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Diana Wynne Jones – Die Spielleute von Dalemark (Dalemark 1)

Versetzt Berge: die Magie der Musik

Das Königreich Dalemark ist seit Jahrhunderten gespalten. Nur fahrenden Spielleuten wie Clennen und seinen Kindern ist es gestattet, zwischen dem Süden und dem Norden hin und her zu reisen. Manchmal nehmen sie in ihrem Wagen auch Passagiere mit. Ein solcher ist Kialan, ein geheimnisvoller junger Mann, der der Familie nur Unglück zu bringen scheint. Als Clennen getötet wird, sind die Kinder in einer feindlichen Welt ganz auf sich alleine gestellt.

Die Autorin

Die Britin Diana Wynne Jones, geboren 1934, kannte Tolkien und C.S. Lewis und veröffentlichte ihren Debütroman „Changeover“ bereits 1970, also mit 36 Jahren. Bis 1975 suchte sie ihre eigene, originäre literarische Stimme und fand sie ab 1975 mit dem Dalemark-Quartett (s. u.). Die meisten Elemente sind traditioneller Fantasy wie etwa von Tolkien und C. S. Lewis verpflichtet, doch gibt es bereits eigenständige Ansätze, so etwa die Magie der Musik.

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Diana Wynne Jones – Die Merlin-Verschwörung

Roddy lebt im königlichen Troß, mit dem sie ununterbrochen durch ganz Blest unterwegs ist. Das ist notwendig, denn die Aufgabe des Königs ist es, das Reich auf diese Weise gesund zu erhalten. Eigentlich hat Rhoddy mit ihrem Vagabundendasein kein Problem, wenn nur nicht die Familie ihres besten Freundes Grundo so fürchterlich wäre! Kein Wunder, daß Sybils Mann vor ihr geflüchtet ist!
Im Augenblick ist der königliche Hof auf dem Weg zu einem offenbar recht kitzligen Treffen mit dem schottischen König. Alles wurde akribisch vorbereitet, alles scheint perfekt. Bis der Merlin bei der Begrüßung unerwarteter Weise sterbend zusammenbricht. Eine Zeit lang geht alles drunter und drüber, und die Lage beruhigt sich erst, als Maxwell Hyde, Rhoddys Großvater väterlicherseits und ein mächtiger Magide, mit einem Nachfolger für den Merlin auftaucht. Dieser Merlin scheint jedoch irgendwie seltsam, und schon bald sind Rhoddy und Grundo einer riesigen Verschwörung auf der Spur. Aber niemand, dem sie davon erzählen, will ihnen glauben…

Derweil begleitet Nick seinen Vater auf einen Schriftstellerkonferenz nach London. Eigentlich findet er das alles furchtbar langweilig, aber nur, bis er sich plötzlich unvermittelt auf einem Flugplatz wiederfindet. Von ein paar Männern in Wildlederanzügen wird er in ein fremdartiges Fluggerät verfrachtet und nach Marseille geflogen, wo er erfährt, daß er für die Sicherheit in einem Krickettspiel sorgen soll, bei dem der Thronfolger mitspielt! Noch fremdartiger wird es, als er sich in einem Tunnel unter dem Stadion einfach auf den Boden setzt, weil er keine Ahnung hat, was er eigentlich tun soll. Kaum hat er sich niedergelassen, findet er sich in einem fremdartigen Wald wieder, wo er eine der bemerkenswertesten Begegnungen seines Lebens hat. Und plötzlich steckt er mitten in einem gefährlichen Abenteuer…

Wer aufgrund des Buchtitels irgendeinen entfernten Handlungsfaden im Zusammenhang mit der Artus-Sage vermutet, liegt also völlig daneben. Oder sagen wir, ziemlich daneben, denn Bezüge dazu gibt es durchaus, zum Beispiel im Hinblick auf den weißen und den roten Drachen oder Rhoddys Großvater mütterlicherseits.
Abgesehen davon jedoch ist die Geschichte eigenständig.
Diana Wynne-Jones arbeitet mit diversen Parallelwelten. Insgesamt sind es vier, wenn man Romanows Insel nicht mitzählt.
Eine davon ist unsere Realität, in der Nicks Dad lebt. Natürlich nicht ganz, denn immerhin stammt Nick, der ebenfalls dort lebt, aus einer anderen Parallelwelt. Da unsere Realität aber nur zu Beginn kurz auftaucht, ist das nicht weiter von Belang.
Die Hauptwelt, in der sich der größte Teil der Handlung, vor allem das Komplott, abspielt, ist Rhoddys Welt, genannt Blest. Zunächst wirkt diese Welt ein wenig irritierend. Hier existieren Magie und Technik in schönster Eintracht. Roddys Dad zaubert mithilfe von Magie für den König mal eben den Regen weg und läßt die Sonne scheinen, während ihre Mutter an ihrem Laptop arbeitet. Übliche Fortbewegungsmittel sind ganz normale Busse und Autos, telefoniert wird dagegen auf magische Weise. Nebenbei hat die Autorin in diese Welt den stärksten mythischen Anteil einfließen lassen, von Hexenmagie über das Kleine Volk bis hin zum walisischen Totengott.
Die Welt der Plantagenets, in der Nick seinen seltsamen Wachdienst im Krikettstadion schiebt, führt ebenfalls eher ein Randdasein. Sie bleibt von der Ausgestaltung her ziemlich blaß, was auch daran liegen mag, daß Nick sich hauptsächlich unterm Stadion aufhält und mit den beteiligten Leuten nur wenig spricht. Allein die Schilder in den Fenstern der Restaurants bringen ein wenig Farbe in diese Stelle, wahrscheinlich ein augenzwinkernder Seitenhieb auf französische Aussprache. Im übrigen dient diese Welt hauptsächlich der Vorbereitung auf die Figur Romanows.
Zuletzt wäre da noch Loggia, so benannt nach ihrem balkonartigen Aufbau innerhalb einer Schlucht. Obwohl Nick sich dort nicht länger aufhält als in der Welt Plantagenet, ist Loggia etwas ausführlicher und lebendiger beschrieben. Dennoch erhält der Leser auch hier nur einen Überblick, ins Detail geht die Autorin nicht.

Ihr Hauptaugenmerk liegt auf der Handlung. Und die ist leider etwas wirr geraten.
Das liegt nicht unbedingt daran, daß wir es hier mit verschiedenen Welten zu tun haben, sondern eher daran, daß die Autorin mit ihren Erklärungen äußerst sparsam umgeht. So steht der Leser zunächst mal etwas irritiert vor einer Handlung, die mit englischen Ortsbegriffen gespickt ist, aber ganz deutlich in keinem irgendwie bekannten England spielt! Der Mix aus Technik und Magie und das Umherziehen des Königs tragen ebenfalls ihr Teil dazu bei. Es dauert ein wenig, bis man sich eingelesen hat.
Auch als mit Nicks Auftauchen klar wird, daß es sich um Parallelwelten handelt, bleibt die Sache etwas konfus. So bin ich mir zum Beispiel nicht wirklich sicher, ob Nicks Dad ebenfalls von diesen Parallelwelten weiß, oder ob er nur deshalb Maxwell Hyde mit der Suche nach seinem Sohn beauftragt hat, weil der gerade neben ihm stand, als sein Sohn verschwand.
Damit sind wir schon beim nächsten Punkt. Die Autorin macht sich nicht die Mühe zu erklären, was ein Magide ist oder was er tut. Das wird dem Leser erst mit fortschreitender Lektüre klar, als Maxwell Hyde immer häufiger auftaucht. Auch erfährt der Leser nicht, um was für Geschöpfe es sich eigentlich bei den durchsichtigen Wesen handelt, die Rhoddy das erste Mal im Haus ihrer Großmutter auf ihrem Bett sitzen sieht.
Die Ortswechsel von Nick sind ebenfalls sehr unpräzise dargestellt. Einerseits sagt Nick, er könnte nicht allein von einer Welt in die andere wechseln, andererseits erzählt er nur wenige Absätze später, sein erster Wechsel zwischen den Welten sei ihm in einem Hotel gelungen! Falls die Autorin damit meinte, daß Nick einen solchen Wechsel nur unbewußt zustande bringt, dann hätte sie dies vielleicht erwähnen sollen.

Ein Knackpunkt ist auch Romanows Insel. Die Männer, mit denen Nick das Stadion bewacht hat, erwähnten, er hätte sich die Insel aus verschiedenen Welten und Zeiten zusammengebastelt und sich dort versteckt, damit ihn niemand finden könnte, vor allem nicht seine Ex-Frau. Nick findet ihn aber ohne größere Schwierigkeiten, nachdem er auf den Wegen zwischen den Welten drei Hilfesuchenden weitergeholfen hat. Nun mag man einwenden, daß Romanow bei ihrem Gespräch im Stadion Nick ja sozusagen eingeladen habe, der Trick also nur bei Feinden wirke. Dann frage ich mich aber, wie der Gebetsmeister aus Loggia es dorthin geschafft hat, noch dazu mit einem Fluggerät! Und wenn der es geschafft hat, warum hat Romanows Ex-Frau es dann nicht geschafft?
Und dann ist da auch noch das Problem mit der Zeit: Romanows Insel befindet sich im Verhältnis zu den anderen Welten zehn Jahre in der Vergangenheit. Als Nick in Loggia zum ersten Mal auf Joel und Japheth trifft, sind sie noch Kinder, kleiner als er. Beim Showdown sind sie bereits erwachsen. Nick ist dagegen immer noch vierzehn. – Nun hat Nick ja, nachdem Joel und Japheth von Romanows Insel verschwunden sind, noch einige Zeit dort verbracht. Und wenn man davon ausgeht, daß die Zeit an diesem besonderen Ort womöglich anders verläuft als anderswo, dann wäre es ja möglich, daß er nicht so sehr gealtert ist wie die beiden anderen Jungen. Seltsamerweise aber ist Grundos Schwester Alicia zum Zeitpunkt des Showdowns ebenfalls noch ein Kind!
Da fallen Unwahrscheinlichkeiten – zum Beispiel, daß der walisische Totengott mit einer Menschenfrau verheiratet war und eine Tochter und eine Enkelin hat – kaum noch ins Gewicht!

Das Erstaunliche an alledem ist, daß das Buch trotzdem unterhaltsam war. Nachdem sich zumindest ein Teil der Wirrnisse durch geduldiges Weiterlesen geklärt hatte, kam die Geschichte in Fahrt und gewann an Farbe. Dazu trugen nicht nur eigenwillige Tiere wie Helga, die Ziege, und Mini, die Elefantendame, bei, sondern auch die teilweise recht schrägen Charaktere, zum Beispiel Rhoddys Großmutter, ihre Zwillingscousinen oder ihre Tante Dora. Auch Maxwell Hyde gibt Anlaß zum Schmunzeln, wenn er sturzbetrunken zwischen den Welten unterwegs ist. Die übrigen Personen wirken eher etwas klischeehaft: Romanow ist der starke Mann, Sibyl die unerträgliche Schreckschraube, Nick der unfreiwillige Held und Rhoddy die weltrettende Kratzbürste. Das macht sie aber nicht weniger sympatisch. Wenn Nick wieder einmal frisch aufgewacht ist und sich bis zu seinem Kaffee wie eine totale Tranfunzel benimmt, hat er garantiert sämtliche Morgenmuffel auf seiner Seite!

Mit der „Merlin Verschwörung“ hat die Autorin ein Buch geschrieben, das durchaus interessante Ideen und eine vielversprechende Handlung vorweisen kann, die kurzweilig erzählt ist und gegen Ende zunehmend spannend wird. Nur die Ausführung hätte an einigen Stellen noch etwas präziser und detaillierter sein können. Das hätte sowohl den Einstieg erleichtert als auch einige Knackpunkte zutage gebracht, die so vielleicht vermieden worden wären.
Andererseits ist das Buch für eine Leserschaft von zwölf bis vierzehn Jahren geschrieben, und ich bin mir nicht sicher, ob für so junge Leser die Zeitproblematik überhaupt eine ist.
Wie auch immer man es dreht und wendet, das Buch hat ein wenig von seinem Potential verschenkt. Der Dalemark-Zyklus war besser durchdacht und sauberer aufgebaut.

Diana Wynne Jones lebt mit ihrer Familie in Bristol und gilt als die bedeutendste Jugendbuchautorin Groß-Britanniens. Viele ihrer Bücher erhielten angesehene Preise, u.a. den World Fantasy Award und den Guardian Award, wurden aber nicht alle ins Deutsche übersetzt. Außer dem Dalemark-Zyklus schrieb sie „Eine Frage der Balance“, „Einmal Zaubern – Touristenklasse“, und den Kinderbuch-Zyklus Die Welt des Crestomanci.

Taschenbuch 576 Seiten
Originaltitel: The Merlin-Conspiracy
Deutsch von Gabriele Haefs
ISBN-13: 978-3-404-20442-7

https://www.carlsen.de/?gclid=EAIaIQobChMI0O6uhMX63wIVTIuyCh115QFmEAAYASAAEgJLFvD_BwE/

Der Autor vergibt: (4.0/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (No Ratings Yet)

Diana Wynne Jones – Die Krone von Dalemark (Dalemark 4)

Dalemark-Zyklus

Band 1: Die Spielleute von Dalemark“
Band 2: Die heiligen Inseln“
Band3: Der Fluss der Seelen“
Band 4: „Die Krone von Dalemark“

Im vierten Band des Dalemark-Zyklus „Die Krone von Dalemark“ geht es um die dritte Hauptperson, ein Mädchen namens Maewen. Aber auch die anderen Charaktere, die uns bisher begegnet sind, tauchen hier wieder auf, sodaß alle Vorgeschichten jetzt am selben Punkt zusammengeführt sind.

Mitt ist im Norden angekommen. Aber entgegen seiner Hoffnungen hat er den Ärger mit den Grafen nicht hinter sich. Er soll für die Gräfin von Aberath und den Graf von Hannart ein junges Mädchen beseitigen. Sie heißt Noreth und glaubt, daß der Eine ihr Vater und sie selbst dazu bestimmt ist, Königin von ganz Dalemark zu werden. Mitt ist von diesem Auftrag gar nicht begeistert, doch der Graf und die Gräfin haben Hildy und Ynen in der Hand. Also macht Mitt sich schweren Herzens auf den Weg. Kaum hat er Noreth kennengelernt, da weiß er erst recht, daß er sie weder umbringen will noch kann…
Maewen ist bei ihrem Vater zu Besuch in Karnsburg. Ihr Vater arbeitet im Tannoreth-Palast, einem riesigen Museum. Maewen darf sich dort alles ansehen. Eines Tages trifft sie einen der Museumsangestellten, der gerade ein kostbares Stück aus einer Vitrine nimmt. Weil gleichzeitig sein Funkgerät piepst, bittet er Maewen, es zu ihrem Vater zu bringen. Kaum hat Maewen die Figur berührt, als Nebel sie einhüllt. Maewen findet sich in einer völlig fremden Welt wieder und unter völlig fremden Menschen. Es dauert lange, bis sie merkt, daß sie in der Vergangenheit gelandet ist, und nicht nur das. Unter ihren Begleitern befinden sich ein junger Barde, der eine ganz außergewöhnliche Quidder trägt, ein Mann namens Wend, der genau wie der Museumsangestellte aussieht, und ein junger Bursche, der sie offenbar kennt, und sie weiß nicht woher. Außerdem ist sie auch noch die Anführerin, dabei weiß sie gar nicht, worum es geht. Und zu allem Übel hört sie auch noch eine körperlose Stimme. Maewen fühlt sich gar nicht wohl in ihrer Haut, weiß aber, daß sie nicht umkehren kann, bevor sie – was auch immer – durchgestanden hat…

Diesmal herrschen wieder zwei Erzählstränge vor, der eine aus Sicht von Mitt, der andere aus Sicht von Maewen. Charakterliche Entwicklung tritt bei diesem letzten Band jedoch eher in den Hintergrund. Mitt und Moril sind da schon durch, und Maewen wächst ziemlich schnell in ihre Rolle hinein. So verschiebt sich die Gewichtung ein wenig mehr Richtung Handlung, die zum einen von Politik, zum anderen vom Kampf gegen Kankredin beherrscht wird.
Die Grafen wollen ihre Selbstständigkeit natürlich nur ungern aufgeben. Das ist aber nicht der einzige Grund, warum der Graf von Hannart und die Gräfin von Aberath Mitt auf Noreth angesetzt haben. Und sie sind ja auch nicht die einzigen Grafen.
Die politischen Zwistigkeiten setzen sich bis in die Gruppe um Maewen fort, die aus Nord- und Südländern besteht. Streit scheint vorprogrammiert. Selbst Wend, der von politischen Angelegenheiten großteils unberührt zu bleiben scheint, hat ganz offensichtlich eine Aversion gegen Mitt. Das macht Maewen zusätzliche Schwierigkeiten.
Die körperlose Stimme, die Maewen zunächst an ihrem Verstand zweifeln läßt, ist eindeutig die eines Unvergänglichen. Obwohl sie Maewen Ratschläge erteilt, fühlt diese sich von ihr eher verunsichert. Sie versucht, so wenig wie möglich allein zu sein, denn die Stimme spricht nur, wenn sie allein ist. Zumindest scheint es so…

Zusätzlich zur bereits bekannten Magie der Quidder und der Unvergänglichen kommen hier noch einige magische Artefakte, die die Abstammung vom Adon, dem letzten König Dalemarks, anzeigen. Diese sind über ganz Norddalemark verstreut, sodaß die Gruppe ständig von einem Ende zum anderen unterwegs ist. Diesmal hätte ich mir zum ersten Mal eine Karte gewünscht, denn hier häufen sich die Ortsnamen und Richtungen doch ziemlich. Leider gibt es keine.
Das Erzähltempo nimmt zum Ende hin etwas zu, erreicht aber nicht den Schwung und die Spannung, die der dritte Band bietet. Auch hier zeigt sich wieder, daß Action zugunsten von Köpfchen eher im Hintergrund steht. Der eigentliche Kampf gegen Kankredin nimmt überraschend wenig Raum ein.
Das letzte Kapitel des Buches ist sehr kurz, man könnte es fast als Epilog bezeichnen, und läßt das Ende letztlich offen. Für eine weitere Fortsetzung? Der vierte Band kam 1993 heraus. Schon ne ganze Weile her. Andererseits lagen zwischen den ersten drei Bänden, die im Abstand von je zwei Jahren entstanden, und dem vierten Band auch vierzehn Jahre Pause.

Insgesamt betrachtet fand ich den Zyklus durchaus gelungen, auch wenn der vierte Band nicht ganz hielt, was ich mir nach dem dritten erhofft hatte. Von kleinen Logikfehlern abgesehen hat Diana Wynne Jones eine interessante Welt erschaffen mit Charakteren, die echt und glaubwürdig wirken, und einem Rahmen, der durch den von der Vergangenheit bis in die Zukunft reichenden Bogen fast epische Ausmaße annimmt. Für Jugendliche mit einem Faible für Fantasy auf jeden Fall zu empfehlen, aber auch für Erwachsene, die es nicht immer hochgradig kompliziert und vielschichtig brauchen.

Diana Wynne Jones lebt mit ihrer Familie in Bristol und gilt als die bedeutendste Jugendbuchautorin Groß-Britanniens. Viele ihrer Bücher erhielten angesehene Preise, u.a. den World Fantasy Award und den Guardian Award, wurden aber nicht alle ins Deutsche übersetzt. Unter anderem schrieb sie „Eine Frage der Balance“, „Einmal Zaubern – Touristenklasse“, und den Kinderbuch-Zyklus Die Welt des Crestomanci, zu dem nächstes Jahr unter dem Titel „Conrad’s Fate“ ein weiterer Band erscheinen soll.

Taschenbuch 510 Seiten
ISBN-13: 978-3-404-20468-7

http://www.luebbe.de/

Der Autor vergibt: (4.5/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (No Ratings Yet)

Diana Wynne Jones – Der Fluss der Seelen (Dalemark 3)

Dalemark-Zyklus

Band 1: Die Spielleute von Dalemark“
Band 2: Die heiligen Inseln“
Band3: „Der Fluss der Seelen“

„Der Fluß der Seelen“, der dritte Band des Dalemark-Zyklus, fällt ein wenig aus der Reihe. Er erzählt von einer Zeit, die noch vor den Legenden liegt, die Moril und die Barden in ihren Balladen singen.

Tanaqui und ihre Geschwister haben es nicht leicht. Sie wachsen ohne Mutter auf, die Leute im Dorf mögen sie nicht besonders, und dann kommen auch noch Soldaten und holen die Männer des Dorfes in den Krieg gegen die Heiden, die vom Meer heraufdrängen, um dort zu siedeln. Auch Tanaquis Vater und ihr ältester Bruder Gull folgen dem Heer in den Krieg. Der Vater fällt, und als Gull aus dem Krieg zurückkommt, ist er seltsam verändert. Der Onkel, der ihn zurückbringt, meint, das läge daran, daß die Zauberer ihn mit einem Zauber belegt hätten.
Die Dörfler sind inzwischen der Meinung, daß auch Tanaquis Familie zu den heidnischen Zauberern gehöre, weil sie genauso aussehen. Tanaqui und ihre Geschwister fliehen den Strom hinunter. Die Fahrt ist mühselig, führt in feindliches Gebiet, und Gull geht es immer schlechter. Als sie das Meer erreichen ist auch Robin krank. Dort angekommen stellen sie allerdings fest, daß nicht die Heiden ihr eigentlicher Feind sind…

Außergewöhnlich ist an diesem Teil der Geschichte nicht nur, daß er in der fernen Vergangenheit spielt, was sich erst allmählich herauskristallisiert, sondern auch, daß er als einziger der vier in der Ich-Form geschrieben ist. Die Erzählerin ist Tanaqui, das zweitjüngste der Geschwister. Auch Tanaqui selbst fällt ein wenig aus der Rolle, sie ist die einzige, die nicht nach einem Vogel benannt ist.
Obwohl Tanaqui erzählt, liegt das Hauptaugenmerk nicht so eindeutig auf ihr, wie es bei den vorigen Bänden mit Moril und Mitt der Fall war. Die Gewichtung ist eher gleichmäßig auf Tanaqui, ihren zweiten Bruder Hern und den jüngsten Bruder Entchen verteilt. Im Verlauf der Handlung stellt sich heraus, daß an jedem dieser drei etwas Besonderes ist. Das gilt im Grunde auch für Gull und die älteste Schwester Robin, doch durch ihre Krankheiten sind sie nur eingeschränkt oder gar nicht handlungsfähig und deshalb für die Entwicklung der Geschichte weniger ausschlaggebend.
Auch in diesem Buch nimmt die Entwicklung der Charaktere viel Raum ein, wenn auch auf eine etwas andere Art. Hier ist es weniger das Erwachsenwerden, sondern das Hineinwachsen in bestimmte Aufgaben. So stellt sich schon bald heraus, daß Hern derjenige mit der größten Durchsetzungskraft ist, und der kleine Bruder Entchen zeigt spätestens am Seelennetz deutlich seine Anlagen zur Magie. Bei Tanaqui ist die Entwicklung logischerweise am deutlichsten, da sie die Erzählerin ist.

Dreh- und Angelpunkt dieses Bandes sind jedoch die Unvergänglichen. Die Abbilder dreier von ihnen begleiten die Kinder auf ihrer Reise, in deren Verlauf allmählich deutlich wird, wer und was die Unvergänglichen eigentlich sind. Daraus erklären sich im selben Zug auch die besonderen Fähigkeiten der Kinder. Zwangsläufig ist dieser Band derjenige, der am stärksten von Magie geprägt ist. Am deutlichsten zeigt sich diese in Entchens Flötenspiel und Tanaquis Weberei. Tanaqui webt nicht einfach nur irgendeinen Mantel. Indem sie ihre Erlebnisse, Gedanken und Überlegungen hineinwebt, webt sie einen Zaubermantel, ein magisches Artefakt, das durch seine Wirkung beinahe ein Eigenleben besitzt.

Die Beziehung zu den vorigen beiden Bänden war aufgrund des zeitlichen Abstands nicht einfach so in den Text der Erzählung einflechtbar, weshalb die Autorin ihn durch ein Nachwort hergestellt hat. Auch wird an dieser Stelle das Glossar interessant. Nicht alle Informationen, die dort erklärt sind, hat die Autorin im Kontext untergebracht. Verständnisschwierigkeiten ergeben sich deshalb aber nicht.

Der dritte Band war bisher eindeutig der komplexeste. Man kann zwar nicht sagen, daß in Bezug auf die Magie wirklich ins Detail gegangen wurde, doch es begegnen dem Leser gelegentlich Mehrdeutigkeiten – für die ist das Glossar gut – und Überlappungen von sichtbarer und unsichtbarer Welt, die seine Vorgänger nicht hatten. So ist der große Strom viel mehr als einfach nur ein Fluß, genau wie Tanaquis Mantel nicht einfach nur ein Mantel ist.
Er war auch der spannendste bisher. Das Ende ist zwar nicht in dem Sinn offen, denn es gibt ja das Nachwort, doch Tanaquis eigene Erzählung endet vor der letzten, endgültigen Entscheidung. Was nur logisch ist, denn an dieser Stelle ist sie fertig mit Weben.
Abgeschlossen kann man also auch diesen Band nicht wirklich nennen, denn auch ihm würde, wenn man ihn einzeln läse, etwas fehlen, auch wenn die eigentliche Geschichte zuende ist. Das geht schon aus dem Nachwort hervor, das ganz eindeutig einen Bezug herstellt zu den vorangehenden Bänden, und für jemanden, der diese nicht gelesen hat, eine Menge Fragen aufwerfen würde.
Und auch nach drei Bänden aufzuhören, ist nicht drin, denn es fehlt noch der entscheidende letzte Teil, der alle anderen zusammenfügt. Das wäre, wie nach einem Aufstieg von 2000 Metern 500 Meter unter dem Gipfel umzudrehen. Wer bis hierher gelesen hat, kommt um den vierten Band einfach nicht mehr drumrum.

Diana Wynne Jones lebt mit ihrer Familie in Bristol und gilt als die bedeutendste Jugendbuchautorin Groß-Britanniens. Viele ihrer Bücher erhielten angesehene Preise, u.a. den World Fantasy Award und den Guardian Award, wurden aber nicht alle ins Deutsche übersetzt. Unter anderem schrieb sie „Eine Frage der Balance“, „Einmal Zaubern – Touristenklasse“, und den Kinderbuch-Zyklus Die Welt des Crestomanci, zu dem nächstes Jahr unter dem Titel „Conrad’s Fate“ ein weiterer Band erscheinen soll.

Taschenbuch 335 Seiten
ISBN-13: 978-3-404-20463-2

http://www.luebbe.de/

Der Autor vergibt: (5.0/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (No Ratings Yet)

Diana Wynne Jones – Die heiligen Inseln (Dalemark 2)

Dalemark-Zyklus

Band 1: Die Spielleute von Dalemark“
Band 2: „Die heiligen Inseln“

Der zweite Band des Dalemark-Zyklus erzählt hauptsächlich die Geschichte von Mitt, einem Jungen aus der südlichen Grafschaft Holand, ebenfalls eine der Hauptpersonen des Zyklus.

Mitt ist auf einem Bauernhof nahe bei Holand geboren und verbringt dort eine behütete und frohe Kindheit. Bis sich eines Tages ein Steuereintreiber auf den Schlips getreten fühlt. Plötzlich steigt die Pacht so hoch, daß die Familie bankrott geht. Der Vater geht in die Stadt, um dort Arbeit zu suchen, und als die Mutter den Hof schließlich nicht mehr halten kann, folgt sie ihm.
Eines Tages kommt der Vater nicht mehr nach Hause. Aufständische haben einen Vorratsspeicher des Herzogs angezündet, wurden aber verraten. Mitt muß sich und seine Mutter, die zwar Geld verdient, aber nicht damit umgehen kann, über die Runden bringen. Gleichzeitig will er sich an den Rebellen rächen, die seinen Vater verraten haben. Doch alles kommt ganz anders. Unversehens findet Mitt sich auf einer halsbrecherischen Flucht wieder…
Parallel dazu handelt die Erzählung von Hildrida Navistochter, einer Enkelin des Grafen, und ihrem Bruder. Hildy, wie sie genannt wird, ist ein Wildfang und Sturkopf. Weil ihr Vater die Verlobung nicht lösen will, die ihr Großvater für sie eingegangen ist, reißt sie aus, zusammen mit ihrem Bruder Ynen, und geht einfach Segeln. Und zwar mit Ynens Yacht, der „Straße des Windes“, genau dem Boot, auf dem Mitt sich vor seinen Verfolgern versteckt…

Der zweite Band ist um einiges länger als der erste. Das Schriftbild ist auf „normale“ Druckgröße geschrumpft, außerdem hat er gute fünfzig Seiten mehr.
Hier kommt der Jugendbuchcharakter schon nicht mehr so deutlich raus wie beim ersten Band. Die Sätze sind immer noch relativ kurz und einfach gehalten, doch der Handlungsstrang verläuft über weite Strecken geteilt, und die Handlung hat deutlich mehr Bewegung als im ersten Band, ohne dabei actionlastig zu werden. So bleibt auch hier wieder genug Raum für die Entwicklung der Charaktere.
Das Hauptaugenmerk liegt wie gesagt auf Mitt, dem Straßenjungen vom Hafen. Wie Moril im ersten Band wird auch Mitt in eine Auseinandersetzung mit sich selbst hineingezwungen. Daß er nicht so reagiert, wie er es von sich selbst erwartet, verwirrt ihn. Außerdem sind da diese beiden adligen Gören auf dem Boot, mit denen er sich erst noch zusammenraufen muß, was im Hinblick auf Hildys zickigen Charakter gar nicht so einfach ist. Und als es endlich so aussieht, als hätten sie es geschafft, kommt der Störenfried Al dazwischen. Mitt kann von Glück sagen, daß er beim Alten Ammet einen Stein im Brett hat.

Die Figuren des Alten Ammet und Libby Bier stehen in diesem Band für den magischen Teil der Handlung. Mit ihnen sind die Bräuche des Seefest verbunden, die strikt eingehalten werden, auch wenn kein Mensch mehr weiß, was es eigentlich damit auf sich hat. Beide Figuren gelten als Glücksbringer, wie ein vierblättriges Kleeblatt oder ein Hufeisen. Daß viel, viel mehr dahinter steckt, erfährt Mitt erst, als sie die heiligen Inseln erreichen, denn dort leben die Angehörigen des letzten Volkes, das weiß, wer die beiden wirklich sind, und was sie vermögen. So kommt es, daß Mitt vom Inselvolk, vom Alten Ammet und Libby Bier ein Geschenk erhält, das der Quidder Morils und ihrer Magie in nichts nachsteht.

Auch dieser Band gilt als in sich abgeschlossen, und auch diesmal kann ich dem nur unter Vorbehalt zustimmen. Denn obwohl Mitts Flucht am Ende des Buches ebenfalls zu Ende ist, spürt man deutlich, daß etwas fehlt. Hat Mitt die Gabe der Inseln wirklich nur erhalten, um den Norden Dalemarks zu erreichen? Das erschiene mir überdimensioniert. Auch zeigt die Tatsache, daß im zweiten Band Geschehnisse aus dem ersten aus anderer Sicht erwähnt werden, deutlich den übergreifenden Zusammenhang, was eine Menge loser Handlungsfäden bedeuten würde. Die Bücher einzeln für sich zu lesen, heißt sie aus dem Zusammenhang herauszureißen und ihnen damit einen Großteils ihres Flairs zu nehmen.
Dieses Flair besitzen sie auf jeden Fall. Erwachsene mögen sie gelegentlich etwas vorhersehbar finden, aber das kann man auch von anderen Büchern behaupten, und wer Jugendliteratur liest, muß damit rechnen, daß sie vielleicht nicht ganz so scharf geschliffen ist.

Trotzdem kann man auch für den zweiten Band getrost eine Empfehlung aussprechen. Die Autorin hat sich hier durchaus gesteigert. Beide Bände haben einen soliden Grundstein für eine Weiterentwicklung gelegt, die Charaktere sind glaubwürdig, ihr Denken und Handeln nachvollziehbar. Die Handlung bietet genug Bewegung, um nicht langweilig zu werden, und läßt auch am Ende genug Rätsel offen, um die weiteren Bände damit zu füllen. Hier aufzuhören, wäre schade.

Diana Wynne Jones lebt mit ihrer Familie in Bristol und gilt als die bedeutendste Jugendbuchautorin Groß-Britanniens. Viele ihrer Bücher erhielten angesehene Preise, u.a. den World Fantasy Award und den Guardian Awar, wurden aber nicht alle ins Deutsche übersetzt. Unter anderem schrieb sie „Eine Frage der Balance“, „Einmal Zaubern – Touristenklasse“, und den Kinderbuch-Zyklus Die Welt des Crestomanci, zu dem nächstes Jahr unter dem Titel „Conrad’s Fate“ ein weiterer Band erscheinen soll.

Taschenbuch 366 Seiten
ISBN-13: 978-3-404-20452-6

http://www.luebbe.de/

Der Autor vergibt: (4.5/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (No Ratings Yet)

Diana Wynne Jones – Die Spielleute von Dalemark (Dalemark 1)

Dalemark-Zyklus

Band 1: „Die Spielleute von Dalemark“

„Die Spielleute von Dalemark“ ist der erste Band von Diana Wynne Jones‘ Dalemark-Zyklus. Er erzählt die Geschichte von Moril, einer der drei Hauptfiguren des Zyklus.

Moril ist ein elfjähriger Rotschopf, der mit seinen Eltern, seinem Bruder und seiner Schwester durch die Lande zieht. Die Lande bestehen in diesem Fall aus vielen verschiedenen Grafschaften, die miteinander rivalisieren oder richtig verfeindet sind. Vor allem aber stehen sich Nord und Süd feindlich gegenüber, und nur Leute mit Freibriefen dürfen die Grenze zwischen den nördlichen und südlichen Grafschaften Dalemarks überschreiten. Solche Freibriefe erhalten in der Regel nur Barden, und Morils Vater Clennen ist einer davon.

Clennens Familie lebt aber nicht nur von ihren Auftritten in den Dörfern und Städten, sie nimmt gelegentlich auch Leute mit. So auch den jungen Kialan, den Moril und seine Schwester Brid überhaupt nicht leiden können. Tatsächlich scheint es, als bringe Kialan Unglück! Clennen wird ermordet, und Morils Mutter Lenina zieht schnurstracks in die nächste Stadt, um dort zu bleiben. Die Kinder reißen aus, um Kialan auf eigene Faust in den Norden zu bringen. Diese Reise bringt eine Menge Überraschungen und Gefahren mit sich …

Was mich gleich als Allererstes an dem Buch überraschte, war das große Schriftbild. Es erinnert an ein Buch für 12-Jährige. Tatsächlich schreibt die Autorin hauptsächlich Kinder- und Jugendbücher. Den |Dalemark|-Zyklus würde ich unter „Jugendbücher“ einordnen, allerdings sollte man Jugendbücher nie unterschätzen, was auch „Das Elfenportal“ von Herbie Brennan beweist, von „Harry Potter“ ganz zu schweigen.

Dem ersten Band merkt man das Jugendbuch noch am deutlichsten an. Er ist der Kürzeste der vier, nicht nur wegen der größeren Schrift, sondern auch der Seitenzahl nach. Die Handlung verläuft einfach und linear, sie ist zwar nicht in der Ich-Form erzählt, aber konsequent aus Morils Sicht. So genannte Action gibt es so gut wie keine, erst gegen Ende kommt mehr Bewegung in die Handlung, und damit auch steigende Spannung.

Im Übrigen liegt das Hauptaugenmerk auf den Charakteren: auf der Entwicklung des Verhältnisses von Moril, Brid und Kialan, und vor allem auch auf der Entwicklung von Moril selbst. Der Verlust des Vaters zwingt ihn und seine Geschwister zum ersten Mal in ihrem Leben zu selbstständigem Handeln. Außerdem erfährt Moril eine Menge Neues und Unerwartetes, was ihn zu einer Auseinandersetzung mit sich selbst zwingt. Und dann ist da natürlich noch die Quidder.

Die Quidder ist ein Saiteninstrument, ähnlich einer Laute. Die Barden begleiten sich damit, wenn sie singen. Als Clennen stirbt, vermacht er Moril seine große Tenor-Quidder. Er hat sie von seinem Vater geerbt, der sie von seinem Vater geerbt hat, und laut Clennen geht das Instrument auf Osfameron zurück, den berühmten Barden, von dem Clennen abstammen soll. Moril glaubt zuerst nicht daran, doch schon bald merkt er, dass bei diesem Instrument einiges sehr sonderbar ist.

Verbunden mit der Quidder und dem Beruf des Barden ist auch das Erzählen von Sagen aus der Vergangenheit. Diese Sagen sind voller Abenteuer und Magie, und die Quidder ist eng damit verwoben, denn Osfameron ist eine der Sagengestalten, nicht nur ein Barde, sondern auch ein Magier. Und nun hat Moril Osfamerons Quidder geerbt und muss lernen, damit umzugehen. Viel Zeit hat er nicht.

Erwachsene Leser werden sich bei der Lektüre vielleicht an kleinen Logikfehlern stören. So erklärt Kialan an einer Stelle, er hätte zuerst nicht geglaubt, dass Clennen Clennen sei, obwohl er kurz vorher noch davon gesprochen hat, er erinnere sich an Dagner, als sie noch Kinder gewesen seien. Doch das waren Kleinigkeiten, für die man passende Antworten konstruieren könnte, wenn man sich denn die Mühe machen möchte, insofern störten sie mich nicht sonderlich.

Sprachlich ist „Die Spielleute von Dalemark“ sehr einfach geschrieben, die Sätze sind relativ kurz und unkompliziert. Stimmungen, Gefühle, Gedanken und Beschreibungen von Landschaft und Leuten sind aber durchaus klar und deutlich gezeichnet und kommen gut rüber. Das Lektorat hat trotzdem wieder einige Schnitzer übersehen. Bei der relativen Kürze des Buches sollte das besser gehen. Daran muss Bastei Lübbe noch arbeiten.

Das Buch wird als in sich abgeschlossen bezeichnet. Dem kann ich nur bedingt zustimmen, insofern, als die Handlung zumindest nicht mittendrin aufhört. Genau genommen ist der erste Band aber nur die Einleitung, der noch jede Menge folgt. Wer nach dem ersten Band aufhört zu lesen, hat das Gefühl: Ganz nett, aber war’s das schon?

Tatsächlich werden in den folgenden Bänden die Handlungsfäden, die im ersten Band angelegt wurden, weitergesponnen und machen die Geschichte erst richtig interessant. Wäre der Zyklus kein Jugendbuch, wäre es vielleicht gar kein Zyklus geworden, sondern ein einziger Roman eben mit den ca. 1000 Seiten, die die vier Bände zusammenbringen. Jedem Erwachsenen, der die Geschichte lesen will, würde ich deshalb empfehlen, sie am Stück zu lesen, ohne größere Pausen. Das ist nicht weiter schwierig. Ein geübter Leser schafft den ersten Band locker in weniger als einem halben Tag. Die Folgebände gehen nicht mehr ganz so flott, wer aber den Zyklus als Einheit sieht und in einem Zug durchliest, profitiert davon im Hinblick auf Zusammenhang und Lebendigkeit, und dann ist der Zyklus durchaus auch etwas für Erwachsene.

Diana Wynne Jones lebt mit ihrer Familie in Bristol und gilt als die bedeutendste Jugendbuchautorin Großbritanniens. Viele ihrer Bücher erhielten angesehene Preise, u. a. den World Fantasy Award und den Guardian Award, wurden aber nicht alle ins Deutsche übersetzt. Unter anderem schrieb sie „Eine Frage der Balance“, „Einmal Zaubern – Touristenklasse“, und den Kinderbuch-Zyklus Die Welt des Crestomanci, zu dem nächstes Jahr unter dem Titel „Conrad’s Fate“ ein weiterer Band erscheinen soll.

ISBN-13: 978-3-404-20442-7

http://www.luebbe.de/

Der Autor vergibt: (4.0/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (No Ratings Yet)