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[NEWS] Andreas Eschbach – Der Jesus-Deal

Wenn Sie mit einer Zeitmaschine in die Zeit von Jesu Kreuzigung reisen könnten – würden Sie versuchen ihn zu retten? Wer hat das originale Jesus-Video gestohlen? Stephen Foxx war immer überzeugt, dass es Agenten des Vatikans gewesen sein müssen und dass der Überfall ein letzter Versuch war, damit ein unliebsames Dokument aus der Welt zu schaffen. Es ist schon fast zu spät, als er die Wahrheit erfährt: Tatsächlich steckt eine Gruppierung dahinter, von deren Existenz Stephen zwar weiß, von deren wahrer Macht er aber bis dahin nichts geahnt hat – die Gruppe ist schon so mächtig, dass in den USA niemand mehr Präsident werden kann, der sie gegen sich hat. Die Videokassette spielt eine wesentliche Rolle in einem alten Plan von unglaublichen Dimensionen – einem Plan, der nichts weniger zum Ziel hat als das Ende der Welt, wie wir sie kennen … (Verlagsinfo)

Taschenbuch: 736 Seiten
Bastei Lübbe
Unsere Rezension

Andreas Eschbach – Aquamarin


Futuristischer Jugendroman: Das Erwachen der Nixe

Hüte dich vor dem Meer! Das hat man Saha beigebracht. Eine seltsame Verletzung verbietet der Sechzehnjährigen jede Berührung mit Wasser. In Seahaven ist Saha deshalb eine Außenseiterin. Die Stadt an der Küste Australiens vergöttert das Meer. Wer hier nicht taucht oder schwimmt, gehört nicht dazu. So wie Saha.

Doch ein schrecklicher Vorfall stellt alles in Frage. Zum ersten Mal wagt sich Saha in den Ozean. Dort entdeckt sie Unglaubliches. Sie besitzt eine Gabe, die nicht sein darf – nicht sein kann. Nicht in Seahaven, nicht im Rest der Welt. Wer oder was ist sie? Die Suche nach Antworten führt Saha in die dunkelsten Abgründe einer blauschimmernden Welt… (Verlagsinfo)

Der Autor

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Mein persönlicher Besuch der Frankfurter Buchmesse 2015

Am 16. Oktober besuchte ich Frankfurter Buchmesse. Hier mein Bericht.

Meine erste Station ist das Lesezelt, denn hier soll Andreas Eschbach (http://www.andreaseschbach.de) aus seinem neuen Jugendroman AQUAMARIN (http://www.arena-verlag.de/artikel/aquamarin-978-3-401-60022-2) vorlesen. Das Zelt ist rund, an den Rändern sind Sitzecken aufgebaut und in der Mitte des Runds sitzt ein zahlreich erschienenes Publikum. Es ist zu etwa 99 Prozent weiblich. Das entspricht ungefähr dem gefühlten Durchschnitt des Publikums in den Belletristikhallen 3.0 und 3.1.

Eschbach liest den Anfang und eine weitere Passage aus seinem Roman, während ein Fotograf ihn aufdringlich umschleicht. Die Lektorin des Arena-Verlags (http://www.arena-verlag.de) stellt dem Schriftsteller ein paar freundliche Fragen, die sich der Autor ausgiebig zu beantworten bemüht. Er verrät auch, dass es eine Fortsetzung geben soll – und dass AQUAMARIN gar nicht der von ihm gewählte Arbeitstitel ist, sondern der vom Verlagsmarketing gewählte. Tja, so kann’s gehen. Aber mal ehrlich: Durch den Arbeitstitel die Pointe preiszugeben, war auch nicht besonders schlau von ihm.

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Andreas Eschbach – Aquamarin

Hüte dich vor dem Meer! Das hat man Saha beigebracht. Eine seltsame Verletzung verbietet der Sechzehnjährigen jede Wasserberührung. In Seahaven ist Saha deshalb eine Außenseiterin. Die Stadt an der Küste Australiens vergöttert das Meer. Wer hier nicht taucht oder schwimmt, gehört nicht dazu. So wie Saha. Doch ein schrecklicher Vorfall stellt alles in Frage. Zum ersten Mal wagt sich Saha in den Ozean. Dort entdeckt sie Unglaubliches. Sie besitzt eine Gabe, die nicht sein darf – nicht sein kann. Nicht in Seahaven, nicht im Rest der Welt. Wer oder was ist sie? Die Suche nach Antworten führt Saha in die dunkelsten Abgründe einer blauschimmernden Welt …
(Verlagsinfo)

Andreas Eschbach sprengte schon vor Jahren die Genreschublade, doch kehrt er mit schöner Regelmäßigkeit im Jugendbuchsektor zur Science Fiction zurück. Zuletzt veröffentlichte er dort die dystopische Trilogie um die absolute Kontrolle, verwirklicht durch ständige Vernetzung – mit dem ersten Titel »Black*Out« -, in diesem Jahr deutet nichts auf eine mehrteilige Geschichte hin, wenn er sich mit »Aquamarin« einer jungen Außenseiterin annimmt und in eine Zukunft abtaucht, die augenscheinlich ihre schönen Seiten hat, jedoch nicht minder dystopisch ist …

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Andreas Eschbach – Willkommen im Tamanium! (Perry Rhodan 2812)

Eine Welt, die nicht wahr sein darf – und doch Wirklichkeit ist

Auf der Erde schreibt man das Jahr 1518 Neuer Galaktischer Zeitrechnung (NGZ). Die Menschen haben Teile der Milchstraße besiedelt, Tausende von Welten zählen sich zur Liga Freier Terraner. Man treibt Handel mit anderen Völkern der Milchstraße, es herrscht weitestgehend Frieden zwischen den Sternen. Doch wirklich frei sind die Menschen nicht. Sie stehen – wie alle anderen Bewohner der Galaxis – unter der Herrschaft des Atopischen Tribunals. Die sogenannten Atopischen Richter behaupten, nur sie und ihre militärische Macht könnten den Frieden in der Milchstraße sichern.

Wollen Perry Rhodan und seine Gefährten gegen diese Macht vorgehen, müssen sie herausfinden, woher die Richter überhaupt kommen. Ihr Ursprung liegt in den Jenzeitigen Landen, in einer Region des Universums, über die bislang niemand etwas weiß.

Ein Zeitriss trennt die Freunde Rhodan und Atlan. Mit dem Fernraumschiff RAS TSCHUBAI strandet Perry Rhodan mehr als 20 Millionen Jahre in der Vergangenheit. Der Arkonide Atlan setzt die Reise in die Heimat der Atopischen Richter fort. Als Kommandant steuert er die ATLANC durch die Synchronie, doch ein neuer Zwischenfall unterbricht den Flug. Die ATLANC landet in einer »falschen Welt« – dort heißt man sie WILLKOMMEN IM TAMANIUM …
(Verlagsinfo)

In einer Endlosserie mit über 2800 Folgen einen beliebigen Titel heraus zu greifen und zu lesen, könnte eine Herausforderung sein. Band 2812 der Perry-Rhodan-Serie hat allerdings einen besonderen Kundenmagneten aktiviert: Mit Andreas Eschbach schreibt einer der beliebtesten deutschen SF-Autoren diesen Titel und startet einen vierbändigen Erzählungsblock innerhalb der Serie. Betrachten wir das Ergebnis:

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[NEWS] ANDREAS ESCHBACH – Aquamarin

Bei Arena wird es nass, kalt und unheimlich: Andreas Eschbach malt in Aquamarin:

Hüte dich vor dem Meer! Das hat man Saha beigebracht. Eine seltsame Verletzung verbietet der Sechzehnjährigen jede Wasserberührung. In Seahaven ist Saha deshalb eine Außenseiterin. Die Stadt an der Küste Australiens vergöttert das Meer. Wer hier nicht taucht oder schwimmt, gehört nicht dazu. So wie Saha. Doch ein schrecklicher Vorfall stellt alles in Frage. Zum ersten Mal wagt sich Saha in den Ozean. Dort entdeckt sie Unglaubliches. Sie besitzt eine Gabe, die nicht sein darf – nicht sein kann. Nicht in Seahaven, nicht im Rest der Welt. Wer oder was ist sie? Die Suche nach Antworten führt Saha in die dunkelsten Abgründe einer blauschimmernden Welt …
(Verlagsinfo)

Gebundene Ausgabe, 408 Seiten
ISBN: 9783401600222

ORIGINALAUSGABE
Arena

[NEWS] Andreas Eschbach – Todesengel

Ein strahlend weißer Racheengel geht um in der Stadt, heißt es, der überall dort auftaucht, wo Unschuldige in Gefahr sind, und diejenigen, die ihnen Gewalt antun, brutal bestraft: Ist das wirklich nur die Schutzbehauptung eines alten Mannes, der Selbstjustiz geübt hat? Ein Journalist deckt auf: Es gibt diese Gestalt tatsächlich – er kann es beweisen. Und damit nimmt das Verhängnis seinen Lauf – Selbstjustiz versus staatliches Gewaltmonopol – ein spannender Roman um ein kontroverses Thema von Bestsellerautor Andreas Eschbach (Verlagsinfo)

Taschenbuch: 544 Seiten
Bastei Lübbe

Andreas Eschbach – Der Jesus-Deal

Es gab eine Zeit, da war John Kaun ein Medien-Tycoon, ein Topmanager und Workaholic. Damals hetzte er der Selbstdarstellung hinterher, bis ihn seine Investitionen an eine Ausgrabungsstätte nach Israel führten, wo in einem 2000 Jahre alten Grag etwas ganz und gar unglaubliches entdeckt worden war: Die Bedienungsanleitung einer Filmkamera. Die erst in einigen Jahren auf den Markt kommen sollte. Zweitausend Jahre alt, nachprüfbar. Kaun mit seinem Sensationsgespühr nahm die nächste, sich daraus ergebende Folgerung, nämlich dass es sich bei der Leiche im Grab um einen Zeitreisenden aus nicht allzu ferner Zukunft von Kaun selbst handeln musste, um diesen Fund zu erklären, einfach hin und konzentrierte sich auf die Möglichkeiten, die sich eröffneten: Wo eine Bedienungsanleitung herkam, musste auch eine Kamera zu finden sein!

Zweitausend Jahre alt. Was mochte sie wohl für Bilder eingefangen haben? In Israel.

Jesus. Sein Wirken. Seine Kreuzigung. Wiederkehr. Himmelfahrt?

Damals gelang es Kaun tatsächlich, eine Aufnahme zu Gesicht zu bekommen, die möglicherweise Jesus zeigte – und das veränderte ihn grundlegend. Er erkannte sein Leben im Licht der Wahrheit und krempelte es vollkommen um, zerschlug seinen Konzern und zog sich aus dem öffentlichen Leben zurück.

Bis er einige Jahre später in Oklahoma einem jungen Mann begegnete, dessen unverkennbares Feuermal an der Schläfe ihn eindeutig als einen der Menschen erkennen ließ, die Kaun damals auf dem Jesusvideo gesehen hatte.

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[NEWS] ANDREAS ESCHBACH – Der Jesus-Deal

Wer hat das originale Jesus-Video gestohlen? Stephen Foxx war immer überzeugt, dass es Agenten des Vatikans gewesen sein müssen und dass der Überfall ein letzter Versuch war, damit ein unliebsames Dokument aus der Welt zu schaffen. Es ist schon fast zu spät, als er die Wahrheit erfährt: Tatsächlich steckt eine Gruppierung dahinter, von deren Existenz Stephen zwar weiß, von deren wahrer Macht er aber bis dahin nichts geahnt hat. Die Videokassette spielt eine wesentliche Rolle in einem alten Plan von unglaublichen Dimensionen – einem Plan, der nichts weniger zum Ziel hat als das Ende der Welt, wie wir sie kennen –
(Verlagsinfo)

Gebunden, 736 Seiten
Bastei Lübbe

[NEWS] ANDREAS ESCHBACH – Der Jesus-Deal

Wer hat das originale Jesus-Video gestohlen? Stephen Foxx war immer überzeugt, dass es Agenten des Vatikans gewesen sein müssen und dass der Überfall ein letzter Versuch war, damit ein unliebsames Dokument aus der Welt zu schaffen. Es ist schon fast zu spät, als er die Wahrheit erfährt: Tatsächlich steckt eine Gruppierung dahinter, von deren Existenz Stephen zwar weiß, von deren wahrer Macht er aber bis dahin nichts geahnt hat. Die Videokassette spielt eine wesentliche Rolle in einem alten Plan von unglaublichen Dimensionen – einem Plan, der nichts weniger zum Ziel hat als das Ende der Welt, wie wir sie kennen – (Verlagsinfo)

Gebundene Ausgabe: 736 Seiten
Bastei Lübbe

Andreas Eschbach – Todesengel


„Es mangelt an Zivilcourage!“

Doch woran liegt das? An den immer schneller mit immer gleichgültigerer Gewalt vorgehenden Tätern?

Mit Sicherheit spielt das eine entscheidende Rolle. Die Brutalität in den „zivilisierten“ Ländern hat unvorstellbare Ausmaße angenommen und liefert den Tätern mehr Anonymität, als sie sich durch Gesichtsmasken erzeugen könnten. Das Weggucken der Menschen. Man könnte ja der nächste sein, dessen Gesicht auf dem Asphalt zertreten wird. Andreas Eschbach – Todesengel weiterlesen

[NEWS] ANDREAS ESCHBACH – Todesengel

Neues von Andreas Eschbach: Bei Bastei Lübbe erscheint „Todesengel“.

Ein strahlend weißer Racheengel geht um in der Stadt, heißt es, der überall dort auftaucht, wo Unschuldige in Gefahr sind, und diejenigen, die ihnen Gewalt antun, brutal bestraft: Ist das wirklich nur die Schutzbehauptung eines alten Mannes, der Selbstjustiz geübt hat? Ein Journalist deckt auf: Es gibt diese Gestalt tatsächlich – er kann es beweisen. Und damit nimmt das Verhängnis seinen Lauf.
(Verlagsinfo)

Gebundene Ausgabe, 544 Seiten

Andreas Eschbach – Herr aller Dinge

Der Kurd-Laßwitz-Preisträger 2012!

Andreas Eschbach, einer der geistreichsten deutschen Schriftsteller unserer Tage, knöpft sich auch diesmal weltverändernde Potenziale vor. Herr aller Dinge transportiert eine vielschichtige Geschichte, deren erzählerisches Hauptaugenmerk auf die Beziehung zweier höchst unterschiedlicher Menschen gerichtet ist – quasi der erste Liebesroman aus Eschbachs Feder, könnte man behaupten. Handeln tut er allerdings vor allem von den Entwicklungen, die Hiroshi Kato, eine der beiden Hauptpersonen, antreiben und schließlich zu bahnbrechenden Erkenntnissen führen – und Eschbach entwickelt die Geschichte so geschickt, dass sich Hiroshi einer unermesslichen Verantwortung stellen muss und damit – liebe Leserinnen, hört kurz weg – die tragische Beziehung zu Charlotte Malroux auch so endet, wie sie sich entwickelte.

Charlotte Malroux ist die Tochter des französischen Botschafters, zum Beispiel in Tokio, wo sie die Bekanntschaft eines Jungen aus der Nachbarschaft, des Sohnes einer Hausangestellten sogar, macht und aus dieser Bekanntschaft für den Jungen, Hiroshi Kato, etwas erwächst, was ihn sein Leben lang mit der Sicherheit einer Idee begleitet und leitet, denn es führt ihm den Sinn und Unsinn der menschlichen Würde am Maßstab der Güterverteilung mehr als einmal deutlichst vor Augen, ein Charakteristikum unserer Gesellschaft, das er ausschalten will. Widersprüchlich ist er sich des Schicksals seiner Begegnung mit Charlotte und der Bedeutung derselben in tiefster Sicherheit bewusst, so dass sich für ihn grundsätzlich nicht die Frage nach einer anderen Frau stellt, vor allem, nachdem er sie an einer amerikanischen Universität wieder trifft und sich ihre kindliche Beziehung mit derselben Selbstverständlichkeit fortsetzt, die sie auch schon in Japan auszeichnete.

Sowohl Hiroshi als auch Charlotte verfügen über außergewöhnliche Fähigkeiten, die bei Hiroshi weltlicher, intellektueller Natur zu sein scheinen, doch möglicherweise auf Charlottes Gabe zurück zu führen sind: Charlotte hat Zugang zu historischen Erinnerungen, sie sieht die Bilder und die stärksten Gefühle der Menschen, die irgendeinen beliebigen Gegenstand berührten. Dabei werden diese Bilder deutlicher und stärker, je länger ein Gegenstand im Besitz eines Menschen war. Die Verbindung zwischen dieser Gabe und Hiroshis Begabung im technisch-mathematischen Bereich wird in einer frühen Szene des Romans deutlich, als die beiden Kinder auf einem Ausflug ein Artefakt entdecken, ein Messer, das eine unwiderstehliche Anziehungskraft auf Charlotte ausübt. Sie riskiert mehr als nur Ärger, als sie unbedingt versucht, das Messer zu berühren, um seine Geschichte zu erfahren. Unter den intensiven und schmerzhaften Eindrücken verliert sie das Gleichgewicht und Hiroshi fängt sie auf – und erlebt einen kurzen Kontakt über Charlotte mit dem Wesen des Messers. Dieser Zufall könnte von zentraler Bedeutung für die Ausprägung seiner unwahrscheinlichen Begabung sein.

Während sich nun auf der einen Seite alles um Hiroshis großes Ziel dreht, jedem Menschen zu jeder Zeit alles zu ermöglichen, ist die Beziehung der beiden Dreh- und Angelpunkt der weiteren Geschichte. Charlotte durchlebt emotionale Irrwege, bis sie an einer Expedition teilnimmt, durch die die Wende eingeleitet wird. Ab diesem Zeitpunkt fokussiert sich die Handlung immer mehr auf die Auswirkungen, die Hiroshi in der Entdeckung der perfekten Nanomaschinen erlebt, erkennt und befürchtet. Hier nimmt der Roman zwar deutlich sichtbar Charakteristika eines Science-Fiction-Thrillers an, und Eschbach scheut nicht einmal die Entfaltung des großartigen, umfassenden Erkenntnisbildes, ein Gefühl, das dem bewanderten SF-Leser als „Sense of Wonder“ geläufig ist. Trotzdem bleibt die Triebfeder die Beziehung zwischen den Protagonisten, aufgelockert durch eine auf Eifersucht basierende Intrige, die man sich getrost wegdenken kann. Dem gegenüber entwirft Eschbach ein grausames Bild von einer Menschheit, die vom Vernichtungswillen getrieben den Sprung in die Zukunft schafft. Mit dieser Erkenntnis der Möglichkeiten und im Science-Fiction-Sinn auch der eigenen Geschichte trifft Hiroshi seine Entscheidungen und sucht einen anderen Weg.

Die bedingungslose Zuneigung Hiroshis zu Charlotte und seine immerwährende Sicherheit, sie beide gehörten zusammen, führt tragischerweise dazu, dass er sich immer mehr von ihr distanziert. Hier kommen nämlich die Wirtschaftsmächte, Geheimdienste und Regierungen ins Spiel, die bei derlei gefährlichen Entdeckungen stets mit von der Partie sind. Logischerweise muss sich Hiroshi gegen eine einzelne Macht entscheiden, eine Tatsache, die sich schon lange durch die Literatur zieht und der sich auch Eschbach nicht verschließt. Also wird er als Gefahr eingestuft und verfolgt und muss Charlotte durch seine Abwesenheit schützen.

Man könnte denken, Hiroshi hätte seine Kenntnisse und Fähigkeiten auch einsetzen können, um unterzutauchen, doch sehen wir hier zwei Aspekte, die sich aus der Geschichte ergeben und das nicht zulassen. Charlotte erkrankte an einem Tumor, was Hiroshi natürlich kurz vor dem Showdown zu ihr lockte, um sie zu heilen – und damit die Verfolger auf den Plan ruft. Und Eschbach wählte Hiroshi als Japaner zum Protagonisten, um einen Menschen zu haben, der traditionell fähig ist, auch den letzten und endgültigen Schritt zu gehen und eine Weiche für die Zukunft der Menschheit zu stellen. Diese letzten Szenen des Romans kumulieren noch einmal alle Action und Gefühle, die sich mal auf- und abschwellend durch die Geschichte ziehen. Eschbach trifft den Nerv seiner Leser und schafft einen abschließenden Höhepunkt von ungeheurer Kraft. Der Kreis schließt sich in Gestalt eines Messers, das Charlotte als Erinnerungsstück von Hiroshi erhält. Und das eine Anleitung enthalten mag, sollte die Menschheit je für Hiroshis Erkenntnisse reif sein.

Viele Kritiker gelangen zu dem Schluss, dass Eschbach zwar außergewöhnliche Ideen umsetzt und tolle Romane schreibt, aber gleichzeitig eine unüberwindbar erscheinende Schwäche in dem Ende seiner Geschichten liegt, das den Leser oft verwirrt oder unbefriedigt zurücklässt. Mit „Herr aller Dinge“ widerlegt Eschbach diese Theorie, zwar nicht zum ersten Mal, aber in höchster Deutlichkeit und Selbstverständlichkeit, so dass man das Buch zuklappt – und erst einmal nichts sagt.

Gebunden, 687 Seiten
ORIGINALAUSGABE
ISBN: 978-3-7857-2429-3
Leseprobe
http://www.luebbe.de

Ausgezeichnet wurde der Roman mit dem Kurd-Laßwitz-Preis 2012
Die Jury des Deutschen Science Fiction Preises verlieh dem Roman den Zweiten Platz, knapp hinter Karsten Kruschels „Galdäa – Der ungeschlagene Krieg“.

Der Autor vergibt: (5/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (2 Stimmen, Durchschnitt: 4,50 von 5)


 

Andreas Eschbach – Quest (Lesung)

Zwischen der Verpflichtung für ihren Pantap und der Sorge vor der großen Invasion des Sternenkaisers begibt sich der Fernerkunder Megatao auf die Suche nach der letzten Hoffnung. Kommandant Eftalan Quest und seine Mannschaft versuchen, was noch keinem Menschen glückte: Den Planeten des Ursprungs zu finden, die eine legendäre Welt, auf der alles Leben begann – doch um was zu tun …?

Andreas Eschbach wurde geboren, erlebte eine Kindheit, studierte Luft- und Raumfahrttechnik und arbeitete als Softwareentwickler, ehe es ihn nach Frankreich zog. Dort lebt und arbeitet er mit seiner Familie an der Bretagne im Urlaub.

Die ferne Zukunft: Die Menschheit hat sich über Galaxien ausgebreitet und dabei in die unterschiedlichsten Gruppierungen aufgespalten, so dass die einzelnen Völker voneinander nichts mehr wissen. In der Galaxis Gheera existiert das monarchische Reich des Pantap, und dieses Reich, obwohl gigantisch in seinen Dimensionen, wird von den Heerscharen des Sternenkaisers angegriffen. Noch kennt niemand die Streitkräfte des Gegners, doch es gehen Gerüchte über unglaubliche Massen an Kriegsschiffen, die über weit überlegene Technik gebieten. Da scheint es nicht abwegig, wenn der Pantap einen seiner mächtigen Fernerkunder, die Megatao unter dem Kommando des Kriegshelden Eftalan Quest, auf eine geheime Mission schickt, deren Ziel nur dem Kommandanten höchst selbst bekannt ist.

Quests Mannschaft arbeitet effizient und höchst erfolgreich an den einzelnen Abschnitten auf ihrem Weg, zum Beispiel entwenden sie der gigantischen Bibliothek von Paschkan, die von Außerirdischentechnik geschützt wird, die Heiligtümer, die gehütetsten Informationen, die von Außerirdischen berichten. So findet man schließlich das Volk der Yorsen, der ältesten und mächtigsten Wesen der Galaxis, und erhält dort den nächsten Hinweis auf dieser intergalaktischen Schnitzeljagd. Doch was wäre das alles wert ohne den Unsterblichen Smeeth, den man mit seinem beschädigten Raumschiff aus dem All fischt? Und was hofft Quest auf dem legendären Planeten des Ursprungs zu finden?

„Quest“ ist ein Roman aus den Anfängen des eschbachschen Schaffens. Das „Jesusvideo“ war schon geschrieben, und Eschbach erreichte Publikum außerhalb der Science-Fiction-Szene. Mit „Quest“, das er selbst als Geschenk an seine Fans beschreibt, machte er den letzten Schritt zurück in die offensichtlichen marketingtechnischen Niederungen des Prädikats „SF“, das im Folgenden von seinen Büchern für Erwachsene verschwindet. Quest, einstmals erschienen in wunderschöner großformatiger Paperbackausgabe mit Innenillustrationen auf buntem Hochglanzpapier, präsentiert auf den ersten Blick seine Zugehörigkeit zum „Raumschiffe, Aliens und T..ten“-Genre, wobei Letztere in allen anderen Bereichen der Literatur mindestens genau so präsent sind wie in der SF und Eschbach einen sich stets weiterentwickelnden Stil hat, sie in Szene zu setzen.

Ab diesem Zeitpunkt erscheint Eschbachs Science-Fiction also entweder getarnt als Thriller, oder in Form von Jugendromanen wie dem Marsprojekt oder zuletzt der „*Out-Trilogie“. „Quest“ spricht aber erfreulich direkt schon durch sein Titelbild den echten Fan an, was nicht bedeutet, es sei für andere Leser verschlossen – ein Vorurteil, unter dem die SF Zeit ihres Daseins leidet. Raumschiffe, fremde Galaxien, Sternenkaiser … na und? „Quest“ bietet mehr als ein Beziehungsdrama, in dem die Standesunterschiede und gesellschaftlichen Zwänge eine Rolle spielen; es gibt Ausblicke in die charakterlichen Untiefen des Menschen, egoistisches Handeln bis zur Selbsterkenntnis, Gott als Sinnbild negativer Motivation und schlicht wunderbare Unterhaltung an einer spannenden, gut erzählten Geschichte. Es macht seinem Titel Ehre, denn man kann die Geschichte ebenso auf diesen Aspekt reduzieren: Die Queste, die Suche nach dem Planet des Ursprungs, nach dem Mythos der Menschheit.

Quest als Protagonist ist ein mehrschichtiges Subjekt; er tritt zwar selten in Erscheinung und macht eher den Eindruck des überlegenen, hochintelligenten Kommandanten – über seine Beziehung zur ersten Heilerin erfährt man aber mehr von ihm, als der Schein vortäuscht. Im Grunde ist er ein zerstörtes Leben, zerfressen von Verantwortung und Heldenstatus, ein Mensch, der seine großen Verluste nie verwunden hat. Und doch scheinen diese Verluste ihn vor allem in seinem egozentrischen Weltbild zu bestärken, zeigt er doch nie Trauer oder menschlichen Verlust, sondern in erster Linie Verzweiflung über seine Unfähigkeit, über die Last, die das Schicksal ihm auferlegt hat, über Gottes Gleichgültigkeit. Er ist verbittert ob der Ausweglosigkeit seiner tödlichen Erkrankung, ohne die Möglichkeit, einen Verantwortlichen für die Geschehnisse zu finden als sich selbst.

Andere Charaktere haben ihre weltlicheren Probleme, so wie der erste Verweser (Quests Stellvertreter), der als Einziger in der Kommandohierarchie über Fähigkeiten verfügt und doch niemals ein Kommando wird führen können in der durch gesellschaftliche Strukturen geregelten Konzeption der monarchistischen Flotte des Pantap. Oder der junge Novize Bailan, der sich dem Abenteuer seines zölibatären Lebens gegenüber sieht, als er die Niedere kennenlernt, einer jungen Frau der untersten Kaste, die rechtlos und wertlos wie Leibeigene behandelt werden – auch ein Aspekt, den Eschbach schließlich für eine dramatische Wendung nutzt. Und nicht zuletzt der Unsterbliche, Smeeth, der von Narben übersäte Mann aus der Vergangenheit, der so unendlich viel mehr weiß und kann, als die menschliche Vorstellungskraft für möglich hält, und der sich doch an seine tierische Abstammung klammert, um das Alleinsein über die Jahrtausende zu ertragen. Er ist der Mensch, dessen Abgeklärtheit schließlich den einzigen Ausweg für Quest, den gescheiterten Kommandanten und Fahnenflüchtigen, aufzeigt. Und er ist der Mann, dessen bloße Existenz für die unaufhaltbare Invasion des Sternenkaisers verantwortlich ist durch die Mythen, die sich um ihn und seine Geschwister ranken, die Mythen der Unsterblichkeit, die die Sternenkaiser seit Menschengedenken verfolgen und zu erreichen trachten. Wenn man die Zustände in der Galaxis Gheera auf diesen Punkt reduzierte, würde man sogar Quests Zustand auf Smeeths Existenz zurückführen können. Ein unmenschlicher Gedanke.

Übrigens hängt im Speiseraum der Megatao ein kleiner Haarteppich, eine Kostbarkeit, die den Flechtenden Jahre seines Lebens kostet – was für die Zukunft der Galaxis noch eine ausschlaggebende Rolle spielen soll, wie Eschbach uns in seinem Romanerstling „Die Haarteppichknüpfer“ bereits miterleben ließ.

Sascha Rotermund als Sprecher ist für die neue Vertonung der Eschbach-Klassiker eine feste Größe. An seiner Stimme und Betonung lässt sich nichts aussetzen, es ist durchweg ein angenehmes Hörerlebnis, dem auch die nötige übergreifende Spannung nicht fehlt. Einzig die Namen haben eine eindeutige Anglisierung erhalten, was aufgrund ihrer Schreibweise durchaus im Rahmen des Vorstellbaren liegt, andererseits lässt sich jeder Name – vor allem auch in Anbetracht der zeitlichen Distanz zur Existenz des heutigen Englisch – auch unbedenklich deutsch aussprechen. Die Kürzungen, die aus redaktionellen Gründen anfallen mussten, fallen bei diesem Roman wieder erstaunlich unauffällig aus, und obzwar die vollständige Lektüre natürlich noch eine ganz andere Aussagekraft hat, bietet diese Lesung eine hoch zufrieden stellende und unterhaltende Leistung.

„Quest“ ist mithin einer der besten Romane Eschbachs.

6 Audio-CDs mit 442 Minuten Spieldauer
ISBN: 978-3-7857-4663-9

www.luebbe.de

Der Autor vergibt: (5/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (No Ratings Yet)

Andreas Eschbach – Solarstation (Lesung)

Wohl einer der bekanntesten Sätze Eschbachs lautete etwa so: „Ihr wollt mehr Action? Sollt ihr haben!“ Und so ist „Solarstation“ seine Antwort auf die Kritiker seines Romanerstlings „Die Haarteppichknüpfer“ die ihm Langeweile vorwarfen. Die typische Umschreibung des vorliegenden Romans lautet: ‚Stirb langsam‘ im Weltraum – nur intelligenter, tiefgründiger und – actionreicher!

Andreas Eschbach wurde geboren, erlebte eine Kindheit, studierte Luft- und Raumfahrttechnik und arbeitete als Softwareentwickler, ehe es ihn nach Frankreich zog. Dort lebt und arbeitet er mit seiner Familie an der Bretagne im Urlaub.

Die Nippon ist eine Raumstation mit Forschungsaufgaben, ihr Hauptzweck ist die Entwicklung der Solarenergiegewinnung und -übertragung für und auf die Erde. An Bord ist eine ständige, rotierende Besatzung, zumeist Asiaten, da sich die Station von der ursprünglich internationalen Planung zu einem Projekt Japans entwickelte. Der derzeit einzige Nichtasiat ist Leonard Carr, der als Reinigungsfachkraft, Mädchen für alles und Securitybeauftragter angestellt ist.

Die Sicherheit war bisher kein Problem, so dass sich Carr vor allem um die Dinge des täglichen Lebens kümmerte. Bis sich eine als unplanmäßig ausgestiegen erklärte Raumkapsel der Europäer auf Kollisionskurs nähert, ein interner Saboteur die Funkanlage unbrauchbar gemacht hat und ein Mord an Bord geschieht.

Leonard Carr ist der Ich-Erzähler der Geschichte. Er führt sich selbst mit teils tiefgründigen, teils wehmütigen Gedanken über Sex im Weltraum im Allgemeinen und seine Affäre mit der Japanerin an Bord im Besonderen ein, ehe es schnell zur Sache geht. Eschbach beginnt also seine Geschichte mit einem erotischen Abenteuer mit direkter Überleitung zum Sabotageverdacht an Bord, der die ganze Mission gefährdet, so dass der Konsument erstens gleich eingefangen wird und zweitens ersten Kontakt mit dem Spannungspotenzial der Grundidee bekommt, ohne dass Eschbach dabei zu ausschweifenden Erklärungen genötigt wäre, denn der Konflikt durch den Saboteur thematisiert die Problematik auf spannende Weise.

In diesem Abschnitt hat Carr eine eher beobachtende Rolle, in der er uns das Leben und Arbeiten an Bord einer schwerelosen Raumstation näher bringt. Dass er dabei schon erste Puzzleteile zur Lösung des Konflikts einsammelt, wird erst später deutlich, doch insgesamt hat seine Arbeit als Mädchen für alles den Vorteil, dass er sich überall ungehindert und unbeobachtet bewegen kann. So wird er Zeuge einer Unterhaltung, die eines der Crewmitglieder im späteren Mordverdacht belastet. Eschbach inszeniert noch ein paar Zusammentreffen, die später eine Rolle spielen werden. So lernen wir die Crew gleichermaßen kennen wie die Station und die Aufgaben, die hier von Wichtigkeit sind.

Richtig spannend wird es, als die europäische Raketenstufe auf Kollisionskurs mit der Station geht und sich schließlich heraus stellt, dass es ein geplantes Rendevous ist, um die Nippon zu überfallen und zu übernehmen. Hier treffen wir auf eine recht typische Gruppierung von Extremisten, wobei die einzelnen Personen fast alle Klischees bedienen, die durch einschlägige Filme von derlei Situationen geschaffen wurden. Der schieß- und mordwütige Handlanger, der Technikfreak, der Verräter und der überlegene, ausgefuchste Anführer der Bande sind mit von der Partie.

Eschbach schafft hier eine ausweglos scheinende Situation, in der die überlebende Mannschaft der Station Zeit zum Nachdenken bekommt – und auf den wahren Sinn des Überfalls stößt, der wiederum bei Leonard einen unüberwindbaren Grund, ein absolutes MUSS erzeugt. Ein Muss, dem er sich unter allen Umständen und unter jedem Risiko stellen muss, denn die Besatzer bedrohen mittels des hochenergetischen Übertragungsstrahls der Solarstation seinen Sohn … Der suggestive Begriff des „Stirb langsam im Weltraum“ entsteht in diesem letzten Abschnitt der Geschichte, denn Carr begibt sich auf eine Einzelmission, deren Erfolgschancen gleich Null zu sein scheinen und während der er immer wieder in Kämpfe, Verletzungen, blutige Szenen getrieben wird, bis er sich mit dem überaus zähen und übermächtig scheinenden Anführer der Bande hoch über der Erde einen fanatischen, in jeder Hinsicht rücksichtslosen Kampf liefert.

Ist eigentlich der Spinnenroboter „Nummer Vier“, der seit Entstehung der Solarstation unermüdlich an der Erhaltung und Erweiterung der Solarfläche arbeitet, ein Deus ex machina? Mit seiner Hilfe erst gelingt Carr nämlich die Flucht aus ihrem Gefängnis. Doch seine Anwesenheit ebenso wie die des toten Wissenschaftlers an Bord der Raketenstufe wird von Eschbach plausibel in die Geschichte eingeflochten, so dass sich diese Frage nur auftut, wenn man im Zuge einer Kritik auch nach Schwachpunkten sucht. Und trotz der stark gekürzten Ausgabe als Hörbuch sind mir derer keine aufgefallen.

Das Hörbuch ist so geschickt eingekürzt, dass sich eine stringente und logische Handlung ergibt, die vollauf zu befriedigen weiß. Und nervenzerreißende Spannung ist Eschbach hier in höchster Qualität gelungen, so dass man als Fazit sagen kann, er hat den Mund mit seiner Ankündigung bei Weitem nicht zu voll genommen!

Sascha Rotermund ist als Sprecher im ersten Moment eine strittige Wahl, denn seine Modulation ist recht unauffällig, so dass man während der ersten Personenwechsel Probleme hat, die Stimmen zuzuordnen. Im Laufe der Geschichte gelingt es dem Hörer immer besser, zwischen den Personen zu unterscheiden, und schlussendlich bleibt auch hier ein rundum zufriedener Eindruck zurück. Dieses Hörbuch ist umfassend gelungen.

6 Audio CDs
Spieldauer: 450 Min.
Sprecher: Sascha Rotermund
ISBN-13: 978-3785746028
www.luebbe.de
andreaseschbach.de

Der Autor vergibt: (5/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (No Ratings Yet)

 

Andreas Eschbach – Die steinernen Schatten (Das Marsprojekt 4)

_Spannendes Abenteuer: auf einer fremden Welt gestrandet_

Arianna, Ronny, Carl und Elinn – alle zwischen 13 und 15 Jahren alt – sind als erste Kinder auf dem Mars geboren worden und aufgewachsen. Doch im Jahr 2086 sollen sie gemeinsam mit anderen Marssiedlern zur Erde zurückkehren, weil machthungrige Politiker behaupten, das Marsprojekt sei gescheitert. Die Vorbereitungen zur Stilllegung der Forschungsstation laufen bereits auf Hochtouren, als die Kinder eine aufregende Entdeckung machen.

Während die Forscher noch über den Zweck der seltsamen blauen Türme grübeln, machen sich die Marskinder daran, ihr Geheimnis zu lüften. Was niemand weiß: Die Kinder halten den Schlüssel zu einer anderen Welt in der Hand. Ein kleiner Schritt, die Passage öffnet sich, die Türme sind ein Portal! Bald finden sie sich auf dem geheimnisvollen Planeten wieder und müssen feststellen, dass ihnen der Rückweg nach Hause abgeschnitten ist. Auf sich allein gestellt, schlagen sie sich auf dem unbekannten Planeten durch – einer Welt, die alles andere als verlassen ist …

Das Marsprojekt:

01: [„Das ferne Leuchten“
02: [„Die blauen Türme“
03: [„Die gläsernen Höhlen“
04: [„Die steinernen Schatten“
05: [„Die schlafenden Hüter“

_Handlung_

Elinn ist überzeugt davon, dass die Marsianer sie gerufen haben. Als sie dies jedoch im Rat der fünf Marskinder (da sind noch Carl, Ariana, Ronny und Urs), lehnen diese ihren Plan als zu gefährlich ab. Deshalb macht sie sich auf eigene Faust auf den Weg zum Löwenkopf, wo die zwei blauen Türme der Marsianer stehen. Seit Carl aus einem dieser Türme getreten ist, obwohl er 5000 Kilometer von hier eingetreten war, weiß jedes der Marskinder, dass es sich um das Tor in eine fremde Welt handelt. Nur Elinn jedoch ist überzeugt, dass das marsianische Artefakt mit ihrem Namen darauf ein Schlüssel sein muss – genau wie bei Carl.

Doch der blaue Turm ist umlagert von den Zelten, Männern und Messgeräten Professor Caphurnas, der hier die Aliens untersucht. Dennoch gelingt es ihr, unerkannt mit dem Frachtflugzeug herzukommen und bis zum Zaun vorzudringen – ein Hüpfer in der schwachen Schwerkraft, und sie ist drüber. Noch ein paar Schritte zum Turm, das Artefakt als „Schlüssel“ vorgestreckt, und sie ist durch: auf einer fremden Welt! Doch da packt sie eine gewaltige Kraft und streckt sie zu Boden. Elinn hat eines nicht bedacht: dass die Schwerkraft viel höher ist als auf dem Mars. Und wenn man sie nicht bald rettet, wird sie hier sterben.

Als Carl das Verschwinden seiner Schwester entdeckt, schlägt er Alarm. Seine Mutter erleidet einen Nervenzusammenbruch, doch Tom Pigrato, der Gouverneur, behält die Nerven. Er ruft bei Caphurna an. Der ist überrascht, bestätigt aber bald, dass er Elinn jenseits der Barriere auf dem Boden liegen sehen kann. Pigrato bittet Carl und Urs, Elinn zu retten, denn sie sind die Einzigen, die ebenfalls über diese „Schlüssel“ der Aliens verfügen. Ein Versuch von anderen Helfern, zu Elinn vorzudringen, scheitert.

Urs und Carl schleppen ein in aller Eile vorbereitetes Messgerät durch die Barriere. Dann streckt auch sie die hohe Schwerkraft nieder: 1,06 g zeigt das Messgerät, aber auch Sauerstoff, Stickstoff und Kohlendioxid. Dieser fremde Planet hat eine Atmosphäre, doch es herrscht Nacht, während auf dem Mars die Sonne aufgeht. Erleichtert stellen sie fest, dass Elinn noch lebt, aber sie atmet schwer. Jeder auf dem Mars weiß seit den Tests, die Pigrato durchführen ließ, dass Elinns Lunge nicht unter Erdbedingungen arbeiten kann. Sie hat höchstens zwei Wochen zu leben. Und sie können alle drei nicht zurückkehren: Die Schlüssel funktionieren nur in einer Richtung – und der Turm ist von ihrer Seite aus nicht zu sehen. Sie brechen auf, um diese Welt zu erkunden – und erleben eine große Überraschung!

|Unterdessen …|

Auf dem Mars herrscht große Aufregung wegen der verschwundenen Kinder, die in der fremden Welt gestrandet sind. Und seit der Turm die Barriere geschlossen hat, sind sie auch nicht mehr zu sehen. Da bemerkt Prof. Caphurna, dass auch der andere Turm sich verlangsamt – in sieben Wochen wird auch er zum Stillstand kommen. Wird sich dann ein weiteres Tor öffnen? Leider zu spät, um Elinn zu retten.

Um sicherzugehen, dass keine weiteren Türme mit Tarnvorrichtungen auf dem Mars existieren, lässt Pigrato jenen Motorsegler starten, mit dem der Tarnschirm der Türme zuerst unterflogen wurde. Der einzige Pilot, der das Ding fliegen kann und leicht genug ist, ist Ronny, das Fliegerass. Ronny findet es absolut „galaktisch“, diese Chance erneut geboten zu bekommen und sagt sofort zu. Wenige Stunden später steigt er vom Löwenkopf auf, um den Flieger zur zerstörten Asiatischen Marsstation zu steuern, wo es noch ein Startkatapult für solche Flieger gibt.

|Die fremde Stadt|

Doch bei der Erkundung und Überführung passiert Ronny etwas Merkwürdiges. Als er eigentlich über den Valles Marineris sein sollte, der großen Marsschlucht, fällt sein Blick auf eine große Stadt voller Licht, in der sechs blaue Türme stehen. Da senkt sich ein riesiges Raumschiff auf den Zentralplatz zwischen den Türmen und eröffnet das Feuer. Alles im Umkreis wird zerstört. Dann schließt sich der Blick auf dieses Spektakel wieder. Ronny gelingt es, den Flieger sicher zu landen, als wäre nichts gewesen.

Doch als Pigrato diese Szenen auf den Aufnahmen der automatischen Kamera des Fliegers sieht, bekommt er Zweifel, ob es eine so gute Idee war, alles alleine machen zu wollen. Er wird die Erde informieren müssen, das heißt den Chef der Raumfahrtbehörde, den strengen, zwielichtigen Senator Bjornstadt. Und wenn die „Heimwärtsbewegung“ von den Vorgängen auf dem Mars Wind bekommt, wird sie Himmel und Hölle in Bewegung setzen, um jegliche Raumfahrt zum Stillstand zu bringen und die Marssiedler zur Erde zurückzuholen. Dem Statthalter Pigrato stehen schwere Zeiten bevor. Von der Ungewissheit über den Verbleib seines einzigen Kindes Urs ganz abgesehen.

Einige Stunden später erhält Ariana DeJones, Urs’ Freundin, eine erstaunliche, kurze Mail von ihrem Freund …

_Mein Eindruck_

Ich habe diesen spannenden Abenteuerroman in nur zwei Tagen gelesen und bin sicher, man kann ihn auch in nur einem Tag schaffen. Die Geschichte entwickelt sich wendungsreich und unvorhergesehene Richtungen, sodass man stets gespannt ist, wie die Handlung weitergeht. Wird Elinn überleben? Wo befinden sich die Marskinder überhaupt? Wird es für sie eine Rückkehr geben?

Gut fand ich, dass der Autor nicht auf den bisherigen Funden herumreitet und die Leute ewig rätseln lässt, wie die Technik der Aliens auf dem Mars funktioniert. Das bringt nämlich einfach nichts und wäre nur Anlass zu endlosen Diskussionen gewesen, wie sie noch im ersten Band zu finden waren. Stattdessen ergreift wie schon zuvor jeweils eines der Marskinder die – mehr oder weniger vernünftige – Initiative und macht sich daran, eben diese Technik zu nutzen.

Für Elinn könnte dies allerdings fatale Folgen haben. Deshalb müssen ihr Carl und Urs, als personalisierte Inhaber der „Schlüssel“, ihr folgen und helfen. Natürlich macht auch Carl die hohe Schwerkraft zu schaffen, aber Urs hat die Erdschwerkraft noch nicht lange verlassen (er ist erst zwei Monate auf dem Mars) und hält sich am besten auf der fremden Welt, die sie betreten haben. Was das Trio dort vorfindet, soll hier nicht verraten werden, damit die Überraschung erhalten bleibt.

Ziemlich witzig bemerkte ich, dass sich der Autor à la Hitchcock selbst in die Geschichte hineingeschrieben hat. Der Astronaut Peter Eisenhardt ist an Bord eines den Mars umkreisenden Raumschiffs und erzählt seinem Kollegen von einem Großvater, der Science-Fiction-Romane schrieb, darunter auch Zeitreisegeschichten. Da kam mir doch gleich „Das Jesus Video“ in den Sinn. So was nennt man bei Filmen einen Cameo-Auftritt, aber diesmal ist er selbstironisch gemeint.

Außerdem gibt es einen ziemlich witzigen Auftritt eines afrikanischen Künstlers, der sich Kibbi nennen lässt. Wieder mal hat der Autor seine Kultur- und Geschichtskenntnisse ausgegraben und angewandt. Dieser Kibbi hat die Kunst für ein Museum geschaffen, das die Menschheitsgeschichte darstellt, aber mit einer so innovativen Konzeption, der er jeden Handwerker einzeln anleiten muss, um alles richtig zu machen.

Das Museum steht nahe der kenianischen Olduvai-Schlucht, die unter Anthropologen als Ursprung der Menschheit gilt, seit die Familie Leakey hier Knochen von Frühmenschen fand. Doch nun hat man hier einen verstörenden Fund gemacht, der die ganze schöne Theorie von der Entstehung des Menschen über den Haufen wirft: die titelgebenden „steinernen Schatten“ …

_Unterm Strich_

Ich fand diesen vierten Teil des Zyklus‘ fast noch spannender und witziger als den Vorgänger, obwohl der auch schon ziemlich haarsträubend ist. Für Jugendliche ab zwölf bis vierzehn Jahren (und natürlich erwachsene Junggebliebene) bietet der Roman einige überraschende Wendungen, sodass ich mich gut unterhalten fühlte.

Immer wieder beeindruckte mich der Kenntnisreichtum des Autors in der Luft- und Raumfahrttechnik – Kunststück, hat er doch beides studiert. Außerdem finde ich seine süddeutsche Umgangssprache immer sympathischer. Das hebt seinen Erzählstil nämlich wohltuend von den Übersetzungen aus dem Englischen ab, mit denen der deutsche SF-Markt regelmäßig überflutet wird. Genauso würde ich als Schwabe auch erzählen, wenn ich die Zeit (und den Mut) dazu hätte.

|Zur Taschenbuch-Ausgabe|

In dieser Taschenbuchausgabe des 2007 bei Arena veröffentlichten Romans fehlen allerdings die Illustrationen. Trotzdem behauptet der Bastei-Lübbe Verlag, diese Ausgabe sei „Vollständig“. Wahrscheinlich bezieht sich diese Behauptung nur auf den Text.

Die Umschlaginnenseiten der Leinenausgabe bieten nämlich zwei hilfreiche Zeichnungen. Die Hintere ist dem Löwenkopf-Areal gewidmet. Eigentlich hätte sie an den Anfang gehört, weil dort die Handlung einsetzt. Im vorderen Umschlag ist die Raumstation MIR-3 abgebildet, die dem reichsten Mann der Erde, dem Erfinder Yules Whitehead, gehört, und die im letzten Viertel der Handlung eine kleine Rolle spielt. Sie dient als Habitat für Leute, die zum Mars wollen oder von dort kommen. Sie verfügt über einen Mechanismus zur Erzeugung künstlicher Schwerkraft, wie man ihn aus dem Film „2010 – Das Jahr in dem wir Kontakt aufnehmen“ kennt (der Mittelteil der „Leonov“ rotiert).

Aber dennoch kann sich der Leser freuen: Die Taschenbuchausgabe ist mit knapp neun Euro einen Fünfer billiger als die Leinenausgabe. Obendrein weist sie ein viel schöneres Titelbild auf, als es die Arena-Ausgabe zu bieten weiß. Natürlich könnte sich der kundige Astronom fragen, was das für ein Riesenplanet sein soll, der da am Himmel hängt. Aber man sollte Titelbilder sowieso nur als poetische Interpretationen des jeweiligen Künstlers auffassen.

Taschenbuch: 334 Seiten
ISBN-13: 978-3404243952
www.arena-verlag.de

Andreas Eschbach – Black*Out (Lesung)

Nun ist es endlich soweit. Nach dem „Marsprojekt“ gewährt Andreas Eschbach seinem Geist und seiner Schöpfungskraft einen neuen Ausflug in die Sciencefiction, ein Bereich, den er weitgehend seinen Jugendromanen überlässt. So kündigt sich auch „Black*Out“ als Erster mehrerer Teile an, deren vordergründige Zielgruppe Jugendliche sind. Doch wissen wir nicht alle, dass Eschbachs erwachsene Leser vor seinen vermeintlichen Jugendromanen keinen Halt machen?

Chris, Serenity und ihr Bruder sind in der Wüste Nevadas auf der Flucht. Vor wem, ist den beiden Geschwistern noch nicht richtig klar, doch spätestens, als sie von Militärhubschraubern verfolgt und beschossen werden, nehmen sie Chris‘ Paranoia ernst. Serenitys Vater, der Aussteiger Jeremiah Jones, wird neuerdings ebenfalls von der Regierung verfolgt und für Attentate und Terroranschläge verantwortlich gemacht. Chris behauptet, ihm helfen zu können und bittet die Geschwister deshalb, mit ihm die vagabundierende Gruppe um Jones zu finden. Denn bei Jones, das ist Chris‘ persönlicher Anreiz, befindet sich ein alter Bekannter seiner Familie:

Als Neurologe und Neurochirurg besitzt er die Fähigkeiten, die Christopher braucht, um ein unheimliches Geheimnis und gefährliche Bürde loszuwerden. Ihm wurde ein Chip implantiert, mit dessen Hilfe ihm eine direkte Verbindung ins Internet möglich ist. Der Haken: Alle Träger dieser Chips bilden einen geistigen Verbund, in Folge dessen sie ihre Individualität verlieren und absolut gleichgeschaltet werden – ihre Gedanken sind kohärent wie das Licht eines Lasers, ihr gemeinsames Ziel ist – alles. Und nur Christopher ist durch einen Defekt in der Lage, seinen Chip zu deaktivieren. Er kennt die Kohärenz, wie sich die gleichgeschalteten Menschen nennen. Er ist eine Gefahr für ihr Ziel. Er ist der Sohn eines ihrer Entwickler. Und er soll zurückgeholt werden …

Das Hörbuch ist natürlich eine gekürzte „autorisierte Lesefassung“. Das Manko bei diesen Produkten ist natürlich, dass tiefer gehende Erklärungen und Zusammenhänge oft dem Rotstift zum Opfer fallen und so in manchen Details nach dem Hören weiterer Erklärungsbedarf besteht. Das führte bereits zu Fehlinterpretationen oder auch schlechteren Beurteilungen, als einem Roman angemessen und würdig wäre. Im vorliegenden Fall ist dieser Mangel zu vernachlässigen, denn es wurde eine gute Balance geschaffen zwischen erzählerischem Tempo und nötigen Erklärungen, so dass die Spannung und der innovative Wert der Geschichte erhalten bleiben.

Die letzten Jahre kristallisieren sich immer stärker zu Jahren der medienbezogenen utopischen Literatur, und die Steigerung ist noch nicht abgeschlossen. Denken wir an Autoren wie Cory Doctorow oder Charles Stross, treffen wir auf abgefahrene Abhandlungen – nein, Erzählungen – über Weiterentwicklungen der Medientechnik, des Internets und der Breitbandverbindungen. Gefahren werden aufgezeigt, Möglichkeiten beschworen und dem Trend gefolgt, denn die Apps und Blogs und Plattformen für Handy und Co. bleiben kaum hinter den Utopien zurück.

Griff Eschbach letztens das Thema der computerbasierten Manipulation sehr ernsthaft auf, beschäftigt er sich im vorliegenden Roman zwar noch beängstigender, dennoch aber sehr utopisch, mit den Gefahren, die aus überbordender Vernetzung erwachsen könnten. Direkte Vernetzung von Gehirnen mit dem Internet über implantierte Chips sind doch trotz aller beschworener Schrecken echte Sciencefiction und rufen deshalb neben dem wohligen Schauer das beruhigende Gefühl hervor, davon noch weit entfernt zu sein. Gleichwohl spielt Eschbach auf diese Art kritisch mit dem Problem der Beeinflussung und Gleichschaltung von Gesellschaften. Noch leistet bei uns die Werbeindustrie die Arbeit, die bei Eschbach unumgänglich durch Kohärenz erledigt wird.

Genug der Interpretationen, widmen wir uns lieber den greifbaren Aspekten der Erzählung. Die Charakterentwicklung ist typischerweise bei Eschbach gut nachvollziehbar. So bleibt auch nicht verwunderlich, dass ein junger Mann, der stets allein und mit seinem Genie einsam vor seinen Problemen stand, seinen Plan zwar mit Hilfe von Anderen ausführen will, die wahren Details aber für sich behält. Dass er dabei für seine Helfer eine andere glaubhafte Geschichte inszeniert und sie damit ebenso verkackeiert wie seine Gegner, zeigt nur deutlich, dass er sich weiterhin als Einzelgänger betrachtet.

Die Gefahrenentwicklung für die anderen Beteiligten erleichtert Chris natürlich die Überzeugungsarbeit, um sie für sich zu gewinnen. So bedingen alle Geschehnisse einander und führen zu logischen Konflikten, denen sich die Protagonisten dynamisch nähern und – angewiesen aufeinander – gemeinsam zu Lösen versuchen. Es rennt also nicht ein Teenager durch Amerika und überzeugt ein paar Erwachsene von seinen Ideen, sondern die Ereignisse reißen alle mit in ihren Strudel und sorgen für gegenseitige Abhängigkeit, was die gesamte Geschichte glaubwürdig macht.

Da es sich offenbar um den Start eines Mehrteilers handelt, verbleiben ein paar lose Fäden und offene Fragen in der Geschichte. So das Rätsel um die von der Kohärenz unbemerkt vorgenommene Manipulation an Christophers Chip: Ist er also doch kein Einzelfall? Gibt es noch andere Möglichkeiten, sich von der Masse der Gehirne abzukapseln? Die Gefahr ist alles andere als gebannt, der Überraschungseffekt ist dahin und die Kohärenz wird mit jedem Tag stärker – eine gute Ausgangsbasis für weitere spannende Geschichten.

Ein Wort zum Sprecher: Stefan Kaminski, der seine Fähigkeiten selbst als „Stimmen-Morphing“ bezeichnet, trifft bei jedem Auftritt einer Figur deren Stimme in gleicher Weise, wie er sie einführte. Er liefert eine ausgezeichnete Leistung und ein Hörbuch, bei dem es Spaß macht, zuzuhören.

Ein neuer jugendlicher Eschbach, der weit näher vorstellbar ist als die Vorgänger zum Marsprojekt und neben gefährlichen Visionen auch die Hoffnung für die Zukunft nicht aus den Augen verliert. Und das Wichtigste: Spannende Unterhaltung für Jedermann!

6 Audio-CDs mit ca. 406 Minuten Laufzeit
Gelesen von Stefan Kaminski
ISBN 13 978-3-401-26062-4

Der Autor vergibt: (4/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (No Ratings Yet)

Andreas Eschbach – Die blauen Türme (Das Marsprojekt 2)

Spannende Agenten-Action auf dem Mars

Arianna, Ronny, Carl und Elinn – alle zwischen 13 und 15 Jahren alt – sind als erste Kinder auf dem Mars geboren worden und aufgewachsen. Doch im Jahr 2086 sollen sie gemeinsam mit anderen Marssiedlern zur Erde zurückkehren, weil machthungrige Politiker behaupten, das Marsprojekt sei gescheitert. Die Vorbereitung zur Stilllegung der Forschungsstation laufen bereits auf Hochtouren – aber die vier Jugendlichen sind fest entschlossen, auf dem Roten Planeten zu bleiben. Besonders Elinn, die aus medizinischen Gründen auf der Erde nicht überleben könnte. Sie büchsen aus und kommen einem verborgenen Geheimnis des Planeten auf die Spur.

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Andreas Eschbach – Ein König für Deutschland

Das ist Timing! Ende September 2009 stehen in Deutschland die Bundestagswahlen an, und auf den einschlägigen Seiten wurde Andreas Eschbachs neuer Roman für den 15. September angekündigt. Ein Roman, der mit eschbachtypischem Charisma ein heikles Thema, das aktueller nicht sein könnte, packt und die Dinge beim Namen nennt: Computer wurden zur Datenmanipulation erfunden! Also öffnen Wahlcomputer der Wahlmanipulation unschuldig grinsend alle Tore!

Andreas Eschbach, auf dessen Homepage man nicht nur Informationen zu seinen Veröffentlichungen und Lesereisen findet, sondern auch viel interessanten und schön aufbereiteten Stoff zum Leben und zur Arbeit eines Schriftstellers, verblüfft immer wieder mit seinen Romanen, die ein ihm wichtiges Thema umfassend behandeln und dabei in ihrer Qualität als Unterhaltungsmedium stets allen Ansprüchen gerecht werden. Wen interessiert schon eine wissenschaftliche Abhandlung über die Möglichkeiten, über Wahlcomputer den Ausgang einer Wahl zu manipulieren? Um wie viel spannender ist dagegen ein Roman zu diesem Thema, noch dazu von einem erzählerischen Genie wie Eschbach!

In seinem Roman »Eine Billion Dollar« nutzte er die Seitenzahlen, um die Größenordnung dieser Summe deutlich zu machen. »Ein König für Deutschland« heute ist ein Roman, dessen Stichhaltigkeit der Autor mit ausführlichen Fußnoten und Quellenangaben belegt. Wen also nur die erzählte Geschichte interessiert, den stören keine hemmenden Fakten – doch jeder hat die Möglichkeit, die als Tatsachen dargestellten Unstimmigkeiten bei Wahlen und andere Hintergründe nachzulesen und zu überprüfen.

Der Roman

Der Deutsche Simon König, ehrbarer Gymnasialprofessor und Historiker, erlebte auf einer Amerikareise einen Fehltritt mit einer Amerikanerin, wodurch seine Ehe in die Brüche ging. Das Ergebnis der Verbindung ist der Sohn Vincent Merrit, Programmierass und Schöpfer einer Software samt Benutzerhandbuch zur Manipulation von Wahlcomputern. Durch Konflikte mit mafiaähnlichen Gruppierungen und politischen Lobbyisten ist Vincent gezwungen, sein Programm zu verstecken: Er sendet es dem Vater nach Deutschland, der in der Folge in Kontakt mit dem Chaos Computer Club tritt und zur Offenbarung der Manipulierbarkeit von Wahlcomputern eben dieses Programm nutzt, um sich zum König wählen zu lassen. Der Reiz der plötzlichen Möglichkeiten ist auch auf diesen bodenständigen und intelligenten Simon König sehr groß …

Kritik

Vincent Merrit wird als Programmierer dargestellt, wie ihn sich Eschbach als ehemaliger Softwareentwickler vorstellt: bleich, hager, selbstbewusst, Pizza essend und Cola trinkend, ohne dauerhafte Beziehung außer zu seinen Rechnern. Und davon hat er eine ganze Menge, richtet in seinem Haus einen Server- und Arbeitsraum mit zig Rechnern ein und lebt kaum in der »realen« Welt. Er erfüllt also einige der gängigen Klischees über seine Zunft, allerdings auf überwiegend positive Art. Denn er bewegt sich ebenso wie im Netz auch im »real life« souverän – sieht man von seinen Reibungspunkten mit dem Gesetz ab. Ein perfekter Macher. »Ein Präsidentenmacher«.

Simon König ist der Inbegriff der Bodenständigkeit. Lehrer mit idealistischen Vorstellungen, aber von der Realität gefangen und eigentlich zufrieden mit seinem Leben – abgesehen von dem Desaster seiner Ehe durch den Seitensprung in Amerika. Über Diskussionen mit seinem Freund und Kollegen Bernd erfährt man seine Ideen zur Verbesserung der Bildung und Gesamtsituation in Deutschland, außerdem erfährt er durch ein zufällig entdecktes Spiel, wie langfristig eine Besserung der Verhältnisse bewirkt werden kann (dabei ist nicht klar, ob diese Deutung auf Eschbachs Ideengut zurückzuführen ist oder das Spiel tatsächlich zu diesen Ergebnissen führt). König ist also der perfekte Weltverbesserer.

Im Chaos Computer Club findet sich eine Organisation zur Durchführung aller möglichen Manipulationsmaßnahmen jeglicher Größenordnung, um auf Missstände – gerade im Bereich Sicherheit – aufmerksam zu machen. Diese Verbündeten stehen für die Durchführbarkeit des Planes, computergestützte Wahlen zu sabotieren – die perfekten Revolutionäre.

Der Mafiaabkömmling Zantini ist als Zauberer ein Profi der Täuschung und Manipulation. Ihm die Rolle des finanziellen Nutznießers zu geben, schließt endlich den Kreis der perfekten »Mitarbeiter« an diesem Projekt. Trotz der Schwierigkeiten, die Eschbach der Manipulation zugesteht, traut man den Trick diesem gewieften Zauberer durchaus zu. Und anhand seiner Charakterisierung ist auch nachvollziehbar, wie er moralisch angelegt ist, um mit Wahlbetrug zu Reichtum kommen zu wollen.

Die kaum erkennbaren Hintergrundorganisationen, die eigentlichen Auftraggeber und direkten Interessenten am Programm werden entweder durch Parteiabgeordnete oder klischeebehaftete »Agenten« mit Kurzhaarschnitt und Namen wie Smith und Miller dargestellt. Sie symbolisieren das Interesse oder auch den Einfluss von Lobbyisten, Parteien und staatlichen Organisationen an einem sicher vorhersagbaren Wahlergebnis.

Insgesamt also eine Topbesetzung, in der man jedem Darsteller seine Handlungen abkauft: technisch einwandfrei entwickelte Charaktere mit dem Vorteil, dass man ihnen ihre Perfektion während der Geschichte nicht ansieht. Es ist wie in einem Film, in dem man nicht einen Sean Bean über schneebedeckte Gipfel wandern sieht, sondern voller Sorge auf die lederbehandschuhte Hand blickt und denkt: Boromir, gib den Ring zurück!

Fazit

Der Roman gleicht in Stil und Aufbau sowie in der Sprache keinem anderen aus Eschbachs Fabrik und zeugt damit erneut von den Fähigkeiten des Autors, sich nicht zu wiederholen und jeden Roman auf andere, neue und immer wieder spannende Art zu verfassen. Und wenn man das Buch zuklappt, hinterlässt es abgesehen von dem Gefühl, grandios unterhalten worden zu sein, den Wunsch und die Hoffnung, niemals zu Abstimmungen oder gar Wahlen an Computern gezwungen zu sein, und ein endgültiges Einsehen bei den Verantwortlichen, diesen unzweckmäßigen Einsatz von Computern zu unterbinden.

491 Seiten, gebunden
ISBN-13: 978-3-7857-2374-6

Der Autor vergibt: (4/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (No Ratings Yet)

Andreas Eschbach – Die schlafenden Hüter (Das Marsprojekt 5)

Dies ist das Ende einer Geschichte – und der Anfang einer hoffnungsvollen Zukunft für die Marssiedler. Seit das Mädchen Ellin auf dem Mars von einem unerklärlichen Leuchten auf Artefakte aufmerksam gemacht wurde, die sich schließlich als Schlüssel zu einer alten außerirdischen Station entpuppten, ist viel passiert. Ariana hat sich verliebt, Ellin, Carl und Urs sind durch einen der »Blauen Türme« auf die Erde gelangt und nun mit dem Milliardär und Erfinder des Fusionsreaktors unterwegs zurück zum Mars. Eine radikale Organisation, die »Heimwärtsbewegung«, schreckt selbst vor brutalen Anschlägen und Überfällen nicht zurück, um das Raumfahrtprogramm und vor allem das Marsprojekt zu stoppen.

Die Ereignisse und Interessengruppen bewegen sich in diesem Roman auf einen Höhepunkt zu, in dem das große Finale der Romanquintologie statt finden soll. Die Außerirdischen erwachen. Außerirdische! Bis zum vierten Band waren sie wenig mehr als Hirngespinste der kleinen Ellin, die sich von ihnen gerufen fühlte. Im vierten Band gibt es erstmals echte Beweise für ihre Existenz, und im finalen Roman erwachen sie. Der Titel legt nahe, dass alles gut ausgeht. Dem Leser wird ab einem gewissen Alter auffallen, dass die Gefahren für die Aliens und die Türme erstens nur ein schriftstellerischer Trick sind, der Spannung erzeugt und die Handlung bereichert, und zweitens für die Lösung des Knotens nötig sind, damit die Menschen wieder ungestört den Mars besiedeln können und nicht Hunderttausend heuschreckenähnliche Aliens auf der Plaza ihre Fiesta feiern. Den Wesen wird ein Ausweg geboten, den Menschen ihre technische Überlegenheit demonstriert und dadurch zu neuer Einheit und gemeinsamer Stärke verholfen. Das große Abenteuer für die Marskinder geht zu Ende, sie werden langsam erwachsen.

Andreas Eschbach steht inzwischen für extrem gute Unterhaltung. Jeder kann ihn lesen oder hören, ohne Kopfschmerzen zu bekommen, und trotzdem behandelt er bewegende Themen und geht auch ins Detail dabei. Man kann ihn auf verschiedene Weise lesen: Eine in eine packende Story verpackte mahnende Erinnerung an die Zukunft, einen Einblick in unbekannte Bereiche unserer Gesellschaft, einfach als entspannende und spannende Lektüre, als eine Studie genialer Stilentwicklung und meisterhafter Sprachgestaltung, und so weiter.

Die Leser der ersten Stunde wissen gerade seine Science-Fiction zu schätzen, und genau dadurch ist Andreas Eschbach ins Rampenlicht getreten. Zu ihrem Leidwesen verlagerte sich Eschbachs Schwerpunkt recht schnell – raus aus der Schublade, möglichst weit weg von Aliens, Raumschiffen und Laserkanonen. Der Qualität seiner Bücher tut das keinen Abbruch und die Allgemeinheit gewann ein begeisterndes Talent. Natürlich bleibt der SF-Fan trotzdem am Ball, immer auf der Suche nach dem Hauch von Eschbachs Visionen, der bisher jedem seiner Romane anhaftet. Außerdem: einmal Eschbach, immer Eschbach! Seine Schinken sind einfach gut.

Mit dem »Marsprojekt« tröstete Eschbach seine Leser über die SF-freie Durststrecke der »Erwachsenen-Bücher« hinweg und nutzte das Medium der Jugendromane für die Utopie. Die ist jedoch mit dem vorliegenden fünften Band der Reihe abgeschlossen. Und was jetzt? Erwartet uns eine düstere Zukunft ohne Eschbach’sche Zukunftsvisionen?

Auch beim »Marsprojekt« bewahrheitet sich die Erkenntnis über Fortsetzungen erfolgreicher Geschichten: War der erste Roman – später subtituliert mit »Das ferne Leuchten« – ein typischer, nicht zu übertreffender Wurf aus seiner Ideenkiste voll Charisma, sind die Fortsetzungen »nur noch« gute Unterhaltung und kreative Storyentwicklung, lassen aber dieses Eigenleben eines überragenden Romans vermissen. Mit »Die Schlafenden Hüter« hat Andreas Eschbach einen würdigen Abschluss des Abenteuers geschrieben und dabei ein echtes Ende geschaffen, eine dem Erzählten angemessene endgültige Situation. Zurück bleibt der Wunsch nach einem Roman ohne vorhersagbare Wendungen und mit diesem Offenbarungsgefühl, dem Erahnen großer Zusammenhänge und der Bedeutungslosigkeit des Menschen. Eschbach for SF, und wenn’s nur hin und wieder ist!

361 Seiten, gebunden
ISBN-13: 978-3-401-06061-3

Der Autor vergibt: (4/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (1 Stimmen, Durchschnitt: 5,00 von 5)