Schlagwort-Archive: Cthulhu

H.P. Lovecraft – Der Schatten über Innsmouth. (Teil 2, Gruselkabinett 67)

Der Horror der Gene

Im Winter 1927/28 führten Beamte der Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika eine streng geheime Untersuchung in dem alten Hafenstädtchen Innsmouth in Massachusetts durch. Während dieses Einsatzes wurde eine große Anzahl morscher, wurmstichiger Häuser im verlassenen Hafenbezirk niedergebrannt oder sogar gesprengt.

Warum dies nötig wurde, davon weiß ein junger Mann zu berichten, der nun endlich sein Schweigen bricht. „Denn das ist nicht tot, was ewig liegt …“

Der Verlag empfiehlt sein Hörspiel ab 14 Jahren.
H.P. Lovecraft – Der Schatten über Innsmouth. (Teil 2, Gruselkabinett 67) weiterlesen

Lovecraft, H. P. – Schatten über Innsmouth, Der (Teil 1, Gruselkabinett 66) (Hörspiel)

_Apocalypse Now über Neu-England_

Im Winter 1927/28 führten Beamte der Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika eine streng geheime Untersuchung in dem alten Hafenstädtchen Innsmouth in Massachusetts durch. Während dieses Einsatzes wurde eine große Anzahl morscher, wurmstichiger Häuser im verlassenen Hafenbezirk niedergebrannt oder sogar gesprengt. Warum dies nötig wurde, davon weiß ein junger Mann zu berichten, der nun endlich sein Schweigen bricht …

Der Verlag empfiehlt sein Hörspiel ab 14 Jahren.

_Der Autor_

Howard Phillips Lovecraft (1890-1937) wird allgemein als Vater der modernen Horrorliteratur angesehen. Obwohl er nur etwa 55 Erzählungen schrieb, hat sein zentraler Mythos um die Großen Alten, eine außerirdische Rasse bösartiger Götter, weltweit viele Nachahmer und Fans gefunden, und zwar nicht nur auf Lovecrafts testamentarisch verfügten Wunsch hin.

Aber Lovecrafts Grauen reicht weit über die Vorstellung von Hölle hinaus: Das Universum selbst ist eine Hölle, die den Menschen, dessen Gott schon lange tot ist, zu verschlingen droht. Auch keine Liebe rettet ihn, denn Frauen kommen in Lovecrafts Geschichten praktisch nur in ihrer biologischen Funktion vor, nicht aber als Liebe spendende Wesen oder gar als Akteure. Daher ist der (männliche) Mensch völlig schutzlos dem Hass der Großen Alten ausgeliefert, die ihre Welt, die sie einst besaßen, wiederhaben wollen.

Das versteht Lovecraft unter „kosmischem Grauen“. Die Welt ist kein gemütlicher Ort – und Einsteins Relativitätstheorie hat sie mit in diesen Zustand versetzt: Newtons Gott ist tot, die Evolution eine blinde Macht, und Erde und Sonne nur Staubkörnchen in einem schwarzen Ozean aus Unendlichkeit. Auf Einstein verweist HPL ausdrücklich in seinem Kurzroman „Der Flüsterer im Dunkeln“.

_Die Sprecher/Die Inszenierung_

|Die Rollen und ihre Sprecher:|

Ansage: Hasso Zorn
Robert Olmstead: Louis Friedemann Thiele
Regierungsbeamter: Benjamin Kiesewetter
Funker: Peter Reinhardt
Passantin: Jessy Rameik
Fahrkarten-Verkäufer: Hans-Jürgen Wolf
Anna Tilton: Reinhilt Schneider
Joe Sargent: Ronald Nitschke
Hotel-Rezeptionist: Hans-Jürgen Dittberner
Verkäufer: Dirk Petrick
Zadok Allen: Peter Weis

Marc Gruppe schrieb wie stets das Buch und gemeinsam mit Stephan Bosenius setzte er es um. Die Aufnahme fand bei Titania Medien Studio und in den Planet Earth Studios statt. Die Illustration stammt von Ertugrul Edirne.

Hörprobe: http://www.titania-medien.de/audio/hoerspiele (ohne Gewähr)

_Handlung_

Wie konnte es nur zu dem massiven Einsatz von Regierungstruppen im herbst und Winter 1927/28 in dem kleinen Küstenstädtchen Innsmouth kommen? Wir hören Funkbefehle für den Zugriff in der Operation „Triton“. Ganz besonders das Hafenviertel wurde dabei praktisch dem Erdboden gleichgemacht. Doch warum galt der Angriff mit Torpedos auch dem Riff, das dem Städtchen vorgelagert ist? Die Öffentlichkeit, die mit Meldungen über Alkoholschmuggel abgespeist wurde, ließen die Regierungsbehörden über die Gründe im Dunkeln. Bis jetzt Robert Olmstead das Geheimnis um Innsmouth lüftet. Denn er war der Auslöser für den Angriff.

Es ist der 14. Juli 1927, als der gerade volljährig (21 Jahre) gewordene Amateurhistoriker Robert Olmstead in Newburyport eintrifft. Er will nach der Schule seine Mutter an der Küste von Neuengland besuchen, verfügt aber nur geringe Geldmittel. Daher beschließt er, die kürzeste Busstrecke zu fahren, um ebenso zeitig wie billig voranzukommen. Um von Newburyport nach Arkham zu gelangen, muss er über Innsmouth fahren.

Von den Einwohnern hört er allerdings warnende Gerüchte und Geschichten über Innsmouth und recherchiert in der Bibliothek. Aber erst der Besuch des Museums von Newburyport überzeugt ihn, dass an den Innsmouth-Bewohnern etwas recht Merkwürdiges und Unheimliches ist. Dort ist eine Tiara oder Priesterkrone ausgestellt, auf der Fischgötter in ein unbekanntes Metall eingraviert sind. Die Innsmouth beherrschende Familie der Marshs wolle diese Krone zurückhaben, seit sie vor über 50 Jahren von einem betrunkenen Seemann versetzt wurde, erzählt die Museumsführerin Anna Tilton. Olmstead läuft ein Schauder über den Rücken.

Der Busfahrer Joe Sargent ist eine selt- und schweigsame Gestalt: Mit einem watschelnden Gang, vorstehenden Augen, einer Hautkrankheit und sonderbaren Falten an den Halsseiten erinnert er an eine Kreuzung aus Fisch und Frosch. Und Joe Sargents Hände sind nicht etwa rosa, sondern blaugrau. Sein Geruch ist abstoßend. Es gibt nur drei Fahrgäste außer Olmstead, und alle sehen aus wie Sargent. In Innsmouth selbst, das am Fluss Manuxett liegt, fährt Olmstead an der Kirche des Dagon vorbei, in der der Priester eine Tiara trägt. Christliche Kirchen kann der Besucher nicht entdecken.

Olmstead steigt im einzigen Hotel ab, dem Gilman-House, denn der nächste Bus fährt erst am Abend nach Arkham. Ein freundlicher Lebensmittelhändler, der aus Arkham stammt, zeichnet ihm eine Straßenkarte, warnt ihn aber vor dem Armenviertel, wo in vielen Häusern, obwohl sie verschlossen sind, merkwürdige Geräusche erklingen. Zum Glück ist weder Walpurgisnacht (30.04.) noch Halloween (31.10.), an denen für die Leute aus Innsmouth hohe (heidnische!) Festtage sind. Als Historiker ist Olmsteads Neugier geweckt.

In den Straßen sind weder Katzen noch Hunde zu sehen, die wenigen Kinder sehen ebenfalls fischfroschartig aus, die Kirchen sind leer und verfallen, vom Hafen weht ständig Fischgeruch herüber, denn die Fischgründe sind außergewöhnlich reich, und fremde Fischer werden ferngehalten. Am Horizont ist das sogenannte Teufelsriff zu sehen, in dem eine Höhle fremde Kreaturen beherbergen soll, die aus der Tiefe hinter dem Riff stammen.

Genau das bestätigt ihm auch der fast neunzig Jahre alte Säufer Zadok Allen, den Olmstead, gewitzt durch Tipps des Krämers, endlich mit Whisky zum Reden bringt …

_Mein Eindruck_

Das Hörspiel baut die globale Dimension der Bedrohung, die in Innsmouth lauert, Stufe um Stufe auf. Dazu gehört nicht nur die genetische Degeneration und konsequente körperliche Veränderungen an Betroffenen eines vorerst unbekannten Einflusses, sondern auch der in der Stadt sichtbare, totale Kollaps der bisherigen kulturellen Errungenschaften. Letztere werden vielmehr ersetzt durch antihumane Bedingungen, wie etwa Menschenopfer am 30.4. und 31.10., die Verehrung eines Großen Alten (Cthulhu) und die Verfolgung all seiner Feinde. Es ist ein Rückfall in alttestamentarische Zeiten, und der zuständige Gott ist nicht Jahwe, sondern Cthulhu bzw. Dagon. (Über Dagon schrieb Lovecraft bereits 1917.)

Die Erzählung ist ein Meisterstück des stimmungsvollen Grauens, wie sie Lovecraft von Anfang beabsichtigte. Da sich Beklemmung, Grauen und Wahnsinn nicht aus Aktion, sondern vielmehr aus Befindlichkeit ergeben, ist der Held der Story stets Bedrohter und Opfer, fremd in einer seltsamen Welt, die plötzlich anderen Regeln gehorcht. Genau diese Befindlichkeit ist die des Autors zeitlebens gewesen. Daher erzählt Lovecraft, wenn er von Olmsteads Expedition ins Herz der Finsternis berichtet, zugleich auch von sich selbst – der Welt möglicherweise zur Warnung.

_Die Sprecher/Die Inszenierung_

|Die Sprecher|

In diesem ersten Teil kommen vor allem warnende Stimmen zu Wort. Die braven Einwohner von Newburyport warnen Olmstead vor der Fahrt ins verfluchte Innsmouth. Ganz besonders Anna Tilton, gesprochen von Reinhilt Schneider, ist in ihrer Rolle als Museumsleiterin glaubwürdig, wenn sie die Tiara des Dagon-Priesters beschreibt. Joe Sargent, der Busfahrer, ist ihr genaues Gegenteil: abstoßend, barsch und nur halb menschlich. Er vermittelt einen Vorgeschmack auf das, was Olmstead in Innsmouth erwartet.

Louis Friedemann Thiele spricht den jungen naiven Ich-Erzähler. Doch der „Student“ der genealogie hat es doch, wie jeder Yankee, faustdick hinter den Ohren, was sich in seiner raffinierten List zeigt, mit der er Zadok Allen ködert und zum Erzählen bringt. Außerdem zeigt sich Olmstead im zweiten Teil entschlossen und einfallsreich. Gegen den genetischen Dämon in seinem Innern ist aber auch er machtlos.

|Geräusche |

Nach einem Lockruf aus der Tiefe, der an den Ich-Erzähler gerichtet ist, unterbrechen Kanonenschüsse, Gewehrfeuer und Flugzeugmotoren den anfänglichen Zauber. Das brutale 20. Jahrhundert schlägt erbarmungslos zu, mit den Tötungsinstrumenten des Jahres 1927. Diese wurden ja bekanntlich im Ersten Weltkrieg zu erster Perfektion entwickelt. Funksprüche und Feuerbefehle folgen: „Torpedos Feuer frei!“ ruft eine militärische Stimme, und gleich darauf explodiert das Teufelsriff. Oder so scheint es dem Zuhörer zumindest.

Die Geräusche sind in etwa die gleichen, wie man sie in einem realistischen Spielfilm erwarten würde, und die Geräuschkulisse wird in manchen Szenen dicht und realistisch aufgebaut, meist aber reichen Andeutungen aus. Nicht so in diesem furiosen Auftakt.

Diese Wucht ist aber nötig, um den Rest des doch recht aktionsarmen 1. Teils zu tragen. Eine Stimmung wird aus Informationen und Warnungen aufgebaut. Diese Stimmung findet ihre erste Steigerung in dem ersten Satz von Zadok Allen. Dann bricht der 1. Teil ab: ein echter Cliffhanger. Es bleibt nichts anderes übrig, als gleich die zweite Disc einzulegen.

Da das Element des Wassers durchgehend bestimmend ist, nämlich als Verlockung und Bedreohung, dominieren Geräusche des Gurgelns, Rauschens und Brausens den Hintergrund der Handlung. Schon im Prolog sind solche Sounds zu hören, und sobald der zweite Teil beginnt, überspannen diese Geräusche die gesamte Handlung. Tatsächlich ist die lockende Tiefe die finale Destination des Helden. Denn dort wartet das ewige Leben auf ihn.

|Musik|

Der massive Militärangriff auf Innsmouth ist mit dramatischer Musik unterlegt. Meist jedoch begnügt sich die begleitende Hintergrundmusik mit Andeutungen, die eine Stimmung erzeugen. Sie kann unheimlich, ahnungsvoll und sogar gefahrverheißend klingen, selten jedoch idyllisch. An einer Stelle konnte ich sogar orientalische Anklänge vernehmen. Denn ein Teil von Zadok Allens Erzählung spielt in der fernen Südsee – dort, wo die Kannibalen zuerst Dagon verehrten, bevor Obed Marsh auftauchte und ca. 1831 den Kult nach Neuengland brachte.

Musik, Geräusche und Stimmen wurde so fein aufeinander abgestimmt, dass sie zu einer Einheit verschmelzen. Dabei stehen die Dialoge natürlich immer im Vordergrund, damit der Hörer jede Silbe genau hören kann. An keiner Stelle (außer an einer, siehe oben) wird der Dialog irgendwie verdeckt.

|Das Booklet|

… enthält im Innenteil lediglich Werbung für das Programm von Titania Medien. Auf der letzten Seite finden sich die Informationen, die ich oben aufgeführt habe, also über die Sprecher und die Macher.

Diesmal sind in einem zusätzlichen Katalog Hinweise auf die nächsten Hörspiele zu finden:

Nr. 66 + 67: Lovecraft: Der Schatten über Innsmouth Teil 1+2 (9/12)
Nr. 68: W. Irving: Die Legende von Sleepy Hollow (10/12)
Nr. 69: W.H. Hodgson: Stimme in der Nacht (10/12)
Nr. 70: Robert E. Howard: Schwarze Krallen (11/12)
Nr. 71: M.R. James: Der Eschenbaum (11/12)
Nr. 72: R.L. Stevenson: Markheim (03/12)
Nr. 73: A. Conan Doyle: Das Grauen im Blu-John-Stollen (03/12)
Nr. 74: E. Nesbit: Die Macht der Dunkelheit (04/12)
Nr. 75: Mary Fortune: Weiß (04/12)
Nr. 76: Bram Stoker: Das Teufelsloch (05/12)
Nr. 77: R. E. Howard: Das Feuer von Asshurbanipal (05/12)

_Unterm Strich_

Schön, dass diese bekannte Erzählung des Einsiedlers aus Providence endlich dramatisch aufbereitet wird – und dies sogar im XXL-Format innerhalb der GRUSELKABINETT-Reihe. Nun steht der Text auf einer Stufe mit Klassikern wie DRACULA und FRANKENSTEIN, also dort, wo er hingehört.

Der erste Teil des Zweiteiler-Hörspiels baut den Spannungsbogen auf, der in dem Rätsel besteht, warum es zu diesem groß angelegten Militärangriff auf ein kleines, unscheinbares Küstenstädtchen in Neuengland kam. Der Geräuschkulisse nach zu urteilen findet dort gerade der Dritte Weltkrieg stat, zumindest aber „Apocalypse Now 2.0 Special Extended Edition“. Was kann bloß der Grund dafür sein?

Einer muss es ja wissen – der Auslöser dieser Aktion, welcher kein Geringerer als unser Chronist ist. Die unglaubliche Ironie an dieser Erzählsituation, die der Autor am Schluss offenbart, besteht nun darin, dass Olmstead ja ein Nachfahre der Mischlinge ist, die sich mit den Fischwesen Dagons gepaart haben. Eben jenen Wesen, die vom Militär vernichtet werden sollten. Merke: Der Horror geht weiter. „Und was ewig liegt“ kann auch jederzeit wieder zurückkehren …

|Das Hörspiel|

Die professionelle Inszenierung, die filmreife Musik und Stimmen von Hollywoodstars einsetzt, bietet dem Hörer ein akustisches Kinoerlebnis, das man sich mehrmals anhören sollte, um auch die Feinheiten mitzubekommen.

Auch jungen Menschen, die sich einfach nur für gruselige Audiokost interessieren, die gut gemacht ist, lässt sich das Hörspiel empfehlen. Es ist leicht verständlich, wirkungsvoll inszeniert und die Stimmen der Hollywoodstars vermitteln das richtige Kino-Feeling.

Wer jedoch mit Melodramatik absolut nichts am Hut hat, sich aber trotzdem zünftig gruseln will, der sollte zu härterer Kost greifen. Die Hörbücher der „Necroscope“-Reihe von Brian Lumley dürften eine ausreichend starke Grusel-Dosis verabreichen. Schade, dass sie längst eingestellt worden ist.

Hinweis: Lovecrafts Oeuvre umfasst noch zwei, drei weitere solche XXL-Kandidaten, so etwa „The Dunwich Horror“. Dazu wird in Kürze im BLITZ-Verlag eine Sherlock-Holmes-Pastiche erscheinen, die den Horror von Dunwich fortschreibt.

|1 Audio-CD, ca. 60 Minuten Spieldauer
Originaltitel: The Shadow Over Innsmouth (1931)
ISBN-13: 978-3-7857-4723-0|

Home – Atmosphärische Hörspiele


http://www.luebbe-audio.de

_Das |Gruselkabinett| bei |Buchwurm.info|:_

[„Carmilla, der Vampir“ 993 (Gruselkabinett 1)
[„Das Amulett der Mumie“ 1148 (Gruselkabinett 2)
[„Die Familie des Vampirs“ 1026 (Gruselkabinett 3)
[„Das Phantom der Oper“ 1798 (Gruselkabinett 4)
[„Die Unschuldsengel“ 1383 (Gruselkabinett 5)
[„Das verfluchte Haus“ 1810 (Gruselkabinett 6)
[„Die Totenbraut“ 1854 (Gruselkabinett 7)
[„Spuk in Hill House“ 1866 (Gruselkabinett 8 & 9)
[„Dr. Jekyll und Mr. Hyde“ 2349 (Gruselkabinett 10)
[„Untergang des Hauses Usher“ 2347 (Gruselkabinett 11)
[„Frankenstein. Teil 1 von 2“ 2960 (Gruselkabinett 12)
[„Frankenstein. Teil 2 von 2“ 2965 (Gruselkabinett 13)
[„Frankenstein. Teil 1 und 2“ 3132 (Gruselkabinett 12 & 13)
[„Die Blutbaronin“ 3032 (Gruselkabinett 14)
[„Der Freischütz“ 3038 (Gruselkabinett 15)
[„Dracula“ 3489 (Gruselkabinett 16-19)
[„Der Werwolf“ 4316 (Gruselkabinett 20)
[„Der Hexenfluch“ 4332 (Gruselkabinett 21)
[„Der fliegende Holländer“ 4358 (Gruselkabinett 22)
[„Die Bilder der Ahnen“ 4366 (Gruselkabinett 23)
[„Der Fall Charles Dexter Ward“ 4851 (Gruselkabinett 24/25)
[„Die liebende Tote“ 5021 (Gruselkabinett 26)
[„Der Leichendieb“ 5166 (Gruselkabinett 27)
[„Der Glöckner von Notre-Dame“ 5399 (Gruselkabinett 28/29)
[„Der Vampir“ 5426 (Gruselkabinett 30)
[„Die Gespenster-Rikscha“ 5505 (Gruselkabinett 31)
[„Jagd der Vampire. Teil 1 von 2“ 5730 (Gruselkabinett 32)
[„Jagd der Vampire. Teil 2 von 2“ 5752 (Gruselkabinett 33)
[„Jagd der Vampire“ 5828 (Gruselkabinett 32+33)
[„Die obere Koje“ 5804 (Gruselkabinett 34)
[„Das Schloss des weißen Lindwurms“ 5807 (Gruselkabinett 35)
[„Das Bildnis des Dorian Gray“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5919 (Gruselkabinett 36/37)
[„Berge des Wahnsinns“ (Teil 1)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6736 (Gruselkabinett 44)
[„Berge des Wahnsinns“ (Teil 2)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6737 (Gruselkabinett 45)
[„Die Maske des roten Todes“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6735 (Gruselkabinett 46)
[„Verhext“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6734 (Gruselkabinett 47)
[„Die Squaw“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6774 (Gruselkabinett 48)
[„Tauben aus der Hölle“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7050 (Gruselkabinett 52)
[„Abenteuer eines Geistersehers“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7119 (Teil 1) (Gruselkabinett 54)
[„Abenteuer eines Geistersehers“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7120 (Teil 2) (Gruselkabinett 55)
[„Aylmer Vance – Neue Abenteuer eines Geistersehers“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7643 (Teil 1) (Gruselkabinett 56)
[„Aylmer Vance – Neue Abenteuer eines Geistersehers“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7644 (Teil 2) (Gruselkabinett 57)
[„Pickmans Modell“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7524 (Gruselkabinett 58)
[„Das violette Auto“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7510 (Gruselkabinett 59)
[„Der Grabhügel“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7801 (Gruselkabinett 60)
[„Der Ring des Thot“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7802 (Gruselkabinett 61)
[„Rappaccinis Tochter“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7832 (Gruselkabinett 62)

Jim Turner (Hrsg.) – Spur der Schatten. Neue Geschichten aus dem Cthulhu-Mythos

Für HPL-Fans: Cthulhu, die Anstandsdame

„Neue Geschichten aus dem Cthulhu-Mythos“ verspricht der Herausgeber mit diesen 18 Erzählungen und Novellen. Das Ergebnis ist jedoch recht durchwachsen. In jedem Fall ist dem Leser anzuraten, sich vorher gut im Werk H. P. Lovecrafts, des Phantasten aus Providence (im folgenden ‚HPL‘), auszukennen, um alle Insider-Witze mitzubekommen.

Jim Turner (Hrsg.) – Spur der Schatten. Neue Geschichten aus dem Cthulhu-Mythos weiterlesen

H. P. Lovecraft – Der kosmische Schrecken. Horrorgeschichten

Storyband für Bibliophile und Wissenschaftler

Der Band 17 der „Bibliothek des Schreckens“ enthält eine Reihe der bekanntesten und besten Erzählungen des Horrormeisters aus Providence, darunter „Die Ratten im Gemäuer“ und „Das Ding auf der Schwelle“. Was mir noch wichtiger erscheint: Es gibt S.T. Joshis und David E. Schultz’ erhellenden Aufsatz über die Horrornovelle „Der Schatten über Innsmouth“ endlich auch in deutscher Übersetzung nachzulesen. Er war zuvor auf dem Hörbuch von |LPL records| bzw. |Lübbe Audio| verfügbar.

Der Autor

H. P. Lovecraft – Der kosmische Schrecken. Horrorgeschichten weiterlesen

H. P. Lovecraft – Chronik des Cthulhu-Mythos II

Kommentierte Werkausgabe Teil 2: Kosmischer Horror

Diese Chronik in zwei Bänden vereint erstmals die vollständigen Werke Lovecrafts zum Cthulhu-Mythos. In Band 2 sind die Novellen BERGE DES WAHNSINNS, DER SCHATTEN ÜBER INNSMOUTH und die Kurzgeschichten „Träume im Hexenhaus“, „Das Ding auf der Schwelle“, „Der Schatten aus der Zeit“ und „Jäger der Finsternis“ enthalten. Mit einer Einleitung und ausführlichen Erläuterungen zu den einzelnen Werken von Dr. Marco Frenschkowski. (erweiterte Verlagsinfo)

Der Autor

Howard Phillips Lovecraft (1890-1937) wird allgemein als Vater der modernen Horrorliteratur angesehen. Obwohl er nur etwa 55 Erzählungen schrieb, hat sein zentraler Mythos um die Großen Alten, eine außerirdische Rasse bösartiger Götter, weltweit viele Nachahmer und Fans gefunden, und zwar nicht nur auf Lovecrafts testamentarisch verfügten Wunsch hin.

H. P. Lovecraft – Chronik des Cthulhu-Mythos II weiterlesen

H. P. Lovecraft / Lin Carter / Robert E. Howard / D. R. Smith / Christian von Aster – Der Cthulhu-Mythos (Lesungen)

Zwei dieser Horror-Erzählungen begründeten den Cthulhu-Mythos, die anderen führen ihn weiter. Die inszenierte Lesung wird getragen von der beeindruckenden und (in Grenzen) wandlungsfähigen Stimme von Joachim Kerzel. Ein Schmankerl sind die Lebensbeschreibung und die Story-Einführungen von „H. P. Lovecraft selbst“, geschrieben von Verleger Frank Festa.

Dieses Produkt wurde zum „Besten Hörbuch/Hörspiel des Jahres 2002“ (Deutscher Phantastik-Preis 2003) gewählt.
H. P. Lovecraft / Lin Carter / Robert E. Howard / D. R. Smith / Christian von Aster – Der Cthulhu-Mythos (Lesungen) weiterlesen

Ramsey Campbell – Die Offenbarungen des Glaaki

Inhalt:

Der britische Schriftsteller Ramsey Campbell begann seine Karriere mit ‚Nachschöpfungen‘ der Cthulhu-Storys seines Lieblingsautoren H. P. Lovecraft (1890-1937): erster von zwei Sammelbänden mit Kurzgeschichten, die alle Freunde des klassischen Horrors begrüßen dürf(t)en.

Lovecraft: Eine Einführung (Lovecraft: An Introduction; 1990), S. 9-17:

Die Kammer im Schloss (The Room in the Castle; 1964), S. 19-44: Die Fahndung nach dem Vermächtnis eines Hexenmeisters endet erfolgreicher, als es dem Sucher lieb sein kann.

Das Grauen von der Brücke (The Horror from the Bridge; 1964), S. 45-80: Ein Schwarzkünstler überschätzt seine Fähigkeiten und beschwört eine Kreatur herauf, die noch viele Jahre später nach Opfern sucht.

Der die Schleier zerreißt (The Render of the Veils; 1964), S. 81-96: Privatforscher Fisher entdeckt nicht nur, wie man hinter die Kulissen der nur gefiltert wahrgenommenen Realität blicken kann, sondern auch, weshalb man dies tunlichst unterlassen sollte.

Die Insekten aus Shaggai (The Insects from Shaggai; 1964), S. 97-132: Raumschiffbrüchige Fremdwesen üben in einem verrufenen Waldstück ihr Schreckensregiment aus.

Der Bewohner des Sees (The Inhabitant of the Lake; 1964), S. 133-182: Was unter der Wasseroberfläche haust, schickt nachts seine Schergen aus, um eines neugierigen Besuchers habhaft zu werden.

Ramsey Campbell – Die Offenbarungen des Glaaki weiterlesen

H. P. Lovecraft – Der Ruf des Cthulhu (Teil 1+2. Gruselkabinett 114+115)

Gruselchronik mit Action-Finale

Providence, Rhode Island, November 1926. Francis Wayland Thurston wird zum Nachlassverwalter seines Großonkels bestimmt. Dieser war zu Lebzeiten Professor für semitische Sprachen an der Brown-Universität. Aus den zu sichtenden Unterlagen erfährt der Großneffe Erschreckendes über den eigentlichen Forschungs-Schwerpunkt seines Verwandten.

Thurston besucht einen befreundeten Wissenschaftler und stößt dabei eher zufällig auf weiteres erschütterndes Material den unheimlichen Cthulhu-Kult betreffend … (Verlagsinfo)

H. P. Lovecraft – Der Ruf des Cthulhu (Teil 1+2. Gruselkabinett 114+115) weiterlesen

Lovecraft, H. P. – Cthulhu. Geistergeschichten


Kosmisches Grauen oder nur Xenophobie?

Seine grundlegende Idee, daß der Mensch sich fürchtet vor dem Unbekannten und Unheimlichen aus den unermeßlichen Tiefen des Universums, verwendete Lovecraft erfolgreich bei der Schöpfung seiner Cthulhu-Mythologie, die in den Erzählungen des vorliegenden Bandes Cthulhu das Kernstück bildet. Der Cthulhu-Mythos ist eine Wiederbelebung alter Sagen und Dämonengeschichten im kosmischen Rahmen und stellt eine Verbindung zwischen Weird- und Science-Fiction her. (Verlagsinfo) Diese Sammlung enthält einige der wichtigsten der 55 Erzählungen, die Lovecraft geschrieben hat. „Cthulhus Ruf“ und „Das Grauen von Dunwich“ sind zentrale Geschichten des Cthulhu-Mythos.

Der Autor

Howard Phillips Lovecraft (1890-1937) wird allgemein als Vater der modernen Horrorliteratur angesehen. Obwohl er nur etwa 55 Erzählungen schrieb, hat sein zentraler Mythos um die Großen Alten, eine außerirdische Rasse bösartiger Götter, weltweit viele Nachahmer und Fans gefunden, und zwar nicht nur auf Lovecrafts testamentarisch verfügten Wunsch hin.

Die Erzählungen

1) Cthulhus Ruf (1928): Dies ist die grundlegende Erzählung, die jeder kennen muss, der sich mit dem Cthulhu-Mythos und den Großen Alten, die von den Sternen kamen, beschäftigt.

Der Erzähler untersucht die Hintergründe des unerklärlichen Todes seines Großonkels Angell, eines Gelehrten für semitische Sprachen, der mit 92 starb. Angel hatte Kontakt zu einem jungen Bildhauer namens Wilcox, der ein Flachrelief sowie Statuen erschuf, die einen hockenden augenlosen Oktopus mit Drachenflügeln zeigten. Wie sich aus anderen Quellen ergibt, ist dies der träumende Gott Cthulhu (sprich: k’tulu), einer der Großen Alten. Er wird in Westgrönland ebenso wie in den Sümpfen Louisianas verehrt, wo man ihm Menschenopfer darbringt. Am wichtigsten aber ist der Bericht eines norwegischen Matrosen, der im Südteil des Pazifiks auf eine Insel stieß, wo der grässliche Gott inmitten außerirdischer Architektur hervortrat und die Menschen verfolgte – genau zu jenem Zeitpunkt, als Angells junger Bildhauer (und viele weitere Kreative) verrückt wurden. – Der Erzähler hat alle Beweise zusammen: Cthulhu und seine Brüder warten darauf, die Erde zu übernehmen, alle Gesetze beiseite zu fegen und eine Herrschaft totaler Gewalt und Lust zu errichten. Man brauche sie nur zu rufen, und sie würden in unseren Träumen zu uns sprechen …

Mein Eindruck

Die Geschichte ist trotz ihres recht verschachtelten Aufbaus durchaus dazu angetan, die Phantasie des Lesers/Hörers anzuregen und ihn schaudern zu lassen. Das Erzählverfahren ist überzeugend, denn zuerst werden mehrere Berichte eingesammelt und überprüft, bevor im Hauptstück, dem Augenzeugenbericht eines Matrosen, das Monster endlich selbst auftreten darf, um seinen langen Schatten durch die Geschichte/Historie zu werfen.

2) Pickmans Modell (1927)

Der Großmeister des Horrors bemüht diesmal keine Großen Alten mit unaussprechlichen Namen, sondern ein paar simple Maler. Denkt man. Der Malerverein von Boston, Massachusetts, steht offenbar kurz davor, sein Mitglied Pickman auszuschließen. Seine Ansichten sind ja schon absonderlich, doch seine Motive sind – ja was? – grauenerregend.

Doch ein Kollege namens Thurber, der Ich-Erzähler, hält zu Pickman durch dick und dünn. Und so wird ihm die Ehre zuteil, Pickmans anderes Haus besuchen zu dürfen. Es liegt in einem uralten und verwinkelten Viertel, dem North Hill, nahe dem Copse-Hill-Friedhof. Man sagt, das Viertel stamme aus dem 17. Jahrhundert, als im nahen Salem die Hexen gehängt wurden. Pickmans Ahnin sei eine davon gewesen, bestätigt der Künstler.

Die Motive der Gemälde und Studien, die Thurber zu sehen bekommt, sind noch um einiges erschreckender als das bislang Gesehene: Leichenfresser aus der Spezies von Mischwesen aus Mensch, Hund und Ratte, die Schläfern auf der Brust hocken (à la Füßli) und sie würgen.

Das Beste wartet aber im Keller, wo sich ein alter Ziegelbrunnen befindet, der möglicherweise mit den alten Stollen und Tunneln verbunden ist, die North Hill und den Friedhof durchziehen. Hier fallen Revolverschüsse, und Thurber gelingt es, ein Foto zu erhaschen, das die Vorlage zu Pickmans neuestem Gemälde zeigt. Was Thurber bislang für Ausgeburten einer morbiden Fantasie gehalten hat, ist jedoch konkrete, unwiderlegbare Realität …

3) Die Ratten im Gemäuer (1924)

Ein Amerikaner aus Massachusetts hat in England das seit alters her verfluchte Gemäuer der Exham-Priorei wieder bezogen. Es ist der 16. Juli 1926. De la Poer, vormals Delapore, ist der Letzte seines Geschlechts, das in der Priorei seit dem 13. Jahrhundert gelebt hatte, bis Walter de la Poer im 17. Jahrhundert nach Virginia auswandern musste.

Doch die Grundmauern der Priorei sind weitaus älter. Sie stammen angeblich von den Römern des 2. Jahrhunderts, und hier wurden abscheuliche Riten für die Fruchtbarkeitsgöttin Kybele abgehalten und für den dunklen Gott Atys, der ebenfalls aus Kleinasien stammte. Wie De la Poer herausfindet, stammen die ältesten Mauern noch aus jungsteinzeitlicher Zeit, und wer weiß, was damals im Tempel geopfert wurde.

Nach einer Woche hört De la Poer das erste Trapsen und Trippeln in den Mauern seines Schlafgemachs. Auch alle neuen Katzen sind aufgeregt. Zusammen mit seinem Nachbarn Captain Norrys untersucht er den Keller und stößt auf den Altarstein der Kybele. Doch Norrys entdeckt, dass darunter noch eine Etage sein muss. Mit mehreren Gelehrten, darunter „Archeologen“, erforscht man den Tunnel unter dem Altarstein. Massenhaft Skelette, die Knochen von Ratten zernagt, bedecken die Treppe. Doch das Schlimmste kommt erst noch: eine unterdische Stadt aus uralter Zeit, in der nicht Menschen, sondern die Ratten das Kommando hatten, angeführt von Nyarlathotep, einem der Großen Alten …

Mein Eindruck

Wie [„Schatten über Innsmouth“ 506 ist „Ratten“ eine Geschichte über Degeneration in einer Familie (genau wie in HPLs eigener) und was daraus wurde. Nur verstößt die Form der Degeneration gegen so große und viele Tabus, dass man es hier nicht wiedergeben kann.

4) Die Musik des Erich Zann (1925)

Diese kurze Geschichte ist sehr stimmungsvoll und detailliert erzählt. Sie spielt in Paris, und der „Student der Metaphysik“, der uns berichtet, findet die bewusste enge Straße nicht mehr, in der er in einem Mietshaus zum ersten Mal die Musik jenes stummen deutschen Geigers gehört hatte, den er als Erich Zann kennen lernte. Die Musik, die Zann ihm vorspielte, wenn sein Besucher im Zimmer war, ist normal: Fugen. Doch sobald er gegangen war, spielte er so unheimliche Melodien, dass den Studenten grauste. Bis zu jenem Tag, da der Besucher den Vorhang vor dem Fenster entfernte und die gähnende Schwärze des gierigen Kosmos dahinter schaute – und von dort eine Antwort erklang …

5) Der leuchtende Trapezoeder (1936: The Haunter of the Dark)

Wurde der Anthropologe Robert Blake in der Nacht des 8.8.1935 vom Blitz erschlagen? Oder hat ihn sich eine Kreatur der Großen Alten geschnappt? Die Meinungen der Gelehrten und Experten gehen auseinander. Was hier also erzählt wird, hält sich an Blakes Tagebuch. Darin berichtet er von seiner Faszination mit dem düster emporragenden Kirchturm aus dem Federal Hill des Städtchens Providence (wo auch HPL lebte). Bei näherer Untersuchung zeigt sich, dass das verwahrloste Gebäude schon seit fast 60 Jahren keinen sakralen Charakter mehr hat. Ab 1846 hatte ein Archäologe hier einen Sektenkult namens Starry Wisdom (Weisheit von den Sternen) eingerichtet.

Blake findet in der Turmstube, wo eigentlich Glocken sein sollten, nur sieben leere Stühle und Steinplatten, ein Reporter-Skelett aus dem Jahr 1897 – und eine Schatulle mit einem leuchtenden Stein darin. Hineinschauend erblickt er grauenerregende kosmische Weiten und schwarze Planeten, wo die Großen Alten hausen. Dann begeht er einen schwerwiegenden Fehler: Von einem Geräusch über sich erschreckt, klappt er die Schatulle zu. Da nun kein Licht mehr das Ding im Turmhelm fernhält, treibt es alsbald lautstark sein Unwesen in der entweihten Kirchen, so dass die gläubigen italienischen Einwanderer das Zähneklappern kriegen. Doch das Ding weiß, wo sich Blake aufhält und holt ihn …

Mein Eindruck

Dies ist eine sehr dicht aufgebaute und stimmungsvoll erzählte Geschichte, die zielbewusst auf den grauenerregenden Schluss zusteuert, der nur aus panischem Gestammel des Tagebuchschreibers besteht. Aus dem, was Blake in der alten Kirche fand, haben andere Autoren ganze Erzählungen geschmiedet. Und weil so viele Fragen offen blieben, schrieb Robert Bloch eine Fortsetzung (abgedruckt in [„Hüter der Pforten“, 235 Bastei-Lübbe).

6) Das Grauen von Dunwich (1929)

In der ländlichen Gegend der Aylesbury-Hügel Neuenglands soll es laut der Story mehrere Opferstätten gegeben haben, mit stehenden Steinen und Felsplatten, auf denen satanische Riten vollzogen wurden. (Merke: Nahe dem englischen Aylesbury befindet sich Stonehenge, und die Story kann als Kommentar auf englische Verhältnisse gedeutet werden.) Die wichtigste davon ist der Sentinel Hill: Hier stinkt es, und der Berg grollt – besonders zu Walpurgis (30.4.) und Halloween (31.10.).

Die Menschen, die hier siedeln, sind einfache Bauern – mit zwei Ausnahmen: den bessergestellten Sippen der Whateleys und der Bishops, die beide aus Salem stammen, wo im 17. Jahrhundert die berühmten Hexenprozesse stattfanden. Es geht um einen Sippenzweig, den man allgemein die Hexen-Whateleys nennt und der abgelegen wohnt.

Am 2.2.1913 kommt Wilbur Whateley zur Welt, und sein Vater ist unbekannt. Seine Mutter ist die albinoweiße und entstellte Lavinia, die im Haus ihres Vaters, des Alten, lebt. Wilbur wächst rasend schnell, nicht nur körperlich, sondern auch geistig, und sieht aus wie ein Ziegenbock. Er versetzt alle Hunde in Wut und erschießt auch den einen oder anderen. Schon mit vier Jahren ist er so groß wie ein 15-Jähriger. Sein Vater lehrt ihn die Geheimnisse der Großen Alten. Im Obergeschoss lebt aber noch ein weiteres Wesen, das man nie zu Gesicht bekommt, sondern nur hören und – leider – riechen kann.

Als der Alte stirbt, bekommt der junge Wilbur, inzwischen über 2,10 Meter groß, ein Problem: Er muss die Verbindung zwischen dem Wesen im Obergeschoss und dessen Vater Yog-Sothoth herstellen, damit es gelenkt werden kann. Leider fehlt ihm dazu die korrekte Beschwörungsformel in seiner Ausgabe des verbotenen Buches „Necronomicon“. Durch seinen (vergeblichen) Besuch in der Uni-Bibliothek von Arkham alarmiert er die dortigen Gelehrten, der sofort alle anderen Bibliotheken verständigt. Daher versucht Wilbur eines Nachts, das Buch aus der Uni zu rauben – und der Anblick, der sich den Gelehrten bietet, ist nicht abdruckfähig.

Während der Bibliotheksleiter Dr. Henry Armitage fieberhaft das Tagebuch Wilburs zu entschlüsseln versucht, um der Wahrheit auf den Grund zu gehen, bricht das Wesen in Dunwich aus und verbreitet Angst und Schrecken: Durch Unsichtbarkeit unangreifbar, frisst es nicht nur Viehherden, sondern auch deren Besitzer.

Doch dann findet Armitage eine Gegenbeschwörung, und zusammen mit zwei Kollegen sowie den Bauern der Gegend ziehen die Ghostbuster aus, dem dämonischen Ungeheuer, das bislang niemand gesehen hat, aber groß wie ein Haus sein muss, den Garaus zu machen.

Mein Eindruck

Dieser fast 70 Seiten lange Kurzroman ist in zehn Kapitel eingeteilt und konsequent auf die Erzielung eines bestimmten Effektes – kosmischen Grauens – ausgerichtet. Der Horror kommt in sich steigernden Stufen, eine unheilvoller als die vorangegangene – bis zum Finale und einer Pointe, die auf den Anfang verweist, wodurch sich die schauderhafte Wirkung noch einmal potenziert (also nichts für zarte Gemüter).

Die Übersetzung

Erst die Übersetzung durch H. C. Artmann in den 1970er Jahren machte Lovecraft im deutschsprachigen Raum richtig bekannt, davor war er nur ein Geheimtipp gewesen. Von da an galt Lovecraft als eine der drei Stützen der amerikanischen Horrorliteratur, neben E. A. Poe und Ambrose Bierce.

Artmanns Leistung liegt in der vielfältigen Beschreibung des Grauens, das Lovecraft vermittelt möchte, in der Nachahmung der etwas altertümlichen Diktion und in der Übertragung von Dialekt und Akzent einzelner Sprecher.

Dennoch stehe ich Artmann kritisch gegenüber. Beim Vergleich von „Cthulhus Ruf“ mit der modernen Übersetzung von Andreas Diesel erweist sich nämlich, dass Artmanns Fassung unvollständig, altertümelnd (absichtlich?) und stellenweise verfälschend ist: Für moderne Leser, die ohne Vorbereitung darauf stoßen, ist sie stellenweise wohl unverständlich.

Die Übersetzung von Andreas Diesel findet sich der Ausgabe des Festa-Verlags, die die Grundlage für das Hörbuch [„Der Cthulhu-Mythos“ 524 bildet, das bei |Lübbe Audio| & |LPL records| Ende 2003 erschien.

Unterm Strich

In diesen, seinen besten Geschichten befolgt Lovecraft konsequent die Forderung Edgar Allan Poes, wonach eine „short story“ in allen ihren Teilen auf die Erzielung eines einzigen Effektes ausgerichtet sein solle, egal ob es sich um die Beschreibung eines Schauplatzes, von Figuren oder um die Schilderung der Aktionen handele, die den Höhepunkt ausmachen (können).

Um die Glaubwürdigkeit des berichteten Geschehens und der Berichterstatter zu erhöhen, flicht Lovecraft zahlreiche – verbürgte oder meist gut erfundene – Quellen ein, die beim weniger gebildeten leser den Unglauben aufheben sollen. Erst dann ist die Erzielung kosmischen Grauens möglich, das sich Lovecraft wünschte. In den meisten Erzählungen gelingt ihm dies, und daher rührt auch seine anhaltende Wirkung auf die Schriftsteller weltweit. Erfolgreiche Serien wie Brian Lumleys [„Necroscope“ 779 oder Hohlbeins „Hexer von Salem“ wären ohne Poe und Lovecraft wohl nie entstanden.

Das heißt aber nicht, dass Lovecraft keine negativen Aspekte eingebracht hätte. Als gesellschaftlicher Außenseiter, der nur intensiv mit einer Clique Gleichgesinnter kommunizierte (er schrieb Briefe wie andere Leute E-Mails), ist ihm alles Fremde suspekt und verursacht ihm Angst: Xenophobie nennt man dieses Phänomen. Darüber hinaus hegte er zunächst rassistische und antisemitische Vorurteile (wie leider viele seiner Zeitgenossen), so dass er von kultureller Dekadenz und genetischer Degeneration schrieb. Degeneration ist das Hauptthema in „Grauen von Dunwich“ und „Schatten über Innsmouth“.

Aber wie im Vorwort dieses Buches von Giorgio Manganelli zu lesen ist, reicht Lovecrafts Grauen weit über die Vorstellung von Hölle hinaus: Das Universum selbst ist eine Hölle, die den Menschen, dessen Gott schon lange tot ist, zu verschlingen droht. Auch keine Liebe rettet ihn, denn Frauen kommen in Lovecrafts Geschichten praktisch nur in ihrer biologischen Funktion vor, nicht aber als liebespendende Wesen oder gar als Akteure. Daher ist der (männliche) Mensch völlig schutzlos dem Hass der Großen Alten ausgeliefert, die ihre Welt, die sie einst besaßen, wiederhaben wollen. Das versteht Lovecraft unter „kosmischem Grauen“. Die Welt ist kein gemütlicher Ort – und Einsteins Relativitätstheorie hat sie mit in diesen Zustand versetzt: Newtons Gott ist tot, die Evolution eine blinde Macht, und Erde und Sonne nur Staubkörnchen in einem schwarzen Ozean aus Unendlichkeit.

Bezeichnend ist, dass selbst Kirchen wie die in Providence längst „verfallen“ und „entweiht“ sind: ebenso Zeichen für den menschlichen wie religiösen Verfall wie der schreckliche Gestank, der von solchen Stätten ausgeht. Managanelli drückt es so aus: „Der Geruch ist die Glorie der Auflösung.“ Er ist ebenso wichtig wie die Deformation, die das Böse und jedwede Entartung bei Lovecraft aufweisen.

Geprägt von einer sehr unglücklich verlaufenden Familiengeschichte, die er auf Dekadenz und Degeneration zurückführt, beschreibt Lovecraft in seinen Monstren letzten Endes denjenigen, den er am besten aus eigener Erfahrung kennt: sich selbst. Also sprach Manganelli.

Edith Nesbit – Der Ebenholzrahmen (Gruselkabinett 112)

Die Geliebte aus der Hölle

London 1923: Philip Devigne ist nicht wenig erstaunt, von seiner reichen Tante ein altes viktorianisches Haus im Londoner Nobel-Stadtteil Chelsea zu erben. Über dem Kamin im Speisezimmer hängt in dem ansonsten erlesen möblierten Haus ein billiger Druck in einem aufwändigen Ebenholzrahmen. Wie sich herausstellt, hat es damit eine unheimliche Bewandtnis… (Verlagsinfo)

Der Verlag empfiehlt das Hörbuch ab 14 Jahren.

Die Autorin

Edith Nesbit – Der Ebenholzrahmen (Gruselkabinett 112) weiterlesen

H.P. Lovecraft – Berge des Wahnsinns (Teil 1) (Gruselkabinett 44)

Aufbruch zu verhängnisvoller Antarktis-Expedition

New England 1930: Der Geologe William Dyer, ein Professor an der Miskatonic University, ist der Kopf einer großangelegten Expedition in die Antarktis. Gemeinsam mit seinem Assistenten Larry Danforth, seiner Kollegin Dr. Leni Lake, deren Assistentin Leslie Carroll, dem Ingenieur Prof. Frank Pabodie, dem Physiker und Meteorologen Prof. Atwood und diversen Hilfskräften bricht Dyer auf, den unwirtlichsten Kontinent der Erde zu erkunden. Ein sehr gefahrvolles Unterfangen, wie sich herausstellt … (Verlagsinfo)

Der Verlag empfiehlt das Hörspiel ab 14 Jahren.
H.P. Lovecraft – Berge des Wahnsinns (Teil 1) (Gruselkabinett 44) weiterlesen

Wolfgang Hohlbein – Erbe der Nacht (Der Magier 1)

Die Wiederkehr der Großen Alten: der Kampf des Magiers

Wenn die sieben Siegel der Macht sich vereinen, werden die GROSSEN ALTEN, boshafte Alien-Götter, auf die Welt zurückkehren und Tod und Verderben über die Menschheit bringen. Als der Millionenerbe Robert Craven jr. mehrfach Besuch von einem seltsamen Herrn namens H. P. erhält und sich die Standuhr des Großvaters sonderbar verhält, schwant ihm, dass er es sein könnte, der das siebente Siegel ist. Und deshalb darf er den Großen Alten niemals in die Hände fallen…

„Es begann in einer Mainacht, um Punkt Mitternacht. Der zwölfte Schlag der alten Standuhr war noch nicht verklungen, da hatten sich fremde, fürchterliche Welten aufgetan, von deren Existenz er nichts geahnt hatte. Ein langer Weg durch Grauen und Schrecken steht ihm bevor, ehe er lernt, die geheimen Kräfte, die in ihm schlummern, zu deuten: Nur er kann das Erwachen jener finsteren Gottheiten, die die Erde Jahrmillionen vor Entstehung der Menschheit beherrscht haben, verhindern.“ (Verlagsinfo)

Wolfgang Hohlbein – Erbe der Nacht (Der Magier 1) weiterlesen

James Turner (Hrsg.) – Hüter der Pforten. Geschichten aus dem Cthulhu-Mythos

Cthulhu noster: Vielfalt des Mythos, Grusel der Geister

Die von Jim Turner herausgegebene Anthologie sammelt zweiundzwanzig Cthulhu-Erzählungen von zum Teil recht bekannten Autoren wie etwa Stephen King oder Robert Bloch. Selbstredend ist auch H.P. Lovecraft darunter vertreten, mit zwei seiner unvergleichlichen Erzählungen um die Großen Alten.
James Turner (Hrsg.) – Hüter der Pforten. Geschichten aus dem Cthulhu-Mythos weiterlesen

Robert Bloch – Cthulhus Rückkehr

Das geschieht:

Albert Keith, passionierter Kunstsammler mit einem Hang zum Düsteren, ist hoch erfreut, als es ihm gelingt, ein Bild des Malers Richard Upton zu erwerben. Es zeigt wahrhaft Ungeheuerliches; kein Wunder, denn Upton – der den Jüngern des Horror-Meisters H. P. Lovecraft unter seinem vollen Namen Richard Upton Pickman kein Unbekannter ist – pflegte nach der Wirklichkeit zu malen. [Pickman tritt auf (und ab) in der Lovecraft-Story („Pickman‘s Model“ („Pickmans Modell“). Er findet außerdem Erwähnung in „The Dream-Quest for Unknown Kadath“ („Die Traumsuche nach dem unbekannten Kadath“)]

Aber hat er tatsächlich echte Ghoule bei ihrem schändlichen Treiben beobachtet? Bereitet wirklich der sagenhafte Cthulhu seine lang verschobene Rückkehr vor, jener „Große Alte“, der in der Stadt R‘lyeh tief auf dem Meeresgrund der Südsee schläft und nur manchmal (doch stets zum Nachteil etwaiger Zeugen) zum Vorschein kommt? Keith begibt sich auf eine folgenschwere Expedition zu dem Ort, den Upton/Pickman ihm wies; als diese endet, ist er zweifellos schlauer aber auch spurlos vom Erdboden verschwunden … Robert Bloch – Cthulhus Rückkehr weiterlesen

Clark Ashton Smith – Die Stadt der Singenden Flamme (Die gesammelten Erzählungen – Band 1)

Mit Ironie und Eleganz in das Grauen der Welt

Dies ist der erste Band einer geplanten Gesamtausgabe der Erzählungen von Clark Ashton Smith (1893-1961), einem „vergessenen literarischen Gefährten von H.P. Lovecraft. Seine Dark Fantasy ist von halluzinatorischer Intensität. Viele Fans halten Smiths Werk sogar für bedeutsamer als das von Lovecraft.“ (Verlagsinfo)

Dieser Band sammelt dessen spannend-schwarzhumorige Geschichten über die vorzeitliche Insel Hyperborea; hinzu kommen Grusel- und SF-Storys, die Smith für zeitgenössische Magazine wie etwa „Weird Tales Magazine“ schrieb. Es gilt, einen Großmeister der Phantastik wiederzuentdecken.

Clark Ashton Smith – Die Stadt der Singenden Flamme (Die gesammelten Erzählungen – Band 1) weiterlesen

Lovecraft, H. P. – Flüsterer im Dunkeln, Der

H. P. Lovecraft (1890-1937) war zu Lebzeiten keineswegs ein erfolgreicher Schriftsteller. Mit seinen eigenen Geschichten verdiente er längst nicht genug zum Überleben, stattdessen hielt er sich mit seinem spärlichen Erbe und als Ghostwriter über Wasser. Dass er seine Erzählungen selbst nie wirklich ernst genug genommen hat, um eine Publikation mit Nachdruck zu verfolgen, mag heute, da der Name Lovecraft als Synonym für subtilen Horror steht, unglaublich erscheinen. Und doch trat Lovecrafts Werk seinen Siegeszug erst nach dessen Tod an.

In die Riege der Bewunderer reiht sich |LPL records| nahtlos ein, die sich mit liebevoll produzierten Horrorhörbüchern einen Namen gemacht haben. Wer sich gepflegt gruseln will, der ist bei |LPL| an der richtigen Adresse. In loser Folge bringt der Hörbuchverlag seit 2003 in der Reihe „H.P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens“ Erzählungen des Großmeisters als Hörbücher heraus und verursacht damit garantierten Nervenkitzel.

Der vierte Teil der Reihe – nach „Der Cthulhu-Mythos“, „Der Schatten über Innsmouth“ und „Das Ding auf der Schwelle“/“Die Ratten im Gemäuer“ – ist nun erschienen: „Der Flüsterer im Dunkeln“, eine weitere im Cthulhu-Universum angesiedelte Geschichte.

Die Handlung beginnt 1927 in Neu-England. Hochwasser lassen die Flüsse über die Ufer treten, und nach den Überschwemmungen meint die abergläubische und ungebildete Landbevölkerung der Gegend, seltsame Leichen in den Flüssen treiben zu sehen. Literaturprofessor Albert Wilmarth findet das alles reichlich faszinierend, interessiert er sich doch schon seit langem für die Legenden der Gegend. Doch als Wissenschaftler und Rationalist nimmt er die umgehenden Schauermärchen nicht für bare Münze und tut sie als bloße Fantasterei der naiven Bewohner ab.

In den Zeitungen entspinnt sich eine rege Diskussion über die seltsamen treibenden Leichen und auch Wilmarth beteiligt sich mit Verve – bis ihn ein Leserbrief von Henry Akeley erreicht, der seine Sicht der Tatsachen gründlich auf den Kopf stellt. Akeley behauptet, Beweise für eine Rasse Außerirdischer zu haben, die die Berge bewohnen und dort Mineralien fördern. So abgehoben Akeleys Erläuterungen auch zunächst klingen, Wilmarth erfährt seinen neuen Briefpartner als vernünftigen und gelehrten Mann. Es entwickelt sich ein regelmäßiger Briefwechsel und Wilmarth taucht immer tiefer ein in verbotenes Wissen und geheime Gesellschaften.

Das Zwiegespräch zwischen Wilmarth und Akeley (wir hören die Erzählung aus Wilmarths Perspektive, mit einigen eingeschobenen Briefen von Akeley) wirkt wie ein Kammerspiel – es beginnt unschuldig genug, die Handlung spitzt sich aber zunehmend zu und endet schließlich im Chaos und der überstürzten Flucht Wilmarths. Wie der Ich-Erzähler misstraut man zunächst den Erklärungen Akeleys. Sie klingen zu wirr und fantastisch, um auf der Realität zu fußen. Doch Wilmarths Interesse ist geweckt und er ist ein dankbarer Empfänger für all die Botschaften von Außerirdischen und fremden Planeten. Akeley verspricht Beweise für seine Annahmen: Fotos, Tonaufnahmen und einen seltsamen schwarzen Stein. Doch die überzeugendsten Beweise gehen auf dem Postweg verloren: Eine Verschwörung? Oder haben die Beweise nie existiert? Überhaupt sind zum Zeitpunkt, da Wilmarth die Geschichte niederschreibt, alle Briefe Akeleys vernichtet. Welche „Beweise“ bleiben also? Was erzählt uns Lovecraft in „Der Flüsterer im Dunkeln“ eigentlich? Die Geschichte von Außerirdischen, die heimlich auf der Erde umgehen? Oder doch die Fabel eines Geistesgestörten, der zwischen Realität und Fantasie nicht mehr unterscheiden kann? Lovecraft hält sich beide Optionen offen, die Entscheidung liegt also beim Hörer.

Das wahre Grauen liegt, wie meist bei Lovecraft, im Nicht-Gesagten und Halb-Verschwiegenen. Geheimlehren und verschwundene Bücher werden erwähnt, doch nie erläutert. Das Gleiche gilt für die alten Gottwesen, die immer wieder in seinen Cthulhu-Geschichten auftauchen. Subtil offenbart sich auch das Unbehagen in der Landschaft Neu-Englands. Der Städter Wilmarth fühlt sich auf der Fahrt zu seinem einsam wohnenden Freund Akeley sofort in eine andere Realität versetzt: dräuende Wälder, reißende Flüsse, düstere Landschaften. All das beeinflusst die Grundstimmung der Erzählung.

Und dann sind da natürlich noch die Sprecher. David Nathan als Wilmarth ist eine exzellente Wahl, doch der wahre Star des Hörbuchs ist Torsten Michaelis als Mr Akeley. Michaelis, als Synchronstimme von Wesley Snipes chronisch unterfordert, ist in letzter Zeit bei einigen Hörbuchproduktionen positiv aufgefallen. Besonders auf [„Necrophobia 2“ 1073 konnte er als Sprecher die ganze Bandbreite seiner Fähigkeiten zeigen – als religiös verwirrter kindlicher Massenmörder, keine einfache Rolle. Auch Mr Akeleys Gefühlswelten kann er in den wenigen Auftritten, die er hat, suggestiv gestalten und überzeugt so als nüchterner Forscher wie auch als halbverrückter Irrer.

Als besonderes Extra gibt es eine Bonus-CD, auf der Dagmar Berghoff als Muriel E. Eddy ihre Erinnerungen an Lovecraft zu Gehör bringt. Zwischen Lieblingsessen und literarischen Arbeitsweisen schafft sie es so, ein lebendiges und gar unterhaltsames Bild von dem großen Unbekannten Lovecraft zu zeigen. Als Schmankerl hat |LPL| noch den „Soundtrack des Schreckens“ beigegeben: zehn Tracks von Andy Matern, dessen beunruhigende Klangwelten seit jeher die |LPL|-Hörbücher vervollkommnen. Es handelt sich hierbei ausschließlich um Tracks von vorherigen Lovecraft-Produktionen, Fans von |Necrophobia| oder |Necroscope| werden sich wohl noch gedulden müssen. Vielleicht werden Materns gesammelte Tracks auch dort einmal zu hören sein. Sie alle als einen Soundtrack auf einer Extra-CD zu veröffentlichen, ist zumindest eine geniale Idee und wird bei Langzeitfans des Labels sicher auf viel Gegenliebe stoßen.

„Der Flüsterer im Dunkeln“ ist erneut eine gelungene Gruseltour aus dem Hause |LPL|, die den Hörer diesmal sogar noch mit einer Bonus-CD beglücken kann. Da bleiben doch keine Wünsche offen!

|Die ersten drei LPL-Veröffentlichungen dieser Reihe:|
[„Der Cthulhu-Mythos“ 524
[„Der Schatten über Innsmouth“ 424
[„Das Ding auf der Schwelle“ & „Die Ratten im Gemäuer“ 589

http://www.lpl.de

Lovecraft, H. P. / Carter, Lin / Howard, Robert E. / Smith, D. R. / Aster, Christian von – Cthulhu-Mythos, Der

Im Jahr 2002 begann |LPL records| mit der Hörbuchreihe „H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens“. Der hier vorliegende erste Teil, „Der Cthulhu-Mythos“, wurde mit dem |Deutschen Phantastik-Preis 2003| als _Bestes Hörbuch/Hörspiel des Jahres 2002_ ausgezeichnet.

_Lovecrafts Werk und Vermächtnis_

Howard Phillips Lovecraft war zu Lebzeiten leider kein ernst zu nehmender schriftstellerischer Ruhm vergönnt, auch wenn die Gründung der Zeitschrift |Weird Tales| im Jahre 1923 ihm einen einigermaßen beständigen Absatzmarkt eröffnete. Posthum hat sein Lebenswerk, der |Cthulhu-Mythos|, jedoch eine recht anschauliche, weltweite Leserschaft gefunden. Dass wir heute überhaupt in den Genuss seiner Werke – leider nur etwa 40 Kurzgeschichten und 12 längere Erzählungen – kommen, verdanken wir zum Einen der |United Amateur Press Association|, der er im Jahre 1914 beitrat, als auch seiner Entdeckung des Schriftstellers |Lord Dunsany| (mit vollem Namen Edward John Moreton Drax Plunkett) im Jahr 1919. Der rege Austausch gegenseitiger Kritik und Ermunterungen unter den Mitgliedern der UAPA ermöglichte es ihm, sich der schlimmsten archaischen Züge und Unbeholfenheiten seines Stils zu entledigen. Aus der Mitte dieser eingeschworenen Gemeinschaft kam dann auch die Bitte, er möge doch mit dem Schreiben unheimlicher Geschichten fortfahren, worauf er 1917 eine Geschichte über den Meeresgott „Dagon“ verfasste, die auch in diesem Hörbuch vertreten ist. Die Werke Lord Dunsanys verliehen seiner Schriftstellerei gewaltigen Auftrieb und animierten ihn, ein künstliches Pantheon mit einer eigenen Mythenwelt zu erschaffen – den |Cthulhu-Mythos|.

|“That is not dead which can eternal lie, yet with strange aeons even death may die.“| – „Das ist nicht tot, was ewig liegt, denn in fremder Zeit wird selbst der Tod besiegt.“ war Lovecrafts Bitte an die Nachwelt, seine Kreaturen nicht sterben zu lassen, derer sich nicht nur seine Freunde annahmen. Bis heute finden sich immer wieder Autoren bereit, den Mythos zu bereichern und am Leben zu erhalten. Wie Mosaiksteinchen zusammengesetzt, weisen diese Geschichten unseren Blick zu den nahezu unerforschten Gebieten des menschlichen Geistes – dem Wahnsinn und den Nachtmahren, in denen das Grauen leibhaftig wird.

_Die Vorlage_

Frank Festa (|Festa|-Verlag) nahm sich des Lebens H. P. Lovecrafts und seiner Werke an und veröffentlichte u. a. „Der Cthulhu-Mythos“, eine zweibändige Sammlung ausgewählter Erzählungen von Lovecraft und anderen Meistern des Schreckens, die sich um den kosmischen Mythos der |Großen Alten| drehen – Cthulhus dämonische Brut, die zu einer Zeit von den Sternen in unsere Welt drang, da die Sonne noch jung war und die Erde noch kein eigenes Leben beherbergte. In dem vorliegenden Hörbuch sind sechs dieser Geschichten enthalten.

_Die Erzählungen_

|“Der Ruf des Cthulhu“ – H. P. Lovecraft (1928)|
Übersetzt von Andreas Diesel

Den Auftakt übernimmt das zentrale Werk Lovecrafts: die Geschichte um einen uralten Schrecken, der seit Aeonen – tot und doch nicht tot – auf dem Grund des Meeres lauert, um einst wieder aufzusteigen und erneut seine (unsere) Welt zu beherrschen. |“Ph’nglui mglw’nafh Cthulhu R’lyeh wgah’nagl fhtagn“| – „In seinem Haus in R’lyeh wartet träumend der tote Cthulhu“.

Als der Großneffe des verstorbenen George Gammel Angell – emeritierter Professor für semitische Sprachen an der |Brown University| von Providence – dessen Hinterlassenschaft sichtet, stößt er auf eine verschlossene Schatulle, deren Inhalt den Anfang einer Kette grausiger Erkenntnisse bildet. Er entdeckt ein abscheuliches Basrelief, das einen gebeugten humanoiden Körper mit oktopodem Kopf und Drachenflügeln darstellt. Die uralten Schriftzeichen, die sich unter dieser Abbildung befinden, stehen jedoch im Widerspruch zu dem recht geringen Alter dieser Scheußlichkeit. Weiterhin beinhaltet die Schachtel ein in seines Großonkels Handschrift verfasstes Manuskript, das in peinlich genauen Buchstaben mit |Cthulhu-Kult| überschrieben ist. Neugierig ob des scheinbar verwirrten Geisteszustandes des alten Mannes, beginnt er mit seinen Nachforschungen und fördert einen Kult zutage, dessen Anhänger im Verborgenen auf die Auferstehung ihres träumenden Gottes warten. Doch was er dann in Folge seiner weiteren Ermittlungen in Erfahrung bringt, lässt ihm schier das Blut in den Adern gefrieren …

|“Der Schwarze Stein“ – Robert E. Howard (1931)|
Übersetzt von Eduard Lukschandl

_Robert Ervin Howard_s (* 22. Januar 1906, + 11. Juni 1936) bekannteste Schöpfung ist wohl |Conan, der Barbar|, doch auch die Geschichten um |Kull von Atlantis| oder |Solomon Kane| stammen aus seiner Feder.
Seine eigene psychische Labilität spiegelt sich in seinen latent depressiven Helden durchaus wider. Leider nahm sich der langjährige Brieffreund H. P. Lovecrafts im Alter von 30 Jahren – nach dem Ableben seiner Mutter – selbst das Leben. Lovecrafts Einfluss auf Robert E. Howards Werke, wie auch die enge Freundschaft, die beide verband, spiegeln sich zum Beispiel in dem gelungenen Versuch der folgenden Horrorgeschichte wider, die ganz klar in den |Cthulhu-Mythos| gehört.

Ein schwarzer Monolith bildet den Kern dieser Geschichte. Nachdem der Erzähler in mehreren Quellen auf die schrecklichen Legenden gestoßen ist, die sich seit altersher um den schwarzen Felsen ranken, reist er selbst nach Ungarn, um das Quentchen Wahrheit zu ergründen, das in jeder Legende verborgen ist. Er bringt zwar Interessantes über Land und Leute in Erfahrung, doch über den schwarzen Stein mag niemand so recht reden. Als die Mittsommernacht – welche häufig in diesen Legenden Erwähnung findet – bevorsteht, begibt er sich zu der Berglichtung, in deren Mitte der schwarze Monolith aufragt. Der Albtraum, dessen er in dieser Nacht gewahr wird, bringt ihn an den Rand des Wahnsinns …

|“Die Glocke im Turm“ – H. P. Lovecraft & Lin Carter (1989)|
Übersetzt von Ralph Sander

_Lin Carter_ (mit vollem Namen Linwood Vrooman Carter) wurde am 09. Juni 1930 in St. Petersburg, Florida, geboren und verstarb am 07. Februar 1988 in Montclair, New Jersey. Neben seiner schriftstellerischen Tätigkeit nahm er sich einiger zu Unrecht vergessener oder unbekannter Juwelen der Fantasy an, bereitete sie liebevoll auf und gab sie in der |Adult Fantasy|-Reihe (erschienen bei |Ballentine Books|) neu heraus.
Zusätzlich zu seinen eigenen Serien, die in allen Bereichen der Phantastik beheimatet sind, arbeitete er in den sechziger Jahren – zusammen mit |L. Sprague de Camp| – vor allem an der |Conan|-Reihe und nahm sich Robert E. Howards |Kull|-Fragmenten an. Sein Werk umfasst über 50 Bücher wie auch Biographien und Sekundärliterarisches aus der Phantastik (z. B. |LOVECRAFT: A Look Behind The Cthulhu Mythos|).
Er nahm sich – wie auch einige andere – ebenso der Fragmente und Notizen aus Lovecrafts Hinterlassenschaft an und suchte diese in einer posthumen Gemeinschaftsarbeit im Stil H. P. Lovecrafts zu vollenden. Eines dieser Werke ist die folgende Erzählung – wenn ich auch anmerken muss, dass Carter zumeist nicht an die düstere Atmosphäre und den hintergründigen Schrecken des |Einsiedlers aus Providence| heranreicht.

Nachdem er endlich das |“Necronomicon“| – das verbotene Buch des Abdul Al Hazred – in einer staubigen kleinen Buchhandlung erstanden hat, muss Williams leider feststellen, dass er mit der Übersetzung des altertümlichen Lateins seine Sorgen hat. Kurzerhand eilt er über den Flur, um mit Hilfe des Nachbarn – eines zurückgezogen lebenden, alten Sonderlings – die Geheimnisse seines neuen Besitzes zu ergründen. Lord Northam ist dem Wahnsinn nahe, als der junge Williams ihm das |“Necronomicon“| präsentiert und rät dem jungen Besucher dringend vom Studium dieses unheiligen Buches ab. Auf dessen Drängen hin erzählt der Alte dann aber doch von seinen eigenen Erfahrungen mit dem Buch und berichtet auch von den Schrecken, die ihn seither heimsuchen …

|“Warum Abdul Al Hazred dem Wahnsinn verfiel“ – D. R. Smith (1950)|
Übersetzt von Alexander Amberg

Das |“Necronomicon“| des wahnsinnigen Arabers Abdul Al Hazred, der im 7. Jahrhundert n. Chr. lebte, ist so sehr in die Horror- und Fantasyliteratur eingegangen wie kein anderes Buch. Lovecraft verweist in seinen Geschichten selbst darauf und nimmt es als Beleg für Beschwörungsformeln und Rituale.
Den Quellen zufolge soll |Al Hazred| um 700 in Sanaa im Jemen geboren worden sein. Nach einer langen Reise durch die innerarabische Wüste ließ er sich in Damaskus nieder und schrieb sein Buch |“Kitab Al’Azif“ (Vom Heulen der Wüstendämonen)|, welches später als das „Necronomicon“ bekannt wurde. Dieses Buch enthält Informationen über die Älteren Wesen – z. B. die |Großen Alten| – und ihre Zivilisation zur Zeit der Entstehung der Erde. Es ist voller verschlüsselter Andeutungen und Doppeldeutigkeiten, zwischen denen geschickt verschiedene magische Anweisungen verborgen sind. Der Legende zufolge wurde |Al Hazred| kurze Zeit nach Vollendung des Buches im Jahre 738 auf einer Straße in Damaskus von einem unsichtbaren Ungeheuer verschlungen.
Tatsächlich handelt es sich bei dem „Necronomicon“ um ein Werk aus der Feder H. P. Lovecrafts selbst. In seinen Erzählungen verweist er immer wieder auf unterschiedliche Bücher, um den Geschichten eine glaubwürdige Note zu verleihen. Manche dieser Bücher existieren wirklich, andere finden in Legenden Erwähnung und einige – wie eben auch das |Necronomicon| – wurden von ihm selbst erdacht.

_D. R. Smith_ (nicht zu verwechseln mit Clark Ashton Smith) – über den ich leider nichts in Erfahrung bringen konnte – erzählt hier vom römischen Feldherrn Marcus Antonius, der sich mit seinen Soldaten in den Alpen verirrt. Der Geschichte zufolge sind diese Geschehnisse im letzten Kapitel des „Necronomicon“ niedergeschrieben.
In einem Bergtal entdeckt die kleine Armee neben einem Bach den Eingang zu einer finsteren Höhle, aus der der Pesthauch des Todes hervorströmt. Neugierig begibt sich Marcus Antonius in die Höhle, um ihrem Geheimnis auf die Spur zu kommen – kurz darauf ertönt Kampflärm aus der dunklen Öffnung …

|“Dagon“ – H. P. Lovecraft (1917)|
Übersetzt von Andreas Diesel

In seiner autobiographischen Schrift „Einige Anmerkungen zu einer Null“ (aus dem Jahr 1933) äußert sich H. P. Lovecraft über unheimliche Literatur: |“Ich bin der Ansicht, daß die unheimliche Literatur ein ernst zu nehmendes Genre darstellt, das der besten literarischen Künstler wert ist, obwohl sie zumeist ein ziemlich eng begrenztes Gebiet ist, das nur einen kleinen Ausschnitt der unendlich vielfältigen Gemütsverfassungen des Menschen spiegelt. Gespenstergeschichten sollen realistisch und stimmungsvoll sein – sie sollen ihre Abweichung von der Natur auf die eine ausgewählte übernatürliche Bahn beschränken und nie aus dem Auge verlieren, daß Szenenschilderung, Stimmung und Naturerscheinung bei der Vermittlung des zu Vermittelnden weit wesentlicher sind als Charaktere und Handlung. Die ‚Wucht‘ einer wahrhaft unheimlichen Geschichte ist einfach die Aufhebung oder Überschreitung eines unumstößlichen kosmischen Gesetzes – eine phantasievolle Flucht aus der erdrückenden Wirklichkeit. Denn Naturerscheinungen, nicht aber Personen sind ihre logischen ‚Helden‘. Das Grauen sollte originell sein – der Rückgriff auf alltägliche Mythen und Legenden mindert nur seine Wirkung.“|
Getreu diesem Credo schrieb Lovecraft sechzehn Jahre zuvor eine Geschichte, die wohl als die erste des |Cthulhu-Mythos| gelten muss.

|“Ich schreibe dies unter beträchtlicher geistiger Anspannung, (…) Wenn Du diese hastig hingekritzelten Seiten gelesen hast, magst Du zwar erahnen, aber nie gänzlich begreifen, warum ich das Vergessen oder den Tod suche.“| Dann schildert der Erzähler, was er als junger Seemann im ersten Weltkrieg erfahren musste. Er war der Gefangenschaft auf einem deutschen Kriegsschiff entkommen und irrte in einem kleinen Rettungsboot über den Pazifik. Als er eines Morgens erwachte, fand er sich mitsamt seinem Boot auf einem Eiland wieder – von den brausenden Wogen des Meeres war jedoch nichts mehr zu sehen oder zu hören. Die Ebene war von einem schwarzen, fauligen Morast überzogen, in den der junge Mann halb eingesunken war. Er verbrachte den Tag und die folgende Nacht in seinem Boot und bemerkte, dass die Hitze der Sonne den Boden so weit ausgetrocknet hatte, dass er sich auf eine Erkundungstour über dieses unheilvolle Eiland begeben konnte. Die Schrecken, die ihm nach einem mehrtägigen Weg über diese ungastliche Insel begegneten, trieben ihn in den Wahnsinn …

|“Ein Portrait Torquemadas“ – Christian von Aster (2002)|

Der deutsche Schriftsteller _[Christian von Aster]http://www.vonaster.de _betätigt sich in vielen Bereichen der Literatur. Zudem bereicherte er in der Vergangenheit einige Anthologien mit seinen Werken, darunter |“Yamasai – des Fürchterlichen fürchterlichstes Kind“| in „Die Saat des Cthulhu“ und |“Ein Portrait Torquemadas“| in „Der Cthulhu-Mythos 1973 – 2002“.
Von Asters Geschichte versetzt den |Cthulhu|-Mythos in die Gegenwart und bereichert ihn um einige zeitgenössische Verschwörungstheorien. Seine Erzählung erreichte bei einem |Cthulhu|-Schreibwettbewerb den ersten Platz.

Der Dominikanermönch Cajetanus sitzt am Krankenbett des Kunsthistorikers Felix Ney und blättert in dessen Aufzeichnungen. Dem Vatikan, in dessen Auftrag Cajetanus unterwegs ist, liegt nichts ferner, als dass diese Schriften an die Öffentlichkeit gelangen. Ney war offensichtlich bereits dem Wahnsinn verfallen, als er in der münchener Pinakothek ein Bild des florentinischen Malers Delcandini zerstörte.
Während der Dominikanermönch die Unterlagen durchsieht, kommt er einer Verschwörung auf die Spur, die seinen Glauben in den Grundfesten erschüttert …

_Über die Hörbuchproduktion_

Nachdem die Buchreihe „H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens“ (erschienen im |Festa|-Verlag) geradezu Kultstatus erlangt hat, war es abzusehen, dass die Werke des |Großmeisters der Angst| und die seiner getreuen Nachfolger als Ohrenschmaus mit Gänsehautgarantie aufbereitet werden. Für die gelungene Umsetzung zeichnen sich neben Lars Peter Lueg, dem Produzenten und Verlagsleiter von |LPL records|, die Regisseure Sven Hasper (die deutsche Stimme von Michael J. Fox und Christian Slater) und Oliver Rohrbeck (bekannt als |Justus Jonas| von den „drei ???“) verantwortlich. Die beiden waren u. a. auch für die deutsche Fassung der Filme „Sleepy Hollow“ und „The Game“ zuständig.

Frank Festa legte bereits bei seiner Buchreihe großen Wert darauf, die ungekürzte Fassung der Erzählungen in neuer Übersetzung zu veröffentlichen, wovon nun auch die Hörbücher der gleichnamigen Reihe profitieren.

Die Rolle des Erzählers übernimmt kein Geringerer als Joachim Kerzel – einer der besten Sprecher Deutschlands. Auf unnachahmliche Weise gelingt es ihm, die grauenerregende Atmosphäre der Geschichten einzufangen und dem geneigten Hörer einen eisigen Schauer über den Rücken laufen zu lassen. Das Grauen und der Wahnsinn nehmen beinahe eine leibhaftige Gestalt an.
Der Schauspieler Joachim Kerzel (* 1941 in Oberschlesien) ist heute überwiegend als Synchronsprecher und -regisseur tätig. Neben Jack Nicholson lieh er sein Stimme u. a. auch Robert DeNiro und Sir Anthony Hopkins. Die zahlreichen Bestseller-Lesungen und die Rolle des Erzählers in diversen Hörspielen und Hörbüchern brachten ihm einen rapide wachsenden Hörerkreis ein. Seine leidenschaftliche Arbeit an den Projekten ist Garant für eine |Gänsehaut für die Ohren|.

Durch dieses Hörbuch geleitet uns David Nathan, der mit einer ironisch distanzierten Stimme Howard Phillips Lovecraft seinem Grab entsteigen und wieder zum Leben erwachen lässt. Zwischen den einzelnen Erzählungen weiß er einige interessante Details über Lovecrafts Leben und die Geschichten zu berichten. Die Texte stammen allesamt aus der Feder von Lovecraft-Verleger Frank Festa und fügen sich mit den Geschichten nahtlos zu einem Ganzen zusammen.
David Nathan (* 1971) arbeitet als Regisseur und Synchronsprecher. Er ist u. a. die Synchronstimme von Johnny Depp und |Spike| (aus der TV-Serie „Buffy“), doch auch aus Werbung und Computerspielen ist seine Stimme nicht mehr wegzudenken.

Die Einleitung spricht Franziska Pigulla, die deutsche Stimme von Gillian Anderson (aus „Akte X“).

Für die passende musikalische Untermalung sorgt Andy Matern (|Sonic Piracy|). Die eigens für dieses Hörbuch komponierte Musik besticht durch ihre düstere Atmosphäre und lässt die abendlichen Schatten zu den ungeahnten Schrecken heranwachsen, die sich nachts in unseren Albträumen erheben.

Zu guter Letzt beinhaltet die letzte CD auch noch eine vierzehnminütige Hörprobe aus dem zweiten Hörbuch dieser Reihe, „Der Schatten über Innsmouth“, die dem geneigten Hörer Lust auf mehr macht.

|Umfang: 275 Minuten auf 4 CDs|

_Abschlussbetrachtungen_

Den absoluten Tiefpunkt bildet sicherlich die Geschichte von D. R. Smith. Der Versuch, das Pantheon der |Großen Alten| bis ins Kleinste aufzuschlüsseln, wie auch die Frechheit zu behaupten, dass ein Mensch den Kampf mit einem von ihnen unbeschadet überstehen könnte, überzeugen genauso wenig wie die Art der Erzählung selbst. Meines Erachtens hätte diese Unflätigkeit auch gerne in der Versenkung verschwinden können – aber es ist ja glücklicherweise die kürzeste Erzählung.

Die Geschichten von Lin Carter, Robert E. Howard und Christian von Aster passen nicht nur inhaltlich in den |Cthulhu-Mythos|, sie beinhalten auch eine ähnlich düstere Atmosphäre und wurden sicherlich äußerst gut gewählt.
Lin Carters Vollendung dieses Fragments verkörpert durchaus den Geist von H. P. Lovecrafts Horrorgeschichten. Man könnte fast meinen, die beiden hätten zusammen an diesem Werk gearbeitet – aber eben nur fast.
Robert E. Howard nimmt sich – ähnlich wie Lovecraft – viel Zeit, um in die Begebenheiten einzuführen. Er beruft sich auf Quellen und Legenden, die er näher erläutert und glaubhaft vermittelt, bevor sein Erzähler eigene Erfahrungen macht, die ihn schier in den Wahnsinn treiben. „Der Schwarze Stein“ ist eine sehr gelungene und atmosphärische Geschichte, die Lovecraft sicher gefallen hat.
Christian von Asters Geschichte hat mir – sieht man einmal von den beiden Geschichten |des Meisters| ab – allerdings am besten gefallen, wenn auch am Schluss der unausweichliche Wahnsinn, dem Lovecrafts Erzähler zumeist sehr nahe sind, fehlt. Dennoch vermittelt die Geschichte in makelloser Form einige andere Aspekte von Lovecrafts Geschichten – den Fatalismus und die Erkenntnis, dass es kein Entkommen gibt. Dass von Aster sich in seiner Geschichte durchaus bei anderen großen Autoren bedient (ich sehe da z. B. einige Aspekte aus „Der Club Dumas“ von Arturo Perez-Reverte), stört dabei überhaupt nicht.

Mit „Der Cthulhu-Mythos“ war der Startschuss zu einer äußerst gelungenen und durch Wissen um den Autor angereicherten Hörbuchreihe gegeben. Es folgten [„Der Schatten über Innsmouth“]http://www.buchwurm.info/book/anzeigen.php?id_book=424 sowie „Das Ding auf der Schwelle & Ratten im Gemäuer“. Leider ist Lovecrafts Lebenswerk nicht gerade umfangreich, doch es bietet noch genügend Erzählungen, um diese Reihe weiterzuführen. Vielen Dank an die Verantwortlichen!