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Brian Greene – Die verborgene Wirklichkeit – Paralleluniversen und die Gesetze des Kosmos

Worum gehts?

Universum – dieser Begriff bezeichnet nicht nur den Weltraum, sondern umfasst die Gesamtheit aller Dinge in unserer Welt. Doch was wäre, wenn das Universum doch nicht die gesamte Welt darstellen würde? Wenn es zwei, drei, ja unendlich viele Universen gäbe? Dass die Idee des Multiversums, also mehrerer möglicher Universen, nicht nur Stoff für Science-Fiction-Romane ist, sondern ein wichtiges Forschungsfeld der Physik, das unseren Blick auf die Welt und unser Verständnis der Wirklichkeit verändert, zeigt Brian Greene in seinem neuesten Bestseller.
(Verlagsinfo)

Mein Eindruck:

„Der mit Abstand beste Erklärer komplexer Konzepte in unserer Welt“ (Washington Post) ist zurück und schickt sich an, allen Interessierten etwas über Paralleluniversen zu erzählen. Ja, Mehrzahl, denn in den elf Kapiteln des Buches widmet sich der Autor gleich einer ganzen Reihe von Denkansätzen und Multiversen, auch wenn bislang durch kein Experiment die Existenz auch nur eines einzigen weiteren Universums erwiesen werden konnte … es deutet halt alles nur darauf hin. So erfahren wir Näheres zum Patchwork-Multiversum, dem Inflations-Multiversum, dem Quanten-Multiversum und noch einigen weiteren parallelen Wirklichkeiten, die alle ein eigenes Kapitel bekommen.

Vom Leser dieses Buches werden keine Fachkenntnisse in den Bereichen Mathematik oder Physik verlangt, so der Autor, auch wenn er in diesem Buch keine Grundlagenkapitel zu den einzelnen Bereichen mehr anbietet, wie er das in seinen vergangen Büchern gern getan hat. Vielmehr hat er sich bemüht, alles so anschaulich wie möglich zu beschreiben und mit „Metaphern, Analogien und eingestreuten historischen Episoden“ zu erklären. Dennoch bietet er hier sowohl für den Laien als auch für Fortgeschrittene etwas an und, je nachdem zu welchem Lager man gehört, bekommt man vom Autor eine Kurzzusammenfassung gegen Ende des Kapitels und kann den komplizierteren Teil überspringen, der sich zwar an die Fortgeschrittenen, aber ausdrücklich auch an Laien mit Durchhaltevermögen wendet. Oder man überspringt den Block, der zu trivial erscheint, weil man sich auskennt. In den 40 Seiten Anmerkungen, die das Buch abschließen, können dann Interessierte mit physikalischem und mathematischem Vorwissen Erklärungen finden, mit denen der Neueinsteiger wenig bis gar nichts anzufangen weiß.

Einzig die Bereitschaft, das eigene „bequeme“ Denken aufzugeben und offen für Neues und teilweise sehr Abgefahrenes zu sein, ist die Voraussetzung für beide Parteien, um ein paar Physikstunden der besonderen Art erleben zu können.

Nicht nur der interessierte Laie freut sich beim Lesen immer über Bilder, die das vermittelte Wissen anschaulicher darstellen sollen, und so hat auch Brian Greene alle paar Seiten ein paar Schwarz-Weiß-Abbildungen zu bieten. Hier sehen wird dann unter anderem Quantentunneln in der String-Landschaft, ein Schaubild der Kaluza-Klein-Theorie zu zusätzlichen Raumdimensionen, Wahrscheinlichkeitswellen, Branen und … ein Bild von Albert Einstein, auf dem er aus der Entfernung betrachtet aussieht wie Marilyn Monroe. Faszinierend, nicht nur Letzteres! Einstein selbst, seinen Relativitätstheorien und der Stringtheorie (nebst aktuellem Forschungsstand) begegnet der Leser zwangsläufig auch in diesem Buch, das lässt sich halt nie vermeiden, weils dazugehört.

Und immer wieder gibts Beispiele, die jeder verstehen kann. Die möglichen Positionen einer im Schlafzimmer nervenden Fliege, die Anzahl unterschiedlich miteinander kombinierbaren Kleidungs-Outfits, gemischte Spielkartendecks oder Rückblicke in die Vergangenheit zu Newton und anderen Wissenschaftlern, die sich interessante Fragen gestellt haben.

Und wieder landen wir am Ende bei grundlegenden Fragen, wie: Warum sind manche Dinge, wie sie sind? Gibt es vielleicht gar keine andere Möglichkeit? Gern würden einige Wissenschaftler Einsteins Behauptung darüber widerlegen können, dass das Universum gar nicht anders sein kann, als es ist … das können sie aber (noch) nicht.

Vielleicht schreibt Brian Greene ja darüber in seinem nächsten Buch …

Der Autor

Brian Greene hat in Harvard und Oxford studiert und ist seit 1996 Professor für Physik und Mathematik an der Columbia University in New York. Er zählt zu den führenden Forschern auf dem Gebiet der Superstrings, ist ein beliebter TV-Gast und weltweit begehrter Redner. Seine Bücher, darunter „Das elegante Universum“ (2000) und „Der Stoff, aus dem der Kosmos ist“ (2004), sind internationale Bestseller. (Verlagsinfo)

Mein Fazit:

Wer sich über den aktuellen Stand der verschiedenen Ideen bezüglich Paralleluniversen informieren und das Neueste zur Stringtheorie erfahren möchte, der ist hier richtig. Wer schon Fachwissen mitbringt, ist hier ebenfalls richtig, aber auch, wer die Ideen einfach nur faszinierend findet, die sich hinter den Multiversen verstecken. Für neuen Theorien gegenüber aufgeschlossene Laien und Fortgeschrittene hat Brian Greene einiges zu bieten, wobei er mit Darstellungen veranschaulicht und auch dem studierten Physiker detailliertere und nicht-triviale Erklärungen anbietet.

Beweisen oder experimentell belegen konnte noch niemand die Existenz von Parallelwelten, auch wenn einiges darauf hindeutet, dass es welche gibt. Trotz dieses Vorwissens ist der Ausflug in diese (noch) verborgene Wirklichkeit extrem unterhaltsam und überfordert auch den ambitionierten Laien nicht … wenn er ein wenig Durchhaltevermögen mitbringt und nicht gleich versucht, alle Informationen auf einmal zu verarbeiten. Es könnte passieren, dass nicht nur einem seiner parallelen Ichs dabei der Kopf explodiert.

Auch für mich gehört Brian Greene zu den besten Erklärern, wenns um komplexe Themen geht … aber in einem anderen Universum findet jemand, der genauso aussieht wie ich, das Buch total doof und unverständlich.

Gebunden: 448 Seiten
Originaltitel: The Hidden Reality: Parallel Universes and the Deep Laws of the Cosmos
Aus dem Englischen von Sebastian Vogel
ISBN 978-3-8275-0001-4
www.randomhouse.de/siedler