Schlagwort-Archive: Arnaldur Indriðason

[NEWS] Arnaldur Indriðason – Frostnacht (Kommissar Erlendur 7)

Ein offenbar kaltblütig ausgeführter Mord lässt den Menschen in Island das Blut in den Adern gefrieren – mehr noch als die Stürme, die in diesem ungewöhnlich kalten Winter über die Insel im Nordatlantik wegfegen: Ein kleiner Junge isländisch-thailändischer Abstammung wird erstochen aufgefunden. Wir konnte es zu diesem grausamen Mord kommen? Die Ermittlungen von Erlendur, Sigurður Óli und Elinborg von der Kripo Reykjavík konzentrieren sich zunächst auf das direkte Umfeld des Kindes: die Lehrer, die Mitschüler und die Angehörigen. Je mehr sie dabei in Erfahrung bringen, desto tragischer erscheint der Tod des kleinen Jungen … (Verlagsinfo)


Broschiert ‏ : ‎ 400 Seiten
Lübbe

[NEWS] Arnaldur Indriðason – Todeshauch (Kommissa Erlendur 4)

In einer Baugrube am Stadtrand von Reykjavík werden menschliche Knochen gefunden. Wer ist der Tote, der hier verscharrt wurde? Wurde er lebendig begraben? Erlendur und seine Kollegen von der Kripo Reykjavík werden mit grausamen Details konfrontiert. Stück für Stück rollen sie Ereignisse aus der Vergangenheit auf und bringen Licht in eine menschliche Tragödie, die bis in die Gegenwart hineinreicht. Während Erlendur mit Schrecknissen früherer Zeiten beschäftigt ist, kämpft seine Tochter Eva Lind auf der Intensivstation um ihr Leben … (Verlagsinfo)


Broschiert ‏ : ‎ 368 Seiten
Lübbe

[NEWS] Arnaldur Indriðason – Nordermoor (Kommissar Erlendur 3)

Was zunächst aussieht wie ein typisch isländischer Mord – schäbig, sinnlos und schlampig ausgeführt -, erweist sich als überaus schwieriger Fall für Erlendur von der Kripo Reykjavik. Wer ist der tote alte Mann in der Souterrainwohnung in Nordermoor? Warum hinterlässt der Mörder eine Nachricht bei seinem Opfer, die niemand versteht? – Während schwere Islandtiefs sich über der Insel im Nordatlantik austoben, wird eine weitere Leiche gefunden … (Verlagsinfo)


Broschiert ‏ : ‎ 320 Seiten
Lübbe

Arnaldur Indriðason – Codex Regius (Lesung)

Literaturthriller: Die Jagd nach der Handschrift

Kopenhagen in den 1950er Jahren: Die Begegnung mit seinem Professor stellt Valdemars bisher beschauliches Leben völlig auf den Kopf. Der junge Isländer war nach Dänemark gereist, um hier über die alten Pergamenthandschriften zu forschen. Dort kommt er düsteren Geheimnissen auf die Spur und macht sich zusammen mit dem Professor auf die Suche nach einer Reihe verloren gegangener Manuskripte. Ihre Jagd führt die beiden durch halb Europa und nicht selten geraten sie dabei in große Gefahr – denn für diese wertvollen Kulturschätze sind andere bereit, über Leichen zu gehen… (Verlagsinfo)
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[NEWS] Arnaldur Indriðason – Der Reisende

Reykjavík, 1942. Ein Handelsreisender wird in einer Wohnung in der Innenstadt ermordet. Der gezielte Schuss in den Kopf erinnert an eine Hinrichtung. Der Verdacht der Polizei fällt sofort auf die ausländischen Soldaten, die während der Kriegsjahre die Straßen Reykjavíks bevölkern. Thorson, kanadischer Soldat mit isländischen Wurzeln, und Flóvent von der Reykjavíker Polizei nehmen die Ermittlungen auf. Steht der Mord mit Spionagetätigkeiten auf Island in Verbindung? – Ein Fünf-Sterne-Island-Krimi
(Verlagsinfo)


Taschenbuch: 416 Seiten
Bastei Lübbe

[NEWS] Arnaldur Indriðason – Der Reisende (Flovent Thorson 1)

Reykjavík 1941. Ein Handelsreisender wird mitten in der Stadt in seiner kleinen Wohnung tot aufgefunden. Er wurde mit einem Pistolenschuss in den Kopf getötet. Die Polizei ist gleich vor Ort und der Verdacht fällt auf die ausländischen Soldaten, die während der Kriegsjahre die Straßen Reykjavíks bevölkern. Thorson, neu bei der Polizei, und sein erfahrener Kollege Flovent nehmen die Ermittlungen auf. Schon bald stoßen sie auf eine heiße Spur … (Verlagsinfo)

Gebundene Ausgabe: 432 Seiten
Originaltitel: þýska húsið
Bastei Lübbe

Kriminell gute Weihnachtstipps – Krimi-Tipps

Und zu guter Letzt darf es auch mal unterm Weihnachtsbaum knistern vor Spannung! Hier unsere Krimi-Tipps:

Robert B. Parker – Drei Kugeln für Hawk

Nachdem sein bester Freund Hawk in den Rücken geschossen wurde, während der einen Buchmacher beschützte, begibt sich der Bostoner Privatdetektiv Spenser mit dem genesenen Hawk auf einen Rachefeldzug gegen die Hintermänner dieses feigen Anschlags. Wie sich herausstellt, handelt es sich um Ukrainer, der von Marshport aus operieren. Aber wieso lässt Tony Marcus, der Gangsterboss von Boston, sie das überhaupt tun?

Parkers Detektiv-Krimis sind nie einfach, sondern vielmehr komplex, und stets engagiert. Frauen spielen wider Erwarten eine wichtige Rollen: Sie analysieren die beiden Helden und reagieren auf sie.
Unsere Rezi

Ace Atkins – Robert B. Parkers Cheap Shot: A Spenser Novel

Polizei-Chef Jesse Stone steht mächtig unter Druck. Der Mord an einem stinkreichen Talkshow-Moderator erschüttert das kleine Städtchen Paradise. Mit seiner scharfen Zunge hat sich Walton Weeks zu Lebzeiten zahlreiche Feinde gemacht. Ein vertrackter Fall für Jesse Stone, zumal das Medieninteresse an dem Mord gewaltig ist. Als auf dem Höhepunkt des Presserummels eine weitere Leiche gefunden wird, will die Öffentlichkeit ganz schnell einen Täter präsentiert bekommen, aber Jesse Stone ermittelt unbeirrt weiter.

Polizeichef Jeff Stone ist aus unzähligen Wiederholungen seiner Verfilmungen durchaus eine bekannte Krimifigur. Anders als Kommissar Schimanski ist er entwurzelt, versucht aber dennoch das Richtige zu tun. Sein Codex ist komplex und hält Überraschungen bereit.
Unsere Rezi

Robert Ludlum, Eric van Lustbader – Die Bourne-Vergeltung

Jason Bourne ist am Boden zerstört, als seine Gefährtin, die Mossad-Agentin Rebekka, bei einem gemeinsamen Einsatz in Mexiko getötet wird. So nimmt er den Auftrag an, für den ihn der Chef des israelischen Geheimdienstes gewinnen will: den chinesischen Minister Ouyang Jidan auszuschalten, der nicht nur für Rebekkas Tod verantwortlich zeichnet, sondern mit seinen dunklen Plänen eine Bedrohung für die gesamte westliche Welt darstellt.

Bourne ist hier nicht mehr der ferngesteuerte Superkiller, sondern ein Mann, der die Wahrheit aufdeckt und es mit dem Herz der Finsternis aufnimmt. In diesem Band spielen Frauen erstmals eine ausnehmend wichtige Rolle für die Entwicklung der Handlung.

Unsere Rezi

Arnaldur Indriadson – Nacht über Reykjavik

Der junge, grüblerisch veranlagte Erlendur Sveinsson hat vor Kurzem seine Tätigkeit als Streifenpolizist in Reykjavík aufgenommen. In den Nachtschichten lernt er die dunklen Seiten der isländischen Hauptstadt kennen: betrunkene Autofahrer, häusliche Gewalt, Einbrüche, Drogenhandel. Ihn bewegt das Schicksal von Randfiguren der Gesellschaft. An einem Wochenende wird ein Obdachloser in einem Tümpel am Stadtrand ertrunken aufgefunden, und eine junge Frau verschwindet spurlos. Beide Fälle lassen Erlendur keine Ruhe, und er beginnt auf eigene Faust zu ermitteln …

Dieser Krimi bietet quasi ein Prequel für Indridasons lange Serie über Kommissar Erlendur Sveinsson, die 2013 mit „Eiseskälte“ (siehe dort) abgeschlossen wurde. Der Band nimmt den Leser zurück in die seltsamen 1970er Jahre und den Fan zu den Anfängen seines Lieblingskommissars – der hier noch ganz normal Streife fährt.

Unsere Rezi

Andrea Camilleri – Das Lächeln der Signorina: Commissario Montalbano lässt sich blenden

Eine Serie von Diebstählen sorgt für Aufregung im sizilianischen Vigàta. Als Commissario Montalbano im Rahmen der Ermittlungen Bekanntschaft mit der jungen Angelica Cosulich macht, fühlt er sich schlagartig in seine Jugend zurückversetzt: Mit ihrem wallenden Blondhaar erinnert ihn die schöne Angelica an die Heldin selben Vornamens aus Ariosts Epos „Der rasende Roland“, die ihm seinerzeit die Träume versüßt hat. Doch hinter dem betörenden Lächeln der Signorina verbirgt sich ein gefährliches Geheimnis…

Auf vielschichtige und gekonnte Weise verknüpft der italienische Altmeister Montalbanos Erleben der aktuellen Ermittlung und fatalen Liebe mit jenen Jugendtagen, als der junge Salvo noch von heroischen Frauen träumte. Darf ihn diese Sehnsucht blenden? Natürlich nicht. Doch wer wird ihn davor bewahren?

Unsere Rezi

Hörbuch

Arthur Conan Doyle – Der Daumen des Ingenieurs (Sherlock Holmes 19)

Der junge Ingenieur Victor Hatherley befindet sich in finanziellen Schwierigkeiten und entschließt sich daher, einen äußerst mysteriösen – und dem nächtlichen – Auftrag anzunehmen. Als er am nächsten Morgen wieder zu sich kommt, fehlt ihm einer seiner Daumen…

Dies ist zwar nicht der bekannteste Fall des Meisterdetektivs, doch in der Inszenierung durch Titania Medien wird eine packende Erzählung daraus: Ein scheinbar harmloser Auftrag entpuppt sich nach und nach als tödliche Falle – in einer Hochdruckpresse…

Unsere Rezi

[NEWS] Arnaldur Indriðason – Schattenwege

Ein Mann wird in seiner Wohnung in Reykjavík ermordet aufgefunden. Auf seinem Schreibtisch liegen Zeitungsausschnitte aus den Kriegsjahren, die von einem brutalen Mord berichten: Ein Mädchen wurde damals mitten in der Stadt erdrosselt, dort, wo in jener Zeit das Lager des amerikanischen Militärs war. Konráð, ein pensionierter Polizist, erfährt davon, und seine Neugier erwacht. Er hatte schon früher von dem ermordeten Mädchen gehört – aber warum sollte jemand Berichte über ihren Tod so lange Zeit aufbewahren? Wochenlang Platz 1 der isländischen Bestsellerliste Mit dem Premio RBA de Novela Negra 2013 ausgezeichnet. (Verlagsinfo)

Gebundene Ausgabe: 432 Seiten
Originaltitel: Skuggasund
Bastei Lübbe

Arnaldur Indridason – Nacht über Reykjavik

Der Kommissar in jungen Jahren: ein unkonventioneller Ermittler

Der junge, grüblerisch veranlagte Erlendur Sveinsson hat vor Kurzem seine Tätigkeit als Streifenpolizist in Reykjavík aufgenommen. In den Nachtschichten lernt er die dunklen Seiten der isländischen Hauptstadt kennen: betrunkene Autofahrer, häusliche Gewalt, Einbrüche, Drogenhandel. Ihn bewegt das Schicksal von Randfiguren der Gesellschaft. An einem Wochenende wird ein Obdachloser in einem Tümpel am Stadtrand ertrunken aufgefunden, und eine junge Frau verschwindet spurlos. Beide Fälle lassen Erlendur keine Ruhe, und er beginnt auf eigene Faust zu ermitteln … (Verlagsinfo)

Arnaldur Indridason – Nacht über Reykjavik weiterlesen

[NEWS] Arnaldur Indriðason – Nacht über Reykjavik

Der junge, grüblerisch veranlagte Erlendur Sveinsson hat vor Kurzem seine Tätigkeit als Streifenpolizist in Reykjavík aufgenommen. In den Nachtschichten lernt er die dunklen Seiten der isländischen Hauptstadt kennen: betrunkene Autofahrer, häusliche Gewalt, Einbrüche, Drogenhandel. Ihn bewegt das Schicksal von Randfiguren der Gesellschaft. An einem Wochenende wird ein Obdachloser in einem Tümpel am Stadtrand ertrunken aufgefunden, und eine junge Frau verschwindet spurlos. Beide Fälle lassen Erlendur keine Ruhe, und er beginnt auf eigene Faust zu ermitteln … (Verlagsinfo)

Gebundene Ausgabe: 384 Seiten
Originaltitel: Reykjavikur naetur
Lübbe Ehrenwith

[NEWS] ARNALDUR INDRIÐASON – Abgründe

Arnaldur Indriðasons Islandkrimi „Abgründe“ gibt es bei Bastei Lübbe nun auch als Taschenbuch.

Island 2005 – die Wirtschaft boomt. Ehrgeizige Unternehmer machen durch clevere Finanzgeschäfte weltweit von sich reden. Ganz Island bewundert seine „Expansionswikinger“. In dieser Zeit des unbegrenzten Wachstums stürzt ein Banker von einer Steilklippe in den Tod. Ein Unfall? Kurz darauf wird eine junge Frau von einem Schuldeneintreiber zu Tode geprügelt. Beide Ereignisse scheinen zunächst nichts miteinander zu tun zu haben. Nur eines ist sicher, Geld spielt in beiden Fällen die entscheidende Rolle.
(Verlagsinfo)

Taschenbuch, 432 Seiten
Originaltitel: Svörtuloft

Indridason, Arnaldur (Autor) / Kreye, Walter (Sprecher) – Abgründe (Lesung)

_|Kommissar Erlendur Sveinsson|:_

Band 1: |Synir Duftsins|, 1997 (deutsch: [„Menschensöhne“ 1217 2005)
Band 2: |Dauðarósir|, 1998 (deutsch: [„Todesrosen“ 5107 2008)
Band 3: |Mýrin|, 2000 (deutsch: [„Nordermoor“ 402 2003)
Band 4: |Grafarþögn|, 2001 (deutsch: [„Todeshauch“ 2463 2004)
Band 5: |Röddin|, 2002 (deutsch: [„Engelsstimme“ 2505 2004)
Band 6: |Kleifarvatn|, 2004 (deutsch: [„Kältezone“ 4128 2006)
Band 7: |Vetrarborgin|, 2005 (deutsch: [„Frostnacht“ 3989 2007)
Band 8: „Kälteschlaf“
Band 9: „Frevelopfer“
Band 10: _“Abründe“_
Band 11: „Furðustrandir“ (noch ohne dt. Titel)

_Grenzenlose Gier: Nummer vier muss sterben_

Island 2005 – die Wirtschaft boomt in nie gekanntem Ausmaß. Ehrgeizige junge Unternehmer machen durch clevere Finanzgeschäfte weltweit von sich reden. Ganz Island bewundert seine „Expansionswikinger“. In dieser Zeit des unbegrenzten Wachstums kommt ein Banker durch einen Sturz von einer Steilklippe ums Leben. Ein Unfall? Kurz darauf wird eine junge Frau von einem Schuldeneintreiber zu Tode geprügelt. Beide Ereignisse scheinen zunächst nichts miteinander zu tun zu haben. Nur eines ist sicher: Geld spielte in beiden Fällen eine entscheidende Rolle … (Verlagsinfo)

_Der Autor_

Arnaldur Indriðason, Jahrgang 1961, war Journalist und Filmkritiker bei Islands größter Tageszeitung. Heute lebt er als freier Autor bei Reykjavik und veröffentlicht mit großem Erfolg seine Romane. Sein Kriminalroman „Nordermoor“ hat den „Nordic Crime Novel’s Award 2002“ erhalten, wurde also zum besten nordeuropäischen Kriminalroman gewählt, und das bei Konkurrenz durch Hakan Nesser und Henning Mankell!

Weitere Romane von Indriðason:

Engelsstimme
Todeshauch
Kältezone
Gletschergrab
Nordermoor
Todesrosen
Menschensöhne
Codex Regius
Frostnacht

_Der Sprecher:_

Walter Kreye, geboren 1942, studierte an der „Schauspielschule Bochum“. Er spielte an den großen Theatern Deutschlands und ist dem Hörer nicht nur durch zahlreiche Film- und TV-Rollen bekannt. Seit Anfang 2008 ist kreye als Nachfolger von Rolf Schimpf alias „Leo Kress“ in der Krimiserie „Der Alte“ zu sehen. Seine Stimme war in den verschiedensten Hörspiel- und Hörbuchproduktionen zu hören. Für Hörbuch Hamburg hat er beispielsweise „Der Professor“ von Amélie Nothomb gesprochen.

Regie in den L.A. Tonstudios, Köln, führte Thomas Krüger. Die Musik trug Michael Marianetti bei. Den Text kürzte Kai Lüftner.

_Handlung_

Kommissar Erlendur ist im Urlaub. Seine Assistent Sigurdur Oli denkt, er tut einem Freund nur einen Gefallen, als er an die Haustür des Ehepaars Sigurlina Thorgrimsdottir und Ebenezer – kurz „Lina“ und „Ebi“ – klopft. Doch dann geht die Tür von alleine auf … Sein Freund, der Ingenieur Patrickur, hat ihn mit dem erfolgreichen Reiseleiter Hermann bekannt gemacht. Der hat behauptet, „Lina“ und „Ebi“ würden ihn und seine Frau erpressen. Sie drohten, die Fotos und Videos, die sie auf gemeinsamen Swinger-Partys gemacht hätten, ins Internet zu stellen, sollten sie nicht zahlen. Tja, und nun tritt Sigurdur in Linas Haus.

Eine weibliche Gestalt liegt blutüberströmt auf dem Boden des verwüsteten Wohnzimmers. Ist es Lina? Als Oli sie untersucht – sie lebt noch – bemerkt er eine Bewegung aus dem Augenwinkel und kann den Hieb eines Baseballschlägers gerade noch abwehren. Da flüchtet der Mann sofort, Oli ihm nach. Doch der Mann scheint ein wahrer Sprinter zu sein, und Oli verliert seine Spur im Park vor der psychiatrischen Klinik. Die Fahndung erbringt nichts. Lina wird im Koma ins Krankenhaus eingeliefert. Ihr Mann Ebenezer kehrt sofort von seiner Gletschertour zurück und starrt Lina bestürzt an. Alle Fragen Olis hinsichtlich Erpressung und so wehrt er als Unsinn ab.

Doch als Sigurdur die Besitzer der Autos am Tatort abklappert, stößt er auf die Telefonistin Sara. Sie hat ihn angelogen, findet er zu seinem Leidwesen heraus. Beim Nachhaken gibt sie zu, dass ihr Bruder Kristian ihr Auto einfach genommen habe. Und Kristian, ein Junkie, gibt an, er habe das Auto seinem Freund Thorarinn leihen müssen, um seine Schulden abzubauen. Thorarinn ist offenbar laut Akte ein Drogendealer, der Kristian einsetzte, und zudem ein Schuldeneintreiber mit Knochenbrecherqualitäten. Und Lina und Ebenezer haben offenbar hohe Schulden bei ihm.

Genau wie Hermann und seine Frau, die politische Ambitionen hat. Als Oli eine Kollegin der inzwischen verstorbenen Lina in einer Wirtschaftsprüferkanzlei befragt, steht auf den Kundenlisten auch der Name von Hermann und Patrickur. Die beiden haben Oli ebenfalls angelogen. Sie kannten Lina und Ebi schon vor der Swinger-Party. Und zur Rede gestellt gibt Patrickur unumwunden zu, er habe mit Lina geschlafen. Aber nur einmal. (Wirklich?) Was verschweigen die beiden ihm noch, fragt sich Oli. Er ahnt noch nicht, dass der isländische Banker Thorfinnur, der auf einer von Linas Wandertouren erst verschwand und viel später tot im Meer wiedergefunden wurde, etwas mit dem Angriff auf Lina zu tun haben könnte.

Denn Oli beschäftigt sich mit einem zweiten, erschütternden Fall. Der Stadtstreicher Andres gibt ihm einen kurzen 8-Millimeter-Film, auf dem er selbst als zehnjähriger Junge zu sehen ist. Wer filmt den offensichtlich verzweifelten Jungen? Ist es der Peiniger? Mit Hilfe einer Lippenleserin erfährt er, was der gepeinigte Junge fortwährend zu dem Filmer sagt: „Hör auf! Ich will nicht mehr.“

In einem Gespräch mit Andres wird Olis Verdacht erhärtet, dass es sich bei dem Filmer und Peiniger des jungen Andres – das muss um das Jahr 1970 gewesen sein – um dessen Stiefvater Rögnvaldur handeln muss. Der war zwischenzeitlich verschwunden, ist aber vor wenigen Monaten wieder aufgetaucht. Und wieder verschwunden. Hat Andres dabei die Finger im Spiel? Wozu hat er sich eine Ledermaske gefertigt?

Dann widmet sich Oli wieder dem Fall des Mordes an Lina. Von dem Junkie Kristian erhält er einen Hinweis auf Höddi, einen Freund des untergetauchten Thorarinn. Er folgt ihm spätabends und gelangt zurück in jene Gegend, in der er seinerzeit die Spur des Sprinters verlor. Tatsächlich war Thorarinn mal Leichtathlet und trägt den Spitznamen „Toggi Sprint“. Kein Wunder, dass er Oli abhängte. Nachdem Höddi für eine halbe Stunde mit einer Tüte Hamburger in einer Autowerkstatt verschwunden und ohne diese Tüte wieder weggefahren ist, schleicht sich Oli vorsichtig zur Werkstatt …

_Mein Eindruck_

Olis Ermittlung bewegt sich relativ zielstrebig und linear ihrem Ziel zu. Er hat zwei Morde aufzuklären, den an Lina und den an dem Banker Thorfinnur. Offenbar besteht zwischen den beiden Fällen eine Verbindung. Hat der Schuldeneintreiber Thorarinn etwas mit den Bankern zu tun, die den Mord an ihrem Kollegen vertuschen wollten, indem sie Lina, die Reiseleiterin, ebenfalls beseitigten? Oder steckt noch mehr dahinter?

Welche Rolle spielen dann in dieser Verbindung die Herrschaften Hermann und Patrickur sowie ihre Frauen? Erst als Oli spätabends noch mal die Abhörprotokolle von Höddis Telefon durchliest, stößt er auf den Schlüssel, einen Namen, der ihm sehr bekannt vorkommt. Er schimpft sich einen dämlichen Hornochsen, weil er sich von einer persönlichen Beziehung zu einem Namen in dem Fall hat abhalten lassen, genauer nachzuforschen. Er schwört sich, keine Gnade mehr walten zu lassen und dann den gesamten Doppelfall an seine Kollegen abzugeben – er steckt viel zu tief persönlich drin.

|Nemesis der Gier|

Soweit so schön. Der Rest der Geschichte ist allerdings ein wenig vorhersehbar. Vier isländische Banker führen anno 2005 – also kurz vorm Crash – mit Lina nach Nordisland, doch nur drei kehrten zurück. Warum musste Nummer 4 sterben? Und warum hat Lina laut Kollegin gesagt, die vier würden ein „kaltschnäuziges Projekt“ einfädeln?

Vom heutigen Kenntnisstand aus gesehen, ist die Bankenkrise in Island eine Geschichte der allseitigen Gier, des Größenwahns und des Filzes gewesen. Als Indridason seinen Roman schrieb, kamen die wichtigsten Fakten zu dem allumfassenden Skandal, der den Präsidenten das Amt kostete, in einem Klima der Empörung ans Tageslicht, und entsprechend prangert der Autor auch die Machenschaften der Banker an.

Anno 2009 trug dieser Krimi sicher zu Erhellung der Fakten bei und klagte zurecht die richtigen Drahtzieher an. Aber uns Mitteleuropäern ist vielleicht das gesamte Ausmaß der Katastrophe nicht bewusst, und in dieser Hinsicht liefert der Roman einen nützlichen Beitrag. Und erst unter diesem Blickwinkel ergibt der Handlungsstrang mit dem als Kind missbrauchten Andres einen Sinn.

|ACHTUNG, SPOILER!|

Den Bankern in Island ging es vor allem um billige Kredite. Diese bekamen sie aus allen möglichen Quellen, solange jeder jedem die Bonität bescheinigte – ein Geflecht von Interessen, Filz genannt. Damit die Kredite Zinsen abwarfen, bedurfte es zweier Bedingungen: einer Spezialität des isländischen Kapitalmarktes, die den Zins laufend steigen ließ, und einer Vielzahl von Investitionsmöglichkeiten. Die Jung-Banker wurden zu „Expansionswikingern“, die in ganz Europa, v. a. aber in London, Anlagemöglichkeiten suchten.

Als ihnen ein Luxemburger Bankmanager die Riesensumme von 45 Mio. Euro als Darlehen anbot, konnten sie die günstigen Bedingungen kaum fassen. Ein Jahr lang keine Tilgung, die Zinsen praktisch garantiert und – aufgeteilt auf fünf – in Steueroasen praktisch unversteuert anlegbar. Was für ein Schnäppchen! Doch Banker Nr. 4, Thorfinnur, wurde misstrauisch: Woher stammt diese Riesensumme?, wollte er wissen. Für wen sollten sie das Geld waschen, etwa für die Mafia? Als er es endlich erfuhr, stieg er sofort aus und wollte zur Polizei gehen. Das konnten die anderen drei nicht zulassen. Auch wenn sie selbst ein mieses Gefühl dabei hatten, Geld aus der Kinderpornografie zu verwenden …

Das Stichwort „Kinderpornografie“ ist der Berührungspunkt zu Andres‘ Tragödie. Denn von ihm wurden ja Pornofilme gedreht, die dann wiederum ordentlich Profit einbrachten. Die 45 Millionen sind richtiges Blutgeld, erkauft mit dem Leid von kleinen Kindern. Als Andres auf einem schneebedeckten Grabstein einsam und verlassen erfriert, stirbt er stellvertretend für alle Opfer der Kinderpornografie – und der Finanzhaie in Island. Genauso gut hätte der Autor die Banker ans Kreuz nageln können. (Der Kreuzigungstod ist einer der qualvollsten: Das Opfer verblutet nicht, sondern erstickt.)

_Der Sprecher_

Walter Kreye ist einer der besten männlichen Sprecher im deutschsprachigen Raum. Man nimmt ihm den Ausdruck der Anklage und der Betroffenheit durchaus ab, wenn er Sirgurdur Oli dies darstellen soll. Oli ist ein altertümlicher Typ: Er regt sich noch über die Fehler junger Männer auf, statt sie apathisch zu ignorieren oder sarkastisch abzuqualifizieren. Er ist seine eigene „moralische Anstalt“, um mit Schiller zu reden. Das macht ihn als Mensch so sympathisch, als Ermittler so hartnäckig und als Figur so anachronistisch. Für eine solche Figur ist Kreyes Vortragsweise wie geschaffen.

Denn er legt noch Emphase in seinen Vortrag, statt den Text routinemäßig runterzurattern. Seine Figuren seufzen noch, flehen und klagen, regen sich auf und drohen sogar. Wenn er den alten Andres darstellt, dann stimmt das zwar nicht alles hundertprozentig, aber die stockende, heiser-leise Ausdrucksweise des Missbrauchsopfers und Alkoholikers geht dennoch unter die Haut. Wenn man gewillt ist, genau zuzuhören.

Die männlichen Figuren weiß Kreye gut auseinanderzuhalten, doch die weiblichen klingen alle gleich. Deshalb muss er sie situationsbedingt individuell darstellen. So ist etwa Linas Kollegin in Zeitnot und redet hastig – was Oli in keinster Weise aus seiner Seelenruhe bringt. Die markanteste männliche Figur neben Andres ist Höddi, der Schläger, der stets eine Drohung auf den Lippen hat.

Jede CD endet mit einem Teil des Intros bzw. Outros, das Michael Marianetti beigesteuert hat. Ein Piano spielt dramatische Kadenzen, bis schließlich die unterstützende Rhythmusgruppe hinzukommt, so dass das Grundmotiv allmählich in Fahrt kommt. Das ist zwar nicht ausgefeilt, aber wirkungsvoll, und das reicht.

_Unterm Strich_

Das Anliegen Indridason ist löblich: Die Kritik an der Exportwikinger-Mentalität der Isländer vor 2008, die alles, was sie raffen konnten, auf Pump kauften – bis das Pump-System zusammenbrach. Die dabei an den Tag gelegte Gier kostete nicht nur zwei Menschenleben, deren Verlust unser braver Inspektor herauszufinden hat, sondern hatte auch einen moralischen Preis: Kinderpornografie, deren Profiten gewaschen werden sollten.

Was mir an diesem Plot fehlte – und das lag vielleicht an der Kürzung des Textes – waren eine Liebesgeschichte und eine persönliche Verstrickung des Ermittlers in den ganzen Fall. Diese Verstrickung ist zwar in den Augen der Polizei gegeben, aber nicht in unseren Augen. Ein paar Frenden einen Gefallen zu tun, das erscheint eher als Kavaliersdelikt.

|Das Hörbuch|

Womit ich mehr Unbehagen hatte, ist die radikale Kürzung des Textes auf den Kern des Plots hin. Das fördert zwar das Verständnis der Handlung ungemein, lässt aber praktisch nur noch zwei Charakterisierungen zu: die des Ermittlers und von Andres, seinem Antipoden, der offenbar auch im Gerechtigkeitsgeschäft ist. Wer also mehr über die gierigen Banker und ihre Mentalität erfahren will, der sollte zum Buch greifen. Allen anderen reicht die Lesung.

Walter Kreye wirft seine sprecherspezifische Autorität in die Waagschale, um die moralische Haltung des Autors und des Ermittlers zu stützen. Zurückhaltung wäre hier falsch am Platz gewesen. Und Kreye gelingt auch, die beiden Hauptfiguren Oli und Adres einigermaßen zu charakterisieren. Die meisten anderen bleiben charakterlich schattenhaft, deshalb erweckt sie per situationsabhängiger Dramatik zum Leben. Das ist okay für eine befriedigende Lesung.

|4 Audio-CDs mit 310 Minuten Spieldauer
Originaltitel: Svörtuloft (2009)
Aus dem Isländischen übersetzt von Coletta Bürling
ISBN-13: 978-3785744581|
[www.luebbe.de]http://www.luebbe.de

_Arnaldur Indriðason bei |Buchwurm.info|:_
|Napóleonsskjölin|, 1999 (deutsch: [„Gletschergrab“ 3068 2005)
|Bettý|, 2003 (deutsch: [„Tödliche Intrige“ 1468 2005)
[„Tödliche Intrige“ (Hörspiel)]http://buchwurm.info/REDAKTION/review/book.php?id__book=7155

Indridason, Arnaldur – Tödliche Intrige (Hörspiel)

_Mordende Lesben: In der Liebesfalle_

„Ich habe Fehler gemacht. Ich bin in eine Falle nach der anderen getappt. Manchmal sogar willentlich. Ich war mir dessen bewusst, dass sie da waren und dass sie gefährlich waren …“
In diesem psychologischen Thrillerhörspiel von Arnaldur Indriðason über eine isländische Femme fatale geht es um Leidenschaft und Liebe – und um einen überaus raffiniert geplanten Mord. (Verlagsinfo)

_Der Autor_

Arnaldur Indriðason, Jahrgang 1961, war Journalist und Filmkritiker bei Islands größter Tageszeitung. Heute lebt er als freier Autor bei Reykjavik und veröffentlicht mit großem Erfolg seine Romane. Sein Kriminalroman „Nordermoor“ hat den „Nordic Crime Novel’s Award 2002“ erhalten, wurde also zum besten nordeuropäischen Kriminalroman gewählt, und das bei Konkurrenz durch Hakan Nesser und Henning Mankell!

_Die Sprecher/Die Inszenierung_

|Die Sprecher und ihre Rollen:|

Cathlen Gawlich: Betty
Alexander Radszun: Tomas Ottoson Zoega
Kathrin Wehlisch: Sara
Fabian Gerhardt: Leo
Ulrike Bliefert: Rezeptionistin
Peter Rühring: Personaldirektor
Lisa Adler: Stella
Stefan Staudinger: Polizist

Regie beim WDR führte 2010 Anja Herrenbrück, die zusammen mit Georg Bühren den Text bearbeitete. Die MUSIK stammt vom Ensemble Adapter, die Komposition lieferte Thuridur Jonsdottir.

_Handlung_

Wie konnte es nur dazu kommen? Sara hockt in ihrer Zelle im Knast, verurteilt zu 16 Jahren wegen Mordes an Tomas Ottoson Zoega. Sie ist in Fallen getappt, denkt sie. Ja, aber leider auch willentlich. Sie denkt zurück, wie es begann…

Auf einem Vortrag vor Fischern spricht Betty, die Lebensgefährtin des steinreichen Reeders Tomas Ottoson Zoega, Sara an, die Anwältin. Ihr Mann, wie sie lügt, suche eine Rechtsberaterin, sagt sie, und Sara starrt ihr auf die Brustwarzen. Sie begehrt Betty, was diese schnell merkt. Tomas soll Tomas‘ Firma bei den EU-Verträgen helfen. Sara kann Tomas nicht leiden und lehnt ab, doch Betty insistiert und setzt ihren Sex-Appeal ein.

Als Betty mit einem blauen Auge auftaucht, kann Sara die plumpe Lüge schnell entlarven. Schlägt er Betty? Betty erfindet Ausflüchte, aber sie hört nicht auf, Sara anzubaggern, bis diese schließlich aufgibt, weil sie sich auf diese Weise wichtig fühlt. Es ist daher Betty, die Sara zuerst küsst, nicht umgekehrt. Sie werden ein Liebespaar und das Geld beginnt, in Strömen zu fließen.

Als Betty noch öfter mit einem Veilchen und sogar verletzt auftaucht, fordert Sara sie auf, sich von Tomas zu trennen, doch die weigert sich, sagt, dass Tomas sie in seinem Testament zur Alleinerbin eingesetzt habe und so weiter. Außerdem gehe er ja selbst auch fremd. Sara spürt erstmals richtig tiefen Hass auf einen Menschen.

Auf der Reise nach London lieben sich die beiden weiterhin und riskieren, dass Tomas sie entdeckt. Er hat eh schon einen verdacht, dass Betty fremdgeht, weil sie sich ihm verweigert. Zurück in Island scheint Betty nach dem Liebesspiel zufällig der Gedanke zu kommen: Was, wenn ihm etwas zustieße, ein Unfall oder so?

Nachdem Tomas sie vergewaltigt hat, sinnt Sara auf Rache. Was böte sich besser an, als auf Bettys Idee einzugehen? Betty hat ihre Geliebte gerade noch von einer Anzeige bei der Polizei abbringen können, sie dann zu einer Skihütte auf den Fjells eingeladen. Tomas werde da sein und Leo aus der Firma wahrscheinlich auch – als Alibi für die Tat. Nichtsahnend fährt Sara zur Skihütte. Keiner weiß, wohin sie will.

Doch nach der grausigen Tat kommt alles anders als erwartet …

_Mein Eindruck_

Die Falle ist raffiniert eingefädelt. Monate vergehen, bis Sara endlich soweit ist hineinzutappen. Erst die Liebesbeziehung, dann die Sache mit den blauen Flecken und schließlich Vergewaltigung. Und obwohl Sara keinen Finger gerührt hat, um Tomas etwas anzutun, ist sie es, die schließlich verurteilt wird. Denn schließlich findet sich in ihrem Haus die Mordwaffe, oder nicht? Der Staatsanwalt hat leichtes Spiel.

Doch Sara merkt schon vor ihrer Verhaftung, dass mit Saras Spiel etwas nicht stimmen kann. Erst lässt sie wochenlang nichts von sich hören, dann wohnt sie bei Leo, einem kleinen Angestellten mit erstaunlich großer Macht in Tomas‘ Firma. Doch erst als Sara ein wenig in Bettys Vergangenheit schnüffelt, muss sie erkennen, dass sie es mit dem gefährlichsten Menschen ihres ganzen Lebens zu tun hat. Denn Betty hat nicht zum ersten Mal zum Mittel der Gewalt gegriffen, um ihre Ziele zu verfolgen…

Zurückblickend erkennt Sara, dass sie Fehler gemacht hat, schon klar. Aber es waren Fehler der Vernunft, nicht Fehler des Herzens. In den Tagen ihres Zweifels an Betty und der Reue über die Tat erinnert sie sich immer wieder an die Küsse, die Umarmungen, die sie in Bettys Bett erleben durfte. Und denkt an Bettys Worte: „Wir sind frei!“ Das war die größte Lüge von allen. Und weil sie auf ihr Herz hörte, glaubte sie sie. Denn Tomas war ganz anders, als Betty ihn darstellte.

Der Autor macht aus der Geschichte, die sich ständig irgendwo auf der Welt zutragen dürfte, ein anrührendes Drama und auch ein klein wenig einen Kriminalfall. Doch die Ermittlung ist so kurz, zaghaft und ineffektiv, dass sie Sara nichts mehr nützt. Schon klingelt die Polizei an ihrer Tür …

Der interessanteste Dreh an der Story liegt wohl darin, dass die beiden „Täterinnen“ (Sara ist lediglich Zeugin) eine sexuelle Beziehung haben und diese auch glaubwürdig dargestellt wird. Nur so erscheint plausibel, dass Sara die größten Lügen Bettys nicht durchschaut, die kleinen aber schon. Es wäre hilfreich gewesen, wenn wir noch mehr über den Charakter Saras erfahren hätten. So erscheint sie als zwar kluge Anwältin, aber als leichtgläubige Liebhaberin.

_Die Sprecher/Die Inszenierung_

Betty (Cathlen Gawlich) ist anfangs immer die Fordernde und Sara (Kathrin Wehlisch) die Abwehrende und Zögernde. Nach der Tat ist es genau umgekehrt: Die verwirrte Sara muss Betty hinterherrennen, um zu erfahren, wie die Dinge zwischen ihnen stehen. Die beiden Sprecherinnen stellen diese Umkehrung vielfach nuanciert dar.

Doch ich habe mich mehrfach über Saras Zurückhaltung gewundert. Ist sie wegen ihrer Homosexualität gehemmt? An einer Stelle wirkt sie entsetzt über Betty, vor der Vergewaltigung eindeutig verwirrt und abwehrend. Doch auch Betty ist natürlich zu heftigen Äußerungen fähig. Als Sara ihr das erzählt, was Stella über Betty gesagt hat, rastet diese völlig aus und schreit sie an. Auch die kühlen Isländerinnen können also sehr emotional sein.

Alexander Radszun spricht den Tomas Ottoson Zoega, der eine zwielichtige Doppelrolle spielt: Je nach Standpunkt erscheint er wie der unschuldige Unternehmer oder wie der seine Frau prügelnde Vergewaltiger. Verwirrt von Bettys Ablehnung (die sich Sara gut erklären kann) sucht er selbst die Wahrheit – und lässt sich von ihr in eine Falle locken, sodass er Sara vergewaltigt und damit den Mord-Pakt zwischen Betty und Sara besiegelt. Nicht nur Sara ist Bettys Opfer, sondern natürlich auch – in doppeltem Sinne – Tomas.

Unter den Nebenfiguren ragt Lisa Adler als Sprecherin der Stella heraus. Stella ist eine ehemalige Schulkameradin von Sara und Betty. Sie wurde Zweite beim Schönheitswettbewerb, während Betty Erste wurde. Doch sie hätte den ersten Platz errungen, wenn ihr nicht ein Auto über den Fuß gefahren wäre; seitdem hinkt sie. Dreimal darf man raten, wer jenes Auto fuhr: Leo, Bettys Freund und Komplize. Lisa Adler stellt Stella als völlig aus dem Gleichgewicht geratene Frau dar, die womöglich Drogen nimmt, um ihr Elend zu betäuben.

|Geräusche|

Geräusche gibt es leider nur die allernotwendigsten, so etwa die Türklingel von Saras Haus oder Regen vor Bettys Haus. Das ist etwas schade, finde ich, denn Geräusche würden dem Geschehen mehr Realismus verleihen. Stattdessen setzt die Regie auf Expressionismus: Der Atem der sich Liebenden ist überdeutlich und überlaut zu hören. Diese akustische „Andeutung“ ersetzt die Schilderung des Liebesspiels. Das Zerreißen von Stoff läutet die Vergewaltigung ein. Vielleicht ist dies manchem Zuhörer bereits genug Andeutung. Realismus ist nicht nötig.

|Musik|

Die von dem Isländer Thuridur Jonsdottir komponierte Musik wird vom Ensemble Adapter vorgetragen. Die untermalenden Stücke, die vor allem als Intermezzi die Szenen voneinander abtrennen, werden vor allem von Holzblasinstrumenten wie Klarinette, Oboe und Fagott bestritten. Die Harmonien sind eindeutig neutönerisch, was ich als ziemlich gewöhnungsbedürftig empfand. Nur ein einziges Mal geraten diese Harmonien in wilde Bewegung, und zwar während der Vergewaltigungsszene.

_Unterm Strich_

Das Hörspiel baut eine erhebliche Spannung auf, selbst wenn der Krimikenner schon ahnt, worauf die Entwicklung hinauslaufen soll. Dennoch ist nicht so sehr der vorhersehbare Verlauf – schließlich präsentiert der Prolog ja Sara in ihrer Gefängniszelle – , sondern vielmehr die psychologische Entwicklung der beiden Täterinnen, die den Zuhörer so fesselt.

Welche Motive führen letzten Endes dazu, dass Sara passiv am Mord an Tomas beteiligt ist? Es ist beileibe nicht nur die Verführung und eine hypothetische Art von sexueller Loyalität, nein, vielmehr ist es die Solidarität einer geschlagenen Frau und tiefer Hass dem prügelnden Mann gegenüber, was den Ausschlag gibt.

Dennoch ist Sara, von jeher die Passive im Lesbenpärchen, untätig, als Betty zuschlägt. Und so wird auch sie leichtes Opfer der eigentlichen „tödlichen Intrige“ Bettys. Denn jede Tat braucht einen Schuldigen. Und wenn es bloß ein Sündenbock ist. Ein Funke Hoffnung ergibt sich aus Saras aktiver Ermittlung über Bettys Vorleben, nachdem sie mehrfach gefragt wurde, was sie eigentlich über Betty wisse. Es war so gut wie nichts.

Diese Ermittlung könnte sie noch retten, und dadurch wird eine weitere Spannung aufgebaut. Doch aufgrund des Prologs wissen wir zwar, dass diese Hoffnung trügt, dennoch bangen wir mit Sara, der Ich-Erzählerin. Wir ernten lediglich die Genugtuung, dass Betty, die „Goldgräberin“, die über Leichen geht, aufgrund eines kurzfristig geänderten Testaments keinen müden Cent erben wird. So verschwindet sie ironischerweise wieder in der Provinz, aus der sie kam.

Für manchen ist allenfalls erstaunlich, dass Betty ihre Komplizin am Leben lässt, doch genau dies ist ja notwendig, um Sara als eigentliche Täterin zum Sündenbock stempeln zu können. Denn Betty hat sich selbstverständlich über Leo ein wasserdichtes Alibi für die Tatzeit besorgt. Die „dumme“ Sara hat dies nichtsahnend unterlassen …

|Das Hörbuch|

Die drei Hauptfiguren werden von sehr kompetenten Schauspielern glaubwürdig dargestellt, die jederzeit in einem TV-Krimi auftreten könnten (und dies wahrscheinlich sogar tun). Spannend ist die Umkehrung der Rollen zwischen den beiden lesbischen Frauen Betty und Sara – von verführend zu abwehrend (Betty), von zurückhaltend zu drängend (Sara). Als Dritter in der Runde stört Tomas eigentlich nur, tief gehasst von Sara, von Betty als Goldesel ausgenutzt. Lediglich in der Vergewaltigungsszene spielt Tomas einen wichtigen aktiven Part, und keinen sehr schönen.

Die Geräusche sind spärlich vorhanden und werden sehr akzentuiert eingesetzt, so etwa das Atemgeräusch der beiden Liebenden. Die Musik des isländischen Neutöners ist recht gewöhnungsbedürftig, verleiht der Stimmung aber etwas Schwebendes, Verinnerlichtes, das zu der Romanze der Lesben passt.

Die Musik erst macht aus einem möglicherweise rationalen Geschehen eine unausweichliche Tragödie, die aus Liebe und Hass erwächst. Deshalb kann die Musik auch schon mal ziemlich wild bewegt erklingen, um entsprechende Emotionen anzudeuten.

|Audio-CD mit 48 Minuten Spielzeit
Aus dem Isländischen von Coletta Bürling
ISBN-13: 978-3785743324|
[www.luebbe.de]http://www.luebbe.de

_Arnaldur Indriðason bei |Buchwurm.info|:_
|Die Serie um Kommissar Erlendur Sveinsson|:

|Synir Duftsins|, 1997 (deutsch: [Menschensöhne, 1217 2005)
|Dauðarósir|, 1998 (deutsch: [Todesrosen,]http://www.buchwurm.info/book/anzeigen.php?id_book=5107 2008)
|Mýrin|, 2000 (deutsch: [Nordermoor, 402 2003)
|Grafarþögn|, 2001 (deutsch: [Todeshauch, 2463 2004)
|Röddin|, 2002 (deutsch: [Engelsstimme, 2505 2004)
|Kleifarvatn|, 2004 (deutsch: [Kältezone, 4128 2006)
|Vetrarborgin|, 2005 (deutsch: [Frostnacht, 3989 2007)

Weitere Werke:

|Napóleonsskjölin|, 1999 (deutsch: [Gletschergrab, 3068 2005)
|Bettý|, 2003 (deutsch: [Tödliche Intrige, 1468 2005)

Indriðason (Indridason), Arnaldur – Frevelopfer

_Handlung:_

Als der unscheinbare Telefontechniker Runolfur tot in seiner Wohnung gefunden wird, ist sein gesamtes Umfeld fassungslos. Der Mittdreißiger, der einst aus der Provinz nach Reykjavik übergesiedelt war, genoss einen tadellosen Ruf und wurde von Kunden und Kollegen als freundlich und zuvorkommend beschrieben. Wer hatte also eine Berechtigung, dem Mann in seinem eigenen Haus die Kehle durchzusäbeln?

Kommissarin Elinborg, die in Erlendurs Abwesenheit die Regentschaft über das Morddezernat übernommen hat, greift den Fall auf und ermittelt zunächst in der direkten Umgebung, dann aber auch rasch in Runolfurs Vergangenheit. Was hatte der Mann zu verbergen? Warum war er bis zum Anschlag mit der Modedroge Rohypnol vollgepumpt, der man nachsagt, sie würde bei Vergewaltigungen eingesetzt? Und in welchem Zusammenhang stehen seine Person und die jüngsten Vergewaltigungsfälle in der Innenstadt. Elinborg tappt im Dunkeln und erfährt auch in der verschlossenen Provinz, der Runolfur entstammt, kaum Brauchbares. Doch es sind ausgerechnet die absurdesten Hinweise, die den Fall voranbringen und eine Spur zum Mörder eröffnen. Doch während Elinborg sich vor ihrer Familie vor dem gesteigerten Arbeitseinsatz rechtfertigen muss und die vermeintlich falschen Täter ins Kreuzfeuer geraten, nehmen die Ermittlungen Züge an, die selbst für die härter gesottene Kommissarin schwer zu begreifen sind …

_Persönlicher Eindruck:_

Ein Erlendur-Krimi ohne den eigentlichen Hauptdarsteller? Nahezu undenkbar! Aber auf jeden Fall einen Versuch wert, hat sich Arnaldur Indridason gedacht, und den störrischen Hauptermittler in seinem neuen Island-Krimi abgesehen von ein paar Erinnerungsrufen völlig außen vor gelassen. Und noch mehr: Erlendur ist irgendwo an der Ostküste und ohne jegliches Lebenszeichen verschollen und erweckt selbst in seiner Abwesenheit Mysterien, wie man sie in dieser packenden Form wohl nur vom beliebten Bestseller-Schreiber kennt.

Doch welche Rolle kommt Elinborg nun zu, die bislang eher im Hintergrund agierte, und über die man immer nur in groben Zügen lesen durfte, in welchen Lebensumständen sie sich befindet? Nun, einerseits übernimmt sie selbstredend den Part der polizeilichen Ermittlerin, und das voller Cleverness und Intelligenz, aber auch gefühlvoller und menschlicher als ihr verreister Kollege. Während der offenkundige Misanthrop sich verstärkt isoliert und nichts an sich heranlässt, versucht Elinborg zunehmend, sich in die Motive der möglichen Tätet hineinzudenken, ihr Handeln auch auf der emotionalen Ebene zu begreifen und auch für die Teilgeständnisse der Beteiligten Verständnis aufzubringen. Und gerade das ist eine ganz neue Seite in den Indridason-Krimis, die in „Frevelopfer“ allerdings auch sehr befriedigend ausgeschmückt wird. Elinborg entpuppt sich nämlich als eine prima Hauptdarstellerin, als ein sehr nahbarer Mensch und zuletzt auch als ein sehr großes Fass neuer Ideen, die in diesem Fall auch in den privaten Bereich der Ermittlerin hineinreichen und somit auch neben dem eigentlichen Fall eine Menge Potenzial offenbaren.

Die Ermittlungsarbeiten selber sind mal wieder sehr lebendig geschrieben, wobei sich Indridason in erster Linie wieder auf die dominanten Dialoge verlässt. Der Autor nutzt seine Fähigkeit als Erzähler nur selten und lässt viel lieber seine Akteure sprechen. „Frevelopfer“ mag vielleicht sogar sein dialogreichstes Werk bis dato sein, was einerseits zwar auf Kosten der Action geht, andererseits aber auch insofern gut gelöst ist, dass die Vorstellungskraft ständig geweckt wird. Die grausamen Ereignisse in Runolfurs Wohnung machen hier den Anfang, die Geschichten über Vergewaltigungen und die Beschreibung der Tathergänge schließlich den Schlusspunkt – und immer wieder geht Indridason sehr stark in die Tiefe, ohne dabei den Kern der Handlung aus den Augen zu verlieren – ein perfektes Szenario für einen Kriminalroman, wie sich alsbald herausstellen soll.

An Spannung hapert es dementsprechend auch nicht, obschon der Autor hin und wieder sehr eigenwillige Wege wählt und seine Leserschaft bewusst und spürbar auf die falsche Fährte lockt. Der Fall scheint bereits mehrfach aufgeklärt, was angesichts der geringen Seitenzahl jedoch unrealistisch scheint, so dass gerade die überraschenden Wendungen in „Frevelopfer“ zu großen Teilen durchschaubar sind. Dies wirkt sich aber keinesfalls negativ aus, da man den Faden auch aus diesem Grund nicht verliert und der Zugang zur Story nie abhandenkommt. Ferner ist die Auflösung sehr emotional und rechtfertig jeden unsensiblen Sprung in der Handlung problemlos – und lässt den Leser konstatieren, dass der isländische Starschreiber mal wieder alles richtig gemacht hat: Die Wahl der Akteure, das Szenario, der enorm brisante Realitätsbezug und zuletzt die Geschichte selber. So wie in „Frevelopfer“ kann man sich Arnaldur Indridason nur wünschen!

|Gebundene Ausgabe: 380 Seiten
Originaltitel: Myrká
ISBN-13: 978-3-7857-2393-7|
[www.luebbe.de]http://www.luebbe.de

_Arnaldur Indridason bei |Buchwurm.info|:_
[„Nordermoor“ 402
[„Engelsstimme“ (Hörbuch) 721
[„Todeshauch“ 856
[„Menschensöhne“ (Hörbuch) 1217
[„Tödliche Intrige“ 1468
[„Kältezone“ (Hörbuch) 2258
[„Kältezone“ 2274
[„Todeshauch“ (Hörbuch) 2463
[„Engelsstimme“ 2505
[„Gletschergrab“ (Hörbuch) 3068
[„Frostnacht“ 3989
[„Kältezone“ (Hörspiel) 4128
[„Todesrosen“ 5046
[„Todesrosen“ (Hörbuch) 5107
[„Codex Regius“ 5554
[„Frevelopfer“ 6208

Arnaldur Indriðason – Codex Regius

Die anfänglich akademische Jagd auf eine mittelalterliche Handschrift entwickelt sich zum mörderischen Kampf mit fanatischen Alt-Nazis und Geheimbündlern, die ihre Teilnehmer in den 1950er Jahren durch Skandinavien und Zentraleuropa bis auf die ferne Insel Island führt … – Spannende Mischung aus ‚literarischem‘ Historienkrimi und „Coming-of-Age“-Story, die anders als (viel zu) viele Mystery-Munkel-Thriller talentfreier Dan-Brown-Klone den simplen aber gut umgesetzten Plot schlüssig mit der historischen Realität verzahnt.
Arnaldur Indriðason – Codex Regius weiterlesen

Indriðason/Indridason, Arnaldur – Todesrosen (Hörbuch)

_Enteignung und Ausbeutung einer amerikanischen Kolonie_

In einer hellen isländischen Sommernacht wird die nackte Leiche eines jungen Mädchens gefunden. Sie liegt auf dem mit Blumen geschmückten Grab des isländischen Freiheitskämpfers Jón Sigurðsson. Kommissar Erlendur und seine Kollegen finden schnell heraus, dass es sich bei der Toten um eine Drogenabhängige handelt. Was aber sollte mit dieser Inszenierung erreicht werden? Die Ermittlungen erweisen sich bald als heikel, denn namhafte Persönlichkeiten gehören zum Kreis der Verdächtigen. (Verlagsinfo) Dies ist Kommissar Erlendurs zweiter Fall.

_Der Autor_

Arnaldur Indriðason, Historiker des Jahrgangs 1961, war Journalist und Filmkritiker bei Islands größter Tageszeitung |Morgunblaðið|. Heute lebt er als freier Autor bei Reykjavik und veröffentlicht mit großem Erfolg seine Romane. Sein Kriminalroman „Nordermoor“ hat den „Nordic Crime Novel’s Award 2002“ erhalten, wurde also zum besten nordeuropäischen Kriminalroman gewählt, und das bei Konkurrenz durch Hakan Nesser und Henning Mankell!

Indriðasons Serie um Kommissar Erlendur Sveinsson:

|Synir Duftsins|, 1997 (deutsch: [Menschensöhne, 1217 2005)
|Dauðarósir|, 1998 (deutsch: [Todesrosen, 5046 2008)
|Mýrin|, 2000 (deutsch: [Nordermoor, 402 2003)
|Grafarþögn|, 2001 (deutsch: [Todeshauch, 2463 2004)
|Röddin|, 2002 (deutsch: [Engelsstimme, 2505 2004)
|Kleifarvatn|, 2004 (deutsch: [Kältezone, 4128 2006)
|Vetrarborgin|, 2005 (deutsch: [Frostnacht, 3989 2007)
|Harðskafi|, 2007 (deutsch: Unterkühlung, für 2009 angekündigt)

Weitere Werke:

|Napóleonsskjölin|, 1999 (deutsch: [Gletschergrab, 3068 2005)
|Bettý|, 2003 (deutsch: [Tödliche Intrige, 1468 2005)
|Konungsbók|, 2006 (deutsch: Codex Regius, 2008)

_Der Sprecher_

Frank Glaubrecht ist einer der erfolgreichsten Synchronsprecher Deutschlands. Er leiht beispielsweise so bekannten Filmstars wie Al Pacino, Pierce Brosnan, Jeremy Irons, Alain Delon und Richard Gere seine markante Stimme. Er hat u. a. Indriðasons Hörbücher „Nordermoor“ und „Engelsstimme“ gelesen.

Der Romantext wurde von Natascha Blotzki gekürzt. Regie führte Thomas Krüger und die Aufnahme erfolgte durch Tobias Barthel. Die akustischen Motive an Anfang und Schluss des Hörbuchs stammen von Michael Marianetti.

_Handlung_

Ein Liebespärchen, das es in einer hellen Juninacht auf einem Friedhof von Reykjavík treibt, bemerkt erst einen davoneilenden Mann und dann einen weißen Fleck. Das Pärchen fühlt sich erheblich in seiner Aktivität gestört und schaut nach. Der weiße Fleck entpuppt sich als die Leiche einer nackten jungen Frau. Aber warum liegt sie auf den Blumen und Kränzen, die das Grab des Nationalhelden Jón Sigurðsson alljährlich am 17. Juni neu schmücken?

Diese Frage stellt sich auch Kommissar Erlendur Sveinsson, den sein Kollege Sigurður Óli geweckt hat. Hieß das tote Mädchen vielleicht Ingibjörg, fragte Erlendur. Denn so hieß Sigurðssons Frau. Der Name würde aber nicht zu dem Mädchen passen, das da ermordet und entsorgt wurde. Die Einstiche an den Armen lassen auf eine Drogensüchtige schließen, das Sperma in ihrer Scheide auf eine Prostituierte, die blauen Flecken auf einen ziemlichen brutalen Kunden. Aber was hat dieses J auf ihrer Pobacke zu bedeuten?

Wider Erwarten ist die Identität der Leiche nur schwierig zu klären, denn es gibt keine Eintragungen im Volks- und Strafregister noch irgendwelche Vermisstenmeldungen, die passen. Die einzige Zeugin auf dem Friedhof, die attraktive Bergthora, hat kein Auto gehört und macht sich mehr Sorgen darüber, dass der Mörder zu ihr kommen könnte. Vielleicht gibt das Milieu der Toten mehr her, überlegt Erlendur und sucht seine Tochter Evalind auf, die als Prostituierte arbeitete und zudem drogensüchtig war. Oder immer noch ist. Sie lebt jetzt bei einem Freund, der Geschäftsmann ist: eine noble Hütte, in der sie jetzt wohnt. Auch Erlendurs Sohn Sindri Snær ist süchtig, er ist Alkoholiker. Nach einem Zusammenbruch steckt Erlendur ihn in eine Entziehungsklinik.

Evalind findet eine Bekannte der Toten, Charlotte ist ebenfalls eine Nutte und drogenabhängig. Die Tote hat bei ihr gewohnt. Ihr Name sei Birta gewesen und sie stammte aus den Westfjorden. Doch auch dieser Name bringt keinen Aufschluss. Aber sie habe sich vor einem Mann gefürchtet, der viele Häuser besitze. Das passt zu dem anonymen Anruf von Birtas Freund, der behauptete, Birta sei bei einem Mann in dessen Ferienhaus gewesen. Das Schwein habe sie „kaputtgemacht“.

Sigurður Óli hat einen heißen Tipp: Herbert Baldursson alias Rotstein, ein Drogenhändler, der wahrscheinlich auch in der Prostitution drinhängt. Birta war wie Charlotte seine Untermieterin, doch „Herbie“, der ständig amerikanische Kraftausdrücke verwendet, streitet alles ab. Als Erlendur ihn beschatten lässt, überlistet Herbert seine Beschatter und rast zur nächstgelegenen Telefonzelle beim Postamt. Dort, so erfährt Erlendur erst viel später, ruft er eine Handynummer in den USA an, die einem Isländer gehört: einem Unternehmer namens Kallmann. Und dieser Bauunternehmer besitzt tatsächlich jede Menge Häuser in Island.

Aber Erlendur und Sigurður Óli wissen dies noch nicht, als sie zusammen in die Westfjorde aufbrechen, um die Spur von Birta zu suchen. Bestimmt lebt ihre Mutter noch irgendwo, vielleicht in Ystafjördur. In dieser abgelegenen Gegend, so finden die Kriminaler heraus, gehen bestürzende Dinge vor sich.

_Mein Eindruck_

Wer war Jón Sigurðsson? Diese Frage, die mit dem Fundort von Birtas Leiche verknüpft ist, stellt Kommissar Erlendur immer wieder. Meist sind seine Gesprächspartner junge Leute aus einer anderen Generation. Wenn Sigurður Óli sagt, er habe keine Ahnung, wer dieser Sigurðsson war, kann man es ihm noch durchgehen lassen, denn er war ja vier Jahre lang in den USA zum Studium. Aber wenn auch Eingeborene aus Reykjavík und Breitholt verneinen, je etwas vom isländischen Freiheitskämpfer und Nationalhelden gehört zu haben, dann findet nicht nur Erlendur das bedenklich. Es ist, als wäre sich Island selbst abhanden gekommen.

Und genau darum geht es: um Enteignung und darauffolgende Ausbeutung. Dieser Prozess, den der Autor anprangert, läuft auf der nationalen, der wirtschaftlich-sozialen und auf der persönlichen Ebene ab. Wie das Nichtwissen der jüngeren Generation und die Kontakte der Schurken Kallmann und Ristein verdeutlichen, haben die Amerikaner und deren Fernsehkultur und Werte inzwischen die einheimische Kultur fast vollständig verdrängt. Der Autor sieht die Amerikaner, präsent durch ihre 1998 noch existente Luftwaffenbasis, als Kolonialmacht und Island als ihre Kolonie.

|Teufelskreis|

Aber auch die EU scheint nicht gerade segensreich auf das kleine Nordmeereiland zu wirken. Seit die Fischfangquoten eingeführt wurden, so wird im Verlauf der Handlung dargelegt, haben nicht bloß Fischer die Quoten aufgekauft, sondern auch branchenfremde Investoren. Bauunternehmer wie Kallmann etwa. Diese führen sich wie Ausbeuter und Spekulanten auf, lassen das Meer leer fischen, und die einheimischen Fischer vor Ort, die nur über minimale Quotenanteile verfügen, gucken in die Röhre. Kein Einkommen, kein Auskommen, Landflucht setzt ein. Die leerstehenden Häuser kaufen – na, wer wohl? – die Spekulanten, vermieten sie als Sommer- und Ferienhäuser und treiben dort sonstwas.

|Entwurzelte Opfer|

Opfer der Landflucht sind unter anderem auch Birta und ihr Jugendfreund Janus. Sie verlieren einander dadurch, jeder Halt geht für Birta verloren, die eh schon vaterlos aufwachsen musste. Sozial und persönlich entwurzelt, interessiert es Birta einen feuchten Dreck, wer Jón Sigurðsson gewesen sein mag. Sie muss schon als Teenie anschaffen, um ihre in der Schule ausgebrochene Drogensucht bezahlen zu können.

Birtas Abstieg ist ebenso rasant wie erschreckend. Die Besuche beim brutalen Freier Kallmann sind für sie die Hölle, denn dann fühlt sie sich am meisten ausgenutzt. Dass sie ihm dabei geholfen hat, Stadträte im Bauamt erpressbar zu machen, weiß sie nicht mal. Am Ende kennt sie nur einen Weg der Vergeltung: Da sie selbst bereits durch AIDS den Tod vor Augen sieht, kann sie nur noch Kallmann anstecken, um ihn wenigstens mit auf ihren letzten Trip zu nehmen.

Janus, ihrem Freund, ergeht es, zumindest äußerlich, besser, denn er bekommt einen Job in der Fleischindustrie, genauer gesagt: beim Räuchern von Fleisch und Fisch. Mit dem Räucherofen kennt er sich bestens aus, selbst dann noch, als die Fabrik längst dichtgemacht hat, weil sie unrentabel wurde (ebenfalls ein Opfer der EU?). An dieser ehemaligen Wirkungsstätte knöpft er sich den Drogenhändler und Zuhälter Herbie Rostein vor. Leider gelingt es diesem, den Spieß umzudrehen. Das führt zu einem Wettlauf mit der Zeit, auf Leben und Tod – ein spannendes Finale.

Bis zur letzten Minute bleibt offen, wer Birta eigentlich getötet hat – und dann ausgerechnet auf dem Grab des Nationalhelden. Das darf aber nicht verraten werden. Die Antwort lohnt sich: Es war wegen der vielen Blumen dort. Birta hatte sie wirklich verdient.

|Der Sprecher|

Frank Glaubrechts sonore Stimme – man stelle sich den Klang von Al Pacino in „The Insider“ vor – trägt die Geschichte, die Indriðason spinnt, ausgezeichnet und ohne je die für die Geschichte und den Ermittler notwendige Autorität und Ruhe zu verlieren. Sein Mr. Kallmann ist entsprechend hochnäsig und verachtungsvoll, während dessen Partner Herbie Rotstein richtig fies gezeichnet wird, voller Amerikanismen, die sich Herbie aus Filmen angeeignet hat. Nur einmal flucht Herbie/Glaubrecht so laut und schnell, dass das Gesagte unverständlich ist. Wahrscheinlich lohnte sich das Verstehen aber eh nicht.

Er lockert den ruhigen Vortragsstil jedoch auf, indem er den weiblichen Figuren, so etwa Berthora und Evalind, eine höhere Stimmlage verleiht. Besonders eindrucksvoll fand ich seine Darstellung der 17-jährigen Drogensüchtigen Charlotte. Als Erlendur sie befragt, antwortet sie erst einmal mit einem unanständigen Reim und spricht dann nur sehr langsam. Birtas Mutter Erla klingt sehr erschüttert.

An manchen Stellen werden technische Hilfsmittel eingesetzt. Das bedeutet aber nicht, dass bei Telefonanrufen der von Oliver Rohrbeck so geliebte Filter eingesetzt wird, der eine Stimme plötzlich blechern klingen lässt. Nein, es geht zwar auch um einen Handyanruf, doch um zu simulieren, dass der Akku von Evalinds Handy leer ist, bleibt nur übrig, ihre Durchsage abgehackt, stockend und „löchrig“ zu gestalten. Man versteht also nur jedes zweite Wort. Die Art und Weise, wie Glaubrecht dies gestaltet, ist zwar beeindruckend, wird aber plausibler, wenn man den Einsatz eines Filters in Betracht zieht.

Da es weder Geräusche noch Hintergrundmusik gibt, brauche ich darauf nicht einzugehen. Die musikalischen Motive Marianettis sind relativ belanglos und könnten jedes Thema, das einigermaßen ernst und dramatisch ist, illustrieren.

_Unterm Strich_

In Kommissar Erlendurs zweitem Fall, der seltsamerweise jetzt erst seinen Weg zu uns findet, nimmt der Autor die Kolonialisierung Islands durch Amerika und die EU aufs Korn. Die Folgen sind nicht nur Enteignung und Ausbeutung, sondern auch Entwurzelung, Haltlosigkeit und – besonders in der jungen Generation – ein früher Tod. Durch die Korruption, ermöglicht durch Erpressung, stecken auch Verantwortliche in Regierungsämtern unter einer Decke mit den Kriminellen, die die Ausbeutung vorantreiben.

Bis Erlendur Sveinsson und sein Kollege die Drahtzieher finden, werden sie selbst kompromittiert: Seine Tochter Evalind hat für Rotstein gearbeitet, und Sigurður Óli hat sich mit einer Zeugin eingelassen. Na, prächtig. Jetzt hängt jeder mit drin, auch die Kripo. Es grenzt an ein Wunder, wenn der Fall überhaupt geklärt und der letzte Zeuge noch lebend gefunden wird. Ein spannendes Finale, wie man es sich besser nicht wünschen kann.

|Das Hörbuch|

Frank Glaubrecht liest wie fast immer mit Engagement und flexibler sprachlicher und stimmlicher Gestaltung. Er haucht mehreren Figuren Leben ein, doch leider ist sein Stimmumfang bei den meisten männlichen Figuren so begrenzt, dass sie alle gleich klingen. In der Schlussphase der Ermittlung klingt auch sein Vortrag emotionsgeladener, so dass ich gespannt darauf war, wie der Fall letzten Endes ausgehen würde. Da das Hörbuch relativ kurz ist, geht auch die Handlung rasch voran – und ist auch nach knapp viereinhalb Stunden schon wieder vorüber.

Fazit: volle Wertung für ein solide gestaltetes Hörbuch mit einem packenden Herzschlagfinale.

|Originaltitel: Dauðarósir, 1998
Aus dem Isländischen übersetzt von Coletta Bürling
263 Minuten auf 4 CDs
ISBN-13: 978-3-7857-3561-9|
http://www.luebbe-audio.de

Arnaldur Indriðason – Todeshauch [Erlendur 4]

Am Rand von Reykvavík, der Hauptstadt von Island, wird eine vor vielen Jahren verscharrte Leiche entdeckt. Die Aufklärung dieses Falls gestaltet sich für die Männer und Frauen um Kommissar Erlendur schwierig, doch Stück für Stück kommt eine alte Familientragödie zum Vorschein, die es schwerfallen lässt, Tätern von Opfern zu unterscheiden … – Ausgezeichneter Thriller, der dem in Deutschland beliebten, aber inzwischen arg strapazierten „Skandinavien-Krimi“ neuen Glanz verleiht. Indriðason gelingt das Kunststück, eine an sich bedrückende Geschichte spannend und sogar mit trockenem Witz zu erzählen: die beste Begründung dafür, wieso der Verfasser längst kein Geheimtipp mehr ist. Arnaldur Indriðason – Todeshauch [Erlendur 4] weiterlesen

Arnaldur Indriðason – Nordermoor [Erlendur 3]

In der isländischen Hauptstadt Reykvavík wird ein alter Mann umgebracht. Das Opfer war ein Gewaltverbrecher, der vom Gesetz gedeckt wurde, bis ihn nun die Vergeltung ereilte. Kommissar Erlendur Sveinsson folgt hartnäckig den Spuren eines Verbrechens, das alle Beteiligten gern unter den Teppich gekehrt sähen … – Endlich wieder ein Krimi aus Skandinavien, der die kollektiven Vorschussbeeren verdient, die hierzulande für Texte aus dem Norden allzu großzügig vergeben werden. Tragik, Spannung, dazu ein leiser aber kundig eingesetzter Humor: „Nordermoor“ ist das gelungene deutsche Debüt eines Schriftstellers, der sein Handwerk versteht.
Arnaldur Indriðason – Nordermoor [Erlendur 3] weiterlesen