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[NEWS] Claudia Gray – STAR WARS. Meister und Schüler

Ein Jedi muss ein furchtloser Krieger sein, ein Hüter der Gerechtigkeit und ein Gelehrter in den Wegen der Macht. Aber die wichtigste Aufgabe eines Jedi ist es, das Erlernte weiterzugeben. Und so ist es für Qui-Gon Jinn, einem Veteranen unzähliger Schlachten, auch die größte Angst, bei seinem Schüler Obi-Wan Kenobi zu versagen. Obi-Wan hingegen erfährt, dass sein Meister sich möglicherweise von ihm trennen will, und die einzige Erklärung, die ihm einfällt, ist sein eigenes Versagen. Dann brechen sie zu ihrer möglicherweise letzten gemeinsamen Mission auf – die sie nur erfolgreich bewältigen können, wenn sie einander blind vertrauen … (Verlagsinfo)


Broschiert: 448 Seiten
Blanvalet

Gray, Claudia – Evernight

_Die „Evernight“-Reihe:_

Band 1: _“Evernight“_
Band 2: [„Evernight – Tochter der Dämmerung“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6478
Band 3: „Hourglass“ (noch ohne dt. Titel)
Band 4: „Afterlife“ (noch ohne dt. Titel)

Ganz zu Beginn von Claudia Grays Jugendbuch „Evernight“ ist Bianca dabei, wegzulaufen. Eigentlich nicht wirklich, um wegzulaufen, sondern eher, um ihren Eltern eine Lektion zu erteilen. Diese haben sich nämlich erdreistet, die arme Bianca ins illustre Internat Evernight zu „verschleppen“, weil sie fortan dort als Lehrer arbeiten werden. Und Bianca tut dieser Tapetenwechsel auch ganz gut, finden besagte Eltern, denn in ihrem Heimatkaff hatte sie kaum drei Freundinnen und das ist für ein ordentliches Sozialleben einfach zu wenig.

Wie gut, dass Bianca im Wald auf Lucas trifft, der sie nicht umbringen will (wie sie zunächst annimmt), sondern nur auf dem Weg ins Internat ist. Zwischen den beiden entspinnt sich ein Gespräch. Bianca glaubt, endlich doch einen Verbündeten gefunden zu haben und darf nun hoffen, dass ihre Zeit in Evernight vielleicht doch nicht so schrecklich werden wird, wie zunächst befürchtet.

Nun ja, bis sich Bianca tatsächlich einlebt, verstreicht dann doch einige Zeit. Die anderen Schüler sind nämlich hauptsächlich arrogante Schnösel, während sich Bianca linkisch und unzulänglich findet. Lucas scheint sie anfangs zu ignorieren, nur um sie später gegen ihre Eltern aufzubringen. Doch natürlich können die beiden letztendlich nicht voneinander lassen. Bianca ist total in Lucas verknallt und stellt sich in ihrer Freizeit gern vor, was sie gern alles mit ihm anstellen möchte. Auch Lucas ist natürlich nicht abgeneigt, doch als sich in „Evernight“ dann doch noch so etwas wie ein Plot entspinnt, stellt sich heraus, dass Bianca ein Vampir und Lucas ein Vampirjäger ist und die beiden somit unterschiedlichen Lagern angehören. Romeo und Julia lassen grüßen.

_Vampir? Vampirjäger?_ Ja, denn tatsächlich bedient sich Gray beim Genre des Vampirromans und vermischt diesen mit ihrem Jugendbuchsujet, das irgendwie an eine Mischung aus „Der Trotzkopf“ und „Harry Potter“ erinnert. Das Problem dabei ist, dass Claudia Gray das Handwerk und die Regeln des Schreibens nicht wirklich ernst nimmt und in der Mitte des Romans einen Plot Twist aus dem Hut zaubert, der die Leserschaft wohl nicht nur überrascht, sondern auch erzürnt. Während die erste Hälfte von „Evernight“ so dahindümpelt und außer den bekannten Widrigkeiten des Internatslebens nichts Besonderes passiert, fällt Claudia Gray nach 150 Seiten plötzlich ein, dass sie einen Vampirroman schreiben wollte. Also eröffnet die Ich-Erzählerin Bianca dem reichlich verdutzten Leser, dass sie die Tochter von Vampiren ist und schon ihr Leben lang zu den Mahlzeiten einen Schoppen Blut zu sich nimmt. Einen so fundamentalen Fakt hätte man dem Leser schon früher präsentieren müssen, vor allem, da sich Bianca in der zweiten Hälfte des Romans praktisch ständig über ihr Vampirerbe, Blutmahlzeiten und die Geschichte der Untoten ergeht. Grays Vorhaben, Biancas wahre Identität in einem entscheidenden Moment zu enthüllen, hätte nur funktionieren können, wenn sie eine andere Erzählperspektive gewählt hätte (Lucas würde sich hier anbieten). Dann ließe sich der Roman jedoch lange nicht so gut als Mädchenlektüre vermarken, was vermutlich der einzige Grund ist, warum sich Gray gegen diese Taktik entschieden hat. Dann muss sie im Gegenzug aber auch mit einem deutlichen Punktabzug in der technischen Note leben.

Wieso nun Vampire auf ein Internat gehen? Das ist eigentlich eine ganz interessante Idee – wohl, weil der Ansatz nicht von Claudia Gray, sondern eigentlich von Anne Rice stammt. Denn wenn man ein jahrhundertealter Vampir ist, dann kann man schonmal den Anschluss an die sich immer schneller drehende Welt verlieren. Da hat man sich gerade an Automobile gewöhnt und plötzlich fliegen die Leute mit Überschall durch die Luft. Evernight soll also ein Refugium für Vampire sein, die sich in einer sicheren Umgebung mit dem Fortschritt in der Welt auseinandersetzen wollen. Und so gibt es dann auch Unterrichtsfächer wie „Moderne Technologien“, in denen die Schüler lernen sollen, wie man einen iPod mit Musik befüllt. Claudia Gray führt den Gedanken des Verharrens in einer vergangenen Zeit jedoch weiter und schließlich ad absurdum. Denn auch wenn die Idee natürlich verlockend ist, Vampiren eine Möglichkeit zu geben, Anschluss an die Zeit zu finden, so ist es reichlich hanebüchen, das wie in einer wirklichen Schule zu tun: Nicht nur müssen die – unter Umständen Jahrhunderte alten – Vampire Klassenarbeiten schreiben und Prüfungen bestehen, sondern sie haben auch nächtliche Ausgangssperren und leben, brav nach Männlein und Weiblein getrennt, in unterschiedlichen Bereichen des Internats. Wie seltsam …

Doch die Vampirebene wurde ohnehin nur eingefügt, um dem Ganzen eine gewisse Exotik zu verleihen und natürlich, um den Roman in einem momentan boomenden Genre platzieren zu können. Darüber hinaus bietet Claudia Gray weder Neues noch Überraschendes und noch nicht mal Interessantes. Denn im Kern dreht sich die Geschichte natürlich um Bianca und Lucas, die sich wollen, kriegen und dann vom bösen Schicksal wieder auseinandergerissen werden. Das ist, was die pubertierende Zielgruppe lesen will und da ist es auch ziemlich einerlei, dass die Liebesgeschichte nach Schema F verläuft und gefühlsmäßig immer nur an der Oberfläche kratzt. Immerhin gesteht Claudia Gray ihrer Protagonistin Hormone zu, und so darf sich Bianca wiederholt und im Detail vorstellen, was so abgehen würde, wenn sie und Lucas – naja, man kann sich das bildlich ausmalen. Dass das Ganze dann von seifenoperreifen Dialogen begleitet wird, liegt leider in der Natur der Sache.

_“Evernight“ ist Meterware_ ohne besonderes Alleinstellungsmerkmal. Es eignet sich daher für Leser, die ihre Lektüre ausschließlich nach dem „ist ungefähr wie Buch XYZ“-Kriterium auswählen. Das war auch dem Verlag klar, weswegen er die Leseempfehlung „Twilight-Fans aufgepasst“ in großen Lettern auf das Buch gepappt hat. Dass die „Twilight“-Welle, je mehr Bücher sie auf den Markt schwappen lässt, immer nur mehr literarischen Müll produziert, versteht sich dabei von selbst. „Evernight“ ist zumindest keine Mogelpackung. Es ist tatsächlich erste Wahl für „Twilight“-Fans, die das gleiche Buch und die praktisch gleichen Charaktere immer und immer wieder lesen möchten. Ob das so wirklich erstrebenswert ist, muss eben jeder für sich selbst entscheiden.

|Taschenbuch: 400 Seiten
Originaltitel: Evernight
ISBN-13: 978-3442375783|
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