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[NEWS] David Wellington – Die letzte Astronautin

Sally Jansen war einst die wichtigste Astronautin der NASA, bis ihre Mission zum Mars in einer Katastrophe endete. Inzwischen hat sie sich zur Ruhe gesetzt. Doch als ein riesiges außerirdisches Objekt ins Sonnensystem eindringt und bedrohlich die Erde umkreist, bleibt der NASA nur eine Möglichkeit: Sie muss Sally Jansen überzeugen, in den Weltraum zurückzukehren. Widerwillig lässt sie sich darauf ein in der Hoffnung, etwas von ihrem damaligen Versagen wiedergutmachen zu können. Doch bald stellt sich heraus, dass es um weit mehr geht, als es scheint. Als sie erkennt, welches Geheimnis sich hinter dem Objekt verbirgt, wird ihr bewusst, dass das Schicksal der Menschen in ihren Händen liegt … (Verlagsinfo)


Broschiert: 480 Seiten
Piper

Wellington, David – Vergeltung der Vampire

_|Laura Caxton|:_

01 [„Der letzte Vampir“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=4613
02 [„Krieg der Vampire“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5894
03 [„Vampirfeuer“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6230
04 _“Vergeltung der Vampire“_
05 „32 Fangs“ (noch ohne dt. Titel)

_Laura Caxton sitzt fest._ Und das im wahrsten Sinne des Wortes. Um ihr Zeil zu erreichen, hatte sie in [„Vampirfeuer“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6230 ihre Kompetenzen überschritten und zur Folter gegriffen. Dafür ist sie in einem Hochsicherheitsgefängnis gelandet – kein guter Ort für eine Polizistin, denn hier wird sie von den Wärtern verachtet und den Mitgefangenen gehasst. Ihr Vorhaben ist es nun, den Kopf einzuziehen, sich unauffällig zu verhalten und ihre Strafe abzusitzen. Doch da hat sie die Rechnung ohne Justinia Malvern gemacht …

Die uralte Vampirin hat in Laura offensichtlich ihre Nemesis erkannt und heckt einen komplizierten Plan aus, um Lauras habhaft zu werden. Mit Hilfe einer Schar Halbtoter und der Unterstützung der Gefängnisdirektorin (der sie im Gegenzug das ewige Leben versprochen hat) übernimmt sie die Herrschaft über das Gefängnis. Die Insassinnen werden zu Blutspenden herangezogen, was Malvern in einen gut genährten Vampir verwandelt. Sie schickt eine Armada Halbtoter in den Hochsicherheitstrakt, die Caxton fangen und ihr lebend bringen sollen. Doch Caxton ist nicht so einfach gefangen zu nehmen. Mit ihrer Zellengenossin erkämpft sie sich freie Bahn und kann sich fortan relativ frei, allerdings nur rudimentär bewaffnet, auf dem Gefängnisareal bewegen. Doch Malvern hat noch ein Ass im Ärmel: Lauras Freundin Clara, die sie in ihre Gewalt gebracht hat. Und Laura hat 23 Stunden, um Clara das Leben zu retten, indem sie sich selbst Malvern ausliefert.

_Wer die drei_ vorangegangenen Bände nicht gelesen hat, braucht die Lektüre von „Vergeltung der Vampire“ nicht zu scheuen. Wellington macht den Einstieg leicht, indem er zwar die wichtigsten Eckdaten seines Universum liefert, ansonsten jedoch eine in sich abgeschlossene Story bietet, mit der auch neue Leser ohne Probleme zurechtkommen können. Der in sich geschlossene Handlungsort (Wellington verlässt nur am Anfang und am Ende kurz das Gefängnis) tut ein übriges, um neue Leser mitzunehmen und ihnen alle Chancen zu geben, sich von Wellingtons Hochgeschwindigkeitsplot mitreißen zu lassen. Denn Wellington bietet auch hier wieder alles, was man mit seinem Namen verbindet: kurze, knackige Kapitel, eine actionlastige Handlung, kaum Verschnaufpausen und im Ganzen ein Roman, der ohne Ballast auskommt und der so dermaßen schnell voranschreitet, dass man auch als Leser kaum die Möglichkeit hat, zu Atem zu kommen.

Laura Caxton bekommt dazu ebenfalls kaum Gelegenheit. Seit dem Beginn der Reihe hat sie eine beachtliche Entwicklung durchgemacht, denn mittlerweile kann sie sich problemlos mit allerlei Actionhelden messen. John McLane in „Stirb Langsam“ kommt dem Leser zuweilen in den Sinn, genauso wie Ripley aus „Alien“. Dass sich gerade diese Vergleiche aufdrängen, liegt auch am Setting. Wie in „Stirb Langsam“ oder „Alien“ konzentriert sich die Handlung auf einen begrenzten Ort. Wie eine Maus im Labyrinth muss sich Caxton durch Gänge kämpfen und Halbtote überwinden, um schließlich ihrem Gegner gegenüberzustehen. Das Setting ist für den Roman also ein echter Glücksgriff. Auch, weil Wellington durchaus Zeit darauf verwendelt, das Klaustrophobische und Bedrückende des Gefängnisalltags darzustellen. Man fühlt sich mit Caxton eingesperrt sowohl an diesem Ort als auch in dieser Lage und es gilt, beidem irgendwie zu entkommen. Dieses grundlegende menschliche Bedürfnis nach Freiheit durchzieht den Roman – gleichzeitig stellt Wellington Caxton aber ein Hindernis nach dem anderen in den Weg, woraus die unglaubliche Spannung von „Vergeltung der Vampire“ entsteht.

Darum ist es noch nicht einmal Justinia Malvern, die hier der zentrale Gegenspieler ist. Stattdessen ist es der Ort der Handlung, den es zunächst zu überwinden gilt – um eben dann Malvern gegenübertregen zu können. Trotzdem gibt sie natürlich als vampirischer Mastermind ihr Bestes. Der von ihr erdachte Plan zeugt von geradezu fanatischen Rachegelüsten und wird in seiner ganzen Perfidität erst am Schluss des Buches klar. Denn natürlich endet Wellington auch hier wieder mit einem Cliffhanger. Offensichtlich hat er noch nicht genug von Laura Caxton und ihren Vampiren. Recht hat er, denn auch als Leser möchte man sofort wissen, wie es wohl weitergeht. Der fünfte Band wird dann aber wohl tatsächlich der finale Showdown sein. Mit dem Ende seiner Reihe um Laura Caxton darf er sich dann rühmen, im Genre Vampirroman eine der dichtesten, spannendsten und auch blutigsten Serien geschrieben zu haben. Diesen Titel macht ihm im Moment keiner so leicht streitig.

Zu wünschen wäre Wellington und seinen Fans, dass sich jemand die Filmrechte an „Vergeltung der Vampir“ sichert. Der Roman würde einen falbelhaften Actionkracher abgeben. Denn gegen Laura Caxton sähe mittlerweile wohl sogar Blade alt aus.

|Taschenbuch: 368 Seiten
Originaltitel: 23 Hours
Übersetzung aus dem Amerikanischen: Andreas Decker
ISBN 9783492267205|
http://www.piper-fantasy.de

_David Wellington bei |Buchwurm.info|:_
[„Vampirfeuer“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6230
[„Stadt der Untoten“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=4980
[„Welt der Untoten“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6563

Wellington, David – Vampirfeuer

Band 1: [„Der letzte Vampir“ 4613
Band 2: [„Krieg der Vampire“ 5894

Vampire sind einfach nicht tot zu kriegen, das muss auch Laura Caxton langsam einsehen. In David Wellingtons Debutroman „Der letzte Vampir“ war sie eher zufällig in eine Vampirjagd geraten, doch seither lassen sie die Blutsauger nicht mehr los. Im zweiten Teil musste sie schon gegen eine ganze Hundertschaft von Untoten antreten. Nur knapp war sie mit dem Leben davon gekommen, ihren Vampirjägerausbilder Arkeley hatte es jedoch erwischt: Um Caxtons Leben zu retten, hatte er sich einverstanden erklärt, selbst zum Vampir zu werden. Sein Versprechen, zurück zu kommen und sich von Caxton endgültig töten zu lassen, hat er allerdings nicht gehalten.

Der dritte Band der Reihe, „Vampirfeuer“, setzt zwei Monate nach den verheerenden Ereignissen von Gettysburg ein. Caxton hat mittlerweile ihre eigene Abteilung bekommen – die SSU, Special Subjects Unit -, die sich vor allem mit der Vampirbedrohung befassen soll. Klar, die Unit besteht eigentlich nur aus Caxton und ihrem Kollegen Glauer, klar auch, dass sie komplett unterfinanziert ist. Und trotzdem – Caxton ist jetzt die offizielle Stelle für Vampiraktivitäten aller Art. Ihr Hauptaugenmerk liegt allerdings darauf, endlich Arkeley zu finden und dingfest zu machen. Da kommt es ihr sehr ungelegen, dass sie zwar zu einem viel versprechenden Tatort gerufen wird, sich der böse Vampir aber am Ende als Emo-Teenager mit Schminke und angeklebten Elfenohren herausstellt. Caxton ist entnervt, doch Glauer vermutet hinter der Attacke mehr und macht sich über das Tagebuch des selbsternannten Vampirs Rexroth her.

Gleichzeitig tritt auch Arkeley wieder in Aktion. Offensichtlich gefällt ihm seine Vampirexistenz, obwohl er sich wohl einsam fühlt. Und so bietet er nacheinander den Mitgliedern seiner Familie an, sich ihm doch anschließen. Welches Muster er verfolgt, wird Caxton leider erst klar, als bereits zwei Familienmitglieder tot sind, weil sie Arkeleys großzügiges Angebot abgelehnt haben. Und so gilt es, seine verhuschte Tochter und seinen bockigen Sohn gegen ihren Willen vor den scharfen Reißzähnen ihres Herrn Papa zu beschützen.

„Vampirfeuer“ erscheint etwas gemäßigter als seine beiden Vorgänger. Zwar beginnt der Roman gleich mit einem Kracher – einer ordentlichen Vampirjagd, ein paar Toten und spritzendem Blut -, doch Wellington konzentriert sich diesmal über weite Strecken auf einen konventionellen Krimiplot: Caxton versucht verzweifelt, Arkeleys Versteck ausfindig zu machen und Wellington folgt ihren Schritten minutiös und lässt den Leser miträtseln, was der böse Vampir wohl als nächstes geplant hat. Solide Polizeiarbeit steht also im dritten Teil der Reihe im Vordergrund, doch natürlich wird diese auch regelmäßig von actionlastigen Szenen unterbrochen – ganz abgesehen davon, dass der Roman mit einem im wahrsten Sinne heißen Showdown endet.

Großen Wert legt Wellington auf die charakterliche Entwicklung seiner Heldin Laura Caxton. Ihre Beziehung zu Arkeley war nie eitel Sonnenschein, war nie von persönlicher Sympathie geprägt. Zu Beginn verurteilte Caxton Arkeley noch wegen seinen Wildwest-Methoden und wegen seiner Unfähigkeit, an etwas Anderes als an die Vampirjagd zu denken. Umso interessanter, dass Caxton nun immer mehr in seine Fußstapfen tritt, manchmal gar, ohne es selbst zu merken. Ihre Freundin Clara foppt sie damit jedoch nicht. Sie meint über Arkeley: „Zuerst bringt er dich in Gefahr. Er hat dich zu seinem Vampirköder gemacht. Dann hat er dich zu einem echten Vampirkiller gemacht. Jetzt verwandelst du dich richtig in ihn. Vielleicht endest du auch genauso wie er. Dazu bereit, alles zu tun, nur um den Kampf fortzusetzen. Dazu bereit, schreckliche Dinge zu tun.“ Wer weiß, Claras Worte könnten prophetischen Charakter haben …

Arkeley zu finden und unschädlich zu machen ist für sie zur fixen Idee geworden, dem sich alles andere – auch persönliche Beziehungen – unterzuordnen hat. So ist ihre Denkweise zwar nachzuvollziehen, schließlich stellen die Vampire eine beängstigende Bedrohung dar. Gleichzeitig jedoch zeigt Wellington Caxtons langsames Abdriften in den Wahn. So scheut sie sich nicht, eine Leiche auf dem Polizeiparkplatz selbst zu verbrennen, weil sie kein Krematorium auftreiben konnte, das die Einäscherung noch am selben Tag vornehmen will. Dass Caxton nicht mehr klar denken kann, wenn es um Vampire geht, machen auch ihre manchmal sprunghaften und unlogischen Entscheidungen deutlich. Wie gut also, dass sie Glauer an ihrer Seite hat, einen herzensguten Cop, der auch viel besser mit Zivilisten umgehen kann als sie und der ihr ständig ins Gewissen redet und ihr klar zu machen versucht, dass sie als Dirty Henriette nicht weiterkommt: „Sie müssen vorsichtiger mit den Menschen in ihrer Umgebung sein. Vielleicht ist Ihnen ja egal, ob sie leben oder sterben …“ Und tatsächlich, Caxton wird zwar kurzfristig von Gewissensbissen geplagt, wenn sie Polizisten in den Tod schickt, doch letztendlich zählt für sie nur das große Ganze. Und unter großen persönlichen Opfern wird sie es auch schaffen, Arkeley schlussendlich zu stellen. Doch wird sie die Konsequenzen dafür tragen müssen, denn ihre Kompetenzen hat sie bereits weit überschritten.

Man muss es sagen: Wellington wird von Buch zu Buch besser. Zwar hat er den Horror- und Ekelfaktor in „Vampirfeuer“ um einiges herunter geschraubt, doch als Erzähler hat er sich seit seinem ersten Roman stetig weiter entwickelt und ein Universum geschaffen, dass auch im dritten Band weder langweilt noch stagniert. Langsam schließt sich der Kreis zum ersten Band, in dem noch Arkeley der große Vampirjäger war. Caxton hat in jeder Hinsicht seinen Platz übernommen. Doch heißt das tatsächlich, sie tut es ihm in jedem Fall gleich? Wird Clara recht behalten, wird Caxton vielleicht selbst als Vampir enden? Da muss man wohl einfach abwarten – der Folgeband ist in den USA bereits erschienen und kommt sicher bald auch in unsere Buchläden.

|Broschiert: 382 Seiten
ISBN-13: 978-3492267212
Originaltitel: |Vampire Zero|
Deutsch von Andreas Decker|
http://www.piper.de/

_Wellington beim Buchwurm:_
[Stadt der Untoten 4980

Wellington, David – Krieg der Vampire

Laura Caxton will nie wieder Vampire jagen. Die in [„Der letzte Vampir“ 4613 beschriebene Jagd auf Justinia Malvern und Lauras Zeit als unfreiwillige Vampirjäger-Azubine in den Diensten von Special Deputy Arkeley haben sie gezeichnet. Sie will nur noch gute alte – und vor allem normale – Polizeiarbeit leisten. Doch natürlich wird dieser Wunsch jäh vereitelt, als Arkeley wieder in ihr Leben tritt. Gesundheitlich ist er ruiniert, sein Kampf gegen Malvern hat ihn zum Krüppel gemacht. Und so hat er zwar die Vermutung, dass eine neue Vampirattacke kurz bevorsteht, doch wirklich tun kann er dagegen nichts mehr. Also tut er das einzig Logische und zitiert Laura heran, die davon naturgemäß alles andere als begeistert ist.

Und so findet sich Caxton bald in einer unterirdischen Höhle in Gettysburg wieder, in der sich 99 Särge mit 99 Vampirskeletten befinden. Allen fehlt das Herz, und so muss Laura herausfinden, was mit den Herzen passiert ist. Denn nur, wenn die Herzen zerstört werden, ist auch der Vampir unschädlich gemacht. Natürlich stellt sich auch die Frage, wie die Särge eigentlich dorthin gekommen sind. Die Höhle befindet sich unter einer Ausgrabungsstelle in Gettysburg und war ursprünglich ein Pulvermagazin während des Bürgerkriegs. Könnte es also sein, dass die Vampire irgendwie in den amerikanischen Bürgerkrieg verwickelt gewesen sein könnten?

Natürlich wird es nicht bei 99 Vampirskeletten bleiben. Wie Laura schon zu Beginn befürchtet, sieht sie sich bald einer ganzen Armee von wiederauferstandenen Vampir gegenüber, die nach über einhundert Jahren unter der Erde definitiv durstig sind und drohen, Gettysburg buchstäblich wieder in ein Schlachtfeld zu verwandelt.

David Wellington hat mit „Krieg der Vampire“ eine mehr als würdige Fortsetzung des 2007 auf Deutsch erschienenen Romans „Der letzte Vampir“ geschrieben. Er ist seinem Stil treu geblieben und liefert auch diesmal wieder brachiale Hardcore-Action mit Horrorelementen, die nichts für zarte Gemüter ist. Doch gleichzeitig hat er sich als Schriftsteller weiterentwickelt und versucht, neue Ideen in seine Handlung einzuarbeiten.

So ist Arkeley, der mehr als gewöhnungsbedürftige Protagonist des ersten Teils, hier hauptsächlich ein Stichwortgeber. Seine angeschlagene Gesundheit erlaubt es ihm nicht mehr, aktiv auf Vampirjagd zu gehen – eine Tatsache, die ihn naturgemäß wurmt. Er ist gezwungen, Lauras Hilfe zu erbitten. Die beiden sind keine Partner mehr; ganz klar ist Laura die handelnde Hauptfigur, auch wenn sie sich in ihrer Rolle als tonangebende Vampirjägerin unwohl fühlt und mehr als einmal versucht, Entscheidungen nach dem Motto „Was würde Arkeley tun?“ zu fällen. Die Dynamik zwischen den beiden hat sich also stark verändert. Zwar war sie schon in „Der letzte Vampir“ der Sympathieträger, der Charakter, mit dem der Leser sich am besten identifizieren konnte, doch in „Krieg der Vampire“ ist sie nun auch endlich die tatsächliche Hauptfigur und beginnt langsam, aus dem Schatten Arkeleys herauszutreten.

Auch seinen Vampirmythos hat Wellington leicht modifiziert. In „Der letzte Vampir“ waren die Untoten noch hirnlose Killermaschinen, deren einziger Gedanke bei der nächsten Blutmahlzeit lag. Sie waren brutal und vollkommen unmenschlich. In „Krieg der Vampire“ haben sie immer noch all diese Eigenschaften, immer noch sind sie gefährlich und kaum zu besiegen. Nun jedoch gibt ihnen Wellington eine Stimme. Plötzlich sind sie in der Lage zu planen oder sich in Gegenwart eines Menschen zu beherrschen. Ja, man kann unter Umständen sogar Konversation mit ihnen betreiben (bevor sie einen in Stücke reißen, selbstverständlich). Seine Vampire sind also nicht mehr komplett triebgesteuert und sind mittlerweile fähig, ihre eigene Existenz zu reflektieren. Diese Version 2.0 macht Wellingtons Vampire zu tragfähigeren Gegenspielern, als ihre tumben Vorgänger aus dem ersten Teil es hätten sein können.

Die wichtigste Neuerung ist wohl Wellingtons Versuch, diesmal zwei Handlungsstränge gleichzeitig ablaufen zu lassen. Denn natürlich ist es relevant, dass die Vampirsärge unter dem Schlachtfeld von Gettysburg gefunden wurden. Und um zu erklären, wie und warum Vampire in Gettysburg mitgemischt haben, unterbricht er regelmäßig Caxtons Erzählsstrang, um Briefe von amerikanischen Soldaten aus dem Bürgerkrieg einzustreuen, welche die Geschichte langsam aufklären und entwirren.

Dabei gelingt es ihm in beiden Erzählsträngen, eine glaubwürdige Atmosphäre aufzubauen: In den Briefen ist es der Wahnsinn des Krieges und im heutigen Gettysburg die Faszination der Nachgeborenen für diesen geschichtsträchtigen Ort. Gerade diese Stimmung versteht er einzufangen – die Neugierde, die sich immer auch mit Unverständnis paart, die Stadt, die gänzlich vom Mythos der Schlacht von Gettysburg lebt. Da ist es nur natürlich, dass es ein wissensdurstiger Historiker ist, der die Katastrophe ins Rollen bringt, weil er sich auf die Vampire einlässt, in der Hoffnung, endlich aus erster Hand mehr über den amerikanischen Bürgerkrieg zu erfahren. Und da ist es auch nur natürlich, dass der Bürgermeister von Gettysburg sich mit allen Kräften dagegen wehrt, seine Stadt zu evakuieren – und das, obwohl die blutrünstigen Vampire sich schon praktisch die Mäuler lecken. Zu groß ist seine Angst, diese Aktion könnte dem Tourismus – der wichtigsten Einnahmequelle der Stadt – nachhaltig schaden.

Letztendlich wird der Leser auch Justinia Malvern wiedertreffen. Und Arkeley wird zu drastischen Mitteln greifen, um die Vampirbedrohung zu beenden. Wellington lässt sich mit seinem Ende genügend Spielraum für eine weitere Fortsetzung (nämlich „Vampirfeuer“), in der Laura dann wohl ihrem bisher gefährlichsten Feind gegenübersteht.

|Originaltitel: 99 Coffins
Aus dem Amerikanischen von Andreas Decker
362 Seiten, kartoniert
ISBN-13: 978-3-492-26645-1|
http://www.brokentype.com/davidwellington/
http://www.piper-verlag.de
http://www.piper-fantasy.de

Außerdem auf |Buchwurm.info|:
[„Stadt der Untoten“ 4980

Wellington, David – letzte Vampir, Der

Special Deputy Jameson Arkeley – und auf den |Special Deputy| legt Arkeley genauso viel Wert wie Captain Jack Sparrow auf den |Captain| – ist ein ganz harter Knochen. 1983 schaffte er es, ein ganzes Vampirnest zu vernichten, wenn man einmal von der Vampirin Justinia Malvern absieht, deren verknöcherter untoter Körper einfach nicht recht brennen wollte und die nun, der amerikanischen Justiz unterstellt, in einem leerstehenden Sanatorium als Versuchsobjekt herhalten muss. Diese eine erfolgreiche Vampirjagd ist der Knackpunkt in Arkeleys Karriere. Nicht nur macht sie ihn plötzlich zum einzigen erfolgreichen Vampirjäger der Vereinigten Staaten; sie ist auch der Beginn seines fanatischen Hasses auf die Blutsauger. Dass Malvern ihm durch die Finger geglitten ist, kann Arkeley nicht verwinden. Er will sie unbedingt tot sehen, genauso wie jeden anderen Vampir.

Zwanzig Jahre später wittert Arkeley endlich seine Chance. Bei einer Polizeikontrolle im verschlafenen Pennsylvania stößt State Trooper Laura Caxton auf einen Wagen mit drei Leichen. Schnell wird klar, dass es sich um Vampiropfer handelt. Die eingeschalteten Behörden schicken Arkeley zur Unterstützung, und der kann nicht anders als Malvern hinter den neuen Vampiraktivitäten zu vermuten.

Zusammen mit der in Vampirfragen völlig unbeleckten Caxton macht sich Arkeley also auf, den neuen Vampiren das Handwerk zu legen; eine Angelegenheit, die sich als schwieriger erweist, als man zunächst annehmen würde. Wellingtons Vampire kommen als ziemlich unbesiegbare Kampfgeschosse daher, und so haben Arkeley und Caxton ihre liebe Müh, die neue Vampirplage einzudämmen und die menschlichen Opfer in übersichtlichen Zahlen zu halten. Bis es zum endgültigen Showdown im stillgelegten Sanatorium kommen kann, ist auf beiden Seiten reichlich Blut geflossen und eine stolze Zahl von Nebencharakteren hat ihr Leben ausgehaucht.

Wenn Verlage ihre Publikationen mit Superlativen schmücken, ist in der Regel Vorsicht geboten. |Piper| bezeichnet David Wellingtons „Der letzte Vampir“ ganz unbescheiden als den „kompromisslosesten und wichtigsten Vampirroman des modernen Horrors“ und spricht dann im Klappentext auch noch vom „definitiven Vampir-Epos“. Damit stellt sich |Piper| leider selbst ein Bein, denn bei den unzähligen Veröffentlichungen zum Thema Vampire müsste Wellington schon arg von der Muse geküsst worden sein, um derartige Lobeshymnen zu verdienen. Tatsächlich hat er einen grundsoliden Actionreißer geschrieben, jedoch keinen „wichtigen Vampirroman“ und schon gar kein „Vampir-Epos“.

Bei Wellington geht es richtig zur Sache, und das macht er seinem Leser gleich auf den ersten Seiten klar. Schon die Beschreibung von Arkeleys erster Vampirjagd gibt den Kurs für die folgenden vierhundert Seiten vor. Da wird geschossen und verfolgt und gestorben, und schlussendlich kotzt der böse Vampir seine komatösen Vampirgefährten mit halbverdautem Blut voll, um sie wiederzubeleben. Das alles schildert Wellington mit echter Hingabe, und wer seine Begeisterung für das Eklige und Brutale nicht teilt, der wird sich mit „Der letzte Vampir“ wohl schwertun.

In den relativ kurzen Kapiteln reiht sich eine halsbrecherische Actionsequenz an die nächste, und Wellington gönnt seinen beiden Protagonisten kaum eine Verschnaufpause. Trotzdem schafft er es, die beiden durchaus plastisch zu schildern. Arkeley sieht mit seinen versteiften Wirbeln so aus, als hätte er buchstäblich einen Stock verschluckt – und so benimmt er sich auch. Außer seiner Rache an Malvern zählt für ihn nichts im Leben, selbst seine Ehe und sein Sohn sind für ihn nichts weiter als eine Art, die Zeit zwischen den Vampirjagden zu füllen. Arkeley ist ein Einzelgänger, und das lässt er seine neue Partnerin gern spüren. Doch Caxton ist zu sehr damit beschäftigt, sich vor den herumfliegenden Kugeln zu ducken, um Arkeley wirklich lange böse zu sein.

Überhaupt, Caxton. Wellington schreibt aus ihrer Perspektive, der Leser erkundet also mit ihr diese neue und ungewohnte Welt der Vampire. Sie hält sich ganz gut, schaut bei den übel zugerichteten Leichen immer hin und stellt sich auch bei der Jagd auf den Vampir Congreve nicht dumm. Im Gegensatz zu Arkeley hat sie auch so etwas wie ein Privatleben – eine Freundin, eine Meute Hunde und ein Haus. Deanne, Caxtons Liebste, ist der Schwachpunkt des Romans. Sie ist nie mehr als ein Plot Device, ein Kunstgriff, um die Handlung in die richtigen Bahnen zu lenken, und ein so billiger Trick erscheint als ein hässlicher Fleck auf dem ansonsten durchaus logisch gewebten Handlungsteppich des Romans.

Aber natürlich sollte man auch ein paar Worte über Wellingtons Vampire verlieren, sie sind schließlich der Dreh- und Angelpunkt der Handlung. Sie sind triebgesteuerte Monstren: große, kahlköpfige Albinos mit spitzen Ohren und mehreren scharfen Zahnreihen. Sie nippen nicht etwa gepflegt an ihrem Opfer, sondern reißen es in Stücke, und wenn es ihnen beliebt, können sie die so Getöteten als Halbtote wieder auferstehen lassen: praktische Zombies, die niedere Arbeiten verrichten können. Seltsamerweise sind Wellingtons Vampire (und das wird nie wirklich thematisiert) eine evolutionäre Sackgasse. Im Gegensatz zum normalen literarischen Vampir, der mit zunehmendem Alter immer stärker wird und immer weniger Blut benötigt, sind die Vampire Wellingtons nie so stark wie in ihrer ersten Nacht und mit zunehmendem Alter brauchen sie immer größere Blutmengen. Sicher, das verstärkt die Gefahr für die Menschen, doch gleichzeitig sorgt es auch dafür, dass eine Vampirin wie Malvern (ca. 400 Jahre alt) nur noch aus lose zusammenhängendem Gewebe besteht. Sie kann nicht mehr laufen, kommuniziert nur noch über einen Laptop und ihr fehlt ein Auge. So möchte man sich die Ewigkeit nicht vorstellen …

Und zu allem Überfluss zerfallen Vampire tagsüber auch noch in eine Art Glibber. In diesem Urschleim aus Nägeln, herumschwimmenden Knochen und halbverflüssigten Eingeweiden muss der geneigte Jäger dann das Herz finden, denn nur so kann ein Vampir vernichtet werden. Bei Wellington klingt das dann so: |“Sie sah Reyes‘ Knochen, so wie sie Malverns Skelett gesehen hatte, aber während das Fleisch der Vampirin zu einem oder zwei Litern breiigem Matsch reduziert gewesen war, stand in Reyes‘ Sarg die zähflüssige Suppe bis zur Hälfte. Nun, bei ihm gab es ja auch viel mehr Fleisch zu verflüssigen als bei Malvern. Ein paar Knochen trieben an der Oberfläche; an den knorpeligen Vorsprüngen klebten ganze Madenkolonien. Der Schädel lag völlig untergetaucht auf dem Grund, starrte sie mit weit aufgeklapptem Unterkiefer an.“| (S. 263) Für solche Szenen lebt Wellington, gepflegter Grusel ist seine Sache nicht. Bei ihm geht es deftig zu und er liebt es, sich der Schmerzgrenze Satz für Satz zu nähern, um sie dann plötzlich zu überspringen.

Wellingtons Roman ist sicher nichts für zarte Gemüter. Wohlerzogene adlige Vampire mit schwarzen Capes wird der Leser hier nicht finden. Wer aber auf der Suche nach einem Actionspektakel mit zwei taffen Helden ist, wer Vampire mal etwas anders erleben will und das Abscheuliche und Groteske sucht, der sollte Wellingtons letzem Vampir eine Chance geben. Dass Wellingtons unverwüstliche Vampire ihre Leserschaft finden, beweist wohl die Tatsache, dass die Fortsetzung, „99 Coffins“, im Dezember 2007 in den USA erschienen ist.

http://www.piper-verlag.de
http://www.brokentype.com/davidwellington/

David Wellington schreibt seine Romane zunächst als Blogeinträge, um sie später als überarbeitete Fassung in Buchform zu veröffentlichen. Das heißt, alle seine Romane sind kostenlos (und völlig legal) im WWW zu finden. Die originale Rohfassung von „Der letzte Vampir“ kann man hier lesen: http://www.brokentype.com/thirteenbullets/.