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Montgomery, Lucy Maud – Anne in Windy Poplars, Folge 16: Abschied von Summerside

_Taschentuchalarm: Rabenväter und Shotgun Weddings_

Kanada Ende des 19. Jahrhunderts. (Fortsetzung von „Anne in Kingsport“)

Die Lage im Hause Sinclair spitzt sich immer mehr zu. Anne rät ihren Lieblingsschülern daraufhin zu einem gewagten Schritt – wohl wissend, dass dies sicherlich Ärger verursachen wird. Aber auch an anderer Stelle sorgt Anne für Wirbel. Der kleinen Elizabeth im Nachbarhaus stehen einige aufregende Stunden bevor …

Pünktlich zum 100-jährigen Jubiläum gibt es die Abenteuer des sympathischen Waisenmädchens Anne Shirley als Hörspiel-Serie, geeignet für die ganze Familie, gesprochen von den deutschen Stimmen vieler Hollywood-Stars.

_Die Autorin_

Lucy Maud Montgomery (1874-1942) war eine kanadische Schriftstellerin, die besonders ihre Jugendbücher um Anne Shirley bekannt wurde: „Anne of Green Gables“ und sechs Fortsetzungen.

Das Manuskript wurde zunächst von mehreren Verlagen abgelehnt, bevor es Montgomery gelang, es zu platzieren. 1908 war sie bereits 34 Jahre alt. Das Buch wurde zu einem Theaterstück verarbeitet, mehrmals verfilmt und in mehr als 40 Sprachen übersetzt.

Die 1. Staffel: Anne auf Green Gables

Folge 1: [Die Ankunft 4827
Folge 2: [Verwandte Seelen 4852
Folge 3: [Jede Menge Missgeschicke 4911
Folge 4: Ein Abschied und ein Anfang

Die 2. Staffel: Anne auf Avonlea

Folge 5: [Die neue Lehrerin 5783
Folge 6: [Ein rabenschwarzer Tag und seine Folgen 5806
Folge 7: [Eine weitere verwandte Seele 5832
Folge 8: Das letzte Jahr als Dorfschullehrerin

Die 3. Staffel: Anne in Kingsport (Frühjahr 2009)

Folge 9: Auf dem Redmond College
Folge 10: Erste Erfolge als Schriftstellerin
Folge 11: Die jungen Damen aus Pattys Haus
Folge 12: Viele glückliche Paare

Die 4. Staffel: Anne in Windy Poplars (Herbst 2009)

Folge 13: [Die neue Rektorin 6084
Folge 14: [Ein harter Brocken 6085
Folge 15: [Das zweite Jahr in Summerside 6110
Folge 16: Abschied von Summerside

Die 5. Staffel: „Anne in Four Winds“ (Frühjahr 2010)

Folge 17: Ein neues Zuhause
Folge 18: In guten wie in schlechten Zeietn
Folge 19: Verwirrung der Gefühle
Folge 20: Ein neuer Anfang

_Die Sprecher/Die Inszenierung_

Erzähler: Lutz Mackensy (Synchronstimmer von: Rowan Atkinson, Christopher Lloyd, Al Pacino)
Anne Shirley: Marie Bierstedt (Synchronstimme von: Kirsten Dunst, Kate Beckinsale)
Und viele andere.

Regie führten Stephan Bosenius und Marc Gruppe, der auch das „Drehbuch“ schrieb. Die Illustration stammt von Firuz Askin. Hier ist einzige Kritik angebracht: Das Mädchen auf dem Titelbild, das Elizabeth darstellen soll, sieht meiner Auffasung nach viel zu alt aus, fast schon erwachsen. Und doch vergingen in Summerside nur zwei Jahre. Oder waren es doch drei? Wie die Zeit vergeht!

_Handlung_

Als Anne Anfang des neuen Jahres wieder nach Windy Poplars zurückkehrt, erzählt sie, dass Katherine Brooke mit dem kleinen Hündchen, dass sie ihr geschenkt habe, in ein neues Domizil ziehen werde, das gar nicht weit entfernt liege. Die Bewohnerinnen von Windy Poplars sagen ihr sofort, sie soll Katherine einladen, und diese verspricht auch zu kommen.

Im Nachbarhaus „Evergreens“ stehen die Dinge immer noch schlimm, denn Mrs. Campbell hat ihrer Urenkelin Elizabeth das Vorsingen verboten, worüber das Mädchen sehr traurig ist. Doch Anne weiß von Rebecca, dass Mrs Campbell eine erbitterte Feindin des Pringle-Clans ist. Sie braucht nur zu erwähnen, dass eines der Pringle-Mädchen sowieso besser als Elizabeth singen würde, als Mrs. Campbell auch schon ihre Erlaubnis erteilt. Elizabeth ist selig. Aber wer ist bloß dieser Rabenvater, der seine Tochter so im Stich lässt?

Die Sommerferien verbringt Anne ein letztes Mal zusammen mit Katherine Brooks. Die Bekehrte will nicht mehr als Lehrerin arbeiten, sondern hat sich für einen Kurs als Fremdsprachensekretärin am Redmond College eingeschrieben, denn sie sehnt sich nach den Orten im Orient, die zu bereisen sie sich schon immer gewünscht hat. Aber auch Elizabeth darf diesmal mit und findet in Davy und Dora zwei wunderbare Spielkameraden. Gilbert Blythe hilft beim Eisenbahnbau im Westen, um Geld für sein Medizinstudium zu verdienen.

|Shotgun Wedding|

Louis Allen, der angehende Fotograf, und Sophie Sinclair, die talentierte Schauspielerin, wollen eigentlich heiraten, aber Sophie hat schreckliche Angst, dass ihr Vater diese Verbindung ablehnt, weil er zu sehr auf die Familienehre bedacht ist. Anne soll sich nicht einmischen, hat aber nur einen Rat parat: In diesem Fall können Louis und Sophie nur durchbrennen und auf eigene Faust heiraten! Dann müsse sich Sophie nicht zwischen Louis und ihrem Vater entscheiden.

Alles ist für die heimliche Trauung im Haus der Armstrongs vorbereitet, wo Louis jetzt wohnt, und der Pfarrer wartet schon, doch wo ist die Braut? Verzweifelt fährt Louis durch den strömenden Regen zu Anne, um sie um Hilfe zu bitten. Es gibt nur eines zu tun: Sie muss Sophie umstimmen, denn die hat bestimmt die Hosen voll …

|Ein Rabenvater kehrt zurück|

Nach dem glücklichen Ende dieser Affäre begibt sich Anne im Sommer auf die versprochene Bootstour mit Elizabeth. Zusammen rudern sie zur Insel Flying Cloud, wo sich Elizabeths „Traumland“ befindet. Vor Monaten hat Anne dem Vater des Mädchens einen ermahnenden Brief geschrieben, aber bis zum heutigen Tage keine Antwort erhalten, was sie ziemlich frustriert. Elizabeth fürchtet, dass dies ihr Ende sein werde, was die Tanten in Windy Poplars mal wieder zum Schluchzen bringt, als sie davon hören.

Doch der Maitag auf der Insel ist wunderschön, und Anne hat einen Auftrag zu erledigen: Sie soll Mrs. Thompson, die hier wohnt, einen Brief bringen. Doch die Frau befindet sich am anderen Ende der Insel beim Pflücken wilder Erdbeeren. Während Anne losgeht, bleibt Elizabeth an der Landestelle. Da tritt ein Mann auf, der seinen Namen nicht nennt, aber so freundlich ist, dass er Elizabeth ein Eis mit Erdbeermarmelade spendiert. Aber als Anne zurückkommt, verschwindet er wieder. Wer mag er gewesen sein? Zusammen erkunden Anne und Elizabeth die Insel, finden ihn aber nicht, bevor sie heimkehren müssen.

Doch auf dem Heimweg gehen einem Kutscher die Pferde durch. Die stoßen Elizabeth so heftig um, dass sie in Ohnmacht fällt. Erst im Krankenhaus erwacht sie wieder. Zwei Erwachsene sprechen über sie. Der eine ist unverkennbar Anne, doch der Mann … der Mann, der ihr das Eis spendierte, gibt sich endlich als ihr Vater zu erkennen …

_Mein Eindruck_

Das gemeinsame Thema der beiden Episoden, die durch drei Folgen vorbereitet wurden und endlich ihren Abschluss finden, sind Väter. Man kann also sagen, dass das Fehlen der Väter ein Generalthema dieser Staffel ist. Auch Louis Allen und Teddy Armstrong sind vom Schicksal ihrer Väter betroffen, und Anne hat ihren eigenen nie kennengelernt. Matthew Cuthbert wurde ihr Ersatzvater, und seiner Liebe verdankt sie ihre positive Einstellung den Männern und dem Leben gegenüber.

Die Männer am Ende des 19. Jahrhundert sind rein rechtlich immer noch die unumschränkten Herrscher, doch im praktischen Alltag werden sie zunehmend von Frauen bestimmt, die auf mehr Rechte pochen. Das illustriert bereits Annes eigene selbstbestimmte Lebensweise. In dieser vierten Folge nimmt sie nun den Kampf mit zwei ganz verschiedenartigen Bastionen der Vaterschaft auf: Mr. Sinclair ist zu selbstherrlich und Mr. Grayson ist völlig abwesend. Welcher von den beiden ist schlimmer?

|Zwei Arten Väter|

Nun, beiden kann auf die Sprünge geholfen werden, wie sich zeigt. Das Gespräch mit dem patriarchalischen Mr. Sinclair verläuft ganz anders, als Anne befürchtet hat, denn am Ende ist der Patriarch sogar froh, dass sie ihm die ganze Arbeit abgenommen hat, Sophie zu verheiraten. Typisch Kerl! Andere die Arbeit machen lassen, um nur nicht das eigene Ansehen in der Sippe zu ramponieren! Anne weiß nicht zu wüten oder lachen soll. Als Diplomatin tut sie weder das eine noch das andere, sondern ist froh, ihren Lieben in Windy Poplars die frohe Botschaft überbringen zu können, dass das „Shotgun Wedding“ mit der „Runaway Bride“ Sophie ein gutes Ende gefunden hat.

|Rabenvater?|

Anne hat Mr. Grayson, den Vater ihres Schützlings Elizabeth, eigentlich in Paris vermutet, also schrieb sie einen geharnischten Brief an seine Firmenzentrale – ohne jedoch je eine Antwort zu erhalten. Nun taucht Mr Grayson unerwartet auf der Insel Flying Cloud und in Summerside auf. Wie Mr Sinclair ist auch er gottfroh, dass ihm Anne die Arbeit abgenommen und sich um seine Tochter gekümmert hat. Typisch Mann! Er hat nur die jämmerliche Entschuldigung vorzubringen, dass sein Boss etwas gegen Elizabeth gehabt hätte. Was nichts Gutes von diesem Boss erwarten lässt, oder? Wenigstens will sich Grayson fortan um die Tochter kümmern – reichlich spät, nachdem sie um Haaresbreite dem Tod von der Schippe gesprungen ist.

Wie man sieht, weiß die Autorin nicht allzu viel Gutes über das Verhalten von Vätern zu erzählen. Deshalb kommt den Frauen die Aufgabe zu, sich um die Ordnung solcher chaotischen Angelegenheiten zu kümmern, um wenigstens so den Fortbestand der menschlichen Rasse zu gewährleisten, vom Glück und Wohlergehen ihrer jüngsten und schwächsten Mitglieder ganz zu schweigen.

|Abschiede|

So viele Abschiede, so viele Tränen! Am besten ein dickes, großes Taschentuch bereithalten, um den Wasserfall aufzufangen!

_Die Sprecher/Die Inszenierung_

Die Hauptrolle der Anne Shirley wird von Marie Bierstedt, der deutschen Stimme von Kirsten Dunst und vielen anderen jungen Schauspielerinnen, mit Enthusiasmus und Einfühlungsvermögen gesprochen. Obwohl Bierstedt wesentlich älter ist als die zwanzigjährige Heldin, klingt ihre Stimme doch ziemlich jugendlich. Manchmal darf sie aber auch ein wenig langsamer und überlegter sprechen, besonders mit „verwandten Seelen“.

Unter den weiteren weiblichen Sprecherinnen ragen die der Marilla Cuthbert (Dagmar von Kurmin) und der Rachel Lynde (Regina Lemnitz) heraus, die Anne regelmäßig im Sommer und zu Weihnachten besucht. Regina Lemnitz ist die Inkarnation der Plaudertasche und der wandelnden Gerüchteküche. Außerdem scheint ihre Rachel Lynde Vorsitzende des Dorfverschönerungsvereins zu sein und hat entsprechend viele Sorgen um die Ohren. Und sie ist natürlich die beste Freundin von Marilla Cuthbert, die die Witwe in ihr Haus aufgenommen hat.

|Geräusche|

Die Geräusche im Hintergrund sorgen für die Illusion einer zeitgenössischen Kulisse für das Jahr 1882, doch sind sie so sparsam und gezielt eingesetzt, dass sie einerseits den Dialog nicht beeinträchtigen, andererseits den Hörer nicht durch ein Übermaß verwirren. Deshalb erklingen Geräusche in der Regel stets nacheinander. Um die Epoche zu verdeutlichen, ist kein einziges Auto zu hören, sondern nur diverse Kutschen und Karren.

|Musik|

Die Musik ist ebenfalls ziemlich romantisch, voller Streichinstrumente, Harfen und Pianos. Das Klavier wird meist für melancholische Passagen eingesetzt, und diese sind ebenso wichtig wie die heiteren. Der kontrastreiche Wechsel zwischen Heiterkeit, Drama, Rührung und Melancholie sorgt für die emotionale Faszination beim Zuhörer. Die Musik steuert die Emotionen und untermalt die wichtigsten Szenen, kommt aber nicht ständig im Hintergrund vor. Besonders fiel mir die Variation von Heiterkeit und Rührung, von Verträumtheit und Aufbruchstimmung auf.

Als Intro erklingt die Erkennungsmelodie der Serie: In einem flotten Upbeat-Tempo lassen Streicher, Holzbläser und ein Glockenspiel Romantik, Heiterkeit und Humor anklingen. Alle diese Elemente sind wichtige Faktoren für den Erfolg des Buches gewesen. Warum sollten sie also ausgerechnet im Hörspiel fehlen?

_Unterm Strich_

Das Generalthema der Väter hat die ganze Staffel durchzogen und findet nun in zwei Varianten seinen Abschluss. Anne setzt sich jeweils konstruktiv mit den Vätern auseinander. Nachdem die vorhergehende Staffel das Thema der jugendlichen Liebe bis zur Verlobung durchexerziert hat, verweist diese Staffel nun bereits auf das kommende Generalthema voraus: Annes Ehe mit ihrem bisherigen Verlobten Gilbert Blythe. Ob er sich wohl als optimaler Vater ihrer Kinder erweisen wird? Nach dieser Staffel würden wir nicht unbedingt eine Million Euro auf ihn setzen, selbst wenn er als herzensguter Kerl erscheint. Mit anderen Worten: Für Anne Shirley bleibt es spannend, und es gibt wie immer jede Menge zu tun, was die Menschen brauchen.

|Das Hörspiel|

Man merkt dem Hörspiel die Mühe und Liebe an, die darauf verwendet wurden. Besonderes Vergnügen hat mir die akustische Umsetzung des Buches bereitet. Hörbaren Spaß haben die Sprecher an ihren Rollen, und insbesondere die Hauptfigur ist von Marie Bierstedt ausgezeichnet gestaltet. Sie schluchzt, lacht, schmollt, flüstert und quasselt, das man sich wundern muss, woher diese Vielseitigkeit stammt. In den „Spider-Man“-Filmen ist Kirsten Dunst nie so vielseitig. Bierstedts Anne muss sich nicht nur durch Höhen und Tiefen des Herzens lavieren, sondern auch noch weiterentwickeln.

|1 CD mit 54 Minuten Spielzeit
ISBN-13: 978-3785741412|
[www.titania-medien.de]http://www.titania-medien.de
[www.wellenreiter.la]http://www.wellenreiter.la
[www.luebbe-audio.de]http://www.luebbe-audio.de

Montgomery, Lucy Maud / Gruppe, Marc / Bosenius, Stephan – Anne in Windy Poplars. Folge 14: Ein harter Brocken

_Schauermärchen und andere alte Hüte_

Kanada Ende des 19. Jahrhunderts. (Fortsetzung von „Anne in Kingsport“)

Folge 13: Anne Shirley tritt ihre Rektorinnen-Stelle an der Summerside Highschool an. Schnell muss sie erkennen, dass sie in dem beschaulichen Städtchen keineswegs erwünscht ist. Bereits die Suche nach einer Unterkunft gestaltet sich schwierig, denn der alles beherrschende Pringle-Clan hat sich gegen die Neue verschworen …

Folge 14: Die unverheiratete Pauline Gibson fristet ein trauriges Dasein, denn sie betreut seit vielen Jahren ihre im Rollstuhl sitzende Mutter, die eine äußerst übellaunige Person ist. In einem Anflug von Mitleid ermöglicht Anne der Tochter den Besuch einer Familienfeier, indem sie für einen ganzen Tag die Sorge für die grantige Mrs. Gibson übernimmt …

Pünktlich zum 100-jährigen Jubiläum gibt es die Abenteuer des sympathischen Waisenmädchens Anne Shirley als Hörspiel-Serie, geeignet für die ganze Familie, gesprochen von den deutschen Stimmen vieler Hollywood-Stars.

_Die Autorin_

Lucy Maud Montgomery (1874-1942) war eine kanadische Schriftstellerin, die besonders durch ihre Jugendbücher um Anne Shirley bekannt wurde: „Anne of Green Gables“ und sechs Fortsetzungen.

Das Manuskript wurde zunächst von mehreren Verlagen abgelehnt, bevor es Montgomery gelang, es zu platzieren. 1908 war sie bereits 34 Jahre alt. Das Buch wurde zu einem Theaterstück verarbeitet, mehrmals verfilmt und in mehr als 40 Sprachen übersetzt.

Die erste Staffel: Anne auf Green Gables

Folge 1: [Die Ankunft 4827
Folge 2: [Verwandte Seelen 4852
Folge 3: [Jede Menge Missgeschicke 4911
Folge 4: Ein Abschied und ein Anfang

Die zweite Staffel: Anne auf Avonlea

Folge 5: [Die neue Lehrerin 5783
Folge 6: [Ein rabenschwarzer Tag und seine Folgen 5806
Folge 7: [Eine weitere verwandte Seele 5832
Folge 8: Das letzte Jahr als Dorfschullehrerin

Die 3. Staffel: Anne in Kingsport (Frühjahr 2009)

Folge 9: Auf dem Redmond College
Folge 10: Erste Erfolge als Schriftstellerin
Folge 11: Die jungen Damen aus Pattys Haus
Folge 12: Viele glückliche Paare

Die 4. Staffel: Anne in Windy Poplars (Herbst 2009)

Folge 13: [Die neue Rektorin 6084
Folge 14: Ein harter Brocken
Folge 15: Das zweite Jahr in Summerside
Folge 16: Abschied von Summerside

Die 5. Staffel („Anne in Four Winds“) erscheint im Frühjahr 2010.

_Die Sprecher/Die Inszenierung_

Erzähler: Lutz Mackensy (Rowan Atkinson, Christopher Lloyd, Al Pacino)
Anne Shirley: Marie Bierstedt (Kirsten Dunst, Kate Beckinsale)
Und andere.

Regie führten Stephan Bosenius und Marc Gruppe, der auch das „Drehbuch“ schrieb. Die Illustration stammt von Firuz Akin.

_Handlung_

Nachdem sie in den Weihnachtsferien ihren Verlobten Gilbert und ihre Lieben auf Green Gables wiedergesehen hat, kehrt Anne nach Windy Poplars zurück. Sie schweigt eisern auf Fragen, wie es ihr nur gelang, die Pringles zu bezwingen. Da fällt ihr ein, dass Mrs. Campbell im Nachbarhaus ja mit den Pringles verwandt ist. Sie versucht ihr Glück und erreicht, dass Elizabeth Grayson, deren Urenkelin, mit ihr zum Hafen spazieren gehen darf. Das Mädchen zeigt auf die vorgelagerte Insel Flying Cloud, die einem reichen Bostoner gehört, wo aber alle ihre Phantasien spielen. Anne verspricht ihr im Sommer eine Bootstour zur Insel.

Im Februar hat Anne erstmals das zweifelhafte Vergnügen, Sophie Sinclairs Vater Cyrus kennenzulernen. Ihr Kollege George McKay möchte nämlich um die Hand von Sophies Schwester Esmé anhalten. Doch Cyrus Sinclair ist solch ein bockiger Schmollkopf, dass George seine Felle davonschwimmen sieht. Anne muss helfen! Bei einem Abendessen von denkwürdiger Unangenehmheit greift sie deshalb zu einer List und bricht so das Eis. Georges Antrag wird akzeptiert. Anne schafft es auch, dass Elizabeth sie in Windy Poplars besuchen darf.

Im April besucht Anne die alte Mrs. Gibson, deren Tochter Pauline trotz ihrer 45 Jahre immer noch unverheiratet ist. Diese Tatsache ist ein Affront für Annes Weltanschauung, dass jedes menschliche Wesen einen Gefährten braucht. Tatsächlich ist Paulines Mutter ein wahrer Hausdrache, der es raffiniert versteht, durch Wecken eines schlechten Gewissens ein Regime des Pychoterrors auszuüben. Als Pauline den Wunsch äußert, die Silberhochzeit einer Freundin zu besuchen, deren Brautjungfer sie einst war, stellt sich die Alte sofort dagegen. Nur Annes Angebot, für Pauline einen Tag lang einzuspringen, kann das arme Kind loseisen. Dies wird ein denkwürdiger Tag für Anne und besonders für Mrs. Gibson …

Überraschend erhält Anne eine Einladung von den beiden Oberhäuptern des Pringle-Clans. Maplehurst ist ein stattliches, geradezu schlossartiges Anwesen, das deren Vater Abraham erbaute. Doch von den beiden Schwestern ist nur Sarah, die Anne vor Weihnachten in Windy Poplars besuchte, zugegen. Sie zeigt ihr das „Schloss“. Schon wenig später rieselt es Anne schaudernd den Rücken hinunter, als Sarah erzählt, dass auf dem Haus ein Fluch liege und seit dem Tag seiner Einweihung Menschen ihr Leben darin gelassen hätten. Auch Gespenster gingen hier um, erzählt Sarah genüsslich.

Als Anne das Zimmer von Tante Arabella zugewiesen bekommt – man lässt sie nicht weg -, freut sie sich zu früh auf eine geruhsame Nacht. Tante Arabella habe sich im Wandschrank erhängt, berichtet Sarah, und gehe seitdem um. Na, das kann ja heiter werden, denkt Anne und bereitet sich auf eine unruhige Nacht vor …

_Mein Eindruck_

Wieder werden hier spätere Episoden vorbereitet. Der Handlungsstrang um Elizabeth Grayson wird weitergeführt, und es wird für das kleine Mädchen zunehmend besser. Doch der eigentliche Höhepunkt bleibt hier aus. Kenner ahnen aber, dass für Elizabeth nur ein Happyend infrage kommt. Ebenso für George McKay, der es mit dem Vater seiner Angebeteten aufnehmen muss. Auch Anne ist Cyrus Sinclair ein Dorn im Auge. Obwohl sie die erste Runde im Clinch mit ihm gewinnt, heißt das nicht, dass er klein beigibt. In Folge 16 bildet er noch einmal eine ganze harte Nuss.

Zentrale Sequenz dieser Folge ist Annes Aufenthalt bei Mrs. Gibson, den ich allerdings überhaupt nicht lustig fand. Wahrscheinlich muss man viel Nachsicht für den alten Drachen mitbringen, um Mrs. Gibsons Tyrannei auch Anne gegenüber ertragen zu können. Wenigstens hat Anne bei Pauline Gibson Erfolg auf der ganzen Linie, denn die hat nicht nur einen wunderschönen Tag verbracht, sondern ist Anne auch ewig dafür dankbar.

Die Autorin hat sicherlich ihren Nathaniel Hawthorne aus dem Effeff gekannt, so etwa „Das Haus mit den siebel Giebeln“ oder „Rappacinis Tochter“, Schauererzählungen der unheimlichen Art. Dass Neuengland dafür geradezu prädestiniert ist, zeigten nach Hawthorne auch Poe und Lovecraft sowie deren Brüder im Geiste (die Literaturhistoriker kennen bemerkenswert wenig Schwestern im Geiste).

Wie sonst hätte sie auf die Idee verfallen können, aus Maplehurst ein Spukschloss machen zu wollen? Aber wenn man die Idee hinter jeglicher Art von Schauerliteratur seit deren Erfindung im Jahr 1764 kennt, dann erscheint diese Gruselepisode durchaus folgerichtig. Sarah Pringle spricht von einem Fluch, der auf dem Anwesen und der Familie liege. Wenn man weiß, was ihr Onkel Myron angestellt hat (siehe Folge 13), dann kommt uns dieser Fluch ziemlich verdient vor. Denn ansonsten werden hier keinerlei Gründe genannt, woher der Fluch rühren sollte. Der Zimmermann, der das Haus baute, mag den Fluch ausgesprochen haben, doch aus welchem Grund, erfahren wir nicht.

Durch die massive Häufung der aufgezählten Todesfälle versucht Sarah Pringle vermutlich so etwas wie Supergrusel in Anne zu erzeugen, doch wir kringeln uns bereits vor Lachen, ebenso wie später die Tanten auf Windy Poplars. Aus dem Grusel wird im Handumdrehen eine Parodie auf alle Schauermärchen, und das ist der Sinn und Zwecke dieser Szene. Anne schläft denn auch friedlich im Bettchen eines Gespenstes. Die Ablehnung der Faszination von Gruselgeschichten ist die Absage der Autorin an alle Auswüchse der Schauerromantik, wie sie seit Bram Stokers Superseller „Dracula“ wieder auflebte.

_Die Inszenierung_

|Die Sprecher|

Die Hauptrolle der Anne Shirley wird von Marie Bierstedt, der deutschen Stimme von Kirsten Dunst und vielen anderen jungen Schauspielerinnen, mit Enthusiasmus und Einfühlungsvermögen gesprochen. Obwohl Bierstedt wesentlich älter ist als die zwanzigjährige Heldin, klingt ihre Stimme doch ziemlich jugendlich. Manchmal darf sie aber auch ein wenig langsamer und überlegter sprechen, besonders mit „verwandten Seelen“.

Unter den weiteren weiblichen Sprecherinnen ragen die der Marilla Cuthbert (Dagmar von Kurmin) und der Rachel Lynde (Regina Lemnitz) heraus, die Anne regelmäßig im Sommer und zu Weihnachten besucht. Regina Lemnitz ist die Inkarnation der Plaudertasche und der wandelnden Gerüchteküche. Außerdem scheint ihre Rachel Lynde Vorsitzende des Dorfverschönerungsvereins zu sein und hat entsprechend viele Sorgen um die Ohren. Und sie ist natürlich die beste Freundin von Marilla Cuthbert, die die Witwe in ihr Haus aufgenommen hat.

|Geräusche|

Die Geräusche im Hintergrund sorgen für die Illusion einer zeitgenössischen Kulisse für das Jahr 1882, doch sind sie so sparsam und gezielt eingesetzt, dass sie einerseits den Dialog nicht beeinträchtigen, andererseits den Hörer nicht durch ein Übermaß verwirren. Deshalb erklingen Geräusche in der Regel stets nacheinander. Um die Epoche zu verdeutlichen, ist natürlich kein einziges Auto zu hören, sondern nur diverse Kutschen und Karren.

|Musik|

Die Musik ist ebenfalls ziemlich romantisch, voller Streichinstrumente, Harfen und Pianos. Das Klavier wird meist für melancholische Passagen eingesetzt, und diese sind ebenso wichtig wie die heiteren. Der kontrastreiche Wechsel zwischen Heiterkeit, Drama, Rührung und Melancholie sorgt für die emotionale Faszination beim Zuhörer. Die Musik steuert die Emotionen und untermalt die wichtigsten Szenen, kommt aber nicht ständig im Hintergrund vor. Besonders fiel mir die Variation von Heiterkeit und Rührung, von Verträumtheit und Aufbruchsstimmung auf.

Als Intro erklingt die Erkennungsmelodie der Serie: In einem flotten Upbeat-Tempo lassen Streicher, Holzbläser und ein Glockenspiel Romantik, Heiterkeit und Humor anklingen. Alle diese Elemente sind wichtige Faktoren für den Erfolg des Buches gewesen. Warum sollten sie also ausgerechnet im Hörspiel fehlen?

_Unterm Strich_

Zentrale Sequenz dieser Folge ist Annes Aufenthalt bei Mrs. Gibson, den ich allerdings überhaupt nicht lustig fand. Wahrscheinlich muss man viel Nachsicht für den alten Drachen mitbringen, um Mrs. Gibsons Tyrannei auch Anne gegenüber ertragen zu können. Viel lustiger fand ich die zweite längere Sequenz, die in Annes Besuch auf dem „Spukschloss“ der Pringles besteht. Hier zieht die Autorin den Hochmut des neuenglischen „Hochadels“ durch den Kakao: Die haben alle ihre Leichen im Keller, und was für viele, scheint sie zu sagen. Durch die Parodierung von Hawthornes Schauromantik kritisiert die Autorin auch modische Gruselstorys. So etwas könnten wir heute wieder gut gebrauchen.

|Das Hörspiel|

Man merkt dem Hörspiel die Mühe und Liebe an, die darauf verwendet wurden. Besonderes Vergnügen hat mir die akustische Umsetzung des Buches bereitet. Hörbaren Spaß haben die Sprecher an ihren Rollen, und insbesondere die Hauptfigur ist von Marie Bierstedt ausgezeichnet gestaltet. Sie schluchzt, lacht, schmollt, flüstert und quasselt, dass man sich wundern muss, woher diese Vielseitigkeit stammt. In den Spider-Man-Filmen ist Kirsten Dunst nie so vielseitig. Bierstedts Anne muss sich nicht nur durch Höhen und Tiefen des Herzens lavieren, sondern auch noch weiterentwickeln.

|67 Minuten auf 1 CD
ISBN-13: 978-3-7857-4139-9|

Home – Atmosphärische Hörspiele


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Montgomery, L. M. / Gruppe, Marc / Bosenius, Stephan – Anne in Four Winds – Ein neues Zuhause (Folge 17) (Hörspiel)

_Abschied von der Heimat, Aufbruch ins neue Ehe-Leben_

Anne Shirley steckt mitten in den Vorbereitungen für ihre romantische Hochzeit mit Gilbert Blythe im Obstgarten von Green Gables. Es wird der letzte Sommer für die beiden in ihrem Heimatdorf Avonlea sein, denn der Umzug nach Four Winds steht an. Dort wird Gilbert die Landarzt-Praxis seines Onkels übernehmen …

_Die Autorin_

Lucy Maud Montgomery (1874-1942) war eine kanadische Schriftstellerin, die besonders durch ihre Jugendbücher um Anne Shirley bekannt wurde: „Anne of Green Gables“ und sechs Fortsetzungen.

Das Manuskript wurde zunächst von mehreren Verlagen abgelehnt, bevor es Montgomery gelang, es zu platzieren. 1908 war sie bereits 34 Jahre alt. Das Buch wurde zu einem Theaterstück verarbeitet, mehrmals verfilmt und in mehr als 40 Sprachen übersetzt.

Die 1. Staffel: |Anne auf Green Gables|

Folge 1: [Die Ankunft 4827
Folge 2: [Verwandte Seelen 4852
Folge 3: [Jede Menge Missgeschicke 4911
Folge 4: Ein Abschied und ein Anfang

Die 2. Staffel: |Anne auf Avonlea|

Folge 5: [Die neue Lehrerin 5783
Folge 6: [Ein rabenschwarzer Tag und seine Folgen 5806
Folge 7: [Eine weitere verwandte Seele 5832
Folge 8: Das letzte Jahr als Dorfschullehrerin

Die 3. Staffel: |Anne in Kingsport| (Frühjahr 2009)

Folge 9: Auf dem Redmond College
Folge 10: Erste Erfolge als Schriftstellerin
Folge 11: Die jungen Damen aus Pattys Haus
Folge 12: Viele glückliche Paare

Die 4. Staffel: |Anne in Windy Poplars| (Herbst 2009)

Folge 13: [Die neue Rektorin 6084
Folge 14: [Ein harter Brocken 6085
Folge 15: [Das zweite Jahr in Summerside 6110
Folge 16: Abschied von Summerside 6111

Die 5. Staffel: |Anne in Four Winds| (Frühjahr 2010)

Folge 17: [Ein neues Zuhause 7113
Folge 18: [In guten wie in schlechten Zeiten 7114
Folge 19: [Verwirrung der Gefühle 7115
Folge 20: [Ein neuer Anfang 7116

_Die Sprecher/Die Inszenierung_

Erzähler: Lutz Mackensy (Rowan Atkinson, Christopher Lloyd, Al Pacino)
Anne Shirley: Marie Bierstedt (Kirsten Dunst, Kate Beckinsale)
Dr. Gilbert Blythe: Simon Jäger (Josh Hartnett)
Diana Wright: Uschi Hugo (Neve Campbell)
Marilla Cuthbert: Dagmar von Kurmin
Rachel Lynde: Regina Lemnitz (Kathy Bates, Whoopi Goldberg)
Dora Keith: Maria Hinze
Jane Inglis: Cathlen Gawlich:
Paul Irving: David Turba
Dr. David Blythe: Engelbert von Nordhausen (Samuel L. Jackson)
Captain Jim Boyd: Hasso Zorn
Cornelia Bryant: Ulrike Möckel
Fraulein vom Amt: Evelyn Maron
Und viele andere.

Regie führten Stephan Bosenius und Marc Gruppe, der auch das „Drehbuch“ schrieb. Die Illustration stammt von Firuz Askin.

_Handlung_

Gilbert soll die Praxis seines Großonkels in Four Winds Harbor übernehmen. Das ist etwa 60 Meilen von Green Gables und Avonlea entfernt. Nun hat Annes Leben und Arbeiten in Summerside ein Ende, denn sie wird ja Gilbert heiraten und mit ihm in das gemeinsame Haus ziehen. Hoffentlich wird es ein schönes Heim für ihr erstes Kind werden.

In Avonlea trifft Anne mit ihren Lieben alle nötigen Vorbereitungen für die Hochzeit. Es gilt Erinnerungen hervorzukramen und wegzuräumen; dabei erfährt sie, dass Marilla Cuthbert, ihre Adoptivmutter, einst Gilberts Vater einen Korb gab. Na, so was! Als Gilbert eintrifft, berichtet er ihr, dass er ein Häuschen gefunden und von der Kirche gemietet habe. Sie würden den Leuchtturmwärter Kapitän Jim Boyd zum Nachbarn bekommen, einen passionierten Geschichtenerzähler. Genau das, was Anne braucht.

Als Paul Irving eintrifft, spricht sie mit ihm über Literatur. Ihr einstiger Lieblingsschüler ist inzwischen ein anerkannter Autor und hat seinen ersten Roman veröffentlicht. Er fordert sie auf, endlich nach all den Erzählungen auch mal etwas Längeres zu verfassen. Sie zweifelt an ihren Fähigkeiten, doch der Kontakt zu Paul wird sich noch als wichtig erweisen.

Pfarrer Allen, ein alter Bekannter, traut die beiden Brautleute im Obstgarten von Green Gables. Obwohl Rachel Lynde diesen Ort für eine Trauung natürlich „skan-da-lös“ findet. Nach der anschließenden Feier bringt Marillas Adoptivsohn Davy, der mal Green Gables übernehmen soll, die Brautleute zum Bahnhof.

Als sie vor ihrem neuen Zuhause eintreffen, mustert Anne das weiß gestrichene Haus erst einmal kritisch und ignoriert die ihrerseits kritisch dreinblickende Nachbarin im grünen Haus daneben. Onkel Dave lacht, als Gilbert seine Frau über die Schwelle trägt, bevor sie es sich beim Essen gemütlich machen.

Am nächsten Tag machen sie die Bekanntschaft der neuen Nachbarn. Kapitän Jim erzählt die erste seiner vielen Geschichten, und Nachbarin Cornelia Bryant erweist sich als männerhassende Presbyterianerin, die aber ein Herz für frisch zugezogene Ehefrauen hat. Schon bald ist sie Annes wichtigste Verbündete.

_Mein Eindruck_

Ein Abschied und ein Neuanfang – das ist die Grundstruktur dieser ersten Folge der letzten ANNE-Staffel. Schon in die Hochzeit mit Gilbert mischen sich erste melancholische Zwischentöne, da gleich danach der Abschied von Annes Lieben bevorsteht. Es gibt allerdings ein paar Merkwürdigkeiten.

So fällt beispielsweise kein Wort über künftigen Kindersegen. Und bemerkenswerterweise erfahren wir von Gilberts Abschiedsschmerz rein gar nichts. Und dass eine Ehefrau selbstverständlich ihrem Gatten in dessen von ihm ausgewähltes Domizil folgt, wird auch nicht infrage gestellt. Die Frau hat sich gefälligst ins gemachte Nest zu setzen.

In Four Winds Harbor lebt Anne wieder – wie schon in Avonlea – an der Küste, und die Wechselfälle des Wetters spielen für die Handlung eine gewisse Rolle. Drei Tage Regen, und schon kommen die Gäste wesentlich seltener.

Schon in dieser ersten Folge lernen wir zwei wichtige neue Nachbarn kennen, nämlich Kapitän Jim Boyd, den wir bis zu seinem Ableben in Folge 4 innig ins Herz schließen, und die quirlige Cornelia Bryant, die in jedem Mann einen – zumindest potentiellen – Feind erblickt. Ihre Paranoia sorgt auch später für jede Menge Heiterkeit – und schließlich für eine handfeste Überraschung.

Dieses Bild ist nun recht statisch, deshalb ist es gut, dass in der nächsten Folge eine neue Bekanntschaft hinzukommt: Leslie Moore ist eine schöne junge Frau, die jedoch mit einem unter Amnesie leidenden, schwachsinnigen Mann geschlagen ist – völlig zu Unrecht, wie sich noch herausstellt!

_Die Sprecher/Die Inszenierung_

Die Hauptrolle der Anne Shirley wird von Marie Bierstedt, der deutschen Stimme von Kirsten Dunst und vielen anderen jungen Schauspielerinnen, mit Enthusiasmus und Einfühlungsvermögen gesprochen. Obwohl Bierstedt wesentlich älter ist als die zwanzigjährige Heldin, klingt ihre Stimme doch ziemlich jugendlich. Manchmal darf sie aber auch ein wenig langsamer und überlegter sprechen, besonders mit „verwandten Seelen“.

Unter den weiteren weiblichen Sprecherinnen ragen die der Marilla Cuthbert (Dagmar von Kurmin) und der Rachel Lynde (Regina Lemnitz) heraus, die Anne regelmäßig im Sommer und zu Weihnachten besucht. Regina Lemnitz ist die Inkarnation der Plaudertasche und der wandelnden Gerüchteküche. Und sie ist natürlich die beste Freundin von Marilla Cuthbert, die die Witwe in ihr Haus aufgenommen hat. Die beiden älteren Sprecherinnen sprechen die Rollen der beifälligen bzw. kritischen Mentorin ausgezeichnet.

Captain Jim Boyd wird von Hasso Zorn gesprochen. Dessen Stimme passt derart perfekt zu dieser wichtigen Figur der Geschichte, als wäre Käptn Jim extra für ihn erfunden worden. Ulrike Möckel muss hingegen mit der renitenten Cornelia Bryant einen völlig anderen Charakter darstellen. Es fällt uns nicht leicht, die misandrine Nachbarin zu mögen, obwohl sie doch zu Annes besten Freundinnen zählt.

|Geräusche|

Die Geräusche im Hintergrund sorgen für die Illusion einer zeitgenössischen Kulisse für das Jahr 1885, doch sind sie so sparsam und gezielt eingesetzt, dass sie einerseits den Dialog nicht beeinträchtigen, andererseits den Hörer nicht durch ein Übermaß verwirren. Deshalb erklingen Geräusche in der Regel stets nacheinander. Um die Epoche zu verdeutlichen, ist kein einziges Auto zu hören, sondern nur eine Kutschen.

Von der Natur aus betrachtet haben wir es in dieser Folge mit zwei grundverschiedenen Landschaften zu tun: Da ist zum einen das idyllische Avonlea, wo die Vöglein sich hörbar die gute Luft reinpfeifen und ein sanftes Lüftchen weht – wenn nicht gerade eine Krähe spottet.

An der Küste jedoch sind die Sitten rauer: Der Wind weht ständig, ihm eifern die Wellen an der Küste nach, und die Möwen haben ständig was zu meckern. Heißen ja auch alle Emma, wie der Dichter sagt. Nur gut, dass in Jims Kamin stets ein wärmendes Feuerchen prasselt.

Die Figuren äußern selbstverständlich jede Menge Arten von Gefühlsäußerungen, angefangen vom Schluchzen übers Lachen, Rufen und Keuchen. Auf diese Weise erwachen die Dialoge zu intensivem, emotionalem Leben – also genau das, was die ANNE-Hörspiele ausmacht.

|Musik|

Die Musik ist ebenfalls ziemlich romantisch, voller Streichinstrumente, Harfen und Pianos. Das Klavier wird meist für melancholische Passagen eingesetzt, und diese sind ebenso wichtig wie die heiteren. Der kontrastreiche Wechsel zwischen Heiterkeit, Drama, Rührung und Melancholie sorgt für die emotionale Faszination beim Zuhörer.

Die Musik steuert die Emotionen und untermalt die wichtigsten Szenen, kommt aber nicht ständig im Hintergrund vor. Besonders fiel mir die Variation von Heiterkeit und Rührung, von Verträumtheit und Aufbruchsstimmung auf.

Als Intro erklingt die Erkennungsmelodie der Serie: In einem flotten Upbeat-Tempo lassen Streicher, Holzbläser und ein Glockenspiel Romantik, Heiterkeit und Humor anklingen. Alle diese Elemente sind wichtige Faktoren für den Erfolg des Buches gewesen. Warum sollten sie also ausgerechnet im Hörspiel fehlen?

_Unterm Strich_

Diesmal nehmen wir von den bekannten Figuren Abschied, und was böte sich dazu besser an als Annes Hochzeit mit Gilbert? Ein Neuanfang muss gemacht werden, um dem neuen Lebensabschnitt zu entsprechen. Dieser Wechsel findet nicht nur im Wechsel der Landschaften statt, sondern auch im Kennenlernen der neuen Nachbarn.

Nach wie vor sind tiefe Gefühle das Pfund, mit dem die Inszenierung wuchert. Doch es gibt in der Vorlage – oder im „Drehbuch“ – merkwürdige Auslassungen. So fällt etwa kein Sterbenswörtchen über Annes und Gilberts Familienplanung, über Gilberts Sicht auf die Veränderung. Und schließlich verschwendet niemand auch nur einen Gedanken darauf, warum eine Ehefrau für ihre Familie ihren Rektorenberuf aufgeben sollte, um in ein fremdes Haus in einer fremden Gegend zu ziehen.

|Das Hörbuch|

Man merkt dem Hörspiel die Mühe und Liebe an, die darauf verwendet wurden. Besonderes Vergnügen hat mir die akustische Umsetzung des Buches bereitet. Hörbaren Spaß haben die Sprecher an ihren Rollen, und insbesondere die Hauptfigur ist von Marie Bierstedt ausgezeichnet gestaltet. Sie schluchzt, lacht und quasselt, das man sich wundern muss, woher diese Vielseitigkeit stammt. In den „Spider-Man“-Filmen ist Kirsten Dunst nie so vielseitig. Bierstedts Anne muss sich nicht nur durch Höhen und Tiefen des Herzens lavieren, sondern auch noch weiterentwickeln.

In dieser letzten Staffel kommen drei bemerkenswerte Figuren hinzu: der ausgezeichnet gesprochene Kapitän Jim Boyd, die Männerfeindin Cornelia Bryant und schließlich die schöne Quasi-Witwe Leslie Moore, die zu Annes und Gilberts neuem „Projekt“ wird.

|1 Audio-CD mit 72 Minuten Spielzeit
ISBN-13: 978-3-7857-4271-6|
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Montgomery, Lucy Maud / Gruppe, Marc / Bosenius, Stephan – Anne in Windy Poplars. Folge 15: Das zweite Jahr in Summerside

_Heiter bis wolkig: Todesfälle und Bekehrungen_

Kanada Ende des 19. Jahrhunderts. (Fortsetzung von „Anne in Kingsport“)

Folge 13: Anne Shirley tritt ihre Rektorinnen-Stelle an der Summerside Highschool an. Schnell muss sie erkennen, dass sie in dem beschaulichen Städtchen keineswegs erwünscht ist. Bereits die Suche nach einer Unterkunft gestaltet sich schwierig, denn der alles beherrschende Pringle-Clan hat sich gegen die Neue verschworen …

Folge 14: Die unverheiratete Pauline Gibson fristet ein trauriges Dasein, denn sie betreut seit vielen Jahren ihre im Rollstuhl sitzende Mutter, die eine äußerst übellaunige Person ist. In einem Anflug von Mitleid ermöglicht Anne der Tochter den Besuch einer Familienfeier, indem sie für einen ganzen Tag die Sorge für die grantige Mrs. Gibson übernimmt …

Folge 15: Anne gibt nicht auf, ihrer biestige Kollegin Katherine Brooke die Freundschaft anzutragen. Vor allem will sie hinter das Geheimnis kommen, warum sich die Lehrerin allen gegenüber so unfreundlich verhält. Ein Aufenthalt auf Green Gables könnte helfen, diesem Ziel näher zu kommen …

Pünktlich zum 100-jährigen Jubiläum gibt es die Abenteuer des sympathischen Waisenmädchens Anne Shirley als Hörspiel-Serie, geeignet für die ganze Familie, gesprochen von den deutschen Stimmen vieler Hollywood-Stars.

_Die Autorin_

Lucy Maud Montgomery (1874-1942) war eine kanadische Schriftstellerin, die besonders durch ihre Jugendbücher um Anne Shirley bekannt wurde: „Anne of Green Gables“ und sechs Fortsetzungen.

Das Manuskript wurde zunächst von mehreren Verlagen abgelehnt, bevor es Montgomery gelang, es zu platzieren. 1908 war sie bereits 34 Jahre alt. Das Buch wurde zu einem Theaterstück verarbeitet, mehrmals verfilmt und in mehr als 40 Sprachen übersetzt.

Die erste Staffel: Anne auf Green Gables

Folge 1: [Die Ankunft 4827
Folge 2: [Verwandte Seelen 4852
Folge 3: [Jede Menge Missgeschicke 4911
Folge 4: Ein Abschied und ein Anfang

Die zweite Staffel: Anne auf Avonlea

Folge 5: [Die neue Lehrerin 5783
Folge 6: [Ein rabenschwarzer Tag und seine Folgen 5806
Folge 7: [Eine weitere verwandte Seele 5832
Folge 8: Das letzte Jahr als Dorfschullehrerin

Die 3. Staffel: Anne in Kingsport (Frühjahr 2009)

Folge 9: Auf dem Redmond College
Folge 10: Erste Erfolge als Schriftstellerin
Folge 11: Die jungen Damen aus Pattys Haus
Folge 12: Viele glückliche Paare

Die 4. Staffel: Anne in Windy Poplars (Herbst 2009)

Folge 13: [Die neue Rektorin 6084
Folge 14: [Ein harter Brocken 6085
Folge 15: Das zweite Jahr in Summerside
Folge 16: Abschied von Summerside

Die 5. Staffel („Anne in Four Winds“) erscheint im Frühjahr 2010.

_Die Sprecher/Die Inszenierung_

Erzähler: Lutz Mackensy (Rowan Atkinson, Christopher Lloyd, Al Pacino)
Anne Shirley: Marie Bierstedt (Kirsten Dunst, Kate Beckinsale)
Gilbert Blythe: Simon Jäger (Josh Hartnett, Heath Ledger)
Und viele andere.

Regie führten Stephan Bosenius und Marc Gruppe, der auch das „Drehbuch“ schrieb. Die Illustration stammt von Firuz Askin.

_Handlung_

Nach den Sommerferien scheint sich in Summerside nichts verändert zu haben. Elizabeth Grayson wartet wie immer sehnsüchtig darauf, dass Anne sie zu einem Spaziergang abholt, und Katherine Brooke ist kratzbürstig wie eh und je. Anne nimmt sich vor, diese harte Nuss schon bald zu knacken. Deshalb schlägt sie eine Spendensammelaktion für Katherines Lieblingsprojekt, das Schultheater, vor. Doch Katherine ist nicht dazu bereit, „betteln zu gehen“, wie sie sagt. Deshalb bittet Anne den Schüler Louis Allen, ihr zu helfen. Der Junge ist hellauf begeistert, denn bei der Gelegenheit kann er gleich alte Höfe knipsen, um damit an einem Fotowettbewerb teilzunehmen, bei dem es stolze 25 Dollar zu gewinnen gibt.

|Bettler!|

Doch fast überall wird den „Bettlern“ die Tür gewiesen. Als sie schließlich noch einen allerletzten Versuch starten, zu dem Anne Louis überredet, haben sie kaum noch einen Funken Hoffnung. Doch ausgerechnet hier soll sich alles ändern. Trotz des heruntergekommenen Aussehens des pittoresken Hauses macht Louis ein Foto – klick! Da kommt ein Junge aus der Tür und stellt sich als Teddy Armstrong vor. Seit er seine Mutter vor fünf Jahren verloren habe, meide sein Vater James den Kontakt zu Menschen, aber Teddy nenne er „seinen kleinen Kameraden“. Anne und Louis sind gerührt. Als der Junge ihnen eine Apfeltasche zum Teilen gibt, die sein Vater gebacken habe, freuen sie sich.

Rebecca Dew weiß alles über den Armstrong-Hof und setzt Anne ins Bild. Als Louis drei Wochen später die Fotos von Teddy auf Windy Poplars den Witwen und Rebecca zeigt, finden diese, dass Teddy Armstrong Louis Allen ziemlich ähnlich sehe. Aber Louis wurde doch in New Brunswick geboren! Na und, genau wie James Armstrong …

|Familienähnlichkeit|

Als Anne und Louis den Armstrong-Hof wieder besuchen, um dieses Rätsel aufzuklären, erwarten sie, Teddy wiederzusehen, doch stattdessen öffnet ihnen sein Vater James. Teddy sei eine Woche zuvor an einer Lungenentzündung gestorben, sagt er. Anne und Louis sind erschüttert. Louis gibt ihm das Foto, das er seinerzeit von Teddy und seinem Hund machte, und James ist für dieses Erinnerungsstück sehr dankbar.

Dann zeigt ihm Louis ein Foto, das ihn selbst im Alter von sieben Jahren zeigt – die Ähnlichkeit mit Teddy ist unverkennbar. Louis‘ Mutter hieß Mary Gardiner und ist die Halbschwester von Mr. Armstrong, und somit ist Louis sein Neffe! Er lädt den Jungen ein, bei ihm einzuziehen. Anne ist sehr froh für den Jungen, der nun nicht mehr für seinen Unterhalt schon vor der Schule schuften muss, sondern sich auf seine Ausbildung konzentrieren kann.

|Eine Bekehrung|

Nun gilt es, die harte Nuss Katherine Brooke zu knacken. Anne besucht ihre Stellvertreterin in deren Zimmer, das in einer sehr schäbigen Gegend der Stadt liegt. Darüber wundert sich Anne, denn schließlich bekommt Katherine ja ein Gehalt gezahlt. Ihre Verwunderung wird noch gesteigert, als sie Katherines Hauswirtin begegnet, die ihr schlimme Dinge von ihrer Kollegin erzählt: wie abweisend, eigenbrötlerisch und kratzbürstig sie sei. Neulich habe Katherine um die Erlaubnis gebeten, einen Hund halten zu dürfen, und diese Erlaubnis habe die vergraulte Vermieterin verweigert. Anne gelingt es, ihre Meinung dazu zu ändern. Dann lädt sie Katherine für die Weihnachtsferien nach Green Gables ein. Sie muss all ihre Überredungskunst aufbieten, bis Katherine endlich einwilligt.

Na, das kann ja heiter, denkt sich Anne, als sie mit Katherine den Zug nach Bright River besteigt, und Katherine vorschlägt, lieber zu schweigen als dummes Zeug zu reden. Davy, einer der Zwillinge, die in Green Gables aufgenommen wurden, holt sie am Bahnhof ab. Anne staunt, wie stark er gewachsen ist, und quasselt in einem fort, weil sie sich so freut, ihre Heimat wiederzusehen. Katherine Brooke ist befremdet über die herzliche Art und Weise, wie sie selbst, eine völlige Fremde, von Marilla Cuthbert und Rachel Lynde aufgenommen wird. So etwas ist sie von zu Hause nicht gewöhnt.

Und als sie mit Anne die Gegend per Ski erkundet und die Schönheit der Natur genossen hat, fließt ihr das Herz über und sie beginnt endlich zu erzählen, was mit ihr los ist …

_Mein Eindruck_

Gingen mir die vorherigen Episoden um Elizabeth Grayson und Sophie Sinclair schon ziemlich zu Herzen, so stellt diese Folge das bisher Geschilderte an Rührseligkeit noch in den Schatten. Dass der Tod Teddy Armstrongs durch die Entdeckung aufgewogen wird, dass Louis Allen Mr. Armstrongs Neffe ist, belegt in den Augen der Autorin wohl, dass die Hand des Schicksals – auch „Gott“ genannt – stets nimmt und gibt, aber unterm Strich alles ausgewogen sei. Darüber haben Optimisten und Pessimisten seit Anbeginn der Zeit gestritten, und ich werde nicht auch noch damit anfangen. Dass Waisenkinder ein neues Zuhause finden, ist von Anfang ein Thema der Anne-Serie: Anne wurde als Waisenkind nur durch eine Verwechslung in Green Gables aufgenommen.

Ein weiterer Glaubensgrundsatz der Autorin wird in der zweiten Episode dieser Folge auf die Probe gestellt: Dass nämlich in jedem Menschen ein guter Kern steckt, der sich nach Liebe und Zuneigung sehnt wie eine Blume nach dem Sonnenlicht. Aber bei Katherine Brooke muss Anne Shirley ziemlich lange und hartnäckig die Schale knacken und nach diesem weichen Kern bohren, bis endlich Katherine von sich aus bereit ist, aus ihrem Schneckenhaus hervorzukommen (sie ist vermutlich Sternbild Krebs) und Anne ihr Herz auszuschütten.

Weil Anne zudem glaubt, dass kein Mensch verloren ist, solange er selbst nicht die Hoffnung verloren hat, hilft sie Katherine, ihren Traum zu verwirklichen, eine Ausbildung als Fremdsprachensekretärin zu erhalten und danach in das Land ihrer Sehnsucht zu reisen: in den Orient (von dem sich Ende des 19. Jahrhundert die Bewohner des Okzidents Wunderdinge erzählten, wie man an Karl Mays Reiseerzählungen über Kara Ben Nemsi leicht ablesen kann).

Harte Aufgaben liegen noch vor Anne, so etwa das Aufspüren des Rabenvaters von Elizabeth Grayson und die Verteidigung des Glücks von Sophie Sinclair gegen ihren grantigen Vater, der einiges gegen Sophies ungenehmigte Hochzeit einzuwenden hat.

_Die Inszenierung_

|Die Sprecher|

Die Hauptrolle der Anne Shirley wird von Marie Bierstedt, der deutschen Stimme von Kirsten Dunst und vielen anderen jungen Schauspielerinnen, mit Enthusiasmus und Einfühlungsvermögen gesprochen. Obwohl Bierstedt wesentlich älter ist als die zwanzigjährige Heldin, klingt ihre Stimme doch ziemlich jugendlich. Manchmal darf sie aber auch ein wenig langsamer und überlegter sprechen, besonders mit „verwandten Seelen“.

Unter den weiteren weiblichen Sprecherinnen ragen die der Marilla Cuthbert (Dagmar von Kurmin) und der Rachel Lynde (Regina Lemnitz) heraus, die Anne regelmäßig im Sommer und zu Weihnachten besucht. Regina Lemnitz ist die Inkarnation der Plaudertasche und der wandelnden Gerüchteküche. Außerdem scheint ihre Rachel Lynde Vorsitzende des Dorfverschönerungsvereins zu sein und hat entsprechend viele Sorgen um die Ohren. Und sie ist natürlich die beste Freundin von Marilla Cuthbert, die die Witwe in ihr Haus aufgenommen hat.

|Geräusche|

Die Geräusche im Hintergrund sorgen für die Illusion einer zeitgenössischen Kulisse für das Jahr 1882, doch sind sie so sparsam und gezielt eingesetzt, dass sie einerseits den Dialog nicht beeinträchtigen, andererseits den Hörer nicht durch ein Übermaß verwirren. Deshalb erklingen Geräusche in der Regel stets nacheinander. Um die Epoche zu verdeutlichen, ist kein einziges Auto zu hören, sondern nur diverse Kutschen und Karren.

|Musik|

Die Musik ist ebenfalls ziemlich romantisch, voller Streichinstrumente, Harfen und Pianos. Das Klavier wird meist für melancholische Passagen eingesetzt, und diese sind ebenso wichtig wie die heiteren. Der kontrastreiche Wechsel zwischen Heiterkeit, Drama, Rührung und Melancholie sorgt für die emotionale Faszination beim Zuhörer. Die Musik steuert die Emotionen und untermalt die wichtigsten Szenen, kommt aber nicht ständig im Hintergrund vor. Besonders fiel mir die Variation von Heiterkeit und Rührung, von Verträumtheit und Aufbruchsstimmung auf.

Als Intro erklingt die Erkennungsmelodie der Serie: In einem flotten Upbeat-Tempo lassen Streicher, Holzbläser und ein Glockenspiel Romantik, Heiterkeit und Humor anklingen. Alle diese Elemente sind wichtige Faktoren für den Erfolg des Buches gewesen. Warum sollten sie also ausgerechnet im Hörspiel fehlen?

_Unterm Strich_

Per aspera ad astra – durch die Härten des Lebens zu den Sternen, so lautet auch hier wieder das Motto, das die beiden Episoden dieser Folge verbindet. Die Glaubensgrundsätze Anne Shirleys scheinen sich immer wieder zu bewahrheiten, auch wenn zuweilen etwas nachgeholfen werden muss. Nicht jeder hat eine so privilegierte Stellung wie die Rektorin der Schule, denken die Leute, doch sie setzt sich für Schüler und Gefährten ein, die das Glück im Leben nötiger haben als sie.

Denn sie hat ihr eigenes Glück ja bereits gefunden: Sie ist mit Gilbert Blythe verlobt. Mich hat – wie so manchen Hörer – verwundert, dass sie nicht sofort mit ihm zusammenzieht, um eine Familie zu gründen. Konservative Köpfe hätten so etwas sicher auch von Anne in ihrer Zeit erwartet. Doch Anne ist eben auch eine Frau einer neuen Zeit: Frauen dürfen und sollen Ende des 19. Jahrhunderts selbst arbeiten, bevor sie eine Familie gründen und dem Gatten das Zepter in die Hand geben (was sich noch herausstellen muss).

|Selbstbestimmung der Frau |

Das bedeutet, dass eine Frau ein selbstbestimmtes Selbstwertgefühl aufbauen darf, das ihr hilft, später in der Ehe – unweigerlich die Bestimmung jeder „ehrbaren“ damaligen Frau – eine eigene Position vertreten zu können, etwa in der Frage der Erziehungsweise ihrer Kinder. Außerdem erkennt sich die selbständige Frau als soziales Wesen, das Aufgaben in einer größeren Gemeinschaft als einer Familie über- und wahrnehmen kann. Wozu als Heimchen am Herd versauern, wenn man doch auch in der Gemeinde eine wichtige Rolle spielen kann? (Das erinnert uns daran, dass Anne es war, die den Dorfverschönerungsverein von Avonlea bzw. Bright River ins Leben rief.)

Eine wichtige Sache fehlt Frauen allerdings noch: das allgemeine Wahlrecht. Es ist erstaunlich, wie lange manche Frauen auf dieses Menschenrecht warten mussten. Nicht etwa nur bis 1918, wie in Großbritannien für 30-jährige Frauen der Fall (die restlichen englische Frauen mussten zehn Jahre länger warten), oder bis 1919 in Deutschland, sondern in Frankreich sogar bis nach dem II. Weltkrieg, wie ich neulich gelesen habe. Vielleicht hätten sie wie die Engländerin Emmeline Pankhurst (1858-1928) Bomben legen sollen.

|Das Hörspiel|

Man merkt dem Hörspiel die Mühe und Liebe an, die darauf verwendet wurden. Besonderes Vergnügen hat mir die akustische Umsetzung des Buches bereitet. Hörbaren Spaß haben die Sprecher an ihren Rollen, und insbesondere die Hauptfigur ist von Marie Bierstedt ausgezeichnet gestaltet. Sie schluchzt, lacht, schmollt, flüstert und quasselt, das man sich wundern muss, woher diese Vielseitigkeit stammt. In den Spider-Man-Filmen ist Kirsten Dunst nie so vielseitig. Bierstedts Anne muss sich nicht nur durch Höhen und Tiefen des Herzens lavieren, sondern auch noch weiterentwickeln.

|59 Minuten auf 1 CD
ISBN-13: 978-3-7857-4140-5|

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Montgomery, L. M. / Gruppe, Marc / Bosenius, Stephan – Anne in Avonlea. Folge 7: Eine weitere verwandte Seele

_Turbulent: Scharlachnasen und Lavendeldamen_

Kanada Ende des 19. Jahrhunderts. (Fortsetzung von „Anne auf Green Gables“.) Anne genießt ihre letzten Ferientage auf Green Gables. Mit Beginn des neuen Schuljahres wird sie die Lehrerstelle an der Dorfschule von Avonlea übernehmen. Für den kleinen Ort haben Anne und ihre Freunde ehrgeizige Pläne. Flugs wird ein Dorf-Verschönerungs-Verein gegründet. Überschattet werden die Spendensammel-Aktionen durch Probleme mit der Kuh Dolly und einem sehr wütenden neuen Nachbarn …

Folge 6: Anne Shirley wird von den meisten Schülern an der Dorfschule angehimmelt. Aber keineswegs alle mögen die neue junge Lehrerin. Der flegelhafte Anthony Pye hat es regelrecht auf Anne abgesehen. An einem kalten Wintermorgen kommt es zu einer sehr hässlichen Szene in der Schule, die keines der Schulkinder von Avonlea je vergessen wird …

Folge 7: Anne und ihre Busenfreundin Diana Barry verirren sich auf dem Weg zu einer Teegesellschaft. Plötzlich stehen sie vor dem kleinen idyllischen Steinhaus von Miss Lavendar Lewis mitten im Wald. Manches haben die Mädchen über diese scheue Einsiedlerin bereits gehört, was insbesondere Anne neugierig macht, der Dame einen Besuch abzustatten…

Pünktlich zum 100-jährigen Jubiläum gibt es die Abenteuer des sympathischen Waisenmädchens Anne Shirley als Hörspiel-Serie, geeignet für die ganze Familie, gesprochen von den deutschen Stimmen vieler Hollywood-Stars.

_Die Autorin_

Lucy Maud Montgomery (1874-1942) war eine kanadische Schriftstellerin, die besonders durch ihre Jugendbücher um Anne Shirley bekannt wurde: „Anne of Green Gables“ und sechs Fortsetzungen.

Das Manuskript wurde zunächst von mehreren Verlagen abgelehnt, bevor es Montgomery gelang, es zu platzieren. 1908 war sie bereits 34 Jahre alt. Das Buch wurde zu einem Theaterstück verarbeitet, mehrmals verfilmt und in mehr als 40 Sprachen übersetzt.

Die erste Staffel: Anne auf Green Gables

Folge 1: [Die Ankunft 4827
Folge 2: [Verwandte Seelen 4852
Folge 3: [Jede Menge Missgeschicke 4911
Folge 4: Ein Abschied und ein Anfang

Die zweite Staffel: Anne auf Avonlea

Folge 5: [Die neue Lehrerin 5783
Folge 6: [Ein rabenschwarzer Tag und seine Folgen 5806
Folge 7: Eine weitere verwandte Seele
Folge 8: Das letzte Jahr als Dorfschullehrerin

Die dritte Staffel: Anne in Kingsport

Folge 9: Auf dem Redmond College
Folge 10: Erste Erfolge als Schriftstellerin
Folge 11: Die jungen Damen aus Pattys Haus
Folge 12: Viele glückliche Paare

_Die Inszenierung:_

|Die Rollen und ihre Sprecher:|

Erzähler: Lutz Mackensy (Rowan Atkinson, Christopher Lloyd, Al Pacino)
Anne Shirley: Marie Bierstedt (Kirsten Dunst, Kate Beckinsale)
Marilla Cuthbert: Dagmar von Kurmin (Bühnenschauspielerin, Hörspiel-Regisseurin für |Europa|, Stammsprecherin für |Titania Medien|)
Rachel Lynde: Regina Lemnitz (Whoopi Goldberg, Kathy Bates, Diane Keaton)
Diana Barry: Uschi Hugo (Neve Campbell)
Gilbert Blythe: Simon Jäger (Josh Hartnett)
Jane Andrews: Cathlen Gawlich (Jaime King, Amy ‚Fred‘ Acker)
James A. Harrison: Heinz Ostermann (Kammerschauspieler)
Priscilla Grant: Tanja Geke (Judy Greer, Tara Wilson)
Lavender Lewis: Monica Bielenstein (Emma Thompson)
Charlotta die Vierte: Charlotte Mertens
Und viele weitere.

Regie führten Stephan Bosenius und Marc Gruppe, der auch das „Drehbuch“ schrieb. Die Aufnahme leiteten Martin Wittstock und |Kazuya|. Die Illustration stammt von Firuz Askin.

_Handlung_

Endlich sind wieder Sommerferien, und weitere Aufregungen warten auf Anne Shirley und ihre Lieben. Sie freut sich auf den Besuch der bewunderten Romanschriftstellerin Charlotte Morgan, der Tante von Priscilla Grant, auf Green Gables. Doch als alles bereit ist und auf den hohen Besuch warten, trifft dieser nicht ein. Dafür macht sich der Tunichtgut Davy Keith negativ bemerkbar. Erst zerstört er aus Versehen die Törtchen, die in der Küche bereitgestellt waren, dann, wieder aus Versehen, die kostbare Servierplatte, die Anne von Mrs Barry ausgeliehen hatte. Dringend muss Ersatz her. Zum Glück wurde eine passende Servierplatte bei den Schwestern Copp gesichtet.

|Malheur im Entenstall|

Als Anne mit ihrer Busenfreundin Diana Barry dorthin fährt, ist jedoch niemand daheim. Doch wo sie schon mal da sind, können sie ja wenigstens prüfen, ob es die Servierplatte tatsächlich gibt. Gesagt, getan. Anne klettert mit einer Leiter auf das Dach des Entenstalls und von dort späht sie in das Fenster des Dachbodens. Die Platte existiert wirklich, welch eine Erleichterung. Die gefährliche Kletterei war also nicht umsonst. Doch auf dem Rückweg brechen die morschen Dachbalken des Stalls, und auf einmal steckt Anne fest. Just in diesem Moment fängt es an zu regnen. Der Sonnenschirm hält zwar einiges Wasser ab, aber die missliche Lage, in der Anne steckt, bis die Copp-Schwestern zurückkehren, wird Anne noch lange in Erinnerung bleiben. Natürlich bekommt sie die Servierplatte.

|Scharlachrot|

Die letzte Woche der Sommerferien ist angebrochen, und bald wird der Unterricht wieder losgehen. Davor wird Anne noch einmal ihren Haushalt auf Vordermann bringen, während Marilla mit den Zwillingen einkaufen geht. Sie zieht ein altes Kleid an und bindet sich das rote Haar hoch, dann streicht sie Tinktur auf ihre Nase, damit die Sommersprossen verschwinden. Sie ist fast fertig mit dem Umfüllen von Daunenfedern in ihrem Bettzeug, als es an der Tür klopft.

Vor Schreck kippt sie fast aus den Pantinen. Es ist die berühmte Schriftstellerin Charlotte Morgan mit ihrer Nichte Priscilla Grant. Unangemeldet! Beide starren Anne an, die noch diverse Federn im Haar hat. Was soll sie nur servieren?! Anne gerät völlig aus dem Häuschen und überhört gewisse dezente Hinweise auf ihr Aussehen. Sie eilt zu Diana Barry, um was zu essen zu holen, doch Diana darf es sich erlauben, Anne auf ihre Nase hinzuweisen: Sie sei scharlachrot! Au weia, Anne muss die Fläschchen verwechselt haben. Statt Antisommersprossentinktur hat sie Haarfärbemittel erwischt. Wenigstens geht das Zeug leicht ab, und so wird es noch ein schöner Nachmittag mit der Autorin, die Anne vergöttert.

|Das Geheimnis im Wald|

Um einen Weg abzukürzen, gehen Anne und Diana durch den Wald, doch sie nehmen die falsche Abzweigung und verirren sich. Dabei stoßen sie auf ein einsam gelegenes Häuschen, in dem eine ältere Dame und ein junges Mädchen leben. Anne gefällt dieser „verwunschene“ Ort sofort und sie hat keine Angst vor der Dame, die sich als Lavender Lewis vorstellt. Das Mädchen sei ihr Hausmädchen, Charlotta die Vierte.

Anne fällt sofort die Geschichte ein, die sie von Paul und Gilbert über die zwei Verlobten gehört hat, die sich vor rund 25 Jahren im Streit trennten. Was für ein Jammer, denkt sie, aber Lavender mag zwar weiße Haare haben, verhält sie allerdings, als wäre sie immer noch siebzehn – genauso alt wie Anne. Die beiden werden sofort Freunde, und wieder entdeckt Anne eine „verwandte Seele“. Sie fragt, ob sie wohl Paul Irving mitbringen darf, und Lavender sagt ja. Etwas Gutes könnte jetzt beginnen, hofft Anne.

_Mein Eindruck_

Dies ist eine der wichtigsten Folgen der gesamten zweiten Staffel. Nach einem recht komischen Auftakt um die Zerstörung und Wiederbeschaffung einer Servierplatte – teure und daher seltene Keramik in der damaligen Zeit – und um die Beweihräucherung einer bewunderten Schriftstellerin lernt Anne in Lavender Lewis eine weitere „verwandte Seele“ kennen. Sofort tritt ihr Rettungsprogramm in Kraft. Ihre romantischen christlichen Prinzipien sind bereits durch das traurige Schicksal Heather Grays strapaziert worden, nun muss sie einen Ausgleich schaffen, um dem Guten (und somit Gottes Geboten) wieder zum Sieg zu verhelfen.

Aber will Lavender Lewis überhaupt gerettet werden? Sie scheint rundum zufrieden zu sein, obwohl sie zusammen mit ihrem Hausmädchen Charlotta alleine im Wald lebt. Sie hat eine tolle Aussicht, ein tolles Echo und sieht außerdem toll aus – als würde sie in einer Zeitkapsel leben. Wie könnte es Anne da wagen, von Not zu sprechen? Sie hat zunächst Zweifel, ob Rettung angebracht ist, und erzählt erst einmal ganz dezent Paul und dadurch seinem Vater, was mit Stephen Irvings Exverlobter los ist. Das Rettungsprogramm kann schon mal im Hintergrund anlaufen.

Außerdem hat Anne selbst einen Erkenntnisprozess zu durchlaufen. Im Herbst geht sie wieder mal mit Diana, Fred und Gilbert in den Wald, um eine kleine Grillparty zu veranstalten. Dabei rückt ihr Diana den Kopf und Blick zurecht: Gilbert sei gar kein Junge mehr, wie Anne glaube, sondern ein junger Mann. Und Diana verlobt sich demnächst mit Fred, selbst schon eine junge Lady, wie alt muss dann erst Anne sein! Gilbert tituliert Anne dennoch zunächst als eine Dryade, eine Baumnymphe aus der Antike – ein Bildungstrümmerstück zum Renommieren.

Doch schon bald werden die beiden ernster. Sie bittet ihn, ihr seine Freundschaft nicht zu entziehen. Natürlich verspricht er es ihr, denn er insgeheim liebt er sie schon seit Schultagen. Sie muss sich erst noch an den Gedanken gewöhnen, dass Liebe auch ganz einfach wachsen könne und nicht wie ein Donnerschlag auf einen Blick über die Menschen hereinbreche – so beschreiben es nämlich die romantischen Schmonzetten, die sie ständig liest. Wer weiß, was Anne in ihrem Kämmerlein für Geschichten schreibt.

_Die Inszenierung_

|Die Sprecher:|

Die Hauptrolle der Anne Shirley wird von Marie Bierstedt, der deutschen Stimme von Kirsten Dunst und vielen anderen jungen Schauspielerinnen, mit Enthusiasmus und Einfühlungsvermögen gesprochen. Obwohl Bierstedt wesentlich älter ist als die siebzehnjährige Heldin, klingt ihre Stimme doch ziemlich jugendlich. Manchmal darf sie aber auch ein wenig langsamer und überlegter sprechen, besonders mit „verwandten Seelen“.

Sehr gut gefiel mir auch Heinz Ostermann, der Sprecher des Mr. Hamilton. Er legt ihm ein ganzes Spektrum von Grantigkeit, Freundlichkeit und schließlich sogar Zärtlichkeit in den Mund, dass man fast einen gerundeten Charakter vor sich hat.

Unter den weiteren weiblichen Sprecherinnen ragen die der Marilla Cuthbert (Dagmar von Kurmin) und der Rachel Lynde (Regina Lemnitz) heraus. Dagmar von Kurmin muss wie Heinz Ostermann sowohl Strenge als auch Freundlichkeit verkörpern. Regina Lemnitz ist die Inkarnation der Plaudertasche und der wandelnden Gerüchteküche. Außerdem scheint ihre Rachel Lynde Vorsitzende des Dorfverschönerungsvereins zu sein und hat entsprechend viele Sorgen um die Ohren. Und sie ist natürlich die beste Freundin von Marilla Cuthbert, die die Witwe in Folge acht in ihr Haus aufnimmt.

Lavender Lewis, gesprochen von Monica Bielenstein, der deutschen Stimme Emma Thompsons, klingt teils romantisch-verträumt, teils ein wenig traurig, aber stets freundlich und zuvorkommend. Man merkt, dass sie zwar glaubt, mit ihrem Leben zufieden sein zu können, dass ihr aber doch etwas Entscheidendes fehlt. Was könnte es nur sein?

|Geräusche|

Die Geräusche im Hintergrund sorgen für die Illusion einer zeitgenössischen Kulisse für das Jahr 1879, doch sind sie so sparsam und gezielt eingesetzt, dass sie einerseits den Dialog nicht beeinträchtigen, andererseits den Hörer nicht durch ein Übermaß verwirren. Deshalb erklingen Geräusche in der Regel stets nacheinander.

Auffällig häufig ist jedoch die Kombination aus Brandung und Vogelgezwitscher zu hören. Das ist eine Besonderheit der meerumtosten Inselumgebung. Selbstredend erklingen zahlreiche Vogelstimmen, wenn Anne mit ihren Freunden durch den Wald spaziert. Um die Epoche zu verdeutlichen, ist natürlich kein einziges Auto zu hören, sondern nur diverse Kutschen und Karren.

|Musik|

Die Musik ist ebenfalls ziemlich romantisch, voller Streichinstrumente, Harfen und Pianos. Das Klavier wird meist für melancholische Passagen eingesetzt, und diese sind ebenso wichtig wie die heiteren. Der kontrastreiche Wechsel zwischen Heiterkeit, Drama, Rührung und Melancholie sorgt für die emotionale Faszination beim Zuhörer. Die Musik steuert die Emotionen und untermalt die wichtigsten Szenen, kommt aber nicht ständig im Hintergrund vor. Ebenso wie mit den Geräuschen darf man es nicht übertreiben.

Als Intro erklingt die Erkennungsmelodie der Serie: In einem flotten Upbeat-Tempo lassen Streicher, Holzbläser und ein Glockenspiel Romantik, Heiterkeit und Humor anklingen. Alle diese Elemente sind wichtige Faktoren für den Erfolg des Buches gewesen. Warum sollten sie also ausgerechnet im Hörspiel fehlen?

_Unterm Strich_

Große Veränderungen kündigen sich an. Die Zwillinge bleiben nur fest auf Green Gables, und der Besuch der bewunderten Schriftstellerin wird zu einer mittleren Katastrophe – der besonders heiteren Sorte. Nach Annes abenteuerlicher Kletterpartie auf einem Stalldach wendet sich das Geschehen wieder ernsteren Dingen zu, darunter die Begegnung mit Lavender Lewis, deren Leben einen offensichtlichen Mangel aufweist, den man aber nicht offen aussprechen darf. Doch insgeheim startet Anne bereits ihr Rettungsprogramm für diese „verwandte Seele“. Dass sie selbst ebenfalls einer liebenden Person bedarf, realisiert sie erst ziemlich spät. Sie hat nämlich die falsche Vorstellung von Liebe. Aber das lässt sich ja korrigieren.

Besonderes Vergnügen hat mir die akustische Umsetzung des Buches bereitet. Hörbaren Spaß haben die Sprecher an ihren Rollen, und insbesondere die Hauptfigur ist von Marie Bierstedt ausgezeichnet gestaltet. Sie schluchzt, lacht, schmollt, flüstert und quasselt, dass man sich wundern muss, woher diese Vielseitigkeit stammt. In den Spider-Man-Filmen ist Kirsten Dunst nie so vielseitig. Bierstedts Anne muss sich nicht nur durch Höhen und Tiefen des Herzens lavieren, sondern auch noch weiterentwickeln.

|67 Minuten auf 1 CD
ISBN-13: 978-3-7857-3635-7|

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