Schlagwort-Archive: Bernard Cornwell

Bernard Cornwell – Sharpes Rivalen (Sharpe 13)

Der vorliegende Band, der dreizehnte in der Reihe um den britischen Scharfschützen Richard Sharpe, heißt im Original „Sharpe’s Company“ und der Titel benennt im Gegensatz zur deutschen Übertragung recht deutlich den zentralen Konflikt des Geschehens: Denn Richard Sharpe, zu Beginn des Romans noch Captain, muss recht bald fürchten, den Befehl über seine Mannen zu verlieren. Nun hat Sharpe zwar viele Talente, aber ein guter Verlierer war er noch nie …

Doch von vorn: Der Roman beginnt im Jahr 1812 mit der Belagerung von Ciudad Rodrigo. Diese Festung – und ihre große Schwester Badajoz – müssen genommen werden, damit die Briten in Spanien einmarschieren können. Die erfolgreiche Eroberung von Ciudad Rodrigo am Anfang des Buches wirkt als Blaupause für das Finale des Romans, denn diesen Erfolg gilt es zu wiederholen. Das Problem an der Sache ist nur, dass Badajoz viel größer und wehrhafter ist als Ciudad Rodrigo – und demzufolge auch viel schwerer zu erobern.

In dem Sturm auf Ciudad Rodrigo wird Sharpes Freund und Gönner Lawford so schwer verwundet, dass ein Nachfolger für ihn gefunden werden muss, der, als er schließlich eintrifft, Sharpe prompt mitteilt, dass man in London seine Beförderung zum Captain abgelehnt hat. Sharpe findet sich nun also plötzlich als Lieutenant wieder und sitzt zwischen allen Stühlen – kein Platz für einen Kriegshelden wie ihn. Er möchte seinen alten Rang unbedingt wiederhaben und er möchte diesmal sichergehen, dass er ihm nicht wieder genommen werden kann. Also meldet er sich freiwillig zum Himmelsfahrtskommando, das Badajoz erstürmen soll. Denn im unwahrscheinlichen Fall, dass man so ein Himmelfahrtskommando überlebt, wird man sofort befördert.

Bernard Cornwell – Sharpes Rivalen (Sharpe 13) weiterlesen

[NEWS] BERNARD CORNWELL – Sharpes Rivalen

Neues von Richard Sharpe„Sharpes Rivalen“ von Bernard Cornwell erscheint bei Bastei Lübbe.

Spanien, Januar 1812. Für Richard Sharpe ist es der schlimmste Winter seines Lebens. Er verliert zu Unrecht das Kommando über seine Schützen. Ihm bleibt nur eine Chance, dieses zurückzuerobern: Er muss die Attacke auf die unbezwingbare Festung von Badajoz anführen. Ein Himmelfahrtskommando. Zu allem Überfluss taucht auch noch Sharpes Nemesis auf, Sergeant Hakeswill, den Mann, den man nicht töten kann – und Sharpe hat es bereits oft genug versucht …
(Verlagsinfo)

Taschenbuch, 432 Seiten
Originaltitel: Sharpe’s Company

Der Verlag bietet unter dieser Adresse eine Leseprobe an.

Bernard Cornwell – Sharpes Gefecht (Sharpe 12)

Als treuer Fan von Bernard Cornwells Romanserie um den britischen Scharfschützen Richard Sharpe weiß man natürlich mittlerweile, dass dieser Sharpe ein paar Talente hat: Zum einen ist er ein ziemlich guter Soldat, zum anderen ist ihm auch das Glück hold – eine ziemlich vorteilhafte Kombination. Er hat Schlag bei den Frauen, aber leider auch das nicht gerade beneidenswerte Talent, sich mit geradezu schlafwandlerischer Leichtigkeit Feinde zu machen. Genau so ergeht es ihm gleich zu Beginn seines neuesten Abenteuers, „Sharpes Gefecht“. Seine Scharfschützen treffen in den Bergen, irgendwo zwischen Spanien und Portugal, auf den französischen Brigadier Loup und seine Kavallerie. Dieser Loup ist ein ganz harter Knochen, der die Bergbewohner in Angst und Schrecken versetzt und gerade ein ganzes Dorf dahingemetzelt hat. Passend zu seinem Namen scheint er mehr Biest als Mensch zu sein. Sharpe und Loup geraten unweigerlich aneinander, als Sharpe zwei von Loups Männern hinrichten lässt, die er bei einer Vergewaltigung erwischt hat. Nun darf Sharpe natürlich nicht einfach so feindliche Soldaten an die Wand stellen – schließlich gibt es im Krieg Regeln -, doch geht ihm die ganze Situation so gegen den Strich, dass er gegen besseres Wissen handelt und die Erschießung durchzieht. Loup, der die ganze Sache hilflos mitansehen muss, schwört blutige Rache. Doch bis Loup die Chance dazu erhält, wird es noch dauern.
Bernard Cornwell – Sharpes Gefecht (Sharpe 12) weiterlesen

[NEWS] BERNARD CORNWELL – Sharpes Gefecht

Neues von Bernard Cornwell bei Bastei Lübbe: „Sharpes Gefecht“.

Portugal 1811. Sharpe und seine Rifles sind gerade noch rechtzeitig zur Stelle, um die Vergewaltigung eines Mädchens zu verhindern. Die Übeltäter sind Mitglieder der Loup Brigade, einer französischen Eliteeinheit, benannt nach ihrem berüchtigten Kommandanten Brigadier Guy Loup. Und es kommt noch schlimmer: Die Männer haben alle Bewohner eines nahegelegenen Dorfes niedergemetzelt – sogar die Kinder. Für Sharpe steht fest: Von nun an heißt es Sharpes Rifles gegen die Loup Brigade.
(Verlagsinfo)

Taschenbuch, 432 Seiten
Originaltitel: Sharpe’s Battle

Bernard Cornwell – Sharpes Zorn (Sharpe 11)

„Sharpes Zorn“ ist ein Sharpe-Abenteuer neueren Datums. Erst 2006 erschien es im englischen Original und ist damit das Nesthäkchen unter den Sharpe-Romanen. In der Chronologie der Romane gehört es allerdings an elfte Stelle, zwischen „Sharpes Flucht“ und „Sharpes Gefecht“. „Sharpes Zorn“ spielt 1811 und die diesmal zentrale Schlacht ist die um Barrosa.

Bis es allerdings zu dieser Schlacht kommt, vergehen 400 Seiten, denn wie immer hebt sich Cornwell die titelgebende Schlacht für das große Finale auf. Zunächst muss sich Richard Sharpe, seines Zeichens ein Captain der Scharfschützen, mit anderen Problemen rumschlagen. Der Roman beginnt, als Sharpe und seine Männer für die Sprengung einer Ponton-Brücke sorgen sollen. Eine eigentlich einfache Aufgabe, doch wie das eben so ist, geht sie gründlich schief. Die Situation auf der Brücke eskaliert, es kommt zum Scharmützel mit den Franzosen und als die Sprengkörper doch noch explodieren, werden Sharpe und ein paar Männer auf einem der Pontons abgetrieben. Die Männer auf dem Ponton werden am Flussufer von Franzosen verfolgt und schlussendlich landet Sharpe mit einem Loch im Kopf in Cadiz, der einzigen noch spanischen Stadt. Der Rest des Landes wurde von den Franzosen eingenommen. Darum befindet sich in Cadiz auch ein englischer Botschafter, und zwar kein geringerer als Henry Wellesley, der kleine Bruder von Lord Wellington. Da dieser weiß, dass man Sharpe mit diffizilen Aufgaben betrauen kann, sichert er sich sofort dessen Dienste. Henry Wellesley hat nämlich ein delikates Problem: Er hatte sich in Cadiz mit einer Dame von zweifelhaftem Ruf eingelassen und ihr dummerweise einige Liebesbriefe geschrieben. Nun sind die Briefe bei ihrem Zuhälter gelandet, der sie wiederum an Wellesley verkaufen will. Doch es gibt noch andere Kräfte, die die Briefe gern gegen die englischen Verbündeten verwendet wissen wollen.

Bernard Cornwell – Sharpes Zorn (Sharpe 11) weiterlesen

[NEWS] BERNARD CORNWELL – Sharpes Zorn

Neues von Richard Sharpe bei Bastei Lübbe: „Sharpes Zorn“ von Bernard Cornwell.

Im Winter 1811 scheint der Krieg verloren zu sein: Ganz Spanien wurde von Frankreich annektiert. Cádiz ist die letzte Stadt, die sich noch in spanisch-englischer Hand befindet. Doch die französischen Truppen ziehen den Belagerungsring immer enger. Auch Richard Sharpe hält sich in der belagerten Stadt auf – und sieht sich dort gleich mehreren Feinden gegenüber. Einer von ihnen ist ein skrupelloser Priester, dem jedes Mittel recht ist, um sein Ziel zu erreichen: die Auflösung der Allianz von Spanien und England. Kann Sharpe ihn aufhalten?
(Verlagsinfo)

Taschenbuch, 464 Seiten
Originaltitel: Sharpe’s Fury

Der Verlag bietet unter dieser Adresse eine Leseprobe an.

Bernard Cornwell – Sharpes Flucht (Sharpe 10)

Das zehnte Sharpe-Abenteuer – „Sharpes Flucht“ – ist wieder neueren Datums, der Roman wurde 2004 in England erstveröffentlicht. Es ist mit 550 Seiten eines der umfangreicheren Abenteuer von Richard Sharpe und sein Erfinder, Bernard Cornwell, hat wie immer einiges für seinen Helden in petto.

Dabei sieht es für Sharpe im Moment gar nicht so rosig aus. Bisher hatten wir Sharpe immer als einen Hansdampf in allen Gassen erlebt, als einen Mann, der grundsätzlich jede Aufgabe für möglich hält und das Wort „scheitern“ nicht zu kennen scheint. Ein grundsoliger Optimist also, dessen Optimismus auch noch dadurch befeuert wurde, dass er ihn in der Regel vorwärtsbrachte. Rückschläge sind in Richard Sharpes Leben immer nur temporär und auch wenn er eine Schlacht verlieren mag, den Krieg gewinnt er immer!

 

Bernard Cornwell – Sharpes Flucht (Sharpe 10) weiterlesen

Bernard Cornwell – Sharpes Gold (Sharpe 9)

Im neunten Abenteuer der Reihe um den Scharfschützen Richard Sharpe hat Lord Wellington einmal mehr einen Spezialauftrag für den Captain. Und wie der Titel “Sharpes Gold” vermuten lässt, geht es dabei um einen waschechten Schatz! Denn was braucht man, um einen Feldzug zu gewinnen? Genau … reichlich Geld. Und eben dieses droht den Engländern im Moment auszugehen. Doch hinter den feindlichen Linien ist ein Goldschatz aufgetaucht, den sich Wellington unbedingt sichern will. Die ganze Geschichte muss natürlich streng geheim bleiben und auch, wofür genau das Gold verwendet werden soll, bleibt Wellingtons Geheimnis. Doch er bläut Sharpe ein, dass es gilt, den Schatz zu sichern – koste es, was es wolle! Und so ziehen Sharpe und seine Rifles aus, einen ganzen Haufen Gold zu bergen und durch französisch besetztes Gebiet zurück zu Wellington zu schleppen. Bernard Cornwell – Sharpes Gold (Sharpe 9) weiterlesen

Bernard Cornwell – Sharpes Trophäe (Sharpe 8)

„Sharpes Trophäe“, chronologisch Band 8 der Reihe um den Scharfschützen Richard Sharpe, ist einer der älteren Romane aus der Feder von Bernard Cornwell – erstveröffentlicht 1981. Auch für „Sharpes Trophäe“ hat der englische Autor seine üblichen Zutaten einmal kräftig umgerührt, um sie in einer appetitlichen Zusammensetzung dem geneigten Leser zu präsentieren: Es gibt einen abenteuerlustigen, vom Glück begünstigten Helden, einen wirklich verabscheuungswürdigen Gegenspieler, eine große Schlacht, eine Frauengeschichte und alles ist gewürzt mit einer ganz großen Prise leicht verständlicher Militärgeschichte.

Sharpes Regiment, das 95th, ist bereits zurück in der Heimat, während er immer noch in Portugal festsitzt und für den Pionier Captain Hogan Aufgaben erfüllt. Der aktuelle Befehl lautet, eine alte Römerbrücke in Valdelacasa zu sprengen, um die Franzosen davon abzuhalten, den Tejo zu überqueren. Eigentlich eine leichte Aufgabe, die nicht viel Zeit in Anspruch nehmen sollte. Allerdings müssen Hogan und die Rifles aus diplomatischen Gründen ein englisches und spanisches Regiment mitführen – und beide Regimenter sind nicht gerade ruhmbekleckert.

Bernard Cornwell – Sharpes Trophäe (Sharpe 8) weiterlesen

Cornwell, Bernard – Sharpes Mission (Sharpe 7)

_|Sharpe|:_

01 [„Sharpes Feuerprobe“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5208
02 [„Sharpes Sieg“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5829
03 [„Sharpes Festung“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7099
04 [„Sharpes Trafalgar“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7111
05 [„Sharpes Beute“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7508
06 [„Sharpes Aufstieg“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7521
07 _“Sharpes Mission“_
08 „Sharpes Trophäe“
09 „Sharpes Gold“
10 „Sharpe’s Escape“ (noch ohne dt. Titel)
11 „Sharpe’s Fury“ (noch ohne dt. Titel)
12 „Sharpe’s Battle“ (noch ohne dt. Titel)
13 „Sharpes Rivalen“
14 „Sharpes Degen“
15 „Sharpe’s Skirmish“ (noch ohne dt. Titel)
16 „Sharpes Feind“
17 „Sharpes Ehre“
18 „Sharpes Geheimnis“
19 „Sharpe’s Christmas“ (noch ohne dt. Titel)
20 „Sharpes Triumph“
21 „Sharpes Rache“
22 „Sharpes Waterloo“
23 „Sharpe’s Ransom“ (noch ohne dt. Titel)
24 „Sharpe’s Devil“ (noch ohne dt. Titel)

_Richard Sharpe und seine Schützen_ tummeln sich in Portugal immer noch fernab der restlichen englischen Truppen. Der Pionier Major Hogan hat sie unter seine Fittiche genommen, damit sie ihn bei seinen Kartographie-Aufgaben unterstützen. Nun jedoch hat er eine andere Aufgabe für Sharpe: Er soll mit seiner Einheit eine junge Engländerin aus dem kleinen Dorf Vila Real de Zedes holen und sie mit ihrer Mutter wiedervereinen. Das junge Ding ist weggelaufen und naturgemäß macht sich die Mutter Sorgen – vor allem, da die Franzosen stetig vorrücken und die Lage für Engländer und Portugiesen zunehmend brenzlig wird.

In Vila Real de Zedes angekommen, wird bald klar, dass Kate Savage nicht nur ausgerissen, sondern gar durchgebrannt ist – nämlich mit dem wortgewandten (und ranghöheren) Colonel Christopher. Als Sharpe eintrifft, haben die beiden gerade heimlich geheiratet und so zerschlägt sich selbstverständlich der Plan, Kate wieder zu ihrer Mutter zurückzubringen. Christopher versorgt Sharpe jedoch mit einem neuen Befehl – nämlich auf Kates Gut zu bleiben und sie zu beschützen, während er selbst auf eine geheime Mission verschwindet. Als Diplomat will er mit den Portugiesen und Franzosen verhandeln, um den Krieg zu beenden und das Land zu befrieden. Das sagt er zumindest …

Mehr aus Langeweile und um seine Männer zu beschäftigen, befiehlt Sharpe, den Berg hinter Kates Anwesen zu befestigen und zu einer rudimentären Festung auszubauen. Schlussendlich soll das Sharpes Rettung sein, denn Christopher stellt sich als Verräter heraus, der mit den Franzosen gemeinsame Sache macht und als Zeichen des Goodwill Sharpe und seine Schützen an eine französische Einheit ausliefert. Diese können – trotz ihrer Überzahl – die Festung auf dem Berg jedoch nicht einnehmen und müssen schlussendlich geschlagen abziehen.

Und so können Sharpes Schützen nach dem Abzug der Franzosen endlich einen Versuch starten, zu den englischen Truppen zurückzufinden. Bisher wurde dieser Versuch von der Tatsache vereitelt, dass sie den Fluss Douro überqueren müssten, die Franzosen aber alle Boote zerstört haben. Zufällig finden sie in einem Dorf dann allerdings doch noch eine Fährmöglichkeit und so können sie sich bis zum französisch besetzten Oporto durchschlagen. Der französische General Soult wähnte den Sieg schon sicher, doch da den Engländern nun ein Weg über den Fluss zur Verfügung steht, können sie ein strategisch günstig gelegenes Priesterseminar besetzen und von dort aus Oporto zurückgewinnen. Soult muss in Schimpf und Schande abziehen.

Doch was ist mit Colonel Christopher? Mit dem hat Sharpe schließlich noch ein Hühnchen zu rupfen und Richard Sharpe ist keiner, der eine Rechnung unbeglichen lässt …

_“Wahrscheinlich der Beste_ aller Sharpe-Romane“, wird der „Evening Standard“ auf dem Buchrücken zitiert. Nun ja, bei einer Romanreihe mit über zwanzig Einzelbänden ist der Beste sicherlich ohnehin schwer auszumachen. “Sharpes Mission” ordnet sich nahtlos ein, sticht allerdings kaum hervor – weder positiv noch negativ. Besonders im letzten Drittel zieht die Action ordentlich an und es kommt richtig Spannung auf: Die Eroberung von Oporto und schlussendliche Vertreibung der Franzosen aus Portugal schildert Cornwell mit dem ihm eigenen Detailreichtum und einem großzügigem Schuss Schlachtgetümmel. In der ersten Hälfte des Romans dagegen dümpelt die Handlung ein wenig dahin, was durchaus vom Autor so gewollt ist. Schließlich beschwert sich auch Sharpe darüber, dass er in Vila Real de Zedes praktisch festsitzt, währen der Bär ganz woanders steppt. Der Leser kann seinen Frust verstehen – Soldaten, die nichts zu tun haben, kommen offensichtlich zwangsläufig auf dumme Ideen.

Wieder einmal hat Cornwell jedoch mit Colonel Christopher einen würdigen Gegenspieler für seinen Helden Sharpe geschaffen. Christopher ist alles, was Sharpe nicht ist: Er ist redegewandt, wohlgeboren, vornehm. Und vor allem ist er intrigant! Eigentlich als Angestellter des Auswärtigen Amtes in Portugal, entpuppt er sich als Opportunist der schlimmsten Sorte, der sich bei allen Seiten anbiedert, um sie schlussendlich gegeneinander auszuspielen. Sein Plan: Sich bei den Siegern gut Freund machen und dadurch zu Reichtum und Macht zu kommen. So verfängt er sich in einem Netz aus Intrigen, Spionage und Gegenspionage und würde damit vermutlich sogar durchkommen – wenn da nicht Richard Sharpe wäre. Der will nicht nur das Fernrohr zurück, das Christopher ihm abgenommen hat, er will auch Rache für dessen Verrat von Vila Real de Zedes. Und wer die „Sharpe“-Romane kennt, weiß, dass der Protagonist der Bücher recht starrköpfig sein kann, wenn es um die Durchsetzung seiner Ziele geht.

Dieser jüngere Roman (erstveröffentlicht 2003) wurde wieder von Joachim Honnef übersetzt, daher sollte man auf einige Ungereimtheiten gefasst sein. So findet es Honnef offensichtlich nicht ungewöhnlich, dass sich Sharpe und sein Seargent Harper mal duzen und mal siezen – manchmal passiert dieser Umschwung sogar innerhalb eines Gesprächs. Während Sharpe ein Lieutenant ist, ist sein befreundeter portugiesischer Counterpart ein Leutnant – wohl um landestypisch zu bleiben. Dann sollten sich aber französische Offiziere aber wohl besser nicht mit „Sir“ ansprechen … Alles in allem ist die Übersetzung wieder so unausgegoren, wie man das von Joachim Honnef mittlerweile gewöhnt ist.

_Trotzdem kann man sich_ – wie immer – in Cornwells fähige Hände begeben, wenn man auf der Suche nach einem historischen Abenteuer ist. Und auf der Suche nach einem schneidigen Helden, der sich mit etwas Glück und Spucke noch aus jeder misslichen Lage befreien konnte.

|Taschenbuch: 400 Seiten
Originaltitel: Sharpe’s Havoc
ISBN-13: 978-3404160884|
[www.luebbe.de]http://www.luebbe.de

_Bernard Cornwell auf |Buchwurm.info|:_
[„Stonehenge“ 113
[„Die Galgenfrist“ 277
[„Der Bogenschütze“ (Auf der Suche nach dem Heiligen Gral 1) 3606
[„Der Wanderer“ (Auf der Suche nach dem Heiligen Gral 2)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=3617
[„Der Erzfeind“ (Auf der Suche nach dem Heiligen Gral 3) 3619
[„Das Zeichen des Sieges“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6223
[„Das brennende Land“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6656
[„Das Fort“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7602

Cornwell, Bernard – Fort, Das

Wenn es um englische Militärgeschichte ist, dann ist Bernard Cornwell in der Regel der Autor, an den man sich vertrauensvoll wenden kann. Er scheint sich in allen Jahrhunderten zu Hause zu fühlen, recherchiert äußerst genau und ist trotzdem in der Lage, seine Romane so mitreißend zu gestalten, dass ein heutiger Leser sich genüsslich in vergangene Zeiten fallen lassen kann. In „Das Fort“ weicht Cornwell jedoch derart von gewohnten schriftstellerischen Pfaden ab, dass man als Leser seine liebe Müh hat, bei der Stange zu bleiben.

Natürlich widmet er sich wieder einem historisch verbürgten Stoff, diesmal allerdings auf dem nordamerikanischen Kontinent zur Zeit des Unabhängigkeitskrieges. „Das Fort“ beschreibt die fast vergessene – da für das amerikanische Heer reichlich peinliche – Penobscot-Expedition. Dort landet im Sommer 1779 ein kleiner englischer Truppenverband, um an der Küste ein englisches Fort (Fort George) zu errichten und damit den englischen Anspruch auf Massachusetts zu betonen. Das können die Amerikaner (Cornwell nennt sie gern „die Aufständischen“) natürlich nicht so auf sich sitzen lassen und so schicken sie eine geradezu riesige Marineflotte los, die die Engländer vertreiben soll. Eigentlich keine unmögliche Aufgabe, denn die Amerikaner sind zahlenmäßig überlegen und das neue Fort George ist gerademal kniehoch und kann somit mit Leichtigkeit überrannt werden. Doch Cornwells Roman käme nicht mit über 600 Seiten daher, wenn die Amerikaner ihre Vorteile zu nutzen wüssten.

Zunächst sieht es für die Aufständischen ganz gut aus. Sie schaffen es, die Küste zu erobern und können so das erste Scharmützel für sich entscheiden. Doch der Befehlshaber der Amerikaner, General Lovell, weiß diesen anfänglichen Schwung und Enthusiasmus nicht zu nutzen. Anstatt sofort einen Angriff auf das immer noch mickrige Fort zu führen, lässt er halten und Gräben ausheben. Dort verschanzen sich die Amerikaner und können sich nicht so recht zu einem weiteren Angriff entschließen. Lovell hätte gern einen gleichzeitigen Angriff zu Wasser und an Land, doch der Befehlshaber der Marine weigert sich vehement gegen diese – wie er meint – unnötige Gefährdung der Schiffe. Gleichzeitig hat Lovell Schwierigkeiten, die Moral seiner Leute aufrecht zu erhalten, denn der größte Teil seiner Truppen besteht aus Miliz – viele der Männer wurden in den Dienst gepresst und tun sich somit nicht mit Heldentaten hervor. All dies gibt den Engländern genug Zeit, ihre Befestung stetig zu erweitern, bis sie tatsächlich als Fort bezeichnet werden kann.

Während der englische Befehlshaber, General McLean, um seine prekäre Lage weiß und bereits plant, wie er sich möglichst ohne große Verluste im Falle eines Angriffs ergeben kann, vertrödeln die Amerikaner wertvolle Zeit mit Diskussionen, wie und warum ein Angriff momentan nicht zum Erfolg führen kann. Schließlich warten sie sogar so lange ab, bis Verstärkung für die Engländer eintrifft … Und hier wendet sich das Blatt dann unwiderruflich.

_“Das Fort“ ist ein klassischer Cornwell_ insoweit, als jede Seite die penible Recherche des Autors atmet. Auch ohne das (sehr aufschlussreiche) Nachwort gelesen zu haben, begreift man bald, dass Cornwell in Vorbereitung auf „Das Fort“ Unmengen an alten Akten, Befehlen, Briefen und Berichten gewälzt haben muss. Herausgekommen ist eine detailreiche Beschreibung der Penobscot-Expedition, allerdings leider auch nicht mehr als das. Denn Cornwell lässt eine spannende Handlung vermissen und entscheidet sich lieber dafür, ein fast objektives Geschichtsbuch zu schreiben.

Die Erzählperspektive wechselt regelmäßig. Mal befindet man sich im Lager der Amerikaner, mal im Lager der Engländer – somit überlässt es Cornwell dem Leser, sich für eine Seite zu entscheiden. Leider führt das auch dazu, dass man mit keiner der historischen Figuren wirklich warm wird. Sicher, ein paar Namen tauchen immer wieder auf und man erfährt zwangsläufig etwas mehr über sie. Doch schließlich sind auch sie nur Figuren auf Cornwells Schachbrett und so bewegt er sie mit Kalkül und ohne jede Emotion. Es gibt also keinen “Helden”, keinen Protagonisten, der den Leser durch die Handlung führen würde. Am ehesten fällt diese Rolle vielleicht dem jungen John Moore zu, der hier seine erste wirkliche Schlacht schlägt. Doch auch ihm widmet Cornwell nicht genügend Platz, um ihn tatsächlich als Protagonisten bezeichnen zu können. Dadurch bleibt bei der Lektüre immer eine gewisse Distanz bestehen, die Cornwell nicht überbrücken kann (oder will). Das führt nicht unbedingt zu Langeweile – das wäre ein zu starkes Wort, schließlich passiert einiges auf diesen 600 Seiten. Doch weder Handlung noch Charaktere berühren je wirklich.

_Sicher, „Das Fort“ fiktionalisiert_ eine historische verbürgte Militäraktion, doch dem Leser erscheint diese Fiktionalisierung minimal. Daher kann man sich nie ganz des Eindrucks erwehren, Cornwell hätte hier ein besonders umfassendes und detailverliebtes Geschichtsbuch geschrieben. Und dieses soll ja in erster Linie ja Fakten vermitteln. Von Unterhaltung ist da keine Rede. Gerade wenn man das umfangreiche Nachwort liest, wird klar, dass es Cornwells vorangiges Motiv war, ein fast vergessenes Stück Geschichte wieder ans Tageslicht zu holen und einige Mythen durch Fakten zu ersetzen. Das gelingt ihm sicherlich. Doch ein wirklich packendes Buch ist dabei nicht herausgekommen.

|Gebunden: 608 Seiten
Originaltitel: The Fort
ISBN-13: 978-3805250276|
[Verlagshomepage]http://www.rowohlt.de/sixcms/list.php?page=ro_fl_verlagsseiten&sv[title]=Wunderlich

Cornwell, Bernard – Sharpes Aufstieg (Sharpe 6)

_|Sharpe|:_

01 [„Sharpes Feuerprobe“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5208
02 [„Sharpes Sieg“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5829
03 [„Sharpes Festung“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7099
04 [„Sharpes Trafalgar“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7111
05 [„Sharpes Beute“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7508
06 _“Sharpes Aufstieg“_
07 „Sharpes Mission“
08 „Sharpes Trophäe“
09 „Sharpes Gold“
10 „Sharpe’s Escape“ (noch ohne dt. Titel)
11 „Sharpe’s Fury“ (noch ohne dt. Titel)
12 „Sharpe’s Battle“ (noch ohne dt. Titel)
13 „Sharpes Rivalen“
14 „Sharpes Degen“
15 „Sharpe’s Skirmish“ (noch ohne dt. Titel)
16 „Sharpes Feind“
17 „Sharpes Ehre“
18 „Sharpes Geheimnis“
19 „Sharpe’s Christmas“ (noch ohne dt. Titel)
20 „Sharpes Triumph“
21 „Sharpes Rache“
22 „Sharpes Waterloo“
23 „Sharpe’s Ransom“ (noch ohne dt. Titel)
24 „Sharpe’s Devil“ (noch ohne dt. Titel)

Endlich! Endlich – nach fünf vorangegangenen Bänden ist Lieutenant Richard Sharpe mit den Scharfschützen des 95en vereint. Auch wenn das zu Beginn von „Sharpes Aufstieg“ nicht gerade ein harmonisches Bild abgibt. Immer noch ist er nämlich Quartiermeister und hauptsächlich damit befasst, Munition, Essen und Rum für die nach La Coruna abziehenden Truppen heranzuschaffen. Die Offiziere verachten ihn und auch bei den Mannschaften genießt er kein hohes Ansehen. Doch dann wird der Rückzug von den Franzosen gnadenlos aufgerieben und nur Sharpe und ein paar Schützen überleben den Angriff. Plötzlich ist der so ungeliebte Quartiermeister der Soldat mit dem höchsten Rang und muss entscheiden, wie es mit den verstreuten Schützen nun weitergehen soll.

Nun ist es jedoch nicht so, als wären die Schützen besonders scharf darauf, von Lieutenant Sharpe angeführt zu werden. Tatsächlich planen sie eine Meuterei und bestimmen den Iren Harper – ein Berg von einem Mann – , Sharpe ins Jenseits zu befördern. Doch während die beiden sich noch eine ordentliche Kneipenschlägerei liefern, erscheint Major Blas Vivar auf der Bildfläche, der mit seinem natürlichen Selbstbewusstsein sofort schafft, was Sharpe verwehrt blieb: Die Schützen fügen sich seinem Befehl ohne jedes Murren, sodass Vivar und Sharpe gemeinsam durchs spanische Hinterland marschieren. Sharpe will sich den englischen Truppen wieder anschließen, doch auch Vivar verfolgt ein Ziel: Mit sich führt er nämlich eine geheimnisvolle Kiste, in der Sharpe zunächst einen Familienschatz vermutet. Schließlich stellt sich jedoch heraus, dass sich darin das Banner des heiligen Santiago befindet. Und Vivar hat einen selbstmörderischen Plan ausgeheckt, um den Kampfeswillen seiner spanischen Landsleute gegen die französischen Eindringlinge anzustacheln: Er will – mit Sharpes Hilfe – das französisch besetzte Santiago de Compostela einnehmen und dort das Banner entrollen. Doch stehen ihm für so einen waghalsigen Plan viel zu wenig Männer zur Verfügung …

Nicht, dass die Aussichtslosigkeit eines Plans Sharpe schon jemals gestoppt hätte. Hier jedoch ist er mehrmals kurz davor, einfach die Fahnen zu streichen. Zunächst ist es natürlich nicht sein Kampf und seine erste Pflicht wäre es, die Scharfschützen sicher zum nächsten englischen Stützpunkt zu bekommen. Außerdem weiß Sharpe nie recht, was er von Vivar zu halten hat. Eigentlich bewundert er dessen Führungsstärke, doch gerade dessen Fähigkeit, Loyalität hervorzurufen, nagt auch an Sharpes Stolz – wünscht er sich doch insgeheim, seine Schützen würden auch zu ihm so aufblicken. Denn wie er der Feindseligkeit seiner Soldaten begegnen soll, weiß er nicht so recht und so entwickelt er sich zu einem rechten Tyrannen – was die Schützen nur zu noch mehr Aufmüpfigkeit herausfordert. Zusammenraufen können sich Sharpe und seine Truppe nur, wenn es einem französischen Angriff standzuhalten gilt. Da plötzlich verwachsen die Schützen tatsächlich zu einer Einheit und vergessen alle persönlichen Animositäten. Mit seinem soldatischen Können nämlich mag Sharpe zu beeindrucken – nicht nur seine eigene versprengte Truppe, sondern auch Major Vivar.

„Er mochte kein geborener Offizier sein, aber bei Gott, er war der geborene Soldat“, schätzt sich Sharpe im Laufe der Handlung selbst ein. „Sharpes Aufstieg“ jedoch beleuchtet auch den steinigen Weg zum „echten“ Offizier, den Sharpe nehmen muss. Denn am Schluss des Romans werden Sharpe und seine Schützen zusammengeschweißt aus diesem Abenteuer hervorgehen. Und gerade in dem bärbeißigen Harper wird Sharpe dann einen Freund gefunden haben.

_Viel Charakterentwicklung bietet_ Bernard Cornwell hier also in einem älteren „Sharpe“-Abenteuer (1988 erstveröffentlicht), doch das soll nicht heißen, dass das Soldatenleben und natürlich das ein oder andere Scharmützel fehlen würden. Cornwell stößt seinen Helden genüsslich von einer ausweglosen Situation in die nächste, nur damit dieser ein ums andere Mal seine Kaltblütigkeit und Gerissenheit demonstrieren kann. Sicher, manchmal ist die Situation derart aussichtslos, dass auch Sharpe sie nur mittels eines deus ex machina bewältigen kann (meistens handelt es sich um Vivar, der den Schützen im letzten Moment zu Hilfl kommt). Doch das sind Details. Viel wichtiger wiegt die Tatsache, dass Cornwell einen sehr dicht komponierten Roman abgeliefert hat, in dem unglaublich viel und unglaublich Spannendes passiert. Als Leser bekommt man somit kaum die Chance, einmal tief durchzuatmen.

Besonders interessant ist der zentrale Konflikt zwischen Vivar und seinem Bruder, dem Grafen von Mouromorto. Beide sind tödlich verfeindet, da der Graf sich den Franzosen angeschlossen hat, während Vivar die Traditionen seines Landes und seiner Familie hochhält. Interessant ist hier, dass sich Cornwell auf den ersten Blick auf die Seite Vivars stellt, doch bei genauem Lesen wird deutlich, dass beide Brüder durchaus überzeugende Argumente für ihre Gesinnung haben: Sind nicht Vivars Bestehen auf Religion, Tradition und veraltete Werte Hinweise auf die Ansichten eines ewig Gestrigen? Und ist es nicht nachvollziehbar, dass sich Mouromorto zu den Franzosen hingezogen fühlt? Jenem Volk, das Europa die Aufklärung gebracht hat? Zu Santiagos Banner sagt er: „Dieser seidene Streifen symbolisierte alles, was er an Spanien hasste. Er war gleichbedeutend mit altem Brauchtum, der Herrschaft der Kirche über die Vernunft, die Tyrannei eines Gottes, den er ablehnte.“ Das klingt nach sehr modernen, gar heutigen Ansichten. Wirklich eindeutig sind die Fronten in „Sharpes Aufstieg“ also nicht zu bestimmen. Zumindest für den Leser … denn Soldaten haben – manchmal zum Glück – ein einfacheres Leben. Sie folgen einfach Befehlen und müssen sich nicht um richtig oder falsch scheren.

Beim vorliegenden Band handelt es sich um eine überarbeitete Neuauflage, da „Sharpes Aufstieg“ bereits 1990 in Deutschland veröffentlicht wurde. Die Übersetzung hat damals Bernd Müller bestellt – und sie liest sich ungleich flüssiger als die Übersetzung der neueren Bände durch Joachim Honnef. Auch diese Tatsache trägt sicherlich zum gesteigerten Lesevergnügen bei.

|Taschenbuch: 432 Seiten
Originaltitel: Sharpe’s Rifles
ISBN-13: 978-3404165476|
[www.luebbe.de]http://www.luebbe.de

_Bernard Cornwell auf |Buchwurm.info|:_
[„Stonehenge“ 113
[„Die Galgenfrist“ 277
[„Der Bogenschütze“ (Auf der Suche nach dem Heiligen Gral 1) 3606
[„Der Wanderer“ (Auf der Suche nach dem Heiligen Gral 2)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=3617
[„Der Erzfeind“ (Auf der Suche nach dem Heiligen Gral 3) 3619
[„Das Zeichen des Sieges“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6223
[„Das brennende Land“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6656

Cornwell, Bernard – Sharpes Beute (Sharpe 5)

_|Sharpe|:_

01 [„Sharpes Feuerprobe“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5208
02 [„Sharpes Sieg“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5829
03 [„Sharpes Festung“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7099
04 [„Sharpes Trafalgar“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7111
05 _“Sharpes Beute“_
06 „Sharpes Aufstieg“
07 „Sharpes Mission“
08 „Sharpes Trophäe“
09 „Sharpes Gold“
10 „Sharpe’s Escape“ (noch ohne dt. Titel)
11 „Sharpe’s Fury“ (noch ohne dt. Titel)
12 „Sharpe’s Battle“ (noch ohne dt. Titel)
13 „Sharpes Rivalen“
14 „Sharpes Degen“
15 „Sharpe’s Skirmish“ (noch ohne dt. Titel)
16 „Sharpes Feind“
17 „Sharpes Ehre“
18 „Sharpes Geheimnis“
19 „Sharpe’s Christmas“ (noch ohne dt. Titel)
20 „Sharpes Triumph“
21 „Sharpes Rache“
22 „Sharpes Waterloo“
23 „Sharpe’s Ransom“ (noch ohne dt. Titel)
24 „Sharpe’s Devil“ (noch ohne dt. Titel)

Sharpe hat wirklich kein Glück mit den Frauen – denn am Anfang von „Sharpes Beute“ findet er sich genau da wieder, wo er die meiste Zeit seines Lebens verbracht hat: allein, pleite und in der Gosse. Denn sein Glück mit Grace war nur von kurzer Dauer. Von den Juwelen, die er in Indien erbeutet hatte, hatte er den beiden ein Haus gekauft. Doch bei der Geburt des gemeinsamen Kindes starben Grace und das Baby, woraufhin ihre Verwandtschaft – sowieso nicht begeistert von der skandalösen Beziehung – Sharpe um den Besitz brachte. Auch beruflich sieht es nicht rosig aus, tatsächlich überlegt er gar, die Armee zu verlassen. Denn in seinem neuen Regiment hat man ihn zum Quartiermeister gemacht, eine Aufgabe, die ihn unterfordert und langweilt. Dass jemals Besserung eintritt, ist jedoch nicht zu erwarten, denn die Position des Quartiermeisters wird gern an Soldaten vergeben, die aus den Mannschaften aufgestiegen sind – denn da können sie keinen Unsinn anrichten.

Und so wälzt er sich im neuen Teil der „Sharpe“-Reihe zunächst einmal genüsslich in Selbstmitleid. Bevor er jedoch seinen Plan wahrmachen und die Armee verlassen kann, wird er für einen brisanten Job angeheuert: Er soll einen dänischstämmigen Engländer namens Lavisser nach Kopenhagen begleiten, der eine stattliche Summe Bestechungsgeld bei sich führt. Die ist für den Prinzen von Dänemark gedacht, denn England hat es auf die dänische Flotte abgesehen. London möchte die dänischen Schiffe der englischen Krone unterstellen, um damit Frankreich zuvorzukommen, das es ebenfalls auf die Flotte der Dänen abgesehen hat, um seine Verluste von Trafalgar auszugleichen. Dänemark hat sich bisher jedoch wenig kooperativ gezeigt und so soll nun Geld das Zünglein an der Waage sein.

Sharpe findet Lavisser zunächst sympathisch, doch stellt dieser sich schlussendlich als Verräter heraus, der, als sie einmal in Dänemark sind, das Weite sucht – natürlich mit dem Geld. Sharpe findet sich also plötzlich in einem fremden Land wieder, dessen Sprache er nicht spricht. Sein einziger Anhaltspunkt ist eine Adresse in Kopenhagen, die man ihm noch in England zugeschanzt hatte, also wendet er sich dorthin. Doch die erhoffte Hilfe bleibt aus: Der Däne Skovgaard will ihn Lavisser ausliefern, da dieser erfolgreich gegen Sharpe intrigiert und verbreitet hat, dass dieser ein Attentat auf den Prinzen geplant hat. Sharpe findet sich also – mal wieder – zwischen allen Stühlen wieder. Mit Lavisser hat er noch ein Hühnchen zu rupfen und seine Soldatenehre gebietet ihm, das verlorene Geld wieder heranzuschaffen. Dazu kommt, dass die Engländer mittlerweile mit einer Armee auf dem Weg sind und sich Sharpe eigentlich den eigenen Truppen wieder anschließen sollte. Doch dort wartet schon der nächste Geheimauftrag auf ihn …

„Sharpes Beute“, einer der jüngeren „Sharpe“-Romane (in England 2001 erstveröffentlicht) fällt ein bisschen aus dem Rahmen, denn es handelt sich eher um eine Agentengeschichte als einen Militärroman. Sicher, die englische Belagerung der Stadt Kopenhagen spielt eine zentrale Rolle, doch es fehlen viele Elemente, die man aus der „Sharpe“-Reihe kennt, so zum Beispiel eine große Schlacht, in der Sharpe sein soldatisches Können unter Beweis stellen kann. Stattdessen erlebt er die Bombardierung der Hauptstadt aus Sicht der Opfer, da er sich in der Stadt befindet. Das ist eine durchaus ungewöhnliche Perspektive für Bernard Cornwell, der sich viel Zeit lässt, Belagerung und Bombardierung zu beschreiben.

Allerdings kommt wirkliche Spannung nur selten auf. Cornwell, der sonst gern die Glanzstunden britischer Militärgeschichte in Romanform packt, vermittelt hier ungewöhnlich offen, dass sich die Briten bei der Bombardierung Kopenhagens nicht gerade mit Ruhm bekleckert haben. Ganz abgesehen von der schieren Anmaßung, die Dänen einfach zur Herausgabe ihrer Flotte aufzufordern, wird ebenfalls schnell klar, dass es sich um einen Kampf ungleicher Gegner handelt. Der größte Teil der dänischen Armee steht in Holstein – viel zu weit entfernt, um nun eine Hilfe zu sein. Und so sehen sich die Briten einer schnell aufgestellten Miliz und einer ahnungslosen Stadt- und Landbevölkerung gegenüber. Diese haben gegen den perfekt geölten Militärapparat der Engländer keine Chance und so muss Kopenhagen schließlich die Fahnen streichen, um zu verhindern, dass die Bevölkerung der Hauptstadt ausnahmslos ausgelöscht wird. Cornwell arbeitet hier mit deutlichen, fast schon simplizistischen Gegenüberstellungen. Auf der einen Seite die kaltblütigen professionellen Soldaten des britischen Heeres und auf der anderen die einfältigen, naiven, gutgläubigen Dänen. Wer da den kürzeren zieht, sollte keine Frage sein.

Auch Sharpe steht dieser Invasion zwiegespalten gegenüber, denn er hat in Kopenhagen ein Mädchen gefunden und träumt nun davon, mit ihr in der Stadt zu bleiben. Doch wird das überhaupt möglich sein, wenn der Hass auf Engländer die nächsten Jahre bestimmen wird? Schließlich siegt sein Realismus – und die Tatsache, dass Astrids Vater die Verbindung strikt untersagt. Zum Glück, denn dass sich Sharpe in jedem Roman zielsicher in die einzige anwesende Frau verliebt, wird langsam wirklich ermüdend. Der ganze Handlungsstrang ist komplett überflüssig und der Roman hätte nichts eingebüßt, hätte man die Liebschaft zwischen Astrid und Sharpe einfach weggelassen.

Apropos weggelassen: Weggelassen wurde auch in diesem Roman wieder ein ordentliches Lektorat oder zumindest Korrektorat. Die Übersetzung wimmelt – wie auch in den vergangenen Bänden – vor Fehlern. Der Übersetzer Joachim Honnef hat immer noch recht peinliche Probleme damit, seine Subjekte und Prädikate aufeinander abzustimmen. Wiederholt enden Sätze im Plural, die im Singular begonnen wurden. Charaktere wechseln spontan ihre Namen (Pumphrey zu Humphrey, Barker zu Baker und – der Klassiker, aus vergangenen Bänden bekannt – Sharpe zu Sharp). So etwas darf einfach nicht passieren und ist eben besonders ärgerlich, da es so einfach zu verhindern gewesen wäre. Dass es auch sprachlich recht einfältig zugeht, beweisen so unglückliche Formulierungen wie „dass eine einfache Lösung unser Problem lösen würde“ oder die schlicht falsche Übersetzung von „pathethic bastard“ mit „pathetischer Bastard“. Es ist vor allem die Häufung dieser Fehler, die das Lesevergnügen schmälern, denn ansonsten handelt es sich bei „Sharpes Beute“ um einen grundsoliden Roman.

|Taschenbuch: 383 Seiten
Originaltitel: Sharpe’s Prey
ISBN-13: 978-3404164509|
[www.luebbe.de]http://www.luebbe.de

_Bernard Cornwell auf |Buchwurm.info|:_
[„Stonehenge“ 113
[„Die Galgenfrist“ 277
[„Der Bogenschütze“ (Auf der Suche nach dem Heiligen Gral 1) 3606
[„Der Wanderer“ (Auf der Suche nach dem Heiligen Gral 2)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=3617
[„Der Erzfeind“ (Auf der Suche nach dem Heiligen Gral 3) 3619
[„Das Zeichen des Sieges“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6223
[„Das brennende Land“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6656

Cornwell, Bernard – Stonehenge

Bernard Cornwell kennt und schätzt man als Autor von historischen Romanen. Doch dass er sich so weit in die Vergangenheit vorwagt, so tief in die Geheimnisse der frühen Menschheitsgeschichte eintaucht, das kennt man auch von ihm nicht. Denn wie schon der Titel seines Romans „Stonehenge“ vermuten lässt, befasst er sich hier mit einem der beeindruckendsten Beispiele frühester Baukunst. Wie ist dieser Steinkreis entstanden? Und vor allem warum? Wirklich abschließende Antworten wird es auf diese brennenden Fragen wohl nie geben. Allerdings wird eines immer wahr bleiben: Der Anblick von Stonehenge beflügelt die Fantasie. Und wer sollte mehr davon profitieren als ein Schriftsteller?

So ist natürlich klar, dass in diesem Roman alle handelnden Figuren (inklusive der sie treibenden Motive) frei erfunden sind und Cornwell ein Spiel im Sinne „Was wäre, wenn …“ betreibt. Trotzdem hat er natürlich – wie immer – fleißig recherchiert, gerade was Theorien zu Stonehenges Sinn und Zweck und eventuelle Baumethoden angeht. Das ist nur logisch, schließlich braucht er dieses Wissen, um seine fiktive Stonehenge-Theorie aufzustellen.

_Im Zentrum der Geschichte_ stehen drei Brüder: Lengar soll sich als brutaler und diktatorischer Kriegsherr herausstellen, der seinen Vater tötet, um Stammesführer zu werden und der fortan ständig Raubzüge in die umliegende Gegend unternimmt und mit Vorliebe den Erzfeind, die Siedlung Cathallo, überfällt. Saban hingegen gerät nach seinem Vater – ein realistischer, zupackender Mann, der eigentlich nichts anderes will als sein Leben in Frieden zu leben. Am liebsten natürlich mit einer schönen Frau an seiner Seite und einem ganzen Haufen Kinder. Und zu guter Letzt wäre da noch Camaban, der als Kind aus dem Stamm verstoßen wurde, weil er missgestaltet war. Doch so leicht gibt Camaban nicht auf: Er versteckt sich im alten Tempel und diese frühe Zwiesprache mit den Göttern legt den Grundstein für seine steile Karriere als Zauberer. Er geht bei der bekanntesten Zauberin der Gegend in die Lehre, die ihm seinen Klumpfuß richtet (halbwegs). Er reist, um auch die letzten Geheimnisse der Welt zu ergründen und es ist seine Vision, auf der Stonehenge fußt.

Dabei muss diese Vision – wie die Hängenden Steine selbst – von Grandeur geprägt sein. Tatsächlich liegt ihr eine durchaus genau beobachtete astronomische Theorie zugrunde. So hat Camaban durch genaue Himmelsbeobachtung herausgefunden, dass Mond- und Sonnenjahr nicht gleichlang sind. Was sie aber sein sollten, denn Sonne (Slaol) und Mond (Lahanna) sind die wichtigsten Götter der damaligen Menschen. Es geht die Legende, dass Lahanna eigentlich mit Slaol vermählt werden sollte. Doch sie widersetzte sich und darin liegen Krankheit und Tod begründet. Aus seinen Beobachtungen schließt Camaban nun, dass Slaol sich immer weiter von der Erde wegbewegt. Könnte man ihn aber mit einem riesigen, beeindruckenden Tempel zurücklocken – ihn also in seine ursprüngliche Bahn zurückbringen, so kämen Lahanna und Slaol wieder zusammen. Die Welt würde wieder ins Gleichgewicht gelangen und es würde weder Winter noch Tod geben. Eine durchaus detallierte Theorie, die Camaban durch Charisma durchsetzen und mit Sabans Hilfe in die Tat umsetzen kann.

_Es ist interessant_, dass Cornwell sich nicht auf ein zyklisches Zeitverständnis einlässt. Für seine Charaktere sind die ewig wiederkehrenden Dichotomien von Leben und Tod, Werden und Vergehen, Sommer und Winter offensichtlich keine gottgegebenen Regeln. Oder vielleicht ist es auch Camabans fortschreitender Wahnsinn (und Größenwahn), der ihn dazu treibt, diese grundlegenden Gesetze der Welt anzuzweifeln. Faszinierend ist dabei vor allem Cornwells Beschreibung des Gottesglaubens. Denn die Götter sind überall – in Sonne und Mond, im Fluss, im Wald und im Himmel. Alles, was von der Norm abweicht, kann ein Omen sein: Ein aufsteigender Vogel kann Gutes bedeuten, eine Wolke, die sich vor die Sonne schiebt dagegen Unheil verkünden. Um dieses Omen zu interpretieren, gibt es natürlich Priester – oder wie in Camabans Fall Zauberer. Wenn sie glaubwürdig vermitteln können, dass sie in direktem Kontakt mit den Göttern stehen, so winkt ihnen absolute Macht.

Dabei begeht Cornwell nie den Fehler, diese Götter wirklich manifest werden zu lassen. Es sind letztlich eben doch nur Sonne, Mond, Fluss und Wald. Doch die Art, wie Cornwells Charaktere die sie umgebende Natur interpretieren und sie als lebendig und eben auch göttlich auffassen – das ist dem Autor wunderbar und überzeugend gelungen.

Trotzdem wird man mit den Figuren und ihren Motiven nicht so recht warm. Vielleicht liegt es wirklich einfach daran, dass 2500 v. Chr. so enorm lange her ist, dass uns mit den damaligen Lebenswelten wenig verbindet. So ist es zwar beeindruckend zu sehen, wie frühe Menschen aus reinem Glauben ein die Zeit überdauerndes Bauwerk erschaffen, dass uns noch heute fasziniert. Und doch steht dem wirklichen Zauber immer auch die modernde, abgeklärte Draufsicht entgehen, die fragen will: „Ehrlich? Ihr glaubt wirklich, die Sonne ihre Bahn verändern wird, weil ihr Steine aufeinanderschichtet?“

_“Stonehenge“ funktioniert daher_ wunderbar als abstrakte „Was wäre, wenn …“-Studie, aber es funktioniert nicht so gut als Roman, da die Figuren ihre Distanz zum Leser nie ganz aufgeben. Man schaut eben fasziniert wie in einem Museum auf diese Relikte einer lange vergangenen Zeit, aber wirkliches Verständnis, ein echtes Einfühlen, ist fast unmöglich. Somit ist „Stonehenge“ kein ganz großer Wurf, doch für alle, die sich mit der Entstehung der Hängenden Steine beschäftigen wollen, ohne ein Sachbuch zu lesen, gibt es trotzdem eine Leseempfehlung.

|Taschenbuch: 672 Seiten
Originaltitel: Stonehenge
ISBN-13: 978-3499253645|
[www.rowohlt.de]http://www.rowohlt.de

_Bernard Cornwell auf |Buchwurm.info|:_
[„Stonehenge“ 113
[„Die Galgenfrist“ 277
[„Der Bogenschütze“ (Auf der Suche nach dem Heiligen Gral 1) 3606
[„Der Wanderer“ (Auf der Suche nach dem Heiligen Gral 2)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=3617
[„Der Erzfeind“ (Auf der Suche nach dem Heiligen Gral 3) 3619
[„Das Zeichen des Sieges“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6223
[„Das brennende Land“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6656

|Sharpe|:
01 [„Sharpes Feuerprobe“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5208
02 [„Sharpes Sieg“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5829
03 [„Sharpes Festung“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7099
04 [„Sharpes Trafalgar“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7111

Cornwell, Bernard – Sharpes Trafalgar. Richard Sharpe und die Schlacht von Trafalgar, 21. Oktober 1805 (Sharpe 4)

_|Sharpe|:_
01 [„Sharpes Feuerprobe“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5208
02 [„Sharpes Sieg“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5829
03 [„Sharpes Festung“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7099
04 _“Sharpes Trafalgar“_
05 „Sharpes Beute“
06 „Sharpes Aufstieg“
07 „Sharpes Mission“
08 „Sharpes Trophäe“
09 „Sharpes Gold“
10 „Sharpe’s Escape“ (noch ohne dt. Titel)
11 „Sharpe’s Fury“ (noch ohne dt. Titel)
12 „Sharpe’s Battle“ (noch ohne dt. Titel)
13 „Sharpes Rivalen“
14 „Sharpes Degen“
15 „Sharpe’s Skirmish“ (noch ohne dt. Titel)
16 „Sharpes Feind“
17 „Sharpes Ehre“
18 „Sharpes Geheimnis“
19 „Sharpe’s Christmas“ (noch ohne dt. Titel)
20 „Sharpes Triumph“
21 „Sharpes Rache“
22 „Sharpes Waterloo“
23 „Sharpe’s Ransom“ (noch ohne dt. Titel)
24 „Sharpe’s Devil“ (noch ohne dt. Titel)

Als wir Richard Sharpe am Ende von [„Sharpes Festung“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7099 zurückließen, hatte er gerade sein letztes Abenteuer auf indischem Boden bestanden. Drei Romane lang schlug er sich also in Indien durch, nahm an mehreren Schlachten teil (ruhmreich natürlich) und wurde in den Offiziersstand befördert – im 19. Jahrhundert kein unbedingt leichtes Unterfangen für einen einfachen Soldaten. Doch nun wird es für Sharpe langsam Zeit, Indien den Rücken zu kehren und sich nach England einzuschiffen, um sich dort seinem neuem Regiment anzuschließen. Natürlich ist das einfacher gesagt als getan, denn eine Schiffspassage geht bei Richard Sharpe nicht ohne Abenteuer vonstatten. Und ohne Schlacht von historischen Ausmaßen schon gar nicht. Man bedenke, wir schreiben das Jahr 1805 …

Das Abenteuer geht schon los, bevor Sharpe überhaupt den Fuß aufs Schiff, die „Calliope“, gesetzt hat. Denn als er Möbel und Truhen für die Passage kauft, sitzt er einem Betrüger auf. Bei seinem Versuch, sein Geld wiederzuergaunern, macht er die Bekanntschaft von Captain Joel Chase. Die beiden sind sich sofort sympatisch, doch ist die aufblühende Männerfreundschaft nur von kurzer Dauer, da Chases Schiff die „Pucelle“ ist und ein anderes Ziel anläuft. So findet sich Sharpe also auf der „Calliope“ unter dem biestigen Captain Cromwell wieder. Die Tage sind lang und das Essen mies.

Glücklicherweise befindet sich jedoch auch eine wunderschöne Frau an Bord, die von ihrem Mann – einem verknöcherten und langweiligen Lord – angeödet ist. Sharpe und Lady Grace beginnen eine Affäre, aus der sich tatsächlich so etwas wie Liebe entspinnt. Doch was, wenn die beiden entdeckt werden? Kann man auf einem Schiff überhaupt ein Geheimnis bewahren?

Noch dazu wird die „Calliope“ von einem französischen Schiff aufgebracht. Sie kann allerdings von Chase und seiner „Pucelle“ zurückerobert werden und so kommt Sharpe doch noch in den Genuss, mit dem Captain zu segeln – was eine ungemeine Verbesserung zu der bisherigen Reise mit Cromwell darstellt. Und da sie geradewegs auf die Seeschlacht von Trafalgar zusteuern, ist es wohl auch besser mit einer Mannschaft zu segeln, die ihrem Captain treu ergeben ist.

Bernard Cornwell hat sich hier einmal aufs Wasser gewagt: |Sharpe goes Hornblower| sozusagen. Und ja, „Sharpes Trafalgar“ bietet genau das, was Titel und Cover versprechen: Die Schlacht von Trafalgar nimmt ungefähr ein Viertel des Romans ein – wird also mehr als ausgiebig geschildert. Dabei lebt der Roman im Ganzen fast ausschließlich vom ungewohnten (zumindest im „Sharpe“-Universum) Setting. Genüsslich schildert Cornwell das eintönige und wenig glamouröse Leben an Bord und bringt interessante und realistische Details. Zum Beispiel das stetig schlechter werdende Essen an Bord je länger ein Schiff unterwegs ist. Oder auch die Tatsache, dass offensichtlich jedes Schiff zahlreiche Lecks hat, was für eine Landratte kein wirklich beruhigender Gedanke ist.

Auch die Schlacht von Trafalgar entbehrt dabei jeglicher verklärender Romantik. Schon Cornwells Hinarbeiten auf den Moment der ersten Kanonenschüsse ist eine nervenaufreibende Geschichte. Bisher waren in Seeschlachten die teilnehmenden Parteien immer in Linien aufeinander zu gesegelt, um sich dann paarweise ineinander zu verhaken. Nelson jedoch wählt eine andere Taktik: Während der Feind eine Linie bildet, greift die englische Flotte als Keil an. Das bedeutet einerseits, dass das Schiff an vorderster Front eine Weile allein dem Feind ausgeliefert ist. Es bedeutet aber auch, dass die Engländer eine halbe Stunde lang auf den Feind zusegeln und sich beschießen lassen müssen. Diese kaltblütige Taktik führte schließlich zum Erfolg, doch wie verlustreich sie ist, schildert Cornwell ausgiebig. Als die „Pucelle“ endlich ins Geschehen eingreifen kann, ist sie kaum mehr als eine schwimmende Nuss – die Aufbauten sind stark beschädigt und auch die Mannschaft dezimiert. Das Nervenaufreibende daran ist vor allem die unglaubliche Langsamkeit. Auf einem Schiff geht es eben nicht zu wie bei „Fluch der Karibik“, wo man den Zuschauer gern glauben machen möchte, dass sich Schiffe bewegen wie gepimpte Autos beim Tokyo Drift. Stattdessen bekommt man hier eher den Eindruck eines behäbigen Elefantenrennens: „Alles geschah so langsam. Sharpe fand das schwer zu ertragen. Es war nicht wie bei einer Schlacht an Land, wo die Kavallerie über das Feld preschte und die Artillerie das Schlachtfeld beschoss. Diese Seeschlacht fand in lethargischem Tempo statt und es gab einen sonderbaren Kontrast zwischen der stattlichen, bedächtigen Schönheit der aufgetakelten Schiffe und dem Lärm ihrer Geschütze.“ Was nichts anderes heißt, als dass bei einem Elefantenrennen eben doch einiges zu Bruch gehen kann.

Vieles ist Cornwell in diesem „Sharpe“-Abenteuer gelungen: Das Setting auf See bringt neuen Schwung in die Reihe und Cornwell versteht es hier wieder, überzeugende Nebencharaktere auftreten zu lassen. Allen voran wäre da Captain Chase zu nennen, der nicht nur dem Leser sofort sympatisch ist, sondern der offensichtlich auch einen großen Eindruck auf Sharpe macht. Seine Art, Männer zu führen – mit Freundlichkeit und Lob anstatt mit der Peitsche -, ist etwas, dem Sharpe in seiner neuen Funktion als Offizier nacheifern möchte. Und so beobachtet er Chase, wann immer er kann, um von ihm zu lernen: „Sharpe beobachtete Chase, denn er nahm an, dass er noch viel über die Feinheiten der Menschenführung lernen konnte. Er bemerkte, dass der Captain seine Autorität nicht unterstrich, indem er auf Strafen zurückgriff, sondern dass er hohe Leistungen erwartete und sie belohnte.“ Vieles, was Chase hier vorlebt, wird Sharpe später kopieren. Mit ähnlichem Erfolg.

Doch was wird nun aus der heißen Affäre zwischen Lady Grace und Ensign Sharpe? Das wird natürlich nicht verraten. Es sei nur so viel gesagt: Dieses Mal hat er ausnahmsweise ein Quäntchen mehr Glück ins Liebesdingen als in vorangegangenen Büchern. Aber zu viel nun auch wieder nicht, er soll der Armee schließlich treu bleiben!

|Taschenbuch: 414 Seiten
Originaltitel: Sharpe’s Trafalgar
ISBN-13: 978-3404163694|
[www.luebbe.de]http://www.luebbe.de

_Bernard Cornwell auf |Buchwurm.info|:_
[„Stonehenge“ 113
[„Die Galgenfrist“ 277
[„Der Bogenschütze“ (Auf der Suche nach dem Heiligen Gral 1) 3606
[„Der Wanderer“ (Auf der Suche nach dem Heiligen Gral 2)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=3617
[„Der Erzfeind“ (Auf der Suche nach dem Heiligen Gral 3) 3619
[„Das Zeichen des Sieges“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6223
[„Das brennende Land“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6656

Cornwell, Bernard – Sharpes Festung

_|Sharpe|:_
01 [„Sharpes Feuerprobe“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5208
02 [„Sharpes Sieg“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5829
03 _“Sharpes Festung“_
04 „Sharpes Trafalgar“
05 „Sharpes Beute“
06 „Sharpes Aufstieg“
07 „Sharpes Mission“
08 „Sharpes Trophäe“
09 „Sharpes Gold“
10 „Sharpe’s Escape“ (noch ohne dt. Titel)
11 „Sharpe’s Fury“ (noch ohne dt. Titel)
12 „Sharpe’s Battle“ (noch ohne dt. Titel)
13 „Sharpes Rivalen“
14 „Sharpes Degen“
15 „Sharpe’s Skirmish“ (noch ohne dt. Titel)
16 „Sharpes Feind“
17 „Sharpes Ehre“
18 „Sharpes Geheimnis“
19 „Sharpe’s Christmas“ (noch ohne dt. Titel)
20 „Sharpes Triumph“
21 „Sharpes Rache“
22 „Sharpes Waterloo“
23 „Sharpe’s Ransom“ (noch ohne dt. Titel)
24 „Sharpe’s Devil“ (noch ohne dt. Titel)

_Da hatte Richard Sharpe_ so verbissen darauf hingearbeitet, Offizier zu werden und nun das: Er ist mit seiner neu gewonnenen Position als Ensign (Fähnrich) unglücklich. Nicht nur, dass es sich dabei um den niedrigsten Offiziersstand handelt, dem eigentlich nur viel jüngere Männer angehören. Nein, Sharpe wird nun sowohl von den Mannschaften als auch von den Offizieren mit Argwohn betrachtet. Die einfachen Soldaten begegnen ihm mit Missgunst und Neid, während die Offiziere viel lieber unter ihresgleichen bleiben würden und es geradezu als Affront betrachten, mit einem ehemals einfachen Soldaten die Offiziersmesse teilen zu müssen. Man will ihn loswerden. Und da die Briten generell alles in formvollendetem Stil tun – selbst, wenn es sich um einen Rausschmiss handelt -, komplimentiert ihn sein Vorgesetzter überaus höflich aus der Kompanie und legt ihm nahe, sich dem neugegründeten 95. Scharfschützenregiment anzuschließen. Ein Vorschlag, den Sharpe nicht sonderlich verlockend findet – die Männer vom 95. tragen noch nicht mal rote Röcke! Was für Soldaten können das schon sein?

Doch bevor Sharpe sich seinem neuen Regiment in England anschließen wird, muss er noch ein letztes Abenteuer auf indischem Boden bestehen. Und das dreht sich um die Festung Gawilgarh. Dorthin nämlich ziehen sich die Marathen unter ihrem Commander Manu Bappu zurück. Ebenfalls mit von der Partie ist auch William Dodd, der englische Deserteur, der Manu Bappu als Berater dient. Als er sich jedoch erst einen Überblick von der beeindruckenden und praktisch uneinnehmbaren Festung Gawilgarh gemacht hat, fängt er an, eigene Pläne zu schmieden: Er ist sicher, die innere Festung bis zum Sankt Nimmerleinstag verteidigen zu können. Würde er es also schaffen, Manu Bappu in der äußeren Festung versauern zu lassen, so wäre Gawilgarh sein.

_Die Handlung pendelt_ hin und her zwischen den Vorbereitungen auf der Festung und den Angriffsvorbereitungen der Engländer. Während die Inder sich ganz auf die Lage ihrer Festung auf einem steilen Felsen verlassen und dem englischen Angriff hauptsächlich gelassen entgegensehen, so finden die Engländer keineswegs, dass es sich um eine aussichtslose Kampagne handelt. Sir Arthur Wellesley, von vergangenen Siegen geradezu beflügelt, ist sich sicher, auch hier siegen zu können und ignoriert dafür auch, dass ihm ein praktischer Plan fehlt, wie die innere Festung einzunehmen sei. Und so branden zunächst auch englische Truppen erfolglos gegen die Festungsmauern, wo sie von den Verteidigern nur noch erschossen zu werden brauchen. Es droht ein Blutbad. Doch glücklicherweise gibt es ja noch Richard Sharpe, der sich (mit Fäusten) gegen einen ranghöheren Offizier durchsetzt, weil er meint, einen Weg gefunden zu haben, die steilen Felsen zu erklettern. Und tatsächlich gelingt es einer kleinen Gruppe, die Festung sozusagen von hinten einzunehmen und das Festungstor von innen für die englischen Truppen zu öffnen. Gawilgarh ist gefallen …

Sharpe darf also wie immer heldenmütig und tough sein. Zwar hat er wiederholt und kurzzeitig Angst vor einer eigenen Courage, doch diese Gefühlsregungen halten nie lange an. Er ist eben ein Draufgänger, der zwar viel riskiert, aber in der Regel seinen Einsatz auch wieder einspielt – mit Zinsen. So muss er sich auch hier wieder mit seinem Erzfeind Obadiah Hakeswill herumschlagen, der es auf Sharpes Leben abgesehen hat. Und Dodd möchte Sharpe auch erwischen; dieser hat schließlich McCandless auf dem Gewissen: ein Mord, den Sharpe keineswegs ungesühnt lassen will. Ungleich weniger erfolgreich ist Sharpe, wenns ums schöne Geschlecht geht. Sein sonst so untrügliches Urteilsvermögen lässt ihn hier wiederholt im Stich – ein Verhaltensmuster, das langsam etwas ermüdend auf den Leser wirkt.

Auch die Nebencharaktere sind wieder gut ausgearbeitet. Vor allem Dodd und Manu Bappu wird viel Raum gewährt. Natürlich hat man auch wieder reichlich Gelegenheit, Hakeswills kruden Gedankengängen zu folgen. Er entwickelt sich mehr und mehr zum dümmsten Bösewicht in der Literaturgeschichte, was aber eben nicht heißt, dass ihm leicht beizukommen sei. Denn auch wenn ihm einige Hirnzellen abhandengekommen sind, so hat er doch einen unleugbaren Lebenswillen und ein beunruhigendes Geschick dafür, andere in die Pfanne zu hauen. Er ist ein Schleimer, dessen Fortkommen immer auf Kosten anderer geschieht. In Abstufungen kennt wohl jeder solche Personen. Doch weil Hakeswill so gnadenlos überzeichnet ist, wird es dem Leser leichtgemacht, ihn zu hassen und ihm den Tod zu wünschen. Dass das in nächster Zeit passiert, damit ist jedoch nicht zu rechnen.

Noch ein Wort zur Übersetzung: Sie wurde von Joachim Honnef bestellt und glänzt nicht gerade mit literarischem Anspruch. Im Gegenteil, sie schwankt irgendwo zwischen geradlinig (positiv ausgedrückt) und fade (negativ ausgedrückt) und bietet darüber hinaus noch einen ganzen Katalog Fehler grammatikalischer Natur. Wenn Subjekte in der Einzahl mit Prädikaten in der Mehrzahl zusammenkommen oder Relativsätze mit den falschen Artikeln eingeleitet werden, dann sind das zwar Flüchtigkeitsfehler. Ein aufmerksames Lektorat hätte diese jedoch ausmerzen müssen. Dem Lesefluss hätte es gutgetan.

Abschließend sei zu sagen, dass nach drei Romanen der „Sharpe“-Reihe langsam eine Art Gewöhnungseffekt einsetzt, da alle nach demselben Muster aufgebaut sind: kleine Schlacht am Anfang, Sharpes persönliche Vendetta, Zwischenspiel mit Frau, große Schlacht, in der Sharpe glänzen kann. Auch in „Sharpes Festung“ läuft das nicht anders. Man darf daher darauf gespannt sein, wie und ob Cornwell dieses Muster variiert, wenn er Sharpe im nächsten Band auf die Rückreise nach England schickt.

|Taschenbuch: 448 Seiten
Originaltitel: Sharpe’s Fortress
ISBN-13: 978-3404163106|
[www.luebbe.de]http://www.luebbe.de

_Bernard Cornwell auf |Buchwurm.info|:_
[„Stonehenge“ 113
[„Die Galgenfrist“ 277
[„Der Bogenschütze“ (Auf der Suche nach dem Heiligen Gral 1) 3606
[„Der Wanderer“ (Auf der Suche nach dem Heiligen Gral 2)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=3617
[„Der Erzfeind“ (Auf der Suche nach dem Heiligen Gral 3) 3619
[„Das Zeichen des Sieges“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6223
[„Das brennende Land“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6656

Cornwell, Bernard – brennende Land, Das

Wenn man sich durch das umfangreiche (und immer weiter wachsende) Werk von Bernard Cornwell arbeitet, dann ist anzunehmen, dass man nach erfolgter Lektüre viel schlauer ist als zuvor. Zumindest, was englische Geschichte, Politik und Kriegshandwerk angeht, denn dies sind Cornwells Leidenschaften, die in seinen Romanen immer wieder das Grundgerüst bilden.

In „Das brennende Land“ entführt Cornwell seine Leser in das England des 9. Jahrhunderts, wobei es jedoch vermessen wäre, hier schon von „England“ zu sprechen. Stattdessen bedecken die Länder Wessex, Northumbrien und Mercien große Teile der Landschaft, die wir heute als England kennen. Held (im wahrsten Sinne) der Geschichte ist Uthred, ein Kriegsherr, dessen Eid ihn an König Alfred von Wessex bindet. Damit ist er jedoch weniger glücklich, denn Alfred ist ein Christ und umgibt sich mit einer stattlichen Anzahl von Mönchen, die auf den Heiden Uhtred herab blicken. Dieser wiederum hält das Christentum für eine lächerliche Religion, lässt es sich jedoch nicht nehmen, in brenzligen Situationen nicht nur zu seinen eigenen Göttern, sondern auch zu diesem ans Kreuz genagelten Christus zu beten. Man kann schließlich nie wissen …

Alfreds Hofstaat provoziert einen Eklat, der Uthred dazu bringt, seinen Eid auf Alfred zu brechen und stattdessen nach Norden zu gehen. Eigentlich will er mit Wessex auch gar nichts zu tun haben. Viel lieber würde er Bebbanburg, seine Heimat im Norden, wieder einnehmen. Doch dazu braucht er Gold und Männer – in dieser Reihenfolge. Also plant er, Skirnir zu überfallen, da er erfahren hat, dort solle sich ein Schatz befinden. Der Überfall gelingt zwar, doch fällt die Beute weit weniger reichlich aus als erhofft, und so steht Uthred immer noch am Anfang seines Plans. Bevor dieser jedoch weiter gedeihen kann, ruft ein anderer Eid ihn über Umwege zurück an Alfreds Seite und er muss ein weiteres Mal dessen Reich vor einfallenden Feinden schützen.

Bei „Das brennende Land“ handelt es sich um den fünften Band in Cornwells |Uthred|-Serie. Zwar kann man sich auch ohne Vorkenntnisse auf den Roman einlassen, doch wird man mehr aus der Lektüre mitnehmen, wenn man auch die Vorgängerbände kennt. So sind die politischen Verwicklungen, die Cornwell beschreibt, durchaus kompliziert und bei den unzähligen fremdartigen Namen wird es ohne Vorkenntnisse noch schwerer, den Überblick zu behalten, wer mit wem verbandelt, verfeindet oder verbündet ist. Eine kleine Hilfestellung bei der Orientierung bieten eine Karte, eine Liste mit Ortsnamen (und ihrer zugehörigen englischen Entsprechung) und ein Stammbaum der Wessex’schen Königsfamilie. Gerade die Liste der Ortsnamen ist eine echte Hilfe, da man ohne sie kaum erraten würde, wo man sich geographisch gerade befindet: Dass Cent der alte Name für die Stadt Kent ist, ist noch naheliegend. Aber wer käme schon darauf, hinter der Ortsbezeichnung Eoferwic das heutige York zu vermuten?

Den Großteil der auftauchenden Personennamen muss man sich jedoch selbst merken, wobei nur eine Handvoll davon wirklich wichtig ist. Cornwell konzentriert sich hauptsächlich auf seinen Protagonisten (darum ist der Roman wohl auch in der Ich-Form geschrieben) und arbeitet Nebencharaktere eher uninspiriert ab. Die Krieger in Uthreds Diensten bleiben, bis auf ein oder zwei Ausnahmen, durchweg farblos, und selbst der großen Gegenspielerin des Romans, der ambitionierten Skade, vermag er kaum Profil zu verleihen. Als machthungrige Schönheit hängt sie sich jeweils an den Mann, der den meisten Erfolg verspricht, und lässt ihn in dem Moment fallen, in dem ein besseres Exemplar vorbeireitet. Sie ist kaltherzig, berechnend und grausam. Doch mehr als pure Machtlust um ihrer selbst willen mag Cornwell ihr als Motivation nicht zugestehen. Es ist ein wenig schade, dass ein Charakter, der so viel Profil vermuten lässt, im Roman dann fast nichts davon einlöst.

Was Cornwell jedoch bei seinen Nebencharakteren einspart, das verwendet er samt und sonders auf Uthred, der als schillernder Kriegsheld gezeichnet wird und doch nicht eindimensional bleibt. Er ist ein echter Macher, ein Pläneschmieder und furchteinflößender Kämpfer. Kurzum, er ist ein echter Mann, der andere Männer nur dann schätzt, wenn sie mit seiner Kraft und Potenz mithalten können (darum wohl auch seine Abneigung gegen das Christentum, da ihm alle Christen als verweichlicht erscheinen). Er ist großspurig und neigt etwas zum Protzen, doch selbst diese Eigenschaften machen ihn nicht unsympathisch, sicherlich, weil der Leser realisiert, dass Uthred genügend Grund zur Eitelkeit hat. Und doch: Selbst er findet sich wiederholt als Opfer verschiedener Ränkespiele wieder und muss sich in Situationen ergeben, die sich seiner Einflussnahme entziehen. So findet er sich gänzlich gegen seinen Willen auf Alfreds Seite wieder, hat aber keine andere Möglichkeit, als zu versuchen, in der Situation etwas Positives zu finden. Ihr entfliehen kann er ohnehin nicht.

Ebenso interessant wie Uthred ist Cornwells Beschreibung des Konflikts zwischen dem aufkommenden Christentum und den alten Göttern. Uthred hängt dem nordischen Götterkreis an und wird am christlichen Hof Alfreds eigentlich nur noch geduldet, weil er so ein erfolgreicher Heerführer ist. Dass der Kampf der Religionen durchaus blutig geschlagen wurde, während andererseits in vielen Fällen auch ein friedliches Nebeneinander möglich war, das will Cornwell beschreiben. Und es gelingt ihm eindrücklich.

„Das brennende Land“ ist ein Roman für alle, die an der frühen Geschichte Englands interessiert sind und die sich – lesend, selbstverständlich – auch gern ein wenig ins Schlachtengetümmel werfen. Denn eins ist klar: Ohne eine ordentliche Schlacht lässt Cornwell keinen seiner Romane enden!

|512 Seiten, broschiert
ISBN-13: 978-3499254147
Originaltitel:| The Burning Land|
Übersetzung: Karolina Fell|
http://www.rowohlt.de
http://www.bernardcornwell.net

_Bernard Cornwell auf |Buchwurm.info|:_
[„Stonehenge“ 113
[„Die Galgenfrist“ 277
[„Der Bogenschütze“ (Auf der Suche nach dem Heiligen Gral 1) 3606
[„Der Wanderer“ (Auf der Suche nach dem Heiligen Gral 2)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=3617
[„Der Erzfeind“ (Auf der Suche nach dem Heiligen Gral 3) 3619
[„Sharpes Feuerprobe. 1799: Richard Sharpe und die Belagerung von Seringapatam“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5208
[„Sharpes Sieg. 1803: Richard Sharpe und die Schlacht von Assaye“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5829
[„Das Zeichen des Sieges“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6223

Cornwell, Bernard – Zeichen des Sieges, Das

Bernard Cornwells „Das Zeichen des Sieges“, das macht der relativ austauschbare deutsche Titel nicht auf Anhieb klar, ist ein Roman über die englisch-französische Schlacht bei Azincourt. Diese Schlacht von 1415, bei der Henry V. einem weit größeren französischen Heer gegenüberstand und trotzdem – entgegen aller Wahrscheinlichkeit – gewann, ist ein Teil des kollektiven englischen Bewusstseins. In die Literaturgeschichte ist sie spätestens mit Shakespeares Bearbeitung des Stoffes in „Henry V.“ eingegangen. Der zentrale Monolog, Henrys „St. Crispinus-Rede“, ist seitdem zum Vorbild für Dutzende aufpeitschende Reden eines Feldherrn vor seiner verschreckten Armee geworden – entsprechende Szenen zum Beispiel aus „Braveheart“ oder auch „Der Herr der Ringe“ stehen damit alle in Shakespeares – und damit auch in Azincourts – Tradition.

Cornwell versucht gar nicht erst, damit zu konkurrieren. Anstatt die Ereignisse aus der Sicht Henrys oder zumindest eines seiner Adligen zu erzählen, sucht er sich einen ziemlich unwahrscheinlichen Protagonisten für seinen Roman aus: den Waldhüter Nicholas Hook. Hook ist zwar nicht unbedingt einfältig, aber überdurchschnittlich gebildet ist er auch nicht. Er ist ein guter Bogenschütze und das ist es, was ihm zunächst den Hals rettet. Denn gleichzeitig ist er auch vom Pech verfolgt, was dazu führt, dass er als Vogelfreier endet, weil er einen Priester schlägt (der gerade dabei war, ein Mädchen zu vergewaltigen – Hook hat also bei aller Tolpatschigkeit das Herz auf dem rechten Fleck). Doch bevor Hook nun in der Versenkung verschwinden kann, nimmt ihn Lord John Cornewaille unter seine Fittiche, der auf der Suche nach Soldaten für Henrys Feldzug in französisches Territorium ist.

Und so findet sich Hook bald bei der langwierigen Belagerung von Harfleur wieder. Er erlebt mit, wie Henrys Armee durch die Ruhr dezimiert wird und wie die Belagerung für die Engländer letztendlich nur erfolgreich verläuft, weil Harfleur schließlich kapituliert. Mittlerweile ist jedoch zu viel Zeit vergangen und die Armee ist zu stark geschwächt, um den Feldzug weiter fortführen zu können und so beschließt Henry, nach Calais (damals englisch) zurück zu marschieren. Doch bei Azincourt stellen sich dem traurigen Häufchen Engländer dann doch noch die französischen Truppen entgegen: Eine scheinbar ausweglose Situation.

Cornwell ist nicht umsonst einer der erfolgreichsten Autoren historischer Romane. Mit Hilfe genauester Recherche und literarischer Begabung schafft er es, komplizierte historische Zusammenhänge verständlich und sogar kurzweilig dar zu stellen. Bei ihm sind weder Belagerung noch Schlacht eine simple Fußnote. Stattdessen wirft er den Leser mitten hinein in diese doch sehr fremde Welt des Mittelalters und lässt ihn mit den Figuren mit fiebern. Auch wenn man den Ausgang der Schlacht kennt, gelingt es Cornwell doch immer wieder, so viel Spannung aufzubauen, dass man beim Lesen an seinen Geschichtskenntnissen zweifelt – vielleicht haben die Engländer ja doch verloren?

Ein besonderer Glücksgriff ist Cornwell mit seinem Protagonisten Hook gelungen. Man könnte in ihm durchaus den typischen Landbewohner seiner Zeit sehen. Bis er in Henrys Armee landet, hat er noch nie über den Tellerrand der Provinz geschaut. Er kennt nur sein Dorf, nur seine eigene kleine Familienfehde. Politik? Religion? Die größeren Zusammenhänge? Ein König, der die Krone von Frankreich beansprucht? Das sind alles böhmische Dörfer für Hook. Davon hat er keine Ahnung – und vor allem verspürt er auch kein großes Bedürfnis, an seiner Ignoranz etwas zu ändern. Große Gedanken sind also seine Sache nicht. Als er über Henrys Ansprüche auf den französischen Thron nachdenkt, kommt er zu folgendem Schluss: „Hook verstand den Streit nicht. Er hatte nur verstanden, dass es irgendwo in der Familiengeschichte des Königs eine Hochzeit gegeben hatte, die Henry auf den französischen Thron führte, und vielleicht war er der rechtmäßige König von Frankreich und vielleicht auch nicht, doch das kümmerte Hook nicht.“ Was ihn kümmert ist, dass Lord John ihn gut behandelt, dass er weiß, wo der Feind steht und dass sein Langbogen einsatzbereit ist.

Der Langbogen ist in dieser Geschichte nämlich von zentraler Bedeutung. Die englischen und walisischen Bogenschützen waren Henrys entscheidender Vorteil gegenüber den Franzosen, und indem Cornwell einen Bogenschützen zum Protagonisten macht, kann er dem Leser gleichzeitig viel über das Thema Langbogen erklären. So lernt man nicht nur, wie ein Bogen oder wie Pfeile hergestellt werden, sondern unter anderem auch, welche Kraft es kostet, einen Langbogen überhaupt zu spannen. Das ist nämlich viel schwerer als es aussieht!

In der abschließenden Schlacht bei Azincourt zieht Cornwell dann alle Register. Mehr als einhundert Seiten lang schildert er die Angriffe der verschiedenen Parteien, die Schlachtordnung, den Morast, durch den die Soldaten waten müssen und auch die hinderlichen Rüstungen, die zwar einigermaßen vor Pfeilen schützen, die einen aber auch blind und schwerfällig machen. Hier, mitten in der Schlacht, fühlt sich Cornwell sichtlich zu Hause. Mit vielen Details – und selbstverständlich sind diese zum größten Teil blutiger und brutaler Natur – malt er ein Schlachtengemälde, das den Leser mit nimmt – ihn begeistert, ängstigt, fasziniert. Denn natürlich ist so eine Schlacht keine glorreiche Angelegenheit: „Dies war nicht der Ort für die feine Anmut eines Turnierkämpfers, nicht der Ort, um Kunstfertigkeit am Schwert zu zeigen, dies war ein Ort zum Abschlachten und Töten, zum Hacken und Verwunden, ein Ort, den Feind das Fürchten zu lehren.“ Und genau das machen Hook und seine Kumpane auch, als Leser sollte man also einen starken Magen mit bringen.

Mit „Das Zeichen des Sieges“ ist Cornwell wieder ein mitreißender Historienroman gelungen, der neben sympathischen Charakteren und Spannung als schönen Nebeneffekt auch noch einiges an geschichtlichem Wissen wirklich anschaulich und verständlich vermittelt. Ach, und unterhaltsam ist der Roman natürlich auch noch!

|Gebundene Ausgabe: 560 Seiten
ISBN-13: 978-3805208789
Originaltitel: |Azincourt|
Deutsch von Karolina Fell|
http://www.rowohlt.de/
http://www.bernardcornwell.net/

_Bernard Cornwell beim Buchwurm:_

[Stonehenge 113
[Die Galgenfrist 277
[Der Bogenschütze (Auf der Suche nach dem Heiligen Gral 1) 3606
[Der Erzfeind (Auf der Suche nach dem Heiligen Gral 3) 3619

Bernard Cornwell – Sharpes Sieg. 1803: Richard Sharpe und die Schlacht von Assaye

Vier Jahre sind vergangen, seit Richard Sharpe, seines Zeichens Sergeant der britischen Armee in Indien, in „Sharpes Feuerprobe“  Tippu, den Herrscher von Seringapatam, tötete und um dessen Juwelen erleichterte. Eigentlich führt er nun ein relativ beschauliches Soldatenleben unter dem Kommando von Major Stokes und macht sich hauptsächlich Gedanken darüber, wie er die erbeuteten Juwelen wohl am besten in seine Kleidung einnähen könnte. Doch dann führt ihn das Schicksal (oder eher Stokes‘ Befehl) nach Chasalgaon, gerade als dessen Bewohner vom Verräter Dodd hingemetzelt werden. Sharpe, als einziger Überlebender, kann nur entkommen, indem er sich tot stellt.

Bernard Cornwell – Sharpes Sieg. 1803: Richard Sharpe und die Schlacht von Assaye weiterlesen

Cornwell, Bernard – Sharpes Feuerprobe. 1799: Richard Sharpe und die Belagerung von Seringapatam

Private Richard Sharpe ist Soldat, offensichtlich aus Ermangelung irgendwelcher anderer Talente. Der Leser trifft ihn das erste Mal, als er 1799 unweit der indischen Festung Seringapatam herumsitzt und sich fragt, ob er nicht vielleicht desertieren sollte. Das wäre zumindest spannender als nichts zu tun, findet Sharpe, doch sein Erfinder, der britische Autor Bernard Cornwell, bringt den Jungspund schnell auf andere Gedanken, indem er ihn flugs in ein spannendes Abenteuer stürzt.

Weil er in ein Mädchen verliebt ist, auf das es auch der brutale und abscheuliche Sergeant Obadiah Hakeswill abgesehen hat, wird er ausgepeitscht. Doch bevor die Strafe komplett vollzogen werden kann, greift Colonel Wellesley ein und schickt Sharpe auf eine geheime Mission. Gemeinsam mit dem Offizier Lawford soll er sich in Seringapatam einschleichen. Wellesley vermisst nämlich einen seiner Spione und glaubt nun, dieser werde in der Festung gefangen gehalten.

Sharpe und Lawford geben sich also als gemeine Deserteure aus und werden von Tippu, dem Herrscher von Seringapatam, recht freundlich aufgenommen. Sie dürfen in dessen Armee dienen, Sharpes geschundener Rücken wird versorgt und in einem glücklichen Moment finden sie auch den verschollenen Spion, der ihnen Beunruhigendes zu berichten hat. Doch wie sollen sie die Information aus der Festung herausbringen?

Bevor die Handlung in der abschließenden Schlacht um Seringapatam kulminiert, werden Lawford und Sharpe noch gefangen genommen, in den Kerker gesteckt und von Tigern bedroht. Es gibt kleinere Scharmützel, einen fürchterlichen Obadiah Hakeswill, der einfach nicht sterben will, und einen unglaublich jungen und ungeschliffenen Richard Sharpe.

Die Abenteuer um Richard Sharpe sind Bernard Cornwells Opus Magnus. 1981 veröffentlichte er die ersten beiden Bände der Serie, „Sharpe’s Eagle“ und „Sharpe’s Gold“, denen regelmäßig neue Bände folgten. Auf ursprünglich circa zehn Bände angelegt, erhielt die Serie neuen Auftrieb, als das britische Fernsehen die Rechte an Richard Sharpe kaufte und eine stattliche Anzahl der Romane mit Sean Bean in der Titelrolle verfilmte (auf Deutsch ist die Filmreihe unter dem Titel „Die Scharfschützen“ bekannt). Mittlerweile gibt es mehr als zwanzig Romane, die im Sharpe-Universum angesiedelt sind, und es kommen ständig neue hinzu.

Chronologisch steht „Sharpes Feuerprobe“ am Anfang der Sharpe-Geschichte, auch wenn der Roman eher zu den jüngeren gehört (erstveröffentlicht 1997 unter dem Titel „Sharpe’s Tiger“). Cornwell präsentiert hier einen grobschlächtigen, ungebildeten Unterschichten-Sharpe. Als Sohn einer Hure (also im wörtlichen Sinne ein Hurensohn) ist er in einem Bordell aufgewachsen und hat demnach keine nennenswerte Bildung genossen. Aus Ermangelung an Alternativen hat er sich von der Armee anwerben lassen und erweist sich dort als ziemlich erfolgreich, da ihm seine Straßenschläue oft den Hals rettet. Er ist gewitzt, kann kämpfen, schnell schalten und Pläne schmieden, und auch wenn er ein ziemlich dreckiges Mundwerk hat, so sitzt das Herz bei ihm doch am rechten Fleck. Sharpe ist also in diesem frühen Abenteuer noch ein ungeschliffener Diamant, der erst bei seiner Kerkerhaft mit Lawford und Candless (dem verschollenen Spion) mit Hilfe einer eingeschmuggelten Bibelseite das Lesen lernt. Dank dieser neu gewonnenen Fähigkeit kann er nun endlich selbst nachlesen, ob „Du sollst dich nicht schnappen lassen“ wirklich eins der zehn Gebote ist.

„Sharpes Feuerprobe“ ist auf der einen Seite ein hervorragend recherchierter Historienroman, der zu großen Teilen von den militärischen Schachzügen Wellesleys und Tippus und dem exotischen Setting in Indien lebt. Auf der anderen Seite schafft es Cornwell aber mit der gleichen Leichtigkeit, eine umfangreiche Personage einzuführen, die sich kaum in das übliche Schwarzweiß-Schema einordnen lässt. Da wäre zunächst der Gegner Tippu, von dem Sharpe in seiner jugendlichen Einfalt annimmt, er sei einfach ein „teuflischer Bastard“. Dass dem längst nicht so ist, wird dem Leser recht früh klar, denn Tippu wird als durchaus aufgeklärt beschrieben, auch wenn er zur Belustigung seiner Mannen schon mal Gefangenen Nägel durch die Schädeldecke schlagen lässt.

Eine ebenso differenzierte Betrachtung erfährt Colonel Wellesley, der sicherlich eher unter seinem späteren Titel Duke of Wellington bekannt ist und der hier in Indien auf seiner ersten Mission mit Versagensängsten und Startschwierigkeiten zu kämpfen hat. Ein bisschen unsicher und reichlich kühl gegenüber seinen Untergebenen, ist er noch weit von dem großen Staatsmann entfernt, zu dem er sich später einmal mausern wird. Nur einer ist überhaupt nicht ambivalent beschrieben, und das ist Hakeswill, der so tyrannisch und stiefelleckerisch daherkommt, dass ihm der geneigte Leser am liebsten eigenhändig das Genick brechen möchte. Dass Sharpes kleiner Mordanschlag auf den Erzfeind nicht von Erfolg gekrönt sein wird, ist wohl logisch. Hakeswill wird Sharpe noch in vielen weiteren Romanen auf dem Kieker haben.

„Sharpes Feuerprobe“ ist der spannende und mitreißende Auftaktroman einer Serie, die in England praktisch Kultstatus genießt. Da vergibt man Cornwell auch mal die gelegentliche Blut-und-Ehre-Rhetorik, wenn er sich von der Heroik seiner Charaktere ein bisschen zu sehr mitreißen lässt. Die Passagen, in denen Sharpe sich ein ums andere Mal bewährt, nie um einen dreckigen Witz verlegen ist und am Schluss dann auch noch einen Feind nach dem anderen umnietet, lassen den Leser so unerträgliche Formulierungen wie „der Stahl war hart und kalt in ihren Seelen“ gern vergessen. Schade, dass es noch bis März 2009 dauern wird, bevor |Bastei Lübbe| den nächsten Teil, „Sharpes Sieg“, herausbringt.

|Originaltitel: Sharpe’s Tiger, 1997
Aus dem Englischen von Joachim Honnef
476 Seiten
ISBN-13: 978-3-404-15862-1|
http://www.bastei-luebbe.de
http://www.bernardcornwell.net
http://www.southessex.co.uk

_Bernard Cornwell auf |Buchwurm.info|:_
[„Stonehenge“ 113
[„Die Galgenfrist“ 277
[„Der Bogenschütze“ 3606 (Auf der Suche nach dem Heiligen Gral 1)
[„Der Wanderer“ 3617 (Auf der Suche nach dem Heiligen Gral 2)
[„Der Erzfeind“ 3619 (Auf der Suche nach dem Heiligen Gral 3)