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Richard Borg – Memoir ’44

Axis & Allies für Ungeduldige …

… so in etwa könnte man „Memoir ’44“ zumindest in Hinsicht auf die benutzerfreundliche Spielzeit im Vergleich zu so manch anderem Strategiespiel aus dem Umfeld des Zweiten Weltkriegs beschreiben, wenngleich man die Wortwahl ja auch falsch verstehen könnte. Fakt ist, dass es fanatische Liebhaber solcher Titel häufig schwer haben, im Bekanntenkreis jemanden zu entdecken, der die Vision einer authentisch nachempfundenen Schlacht teilt und bereit ist, sich für einen Zeitraum von etlichen Stunden an den Spieltisch zu setzen, um akribisch Zug für Zug Geschichte zu schreiben oder sie sogar zu verändern. Ob dies die treibende Kraft hinter Richard Borgs Idee zu „Memoir ’44“ war, steht jedoch auf einem anderen Blatt und soll an dieser Stell auch nicht weiter hinterfragt werden. Stattdessen sollte man sich zunächst einmal freuen, dass es endlich auch eine Alternative zu den unendlich währenden Brettspielepen gibt – gerade wenn man bedenkt, dass diese ihrem großen Bruder rein taktisch und spieltechnisch sogar noch einen Schritt voraus ist …

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Wolfgang Kramer / Markus Lübke – Colosseum

Jedes Jahr ein Volltreffer

Wenn sich in den letzten Jahren eines herauskristallisiert hat, dann die Tatsache, dass auf den französischen Spieleverlag Days of Wonder stets Verlass ist. In wirklich steter Regelmäßigkeit übertrumpfen sich die dort vertriebenen Spiele selbst, egal ob dies nun damals „Zug um Zug“ bzw. im letzten Jahr „Kleopatra und die Baumeister“ oder nun, pünktlich zu den Spieletagen in Nürnberg, der neueste Titel „Colosseum“ ist. Allerdings hat das historisch inspirierte Spiel von Wolfgang Kramer und Markus Lübke leider auch einen Haken: Es macht nämlich so viel Spaß, dass ich mir jetzt schon den Kopf zerbreche, wie man dieses brillante Produkt verlagsintern noch einmal übertreffen möchte. Man darf gespannt sein …

Spielidee

Auf Anordnung des Kaisers dauerte das größte Fest der römischen Geschichte 99 Tage. Ohne Unterbrechung erlebte die ewige Stadt ein Riesenspektakel mit einem fulminanten Auftakt bei der Eröffnungsfeier im Colosseum. Gladiatoren bestritten fulminante Wettkämpfe, außergewöhnliche Tiere wurden zur Schau gestellt, zahlreiche Bühnenstücke feierten Premiere und die besten Vertreter der einheimischen Kultur unterhielten während dieser Zeit das gesamte römische Reich.

Nun aber steht der endgültige Höhepunkt an: Kaiser Titus hat den Startschuss zu den Abschlussfeierlichkeiten gegeben – der Moment, auf den alle Meister der Unterhaltung gewartet haben. Nun liegt es an jedem einzelnen von ihnen, ein mitreißendes Programm zu entwerfen, um den Kaiser von der eigenen Brillanz zu überzeugen.

Jeder Spieler schlüpft in die Rolle eines Impressarios und bekommt den Auftrag, tolle Bühnenstücke aufzuführen, um die interessierten Zuschauer in die eigene Arena zu locken. Platzt diese schließlich aus allen Nähten, ist es Zeit für eine bauliche Erweiterung und schließlich auch für ganz besondere Logen, denn schließlich soll auch eines Tages der Kaiser einkehren und sich von der Qualität der Veranstaltungen überzeugen. Seine Gunst und die der meisten Zuschauer führen schließlich zum Sieg und zum Titel des Großen Impressarios.

Spielmaterial

• 1 Regelheft
• 1 Spielplan
• 10 Arena-Bauteile (in fünf verschiedenen Farben)
• 10 Arena-Erweiterungen (in fünf verschiedenen Farben)
• 5 Kaiserlogen
• 10 Luxusplätze
• 5 Rekordsteine
• 1 Kaiser
• 2 Konsuln
• 3 Senatoren
• 2 Würfel
• 80 römische Münzen (mit den Werten 1, 2, 5, 10, 50)
• 4 Podien
• 152 Spetakelplättchen (40 mit grüner, 112 mit orangefarbener Rückseite)
• 7 Star-Karten
• 30 Programmkarten
• 18 Kaiser-Medaillen
• 6 Übersichtstafeln
• 1 Startspielerplättchen
• 1 Rundenzähler
• 1 Aufbewahrungsbeutel

Bei der Betrachtung des Spielmaterials bleibt dem Anhänger pompöser aufgebauter Spiele sofort die Spucke weg. Hier wird bis ins letzte Detail ordentlich geklotzt. Die grafische Aufarbeitung der vielen kartonierten Chips zum Beispiel ist exzellent, die Marker sind sehr stabil. Ein weiterer echter Hingucker sind die drei verschiedenen Typen der Adligen-Figuren, wobei der Konsul mit seinem Gewand als Holzfigur die beste Figur abgibt. Aber auch der Spielplan ist eine echte Augenweide und mit das Beste und Hochwertigste, was man derzeit für sein Geld bekommen kann. Mit einem Wort: Umwerfend!

Spielvorbereitung

Vor dem ersten Spiel ist man erst einmal einige Minuten damit beschäftigt, die Massen an Materialien auszustanzen und zu sortieren. Ist dies einmal geschehen, platziert man Gegenstände wie Podien, Kaiserlogen und Luxusplätze neben dem Spielfeld. Dorthin legt man auch das Geld, die Star-Karten und die Kaiser-Medaillen. Jeder Spieler erhält nun Münzen im Gesamtwert von 30 Goldstücken sowie seine Arena-Bausteine und –Erweiterungen. Abhängig von der Gesamtspielerzahl werden außerdem noch zwischen fünf und acht Spektakelplättchen mit grüner Rückseite ausgehändigt, die jeweils sichtbar für alle Spieler in der eigenen Auslage abgelegt werden. Die übrigen grünen Spektakelplättchen werden nun noch einmal gemischt und auf die fünf Märkte aufgeteilt. Die orangefarbenen hingegen gehen in den Beutel und werden neben das Spielfeld gestellt.

Jetzt werden noch alle Programmkarten nach Nummern sortiert. Die Ziffern 1 bis 5 respektive 6 bis 10 bilden jetzt zwei Stapel, aus denen jeder Spieler jeweils eine Karte zieht. Verbleibende Karten dieser Stapel (bei geringerer Spielerzahl) verschwinden aus dem Ziel. Die Programme 11 bis 30 liegen ab nun neben dem Spielbrett bereit. Als Letztes werden die Adligen auf ihre Startpositionen auf dem Spielfeld bewegt und der Rekordstein auf dem Startpunkt der Wertungsleiste abgesetzt. Der Rundenzähler geht auf Feld Nr. 1. Jetzt geht’s endlich los!

Der Spielablauf

Das Spiel ist in insgesamt fünf Runden unterteilt, in denen die einzelnen Impressarios sich darum bemühen, das beste Programm aufzuführen, die Arena zu erweitern und in einer dieser Runden die meisten Zuschauer aller Veranstaltungen anzulocken. Wer am Ende aller Runden die beste Zuschauerzahl erzielt hat – dies muss nicht zwingend in der letzten Runde sein –, der hat das Spiel gewonnen, wobei man auch nicht bis zum Schluss sparen und warten kann, denn man kann sich nur erweitern, wenn man das erforderliche Kleingeld aufbringt – und dieses bekommt man auch nur dann, wenn man dem Volk ein prunkvolles Programm anbietet.

Jede dieser Spielrunden unterteilt sich nun noch einmal in fünf untergeordnete Phasen, an deren Ende jeweils eine Programmaufführung mit anschließender Wertung stattfindet. Aufgeteilt ist dies folgendermaßen:

1. Investieren
2. Spektakelplättchen erwerben
3. Mit Spektakelplättchen handeln
4. Veranstaltung aufführen
5. Abschlusszeremonie

Phase 1: Investieren

Zu Beginn des Spiels besitzt man genau 30 Goldstücke, die man in den ersten Phasen für lukrative Investitionen nutzen kann, um sich und seine Arena so auch stetig zu verbessern. Man hat hier die Wahl, sich eine neue Programmkarte zu kaufen, die Arena mit einem weiteren Baustein auszubauen, einen Luxusplatz einzurichten oder eine Kaiserloge zu bauen. Jede Investition hat einen entscheidenden Vorteil, wobei man Runde für Runde abwägen muss, welche Anschaffung nun am lohnenswertesten ist. Pro Runde ist nämlich in dieser Phase nur eine Investition erlaubt, es sei denn, man ist im Besitz zweier Kaisermedaillen, die man für eine weitere Investition opfern könnte. Und man muss natürlich auch ein bisschen mit dem Geld haushalten, denn schließlich folgt in der nächsten Phase noch ein Auktionspart für den Erwerb der wichtigen Spektakelplättchen.

Ausbauten jeglicher Art sind aber dringend vonnöten, um größere Aufführungen durchzuführen, so dass ein Arena-Baustein als erste Investition zum Preis von zehn Münzen sinnig erscheint. Hat man dies einmal getan, lohnt es sich auch, neue Programmkarten zu kaufen. Diese sind in einer bestimmten Anordnung durchnummeriert, was den Zweck erfüllt, dass man nach einer bereits aufgeführten Veranstaltung kein Programm mit niedrigerem Wert mehr aufführen darf. Wer also nicht die nötigen Voraussetzungen erfüllt, ein größeres Programm aufzuführen, sollte erst mal bei der Basis der anfangs erworbenen Programme bleiben. Allerdings sind auch diese von der Nummerierung betroffen … Der Preis der Karten ist abhängig vom Effekt bzw. der erwarteten Zuschauerzahl.

Eine sofortige Verbesserung der Zuschauerzahlen bietet der Luxusplatz. Fünf weitere Zuschauer pro Aufführung sind damit garantiert. Dann gibt es noch die Kaiserloge, die natürlich für den obersten Herrscher reserviert ist. In jeder Runde werden die Adligen über das Spielfeld bewegt, und dies jeweils so weit, wie die Summe eines Würfels es ergibt. Mit der Kaiserloge in seiner Arena darf man nach einer Aufführung nun zwei Würfel einsetzen und so die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass der Kaiser eines Tages zu Gast sein wird.

Phase 2: Spektakelplättchen erwerben

Auf den Märkten werden jeweils drei Spektakelplättchen angeboten. Beginnend mit dem Startspieler darf nun auf einen Markt seiner Wahl geboten werden, wobei ein Mindestgebot von acht Münzen verpflichtend ist. Reihum dürfen die Interessenten der hier feilgebotenen Spektakelplättchen nun ihr Gebot steigern, bis die Plättchen schließlich einen Besitzer gefunden haben. Sollte dies der Startspieler sein, wird der entsprechende Markt mit neuen Plättchen aus dem Vorrat nachgefüllt. Nun kommen die orangefarbenen Plättchen zum Zuge, unter denen sich auch einige Joker und Kaisermedaillen befinden. Sollte indes ein anderer Spieler gewonnen haben, darf der Startspieler auf einen weiteren Markt bieten und damit so lange fortfahren, bis er selber eine Auktion gewonnen oder sich entschieden hat, nicht weiter zu bieten. Sobald einer dieser Fälle eingetreten ist, werden alle leeren Märkte neu bestückt.

Nun beginnt dieses Procedere wieder von vorne. Spieler, die bereits eine Auktion in der letzten Bietrunde gewonnen haben, dürfen sich nach Auffüllen der Märkte auch wieder an den Geboten beteiligen. Dies geschieht nun so lange, bis jeder einmal eine Bietrunde eröffnet hat bzw. kein weiteres Interesse mehr an Geboten besteht. Wenn ein Spieler drei Spektakelplättchen bestimmter Sorten gesammelt hat, bekommt er die zugehörige Star-Karte, die bis zu dem Zeitpunkt in seinem Besitz bleibt, an dem ein anderer Spieler diese Anzahl noch übertrifft oder man selber wieder weniger als drei Plättchen besitzt. Eine Star-Karte bringt vier weitere Zuschauer pro Runde.

Phase 3: Mit Spektakelplättchen handeln

Man muss in der vorherigen Phase nicht dringend die Plättchen erwerben, die für die eigenen Aufführungen von Bedeutung sind. Oft empfiehlt es sich auch, gute Tausch- und Handelsargumente abzugreifen, die man nun im Tausch oder eventuell auch gegen Bezahlung seinen Mitspielern veräußern kann. Auch hier wird so lange gehandelt, bis von keiner Seite mehr Interesse daran besteht.

Phase 4: Veranstaltung aufführen

Nun geht es ans Eingemachte; die Spetakelplättchen liegen bereit, die Arena wartet auf die Vorstellung und eventuell wird auch noch ein Adliger zugegen sein. Der Startspieler entscheidet als Erster, welche seiner Veranstaltungen er aufführt, und sucht die hierzu erforderlichen Spetakelplättchen heraus. Zuvor würfelt er mit einem bzw. bei Besitz einer Kaiseloge mit zwei Würfeln und setzt die Adligen auf dem Spielfeld der Würfelsumme entsprechend fort. Hier wählt man nun eine Person und versucht, sie entweder in die eigene Arena zu locken, aus einer gegnerischen herauszuscheuchen oder aber auf eines der Adligen-Startfelder zu schieben. Für jeden Adligen, der bei Beginn einer Aufführung in einer eigenen Arena steht, gibt es gestaffelt Punkte: drei für den Senator, fünf für den Konsul, sieben für den Kaiser. Endet man indes auf einem Startfeld, bekommt man als Lohn eine Kaiser-Medaille. Wer zwei Würfel einsetzt, darf übrigens selber wählen, ob er die Summe auf eine Figur verteilt oder lieber gleich zwei verschiedene Adlige einsetzt.

Nun wird die Veranstaltung aufgeführt: Man überprüft Arenagröße und Spektakelplättchen mit dem beabsichtigten Programm, sorgt dafür, dass man dasselbe oder ein besseres als beim letzten Mal aufführt (in Runde 1 natürlich unerheblich). Hat man alle Voraussetzungen erfüllt, werden die Zuschauer gezählt. Die Gesamtzahl errechnet sich aus der Vorgabe auf der Programmkarte (minus festgesetzte Werte für eventuell fehlende Spektakelplättchen), jedes zuvor aufgeführte Programm, Luxusplätzen in der Arena, Star-Karten und Adligen, die zur Zeit der Aufführung in der Arena verweilen. Wer aus einer früheren Runde bereits ein Podium sein Eigen nennt, bekommt drei weitere Punkte. Letztere darf man auch für jede Kaisermedaille dazuaddieren, falls man diese hierzu opfern möchte. Am Ende der Wertung zieht man seinen Rekordstein auf die erreichte Zuschauermenge und markiert die bisherige Höchstbesucherzahl. In weiteren Runden wird diese Zahl nun immer wieder verglichen und der Rekord ggf. modifiziert. Sollte man zu einem späteren Zeitpunkt schlechtere Zahlen erzielen, verharrt man auf dieser Stelle, geht es hingegen besser aus, wird der neue Redkord markiert. Man kann also vier Runden lang absolut schwach sein, im Finale aber dann das Feld ganz locker von hinten aufräumen, wenn man sich dementsprechend vorbereitet hat.

Phase 5: Abschlusszeremonie

Am Ende einer jeden Runde werden die Zuschauerzahlen aller Spieler miteinander verglichen. Derjenige, der dann den momentanen Rekord hält, bekommt hierfür ein Podium. Anschließend wird die Arena aufgeräumt und damit auch zwangsläufig ein Spektakelplättchen als Preis eingefordert. Jeder ist nun gezwungen, ein Spektakelplättchen seiner Wahl aus der eigenen Auslage aus dem Spiel zu nehmen. Außerdem darf sich der Spieler mit dem schlechtesten Zuschauerrekord beim Rekordhalter noch ein weiteres Plättchen aussuchen. Im Anschluss an die Abschlusszeremonie beginnt schließlich die nächste Runde.

Ende des Spiels

Nach fünf Runden endet die Partie, wobei in der Schlussrunde logischerweise die Abschlusszeremonie entfällt. Der Spieler mit dem höchsten Rekord gewinnt; bei Gleichstand siegt derjenige mit dem meisten Geld. Liegt auch hier ein Unentschieden vor, geht der Sieg an den Spieler mit den meisten Star-Karten.

Meine Meinung

Nachdem mich dieses Spiel nun mehrere Wochenende begleitet hat und ich immer noch völlig fasziniert von den unzähligen strategischen Möglichkeiten von „Colloseum“ bin, habe ich mir lange überlegt, wie ich meine Begeisterung in Worte kleide, ohne dabei in bloße Schwärmerei zu verfallen – was mir wirklich schwer gefallen ist. Es ist nun mal so, dass bei Wolfgang Kramers neuem Titel das komplette Rundumpaket stimmt. Beginnend beim Design über die generelle Gestaltung der Spielmaterialien bis hin zum System und letztendlich den variantenreichen Ideen, die hier zu einem homogenen Ganzen verarbeitet wurden. Gefördert werden hier so viele verschiedene Aspekte, dass eine ganz deutliche Empfehlung die selbstredende und einzig mögliche Konsequenz ist.

Lübke und Kramer setzen langfristige Planungsfähigkeit, Geduld und auch ein Händchen für eine schnelle List voraus. Man muss sich wirklich jedes Mal von Neuem überlegen, wann man nun den entscheidenden Hammer auffährt bzw. ob man lieber die Arena erweitert und dafür auf ein richtiges Gewaltspektakel verzichtet. Es ist nämlich nur in den seltensten Fällen so, dass einem das Glück so in die Hand spielt, dass man am Ende überhaupt die Chance hat, das zahlenmäßig beste Stück aufzuführen, weil hierfür Unmengen an Geld erforderlich sind, die man auch nur durch harte Arbeit im Vorfeld besitzen kann. Es wird nämlich nur gelingen, das ultimative Programm aufzuführen, wenn man zuvor bereits einige andere Stücke aufgeführt, gleichzeitig Luxusplätze und Podien eingerichtet und außerdem bei den Auktionen einen richtigen Riecher bewiesen hat. Aber all dies funktioniert nur dann, wenn Geld im Haus ist, sodass sich ein stetiges Wechselspiel mit der Berücksichtigung vieler Risikofaktoren ergibt, die einem nur mit einem einzigen Ungeschick oder ein bisschen zu viel des Übermuts ganz böse mitspielen können.

Daraus ergibt sich schließlich auch die permanent brisante Spannung, denn eigentlich kann niemand so recht abschätzen, inwieweit er nun auf der Siegerstraße ist bzw. ob der Gegner noch einen Trumpf in der Hinterhand hat. Obwohl eigentlich alle Marker und Karten offen ausliegen und man ungefähr eine Vorstellung davon hat, welche Wege die Konkurrenz beschreiten wird, kann sich mit einem Mal alles ändern. Ein plötzlicher Verlust der Star-Karten, dazu die gegnerische Investition eines Mammutprogramms und dann vielleicht noch zusätzlich entscheidende Niederlagen bei den Auktionen – und schon ist es vorbei mit der Führungsrolle und allem Optimismus.

Die wohl interessanteste Eigenschaft – zumindest aus analytischer Perspektive betrachtet – ist aber sicherlich die enorme Menge an möglichen Taktiken und damit auch die Suche nach der richtigen darunter. Möglichkeiten scheint es unendlich viele zu geben, Wege wohl auch, und doch läuft jedes Spiel individuell komplett anders ab, und die Strategie, die beim letzten Mal noch den klaren Sieg brachte, führt einen nun auf den Holzweg. Ich persönlich habe dies zum Beispiel nach der ersten Partie gleich mehrfach schmerzlich erfahren müssen. Der daraus resultierende Reiz fesselt einen geradezu an den Spieltisch und diesen uneingeschränkt genialen Titel.

Ich habe in den vergangenen Monaten so viele überragende Spiele kennen gelernt, darunter auch viel Herausragendes aus dem Programm von Days of Wonder. Doch von allen Titeln, die dabei getestet wurden, hat mich und auch den hiesigen privaten Spielerkreis keines derart begeistert und beschäftigt wie „Colosseum“. Und aus diesem Grund gibt es für mich auch nur einen konsequenten Lohn für diese Gemeinschaftsarbeit von Kramer und Lübke: die Auszeichnung „Spiel des Jahres“, für die ich „Colosseum“ hiermit weit vor der übrigen Konkurrenz empfehlen möchte.

Produktabmessungen: 29,8 x 7,9 x 30,2 cm
Vom Verlag empfohlenes Alter: Ab 10 Jahren
Modellnummer: 7731
Lernziel: Taktik, Glück, Verhandlung, Strategie
Sprache: Deutsch
Anzahl Spieler: 3 bis 5
Material: Karton/Papier (Hauptsächlich)
www.colosseumgame.com
www.daysofwonder.com