeitalter der Magazin-Science-Fiction. 1950 wurde sein erstes und berühmtestes Buch publiziert, der Episodenroman „The Dying Earth“. Die Episoden spielen in einer fernen Zukunft, in der die Wissenschaft durch Magie abgelöst wurde. Dadurch spannt sich die Handlung zwischen reiner Science-Fiction und einer Spielart der Fantasy, die nicht ganz von der Logik aufzulösen ist. Herausstechende Stilmerkmale sind bereits die Ironie in Sprache, Handlungsverlauf und Figurenbeschreibung, aber auch schon der Detailreichtum darin. In der Science-Fiction wurde Vance selbst zu einem „world thinker“, der exotische Kulturen mit ulkigen Bräuchen und Sitten erfand, so etwa in der wunderbaren Novelle „Die Mondmotte“ (Musik als eine Form der Kommunikation).

Vance schrieb ab 1957 etwa ein Dutzend Kriminalromane, darunter auch unter dem bekannten Pseudonym Ellery Queen. Er bekam sogar für einen Roman, „The Man in the Cage“, einen |Edgar| verliehen. Dieser kriminalistische Einschlag findet sich in mehreren von Vances Hauptfiguren wieder, darunter bei den galaktischen Spürhunden Magnus Ridolph, Miro Hetzel und Kirth Gersen. Gersen ist der Held der |Dämonenprinz|-Serie, der Rache an fünf grausamen Sternkönig-Aliens nimmt.

Vances Stärke ist sein Prosastil. Er baut in wenigen beschreibenden Detail eine Atmosphäre, eine Stimmung auf, die er dann immer wieder mit wenigen Schlüsselwörtern aufrufen kann. Insofern ist Vance, fernab von jeglicher |Hard SF|, der farbigste und barockeste Autor im Genre, dessen charakteristische Sprache in jedem beliebigen Absatz erkennbar ist.

Leider verstand er es in seinen Werken bis in die 80er Jahre nicht, eine Geschichte durch eine Konstruktion zu stützen, die wenigstens eine kompletten Roman getragen hätte: Er schrieb meistens Episodenromane oder Fix-up-Novels. In ähnlicher Weise ließ auch sein Interesse an Fortsetzungen nach, so dass spätere Romane in einer Serie in der Regel schwächer ausfielen als der Anfangsband.

Vance hat die Kunst der Namensgebung zu wahrer Meisterschaft getrieben: Seine Namen sind phantasievoll und haben stets den richtigen Klang. Ich weiß, woher er seine Einfälle nimmt: aus dem Mittelalter, aus exotischen Kulturen der Erde oder sonstwoher. Im 1. Band der Dämonenprinz-Serie sind dies beispielsweise die Namen „Attel Malagate“, „Lugo Teehalt“ und „Hildemar Dasce“.

Da Vance aber kein einziges Buch geschrieben hat, das ihn durch seine Thematik weltberühmt gemacht hätte – so wie es George Orwell mit „1984“ gelang -, ist er immer ein Geheimtipp, ja ein Kultautor der Science Fiction-Szene geblieben. Das bedeutet nicht, dass Vance unkritisch oder unaktuell gewesen sei: Er griff Themen wie Religion, Sprachwissenschaft, Social Engineering und Ökologie auf, um nur ein paar zu nennen.

Siehe auch die Rezension zum Erzählband „Grüne Magie„.

Taschenbuch: 269 Seiten
Originaltitel: Vandals of the Void, 1953
Aus dem US-Englischen übersetzt von M. W. Andres
Mit Illustrationen von Johann Peterka.
ISBN-13: 9783404232505

www.luebbe.de

Der Autor vergibt: (4.0/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (No Ratings Yet)

Bernard Cornwell – Sharpes Feind (Sharpe 11)

Die Schlacht um Portugal: Sharpe in militärischer & amouröser Not

Winter 1812. Wellingtons Armee hat sich nach Portugal zurückgezogen, um das Frühjahr abzuwarten. Doch Ruhe ist nicht in Sicht, denn eine Bande von Deserteuren hat im Namen der britischen Armee fürchterliche Gräueltaten auf spanischem Boden begangen. Wellington gibt den Befehl, die Schurken aufzuspüren und zu bestrafen – eine Aufgabe für Richard Sharpe und seine Schützen. Als sie sich auf den Weg machen, ahnt Sharpe nicht, dass unter den Deserteuren auch sein erbittertster Feind ist: Sergeant Obadiah Hakeswill… (Verlagsinfo)

Der Autor

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Catherine Asaro – Der PSI-Faktor (Das Sternenreich von Skolia 01)

Dies ist der Startband einer neuen Science-Fiction-Reihe namens „Das Sternenreich von Skolia“ von jeweils eigenständigen Romanen. Die amerikanische Physikerin Catherine Asaro verbindet Sternenoper mit Hightech und Romantik zu einer fesselnden Mischung, die für durchaus gelungene Unterhaltung sorgt.

Die Autorin

Die amerikanische Physikerin Catherine Asaro, geboren Ende der 50er Jahre und verheiratet mit einem Astrophysiker, verbindet Sternenoper mit Hightech und Romantik zu einer fesselnden Mischung, die manchmal für durchaus gelungene Unterhaltung sorgt, manchmal aber auch nicht. Ihre erste Story erschien 1993, und sie hat ein eigenes Fanzine namens „Mindsparks“.

Hinweis: Dieser Bericht beruht auf der Lektüre des englischen Originals.

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Bernard Cornwell – Der Flammenträger (Uhtred-Saga 10)

Der lange Weg nach Bebbanburg

England im 10. Jahrhundert. Der große Krieger Uhtred ist dicht davor, seinen Stammsitz Bebbanburg zurückzuerobern, den ihm sein Onkel geraubt hat. Doch der Frieden in Northumbrien ist brüchig und Uhtred laviert sich zwischen den anrückenden Westsachsen und den einfallenden Schotten hindurch, um den fast schon christianisierten Dänen von York beizustehen – und doch sein Ziel nie aus den Augen zu verlieren. Da begegnet er dem „verrückten Bischof“ und erkennt eine einzigartige Gelegenheit…
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Hohlbein, Wolfgang / Lüftner, Kai / Weick, Kathrin – Kevins Schwur 1: Die Druiden von Stonehenge (inszenierte Lesung)

_Action & Mystik: Kampf gegen den Druiden_

Kevin von Locksley ist aus dem Heiligen Land zurückgekehrt. Sofort macht er sich gemeinsam mit Gefährten auf den Weg nach Sherwood Forest, um seinen Bruder Robin Hood zu treffen. Doch auf der Reise reiht sich ein seltsames und bedrohliches Ereignis an das andere. Zufall oder Berechnung einer dunklen Macht? Als Kevin auf seinen alten Widersacher Darkon stößt, wird ihm klar, dass dessen Kräfte größer sind, als er dachte. Und Darkon hat vor, Kevin in seine Pläne einzuspannen, um England unter seine Kontrolle zu bekommen. Sollte sich Kevin weigern, muss er mit dem Schlimmsten rechnen.

Der Verlag empfiehlt das Hörbuch ab zehn Jahren.

_Der Autor_

Wolfgang Hohlbein, geboren 1953 in Weimar, hat sich seit Anfang der Achtzigerjahre einen wachsenden Leserkreis in Fantasy, Horror und Science-Fiction erobert und ist so zu einem der erfolgreichsten deutschen Autoren geworden (Auflage: 35 Millionen Bücher laut |Focus| 40/2006). Zuweilen schreibt er zusammen mit seiner Frau Heike an einem Buch. Er lebt mit ihr und einem Heer von Katzen in seinem Haus in Neuss.

Der Kevin-Zyklus:

1) [Kevin von Locksley 4593
2) [Kevins Reise 5082
3) Kevins Schwur 1: Die Druiden von Stonehenge
4) Kevins Schwur 2: Der Weg nach Thule

Mehr von Wolfgang Hohlbein auf |Buchwurm.info|:

[„Anubis“ 2826
[„Horus“ 4079
[„Das Paulus-Evangelium“ 2630
[„Das Paulus-Evangelium“ 4007 (Hörbuch)
[„Von Hexen und Drachen. Das große Wolfgang-Hohlbein-Buch“ 3470
[„Das Blut der Templer“ 3235
[„Fluch der Karibik 2 – Dead Man’s Chest“ 2717
[„Die Zauberin von Märchenmond“ 2053
[„Märchenmond“ 1882
[„Hagen von Tronje“ 1860 (Hörbuch)
[„Feuer“ 816
[„Dunkel“ 552 (Hörbuch)
[„Dunkel“ 69
[„Der Hexer von Salem“ 249
[„Die Spur des Hexers“ 4081 (Der Hexer von Salem 1)
[„Der Seelenfresser“ 4141 (Der Hexer von Salem 2)
[„Engel des Bösen“ 4206 (Der Hexer von Salem 3)
[„Der achtarmige Tod“ 4353 (Der Hexer von Salem 4)
[„Buch der tausend Tode“ 4597 (Der Hexer von Salem 5)
[„Das Auge des Satans“ 4606 (Der Hexer von Salem 6)
[„Der Sohn des Hexers“ 4898 (Der Hexer von Salem 7)
[„Das Haus der bösen Träume“ 4921 (Der Hexer von Salem 8)
[„Intruder“ 144 (Hörbuch)

_Der Sprecher & die Inszenierung_

Timmo Niesner begann bereits im Teenageralter beim Fernsehen. Es folgten viele weitere TV-Rollen. Er ist die deutsche Synchronstimme von Elijah Wood, des Frodo in Peter Jacksons Verfilmung von „Der Herr der Ringe“, und vielen weiteren Schauspielern. (abgewandelte Verlagsinfo)

Bei diesem Hörbuch handelt es sich um die inszenierte Lesung der bearbeiteten (= gekürzten) Textfassung. Für die Redaktion zeichnete Kai Lüftner verantwortlich, Regie führte Kathrin Weick, die Musik trug Andy Matern bei. Weick und der Cutter Christian Päschk besorgten auch die Inszenierung. Die Aufnahme leiteten die |d.c. Studios|, NRW-Berlin.

_Handlung_

Kevin, der 15-jährige Bruder von Robin „Hood“ von Locksley, ist aus dem Heiligen Land zurückgekehrt, wo er seine Freundin, Lady Marians Zofe Susan, durch die Intrigen der Haschischin verloren hat. Doch sie ist in der Gralshöhle in Sicherheit, wenn auch im Koma. Nun kann er sich neuen Aufgaben zuwenden, denn sein Bruder braucht ihn bestimmt in seinem Kampf gegen den Sheriff von Nottingham.

Gerade fahren er und seine Gefährten Arnulf, der Nordmann, und der leichtlebige Will Scarlet mit ihrem Pferdewagen durch den Sherwood Forest, als ein gehetzter Mann auf sie zukommt. Er nennt sich Estrid und lebt in einem der Dörfer nicht weit von hier. Er werde von einem Bandenführer namens Borg und dessen acht Reitern verfolgt. Borg gehöre zu Robin Hoods Bande. Das bringt die drei Reisenden zum Stirnrunzeln und macht Arnulf misstrauisch. Er lehnt deshalb ab, gegen eine Übermacht Borgs anzutreten, um Estrid zu helfen. Sehr zu Kevins Empörung, der Estrid seinen Dolch gibt, bevor der Mann wieder verschwindet.

|Borg|

Bei einer Rast am Abend geht Kevin angeblich Feuerholz suchen, doch in einem unbeobachteten Augenblick zieht er seine Rüstung als Tempelritter an und reitet in die Richtung, in die Estrid gegangen ist. Schon bald findet er ihn auf einer Lichtung, wo er von einem großen Kerl und dessen drei Reitern gepiesackt wird. Das muss wohl Borg sein. Diese Typen tragen zwar Lumpen, sind darunter aber gepanzert, Estrid ist hingegen schutz- und wehrlos (bis auf Kevins Dolch). Das sind keine Angehörigen von Robin Hoods Rebellen. Aber für wen arbeiten sie?

Die Reiter staunen nicht schlecht über diesen Tempelritter in „ihrem“ Wald und greifen ihn an. In einem kurzen, aber heftigen Gefecht mit ihnen verteidigt Kevin Estrid, der flüchtet, zieht sich aber selbst eine Wunde durch Borgs Schwert zu. Durch eine List hängt er sie ab und kehrt ohne Rüstung zu Estrid zurück. Ihm gegenüber nennt er sich Cedric. Sie trennen sich, damit Kevin zurück zum Lager laufen kann. Arnulf sieht an seinen Blessuren, was los ist: Kevin hat gekämpft. Kevins Pferd findet den Weg zu ihm zurück, mitsamt der Rüstung.

|Das Dorf|

Am nächsten Tag bleibt ihr Wagen im Schlamm des regennassen Waldes stecken. Borg und seine Männer tauchen auf. Trotz seines Misstrauens lässt er sich von „Cedric“ überzeugen, dass diese Reisenden harmlos sind. (Unter dem Ritterhelm hat Borg Kevins Gesicht ja nicht sehen können.) Nach Borgs Hilfeleistung können sie weiterfahren und gelangen in ein befestigtes Dorf. Sie berufen sich auf Borg und auf Estrid, die sie beide hergeschickt hätten. Osred, der Dorfvorsteher, gewährt ihnen Obdach und Zuflucht vor dem Regen. Arnulf und Will sprechen besonders dem guten Wein zu.

Kein Wunder, dass Kevin, als er nachts ein verdächtiges Geräusch hört, sie einfach nicht wachbekommt. Draußen versammeln sich die Dörfler, um zu einem Ort im Wald zu pilgern. Sehr seltsam, findet Kevin und schleicht ihnen vorsichtig nach. Ihr Ziel ist ein Kreis aufrechter Steine, der einen Steinaltar umgibt. Darauf liegt ein gefesselter Hirsch, offenbar ein Opfer. Ein Druide in weißem Gewand tritt aus dem Schatten ins Licht der Fackeln: Es ist Darkon!

|Der Widersacher|

Darkon war im Heiligen Land ein Komplize der Haschischin und wollte Susan und Kevin töten. Trotz seiner Gefangennahme konnte er auf rätselhafte Weise entfliehen. Nun taucht er hier wieder auf, aber wozu, fragt sich Kevin. Der Druide Darkon dankt den Dörflern für das Opfer, das er für seinen Schutz vor Borg verlangt hat. Nun habe er ein Anliegen. Unter den Fremden, die Osred aufgenommen und betäubt habe, befinde sich ein Junge. Den wolle er sehen – jetzt!

Kevin ist bestürzt. Woher weiß Darkon von ihm und seiner Anwesenheit in England, ja, in diesem Dorf? Er muss sofort zurück zu seinen Gefährten, denn sicherlich schweben auch sie bereits in Gefahr. Und dann müssen sie alle schnellstens abhauen. Doch das ist leichter gesagt als getan …

_Mein Eindruck_

Es dauert nicht allzu lange, bis sich Kevin nach einem üblen Verrat in Darkons Händen befindet. Da Darkon ein echter Zauberer ist, beherrscht er sowohl die Elemente der Natur als auch die Psyche seiner Mitmenschen. Nun kommt es zu einem sehr interessanten psychischen Zweikampf zwischen Kevin und dem machtgierigen Druiden.

|Konflikt|

Damit Kevin sich Darkons religiösem Feldzug gegen den König anschließt, muss er ihn überzeugen, dass die dunkle Seite in ihm diesen Schritt hin zu Macht und Reichtum wünscht. Kevin ist unversehens in einem Zwiespalt gefangen: zwischen seiner eigenen dunklen Seite, die Darkon hervorgelockt hat, und seinem besseren Ich, das sonst sein Bewusstsein kontrolliert.

Wie der Zweikampf ausgeht, soll hier nicht verraten werden. Aber in dessen Verlauf kommt es zu einer Schlacht zwischen den Druiden und einer unerwartet auftretenden dritten Partei. Dabei gibt es jede Menge Action, leider aber auch den bitteren Verlust eines Freundes. In dessen Folge wird ihn sein weiterer Weg nach Thule im kalten Norden führen. (Ob damit nun Norwegen oder Island gemeint ist, wird an dieser Stelle nicht klar und ist auch unerheblich.)

|Überraschungen|

Die Geschichte wartet also mit mehreren überraschenden Wendungen auf, wie es sich für einen zünftigen Abenteuerroman gehört. Täuschung und Verrat spielen dabei eine große Rolle. Wenigstens ist in dieses Intrigenspiel kein Frauenzimmer verwickelt. Das wäre doch wohl etwas zu negativ gewesen – obwohl sich Hohlbein in seinen HEXER-Romanen keineswegs gescheut hat, Frauen als fiese Hexen auftreten zu lassen. Vielleicht hat er inzwischen dazugelernt, was den Geschmack seiner Leserschaft angeht. „Kevins Schwur“ erschien wesentlich später als die HEXER-Groschenhefte.

|Stonehenge|

Andererseits ist das Fehlen einer Frauenfigur doch ein auffälliges Manko in dieser ersten Hälfte des Romans „Kevins Schwur“. Die Männer machen wieder mal alles unter sich aus und kloppen sich schließlich, bis der Arzt kommt (oder auch nicht kommt).

Ein faszinierendes Bühnenbild bietet dabei der gigantische Steinkreis von Stonehenge, der in dieser Beschreibung nicht weniger als dreißig Ringe aufweist. Offensichtlich dient dieses Stonehenge nicht wie ursprünglich gedacht der Sternenbeobachtung und Vorhersage der Jahres- und Saatzeiten, sondern der blutigen Opferung von Unschuldigen.

Das ist sicherlich viel dramatischer als die friedliche Astronomie, aber leider viel weniger glaubwürdig. Allerdings hat sich der Romanautor Hohlbein noch nie viel um Glaubwürdigkeit seiner Plots oder Figuren bemüht. Warum sollte er also gerade jetzt damit anfangen?

_Die Inszenierung_

Bei diesem Hörbuch handelt es sich um eine inszenierte Lesung, wie sie in dieser |Wellenreiter|-Reihe öfter auftaucht. Das ist für ein junges Publikum einfach unterhaltsamer als eine pure Textlesung.

|Der Sprecher|

Der Sprecher erzählt alle Vorgänge aus dem Blickwinkel der Hauptfigur Kevin. Da dieser ein 15-jähriger Junge ist, erscheint die jugendlich wirkende Stimmlage des Sprechers sehr passend. Und dies ist die deutsche Stimme Elijah „Frodo“ Woods, dürfte also jedem vertraut sein, der Peter Jacksons „Herr der Ringe“-Verfilmung gesehen hat (und das waren ja nicht wenige). Doch Kevin ist kein zweiter Frodo, sondern ein junger Mann, der auf Kämpfe brennt, um seinen König, den geliebten Richard Löwenherz, zu schützen.

Arnulf, der hünenhafte Nordmann, spricht hingegen mit einer sehr tiefen Stimme, die ich Niesner nicht zugetraut hätte. Dessen Gegenteil sind der wieselhafte Estrid sowie der leichtlebige Will Scarlet (der in den alten Robin-Hood-Filmschinken stets als fahrender Sänger auftritt). Darkons Stimme ist weitaus faszinierender: Man stelle sich Saruman mit einer sehr tiefen und berückenden Stimme vor, wie er seinen Willen dem jungen Kevin aufzuzwingen versucht. Die Vorstellung ist recht beängstigend.

Sehr gut setzt der Sprecher auch die Emotionalität einer Szene um. Wenn Kevins Freund stirbt, so hat dies natürlich möglichst realistisch zu wirken, um eindringlich zu sein. Der Mann ächzt und keucht, während Kevin schluchzt. Die tragische Hintergrundmusik tut ein Übriges, um die Sterbeszene zu einem eindrücklichen Erlebnis zu machen.

|Geräusche|

Die Geräuschkulisse soll nicht von dem Dialog im Vordergrund ablenken. Deshalb sind die Gefechte und das Schwerterklirren nur dezent zu hören. Aber die Rufe der Mühe und die Schreie des Schmerzes und Todes sind doch unüberhörbar, ganz besonders natürlich während der finalen Schlacht.

Ebenso eindrucksvoll ist das Vorspiel zur Schlacht. Während des Psycho-Duells Kevins mit Darkon nimmt die Zahl der Donnerschläge über dem Steinkreis von Stonehenge stetig zu, so dass die Verbindung von Darkons Psyche und den Naturgewalten sinnfällig deutlich wird. Allerdings ist die Soundqualität lediglich als „bescheiden“ zu bezeichnen, denn von einem DD-5.1-Sound kann keine Rede sein. Noch nicht einmal Stereoeffekte sind zu bemerken.

|Musik|

Die Musik tut wenig, um auf sich aufmerksam zu machen, sondern beeinflusst die Gefühle des Zuhörers unterschwellig. Das ist in der finalen Sterbeszene ganz deutlich, in der die Musik den Dialog und die Geräusche optimal ergänzt. An anderen Stellen deutet die Hintergrundmusik Unheil an. Im Intro und Outro ist sie jedoch flott und dynamisch gestaltet. Ja, sie weist sogar einen Western-Rhythmus auf, der an einen Ritt erinnert.

|Das Booklet|

Das Booklet listet zunächst die Mitarbeiter an dieser Produktion auf, beschreibt dann aber kurz die Geschichte von Stonehenge sowie die Legenden, die sich darum ranken. Die vierte Seite beschreibt kurz den Inhalt von „Kevin von Locksley“ und „Kevins Reise“.

_Unterm Strich_

Wie es sich für einen Abenteuerroman für zehn- bis zwölfjährige Jungs gehört, ist auch diese erste Hälfte von „Kevins Schwur“ gespickt mit actionreichen Kämpfen, mysteriösen Szenen der Magie und überraschenden Wendungen. Die finale Schlacht löst dann endlich die Spannung auf und führt den Helden zu neuen Zielen. Weil auch der Widersacher entkommen ist, dürfte es ein spannendes Wiedersehen mit Darkon geben. Frauenfiguren kommen diesmal keine vor, aber das kann sich in der nächsten Episode „Der Weg nach Thule“ schon ändern. Vielleicht verliebt sich Kevin ja mal in ein fesches Schwedenmädel!

|Das Hörbuch|

Der Sprecher trägt einen großen Teil dazu bei, dass die Handlung den Hörer mit Action, Magie und Humor unterhält. Die Musik und die Geräusche stören seinen Vortrag nicht, sondern unterstützen die Emotionalität der Szenen und vermitteln mit gedämpften Hintergrundgeräuschen einen realistischeren Eindruck. Das werden vor allem junge Hörer unterhaltsamer finden als einen puren Vortrag.

Leider hat dieser Aufwand – und vielleicht auch der Autor – auch einen Preis, und für die zwei CDs muss man knapp 15 Euro hinblättern. Aber es lohnt sich.

|Buchausgabe: 2000 bei Bastei Lübbe
151 Minuten auf 2 CDs
ISBN-13: 978-3-78573-666-1|
http://www.luebbe-audio.de
http://www.wellenreiter.la
http://www.hohlbein.net