Seit zehn Jahren ist Alice in einem düsteren Hospital gefangen. Alle halten sie für verrückt, während sie vor sich hindämmert auf der Suche nach ihrer Erinnerung. Wer ist sie? Warum befindet sie sich an diesem grausamen Ort? Und warum quälen sie jede Nacht Albträume von einem Mann mit Kaninchenohren?
Als ein Feuer im Hospital ausbricht, gelingt Alice endlich die Flucht – an der Seite des geisteskranken Axtmörders Hatcher. Doch nicht nur Alice ist frei. Ein dunkles Wesen, das in den Tiefen des Irrenhauses eingesperrt war, ist ebenfalls entkommen und auf der Jagd nach Blut. Erst wenn Alice dieses Ungeheuer besiegt, wird sie die Wahrheit über sich herausfinden – und was das weiße Kaninchen ihr angetan hat… (Verlagsinfo) Alle sagen, sie sei eine Zauberin, aber worin, zum Kuckuck, soll diese Magie bestehen, fragt sie sich. Sie wird es auf die harte Tour herausfinden.
Der britische Kultautor Jeff Noon erzählt Alices weitere Abenteuer im Wunderland und hinter den Spiegeln, vor allem aber ihren Kampf gegen die Schlangenkönigin.
Es war einmal an einem trüben, verregneten Tag in Manchester, irgendwann im Jahre 1860. Eigentlich sollte die kleine Alice ihre Mathematikaufgaben machen, aber im Moment interessiert sie viel mehr, wo die fehlenden zwölf Teile ihres Puzzles geblieben sind. Außerdem wird sie vom Papagei ihrer Großtante abgelenkt, der sie schließlich überredet, seine Käfigtür ein winziges Stück zu öffnen. Als der Vogel davonfliegt, hinein in die riesige Großvateruhr, lä,uft ihm Alice sofort hinterher.
Und als sie der Uhr wieder entsteigt, befindet sich Alice im Manchester des Jahres 1998, einer Welt der Automatenwunder, die dennoch von der Atmosphäre des vergangenen Jahrhunderts durchdrungen ist. Auf der Jagd nach dem Papagei gerät Alice in Rätsel über Rätsel, sucht nach den zwölf Puzzleteilen, führt Dispute mit den merkwürdigsten Kreaturen, wird von einer unsichtbaren Katze namens Quark begleitet und trifft in einem von Kletterrosen überrankten Cottage sogar Mr. Dodgson alias Lewis Carroll. Und bei alledem versucht sie, irgendwie den Weg zurück in ihre eigene Zeit wiederzufinden. (Verlagsinfo)
Der Autor
Der britische Schriftsteller Jeff Noon, der sich in dieser Fortsetzung der zwei klassischen Alice-Romane „Zenith O’Clock, writer [= righter] of wrongs“ nennt, ist der einfallsreiche Autor der phantastischen Romane „Vurt“ (dt. „Gelb“), „Pollen“ (dt. gleich) und „Nymphomation“ (noch nicht übersetzt). Sie spielen alle in seiner Heimatstadt Manchester. Und dies ist auch zum großen Teil der Schauplatz der wundersamen Ereignisse in „Automated Alice“.
Romane
Vurt (dt. Gelb, ISBN 3-442-44449-7, ISBN 3-442-54007-0)
Pollen (dt. Pollen, ISBN 3-442-44408-X, ISBN 3-442-54031-3)
Automated Alice (dt. Alice im Automatenland, ISBN 3-442-54065-8)
Nymphomation
Needle in the Groove
Falling Out Of Cars
Theaterstücke
Woundings
Vurt – the theatre remix
Alphabox
Somewhere the Shadow
The Modernists
Das Buch ist schwierig ins Deutsche zu übertragen: Die Anzahl der Wortspiele und Doppeldeutigkeiten ist nämlich derartig groß, dass eine Übertragung zwingend ein völlig anderes Werk hervorbringt – etwa so, als wollte man Lewis Carrolls berühmtes Nonsens-Gedicht „Jabberwocky“ übertragen (was ja in der Tat getan wurde).
Handlung
Eines Tages im Jahr 1860 fliegt Alices Papagei Whippoorwill in den Kasten der Großvateruhr und verschwindet. Die um ihren Liebling bangende Alice folgt ihm in das Uhrwerk und landet auf der anderen Seite im Jahr 1998 (wie sie sehr viel später herausfindet) – in einem Termitenbau. Die Termiten sind (wie weiland der weiße Hase) alle sehr in Eile – kein Wunder, sind es doch Computermiten! Sie stellen Berechnungen an, etwa zur Quadratwurzel aus -1 (die es reell nicht geben kann).
Wenig später landet Alice in einem Gartenschuppen, wo ein grobschlächtiger Mann Puppen aus altem Krempel zusammensetzt und dieses Gebilde mit Hilfe einer Handvoll Computermitenerde „belebt“. So zum Beispiel eine Puppe namens James Marshall Hentrail, genannt „Jimi“, der ein höllisches Gitarrengejaule auf einem Tennisschläger („a terrible racket“) veranstaltet … Auch ein gewisser Quentin Tarantula wird erwähnt und ein Trompetespieler namens Long Distance Davis, genannt Miles …
Auf der Jagd nach ihrem entflogenen Papagei trifft Alice auf ihre Zwillingsschwester, Automated Alice, genannt Celia. „Celia“ ist ein Anagramm aus den Buchstaben von Alices Namen. Und Celia stammt aus dem Jahr 1998, aus Manchester. In der großen Stadt erleben die beiden verrückte und erschreckende Abenteuer. So wird Alice zum Beispiel des Mordes angeklagt und landet im Gefängnis. Sie kann entkommen und entdeckt eine Verschwörung der Bürokraten Manchesters, der „Civil Serpents“ (statt civil servants). Die schlangenförmigen Serpents haben nämlich ein wissenschaftliches Experiment mit „Chrononen“ an den nichts ahnenden Bürgern durchgeführt, um sie zu Gehorsam und Gesetzestreue zu bringen. Statt des erhofften Ergebnisses entstanden jedoch Mischungen aus Tier und Mensch, ja, aus Ding und Mensch. Alice trifft Zebramenschen und wandelnde Küchenspülen (und Zenith O’Clock).
Verfolgt von der Herrin der Schlangen landet Alice wieder im alten Häuschen, in dem sie 1860 lebte. Dort setzt sie alle zwölf Puzzlestücke, die sie bei ihren Abenteuern todesmutig gesammelt hat, zusammen – doch da bleibt ein Loch! In der Zooszene, die entsteht, fehlt ein Mädchen … Alice hüpft in das Loch hinein – und landet wieder im selben Moment, in dem sie das Jahr 1860 verlassen hatte – rechtzeitig zur Grammatikstunde mit Tante Ermintrude. Wo sie doch so viel zu erzählen hätte …
Mein Eindruck
Ich kenne nur wenige Bücher, die in gleichem hohen Maß wie „Automated Alice“ geistiges Vergnügen am verrückten Abenteuer (auch sprachlich!) und emotionale Anteilnahme am Schicksal der Hauptfigur in jener genialen Weise zu verbinden vermögen, wie es Noon hier gelungen ist. Das Buch sprüht vor Einfällen, einer verrückter und doch plausibler als der andere, ganz im Stil und Ton der Alice-Bücher. Selbst die Gedichte treffen den gleichen Esprit. Und es gibt eine ganze Reihe von Szenen und Sätzen, die den Leser über die eigene Beschaffenheit und Wahrnehmung der Wirklichkeit nachdenken lassen.
Fazit: Highly recommended! Nicht nur für junge Menschen. Für alle Alice-Fans ein Muss!