Zwei Autoren in christlicher Mission, kritisch betrachtet
Es gibt schon eine Reihe von Biografien über Lewis, den Schöpfer der Narnia-Chroniken, und Tolkien, den Schöpfer von Mittelerde. Das vorliegende Buch ist jedoch eine Biografie der besonderen Art: Nicht nur unternimmt es der Autor, gleich zwei Schriftsteller zu porträtieren, sondern auch noch ihre persönliche und literarische Wechselwirkung so zu würdigen, dass unser Verständnis von ihrer beider Werk erhöht und erweitert wird. Man sollte beachten, dass „Der Herr der Ringe“ ohne das Drängen C. S. Lewis’ nie vollendet worden wäre. Was sich Duriez vorgenommen hat, ist zweifellos eine anspruchsvolle Aufgabe. Mal sehen, ob er sie bewältigen konnte. Colin Duriez – Tolkien und C. S. Lewis – Das Geschenk der Freundschaft weiterlesen →
Ist Tolkiens großes Epos von Mittelerde eine Allegorie auf den Ersten Weltkrieg? Diese und andere Fragen beschäftigen von jeher die Leser. John Garth stellt diesen Spekulationen ein fundiertes und faszinierend argumentierendes Buch über den großen Autor Tolkien entgegen.
»1914 als junger Mann in all das hineinzugeraten, war eine keineswegs weniger schreckliche Erfahrung als 1939 … 1918 waren alle meine engen Freunde mit nur einer Ausnahme tot.« So äußerte sich Tolkien zu Deutungen, die im »Herrn der Ringe« eine Reaktion auf den Zweiten Weltkrieg sahen.
John Garth beschreibt hier zum ersten Mal ausführlich, wie Tolkien in seiner Jugend erlebte, dass die Welt um ihn in der Katastrophe versank. Gerade diese Erfahrungen prägten Tolkiens mythologische Erfindungen maßgeblich, in denen er seine eigene literarische Tradition begründete. Mittelerde und seine Anziehungskraft sind daher nicht aus Eskapismus entstanden, sondern aus dem Drang, das Erlebnis der Verwüstung dichterisch in eine Form zu bringen, die bis heute nachwirkt und fasziniert. (Verlagsinfo)
Ein rätselhafter Mord in London bringt eines Nachts im Jahr 1917 drei junge Männer zusammen: John, Jack und Charles. Ein seltsam gekleideter Fremder namens Bert eröffnet ihnen, sie seien von nun an die Erben und neuen Hüter der „Imaginarium Geographica“. Das sei ein Atlas all jener Länder, die in Mythen, Legenden und fantastischen Geschichten jemals beschrieben wurden.
Doch wer hat Professor Stellan Sigurdsson auf dem Gewissen? Die gleichen hundeähnlichen Kreaturen, die nun das Quartett zum Hafen verfolgen, wo Berts Segelschiff „Indigo Drache“ auf sie wartet? Kaum ist das Segelschiff zum Archipel der Traumlande aufgebrochen, wird es von einem schwarzen Schiff verfolgt, denn irgendjemand muss die Mörder des Professors ja geschickt haben …
Vielstimmige Einführung in Leben und Werk Tolkiens
Die meisten Menschen kennen Tolkiens Werk, insbesondere den zweimal verfilmten „Herrn der Ringe“. Wesentlich weniger Leute kennen auch den „Hobbit“ und „Das Silmarillion“, noch weniger auch Tolkiens zahlreiche Gedichte und Geschichten. Dennoch mutmaßen alle dieser Leser und Zuschauer über den Urheber all dieser Werke und stellen mitunter die abwegigsten Theorien auf. War er selbst ein Hobbit? Ja und nein. Brian Sibley will der Sache in seinem Autorenporträt auf den Grund gehen.
Die Perelandra-Trilogie ist eine Art utopischer Space-Opera, entstand in den 30er und 40er Jahren und besteht aus den Romanen „Jenseits des schweigenden Sterns“, „Perelandra“ und „Die böse Macht“.
Da es sich bei der Perelandra-Trilogie um einen grundlegenden Zukunfts- und Weltentwurf handelt, sollte die neue Ausgabe in keiner Bibliothek eines ernsthaften Science-Fiction-Lesers fehlen.
_Handlungen der drei Romane, kurz gerafft_
Lewis geht als Rahmen von einem auf göttlicher Ordnung beruhenden und somit harmonischen Universum aus (ähnlich wie später Doris Lessing im Shikasta-Zyklus). Die Engel bilden die Leitfiguren für die jeweiligen Planeten und die darauf lebenden, im evolutionären Status unterschiedlichen Rassen.
Die Erde und die menschliche Rasse sind in diesen Romanen nicht der letzte Hort der Weisheit oder gar Mittelpunkt der Schöpfung, sondern eine Art kosmischer Schandfleck, ein Ort des Verderbens. Der für die Erde zuständige Engel, nennen wir ihn mal Luzifer, hat durch sein Aufbegehren gegen Gott die allseits verbreitete Harmonie gestört und damit auch die Entwicklung aller Geschöpfe auf der Erde. Der Mensch ist nachhaltig fehlgeleitet, was sich nicht so sehr in großen Dingen, umso mehr aber in Kleinigkeiten wie Egoismus, unsozialem Verhalten, Umweltzerstörung usw. äußert. (Ökologie in frühem Stadium!)
Nach „Luzifers“ Sündenfall wurde die Erde von den übrigen Engeln als Sperrbezirk eingestuft, um so den ansteckenden Virus des Bösen zu isolieren. Sie wird zum „schweigenden Stern“. Um den armen Kreaturen auf der Erde, die nunmehr den Machenschaften des Bösen ausgeliefert waren, dennoch die Möglichkeit individueller Erlösung zu bieten, trat Christus, der Sohn Gottes, in die Welt. Auch wenn dadurch (gute) Menschen ihr seelisches Heil sichern konnten, war damit noch nichts gegen die materiellen Manipulationen Luzifers unternommen, der die Erde in eine unbewohnbare Wüstenei verwandeln will.
Vor diesem Hintergrund setzt die Handlung des 1. Bandes ein. Er beginnt damit, dass die Isolation der Erde von innen heraus durchbrochen wird, als ein bösartiger Wissenschaftler und ein geldgieriger Geschäftsmann den Sprachwissenschaftler (Lewis war selbst einer) Ransom, der ihnen auf die Schliche kam, entführen. Mit einer Rakete geht es in Richtung Mars, wo sich beim Kontakt mit der einheimischen Bevölkerung der (oben skizzierte) größere Rahmen enthüllt.
Nach Klärung der Situation und einem Zwischen-Happyend verschlägt es Ransom in „Perelandra“ auf die Venus, wo soeben das erste Menschenpaar, Adam und Eva, auftritt. Bald erkennt Ransom, dass ihm hier die Rolle zufällt, die „Eva“ vor den Einflüsterungen des Bösen – die Schlange wird verkörpert durch den aus Band 1 bekannten Wissenschaftler – zu schützen. Seinen Job vollführt er mit einer recht ungewöhnlichen Methode und erhält den Menschen der Venus so ihr Paradies.
Im dritten Band treiben die Ereignisse auf den Höhepunkt zu. Ransom wurde durch die Tat auf der Venus geläutert und betritt die Erde wieder als Inkarnation des „Gralskönigs“, um gegen ein wissenschaftliches Großprojekt, das letzten Endes den Untergang der Menschheit herbeiführen würde, zu kämpfen. Hilfe findet er in einer kleinen Gruppe von Getreuen und dem wiedererweckten Magier Merlin. (Lewis kannte die Sagen genauso gut wie sein Freund und Kollege Prof. Tolkien.)
_Unterm Strich_
Zwar bremsen die durchaus vorhandenen Längen – es wird eben viel erklärt – den Erzählfluss mitunter etwas, dies wird aber wettgemacht durch den phantasievollen Entwurf eines umfassenden Weltbildes, das freilich nicht nach jedermanns eventuell atheistischem Geschmack sein dürfte.
Es kommt dem Ideal der utopisch-phantastischen Literatur hinsichtlich Darstellung und Ausarbeitung jedoch sehr nahe und unterscheidet sich dadurch von vielen seichten Hintergrundszenarien anderer phantastischer Romane. Kein Wunder, dass über diese Trilogie mehrere Doktorarbeiten geschrieben wurden.
|Originaltitel: Out of the silent planet; Perelandra; This hideous strength, 1938/43/45
Paperback, 3 Bände im Schuber
Band 1: Jenseits des schweigenden Sterns
Band 2: Perelandra
Band 3: Die böse Macht
Mit einem Nachwort von Hans Steinacker
Aus dem Englischen von Hans Brumm
Gesamtumfang: 1018 Seiten|
C.-S.-Lewis-Seite des Verlags: http://www.narnia-welt.de/
Die mehrbändigen „Chroniken von Narnia“ stehen in Großbritannien auf einer Stufe mit dem „Kleinen Hobbit“, „Alice in Wunderland“ und dem „Wind in den Weiden“. Zu Weihnachten 2005 kommt sogar eine 200 Mio. Dollar teure Verfilmung des Stoffes in unsere Kinos. Narnia ist also aktueller denn je!
Dieser Teil der siebenbändigen Saga berichtet von der Entstehung Narnias, woher die böse Zauberin Jadis kam und welche Rolle Adamssöhne und Evastöchter bei der Gestaltung des Landes spielten. Obwohl also viel später als „König von Narnia“ entstanden, spielt die Handlung vor den in diesem Buch geschilderten Ereignissen. Clive Staples Lewis – Das Wunder von Narnia (Die Chroniken von Narnia) weiterlesen →
Die mehrbändigen „Chroniken von Narnia“ stehen in Großbritannien auf einer Stufe mit dem „Kleinen Hobbit“, „Alice in Wunderland“ und dem „Wind in den Weiden“. Zu Weihnachten 2005 kommt sogar eine 200 Mio. Dollar teure Verfilmung des Stoffes in unsere Kinos. Narnia ist also aktueller denn je!
Der dritte Teil der Saga berichtet von den Abenteuern eines Jungen, der ursprünglich aus Narnia kam, aber als Sklave im fernen Calormen aufwuchs. Erst als ein sprechendes Pferd namens Bree ihn mitnimmt und er ein ebenfalls entflohenes Mädchen kennen lernt, findet er seine wahre Identität heraus. Ist er ein Prinz, wie man zunächst glaubt?
_Der Autor und Narnia_
Clive Staples Lewis, der von 1898 bis 1963 lebte, war ein Freund und Kollege Professor J.R.R. Tolkiens (mehr dazu weiter unten). Dass dieser zufällige Umstand ihn auszeichnen soll, lässt darauf schließen, dass er im Bewusstsein der gegenwärtigen Leser hinter seinem bekannter gewordenen Kollegen zurückgetreten, wenn nicht sogar fast verschwunden ist. Tolkiens Stern leuchtet heller.
Dabei hat Lewis sowohl in der Fantasy als auch Science-Fiction Spuren hinterlassen. Auch in der Philosophie und Theologie schrieb er bekannte und gelobte Werke. Doch lediglich die „Chroniken von Narnia“, Fantasy für kleine und große Kinder, wurde auch verfilmt. Die Science-Fiction-Trilogie „Perelandra“, ein ambitionierter Weltentwurf, ist eben zu sperrig und dialoglastig für den heutigen Geschmack.
Viel ist in die Narnia-Romane hineingedeutet worden. Dies muss nicht alles wiederholt werden. Feststeht aber, dass die Narnia-Chroniken seit über 50 Jahren in Großbritannien zum Standard der Jugendliteratur gehören, und das sicher nicht ohne Grund – sie verbinden Abenteuer und Wunder mit einer christlichen Botschaft.
Hier kommen altbekannte Fantasythemen zum Tragen, so etwa der Gegensatz zwischen Gut und Böse. Außerdem ist Narnia eine Parallelwelt, die durch ein Tor erreicht wird; es gibt sogar Zeitreisen und andere Dimensionen. Die Bücher werden als christliche Allegorien interpretiert, aber das würde ihnen wenig gerecht: Sie sind hervorragende und bewegende Geschichten – wenn auch mit sprechenden Tieren.
Mehr Infos sind auf http://www.narnia.com und http://www.narnia-welt.de/ zu finden.
|C. S. Lewis und sein Werk bei Buchwurm.info:|
[Das Wunder von Narnia 1858
[Der König von Narnia 1758
[Hörbuchfassung 356
[Der Ritt nach Narnia 1933
[Perelandra-Trilogie 1665
[Der Reiseführer durch Narnia 1664
[C.S. Lewis – Der Mann, der Narnia schuf 1980
_Der Sprecher_
Philipp Schepmann, Jahrgang 1966, erhielt seine Ausbildung als Schauspieler an der renommierten Folkwang-Schule in Essen. Er ist laut Verlagsangaben verheiratet, Vater von drei Kindern und lebt in Bergisch Gladbach bei Köln. Schepmann arbeitet als Sprecher und Schauspieler für Film, Funk und Theater.
_Handlung_
Es begab sich also im Jahre 1014 Narnianischer Zeitrechnung, dass König Lune von Archenland seinen verschwundenen Sohn Prinz Cor wiederfand. Dies ist die Geschichte, wie es zu diesem glücklichen Ereignis kam, über das sich ganz Narnia freute.
In Kalormen, dem südlich Narnias und Archenlands gelegenen Staat, lebt der Fischer Arashin mit seinem Sohn Shasta. Aarashin ermuntert ihn zuweilen durch Prügel zu größeren Anstrengungen. Shasta schaut häufig sehnsüchtig nach Norden: Gibt es ein anderes Leben dort für ihn?
Ein mächtiger Ritter taucht im Dorf auf, ein |tarkaan|, der bei Arashin um Essen bittet. Es wird nicht klar, warum, aber der tarkaan will Shasta kaufen. Und wie der lauschende Junge zu seinem Erstaunen erfährt, ist er gar nicht der leibliche Sohn Arashins, sondern wurde eines Tages in einem Boot gefunden, das Arashin barg. Jetzt wird Shasta auch klar, warum er blond ist, während Arashins Haar sehr dunkel ist.
Während die Männer feilschen und Shasta von einer hohen Abkunft träumt, macht sich das Schlachtross des tarkaan bemerkbar. Es spricht Shasta an! Nanu, ein Pferd, das sprechen kann? Ja, denn es stammt aus Narnia, wo alle Tiere seit der Erschaffung des Landes durch Aslan sprechen können. Shasta darf das Pferd Bree nennen. Bree hat einen Plan: Er will aus der Sklaverei durch den tarkaan ausbrechen und nach Narnia zurückkehren. Ob Shasta nicht mitkommen wolle? Der Junge willigt mit Freuden ein. Aber kann er auch reiten? Nein, kann er nicht, aber Bree bringt es ihm in den folgenden Wochen geduldig bei.
Weil aber ein ausgebildetes Schlachtross für einen Ritter ein wertvoller Besitz ist, wird der tarkaan garantiert eine Verfolgung einleiten, wahrscheinlich sogar mit Unterstützung des Tisrok, des grausamen Königs der Kalormenen. Deshalb reiten Bree und Shasta sehr schnell. Das fällt Bree nicht schwer, denn das Gebrüll von zwei Löwen in der Nähe treibt ihn an. Das gilt auch für einen anderen Reiter, mit dem sie sich bald ein Wettrennen liefern. Jenseits einer Meeresbucht sind beide Reiter in Sicherheit und haben Zeit, einander kennen zu lernen.
Die Prinzessin Aravis ist aus dem Palast ihres Vaters, des Tisrok, geflohen, indem sie eine List anwandte. Sie misstraut Shasta zunächst, doch zuerst Bree und dann ihre Stute Wynn – die ebenfalls sprechen kann – verbürgen sich für den Jungen. Also reisen sie zusammen. Sie erzählt, sie wolle nicht an den alten Knacker von einem Großwesir verheiratet werden und in einem goldenen Käfig leben müssen. Sie will zu ihrer Freundin Lazaraleen in der nahen Stadt Tashba’an.
Als abgerissene Nomaden aus der Wüste verkleidet, betreten Aravis und Shasta die Inselstadt Tashba’an. Hoffentlich sieht man ihren Pferden nicht an, dass es ganz edle Rösser sind, die sich ein echter Nomade niemals leisten könnte. Auf dem Marktplatz schlägt das Unglück zu. Eine Gruppe von Besuchern aus Narnia schnappt sich Shasta, denn sie glauben, dass er ein gewisser „Prinz Corin aus Archenland“ sei. Shasta hat weder diesen Namen noch von diesem Land jemals gehört, muss sich aber mitschleppen lassen. Vielleicht kriegt er ja etwas Gutes zu essen. Er hat nämlich mächtigen Hunger.
Auch Aravis hat ihre Schwierigkeiten in der Stadt. Sie findet ihre Freundin Lazaraleen, die sich allerdings wundert, dass Aravis ausgerissen ist. Sie selbst hat überhaupt nichts gegen das Leben in einem Palast, selbst als Nebenfrau eines alten Knackers. Dennoch verkleidet sie Aravis als Sklavin und will sie zu einer versteckten Pforte am Fluss führen, wo Aravis entfliehen kann. Doch sie kommen nicht so weit: Der Tisrok hält Kriegsrat mit seinem Großwesir und dem Prinzen Rabadasch, während die beiden jungen Frauen in einem Versteck lauschen. Der Tisrok droht: Wenn irgendetwas von dieser geheimen Unterredung verraten wird, dann ist derjenige des Todes.
Der Grund ist einfach: Rabadasch will Archenland angreifen und danach Narnia erobern, um ewigen Ruhm zu ernten. Niemand darf erfahren, dass der Tisrok diesen Kriegszug billigt oder auch nur von dem Plan weiß, sonst wird sein Land Aslans Zorn zu spüren bekommen. Die beiden Mädchen fürchten sich: Diese Staatsgeheimnisse könnten sie das Leben kosten!
_Mein Eindruck_
„Der Ritt nach Narnia“ ist ein schlagendes Beispiel dafür, dass sich auf nur zweihundert bis zweihundertfünfzig Seiten ein unterhaltsames und spannendes Kinderbuch realisieren lässt, das bis zum Rand mit Abenteuer und Action vollgepackt ist, ohne dabei an Zauber und Hoffnung einzubüßen.
Was als ein einsames Abenteuer eines einzelnen Jungen mit seinem Pferd (oder umgekehrt, je nach Standpunkt – siehe den O-Titel) beginnt, entwickelt sich allmählich zu einer regelrechten Staatsaktion, als sich Shasta bemüht, den König von Archenland vor dem heimtückischen Angriff der Kalormenen unter Rabadasch zu warnen. Wird es ihm gelingen? Oder wird die Stadt Anvard unter dem Ansturm der Kalormenen fallen und zerstört werden? Jedenfalls gibt es als Höhepunkt – mit zahlreichen Humoreffekten – eine regelrechte Schlacht. Der Ausgang darf nicht verraten werden.
|Entdeckungen|
Einer der wichtigsten Aspekte und Pluspunkte dieses schönen Buches sind Enthüllungen und Entdeckungen. Dass Shasta herausfindet, wer er in Wirklichkeit ist, wurde ja bereits angedeutet. Aber das ist ja nur eine äußere Identität. Als viel wichtiger erweisen sich innere Qualitäten, um ein Wesen zu charakterisieren, sei es Mensch, Pferd oder Fabelwesen. Auf seinem Weg nach Narnia entwickelt sich Shasta rasch weiter und entdeckt immer neue Eigenschaften an sich – zu seiner und seiner Freunde Verwunderung, zu unserer Freude.
Sein Pferd Bree, das ihn quasi adoptierte, hingegen scheint eine gegenteilige Entwicklung zu durchlaufen. Zu Anfang erscheint es Shasta als ein imposantes Schlachtross, das sich als sein Mentor betätigt. Doch zunehmend zeigen sich an Bree gewisse Charakterschwächen, zu denen nicht nur sein Dünkel zählt, sondern – leider, leider – auch Feigheit. Bree ist über diese Fehler selbst am meisten betrübt und würde sich am liebsten umbringen oder von diesem allgegenwärtigen Löwen fressen lassen, der ständig in der Nähe lauert.
Aravis jedoch scheint sich nicht allzu sehr zu verändern. Sie ist ein selbstbewusstes Mädchen, das die Freiheit einer gesicherten Zukunft in einer Zwangsehe vorzieht. Leider verkennt auch sie, ein wenig voreingenommen und von sich selbst überzeugt, die Qualitäten Shastas und ist daher sehr über seine Unternehmungslust und seinen sozialen Aufstieg überrascht.
Die Lektion, die sich in diesen Wandlungen verbirgt, ist eine für das Leben eines Kindes oder Jugendlichen wichtige: Beurteile Menschen und andere Lebewesen nicht nach dem Anschein oder so, wie du sie dir vorstellen möchtest, sondern danach, was ihre inneren Qualitäten sind.
(Gestern habe ich wieder einmal [„The Lord of the Rings“ 1330 gehört und da geht es im Kapitel „Der verbotene Teich“ intensiv um Faramirs Qualitäten: Wird er Frodo den Einen Ring rauben und ihn seinem Vater als Waffe im Kampf gegen Sauron übergeben? Oder wird Faramir Frodo den Ring lassen und ihn Gandalfs und Elronds Auftrag ausführen lassen, den Ring im Schicksalsberg zu zerstören? Es ist eine Schicksalsfrage mit weit reichenden Folgen. Sie wird in Buch und Jackson-Verfilmung unterschiedlich beantwortet.)
|Gretchenfrage: Wie hältst du’s mit Gott?|
Eine ganz andere Frage ist die nach dem Wesen von Aslan, dem Löwen, der Narnia erschuf und es bis zur Gegenwart hütet. Wenn Aslan eine Inkarnation Gottes ist und er hinter all diesen Geschehnissen heimlich die Fäden gezogen hat, wo bleibt dann der freie Willen des Menschen? Das ist eine eminent wichtige theologische Frage, die Konsequenzen für Ethik und Moral hat. C.S. Lewis hätte sie wohl so beantwortet: Aslan manipuliert zwar die Ereignisse, doch rechnet er stets mit dem inneren Wesen des oder der Menschen, dass diese sich ihre eigenen Antriebe in die gewünschte Richtung bewegen bzw. lenken lassen. Ist Gott also eine Art Motivationshilfe? Es hat schon schlechtere Bilder von Gott gegeben.
|Der Sprecher|
Philip Schepmann verfügt über eine ähnlich große Fähigkeit, seine Stimme zu verstellen, wie Rufus Beck. Jede Figur erhält so ihre eigene charakteristische Stimmfärbung, um sie kenntlich zu machen. Und das sind eine ganze Menge unterschiedlichster Stimmen: Löwen, junge Frauen, wiehernde Pferde, wütende Beduinen, gebrechliche Einsiedler, selbstverständlich auch Zwerge und Faune.
Außerdem kommt dem Sprecher die moderne Technik zu Hilfe. Mal erklingen die Stimmen unisono, mal stereo, (oder trio) dann wieder mit einem Halleffekt. So ist für Abwechslung gesorgt. Bei nur vier CDs kann man in dieser Hinsicht nicht viel falsch machen. Aber es ist trotzdem eine Menge Text: fast fünf Stunden.
|Das Booklet …|
… weist nicht nur ein schönes neues Cover auf, sondern enthält auch eine Tracklist mit den Titeln der 17 Kapitel sowie Informationen über den Autor und den Sprecher. Dass sich auch jede Menge Werbung für weitere Narnia-(Hör-)Bücher findet, dürfte wohl nicht verwundern. Übrigens wird das Cover-Motiv auf den CDs selbst wiederholt, was das Einlegen und Abspielen auch zu einem optisch schönen Erlebnis macht.
_Unterm Strich_
Für Kinder ist dieses Hörbuch ein ideales Geschenk, das es durchaus mit Tolkiens „Kleinem Hobbit“ aufnehmen kann. Die Interpretation durch den Sprecher macht das Zuhören zu einem Erlebnis, dem man mit Spannung folgt. „Der Ritt nach Narnia“ ist ein unterhaltsames und spannendes Kinderbuch, das bis zum Rand mit Abenteuer und Action voll gepackt ist, ohne dabei an Zauber und Hoffnung einzubüßen. Es wartet mit zahlreichen Überraschungen, einer veritablen Schlacht und einer freudigen Entdeckung auf. Außerdem weist es so viel lehrreichen Humor auf, dass das Lesen oder Hören richtig Spaß macht und der junge Leser bzw. Zuhörer dabei etwas fürs Leben lernt.
|Die Übersetzung …|
… stammt nicht mehr von Lisa Tetzner (angefertigt 1982), sondern von Ulla Neckenauer. Sie klingt nicht mehr so betulich und antiquiert, sondern straff und modern. Aber es gibt immer noch ein paar Stolpersteine für junge Leute, die mit den ulkigen deutschen Wortformen des Konjunktivs nicht vertraut sind. Sie werden sich wohl fragen, was denn, bitteschön, „einlüde“ bedeutet. Dabei handelt es sich um den Konjunktiv II von „einladen“. Sie würden heute also „würde einladen“ sagen, jedenfalls in der Umgangssprache. Aus dieser ist der altehrwürdige Konjunktiv II fast völlig verschwünden, weil er so gestelzt klingt.
|Originaltitel: The Horse and His Boy, 1954
Aus dem Englischen übersetzt von Ulla Neckenauer
291:45 Minuten auf 4 CDs|
Der Narnia-Mann: bildreicher, unterhaltsamer Einstieg
C.S. Lewis ist der Schöpfer des Narnia-Universums und Autor zahlreicher Klassiker der Weltliteratur wie die „Dienstanweisung an einen Unterteufel“ und die „Perelandra“-Trilogie. Die Verfilmung seines ersten Narnia-Kinderbuches kommt zu Weihnachten in unsere Kinos. Ein Teil seines Lebens wurde in dem Spielfilm „Shadowlands“, mit Anthony Hopkins in der Rolle des Autors, auf die Leinwand gebracht. Ein Bild daraus wurde als Titelbild verwendet.
Hochverrat! Der Thronfolger soll beseitigt werden. Miraz, der diktatorisch über Narnia herrscht und das Land allein den Menschen unterordnen will, beansprucht die Krone für sich und seinen erstgeborenen Sohn. Sein Neffe Kaspian, der wahre Erbe, und sein Mentor Dr. Cornelius befürchten den Untergang Narnias. Sie ahnen, dass ohne Hilfe die entscheidende Schlacht der sprechenden Tiere und der Zwerge gegen Miraz nicht zu gewinnen ist. Mit dem Wunderhorn rufen sie Hilfe herbei – doch statt der legendären Könige und Königinnen tauchen vier Schulkinder aus England auf: Peter, Edmund, Lucy und Suze. Was können die schon ausrichten? (abgewandelte Verlagsinfo)
_Der Autor_
Clive Staples Lewis, der von 1898 bis 1963 lebte, war ein Freund und Kollege Professor J.R.R. Tolkiens (mehr dazu weiter unten). Dass dieser zufällige Umstand ihn auszeichnen soll, lässt darauf schließen, dass er im Bewusstsein der gegenwärtigen Leser hinter seinem bekannter gewordenen Kollegen zurückgetreten, wenn nicht sogar fast verschwunden ist. Tolkiens Stern leuchtet heller.
Dabei hat Lewis sowohl in der Fantasy als auch Science-Fiction Spuren hinterlassen. Auch in der Philosophie und Theologie schrieb er bekannte und gelobte Werke. Doch lediglich die „Chroniken von Narnia“, Fantasy für kleine und große Kinder, wurden auch verfilmt. Die Science-Fiction-Trilogie „Perelandra“, ein ambitionierter Weltentwurf, ist eben zu sperrig und dialoglastig für den heutigen Geschmack.
Viel ist in die Narnia-Romane hineingedeutet worden. Dies muss nicht alles wiederholt werden. Feststeht aber, dass die Narnia-Chroniken seit über 50 Jahren in Großbritannien zum Standard der Jugendliteratur gehören, und das sicher nicht ohne Grund – sie verbinden Abenteuer und Wunder mit einer christlichen Botschaft.
Hier kommen altbekannte Fantasythemen zum Tragen, so etwa der Gegensatz zwischen Gut und Böse. Außerdem ist Narnia eine Parallelwelt, die durch ein Tor erreicht wird; es gibt sogar Zeitreisen und andere Dimensionen. Die Bücher werden als christliche Allegorien interpretiert, aber das würde ihnen wenig gerecht: Sie sind hervorragende und bewegende Geschichten – wenn auch mit sprechenden Tieren.
Die Narnia-Chroniken in der richtigen Reihenfolge und mit aktuellem Titel:
1. Das Wunder von Narnia
2. Der König von Narnia
3. Der Ritt nach Narnia
4. Prinz Kaspian von Narnia
5. Die Reise auf der „Morgenröte“
6. Der silberne Sessel
7. Der letzte Kampf
Mehr Infos sind auf http://www.narnia.com und http://www.narnia-welt.de/ zu finden.
_Der Sprecher_
Philipp Schepmann, Jahrgang 1966, erhielt seine Ausbildung als Schauspieler an der renommierten Folkwang-Schule in Essen. Er ist laut Verlagsangaben verheiratet, Vater von drei Kindern und lebt in Bergisch Gladbach bei Köln. Schepmann arbeitet als Sprecher und Schauspieler für Film, Funk und Theater. Schepmann liest wie immer bei den Narnia-Hörbüchern eine ungekürzte Fassung.
_Handlung_
Vier englische Schulkinder warten auf dem Bahnhof auf den Zug, der sie zurück ins Internat bringen soll: Peter, Edmund, Lucy und Suze müssen sich nach Mädchen und Jungs trennen. Die Sitten im Jahr 1950 sind streng. Sie erinnern sich, wie gut sie es doch als Könige und Königinnen von Narnia hatten. Das waren noch Zeiten! Und das war erst vor einem Jahr …
Plötzlich fühlen sie sich durch etwas angezogen, das sie aus ihrer Zeit herausreißt, dann verschwinden sie in eine andere Dimension. Sie finden sich an einem Waldrand wieder, der am blauen Meer liegt, über dem die Sonne lacht. Es ist wie bei Robinson Crusoe. Ob dies wirklich eine Insel ist? An einem Bach finden sie Wasser, das sie trinken können. Nach den Frühstücksrationen gibt es auch Früchte aus einem Apfelhain. Dahinter stoßen sie auf eine verfallene Mauer, dann auf einen freien Platz und schließlich auf eine Schlossruine.
Wie seltsam: Das Schloss sieht aus wie damals ihr eigenes Schloss Feeneden, aber die Ruine wirkt, als wäre das vor hunderten von Jahren gewesen. Sie brauchen also Beweise. Die finden sie in etwas, das wie eine Schatzkammer aussieht. Hier finden sie ihre alten Wunderwaffen wie den Bogen und das Schwert. Nur das Wunderhorn, mit dem sie Aslan rufen konnten, fehlt. Wo mag es sein?
Am nächsten Morgen kommt ein Boot mit drei seltsamen Gestalten in Sicht. Zwei Soldaten bewachen einen gefesselten Zwerg. Suze schießt mit ihrem unfehlbaren Bogen und trifft einen der Soldaten, der zweite springt ins Wasser und schwimmt weg. Der befreite Zwerg ist ein kratzbürstiger Zeitgenosse, zwar nur einen Meter groß, aber temperamentvoll. Er stellt sich als Trumpkin, Bote von König Kaspian X, vor, das ist zumindest der gegenwärtige König der Altnarnianen. Der tatsächlich über diesen Landstrich herrschende König ist Miraz, und der ist eigentlich Telmarer. Zu kompliziert? Deshalb erzählt Trumpkin den Kindern eine Geschichte.
|Über Prinz Kaspian|
Kaspian wächst als Waise bei seinem Onkel Miraz in Narnia auf. Miraz und seine Königin haben keine Kinder, deshalb soll Kaspian Thronerbe sein. Doch Kaspians Kinderfrau hat ihm von den gute alten Zeiten erzählt, als vier Kinder in Feeneden herrschten und die Tiere von Narnia sprechen konnten. Miraz verbietet ihm solch ketzerische Reden und lässt die Kinderfrau vom Hof verbannen. Er gibt Kaspian einen neuen Hauslehrer, den Weisen Dr. Cornelius. Der bringt Kaspian die ganze Ahnenreihe bei, von Kaspian dem Ersten aus Telmar bis zu König Miraz, der den vorherigen König Kaspian irgendwie auf dem Thron ablöste.
Auf einem hohen versteckten Turm vertraut Dr. Cornelius Kaspian sein Geheimnis an: Er sei kein Telmarer, sondern ein Mischling aus einem Zwerg und einem Menschen. Und ein Zwerg ist eines der verbotenen Fabelwesen. Kaspian will ihm helfen, Wesen zu suchen, mit denen das goldene Zeitalter der vier Könige von Feeneden wiederhergestellt werden könnte. Dr. C ist ein minderer Zauberer, doch er setzt Kaspians Ausbildung nach Kräften fort. Bis eines Tages die Königin einen Sohn zur Welt bringt. Nun ist Kaspian nicht mehr der Thronerbe, sondern bloß noch ein gefährlicher Rivale. Dr. C drängt ihn zur Flucht und verrät ihm, dass er der wahre König sei. Miraz hat den Thron geraubt und ermordete Kaspians Vater. Nun müsse der Prinz fliehen.
|Die Geschöpfe im Verborgenen|
Wie geheißen, flieht Kaspian mit dem Wunderhorn, das ihm Dr. C gegeben hat, gen Süden nach Archenland. Ein Dachs, ein Schwarz- und ein Rot-Zwerg schlagen ihn nieder und beraten, ob sie ihn gleich umbringen sollen oder erst später. Kaspian erwacht und wundert sich, dass Tiere sprechen können. Dann erklärt er, wer er ist. Das rettet ihm sein Leben, denn der Dachs will wieder einen Adamssohn auf dem Thron von Altnarnia sehen, und der Rotzwerg Trumpkin hat nichts dagegen einzuwenden. Nur der finstere Schwarzzwerg traut Kaspian nicht.
Im Wald von Archenland stellt Kaspian eine Armee von sprechenden Tieren auf, die Narnia zurückerobern soll. Wenn die Bäume nur auch gehen könnten – so einen Wald als Soldaten könnte Kaspian gut gebrauchen. Beim Kriegsrat taucht auch Dr. Cornelius auf. Aufgeregt berichtet er, man habe ihn verraten und der König Miraz sei mit seinem Heer bereits im Anmarsch!
|Der Aufstand|
Alle begeben sich zu Aslans Mal, am Rande des Waldes, wo die Geister wohnen und wo die Ruine von Feeneden liegt. Doch die kleine Tiertruppe verliert die ersten Kämpfe gegen Miraz und beratschlagt, was zu tun ist. Sie müssen Hilfe herbeiholen. Aber von woher? Da wird empfohlen, Kaspians Wunderhorn zu blasen. Jeder weiß, was es damit auf sich hat. Doch während das Horn erklingt, hat der Schwarzzwerg sein Vertrauen bereits auf eine andere Macht gesetzt: auf die Weiße Hexe des Nordens, die den vier Kindern besser als Schneekönigin bekannt ist.
Das Horn ruft die vier Kinder nach Narnia, so viel ist klar. Jetzt sind sie durch Trumpkins Geschichte voll im Bilde. Doch werden sie noch rechtzeitig eintreffen, um Kaspians seltsamer Truppe beistehen zu können?
_Mein Eindruck_
„Prinz Kaspian von Narnia“ ist ein schlagendes Beispiel dafür, dass sich auf nur zweihundert bis zweihundertfünfzig Seiten – bzw. in 300 Minuten – ein unterhaltsames und spannendes Kinderbuch realisieren lässt, das bis zum Rand mit Abenteuer und Action voll gepackt ist, ohne dabei an Zauber und Hoffnung einzubüßen. Prinz Kaspians Fabelwesen-Truppen reichen nicht aus, um gegen die königliche Armee zu bestehen. Er ruft Beistand herbei, und dieser besteht quasi in Agenten des göttlichen Aslan. Es sind die vier Kinder Peter, Edmund, Suze und Lucy. Erst sie rufen Aslan herbei, und dies wird die Schlacht entscheiden. Denn die Ungläubigen haben sich mit der Gegenseite eingelassen: mit der Hexe des Nordens.
|Gretchenfrage: Wie hältst du’s mit Gott?|
Die zentrale Frage ist die nach dem Wesen von Aslan, dem Löwen, der Narnia erschuf und es hütete, bis er wieder verschwand. Wenn Aslan eine Inkarnation Gottes ist und er hinter all diesen Geschehnissen heimlich die Fäden gezogen hat, wo bleibt dann der freie Willen des Menschen? Das ist eine eminent wichtige theologische Frage, die Konsequenzen für Ethik und Moral hat. Aslan manipuliert zwar die Ereignisse, doch rechnet er stets mit dem inneren Wesen des oder der Menschen, dass diese sich ihre eigenen Antriebe in die gewünschte Richtung bewegen bzw. lenken lassen. Ist Gott also eine Art Motivationshilfe?
Diese Frage lässt sich eindeutig mit „ja“ beantworten. Der Glaube an Aslan versetzt in der Tat Berge und verhilft den Gläubigen zum Sieg. Doch zuvor gibt es ein kleines Problem. Nicht jeder ist bereit, Aslan zu erkennen und an ihn zu glauben. So gehen die vier Kinder, geholt vom Zwerg, zwar an Land, aber sie müssen die Armee Miraz’ umgehen. Da behauptet Lucy, sie könne Aslan sehen und er würde ihnen bestimmt den Weg zeigen, wie sie die Soldaten umgehen und zu Prinz Kaspian gelangen könnten.
Doch ihre drei Geschwister können Aslan nicht sehen und bestehen darauf, ihren eigenen Weg zu gehen. Dieser erweist sich als ebenso beschwerlich wie nutzlos. Sie laufen beinahe den Soldaten in die Arme. Schließlich hören sie doch noch auf Lucy. Diese folgt einfach ihrem „Gefühl“ beziehungsweise ihrem Glauben. Der Weg ist schmal und verborgen, führt aber direkt zum Ziel. Nun sind die drei Geschwister ebenfalls bereit, an Aslan zu glauben und beginnen, ihn in all seiner Majestät zu sehen.
|Glaube macht frei|
Prinz Kaspian entspricht der häufig vorkommenden Märchenfigur des „wahren Erben im Exil“, dem Entrechteten, durch dessen Verbannung das „Land an sich“ unter einem Unglücks-, weil Unrechts-Stern steht. Um die Dinge wieder ins Lot zu bringen und alles wieder zu-Recht-zurücken, muss der Ursurpator verjagt und der Recht-mäßige Erbe auf den Sitz der Macht gesetzt werden. Leichter gesagt als getan. Die Lügen des Usurpators und seiner Helfer unterdrücken nicht nur die Rechtgläubigen und Rechtmäßigen, sie unterdrücken auch das Wissen, dass es jemals anders gewesen sei. Nachkommende Generationen nehmen daher den Unrechtszustand als gegeben hin und bekämpfen ihn nicht. Simples Propagandadenken.
Wäre da nicht der alte Glaube, dem wieder zum angestammten Recht zu verhelfen ist. Allein schon die Voraussetzung, dass überhaupt wieder jemand an ihn glaubt, ruft Aslan zurück in die Existenz und verhilft seinen Gläubigen zum Sieg. Dass auch Kaspian an ihn zu glauben lernt, versteht sich von selbst. „In hoc signo vinces!“, möchte man ihm wie einst Kaiser Konstantin zurufen und ihm zum rechtmäßigen Thron verhelfen.
|Tolkien|
Genau wie in Tolkiens „Herr der Ringe“ muss das Recht erkämpft werden: Nur so gelangt Aragorn auf den Thron. Selbst noch als die vier Hobbits nach Hause zurückkehren, finden sie dort nicht alles, wie es sein soll. Da Saruman das Kommando über das Auenland übernommen hat, sind Frodo & Co. plötzlich selbst Prinzen im Exil. Sie müssen die Recht-Gläubigen sammeln und gegen Sarumans Schergen eine Schlacht führen, die sie erfolgreich für sich entscheiden. Das Häufchen Macht, das Saruman noch geblieben ist, löst sich folglich in Luft auf – genauso wie sein Körper.
Ein Aslan kommt bei Tolkien allerdings nicht vor. Obwohl er ein strenggläubiger Katholik war, lehnte er Allegorien in Erzählungen ab. Aber er hatte nichts gegen Metaphern und Symbole einzuwenden. Wenn jedoch Aslan eins-zu-eins für den christlichen Gott stehen sollte, dann hatte Tolkien damit ein Problem. Zunächst lehnte er deshalb die Narnia-Romane seines Freundes C.S. Lewis ab (vgl. dazu Colin Duriez: „Tolkien und C.S. Lewis“, Brendow-Verlag 2005, Moers). Später akzeptierte er sie doch. Sie hatten eben nichts mit den von ihm geliebten alten Epen aus Island, Irland, Wales, Finnland, Altengland, Schweden und Dänemark zu tun (Eddas, „Beowulf“, „Kalevala“ usw.).
_Der Sprecher_
Philip Schepmann verfügt über eine ähnlich große Fähigkeit, seine Stimme zu verstellen, wie Rufus Beck. Jede Figur erhält so ihre eigene charakteristische Stimmfärbung, um sie kenntlich zu machen. Und das sind eine ganze Menge unterschiedlichster Stimmen: Löwen, junge Frauen, Zentauren, piepsige Mäuse, brummige Bären, selbstverständlich auch Zwerge und Faune.
Außerdem kommt dem Sprecher die moderne Technik zu Hilfe. Mal erklingen die Stimmen unisono, mal stereo (oder trio), dann wieder mit einem Halleffekt. So ist für eine Menge Abwechslung gesorgt. Bei nur vier CDs kann man in dieser Hinsicht nicht viel falsch machen. Aber es ist trotzdem eine Menge Text: fast fünf Stunden.
Das Booklet …
… weist nicht nur ein schönes neues Cover auf, sondern enthält auch eine Tracklist mit den Titeln der 17 Kapitel sowie Informationen über den Autor und den Sprecher. Dass sich auch jede Menge Werbung für weitere Narnia-(Hör-)Bücher findet, dürfte wohl nicht verwundern. Übrigens wird das Cover-Motiv auf den CDs selbst wiederholt, was das Einlegen und Abspielen auch zu einem optisch schönen Erlebnis macht.
_Unterm Strich_
Für Kinder ist dieses Hörbuch ein ideales Geschenk, das es durchaus mit Tolkiens „Kleinem Hobbit“ aufnehmen kann. Die Interpretation durch den Sprecher macht das Zuhören zu einem Erlebnis, dem man mit Spannung folgt. Der Text ist übrigens ungekürzt.
„Prinz Kaspian“ ist ein unterhaltsames und spannendes Kinderbuch, das bis zum Rand mit Abenteuer und Action voll gepackt ist, ohne dabei an Zauber und Hoffnung einzubüßen. Es wartet mit zahlreichen Überraschungen, einer veritablen Schlacht und einem packenden Zweikampf zwischen König Miraz und Peter auf. Diesmal kommt der Humor aber etwas zu kurz. Sicher – es gibt jede Menge putzige und heroische Tierhelden, über die sich Kinder amüsieren können. Doch das Thema von Kampf, Verrat und Sieg erscheint mir diesmal zu vorherrschend, als dass viel Vergnügen aufkommen könnte.
Philipp Schepmann macht das Hörbuch wieder zu einem Hör-Erlebnis. Ihm gelingt es, unter Einsatz verschiedener Aufnahmetricks und den zahlreichen Stimmlagen, die ihm zur Verfügung stehen, die unterschiedlichsten Figuren zur Geltung zu bringen. Da wird das Hörbuch schnell kurzweilig, und die Zeit vergeht wie im Fluge.
|Originaltitel: The Chronicles of Narnia – Prince Caspian, 1951
300 Minuten auf 4 CDs
Aus dem Englischen übersetzt von Lena Lademann-Wildhagen (1977)|
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