Schlagwort-Archive: Bastei Lübbe

Hines, Jim C. – Goblins, Die

_Handlung_

Der Goblin Jig hat kein wirklich spannendes Leben. Da er kein guter Kämpfer ist, muss er immer den Schnodderdienst verrichten, bei dem er die Lampen der Goblinhöhle mit einer merkwürdigen Masse füllt. Das ändert sich aber, als er als Einziger den Angriff einer Heldengruppe überlebt. Diese sucht ein mächtiges magisches Artefakt, nimmt Jig gefangen und zwingt ihn, sie durch das Höhlenlabyrinth zu führen. Dort lauern neben Hobgoblins auch noch schlimmere Dinge, wie etwa ein Nekromant und ein Drache.
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Alec Covin – Die Augen der Angst

Das geschieht:

Tusitala, ein kleines Städtchen im US-Staat Louisiana, soll für das gebeutelte Ehepaar Baldwin zur Stätte ihres beruflichen und privaten Neuanfangs werden. John hat gerade einen Schlussstrich unter seine gescheiterte Hollywood-Karriere gezogen und will das alte Fortier-Anwesen in ein Ferienhotel verwandeln. Deutlich weniger enthusiastisch ist ihm Gattin Laureen in die Provinz gefolgt. Ihr fehlt die Großstadt, und sie sorgt sich um Scotty, den fünfjährigen Sohn, den sie nach Ansicht des Vaters zu sehr verhätschelt.

Das Hotel der Baldwins wird zur Goldgrube. Scotty durchstreift die naturbelassene Wildnis der Umgebung. Dabei stößt er auf einen Spielkameraden, den er als Gespenst identifizieren könnte, hätten ihn seine Eltern über die unheimliche Vorgeschichte des Fortier-Hauses informiert: In den 1930er Jahren erhob sich hier die Villa der reichen und mächtigen Familie McNeice, bis es während eines glanzvolles Festes mit allen Gästen in Flammen aufging. Alec Covin – Die Augen der Angst weiterlesen

Martin Edwards – Tote schlafen nicht

In einem kleinen englischen Dorf zweifelt ein Historiker an der Schuld eines ortsansässigen Mörders. Er stellt Fragen und versucht sich ungeschickt als Detektiv, was den wahren Täter so nervös werden lässt, dass er den lästigen Schnüffler (mund-) tot machen möchte … – Sehr britischer Krimi, der hinter einer idyllischen Szenerie menschliche Abgründe offenlegt. Die Handlung bietet weder inhaltlich noch formal Neues, hebt sich aber wohltuend von den Seifenoper-Krimis ab, die andere Autoren bzw. Autorinnen in ähnlichen Kulissen verbrechen.
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Jules Verne – Die geheimnisvolle Insel

Fünf Männer stranden auf einer einsamen Pazifikinsel. Sie kämpfen gegen die Elemente und hungrige Tiere. Später machen ihnen Piraten zu schaffen, und zu allem Überfluss ist die Insel Sitz einer geheimnisvollen Macht mit überirdischen Kräften … – Abenteuer, Triumphe des menschlichen Geistes & Mysterien: Dies ist ein Jules Verne in Hochform, der seine (dem heutigen Leser vermutlich zu ausschweifende) Geschichte über die gesamte Distanz fesselnd und mit immer neuen Überraschungen erzählt. Der zeitlose, oft verfilmte Klassiker ist endlich wieder greifbar, auch wenn es sich nur um eine „überarbeitete“ Uralt-Übersetzung handelt.
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Catherine Webb – Satan – Retter der Welt

Band 1: „Lucifer – Träger des Lichts“

Nachdem Seth, Odin und Jehova am Ende des ersten Bandes tatsächlich die drei Schlüssel gefunden haben, hat Sam alias Lucifer ein ernstes Problem. Zwar können die befreiten Pandora-Geister ihm nicht direkt etwas anhaben, wie sich jedoch nur zu bald herausstellt, brauchen sie das auch gar nicht. Stattdessen konzentrieren sie sich auf seine bisherigen Verbündeten und schneiden Sam damit von jeglicher Unterstützung ab. Ein harter Schlag für jemanden, der zwar seine unmittelbaren Kämpfe stets allein ausgetragen hat, bei den Vorbereitungen derselben allerdings auf ein Netzwerk an Kontakten zurückzugreifen pflegte. Schnell gerät Sam in immer größere Bedrängnis.

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Reginald Hill – Das Fremdenhaus

Das geschieht:

Illthwaite ist ein kleines Dorf in der englischen Provinz Cumbria. Seit Jahrhunderten lebt hier eine nicht unbedingt harmonische doch verschworene Gemeinschaft, die es gewohnt ist, Probleme intern zu lösen und der Außenwelt die kalte Schulter zu zeigen. Dabei ist es im Verlauf der Zeit mehrfach zu definitiv illegalen Aktivitäten gekommen, auf die man zum Teil stolz ist, während man weniger schmeichelhafte Ereignisse sorgfältig geheim zu halten sucht.

Nun kommen gleich zwei Besucher von sehr weit her nach Illthwaite, wo sie Nachforschungen über ihre Familien bzw. einen bestimmten Kirchenmann anstellen möchten. Samantha Flood, eine Mathematik-Studentin, reist aus Australien an, weil sie feststellen möchte, wieso ihre Großmutter, die hier im Ort ansässig gewesen sein soll, vor mehr als vier Jahrzehnten und noch als Kind davongejagt wurde. Reginald Hill – Das Fremdenhaus weiterlesen

Neal Asher – Das Tor der Zeit (Agent Cormac 4)

Die „Polis“ ist in ferner Zukunft der von den Menschen und ihren Abkömmlingen und Verbündeten besiedelte Teil der Galaxis. Regiert wird das gewaltige Gebilde von künstlichen Intelligenzen (KIs), die über die gesamte Polis verteilt sind und mit „Earth Central“ in Verbindung stehen.

Eines Tages wird die KI „Celedon“, die in einem vergessenen Winkel der Polis eine Raumstation steuert, zu einer unbekannten Sonne beordert. Dort steht die Öffnung eines „Runcibles“ an: Zwei Punkte im All werden durch ein künstliches Wurmloch verbunden, durch das sich gewaltige Strecken in Nullzeit überbrücken lassen. Diese Technik ist kompliziert und nicht ungefährlich, so dass weiterhin die „normale“ Raumfahrt dominiert. „Earth Central“ hält zudem geheim, dass die Runcibles auch Zeitreisen ermöglichen. Die „Celedon“ steuert ein Portal an, durch das eine Reihe von Menschen 830 Jahre in die Vergangenheit reisen.

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Volkers, Mara (Lorentz, Iny) – Reliquie, Die

Mara Volkers ist das Pseudonym von Iny Lorentz. Iny Lorenz ist wiederum das Pseudonym eines Autorenehepaars namens Iny und Elmar. Lorenz hieß Elmars Vater, daher der Nachname Lorentz. Mara stammt vom Namen Elmar ab und Volker hieß Inys Vater, deswegen Mara Volkers. Auch eine Methode, um an ein Pseudonym zu kommen.

„Die Reliquie“ ist bisher das einzige Buch, das unter dem Namen Mara Volkers erschien, während als Iny Lorentz zahlreiche historische Romane wie z. B. [„Die Kastratin“, 980 „Die Wanderhure“, „Die Kastellanin“ oder „Die Tatarin“ erfolgreich veröffentlicht wurden.

_Die Story:_

Im Jahre des Herrn 1268: Der Graf Walther von Eisenstein regiert sein Land brutal und gewissenlos, denn er ist sich seines Einzuges ins Paradies gewiss. Dank eines Holzsplitters vom Kreuze Jesu Christus, den einst einer seiner Vorfahren im Kampf um das Heilige Land mit nach Hause brachte, sind die Seelen seiner Sippe auf alle Ewigkeit gerettet. Für ihn ein Grund, nach Lust und Laune zu morden, zu vergewaltigen und zu rauben. Dabei hat er es vor allem auf das Land seiner Nachbarn und Freibauern abgesehen.

So kommt es eines Tages, dass er den Freibauernhof von Otto und Anna überfällt, den Bauern zusammenschlagen und die Frau mehrfach vergewaltigen lässt. Er lässt die beiden als Hörige in eine Kate bringen und beschlagnahmt sowohl das Land als auch die Tochter Elisabeth, die er als Geliebte mit auf seine Burg nimmt. Die jüngere Tochter Bärbel wird ebenfalls eingesackt, allerdings als hörige Arbeitskraft im Stall, in der Küche oder wo man sie sonst brauchen kann.

Derweil kümmert sich der Meister Ardani um die Kräuterfrau Usch, die von Rache an dem Grafen träumt. Der Zauberer ist sich Bärbels Wert sehr bewusst, durch ihre Verwandtschaft dritten Grades mit dem Grafen ist sie die Einzige, die die Reliquie an sich bringen und damit den Segen von dem Tyrannen nehmen kann. Also befiehlt er der Kräuterfrau, das Mädchen unter ihre Fittiche zu nehmen, dafür zu sorgen, dass das Kind rein und unschuldig bleibt. Usch verwandelt daraufhin die Kleine in einen sogenannten Waldschrat, ein schmutziges, unförmiges Ding, das alle anderen für verrückt halten. Und es wirkt, Bärbels Unschuld bleibt unberührt …

Bleibt also nur noch, die Reliquie zu entwenden und allem Bösen den Garaus zu machen …

_Meine Meinung:_

Dieses Buch beinhaltet historischen Roman, Fantasy-Story und Märchen in einem. Zauberer, Geister, Dämonen und Engel bestimmen die Handlung genauso konsequent wie Grafen, Hörige, Mönche und Eremiten. Hier findet der Leser alles: Krieg und Liebe, Gewalt und Romanze, Intrigen und Verbündungen, Habgier und Freundschaft.

Die Charaktere sind sehr gut ausgearbeitet und verströmen eine gewisse Lebendigkeit, die die Seiten schnell vorbeifliegen lässt. Insbesondere der Graf Walther besticht durch eine eiskalte Intelligenz und Bösartigkeit, zieht mordend und plündernd durch sein Land, und was er nicht mit Gewalt erreicht, besorgt er sich mit hinterhältiger Betrügerei.

Dem gegenüber steht das Kind Bärbel, das durch den Zauberer auf sein Erbe erst hingewiesen werden muss und damit nicht wirklich umzugehen weiß. Sie verlässt sich auf ihre Freundin Usch, die allerdings wiederum unter dem Einfluss des Meisters steht, und auf ihre Intuition, die ihr doch immer wieder aus unangenehmen Situationen helfen kann.

Ihre Schwester ist das Betthupferl des Grafen und trägt alsbald dessen Kind unter ihrer Brust. In der Hoffnung, ihr Sohn werde der nächste Graf, lässt Elisabeth ihr Schwesternding gnadenlos fallen und widmet sich nur noch ihrer neuen Karriere. Auch Bärbels Eltern nehmen im Anblick einer neuen Aufstiegsmöglichkeit Abschied von ihrem zweiten Kind, wollen eigentlich nur noch Nachrichten über die „richtige“ Tochter erfahren. Bärbel steht ziemlich allein, bis ein alter Eremit auf der Burg auftaucht und ihr ebenfalls den Auftrag gibt, den Kreuzessplitter zu stehlen.

Selbst die Nebencharaktere sind dicht konstruiert, soll heißen, füllen ihre Rollen mit Realitätssinn und eigenem Stil voll und ganz aus. So ist z. B. des Grafen Haushaltsvorsteherin in diesen verliebt und geifert nach der Ehre, in seinem Bett liegen zu dürfen. In einem Anfall von Wahnsinn will sie ihn mit Hexentrunk verführen und zeigt dabei ihr wahres Gesicht: Durch jahrelangem Verzicht ist sie gelb vor Neid und gemein gegenüber allen weiblichen Wesen in Gegenwart des Grafen. Kurzerhand lässt der Graf sie von allen verfügbaren Knappen und Knechten vergewaltigen.

Der Roman besticht nicht nur durch eine gute Geschichte, sondern ebenfalls durch einen flüssigen und schönen Schreibstil. Häufiger Szenenwechsel hält die Spannung aufrecht und die Detailbeschreibungen sind meiner Meinung nach im richtigen Maß: nicht zu viel, dass es langweilte, und nicht zu wenig, dass man sich nichts vorstellen könnte. Es ist natürlich Unterhaltungsliteratur und dementsprechend gibt es keinerlei Leseschwierigkeiten im Schreibstil. Angenehm und sehr fließend gleiten die Wörter dahin und lassen die passenden Bilder vor dem geistigen Auge entstehen. Allerdings sind die Gewaltszenen doch schon recht deutlich geschildert, und was fehlt, entsteht im Kopf des Lesers sowieso noch dazu. Das ergibt zwischendurch immer mal wieder leichtes Entsetzen, zeigt aber auch sehr nüchtern, wie grausam das Leben in der damaligen Zeit halt war.

Was mich inhaltlich etwas irritierte, war der deutliche Anstieg der fantastischen Elemente zum Schluss des Buches. Auf einmal wimmelte es nur so von Geistern, Engeln und Dämonen. So hatte ich das nicht erwartet, als ich den Roman zu lesen begann. Doch irgendwie passt diese Entwicklung ins Gesamtbild hinein, und deshalb habe ich das Buch bis hin zum Happy-End-Finale auch weiter verschlungen!

Im Großen und Ganzen kann ich diesen Roman allen empfehlen, die Mittelalter-, Fantasy- oder Märchen-Vorlieben besitzen. Es ist sehr gut und leicht zu lesen und die Story unterhält von Anfang bis Ende!

Für den November 2007 ist bei |Bastei Lübbe| der Roman „Die Braut des Magiers“ unter dem Pseudonym Mara Volkers angekündigt.

Homepage von Iny Lorentz: http://www.iny-lorentz.de
http://www.bastei-luebbe.de

Stefan Bauer / Marco Schneiders (Hgg.) – Halloween

Inhalt:

Meist ohne Halloween-Bezug und auch sonst willkürlich zusammengeworfene Mischung aus (guten) klassischen und (überwiegend miserablen) deutschen Gruselgeschichten:

– Andreas Eschbach: Halloween, S. 11-25: Am Halloween-Abend kannst du dem Teufel einen Wunsch abringen, du solltest allerdings den Kalender unbedingt besser kennen als er.

Während die Ausgangsidee, ihre Entwicklung und der nur scheinbar überraschende Schlussgag nicht einmal mit gutem Willen als originell zu bewerten sind, lässt die Umsetzung dieser altmodischen Spukgeschichte nichts zu wünschen übrig. Wie der Vergleich mit den übrigen deutschen Gruselstorys dieses Bandes deprimierend belegt, ist dies eine Kunst, die hierzulande nicht viele Autoren beherrschen.

– Saki: Laura (Laura, 1914), S. 26-32: Wer kennt sie nicht – jene unerfreulichen Zeitgenossen, die ihre Mitmenschen zeitlebens vor den Kopf stoßen und womöglich einen Weg finden, dies nach dem Tode fortzusetzen?

Saki alias Hector Hugh Munro (1870-1916) legt eine seiner bissigen, gar nicht verstaubten Geschichten vor, mit denen er der verkrusteten englischen Klassengesellschaft Anfang des 20. Jahrhunderts satirisch einen Spiegel vorhielt. Zwei Jahre später fiel Munro in einem französischen Schützengraben; das oft verspottete blinde Pflichtgefühl seiner Zeit hatte ihn, der eigentlich schon viel zu alt war für das Soldatendasein, schließlich doch eingeholt. Stefan Bauer / Marco Schneiders (Hgg.) – Halloween weiterlesen

Hamilton, Laurell K. – Tanz der Toten (Anita Blake 6)

Wieder einmal hat Anita Blake reichlich Aufregung in allen Bereichen ihres Lebens. Ein bei „lebendigem“ Leibe verfallender Meistervampir und sein menschlicher Diener bitten sie um Hilfe, um den Vampir zu heilen. Privat kämpft sie mit den Schwierigkeiten, die eine Beziehung zu einem Werwolf mit sich bringt. Das Wolfsrudel, dessen Verhalten für einen Menschen extrem irritierend und gefährlich ist, ist in zwei Gruppen gespalten. Da ihr Freund Richard der Anführer der einen Partei ist, wird sie in die Auseinandersetzung hineingezogen. Dass ihr gleichzeitig ein bezahlter Killer nach dem Leben trachtet, macht ihren Alltag noch komplizierter. So erkennt sie erst spät die Gefahr, die ihr von dritter Seite droht. Bei all den mörderischen Herausforderungen bleibt der Autorin aber viel Raum, um die Heldin reichlich erotisch angehaucht mit den zwei Männern in ihrem Leben turteln zu lassen.

Wie auch schon in früheren Bänden um die Totenerweckerin Anita Blake ist die Hauptfigur die Erzählerin der Geschichte. Cool und selbstsicher, wie weibliche Helden heute im Fantasy- und Horrorgenre sind, hat sie die Gefahren ihres Jobs stets im Griff. Ergänzt wird sie vom genretypischen Personal: einem französisch sprechenden Liebhaber, der natürlich ein schöner Frauentyp ist, dem kühl berechnenden Auftragskiller, gut in die bürgerlich-menschliche Gesellschaft integrierten Lykanthropen und in der Gastronomie tätigen Vampiren.

Was den Schreibstil anlangt, bleibt die Autorin ihrer in dieser Reihe eingeschlagenen Richtung treu. Mit der gebotenen Toughness schildert Anita Blake die Ereignisse und ihre Gefühle. Wieder kabbelt sie sich mit Meistervampir Jean-Claude, der sie in bewährter Manier umschmeichelt.

In diesem Buch treibt Laurell K. Hamilton die schwülstige Erotik zwischen der Vampirscharfrichterin und ihren zwei Verehrern jedoch auf die Spitze. Immer wieder wird die äußere Handlung durch anzüglichen Schlagabtausch unterbrochen. Das erinnert selbst die geneigte Leserin sehr an den Kitsch von Groschenheften mit Liebesgeschichten. Die gruseligen Szenen werden in der heute üblichen Manier drastisch genug geschildert.

Im sechsten Band um Anita Blake mutet die Autorin der Heldin und vor allem den Leserinnen viel zu. Leserinnen, weil wohl kaum Männer solchen schwülstigen Erotik-Unsinn mit Horror-Rahmenhandlung lesen würden, auch wenn es in den hinteren Kapiteln des Buchs befremdend nach Männerphantasie aussieht.

So, wie Anita und ihr Werwolffreund Richard entschlossen unentschlossen einander umschleichen und dann doch nie zur Sache kommen, passt es auf keine Monsterhaut. Dabei kann man Laurell K. Hamilton wirklich keine mangelnde Verwendung des f-Wortes vorwerfen. Aber das Ausmaß an gefühlsmäßiger Verwirrung und Verstrickung der Protagonistin lässt selbst die geneigte Leserin zu oft auf den nächsten Anschlag des Killers hoffen, um von den Passagen abzulenken, in denen man vom Erotikkitsch fast erschlagen wird. Die zum Finale hin sich anhäufende sexualisierte Gewalt erzeugt ebenfalls eher Unbehagen als Spannung. Schade, denn es stecken gute Ideen und überraschende Wendungen in der Story.

|Reihenfolge der Anita-Blake-Romane:

Guilty Pleasures ([Bittersüße Tode, 1009 2003)
Laughing Corpse ([Blutroter Mond, 1027 2005)
Circus of the Damned ([Zirkus der Verdammten, 2165 2005)
The Lunatic Cafe (Gierige Schatten, 2006)
Bloody Bones (Bleiche Stille, 2006)
The Killing Dance (Tanz der Toten, 2007)
Burnt Offerings (Dunkle Glut, 2007)
Blue Moon
Obsidian Butterfly
Narcissus in Chains
Cerulean Sins
Incubus Dreams
Micah
Danse Macabre
The Harlequin |

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_Maren Rhea Fanenbruck-Pelgrim_

Robert Morgan – Der Fluch des Salomon

morgan fluch cover kleinDas geschieht:

Theodore London, leidlich erfolgreicher Privatdetektiv in New York City, wird von der reizenden Lisa Hutchinson konsultiert. Sie fühlt sich beobachtet und gejagt, seit sie ihr Elternhaus in Crifo, US-Staat Vermont, fluchtartig verlassen hatt Ihr Vater Royce, ‚Priester‘ einer obskuren Sekte, hatte sie dort wie eine Gefangene gehalten und ihr ein unschönes Schicksal im Rahmen eines bizarren Rituals angekündigt. London will helfen, mag aber an nicht an die monströsen Verfolger glauben, die Lisa in ihren Träumen und neuerdings auch in der Realität belästigen. Er wird eines Schlechteren belehrt, als ein echsenhaftes Flugwesen durch das Bürofenster bricht und ihn beinahe in Stücke reißt, bevor er es töten kann. Lisas Monster sind also echt, und da sich London in seine Klientin verliebt hat, stellt er sich erst recht auf ihre Seite.

London rekrutiert eine bunte Schar enthusiastischer Mitstreiter. Zu ihnen zählen Dr. Timothy Bodenfelt, ein idealistischer Arzt, Paul Morcey, ein abenteuerlustiger Hausmeister, und Pa’sha Lowe, ein krimineller Waffenhändler, der London nicht nur mit schwerer Artillerie und Giftgas ausstattet, sondern ihm auch die chinesische Wahrsagerin Lai Wan zur Seite stellt. Sie recherchiert Sensationelles: Londons monströser Gegner war einst ein Mensch, der in seine neue Gestalt mutiert wurde. Dafür verantwortlich ist Royce Hutchinson, der jedoch nur als Erfüllungsgehilfe für einen leibhaftigen Dämonen fungiert: Q’talu, der aufmerksamen Lesern des Alten Testaments als „Salomons Fluch“ bekannt ist, plant seine Rückkehr in diese Welt, die er bei dieser Gelegenheit in Besitz nehmen will. Dazu bedarf es unbedingt eines Menschenopfers, das – wer hätte es gedacht – die arme Lisa darstellen soll. Robert Morgan – Der Fluch des Salomon weiterlesen

Wolfgang Hohlbein – Von Hexen und Drachen. Das große Wolfgang-Hohlbein-Buch

Bei dem Buch „Von Hexen und Drachen“ von Wolfgang Hohlbein handelt es sich um eine Sammlung von Kurzgeschichten, die in den meisten Fällen nicht sehr kurz sind und nur sehr selten von Hexen oder Drachen handeln. Abgesehen davon, dass man bei einem solchen Titel tendenziell eher Fantasygeschichten erwarten würde, ist „Von Hexen und Drachen“ eine bunte Sammlung von überwiegend gelungenen Science-Fiction-Erzählungen. Die persönlichen Kommentare des Autors zu einzelnen Geschichten bilden eine gute Ergänzung und der Bericht seines Verlegers und Freundes Michael Schönenbröcher gibt einen interessanten Einblick in den privaten Alltag von Wolfgang Hohlbein.

Wolfgang Hohlbein – Von Hexen und Drachen. Das große Wolfgang-Hohlbein-Buch weiterlesen

Dübell, Richard – Spiel des Alchimisten, Das

[„Der Tuchhändler“ 2750
[„Eine Messe für die Medici“ 3288
[„Die schwarzen Wasser von San Marco“ 3323

Der Kaufmann Peter Bernward und seine Gefährtin Jana Duglosz befinden sich noch immer auf der Heimreise von Italien nach Polen. Bernward legt einen Abstecher nach Augsburg ein, um seine Tochter Maria zu besuchen. Er möchte ihr die wahren Hintergründe des Todes ihres Mannes in Florenz erklären. Kleinschmidt wurde als Beteiligter des Attentates auf die Medici hingerichtet und Bernward selbst hatte seinen Schwiegersohn ans Messer geliefert, um Jana zu retten.

Da sein Schwiegersohn im Dienste des Handelshauses der Hoechstetter stand, sucht Bernward als Erstes deren Verwalter Stinglhammer auf, um zu erfahren, wo seine Tochter wohnhaft ist. Und als käme er wie gerufen, findet er den Mann unter seltsamen Umständen ermordet auf. Der Tatort, das Büro des Verwalters, war von innen verschlossen, ebenso die Fenster, und ein seltsames, heidnisches Symbol verziert den Fußboden. Schnell zieht die Angst vor einem Dämon, einem Todesengel durch die Stadt. Doch Bernward kennt das Symbol. Vor mehr als dreizehn Jahren, als er noch der Untersuchungsbeamte des Bischofs Peter von Schaumberg war, gab es ähnliche Mordfälle mit dem gleichen Symbol. Die Geister der Vergangenheit dringen wieder in seinen Kopf ein und vor allem sein ehemaliger Freund, der Bischof selbst, mischt kräftig mit.

Hinzu kommt, dass sein damaliger Partner Gregor von Welden, nun der Burggraf des jetzigen Bischofs, seine Hilfe bei der Aufklärung erbittet. Bernward ist alles andere als begeistert. Erst als seine Tochter bei dem Begräbnis eines zweiten, unter identischen Umständen getöteten Mannes auftaucht und danach wieder verschwindet, übernimmt er die Ermittlung. Er ahnt bereits früh, dass seine Tochter irgendwie in die Morde verwickelt sein muss, und hofft, sie während der Untersuchung zu finden und beschützen zu können. Zur Seite stehen ihm dabei der alte, ehemalige Kutscher des Bischofs Albert und dessen Enkeltochter Elisabeth, als Gegner finden sich die reichen und mächtigen Herren des Handelshauses Hoechstetter und vor allem deren Prügelnabe Lutz, der Bernward kräftig zusetzt. Doch was Bernward noch mehr zu schaffen macht, ist der Alchimist Hilarius Wilhelm, der immer wieder beteuert, den Dämon mit Hilfe seines schwachsinnigen Helfers in die Hölle zurückschicken zu können …

Die Krimireihe um Peter Bernward geht mit „Das Spiel des Alchimisten“ in die vierte Runde. Und dieses Mal wird der Schleier über der Vergangenheit des sympathischen Charakters deutlich durchsichtiger. In Augsburg hatte Bernward jahrelang im Dienste des Bischofs gestanden, der schließlich sein Freund wurde. Nun kehrt er in die ehemalige Heimatstadt zurück und ermittelt in einem ähnlichen Fall wie dem, der ihm damals keine Ruhe ließ. Und was viel schlimmer ist: Seine Tochter steckt in der ganzen Sache mit drin und ist nicht einen Funken bereit, mit ihrem Vater zu reden oder sich gar von ihm helfen zu lassen. Der Konflikt zwischen den beiden muss nun bearbeitet werden; Bernward hatte nach dem Tod seiner Frau seine Kinder allesamt extrem vernachlässigt und seine Beteiligung um den Tod von Marias Mann macht seine Mission nicht einfacher. Beide Charaktere kämpfen um das, was sie als Recht empfinden. Die Tochter ist verbittert und vergrämt ob des Vaters früheren Verhaltens, der Vater will seine vergangenen Sünden wieder rückgängig machen. Klärungsbedarf und große Emotionen sowie die Verwicklung in die Morde stehen jedoch im Weg.

Dübell hat mit „Das Spiel des Alchimisten“ erneut einen spannenden und mitreißenden historischen Krimi geschaffen, dessen Charaktere eine einzigartige Ausstrahlung und Lebhaftigkeit besitzen. Wie immer zeigen seine genauen und bildhaften Beschreibungen nicht nur die Umgebung, sondern auch das Innenleben der Protagonisten. Und natürlich enttäuscht die Auflösung der Morde nicht im Geringsten, es wäre auch zu simpel, einfach einen Dämon töten zu lassen. Viel spannender ist doch eine Verbindung zwischen namhaften Handelshäusern, dem Medici-Attentat und Geld!

Im angefügten Nachwort gibt Dübell Erläuterungen zu den historischen Persönlichkeiten, die in seinem Roman vorkommen. Und natürlich erklärt er wieder, welche Ereignisse in der Geschichte tatsächlich geschehen sind. Dieses Mal waren es die Hinrichtung des Augsburger Bürgermeisters und die Ermordung seines Nachfolgers im Jahr 1478, die den Autor zu dieser Story führten. Schön finde ich ebenfalls, dass Dübell immer wieder eine Verbindung zu den vorherigen Büchern aufbaut; hier zieht sich die Linie zu „Eine Messe für die Medici“, in dem Bernward und seine Gefährtin mitten in das Medici-Attentat geraten.

Wie alle bisherigen Dübell-Romane ist auch „Das Spiel des Alchimisten“ absolut lesens- und empfehlenswert! Noch ein Hinweis: Man sollte unbedingt die Reihenfolge der Bücher beachten, um die erwähnten Rückblicke auf vorangegangene Geschehnisse zu verstehen. Dann steht dem Lesevergnügen nichts mehr im Wege.

Homepage des Autors: http://www.duebell.de
http://www.bastei-luebbe.de

Richard Dübell – Die schwarzen Wasser von San Marco. Historischer Thriller

[„Der Tuchhändler
[„Der Jahrtausendkaiser
[„Eine Messe für die Medici

Venedig 1478: Aus den trüben Wassern der Lagune wird vor den Augen des deutschen Händlers Peter Bernward die Leiche eines Kindes geborgen. Bald darauf kommen zwei weitere Kinder ums Leben – Gassenjungen, die als Zeugen gesucht wurden. Wussten sie zu viel? Bernward beschließt, den wenigen Hinweisen nachzugehen. Dabei dringt er tief in das Räderwerk der Macht vor, mit der Venedig seit 400 Jahren den Handel in Europa kontrolliert – und gerät in ein Netz aus Verbrechen und Intrigen, das die dunkle Seite der Stadt offenbart … (Verlagsinfo)

Handlung

Nachdem sich die Wirren um das Attentat auf Giuliano und Lorenzo de Medici in Florenz gelegt haben, machen sich der Landshuter Tuchhändler Peter Bernward und seine Gefährtin, die polnische Kauffrau Jana Duglosz, auf den Heimweg. Doch heftige Schwächeanfälle, die Jana während der Reise überfallen, zwingen die beiden zu einem vorübergehenden Aufenthalt in Venedig.

Nach nur zwei Tagen, während denen Jana mit ihrer mysteriösen Krankheit niederliegt, wird Bernward von einem venezianischen Kaufmann, Enrico Dandolo, um Hilfe gebeten. Sein Neffe Pegno ist seit ein paar Tagen verschwunden, und noch bevor Bernward Informationen sammeln oder gar Ratschläge geben kann, kommt die Nachricht, dass die Leiche eines Jungen im See San Daniele geborgen wurde. Dandolo identifiziert seinen Neffen, obwohl das Gesicht des toten Jungen dermaßen verunstaltet wurde, dass ein Erkennen eigentlich auszuschließen sein sollte. Doch zwei hinzukommende Gassenjungen bestätigen seine Aussage.

Somit stellt sich Bernward und der ermittelnde Polizist Paolo Calendar die Frage, wie es der Junge auf das Gelände des Arsenals – Schiffswerft und Flottenbasis der Republik Venedig – geschafft haben soll und ob in diesem Fall ein Selbstmord oder ein Mord vorliegt. Bernwards Nachforschungen bringen relativ schnell ans Licht, dass dessen Vater Fabio Dandolo seine Söhne wohl falsch eingeschätzt hatte. Pegno, der ältere Sohn, sollte das Familiengeschäft erlernen, während Andrea für ein Leben hinter Klostermauern vorgesehen war. Doch Pegno war offensichtlich für die Geschäftswelt ungeeignet, weswegen er von seinem Vater nur Verachtung erntete und schließlich seinem Onkel als „Lehrling“ in Obhut gegeben wurde. Hatte Pegno sich selbst aus Gram und Enttäuschung ertränkt?

Bereits einen Tag später stößt Bernward durch Zufall auf eine weitere Kinderleiche: Einer der beiden Gassenjungen, die Pegno identifiziert hatten und nun von der Polizei als Zeugen gesucht werden, ist ermordet worden. Bernward ist von einem Zusammenhang überzeugt, und auch Calendar scheint an ein größeres Komplott zu glauben. Allerdings ist der Polizist alles andere als bereit, mit dem deutschen Kaufmann zusammenzuarbeiten, und so macht Bernward sich alleine auf die Suche nach Hinweisen auf den oder die Mörder. Die Spur führt über das Waisenhaus der Rara de Jadra, eine Frau, die Mädchen von Sklavenhändlern aufkauft, um sie später als Dienstmädchen, Kindermädchen oder Ähnliches in reiche Haushälter abgeben zu können. Unter ihrer Obhut befindet sich die Schwester des Gassenjungen Fratellino, der sich seit dem Mord an seinem Kumpanen versteckt hält. Doch das Mädchen ist zu verängstigt, um Bernward Informationen liefern zu können.

Erst als die Herbergswirtin Hilfe für Jana bei einer Kräuterkundigen sucht und diese das Mädchen Fiuzetta mitbringt, kommt etwas Licht ans Dunkel. Fiuzetta war bei Rara aufgewachsen und erzählt, dass die Mädchen von der Frau in allen Liebeskünsten ausgebildet werden, um dann Kunden zu bedienen. Bernward steigert sich daraufhin noch mehr in diesen Fall hinein, möchte zudem den Mädchen helfen und gerät dabei selbst in Lebensgefahr. Der Sumpf, den er nach und nach aufdeckt, zieht sich bis in die höchsten politischen Kreise Venedigs – und niemand hilft ihm, bis Calendar sein abweisendes Verhalten langsam aufgibt, und die zwei den Kampf gegen die mächtigen Gegner aufnehmen.

Und noch einen Kampf hat Bernward zu führen: Janas Krankheit heißt Schwangerschaft, und das Bild seiner Frau Marie steht ihm vor Augen. Marie starb bei der Geburt ihres vierten Kindes und auch das Baby überlebte nicht. Seine unbändige Angst, erneut seine Liebe zu verlieren, lässt ihn den Kopf verlieren …

Meine Meinung

Ohne zeitliche Verzögerung setzt Dübell da an, wo [„Eine Messe für die Medici“]http://www.buchwurm.info/book/anzeigen.php?id_book=3288 aufhört. Die beiden Protagonisten Bernward und Jana erreichen Venedig, wollten eigentlich weiter nach Polen, müssen aber eine Zwangspause einlegen, weil Jana erkrankt ist. Und wie sollte es auch anders sein, Bernward wird in einen Todesfall verstrickt, der natürlich ganz und gar nicht einfach aufzuklären ist. In bewährter Manier wird der alte Kaufmann von einer Rätsellösung zur nächsten geschickt und wie immer macht es Freude, ihm zu folgen. Der Fall ist verzwickt, die Zeugen sind eingeschüchtert, der Polizist hütet ein Geheimnis und die höchsten Stadtherren sind mehr als dubios. Schön inszeniert der Autor eine Jagd, die tempo- und auch actionreich quer durch das mittelalterliche Venedig führt.

Nicht zu vergessen, dass die Beziehung zwischen Bernward und Jana weitergeht. Durch die Schwangerschaft Janas erfährt der Leser nun mehr aus der Vergangenheit des deutschen Kaufmanns. Erinnerungen an seinen alten Lehrmeister, den Bischof von Augsburg, und den tragischen Tod seiner Frau Marie geben dem Charakter noch mehr Präsenz und Ausdruckskraft. Er ist nun gezwungen, sich seiner Angst zu stellen, eventuell erneut seine Familie zu verlieren. Schön, dass Dübell den Charakter nach wie vor reifen und ihn dem Leser somit glaubwürdig erscheinen lässt.

Unterm Strich

Wie schon in dem Vorgängerroman hat Dübell auch in „Die schwarzen Wasser von San Marco“ einen historisch belegten Vorfall zum Inhalt gemacht. Die Dalmatinerin Rara de Jadra wurde 1500 in Venedig hingerichtet, weil sie und zwei Helferinnen in ihrem Bordell junge Mädchen in verschiedensten Perversionen ausgebildet und an entsprechende Kunden vermittelt hatten. In dem Roman verschleiert die Frau ihr Bordell als Waisenhaus, verkauft sich selbst als eine Art Heilige, die es den Mädchen ermöglicht, später mittels einer guten Anstellung im Hause einer reichen Familie zu leben. Ein gewohntes Nachwort des Autors erläutert die Hintergründe, gibt Informationen zum Venedig des Mittelalters und erklärt die literarischen Freiheiten des Romans.

Es bleibt mir nur zu sagen, dass mich auch Dübells Buch Nummer vier voll und ganz überzeugt hat. Ich habe die Seiten verschlungen und werde sicherlich genauso das nächste spannende Abenteuer von Bernward in mich aufsaugen. Wie alle bisher besprochenen Romane des Autors Richard Dübell ist auch dieser eine glasklare Empfehlung wert!

Anmerkung zur Taschenbuchausgabe 2004:

Aus irgendeinem Grund wurde vor einem Bindestrich immer das Gradzeichen gedruckt, z. B. … als er nach Hause wollte° – sein Haus befand sich … Das ist gerade zu Beginn sehr verwirrend, ich konnte mich jedoch nach einigen Seiten daran gewöhnen.

Taschenbuch: 542 Seiten
ISBN-13: 978-3404151028

www.luebbe.de

Die Autorin vergibt: (4.5/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (No Ratings Yet)

Dübell, Richard – Eine Messe für die Medici

_Story_

Es ist das Jahr 1478, und Italien durchlebt gerade den Machtkampf zweier herrschender Parteien: Der Papst Sixtus IV. versucht, der Familie de Medici ihren alleinigen Machtanspruch über Florenz, dessen Umgebung und einige weitere Regionen abzuschnüren. Somit befindet sich das Land in dem dazugehörigen Zustand: Überfälle gesetzloser Banden machen die Straßen unsicher, italienische Kaufleute fragen sich, mit welcher Partei sie ihre Geschäfte abwickeln sollen, und daraus wiederum ergibt sich ein Andrang ausländischer Handelshäuser, die die großen Gewinne riechen. Zu eben jenen zählt auch die polnische Kauffrau Jana Dlugosz, deren Vater gerade verstorben ist und ihr das Handelshaus Dlugosz hinterlassen hat. Da ihre Verwandten aber gegen die Führung einer Frau sind und ebenfalls ein Auge auf das gutgestellte Unternehmen werfen, haben sie Jana einen Dienstboten namens Stepan Tredittore zur Überwachung geschickt. Dieser soll jegliche Verfehlung Janas sofort berichten, damit ihre Absetzung beschlossen werden kann. Allerdings hat die junge Frau in ihrem Gefährten, dem Landshuter Kaufmann Peter Bernward, eine tatkräftige Unterstützung, die auch Tredittore unter Kontrolle halten kann.

Nachdem Jana in Prato, 20 Kilometer von Florenz entfernt, ein gutes Geschäft abschließen konnte, will sie weiter nach Florenz, um dort mit noch mehr Gewinn ihre Verwandten von ihren Fähigkeiten überzeugen zu können. Bernward ist aufgrund der Unruhen im Lande zwar dagegen, stimmt der Reise aber letztendlich zu – immerhin bestehen in der noch jungen Beziehung zwischen ihm und Jana genug Differenzen. Doch in Florenz angekommen, geraten beide sehr schnell in einen Alptraum: Während der Ostermesse im Dom Santa Maria del Fiore wird ein Attentat auf Giuliano und Lorenzo de Medici ausgeführt – Giuliano wird von einem Priester mit einem Messer erstochen, Lorenzo kann verwundet entkommen. Sofort lässt Lorenzo nach den Verschwörern fahnden, und im Zuge seiner Verfolgung wird auch Jana verhaftet. Bernward macht sich auf die Suche nach Beweisen für die Unschuld seiner Gefährtin. Er findet Verbindungen von Jana zu Anhängern der Pazzi-Familie, der Familie, die mitunter die Hauptbeteiligten der Verschwörung sind. Und je weiter er forscht, desto mehr Zweifel kommen auf: Hat Jana sich in ihrem Wunsch nach dem dicken Fang blenden lassen? Während der Kaufmann immer tiefer in die Pazzi-Verschwörung eintaucht, legen ihm sowohl Tredittore als auch sein eigener Schwiegersohn Kleinschmidt Steine in den Weg. Dabei läuft dem alten Mann die Zeit davon, denn auf Jana wartet bereits die Folterkammer …

_Meine Meinung_

Der Roman erzählt über einem Zeitraum von genau fünf Tagen: Am 24. und 25. April 1478 weilen Jana und Bernward in Prato. Sie erleben die Hinrichtung einer Sklavin, die ihren Herrn vergiftet hat. Diese Szene verdeutlicht den Machtverlust, den die Medici-Familie bereits 20 Kilometer von Florenz entfernt hinnehmen muss. In den politischen Kampf gegen den Papst verstrickt, vernachlässigen sie ihre Gerichtsausübung in der Umgebung und verlieren damit den Einfluss über die Menschen. Am 26.04. findet das Attentat auf die ranghöchsten Mitglieder der Medici statt, und Florenz erhebt sich danach zu einem Berg aus Gewalt und Angst. Einer der Hauptverschwörer, der 70-jährige Jacopo de‘ Pazzi, wird von der rachsüchtigen Meute auf der Straße quasi in Stücke gerissen und danach in den Fluss Arno geworfen, seiner Familie werden die florentinischen Besitztümer weggenommen. Ein weiterer Verschwörer, der Erzbischof Francesco Salviati, wird an der Mauer des Palazzo della Signoria (dem Regierungsgebäude von Florenz) aufgehängt, mit ihm die zwei tatausführenden Priester. Obwohl Lorenzo gegen diese Lynchmorde war, gelang es ihm nur, den dritten Hauptbeteiligten, den Kardinal Raffaele Riario, zu retten.

Der Tag des 27.04. ist von Bernwards Nachforschungen ausgefüllt, die ihn sowohl Ungereimtheiten als auch Beweise für Janas Schuld finden lassen. Seine Zweifel, seine Verzweiflung und seine immer wieder erwachenden Hoffnungen stellen den zweiten wichtigen Bestandteil des Romans dar. Zudem gesellt sich die Verlockung in Form von Beatrice Pratini hinzu, eine Frau, die den alten Kaufmann dazu bringt, seine Liebe zu Jana zu hinterfragen und schließlich zu bestätigen. Erst da kann Bernward mit ganzem Herzen und sogar unter Einsatz seines eigenen Lebens die Gefährtin unterstützen. Schlussendlich bleibt der 28.04., der Tag, der die Auflösung um die Schuld oder Unschuld Jana Dlugoszs bringt, der die Hintergründe von Janas Geschäften aufzeigt und der vermeintlich Unschuldige plötzlich in einem ganz anderen Licht dastehen lässt.

Dübell kann es einfach! Der Autor hat einen guten Riecher für Storys, ein geschicktes Händchen für die Ausarbeitung der Charaktere und ein schriftstellerisches Talent, um das Ganze zu einem fesselnden Buch zusammenzufügen. Das Medici-Attentat war wohl weit umfangreicher und komplizierter ausgefallen, als Dübell es schildert, allerdings sind die wichtigsten geschichtlichen Ereignisse und Personen korrekt eingefügt. Dübell selbst erläutert die Freiheiten, die er sich für den Roman herausgenommen hat, wie so viele Autoren in einem Nachwort, das ebenfalls noch zusätzliche Informationen zu der Pazzi-Verschwörung enthält.

Sehr zu meiner Freude ist Peter Bernward, der Landshuter Kaufmann, mit von der Partie. Bereits in Dübells Debüt [„Der Tuchhändler“ 2750 war ich von diesem Charakter sehr angetan und auch bei seinem zweiten Auftritt bleibt er der Freund für mich. Bernward ist durch und durch menschlich – obwohl der offensichtliche Held der Geschichte, hat er Ängste, Zweifel und Hoffnungen. Er ist nicht der Heroe, sondern darf Fehler machen, er darf Schwäche zeigen, und das macht ihn zur Identifikationsfigur schlechthin. Und er fällt nicht aus seiner Zeit heraus, wie die Hauptpersonen anderer historischer Romane, die irgendwie immer ihrer Zeit voraus sind und nur damit einen Konflikt erzeugen können. Nein, Bernward ist ein Kaufmann des 15. Jahrhunderts, er ist eingespannt in die mittelalterliche Glaubenswelt, er hat Angst vor der großen Welt außerhalb seines kleinen Landshuts. Er ist mit seinen über 40 Jahren bereits alt – und so wird er auch beschrieben, als alter Mann, der nur aufgrund seines Köpfchens seiner Gefährtin helfen kann. Mit Bernward steigt oder fällt der Spannungsbogen der Geschichte, und da ihm Auszeiten zugestanden werden – die ein alter Mann ja auch braucht -, kann der Leser immer wieder das gerade Erzählte reflektieren und seine eigenen Überlegungen anstellen. Das ist von Dübell sehr geschickt gemacht und führt zu einem spannungsgeladenen Übergang zur nächsten Szene, die sich garantiert wieder überschlägt und den Leser atemlos zurücklässt.

Und noch etwas spricht für Dübell: Seine Ortsbeschreibungen lassen jedes Dorf und jede Stadt lebendig werden. Florenz erstrahlt im Angesicht von Kunstwerken, versumpft in der Armut von Elendsvierteln, wird zur reißenden Bestie, wenn ihre Bewohner Rache üben, und wird zum Bollwerk für ausländische Besucher, wenn sich Florenz innerhalb seiner Mauern uneins ist. Florenz ist das Zentrum der Macht der Medici-Familie, und Lorenzo de Medici verkörpert Florenz. Viele der Verschwörer hassten ihn nicht, sondern sie neideten ihn; um sein Geld, seinen Einfluss und wohl auch um seine Beliebtheit. Dübell schildert eindrucksvoll das Entsetzen der Florentiner nach dem Angriff, aber noch lebhafter und nachhaltiger bleiben mir wohl die Racheakte dieser unaufhaltsamen Menschenmenge im Kopf, die einen der Mörder mitten auf dem Platz vor dem Palazzo in Stücke reist – Menschen, die zusammen ein Ungeheuer bilden, dessen Wut und Zorn erst abebbt, als der Priester ein Haufen Fleischklumpen ist. Das Ungeheuer fällt in Ungläubigkeit und Scham ob des eigenen Tuns panikartig zusammen. Was für ein Bild!

Somit hat mich auch das dritte Buch von Dübell begeistert. „Ich darf Ihnen versichern, dass ich mich gesegnet fühle, meinen Traumberuf zum Broterwerb gemacht zu haben …“, schreibt Dübell auf seiner Homepage. Ich darf sagen, ich freue mich riesig, dass er das geschafft hat, und werde mir gleich den nächsten Roman um Bernward vornehmen. Wie schön das Lesen doch sein kann!

Homepage des Autors: http://www.duebell.de
http://www.bastei-luebbe.de

Jane R. Goodall – Keltenmond

Im ländlichen England der 1970er Jahre schlägt ein mysteriöser Mörder seinen Opfern die Schädel ein. Ein weiblicher Polizeiinspektor muss sich die Frage stellen, ob sie einem leibhaftig gewordenen Halbgott aus der Urzeit folgt … – Klassisch britischer Krimi, der den psychologischen Hintergrund nicht vernachlässig. Die Autorin übertreibt es freilich mit dem Legen falscher Spuren und opfert den ausführlich entwickelten ‚keltischen‘ Background für eine ‚normale‘ Auflösung, die so, wie sie präsentiert wird, enttäuscht. Als Lektüre primär dem Krimi-Vielfraß empfohlen.
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Ian Smith – Der innere Zirkel

Das geschieht:

Wieder einmal wird Professor William Bledsoe, Naturwissenschaftler und Dozent am Dartmouth College zu Hanover im US-Staat New Hampshire, mit einem hohen Preis ausgezeichnet. Der bescheidene Mann schätzt das Rampenlicht wenig. So stiehlt er sich früh davon, als er gefeiert werden soll, und fährt zu seinem einsam gelegenen Haus im Wald, wo seine Frau auf ihn wartet. Kurz vor dem Ziel, fällt Bledsoe ein am Straßenrand liegengebliebener Wagen auf. Er bietet seine Hilfe an – und erkennt zu spät, dass er in eine Falle geraten ist: Rednecks wollen ihn entführen. Bledsoe kann fliehen, wird jedoch gestellt und umgebracht.

In New York wird Sterling Bledsoe vom Verschwinden seines Bruders informiert. Der FBI-Agent bricht sofort in den Norden auf, um sich in die Ermittlungen der örtlichen Polizei einzuschalten. Als wenig später Williams Leiche gefunden wird, scheint alles auf eine rassistisch begründete Bluttat hinzuweisen: Die Bledsoes sind Afro-Amerikaner, und eine entsprechende Verunglimpfung wurde der Leiche tief in die Brust geschnitten. Ian Smith – Der innere Zirkel weiterlesen

Rick Boyer – Sherlock Holmes und die Riesenratte von Sumatra

boyer-holmes-riesenratte-cover-2006-kleinIm London des Jahres 1894 treibt eine Riesenratte ihr mörderisches Unwesen. Dahinter verbirgt sich ein kapitales Verbrechen, das zu erkennen und zu vereiteln nur dem großen Sherlock Holmes möglich ist … – In Plot, Figurenzeichnung und Tonfall trifft dieses Pastiche sehr präzise das Vorbild Arthur Conan Doyle; die bekannten Elemente einer typischen Holmes & Watson-Geschichte fließen geschickt variiert in die gleichermaßen spannende wie nostalgische Handlung ein, ohne aufgesetzt zu wirken, und runden einen Roman ab, der uneingeschränkt empfohlen werden kann.
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Manly Wade Wellman – Der Schattensee

wellman-schattensee-cover-kleinAußerirdische Invasoren wählen ein nordamerikanisches Bergdorf als Basis für einen Invasionszug gegen die Menschheit. Beherzte Bürger werden aufmerksam und rüsten trotz zahlenmäßiger Unterlegenheit zum Widerstand … – Das Hohelied vom stolzen, moralisch integeren Landei geht über in ein lovecraftsches Science-Fiction-Spektakel, wie man es hölzerner und hirnrissiger selten hat lesen müssen. Die sorgfältige, sogar liebevolle Zeichnung der provinziellen Idylle kann den Absturz in die Niederungen der Trash-Fiction nicht ausgleichen.
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Kathrin Kompisch/Frank Otto – Teufel in Menschengestalt. Die Deutschen und ihre Serienmörder

Evolution des geschürten Schreckens

Serienmörder haben Konjunktur. Die Regale der Buchhandlungen biegen sich unter einschlägigen Fallgeschichten, mit denen sich ehemalige Fahnder, Profiler oder Pathologen ein hübsches Zubrot verdienen. Im Kino schlachten die Lecter-Klone, im Fernsehen mussten zeitweise gleich mehrere CSI-Teams bluttriefende Tatorte unter die Lupen nehmen. Auch den Medien sind die Fließband-Killer sehr willkommen, denn sie garantieren Leser- und Zuschauerzahlen.

Wie lange gibt es diese unheilige Symbiose eigentlich schon? In ihrer heute bekannten Form entstand sie nach Kathrin Kompisch und Frank Otto im späten 19. Jahrhundert, als sich die Boulevardpresse vom Journalismus abspaltete. Die Sensation rückte hier in den Mittelpunkt der Berichterstattung, denn vor allem sie sorgte für hohe Auflagen. Der Serienmörder entwickelte sich rasch zum Medienphänomen; nach Ansicht der Verfasser ein Prozess mit ständigen Wechselwirkungen. Kathrin Kompisch/Frank Otto – Teufel in Menschengestalt. Die Deutschen und ihre Serienmörder weiterlesen