Gerade erst hat Batman eindeutig nachweisen können, dass Harvey Dent für die Morde an den einstigen Superschurken nicht verantwortlich sein kann, da hört er im TV-Gerät die traurige Nachricht, dass dieser sich wieder als Two-Face durch Gotham City schlägt und seinen ehrbaren Weg der vergangenen Jahre unerwartet verlassen hat. Bruce Wayne geht der Sache auf die Spur und entdeckt Two-Face völlig fanatisch im Zoo der Stadt, immer noch besessen vom Gedanken, seine alte Identität erneut aufleben zu lassen. Währenddessen verfolgt Batman die wahren Drahtzieher der Mordserie und schenkt seinem neuen Gefährten Tim alias Robin endgültig sein Vertrauen.
„Ein Heft voller Enthüllungen, voller Schlachtengetümmel, voller dramatischer Momente und Überraschungen“ – so steht es im Nachwort der dritten Ausgabe der „Infinite Crisis“, und so ist es auch tatsächlich. Endlich kommt ein wenig mehr Licht in die komplexen Verstrickungen im Multiversum, und endlich werden auch die etwas verwobenen Zusammenhänge klar. Mit anderen Worten: Jetzt kann’s richtig losgehen beim selbsternannten DC-Event des Jahres.
_Story_
In Sub Diego und Atlantis bricht die Hölle los, als ein Kontingent Society-Schurken plötzlich die Stadt und nachfolgend Atlantis angreift. Aquaman und seine Gefährten scheinen hilflos gegen die Armada der Bösewichte, die ihre Welt bedrohen, und können nur noch darauf hoffen, schnellstmöglich Hilfe von außen zu bekommen.
Währenddessen hadert Batman weiter mit dem Brother-Eye-Satelliten. Er versucht ihn davon zu überzeugen, das Geschehene rückgängig zu machen, ist aber gegen die Macht der Maschine ohne Chance. Als der Superman der Erde-2 ihn bittet, mit ihm in seiner Welt eine neue Erde aufzubauen und die fehlgeleiteten Dinge auf Erde-2 zu verbessern, widersetzt Batman sich ihm aber. Dies hieße nämlich, sein Leben auf der ‚richtigen‘ Erde zu opfern – und auch all die Personen, die dann ‚ersetzt‘ werden müssten. Doch als Batman sieht, welch verheerenden Dinge sich im Multiversum ereignen, gerät er ins Grübeln, ob seine Entscheidung die richtige war.
Auch Wonder Woman befindet sich in einer empfindlichen Schlacht. Die OMACs bedrohen das Volk der Amazonen und mit ihnen auch die Superheldin. Und Hilfe können sie nicht erwarten, denn nach außen hin wird der Krieg dargestellt, als hätte Wonder Woman ihn angezettelt. Es gibt nur eine Lösung: Die Flucht von der geliebten Paradiesinsel. Aber nicht nur hier tobt eine aussichtlose Schlacht; auch auf Erde-1 steigt eine neue Bedrohung auf: der Shadowpact, eine weitere Vereinigung von Bösewichten, die in den Vereinigten Staaten für jede Menge Unruhe sorgt. Und als wäre dies nicht schon genug, kämpft auch der Oberschurke Lex Luthor wieder – dieses Mal gegen sein eigenes Spiegelbild einer anderen Erde …
_Meine Meinung_
Ich möchte in meiner Kritik direkt noch einmal auf das oben angeführte Zitat eingehen und dabei vor allem die vielen Enthüllungen betonen, die in diesem Heft für ein gesteigertes Erzähltempo sorgen. Dies wird zwar weiterhin von den vielen Dimensionssprüngen zwischen all den handlungsbezogenen Schauplätzen bestimmt, nimmt aber gerade deswegen noch einmal Fahrt auf, weil die Hintergründe immer klarer werden. Endgültig scheinen die Rollen verteilt, und abgesehen vom ‚wahren‘ Batman, der noch immer vor einer ungewissen, persönlichen Zukunft steht, hat jeder Superheld seinen Part eingenommen. Verwirrung stiften lediglich die beiden Luthors, die hier ziemlich hart gegeneinander angehen und ihre individuellen Genies miteinander messen. Zu welchem Zweck, das muss sich erst noch zeigen.
Doch zurück zur verrufenen Erde-1, dort, wo ein monströses Inferno tobt und nach und nach auch große Teile der Zivilbevölkerung bedroht. Die dortige Welt wird immer deutlicher zum Schauplatz eines unaufhaltbaren Krieges, dessen Schlachtfelder vor allem in den großen Städten liegen. Noch können Superman und seine Gefährten sich der vielen Bösewichten erwehren, doch es ist allzu deutlich, dass ihr starker Wille nicht auf ewig die große Krise verhindern kann. Die einzige logische Lösung wäre, diese Erde sich selbst zu überlassen und an anderer Stelle ein neues Leben anzufangen, denn im Paralleluniversum scheint bereits Erde-2 ein sicherer Ort zu sein. Allerdings trügt auch hier der Schein, denn auch in dieser Welt herrscht eine bestimmte Hoffungslosigkeit, unter anderem geprägt durch die im Sterben liegende Lois Lane, deren hier lebendes Alter Ego zudem stark gealtert ist.
Zwischenzeitlich hat es den Eindruck, als hätte alleine Batman, der für die überdimensionale Krise ja mitverantwortlich ist, das Schicksal der Welt in der Hand, doch andererseits ist er absolut hilflos gegen die vielen Krisenherde, die sich um ihn herum und auf seinem Bildschirm in der Bathöhle breitmachen. Was kann er tun? Wird er dem ‚zweiten‘ Superman folgen und seinen Ratschlag beherzigen? Oder ist er ebenso wie die schon zur Hälfte zugrunde gerichtete Erde-1 dem Untergang geweiht?
Und was geschieht mit Wonder Woman? Ihre Geschichte wird mitunter zur Nebenhandlung, ist aber nichtsdestotrotz von großem Wert, denn auch sie kann und muss noch aktiv ins Geschehen eingreifen, damit das drohende Unheil abgewendet werden kann. Doch welche Möglichkeiten stehen ihr zu? Wird man ihr überhaupt noch Vertrauen schenken, wo doch die ganze Welt von dem OMACs geblendet und die Position der Superheldin somit verfälscht wurde?
Es ergeben sich weiterhin viele Fragen, unter anderem auch resultierend aus den verschiedenen Enthüllungen, die man in Ausgabe 3 antrifft. Zumindest bekommt man schon einmal in Ansätzen Klarheit über die Tragweite der „Infinite Crisis“, und das ist doch sehr angenehm, denn kurz vor Halbzeit der Serie erwartet man doch schon so etwas wie einen ungefähren Durchblick. Dieser ist nun gegeben, jedoch nicht ohne dass Autor Geoff Johns bereits neue Verstrickungen eingeführt hätte, mit denen er die Spannung weiter am Siedepunkt hält. Die Frage ist nur, wie lange ihm dies noch gelingen wird, denn der Umfang der Handlung ist bereits so immens groß, dass es schwierig sein wird, rechtzeitig die Kurve zu bekommen und auf ein homogenes Ende zuzusteuern.
Ich bin schon sehr gespannt, was er in den noch folgenden vier Ausgaben daraus machen wird, und ob es ihm gelingt, die Sache ‚rund‘ zu bekommen. Zwar habe ich daran an dieser Stelle noch absolut keine Zweifel, doch ist mir wohl bewusst, dass es keine einfache Aufgabe ist, ein derart gewaltiges Comic-Epos wieder in die rechten Bahnen zu lenken. Mit Band 3 hat er zumindest schon einmal einen wichtigen Anfang gemacht und für vorübergehende Klarheit gesorgt. Hoffentlich baut er in Zukunft darauf auf und löst die Geschichte weiterhin etappenweise auf. Bis dato ist die „Infinite Crisis“ trotz der anfänglichen Verworrenheit nämlich ein echter Erfolg.
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