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Connelly, Michael – Dunkler als die Nacht

_Unter Verdacht: Gegen Harry Bosch wird ermittelt!_

Die bizarre Bilderwelt des Hieronymus Bosch scheint die entscheidenden Hinweise zur Aufklärung eines Mordes in Los Angeles zu geben. Diesmal arbeiten Michael Connellys zwei Oberschnüffler Harry Bosch und Terry McCaleb erst gegeneinander, dann zusammen an einem Fall, der ihnen beiden das Genick brechen könnte.

_Der Autor_

Michael Connelly war jahrelang Polizeireporter in Los Angeles und lernte das Polizeigewerbe von außen kennen. Bekannt wurde er mit seinen Romanen um die Gesetzeshüter Harry Bosch und Terry McCaleb, zuletzt besonders aufgrund der Verfilmung von „Das zweite Herz / Blood Work“ durch Clint Eastwood. Zuletzt erschienen „Der Mandant“, „Vergessene Stimmen“ und „Die Rückkehr des Poeten“ auf Deutsch.

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|Michael Connelly bei Buchwurm.info:|

|Harry Bosch:|
[„Vergessene Stimmen“ 2897
[„Die Rückkehr des Poeten“ 1703
[„Die Frau im Beton“ 3950
[„Kein Engel so rein“ 334
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[„Das Comeback“ 2637
[„Schwarzes Eis“ 2572
[„Schwarzes Echo“ 958

[„Der Mandant“ 4068
[„Unbekannt verzogen“ 803
[„Im Schatten des Mondes“ 1448
[„Der Poet“ 2642

_Der Sprecher_

Engelbert von Nordhausen wurde 1948 in Schmölln, Thüringen, geboren, seine Kindheit verbrachte er in West-Berlin. Ab 1966 nahm er Schauspielunterricht, bekam 1969 sein erstes Engagement an der Landesbühne Iserlohn, es folgten das Theater Saarbrücken, die Freie Volksbühne Berlin und das Deutsche Schauspielhaus in Hamburg. 1988 begann seine Zeit als Dialogregisseur und Dialogbuchautor für die Synchronbranche, die bis heute währt.

Nordhausen ist die deutsche Stimmbandvertretung für die Hollywoodschauspieler Gene Hackman, Samuel L. Jackson und Bill Cosby.

Regie führte wie stets Stefan Hackenberg. Er studierte Jura, Anglistik und Germanistik in Köln. Ab 1986 war er Literaturdozent und Autor, ab 2000 arbeitete redaktionell und journalistisch für Fachmagazine, Hörfunksendungen wie die „Ohrenweide“ (WDR) und wurde Regisseur für Computerspiele (!) und bei künstlerischen Hör-Produktionen. Er bearbeitet Drehbücher, Hörbücher und Hörspiele. Lebt seit Jahren „bewusst“ in der Eifel. (Verlagsinfo)

_Handlung_

Harry Bosch, den Connelly-Leser schon aus mehreren Romanen kennen, soll diesmal als Hauptfigur der Anklage in einem Gerichtsverfahren gegen den allseits bekannten Hollywood-Regisseur David Storey aussagen, der sich für unantastbar hält. Das Medieninteresse ist entsprechend groß. Storey soll im Sexrausch eine junge Schauspielerin umgebracht und ihren Tod anschließend als Selbstmord durch autoerotische Strangulation inszeniert haben. Storeys wichtigster Helfer ist ein bulliger Ex-Polizist, Privatdetektiv und Kautionsvermittler namens Rudy Tafero, der im Hintergrund gegen Bosch und McCaleb agiert.

Terry McCaleb, Experte für Serienmorde und ehemaliger FBI-Angehöriger, lebt nun – mit zweitem Herzen und seiner Familie – auf der friedlichen Insel Catalina vor L. A., als eines Tages die leitende Polizistin Jaygee Winston bei ihm auftaucht, um ihn um beratenden Beistand bei einem ganz anderen Mord zu bitten. Der saufende Gelegenheitsarbeiter Edward Gunn wurde in einem Ritualmord getötet, bei dem er sich selbst erdrosselte.

Es ist McCaleb, der die Nachbildung einer Eule im Tatortvideo entdeckt. Aber in der Wohnung Gunns ist sie, als er mit Winston nachsieht, nicht mehr zu finden. Bei einer Erkundung des Areals entdeckt McCaleb sie auf dem Dach des Nebenhauses, das der Hausmeister ebenfalls verwaltet. Es ist ein umgebauter Vogelschreck, und die Firma, die sie in Kalifornien vertreibt, kann auch den Käufer nennen. Leider sind die Angaben alle gefälscht, aber sie passen ins Schema.

Die Eule und andere Symbole und Bildinschriften stammen alle aus dem Werk des flämischen Malers Hieronymus Bosch, und sogar der nackte Mann, dessen Füßen auf seinen Rücken gefesselt sind und der sich mit einer Schlinge um den Hals selbst stranguliert, kommt in Boschs Bildern vor. Doch warum musste Gunn überhaupt sterben? Da stößt McCaleb auf den Hinweis, dass es sein Ex-Kollege Harry Bosch, mit dem er im POET-Fall zusammengearbeitet hat, war, der Gunn in der Nacht vor dessen Tod in der Ausnüchterungszelle besucht hat. Bosch glaubt, dass Gunn vor sechs Jahren eine Prostituierte umgebracht hat. Und weil Boschs eigene Mutter eine Prostituierte war und ermordet wurde, schiebt Bosch nun einen Hass auf alle Nuttenmörder. Alles klar, Herr Kommissar?

McCaleb glaubt nicht an Zufälle. Er entdeckt zu seiner Bestürzung auch noch Folgendes: Detective Hieronymus „Harry“ Bosch trägt den gleichen Namen wie der mittelalterliche Maler, der eigentlich Jerome (= Hieronymus) van Aiken hieß, sich aber nach seiner Heimatstadt t’Hertogenbosch Hieronymus Bosch nannte. McCalebs Verdacht fällt unweigerlich auf Harry Bosch, und er muss an Winston weitergeben, was er entdeckt hat. Unglücklicherweise muss Winston ihre Information auch an das FBI weitergeben, und dessen hartnäckige Abteilung für Bürgerrechte schaltet sich ein. Allerdings fühlen währenddessen McCaleb und Winston bei Bosch und dessen Ex-Kollegin Kizmin Ryder so ungeschickt und auffällig vor, dass es Bosch nicht schwerfällt, zwei und zwei zusammenzuzählen. Die beiden sind auf seiner Fährte und glauben wohl am Ende noch, er hätte Gunn auf dem Gewissen, oder?

Gleich am nächsten Tag tritt ein findiger Reporter von „The New Times“ auf Bosch zu und bittet um einen Kommentar zu der Tatsache, dass das FBI gegen ihn ermittle. Bosch bleibt ganz cool und warnt McEvoy, seine Quellen ganz genau zu prüfen und sich zu fragen, welche Motive dahinterstecken, Bosch kaltzustellen. Denn sobald die „New Times“ hinausposaunen würde, dass Bosch unter Mordverdacht stehe, sei seine Aussage gegen David Storey keinen Pfifferling mehr wert. Und Storey könnte weitermorden. McEvoy gibt Bosch eine Galgenfrist, dann will er die Story bringen.

Zum Glück kann Bosch McCaleb von seiner Unschuld überzeugen und auch das Motiv ad absurdum führen. Gemeinsam bemühen sie sich zusammen mit Winston, die Verbindungen zwischen den zwei Mordfällen aufzudecken. Und als der hartnäckige McCaleb jemandem bei seinen Ermittlungen zu heftig auf die Zehen tritt, ist Bosch gefragt, um ihm in letzter Sekunde das Leben zu retten.

_Mein Eindruck_

Man merkt es dem spannenden und kunstvoll konstruierten Thriller durchweg an, dass Connelly jahrelang als Polizeireporter in L. A. gearbeitet hat. Nicht nur vermag der Autor Schauplätze und Menschen genau zu charakterisieren, er kennt auch die Methoden der Schnüffler wie der Verbrecher. Er kann das zentrale Gerichtsverfahren, das den roten Faden liefert, minutiös nachzeichnen und als kriminalpolitischen Schauplatz verständlich machen. Allerdings vermittelt er in der Mitte des Buches dabei den Eindruck, ein Gerichtsdrama zu liefern. Das legt sich zum Glück wieder, so dass der Showdown den Leser bzw. Hörer wirklich fesseln kann.

Mit Bosch und McCaleb tauchen zwei Figuren Connellys auf, deren Innenleben laufend erklärt wird. Leser, die schon Connellys Romane „Der Poet“ und „Das zweite Herz“ gelesen haben, werden die beiden Figuren, besonders McCaleb, weitaus besser verstehen, als es der Autor in „Dunkler …“ ermöglicht. „Dunkler …“ bedient nicht so stark voyeuristische Instinkte wie etwa Thomas Harris mit seinen Hannibal-Romanen.

Wir werfen dennoch einen Blick auf grausige Szenen, die aus dem Serienkillerfilm „Sieben“ stammen könnten – nichts für zarte Gemüter. Vielmehr richtet Connelly unser Augenmerk auf ganz normale Schnüffelarbeit bei Dutzenden von Zeugen an zahlreichen Orten. Erst hierdurch wird die Stadt Los Angeles als Organismus lebendig und erlebbar, mitunter sogar mit komischen Untertönen. Der Autor zeigt wie schon zuvor ein feines Gespür für Rhythmus: Solche heiteren Momente wechseln sich stets mit Hochspannung ab, aber auch mit bewegenden Szenen. Bosch gesteht zum Beispiel, dass er an der Ermordung seines ehemaligen Chefs Harvey Pounds Schuld hat. So etwas gibt nicht jeder Cop zu, schon gar nicht einer, gegen den wirklich gerade wegen Mordes ermittelt wird.

Man fragt sich nach sechs Jahren, ob die Klischees, die Connelly hier präsentiert, wirklich der Realität entsprechen. Das FBI beispielsweise ist grundsätzlich verbohrt und seine Agenten sind ziemliche Idioten. Dass eine Frau in die Ermittlungen eingeschaltet ist, grenzt schon fast an ein Alibi. Und dass Bosch zufällig in der Gegend ist, als McCaleb gerade das nächste Opfer des Gunn-Mörders werden soll, grenzt schon an göttliches Eingreifen.

|Der Maler|

Das wichtigste Bild, das Bosch im Roman erwähnt, ist „Der Garten der Lüste“, das heute im Madrider Prado hängt – ein riesiges Triptychon, das den Garten Eden, die Welt und die Hölle zeigt. Darauf sind mehrere Symbole für göttliche Strafe zu sehen, Eulen beispielsweise, denn Eulen stehen für Weisheit. Connelly zieht eine deutliche Parallele zwischen den Zuständen im Moloch L. A. und der Darstellung der Welt durch Hieronymus Bosch. Diese Korrespondenz mag zunächst etwas platt erscheinen, aber es ist für einen amerikanischen Thriller doch recht ungewöhnlich, Kunstwerke als Indiziengeber einzusetzen, zumal europäische. Aber Boschs Vorname lautet tatsächlich nicht Harry, sondern Hieronymus.

Der Buchtitel bezieht sich auf die Dunkelheit, mit der die Hölle gemalt ist: „a darkness more than night“ sagt der deutsche Restaurator im Getty Museum, der an einem Bosch-Gemälde arbeitet. Es ist die Dunkelheit der Verzweiflung und Verdammnis, darf man annehmen. „Bosch kannte alle Dämonen.“

|Die Übersetzung|

Die Übersetzung von Sepp Leeb ist gewohnt gut, doch ein wenig erstaunt das Titelbild: Da sitzt eine schwarze Krähe wie von Hitchcock auf einer Holzkugel. Im Buch hingegen ist ständig von Eulen als Verkörperungen des Bösen die Rede. Der Grund für die Wahl der Krähe dürfte darin zu suchen sein, dass Eulen heute als Symbol der Weisheit („Eulen nach Athen tragen“) gelten, Krähen aber nun deren üblen Ruf geerbt haben.

|Der Sprecher|

Wer einmal Filme mit Samuel L. Jackson gesehen hat (und wer hat das nicht?), erinnert sich wohl noch die tiefe Stimme der deutschen Stimmbandvertretungen des bekannten Schauspielers. In vielen Jackson-Filmen wird diese gesprochen von Engelbert von Nordhausen. Dieser ungewöhnliche Name, der an alte Ritterburgen denken lässt, soll nicht dazu verleiten, den Sprecher zu unterschätzen. Man wird schnell eines Besseren belehrt, wenn man Zeuge der Flexibilität wird, mit der der Sprecher sein Sprechinstrumentarium handhabt.

Schon in der ersten Szene, dem PROLOG, erklingt die Stimme von Harry, die die tiefste im ganzen Ensemble von „Figuren“ der Handlung darstellt. Gleich darauf ertönt das heisere Quengeln des Säufers Edwin Gunn in der Ausnüchterungszelle. Merke: Bosch ist auch noch in der Silvesternacht im Dienst. Als Kontrastprogramm beginnt die erste Szene, als McCalebs Frau Graciela mit einer sanften, geradezu lieblichen Stimme nach ihrem Mann ruft. Sie kündigt Sergeant Winston an. McCaleb klingt müde und behäbig im Unterschied zu der alerten Polizistin.

Viele Frauengestalten – nicht alle – sprechen so sanft wie Graciela, so etwa Mrs. Penelope Fitzgerald, Chefrestauratorin im Getty Museum. Die Zeugin Annabel Crowe hingegen klingt jung und naiv, eine typische Nachwuchsschauspielerin, die sich nach oben schläft (und der dies im Bett von Storey fast zum Verhängnis wird).

Fast ebenso tief wie Bosch dröhnt das Organ von Richter Hewton, der im Prozess gegen Storey den Vorsitz führt und auch schon mal ziemlich ungehalten rufen kann, wenn die Dinge nicht so laufen, wie er sich das vorstellt. Das muss er auch mehrmals tun, denn die Schurken im Stück machen ihm das Leben alles andere als leicht. Storey beispielsweise ist einfach nur ein verächtlicher Mistkerl, der am liebsten Bosch dorthin schicken würde, wo der Pfeffer wächst.

Mit seinen vielseitigen Mitteln gelingt es dem Sprecher, nicht nur die Figuren zum Leben zu erwecken, sondern sie auch jeweils einer Situation anzupassen. So brechen die Zeuginnen regelmäßig in Tränen aus, und bei Annabel Crowe klingt das schon ziemlich echt. Und auch Harry Bosch kann sich von einer anderen Seite zeigen. Einmal lacht er, das klingt dann ziemlich düster und nicht sonderlich heiter. Regelrecht verblüfft hat mich der Sprecher, als er auch einen Yuppie zu gestalten weiß. Der Drehbuchautor Hendricks klingt schon ziemlich tuntenhaft, als er mit seiner kultivierten und distinguierten Stimme sich selbst lobt, bis es nicht mehr auszuhalten ist.

Eindeutig meine Favoriten unter den vom Sprecher gestalteten Rollen sind Harry Bosch und Terry McCaleb. Man merkt einfach, dass im unter(st)en Tonbereich die Stärke von Nordhausen liegt. Seine Fähigkeiten werten das Hörbuch gegenüber dem Printmedium eindeutig auf. Außerdem wurden im Hörbuch die langen Passagen über den Maler Bosch zusammengestrichen, denn sie lenken meines Erachtens nur vom Plot ab.

_Unterm Strich_

In diesem Roman führt der Autor in mehr oder weniger geschickter Weise seine beiden Oberschnüffler McCaleb und Bosch zusammen, allerdings zunächst als Kontrahenten. Dabei erweist sich Bosch seinem Zunftkollegen als haushoch überlegen. Und es liegt nicht daran, dass McCaleb durch sein schwaches, transplantiertes Herz gehandikapt ist. Es ist nur so, dass Bosch niemandem vertraut und deshalb durch McCalebs Fragen, die auffällig unsachlich sind, stutzig wird.

Immer wieder erweist sich der Autor als sachkundiger Vermittler von kriminalistischem Wissen. So flicht er wie beiläufig ein, wie nützlich doch ein Strafzettel sein kann. Auf diese Weise entdecken Winston und McCaleb nicht nur, was ihr Hauptverdächtiger zu einem bestimmten Zeitpunkt getrieben hat, sondern mit einem Strafzettel wurde auch der Serienkiller „Son of Sam“ alias Sam Berkowitz in New York City dingfest gemacht.

Die Krönung des Gerichtsdramas, in das Bosch verwickelt ist, bildet jene Szene, als er Storey unter die Nase reiben kann, was mit dessen Machenschaften außerhalb des Gerichtssaal passiert ist. Sie gingen alle den Bach runter. Die Ironie bei dieser Szene: Es sind nicht die eigentlich zuständigen jungen Staatsanwälte, die den Angeklagten überführen, sondern der alte Hase, der auch abseits des Hauptschauplatzes erfolgreich zu agieren weiß.

Mir hat das Hörbuch ausnehmend gut gefallen, weil es diese verschlungenen Handlungsfäden durch diverse Kürzungen sauber herausarbeitet und dem Hörer so leichter verständlich macht. Der zweite dicke Pluspunkt ist der Sprecher, wie Bosch ein alter Hase im Geschäft. Engelbert von Nordhausen gelingt es, die Figuren zum Leben zu erwecken und ihre Darstellung zudem situationsbedingt anpassen. Dabei hilft ihm seine Schauspielerausbildung, und als Dialogregisseur war er vielleicht sogar an der Bearbeitung des Textes beteiligt.

|Originaltitel: A Darkness more than Night, 2001
Aus dem US-Englischen übersetzt von Sepp Leeb
376 Minuten auf 6 CDs
ISBN-13: 978-3-86538-677-9
ASIN: B000QFBU1M|
http://www.delta-music.com

Malory, Thomas / Schalk, Gustav / Hackenberg, Stefan / Neuhaus, Volker – König Artus\‘ Tafelrunde: Parzival

_Tragikomisch: „Du sollst gerochen werden!“_

Obwohl Parzival abseits der königlichen Höfe aufgewachsen ist, kann seine Mutter nicht verhindern, dass es ihn an den Hof von König Artus zieht. Gekleidet wie ein Narr, macht er sich auf den Weg und beschwört durch sein unbedachtes Verhalten Unglück und Tod herauf …

_Der Autor_

Sir Thomas Malory wurde vielleicht 1416 geboren und starb eventuell 1471, aber beide Daten sind unsicher. Auch ist nicht völlig gesichert, ob es sich bei ihm um Sir Thomas Malory of Newbold Revel in der englischen Grafschaft Warwickshire handelt. Sein berühmtestes Werk, welches er im Gefängnis vor 1471 geschrieben haben muss, ist das Epos „Le morte d’Arthur“. Es wurde erst 1485 gesammelt und vom berühmten Buchdrucker William Caxton, dem Herausgeber der King-James-Bibel, veröffentlicht.

Malory stützte sich in seiner Darstellung der Artuslegende auf die Geschichten des Vulgata-Zyklus aus dem 13. Jahrhundert, auf das mittelenglische Gedicht „Morte Arthure“, auf das französische „Perlesvaus“ (= Parzival) und das englischen Strophengedicht „Le morte Arthur“ aus dem 15. Jahrhundert. Bemerkenswert ist in dieser Aufzählung von Quellen das Fehlen von Chretien des Troyes‘ arthurischen Werken. Chretien vollendete sein Epos „Perceval, ou Le conte de Graal“ aus dem Jahr 1182 nicht. Der Percival- oder Perceval-Stoff wurde im Königreich Burgund Anfang des 13. Jahrhunderts und von Wolfram von Eschenbach weiterentwickelt (1200-1210). Eschenbachs Version lieferte die Vorlage für Richard Wagners Oper „Parsifal“ (1882).

In der Fantasyliteratur diente die Story vom weltfremden Bauernjungen, der es zum Ritter und transzendenten König bringt, vielfach als Vorlage, so etwa in Lloyd Alexanders [TARAN-Zyklus 2850 und in David Eddings „Belgariad“ und deren Fortsetzungen. Dies bietet sich an, weil es im walisisch-keltischen Epenzyklus „Mabinogion“ eine Story namens „Peredur“ gibt, die sich auf die gleiche keltische Quelle wie Chretien de Troyes bezog. Hier wie dort kommt stets der Fischerkönig vor, der erlöst werden muss und sich als Jesusgestalt verstehen lässt.

Über Gustav Schalk, der offenbar der Bearbeiter der Malory-Version ist: Lehrer, Schriftsteller („Dr. Biedermann und sein Zögling“, Roman, 1886; „Stacheldrahtzäune“, Roman, 1910; „Parzival“, 1914).“

Immerhin: Die ersten Zeilen stammen aus dem Mittelhochdeutschen und sind höchstwahrscheinlich Wolfram von Eschenbachs Epos entnommen.

_Der Sprecher_

Thomas Friebe wirkt als Sprecher seit vielen Jahren an Produktionen für Hörfunk, TV und Werbung mit. Seine Stimme kennt man laut Verlag aus den Programmen der großen privaten und öffentlich-rechtlichen Sender. Er arbeitet zudem als Synchronsprecher und war an zahlreichen Hörspiel- und Hörbuchproduktionen beteiligt. (Verlagsinfo)

Regie führte bei dieser Hörbuchproduktion Stefan Hackenberg.

_Handlung_

Es war einst ein Ritter namens Gamuret, der heiratete in Bagdad eine Mohrin, die gebar ihm einen Sohn namens Feirefiz. Das heißt so viel wie „bunter Sohn“. Rastlos ritt Gamuret jedoch wieder in die Lande, gewann ein Turnier und begehrte die Prinzessin Herzeleide zur Frau. Doch als ihn der Kalif von Bagdad zum Dienst rief, folgte er dem Ruf, die Frau zurücklassend. Er fiel und sah Herzeleides schönen Sohn Parzival niemals. Herzeleide entschied, dass Parzival fern der Welt im Wald Saltane aufwachsen solle.

Parzival wird ein guter Jäger und Bogenschütze. Angesichts einen geschossenen Singvogels trauert er und geht zu seiner Mutter. Sie erzählt ihm von einem mächtigen Mann namens Gott und dessen Widersacher namens Teufel, der ein Verderber der Menschen sei. Parzival nimmt sich dies, wie alles, was seine Mutter sagt, zu Herzen. Als dann vier Ritter in den einsamen Wald kommen, staunt der Prinz sie an: Bestimmt sind sie der liebe Gott und seine Diener, oder? Er wirft sich in den Sand und bittet um Gottes Segen. Der aber sagt, er sei nur ein Ritter. Da will auch Parzival ein Ritter werden. Der Ritter fordert ihn auf, zu König Artus zu kommen.

Trotz der entsetzten Proteste seiner Mutter, die ihn nicht wie seinen Vater verlieren möchte, will sich Parzival auf den Weg zu Artus machen. Doch listig macht sie ihm eine Rüstung, die wie ein Narrenkleid aussieht. Als Pferd bekommt er einen alten Klepper und als Helm eine Schellenkappe. Zum Abschied gibt sie ihm eine Menge guter Ratschläge mit auf den Weg, bevor sie an gebrochenem Herzen stirbt.

|Parzivals Weg zu König Artus|

In einem Lager von Zelten stößt er auf eine schöne Schlafende, die er ohne zu zögern küsst. Schließlich gehört dies zu den mütterlichen Ratschlägen, oder nicht? Die Dame erschrickt zwar, doch seine kindliche Art beschwichtigt sie. Er nimmt ihren Ring entgegen, obwohl sie droht, ihr Gatte werde ihn erschlagen. Als Parzival fort ist, kehrt Herzog Orilus zurück und bemerkt, dass seiner Braut der Ring fehlt. Er nennt ihre Entschuldigungen Lügen. Unterdessen gelangt Parzival mit der Hilfe eines Fischers, den er mit einer goldenen Spange bezahlt, nach Nantes, wo König Artus Hof hält.

Doch als er sich der Städt nähert, reitet der rotgekleidete Ritter Yter von Gahefis heran, der Artus beraubt hat. Er schickt den närrischen Parzival als seinen Boten in die Stadt, um Artus herauszufordern. Da Parzival den König offensichtlich nicht kennt, übergibt er Yters Botschaft einem Ritter, der sich als Artus ausgibt. Parzival will jedoch unbedingt Ritter werden und bietet Artus an, für ihn in den Kampf zu reiten. Artus‘ Seneschall Kai rät, dieses Angebot anzunehmen. Und wenn Parzival siegen sollte – was er für ziemlich unwahrscheinlich hält -, dann gehöre Yters Rüstung natürlich Parzival und er werde Ritter.

Wir wissen ja schon, dass Parzival ein guter Jäger ist. Er wirft seinen verlässlichen Speer und streckt Yter damit nieder. Mit der Hilfe des Knappen Iwanet gelingt es ihm, Yters Rüstung diesem aus- und sich anzuziehen. Über dem Narrenkleid. Fortan reitet er als Roter Ritter durch die Lande.

|Parzival bei Gurnemanz|

Als ersten Mann lernt er Gurnemanz von Graharz kennen, der zu seinem Lehrmeister wird. Als Parzival beim Gastmahl erzählt, erkennt der Kreis, dass diesem jungen Springinsfeld offenbar die inneren Werte eines Ritters fehlen, von Weisheit ganz zu schweigen. Zu den Tugenden zählen unter anderem Keuschheit, Sittsamkeit und Unschuld. Gewarnt sei er vor diversen Lastern, und er solle seine Ehre über sein Leben stellen. Als König solle er Milde und Gerechtigkeit üben. Zum Schluss gibt Gurnemanz dem frischgebackenen Ritter aber einen verhängnisvolle Rat: Frage nicht so viel! Auch dies nimmt sich Parzival zu Herzen und übt sich ansonsten in Kampf- und Minnedisziplinen. Hierbei lehrt ihn Gurnemanz‘ Tochter Liatza, die sich in den blonden, blauäugigen Jüngling verliebt, doch der merkt leider rein gar nichts von ihrer Liebesglut.

|Parzival bei Königin Condwiramur|

Bei Abschied erzählt ihm Gurnemanz von seinen drei Söhnen, die alle im Kampf gefallen seien, und von seiner Nichte, Königin Condwiramur von Brobarz, die in der Stadt Belriga seit Jahr und Tag belagert werde. Ohne Schwierigkeiten reitet Parzival in die Stadt ein, wo die Menschen bereits hungern, und betritt die Burg, wo er die Königin wunderschön findet und sich auf der Stelle in sie verliebt. Er überbringt Gurnemanz‘ Grüße und lernt Condwiramurs Onkel kennen, darunter Kiot. Dann fordert er den Feind heraus, besiegt den Seneschall Kungrun des feindlichen Königs Chlamides.

Doch nach einer Atempause, während der Parzival die Königin heiratet, beginnt Chalmides die Belagerung Belrigas erneut. Nach einigem Hin und Her fordert Chlamides Parzival zum Zweikampf heraus, den Parzival selbstredend gewinnt. Doch er verschont Chlamides‘ Leben unter der Bedingung, dass er sich in den Dienst einer Dame namens Kunevara in Nantes stelle. Chlamides wird dort Ritter, sehr zum Ärger von Seneschall Kai, der von den Heldentaten dieses närrischen Roten Ritters nicht sonderlich angetan ist.

|Parzival auf der Gralsburg, 1. Durchgang|

Damit er seine Mutter wiedersehen kann, verabschiedet sich Parzival von seiner Frau, die darob betrübt ist. Im Abendlicht erreicht der Rote Ritter müde einen See, wo er auf einen seltsamen Fischer stößt. Der Mann sieht verhärmt aus, trägt aber edle Kleider. Er schickt den Ritter zur Burg Montsalvasch von König Titurel, die unter dem Befehl des Ritters Amfortas steht. Als Parzival deren Tore erreicht, bewundert er den riesigen Karfunkel, der rot auf der höchste Turmspitze funkelt. Indem er sich auf den Fischer beruft, wird Parzival willkommen geheißen und bewirtet. In einem Saal voller Pracht sitzt zu seinem Erstaunen der Fischer selbst auf dem Thron. Doch der Mann sagt nichts und Parzival fragt eingedenk Gurnemanz‘ verhängnisvollem Rat „Frag nicht so viel!“ ebenfalls nichts.

Auch als ein Diener eine blutige Lanze bringt, entlockt dies Parzival noch keine Frage. Schließlich erscheinen auch noch Jungfrauen, die alle etwas hereintragen, die schönste von ihnen trägt eine hell strahlende Schale. Obwohl die Jungfer Parzival erwartungsvoll anschaut, macht er immer noch nicht den Mund auf. Amfortas seufzt auf seinem Thron, die Jungfern treten ab, die Ritter sind betrübt, doch Parzival sieht ein bedeutsames Bild: einen Greis mit tiefem Frieden im Gesicht. Was mag es nur bedeuten? Am Schluss bringt ein Knappe ein schönes Schwert als Geschenk des Königs.

|Der Fluch|

Am nächsten Morgen ist die Burg wie ausgestorben, und Parzival reitet mit vielen ungestellten Fragen von dannen, doch nachdem sich das Tor hinter ihm geschlossen hat, hört er eine Stimme: „Tor! Stein statt Herz! Parzival wird’s büßen!“ Der solchermaßen Verfluchte gelangt in den schönen Wald Plinizol, wo König Artus gerade sein Jagdlager aufgeschlagen hat. Schnee fällt, viel Schnee. Doch in seiner Umnachtung bemerkt Parzival nichts davon. Erst als Artus‘ Jagdfalke eine Gans im Fluge schlägt und drei Blutstropfen in den Schnee fallen, stoppt Parzival wie hypnotisiert, denn er erinnert sich an seine Königin. Condwiramur wartet auf ihn.

Da man in Artus‘ Lager den seltsam träumenden Ritter bemerkt hat, reitet Ritter Segramors mit des Königs Erlaubnis zu ihm, um ihn herauszufordern. Segramors zu besiegen, ist für Parzival ein Kinderspiel, und Seneschall Kai sorgt für den Spott. Aber als er selbst den Roten Ritter aufs Korn nimmt, wird er schwer verletzt. Da ahnt Ritter Gawan, wer der Rote Ritter wohl sein könnte: Parzival! Als Gawan die Blutstropfen bedeckt, erwacht Parzival aus seiner Trance und wird in Artus‘ Lager gebracht. Lady Kunevare dankt ihrem Gönner und berichtet, dass sie König Clamides heiraten wolle.

|Cundrie|

Da reitet auf einem Maultier eine hässliche Alte ins Lager. „Wehe!“ krächzt sie, „Parzival ist verflucht!“ Cundrie, die Gralsbotin, zeigt auf ihn. „Du bist der Mann!“ Nachdem sie erklärt hat, worin seine Schuld gegenüber dem Gralskönig besteht, setzt sie hinzu, dass seine Mutter Herzeleide gestorben sei. Vor Gram weint Parzival bitterlich. Cundrie gebietet ihm, Buße zu tun, doch Parzival fragt in aller Unschuld erneut, worin seine Schuld bestehe. Cundrie bezichtigt ihn, mit Gott rechten zu wollen und ermahnt ihn erneut zu Buße, bevor sie davonreitet. Parzival irrt im Land umher, bis er Reue verspürt. Dann macht er sich erneut auf den Weg zum Gral, doch wie ihn finden?

|Parzival vor der Gralsburg, 2. Durchgang|

In einem verschneiten Wald an einem Karfreitag stößt der Rote Ritter auf einen Zug Pilger, einen Ritter und dessen Familie. Als Parzival nach der Gralsburg fragt, schickt der Ritter nach seinem Seelenarzt Trefrazent, der Parzival vermessen nennt. Als Parzival ihm von seinem schweren Los erzählt, berichtet ihm Trefrazent von seinem eigenen Abstieg im Leben. Nebenbei erwähnt er, dass dieser Wald schon zur Gralsburg gehöre. Er, Trefrazent, sei der Bruder von Parzivals Mutter Herzeleide, und auch der König Amfortas sei sein Onkel. Ach, was Parzival diesem nur angetan habe, als er ihn nicht von seinem Leid erlöste, das ihm ein heiliger Speer durch eine Wunde zufügte! Wie konnte er nur Amfortas‘ Leid so missachten? Parzivals Zeit der Prüfung sei noch nicht vorüber, und er werde noch viele Menschen erlösen müssen, bevor er Frieden finden könne.

|Feirefiz|

Geläutert verlässt Parzival Trefrazent und stößt zu König Artus, der ihn in seine Tafelrunde aufnimmt. Am Meer begegnet Parzival einem glanzvollen Ritter, der sofort angreift. Lanzen brechen, Schwerter klirren, doch die Kämpfer sind einander gleich an Kraft und Geschick, doch Parzivals Schwert bricht entzwei. Der Fremde gewährt Gnade und erzählt, er komme aus dem Orient, bewundere aber die Ritter der Franken. Er nennt sich Feirefiz von Anjou. Aber auch Aprzival beansprucht den Titel von Anjou, also müsse Feirefiz wohl sein Bruder sein. Als dieser endlich seinen Helm abnimmt, um sein Gesicht zu enthüllen, entdeckt Parzival, dass es schwarz und weiß gefleckt ist. Wahrhaftig, sein Halbbruder! Sie geloben einander Freundschaft.

Von Ritter Gamuret, ihrem gemeinsamen Vater, gibt es leider keine endgültige Nachricht. Doch als sie in Artus‘ Lager zurückgekehrt sind, wartet dort schon die Gralsbotin Cundrie auf Parzival: „Heil dir! Der Fluch ist von dir genommen. Dein Herz ist geläutert, die Schuld getilgt. Der Gral ruft dich, damit du sein Hüter und der König der Burg seiest.“ Dort werde er an Condwiramurs Seite mit seinen zwei Söhnen, darunter Lohengrin, herrschen. Feirefiz darf auf die dritte Fahrt zur Gralsburg mit.

|Parzival in der Gralsburg, 3. Durchgang|

Die Botin führt die zwei Ritter zur Burg, wo die Tempelritter sie begrüßen und hineingeleiten. Amfortas wartet auf seinem Thron. Als die Jungfrauen erneut in den Saal hereinschreiten, bringt die Schönste, Reponse de Joie, die Schale des Grals selbst. Da stellt Parzival endlich die ersehnte Frage an Amfortas: „Was fehlt dir?“ Amfortas seufzt auf und ist geheilt. Als er Parzival als einen Nachfolger einsetzt, leistet ihm der frischgebackene Gralsritter den Treueschwur.

|Wiedersehen|

Vor der Burg wartet schon Königin Condwiramur mit ihren Söhnen auf Parzivals Ankunft. Als Parzival zu ihrem Lager reitet, das ihr Onkel Kiot bewacht, stellt sich Parzival vor und wird hineingeleitet. Im Zelt sieht er drei rosige Gesichter der Schlafenden, die ihn an die drei Blutstropfen im Schnee gemahnen. Condwiramur erwacht und begrüßt ihren Gemahl mit Freude. Sie stellt ihn seinen Söhnen vor: Kardeis ist der ältere und soll über das Königreich Brobarz herrschen, doch Parzival bestimmt Lohengrin zu seinem Nachfolger auf der Gralsburg. Kiot soll Kardeis‘ Seneschall sein.

|Bekehrung|

Feirefiz begrüßt die Neuankömmlinge ebenfalls und schließt sich dem Fest auf der Burg an. Doch woher kommen all diese Speisen, fragt er. Vom Gral, antwortet Amfortas. Aber ich kann ihn nicht sehen, antwortet Feirefiz. Kein Wunder, denn Feirefiz ist ja schließlich ein Heide. Wie kann ich ein Christ werden, fragt Feirefiz. Na, so wie Reponse könne er sich taufen lassen, lautet die Antwort. Er lernt wie Reponse, ein guter Christ zu sein, lässt sich taufen. Endlich sieht auch er den Gral. Er freit um Reponse und nimmt sie nach ihrer Einwilligung zur Frau.

Nach der Hochzeit kehrt Feirefiz mit Reponse de Joie in seine Heimat zurück. Condwiramur wird auf der Gralsburg ihre Nachfolgerin. Eines Tages will auch der alte Greis Titurel Abschied von der Burg nehmen und sagt zu Amfortas‘ Nachfolger: „Gottes Segen auf dein und deiner Frau Haupt und für eure Herrschaft.“ Dann stirbt Titurel. Der Gralsritter Lohengrin, Parzivals Sohn, lässt sich als König am Rhein nieder und führt in seinem Wappen einen Schwan als Sinnbild.

_Zur Gralsgeschichte_

Das zentrale Motiv, um das es in der Story Parzivals geht, ist der Gral und die Zeremonie, in der er präsentiert wird. Denn Parzival lädt ja den Fluch auf sich, indem er es unterlässt, nach Sinn und Grund dieser Zeremonie zu fragen und so den siechen Fischerkönig Amfortas, den Gralshüter, zu erlösen.

Laut der „Encyclopedia of Fantasy“ bezeichnete das Wort „grail“ oder „graal“ in Altfranzösisch ein Serviertablett bei einem Diner. Chretien de Troyes übernahm diesen Begriff unverfälscht, begründet aber die Zeremonie nicht. Was hat es beispielsweise mit dem blutigen Speer und dem Schwert auf sich? Chretien verknüpft den Gral auch nicht mit Christus, sondern stützte sich vermutlich auf eine keltische Erzählung über Fruchtbarkeitsriten. Dort ist die blutende Lanze als phallisches Symbol für den Lebensspender bekannt und der Kessel Ceridwens als der Schoß, aus dem Leben entspringt.

In der keltische Artuslegende „Preiddeu Annwfyn“ aus dem Jahr 900 stehlen Artus und seine Mannen einen Kessel der Fülle aus der irischen Unterwelt Annwn. Dieser Kessel der Fülle, auch als Kessel der Wiedergeburt bezeichnet, war in der keltischen Mythologie einer der vier magischen Gegenstände der Macht und im Besitz der Göttin Ceridwen. Er stand für Wohlstand, Frieden und vor allem für Fruchtbarkeit, die angesichts der Plagen Mitte des 6. Jahrhunderts in England keineswegs selbstverständlich waren. Die anderen Objekte der Macht waren das Schwert Fragarach der Verteidiger, der Stein des Schicksals und der Speer des Lichtgottes Lugh. (Hier taucht der Speer wieder auf.)

All dies änderte sich, als der Burgunder Richard de Boron ca. 1212 den Gral mit Christus verknüpfte. Sein Gral-Epos „Joseph d’Arimathie“ (ca. 1200) scheint allerdings verschollen zu sein. Bei Boron ist der Gral jener KELCH, aus dem Jesus beim Letzten Abendmahl trank. Mehr noch: Der Kelch enthielt das Blut Christi, vielleicht weil darin Jesu Blut bei der Kreuzigung aufgefangen wurde. Daher auch Sangreal, Sangrail und Sangraal: heiliger Gral. Der Kelch steht als Symbol für das Leben, aber während der Zeit der Kreuzzüge auch als Symbol für ewiges Leben. Boron schrieb also christliche Propaganda.

Der anonyme Autor von „Perlesvaus“ gab dem Gral im frühen 13. Jahrhundert die Macht der Verjüngung. Im Vulgata-Zyklus der Artuslegende wurde aus dem einstigen Tablett endgültig ein Kelch. Sir Thomas Malory (s. o.) formulierte in „Le morte d’Arthur“ (1485) die einflussreichste Version der Gralslegende.

Artus‘ Königreich ist im Niedergang begriffen, denn Seuchen und Verfall greifen um sich. Manche sagen, dass der Grund darin lag, dass Sir Balin beim Töten von Sir Pelham die Lanze des Longinus verwendete, die eigentlich für das Spenden von Leben steht. Die Seuche erzeugt ein Ödland, und dessen Symbol ist der sieche Fischerkönig, der in der Gralsburg lebt. Artus betet um ein Zeichen, und in Camelot erhalten er und seine Ritter eine Vision des Heiligen Grals. Die Ritter machen sich auf, um den Gral zu finden und zu verstehen, nicht ihn zu besitzen.

Weder Sir Gawain noch Lancelot sind erfolgreich, da beide unrein sind (Lancelot treibt es ja mit Guinevere). In manchen Versionen sind Bors und Perceval (Parzival) erfolgreich, bei Sir Thomas Malory aber nur Sir Galahad. Was uns die Frage stellen lässt, wieso die vorgelesene Version die von Malory sein soll und nicht die von Eschenbach. Tatsächlich wird Malorys Name an keiner Stelle auf dem Hörbuch erwähnt!

Wie auch immer: Sir Galahad macht alles richtig: Er löst das Rätsel des Grals, verhilft dem Fischerkönig zur Genesung und bringt auf diese Weise dem Land wieder Wohlstand und Gesundheit zurück. Dadurch wurde die Gralsqueste ein Symbol für ein persönliches Leben, in dem der Lebende nach Vollendung strebt statt sich körperlich auf eine Reise zu begeben. Die Vollendung kann vielerlei Gestalt annehmen, so etwa moralisch, sittlich, ethisch, erotisch, besonders häufig aber in spiritueller Hinsicht. In der Literatur befindet sich der Protagonist häufig auf der Suche nach einem heiligen Gegenstand. Womit wir wieder bei den alten keltischen Objekten der Macht wären.

_Mein Eindruck_

Wie oben aus meinen Zwischenüberschriften zu ersehen, ist die ziemlich lange Geschichte Parzivals in etliche Abschnitte aufgeteilt und erreicht in diesen Stationen praktisch alle Standards, die wir heute von Fantasyabenteuern gewöhnt sind, in denen junge Männer oder Frauen sich so lange entwickeln, bis sie ihre volle Macht erreicht haben. Natürlich bleiben Rückschläge nicht aus, aber diese dienen einem Lernprozess, um eine höhere Ebene der Erkenntnis der Welt zu erreichen. So ergeht es ja Frodo und Sam bzw. Aragorn nicht anders.

So vertraut uns heute die Story anmutet, so fremd ist für uns allerdings die Sprache, in der sie präsentiert wird. In meinem Handlungsabriss habe ich die Alterümlichkeit der Formulierungen schon etwas anklingen lassen, aber im Original klingen sie noch um einiges seltsamer. Wenigstens ist es kein Mittelhochdeutsch, das uns Herr Schalk auftischt, aber eine Phrase wie „Du sollst gerochen werden!“ ist unfreiwillig komisch. Heute benutzen wir „gerochen“ für das Verb „riechen“ statt für „rächen“, wie der Autor es versteht. Das Partizip von „rächen“ lautet heute „gerächt“.

Ein weiterer V-Effekt tritt im Erscheinen eines veralteten Phänomens ein, das als „Minne“ bezeichnet wird. Die Minne ist die höfische Form der Liebe. Will heißen, ein Ritter bekundet zwar seine Liebe (ob er wirklich verliebt ist, steht auf einem anderen Blatt) zu einer edlen Dame (und nur zu einer solchen), die seiner Ehre und Minne würdig ist. Diese Dame wiederum wartet eine gewisse Zeit der Schicklichkeit, bis sie dem Ritter huldvoll ihre Gunst erweist – oder auch nicht. In Ritterfilmen wirft die entsprechende Dame ihr Handtüchlein dem Ritter zu Füßen, welches es selbstredend aufzuheben und an seine Lanze zu heften hat. Es gibt noch viele weitere Formen der Minne, die man aber alle bei Wikipedia nachschlagen kann.

_Der Sprecher_

Da das Hörbuch weder über Geräusche noch über Musik verfügt, ist es allein dem Sprecher überlassen, mit seinem Vortrag den Hörer zu bewegen und zu unterhalten. Nun ist aber Thomas Friebe zwar ein ausgewiesener Synchronsprecher, aber seine Kunst stellt er nur an wenigen Stellen eindrucksvoll unter Beweis. Er porträtiert den jungen Parzival mit einer etwas höheren Stimmlage, wie er sie auch für weiblichen Figuren wie etwa Condwiramur reserviert.

Sei es Jammern, Klagen oder Jubeln – hier tut sich Friebe keinen Zwang an. Er kann herausfordernd rufen wie ein angreifender Ritter, aber auch heiser krächzen wie die alte Gralsbotin Cundrie bzw. Kundry. Natürlich klingt auch der Greis Gurnemanz entsprechend ältlich und heiser. Mit zurückhaltenden Mitteln gelingt also dem Sprecher eine gewisse Charakterisierung der Figuren.

Aber das hat seine Grenzen: Nie wird eine individuelle Kennzeichnung erreicht, sondern stets nur eine Typisierung – der / die Alte krächzt, die Menge jubelt, der Ritter ruft und so weiter. Typen bereiten leider keine Überraschungen, weder in positiver noch in negativer Hinsicht. Man könnte also von einem „klassischen“ Vortrag sprechen, der keinerlei Ecken und Kanten aufweist. Das betrifft auch das Eingangszitat in Mittelhochdeutsch. Es klang für mich völlig fehlerlos.

_Unterm Strich_

Diese Prosa-Präsentation des „Parzival“-Epos stammt zwar von Gustav Schalk, geht aber entweder auf Sir Thomas Malory zurück, wie die einschlägigen Webseiten behaupten, oder auf Wolfram von Eschenbach, wie ich vermute (siehe den Abschnitt „Gralsgeschichte“). Auf dem Hörbuch selbst steht weder der eine noch der andere Name, sondern nur „Gustav Schalk“.

Der Prosatext ist wesentlich verständlicher als ein Erzählgedicht in Versen, wie es ein Epos wäre. Folglich fiel es mir leicht, der Story vom Aufstieg des Ritters Parzival zu folgen. Unfreiwillig komisch waren die veralteten Formulierungen wie „Du sollst gerochen werden!“ Am Schluss wird die Geschichte sehr fromm und ziemlich langweilig, weil alle heiraten oder bekehrt werden oder König, Prinz oder sonstwas werden.

Aber davor gibt es eine Menge Zweikämpfe. Dumm nur, dass wir vorher schon wissen, wie sie ausgehen, denn Parzival gewinnt immer. Das hätte man etwas spannender gestalten können. Schüler und Studenten finden aber jetzt immerhin einen leichten Zugang zu dem alten Epos aus dem 12. und 13. Jahrhundert; vielleicht haben sie sogar Spaß daran.

Das Hörbuch zeichnet sich durch nichts so sehr aus wie durch seinen klassischen Stil, der alle individuellen Ecken und Kanten vermeidet. Der Sprecher zeichnet keine Individuen, sondern Typen. Das ist zwar pädagogisch wertvoll, aber wenig unterhaltsam. Hier gibt es also keine Überraschungen.

|120 Minuten auf 2 CDs|
http://www.delta-music.com

Michael Connelly – Die Frau im Beton. Ein Harry-Bosch-Krimi

Solide Wertarbeit für spannende Unterhaltung

Vor vier Jahren hat Detective Harry Bosch einen vermeintlichen Serienmörder erschossen: den „Puppenmacher“. Nun bringt ihn die Witwe wegen Mordes vor Gericht. Kaum hat der Prozess begonnen, wird die Polizei mit einem anonymen Brief im Stil des „Puppenmachers“ auf eine einbetonierte Frauenleiche aufmerksam gemacht. Dieser Fund lässt es zweifelhaft erscheinen, dass der als „Puppenmacher“ Erschossene tatsächlich der Mörder gewesen sind.

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Alina Reyes – Labyrinth des Eros

Sinnlich: Kaleidoskop erotischer Phantasien

Ein Mann und eine Frau betreten hintereinander einen kleinen Wanderzirkus. Dies ist das Königreich des Eros: ein Labyrinth aus dunklen Fluren. Hinter jeder Tür erwartet die beiden ein neues erotisches und sexuelles Abenteuer. Das Buch ist zweigeteilt: denn Mann und Frau öffnen ihre jeweils eigenen Türen. Werden sie den Partner fürs Leben finden? (Verlagsinfo)

Die Autorin

Die Französin Alina Reyes schrieb mit „Labyrinth des Eros“ einen Klassiker der modernen erotischen Literatur. Sie wurde bekannt mit ihrem Debütroman „Der Schlachter“, übersetzt in 25 Sprachen, und vor allem durch den internationalen Bestseller „Die siebte Nacht“.

Werke (Auswahl)

Verlangen und Vergeltung. Erotische Erzählungen. Berliner Taschenbuchverlag, Berlin 2010, ISBN 978-3-8333-0662-4.
La septième nuit.
deutsch: Die siebte Nacht. Goldmann, München 2007, ISBN 978-3-442-46608-5[1]
Derrière la porte.
deutsch: Labyrinth des Eros. Berliner Taschenbuchverlag, Berlin 2008, ISBN 978-3-8333-0380-7[1]
Le boucher. Roman.
deutsch: Verführt. Erzählung. Rowohlt, Reinbek 1989.
deutsch: Der Schlachter.
Le carnet de rose.
deutsch: Tagebuch der Lust. Berliner Taschenbuchverlag, Berlin 2008, ISBN 978-3-8333-0526-9[1]
Lilith. Roman.
deutsch: Lilith. VGS Verlag, Köln 2000, ISBN 3-8025-2756-9

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Klönne, Gisa – Wald ist Schweigen, Der

_Deutschkrimi: realistisch und beängstigend_

Es könnte so idyllisch sein: ein entlegenes Tal, ein einsames Forsthaus, sympathische Aussteiger und viel, viel Wald. Doch dann liegt die Leiche eines Mannes in einem Hochsitz, und Kommissarin Judith Krieger, kettenrauchend und chronisch müde, beginnt zu ermitteln. Nach einer Reihe von Fehlern wird sie beurlaubt, aber ihr Kampfgeist erwacht, als eine zweite Leiche im Wald gefunden wird – in einem Bombenkrater. (abgewandelte Verlagsinfo)

|Die Autorin|

Gisa Klönne, geboren 1964 an einem unbekannten Ort. Studium der Germanistik und Anglistik sowie Politologie, außerdem Theater-, Film und Fernsehwissenschaften an in- und ausländischen Universitäten.

Nach erfolgreichem Abschluss Festanstellungen in verschiedenen Zeitschriftenredaktionen. Außerdem umweltpolitisch korrekt beim BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz in Deutschland) in verschiendenen Bereichen tätig. Seit 1999 ist Gisa Klönne selbständig und beschäftigt sich neben der Mitarbeit in zahlreichen Verbänden mit dem Schreiben von Romanen und Herausgeben von Anthologien.

Sie hält Seminare zu Themen wie „Reportage und Porträt, Schreiben fürs Internet, Pressearbeit und Kreatives Schreiben“ und ist nicht zuletzt als Reisereporterin unterwegs. Zurzeit lebt Gisa Klönne in Köln und der zweite Krimi ist in Arbeit. (Alle Angaben stammen von der Webseite http://www.koeln-krimi.de und lassen sich unter der Autorenhomepage http://www.gisa-kloenne.de nachprüfen.)

|Die Sprecherin|

Edda Fischer hat sich einen Namen gemacht als Theater- und Kino-Schauspielerin sowie als Sprecherin (Literatur, Lesung). Sie trat in Serien wie „Praxis Bülowbogen“, „SOKO Köln“, „Tatort – Willkommen in Köln“, in „Ohrenweide“ (WDR) und sogar in „Manta – der Film“ auf. Sie wirkte an Perry-Rhodan-Hörspielen mit, trat zudem in Literatursendungen auf. Sie wohnt in Düsseldorf. (Verlagsinfo)

|Der Regisseur|

Stefan Hackenberg studierte Jura, Anglistik und Germanistik in Köln. Ab 1986 war er Literaturdozent und Autor, ab 2000 arbeitete redaktionell und journalistisch für Fachmagazine, Hörfunksendungen wie die „Ohrenweide“ (WDR) und wurde Regisseur für Computerspiele (!) und bei künstlerischen Hör-Produktionen. Er bearbeitet Drehbücher, Hörbücher und Hörspiele. Lebt seit Jahren „bewusst“ in der Eifel. (Verlagsinfo)

_Handlung_

Es hätte wohl ein idyllischer Sonntag im Wald des Bergischen Landes zwischen Rhein und Sieg werden sollen, aber was Egbert Wiehl außer Pilzen noch findet, schlägt ihm schwer auf den Magen. Erst liegt da eine junge Frau in Joggerhosen am Boden, die sich die Seele aus dem Leib kotzt. Dann erst bemerkt er die Scharen von Krähen, die sich um einen Hochsitz versammeln und offenbar ein Festmal feiern. Es stinkt nach Verwesung …

|Ein Albtraum|

Kommissarin Judith Krieger, 38, hat wieder einen ihrer Albträume von ihrem verstorbenen Kollegen und Freund Patrick. Sie reitet auf einem Schimmel, der sie aus dem Wald auf offenes Feld hinausträgt. Sie kann nicht anhalten, wird mitgetragen … Judith hat schwere Schuldgefühle, dass sie Patrick hat für sich einspringen lassen und dass er bei diesem Kripo-Einsatz erschossen wurde. Das Telefon reißt sie aus dem Schlaf: Ein Toter wurde im Wald bei Unterbach gefunden. Ihr Boss Axel Millstedt sagt, sie muss für andere Kollegen einspringen, denn es ist Sonntag, der 26. Oktober. Bald ist Halloween.

Der Tote ist etwa 1,80 m groß, hat blondes Haar und trägt – soweit sie das anhand dessen, was die Krähen übrig gelassen haben, feststellen kann – blondes Haar. Er war muskulös, vielleicht ein Sportler. Daher findet Judith die selbstgedrehten Zigaretten auf dem Boden des Hochsitzes merkwürdig: Sportler können es sich kaum leisten, ihre Lunge mit Rauch und Teer zu belasten. War jemand bei ihm? Sie stellt einen Plastiksplitter sicher. Der Rechtsmediziner stellt fest, dass der Mann etwa sieben bis zehn Tage tot ist und zweimal von Schrotladungen durchlöchert wurde. Da wollte jemand sicher gehen, dass er auch wirklich stirbt.

|Die Försterin|

Die junge Frau am Tatort, die Egbert Wiehl gefunden hat, ist die lokale Försterin. Sie lebt in der Nähe im alten Forsthaus Unterbach. Und selbstverständlich besitzt Diana Westermann, 28, kraft ihres Amtes auch Schusswaffen, darunter auch Schrotflinten. Aber was sie der Kommissarin und ihrem hinterlistigen Kollegen Manfred Korzilius verschweigt: Sie hat immer eine Flinte unterm Bett versteckt, quasi als Reserve. Als man sie endlich in Ruhe lässt, bemerkt sie, dass die Waffe kürzlich benutzt wurde. Aber nicht von ihr …

|Der Ashram|

In der Nähe von Unterbach liegt das Gut Sonnenhof. Es ist mittlerweile in einen „Ashram“ umgewandelt worden, der hinduistische und buddhistische Ideale verbreiten will – ganz praktisch aber auch Yoga-Übungen anbietet. Die Nacht kostet stolze 65 Euro. Judith Krieger will den Leiter sprechen. Es sind zwei: Heiner von Stetten, der wie ein Buddha aussieht, und seine Frau Beate, die Judith misstrauisch beäugt. Keiner von ihnen weiß etwas über den Toten. Judith bemerkt eine junge nervöse Frau mit Rastalöckchen, die dem Anschein nach von einem rothaarigen Mann mit Froschaugen bewacht wird. Sie tauft ihn insgeheim Kermit. Sein Ashram-Name lautet Vidanya.

Die junge Frau heißt Laura und ist Diana Westermann bestens bekannt, denn Laura passt tagsüber auf die Försterhündin Ronja auf. Laura vermisst ihren Geliebten Andi, den sie schon am Gymnasium in Bonn kennen und lieben gelernt hatte. Nun vertreibt sie sich die nächtliche Einsamkeit mit Sex, den sie mit dem besitzergreifenden Jay hat. Sie wundert sich über seine häufige nächtliche Abwesenheit, die er nicht erklären will.

|Die Villa|

Der Tote wird als Andreas Wengert identifiziert, Sportlehrer am Schiller-Gymnasium in Bonn. Judith fährt mit Manfred Korzilius hin. Juliane Wengert ist eine schöne elegante Villenbesitzerin mit einem porzellanhaften Teint. Manni gibt ihr den Spitznamen „Miss Marmor“. Und als genauso weiß und hart erweist sie sich auch. Die vielreisende Dolmetscherin gibt vor, ihren Mann nicht zu vermissen, obwohl er schon zehn Tage auf einer Motorradtour unterwegs sein muss. Manni hat dessen BMW-Motorrad in einer Scheune bei Unterbach entdeckt: Der Zündschlüssel steckte noch. Würde das ein vernünftiger Mann tun?

Als er Frau Wengert eröffnet, man habe sein Motorrad verlassen im Wald gefunden, springt sie unvermittelt auf und rennt nach oben. Nachdem sich Manni und Judith von ihrer Überraschung erholt haben, springen sie auf und eilen ihr nach. Wo ist sie in diesem riesigen Haus? Judith hat den richtigen Riecher und findet das Badezimmer. Sie packt Frau Wengert und schreit sie an, was sie genommen hat, denn sie glaubt, die wolle sich vergiften, um sich der Gerechtigkeit zu entziehen. Manni taucht mit gezückter Pistole auf, weil er Schreie hört. Da endlich merken sie, dass die Wengert sich bloß erbrochen hat. Judith hat, traumatisiert von den Patrick-Albträumen, völlig überreagiert.

|Die Rote Karte|

Manni ist genervt und Chef Millstedt peinlich berüht. Er legt Judith nahe, sich beurlauben zu lassen und lässt sich von ihr sowohl Marke als auch Dienstwaffe aushändigen. Judith weint und geht nach Hause. Dort findet sie einen Abschiedsbrief von ihrem Freund Martin vor, der ihr die Wohnungsschlüssel zurückschickt. Heute geht auch alles den Bach runter, denkt sie und fängt an, sich zu besaufen.

Nun hat Manni Blut gerochen und schießt sich auf Juliane Wengert ein. Obwohl diese ihren Anwalt Albrecht Tornow hinzuzieht, ergeben sich laufend neue Verdachtsmomente gegen sie. Sie verschweigt zum Beispiel, dass ihr Mann eine Affäre mit einer – igitt! – minderjährigen Schülerin (obige Laura) hatte. Und sie verschweigt, dass sie eine Auslandsreise nach Jamaika gebucht hat. Manni schafft es, sie in U-Haft nehmen zu lassen. Schluss mit lustig. Die Villa wird durchsucht.

|Leiche Nummer zwei|

Aber Judiths „Instinkt“ sagt ihr, dass im Ashram etwas oberfaul ist, denn die beiden Leiter kommen ihr nicht koscher vor. Sie lässt sich dort aufnehmen, angeblich um sich vom Psychologen Heiner ihre Depression kurieren zu lassen, in Wahrheit, um seine Unterlagen nach Verschwundenen zu durchforsten, z. B. nach einer gewissen Darshan Maria Klein, die Manni sucht und deren Handy Diana Westermann inzwischen im Wald gefunden hat. Aber Darshan ist nie im indischen Ashram, wohin sie wollte, angekommen …

Hat nun Manni Recht mit seiner Theorie, dass die Wengert ihren Mann aus Eifersucht tötete, oder Judith, die glaubt, dass die Lösung im Ashram liege? Es steht eins zu null für Manni, doch dann finden Dianas Waldarbeiter eine weitere Leiche im Wald – in einem Bombenkrater aus dem Zweiten Weltkrieg.

Wenn Judith offiziell beurlaubt ist und sich dennoch an Tatorten herumtreibt, wie soll sie dann diesen wichtigen Fund ihrem Kollegen und ihrem Chef gegenüber rechtfertigen? Ihre Karriere, nein, ihre Zukunft liegt in Mannis Händen. Ist er ein Freund – oder ein Schwein?

_Mein Eindruck_

Dieser Krimi aus deutschen Landen ist ein sauberes Stück Arbeit. Endlich macht jemand mal klar, was der Kripoalltag an persönlichen Opfern von den Beamten fordert. Die Hauptfigur, Judith Krieger, leidet an einem Schuldtrauma und schafft es nur mit äußerster Mühe, ihren Job richtig zu machen. Schon wieder eine Leiche im Wald. Und dann noch eine weitere im Bombenkrater. Junge Frauen auf Abwegen. Sind Krieger und Diana Westermann die nächsten Opfer? Krieger begibt sich jedenfalls in die Schusslinie. So viel Pflichtbewusstsein (oder ist es ihr Trauma?) finden wir natürlich cool.

|Jenseits der Grenze|

Dass ihr Vorgehen keinesfalls vom Gesetz abgedeckt ist, ist ihrem Kollegen Manni natürlich ein Dorn im Auge, und wenn ihr Chef davon erführe, flöge sie achtkantig aus der Kripo. Man darf sich als Leser bzw. Hörer durchaus fragen, wie verbreitet ein solches riskantes Vorgehen ist. Andererseits kann es uns nur recht sein, denn offenbar gelangt die Ermittlerin nur auf diesem Weg zu den nötigen Informationen.

|Geliebte Heldin|

Im beginnenden Finale erstaunt es dann aber schon ziemlich, dass Krieger, die „Schwertkönigin“, wie „eine Amazone“ oder „Jägerin“ – die Autorin verliebt sich offensichtlich in ihre eigene Hauptfigur – das Kommando über die Kripostaffel übernimmt und auf diese Weise das Schlimmste verhindern kann. In dieser Stilisierung der Heldin verraten sich die Sehnsüchte und Wünsche der Autorin. Aber mal ehrlich: Jeder männliche Held, der zu Action taugt, wird mit den gleichen – natürlich maskulinisierten – Prädikaten versehen. Weicheier sind für den Müllberg der Geschichte.

|Ashram-Klischees|

Auch hinsichtlich der Darstellung des Ashrams schrammt die Autorin haarscharf an einem Sumpf von Klischees entlang: Meditierende Erleuchtungssucher, die von ihrem Guru hinters Licht geführt und ausgebeutet werden, kennt man schon, seit die Beatles 1968 von Maharishi Mahesh Yogi verarscht wurden und sich mit einem bissigen Lied („Sexy Sadie“) dafür revanchierten.

Und sexuelle Promiskuität? Herrje, die gibt’s wahrscheinlich in jedem Klüngel, der sich Orden oder Sekte oder Seminar nennt. Und außerdem wäre es auch furchtbar langweilig, wenn sich Männlein und Weiblein mal nicht außerhalb von Zucht und Ordnung zu „sportlichen Übungen“ träfen, denn sonst könnten ja gleich die Faschisten den Laden übernehmen. Ein solcher Überwachungsfanatiker scheint Vidanya zu sein, aber seine Gründe stellen sich als allzu menschlich und obendrein altruistisch heraus.

Die Autorin macht es daher ziemlich deutlich, dass es sich beim Ashram in Gut Sonnenhof nicht um das Domizil einer Sekte handelt, sondern um ein Seminarzentrum, das nicht von einem Guru, sondern von einem Psychologen (mit Buddhamerkmalen) und einer Frau (mit „Hexen“-Merkmalen wie rotem Haar) geführt wird. Die Macht liegt also nicht mehr alleine in den Händen von Männern. Daher fällt aber auch ein Teil des Verdachts auf die Ko-Leiterin des Ashrams. Eifersucht ist schließlich ein altbekanntes Motiv.

|Das Dunkel des Waldes|

Aber vor welcher Gefahr will der Roman eigentlich warnen? Dass junge Frauen zu Aussteigern werden und/oder einem Mann verfallen, der sie dann als seinen Besitz betrachtet, ist ja auch nicht gerade neu. Nein, so einfach ist es nicht. Lauras Spiel mit dem Feuer bezieht sich vielmehr darauf, dass sie gleich mit zwei Männern angebandelt hat: mit Andi Wengert und mit dem mysteriösen Jay aus dem Ashram. Sie traf sich mit beiden im nahen Wald zum Liebesspiel, mit der bekannten Folge, dass der eine den anderen kaltgemacht hat.

Dadurch verkehrt sich das Rückzugsgebiet Wald in sein Gegenteil. Es ist nun eine bedrohliche Wildnis, wo frau lieber Schutz suchen sollte als Abenteuer. Diana joggt hier zunächst ganz fröhlich, doch je mehr die Störung ihrer Privatsphäre zunimmt, desto unheimlicher wird ihr die ihr als Försterin anvertraute Umgebung. Ganz besonders auch deshalb, weil es hier nirgends Funkempfang per Handy gibt. Dieses kleine Detail zeigt, wie abhängig auch die Polizei von den kleinen Technikwundern geworden ist.

Dieses poetische Motiv des zwiespältig betrachteten Waldes ist für mich besonders interessant, denn ich lebe fast mein ganzes Leben am Rande eines Waldes, der den Städtern als Naherholungsgebiet dient. Fünfzig Metern von meinem Haus entfernt führt ein Bundeswanderweg durch die Botanik, und auf der Wiese hinterm Haus zeigen sich Eichelhäher und Grünspechte – typische Waldbewohner.

Wahrscheinlich hat mich der Roman mit seinen intensiven Waldbeschreibungen deswegen so stark beeindruckt. Wer sich allerdings keinen Wald vorstellen kann, dem dürfte der Zugang zur besonderen Eigenart dieses Krimis fehlen, die einen Großteil seiner Wirkung ausmacht. Lautet also die Botschaft, den Wald zu meiden? Nein, keineswegs. Vielmehr sollten sich Mädchen wie Laura (gerade mal 17) vorher überlegen, mit wie vielen und mit welchen Männern sie sich einlassen. Bevor es zu spät ist, so oder so.

|Ältere Damen|

Andererseits fällt es offenbar auch älteren Damen schwer, ihr Urteilsvermögen zu bewahren, wenn es um einen tollen Mann geht. Juliane Wengert ist offenbar eine Frau „aus gutem Hause“, wie man so schön sagt. Und ein Sportlehrer, da sind sich ihre villenbesitzenden Nachbarinnen einig, ist unter ihrem Niveau. Doch ihre Trauer um Andreas ist echt, als sie entsetzt und häppchenweise von seinem Ableben erfährt. Als sie jedoch mit zunehmendem Druck darüber informiert wird, dass er ja mindestens ein Verhältnis hatte, was das Eifersuchtsmotiv begründen würde, da muss sie erkennen, dass sie nicht mehr um ihren verlorenen Mann trauern kann. Diese Möglichkeit haben ihr die Polizisten, allen voran Manni, genommen. Ich bewundere die scharfsichtige Analyse von Julianes Gefühlen, die die Autorin in nur wenigen Sätzen vornimmt. Hier wird die zuerst hochnäsig erscheinende Lady auf eine ganz normale Frau reduziert, mit der wir Mitgefühl empfinden können.

|Die Sprecherin|

Juliane Wengert wird von der Sprecherin zunächst als eine sich stets distinguiert und beherrscht ausdrückende Dame präsentiert, doch Juliane verändert sich unter dem Druck der Polizeiermittlung: Ihre Marmoroberfläche zerbricht schrittweise, bis sie ein halbwegs menschliches Format erreicht hat. Sie herrscht ihren unfähigen Anwalt an, sie weint in der Zelle (es gibt jede Menge weinende Frauen in diesem Roman), bekommt aber schließlich ihre Freiheit zurück, doch das Leben, das sie früher hatte, hat sich in Rauch aufgelöst.

Da alle Hauptfiguren mit Ausnahme von Manni und Millstedt weiblichen Geschlechts sind, fällt es der Sprecherin Edda Fischer nicht schwer, sie mit ihrer Stimme zu charakterisieren und sie voneinander zu unterscheiden. Am markantesten ist da sicherlich Juliane Wengert. Aber auch Laura ist leicht auszumachen: Sie spricht fast immer einen inneren Monolog. Dadurch wird deutlich, dass sie in ihrer eigenen Welt lebt. Aber diese begrenzte Sichtweise verhindert auch, dass wir erkennen, um wen es sich bei Jay handelt.

Judith Krieger und Diana Westermann sind da schon schwerer auseinander zu halten. Doch da Krieger zehn Jahre älter ist und mehr Autorität besitzt, macht sich (meine ich gehört zu haben) ein härterer Tonfall bemerkbar. Außerdem ist immer sie es, die hier die Fragen stellt, ganz einfach.

Es gibt weder Musik noch Geräusche, also brauche ich keine Worte dazu verschwenden.

_Unterm Strich_

Gisa Klönne ist mit ihrem ersten Krimi eine eindrucksvolle Leistung gelungen: Er ist spannend bis zum Schluss, enthält realistische Schilderungen, hält beide Tattheorien im Gleichgewicht und wartet mit einigermaßen wahrscheinlichen Figuren auf. Natürlich sind einige Klischeeklippen zu umschiffen, so etwa der gesamte Komplex mit dem Ashram, aber auch Judith Krieger selbst, die Hauptfigur. Das gelingt nicht immer, hält sich aber in Grenzen.

Am eindrucksvollsten ist die Beschreibung des entscheidenden Schauplatzes: der Wald. Hier regiert das Gesetz des Dschungels, und das Hilfsmittel des allzeit verfügbaren Handys fällt hier komplett aus (ständig wird darüber geflucht), so dass die Akteure auf ihren eigenen Grips und ihre Initiative angewiesen sind, um zu überleben.

Edda Fischer macht mit ihrem Vortrag die spannende Handlung sehr anschaulich und hält in äußerst brenzligen Situationen oder wenn es auf feine Nuancen im Tonfall ankommt, stets das hohe Niveau, das ihre Lesung auszeichnet. Da kann man das Fehlen von Musik und Geräuschen durchaus verschmerzen.

|Keine Autoreninfos|

Dass man auf der Verpackung überhaupt keine Informationen zur Autorin bekommt, wohl aber ausführlichst zum Regisseur informiert wird, ist ein Anfängerfehler, der hoffentlich bald behoben wird. Stefan Hackenberg in Ehren, aber er interessiert den Zuhörer wirklich am allerwenigsten von allen Mitwirkenden. Leute, die im Tonstudio wirklich gut ihre Arbeit machen, brauchen solche Werbung nicht. Schlimm wäre es hingegen, wenn man sie wegen irgendwelcher Fehler bemerken würde.

|Hinweis|

… auf Judith Kriegers zweiten Fall. Das schreibt die Autorin auf ihrer Homepage (s.o.): „Ja, es gibt einen zweiten Fall für Judith Krieger und ihren Kollegen Manfred Korzilius. Ich arbeite gerade daran. Erscheinungstermin: Aller Voraussicht nach Herbst 2006. Arbeitstitel: ‚Die Eistaucher‘. Mehr verrate ich im Moment noch nicht.“ Wir freuen uns schon drauf.

|ca. 450 Minuten auf 6 CDs
Siehe auch unsere [Rezension 1879 zur Buchfassung.|

Michael Connelly – Das zweite Herz (Lesung)

Der Mörder lauert um die Ecke

Endlich hat der frühere FBI-Agent Terry McCaleb seine Herz-OP hinter sich. Von Erholung kann aber keine Rede sein, denn eine junge Frau braucht seine Hilfe: Ihre Schwester wurde ermordet. Als McCaleb erfährt, dass in seiner Brust das Herz der Toten schlägt, sucht er ihren Mörder. Doch jemand spielt Katz und Maus mit ihm. McCaleb schwebt in tödlicher Gefahr.

Der |ADAC| hat hier die von |Delta Music| 2007 produzierte Ausgabe lizenziert und bringt sie über |Audio Media| erheblich preisgünstiger auf den Markt: für 12,90 statt 24,90 €uronen.

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Arthur Conan Doyle – Im Zeichen der Vier (Lesung)

Unterhaltsamer Nostalgie-Krimi in zeitgenössischer Übersetzung

Vier Jahre nach dem rätselhaften Verschwinden ihres Vaters hat Mary Morstan von einem Unbekannten ein Geschenk erhalten: eine sehr große, prächtige Perle. Jahr für Jahr hat sich das wiederholt. Doch nun, im Jahr 1888, ist sie aufgefordert worden, sich noch am selben Abend mit dem unbekannten Spender zu treffen. Sie bittet Sherlock Holmes um Hilfe. Holmes und Dr. Watson begleiten sie zum Rendezvous mit dem Unbekannten. Damit beginnt die Suche nach dem riesigen, fluchbeladenen Agra-Schatz. Eine Suche, die mit einer nächtlichen Verfolgungsjagd auf der Themse ihren gefährlichen Höhepunkt erreicht. (abgewandelte Verlagsinfo)

Dies ist der zweite Teil der Gesamtausgabe der Sherlock-Holmes-Serie, die Prof. Volker Beuhaus bei |Delta Music| herausgibt. Auf dem Titel ist als Autor ein gewisser „C. Doyle“ angegeben, nicht Arthur Conan Doyle. Das spricht nicht gerade für editorische Sorgfalt.
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Tess Gerritsen – Akte Weiß: Das Geheimlabor (Lesung)

Routiniert: Räuberpistole mit Lovestory

Brisantes Beweismaterial über illegale Forschungen bringt Cathy in Lebensgefahr und weckt bei Dr. Holland Beschützerinstinkte. Er will sie retten. Zumal es ja seine Schuld ist, dass die Hetzjagd auf die Frau, die er liebt, eröffnet wurde. (Verlagsinfo)

Das Buch zu diesem Hörbuch erschien bereits 1986 beim |DuMont|-Verlag, später als |Mira|-Taschenbuch im |Cora|-Verlag. Wie von Testern zu erfahren ist, bewegt sich die literarische Qualität der Mira-Produktionen auf einer recht niederen Ebene.

Die Autorin
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Doyle, Arthur Conan – Bund der Rothaarigen, Der (und anderes)

_Die Täter kommen davon: Holmes auf Abwegen?_

Dieses Hörbuch stützt sich auf die Übersetzung der deutschen Erstausgabe der Holmes-Geschichten. Insgesamt sind hier vier Erzählungen gesammelt. In „Der Bund der Rothaarigen“ bekommt der Pfandleiher Jabez Wilson von der mysteriösen Liga der Rothaarigen Geld dafür, die Encyclopedia Britannica abzuschreiben. Als die Zahlungen plötzlich eingestellt werden, wendet er sich an Sherlock Holmes. „Ein Drei-Pfeifen-Problem“ sagt dieser ganz cool und kommt aus seinem Sessel heraus dem viertschlauesten Mann Londons auf die Schliche.

Dies ist der erste Teil der Gesamtausgabe der Sherlock-Holmes-Serie, die Prof. Volker Neuhaus bei |Delta Music| herausgibt. Auf dem Titel ist als Autor ein gewisser „C. Doyle“ angegeben, nicht Arthur Conan Doyle. Das spricht nicht gerade für editorische Sorgfalt.

_Der Autor_

Sir Arthur Conan Doyle lebte von 1859 bis 1930 und gelangte mit seinen Erzählungen um den Meisterdetektiv Sherlock Holmes zu Weltruhm. Dabei begann der Mediziner, der eine eigene Praxis hatte, erst 1882 mit dem Schreiben, um sein Einkommen aufzubessern. Neben mystischen und parapsychologischen Themen griff er 1912 auch die Idee einer verschollenen Region (mit Dinosauriern und Urzeitmenschen) auf, die von der modernen Welt abgeschnitten ist: [„The Lost World“ 1780 erwies sich als enorm einflussreich und wurde schon 13 Jahre später von einem Trickspezialisten verfilmt. Schon 1913 ließ Doyle eine Fortsetzung unter dem Titel „The Poison Belt“ (dt. als „Im Giftstrom“, 1924) folgen.

_Der Sprecher_

Der Schauspieler Peter Lieck hatte an verschiedenen Theaterbühnen Deutschlands Engagements. Seit vielen Jahren ist er für den Rundfunk tätig: mit Romanlesungen, Gedichten, Hörspielen wie etwa Goethes „Dichtung und Wahrheit“, Flauberts „Erziehung des Herzens“ und Romanen von Saul Bellow. Er tritt in Köln auf der Bühne auf, macht noch szenische Lesungen von Saint-Exupérys „Der kleine Prinz“. Auf der Rückseite des Hörbuchalbums ist sein Foto abgedruckt.

Zu Regie und Tonmeister liefert das Hörbuch keine Angaben.

_Handlung von „Der Bund der Rothaarigen“_

Mr Jabez Wilson hat sich an Holmes gewandt, weil er sich betrogen fühlt. Und das kam so: Der Londoner Pfandleiher hat einen Assistenten namens Vincent Spaulding, der gerne fotografiert und dafür öfters im Keller arbeitet. Vince las Wilson am 27. April 1890 die Annonce des „Bundes der Rothaarigen“ vor. Und weil Wilson selbst der stolze Besitzer eines feuerroten Schopfes ist, meinte Vince, er könne doch mal auf die Anzeige hin vorstellig werden. Ein reicher Ami habe in seinem Testament verfügt, nur männliche Londoner Rothaarige dürften von seinem Bund der Rothaarigen profitieren. Sie bekämen nämlich die königliche Summe von vier Pfund Sterling im Monat.

Als Wilson sich für die vakante Stelle im Bund bewirbt, wird er von einem Mann gemustert, der sich Duncan Ross nennt. Obwohl Massen von rothaarigen Bewerbern das Haus des Bundes belagern, wird Wilson – nach einer kleinen, aber schmerzhaften Prüfung der Echtheit seines Schopfes – angenommen. Für seine 4 Pfund muss er lediglich zwischen 10 und 14 Uhr persönlich in diesem Haus anwesend sein und die „Encyclopedia Britannica“ abschreiben. Das sieht nach einer Lebensstellung aus, denn bekanntlich ist die „Britannica“ ziemlich umfangreich.

Doch nach acht Wochen erhält er die fristlose Kündigung und auf Anfrage ist kein Duncan Ross aufzutreiben. Eine Postkarte teilt ihm mit, der „Bund der Rothaarigen“ sei aufgelöst. Wie sich zeigt, ist Ross ein Anwalt, der gesucht wird. Und als Wilson auch Vincent Spaulding beschreibt, ist Holmes’ Interesse geweckt: Es handelt sich offenbar um keinen anderen als John Clay, einen gesuchten Verbrecher.

Mit dem Polizisten Jones und dem Bankdirektor Merriweather legt sich Holmes mit dem erstaunten Wilson und Dr. Watson auf die Lauer. Aber nicht in Wilsons Haus, sondern im Keller der Bankfiliale daneben!

|Mein Eindruck:|

Die Lösung dieses Falles ist recht ausgefallen, wenn man bedenkt, dass es zunächst um eine Haarfarbe geht. Aber der Ausgang der Geschichte ist durchaus packend, als Holmes’ Falle für John Clay zuschnappt. Ironie und Humor kommen ebenfalls nicht zu kurz.

_Handlung von „Eine Skandalgeschichte im Herrscherhause O.“_

Man schreibt den 20. März des Jahres 1888, und als Watson sich bei Holmes einfindet, bekommt er wieder einmal eine eindrucksvolle Kostprobe von Holmes’ außergewöhnlicher Beobachtungsgabe und dessen Deduktionsvermögen. Doch in diesem neuesten Fall stößt der Meisterdetektiv selbst auf eine Meisterin ihres Faches, die ihm fortan Respekt vor dem weiblichen Geschlecht einflößt.

Ein veritabler Fürst wendet sich Holmes. Er habe in jungen Jahren die Dummheit begangen, sich in Warschau mit der Schauspielerin Irene Adler einzulassen, doch ihre Wege trennten sich. Nun wolle er eine sittenstrenge Dame des besten Kreise heiraten. Die 1858 geborene Abenteurerin besitzt jedoch Briefe von ihm – die man als Fälschung hinstellen könnte – und auch ein Bild – o weh! – welches sie zusammen zeigt. Dieses Bild würde sie, so droht die Adler, an die Braut schicken, um jede Heirat zu sabotieren.

Ob Holmes wohl behilflich sein könnte, dieses kompromittierende Bild zu beschaffen? Die Dame lebe ja schließlich hier in London. Mehrere Versuche, das Bild zu finden und illegal zu beschaffen, seien bereits gescheitert. Das Bild muss aber in Irene Adlers nächster Nähe sein, damit sie es bei jeder Gelegenheit gleich zur Hand hat. Wo kann es nur sein?

Holmes ist bereit, den Auftrag zu übernehmen, aber das gut bezahlte Unternehmen erfordert alle seine Verkleidungskünste. Und auch Watson muss seine Rolle spielen. So erfahren sie, dass die gute Miss Adler klammheimlich einen Juristen geheiratet hat und nun eine Frau Norton ist. Und ausgerechnet den verkleideten Holmes, der sie beschattet, nehmen sie als ihren Trauzeugen in Dienst. Welch ein Spaß, findet Holmes. Und er hat sogar eine beachtliche Geldsumme dafür bekommen! Aber noch hat er das Bild nicht …

|Mein Eindruck:|

In der Tat findet der Meisterdetektiv in Irene Adler eine ebenbürtige Gegnerin. Und so lässt er sich nach einem actionreichen Manöver und einem zu des Fürsten Zufriedenheit erledigten Auftrag das Bild der Dame übergeben – es ist ihm kostbarer als alle Diamanten, die der Fürst zu bieten hat.

An dieser Story hat mich besonders die offensichtliche Ähnlichkeit mit Edgar Allan Poes berühmter Erzählung „Der entwendete Brief“ geärgert. Dort wird besagter Brief von einem Mann (einem Minister) vor der Nase der Suchenden versteckt, und es ist eine Dame der besten Gesellschaft, die den kompromittierenden Brief durch den berühmten Pariser Detektiv Auguste Dupin suchen lässt. Die Geschlechter sind also umgekehrt verteilt wie in Doyles Story. Auch der Ausgang ist anders, aber sonst ist das zentrale Motiv dasselbe. Hier hat der Lehrling vom Meister gelernt.

_Handlung von „Ein Fall geschickter Täuschung“_

Der nächste Fall bietet ein Beispiel unglaublicher Niedertracht, finden Holmes und Watson. Eine Miss Mary Sutherland wendet sich um Hilfe an den Detektiv. Sie ist offensichtlich eine Tippse, die sich ein Zubrot verdient. Eigentlich hat sie ja von ihrem verstorbenen Vater Aktien geerbt und könnte gut von der Dividende in Höhe von 100 Pfund im Jahr leben. Doch leider wird diese Summe von ihrem Stiefvater James Windybank einbehalten. Dieser ist Weinhändler und häufig auf Reisen in den kontinentalen Weinanbaugebieten.

Sie beauftragt ihn, nach einem Mr. Housma Angel zu suchen, der seit einigen Tagen spurlos verschwunden sei. Sie habe sich nach einem Ball, bei dem sie ihn kennen lernte, in ihn verliebt und wollte ihn – allerdings ohne Erlaubnis des Stiefvaters – zum Traualtar führen, als die Hochzeitskutsche eintraf – ohne den Bräutigam! Bestimmt ist ihm ein Unglück zugestoßen, nicht wahr?

Doch Holmes lässt sich Housma beschreiben. Er habe stets geflüstert und eine dunkle Brille getragen. Ach ja, und treffen durfte sie ihn stets nur am Abend, aber niemals am Tage, und seine Briefe waren stets mit der Schreibmaschine geschrieben, sogar die Unterschrift. Diese Beschreibung stimmt Holmes sehr bedenklich. Und wenn er daran denkt, wer von der Verhinderung der Hochzeit profitieren würde, so drängt sich ihm ein übler Verdacht auf. Die Überprüfung der Housma-Briefe bestätigt diesen Verdacht nur noch …

|Mein Eindruck:|

Die Story steht und fällt mit der Bedeutung von maschinengeschriebenen Briefen, die verglichen werden. Holmes könnte glatt wieder eines seiner kriminologischen Bücher darüber schreiben: die Bedeutung der Schreibmaschine für das moderne Verbrechen und dessen Aufklärung. Schade, dass heute kaum noch jemand mit der Maschine schreibt, so dass man vergleichende Analysen wie Holmes anstellen könnte. Aber diese Story dürfte eine der ersten sein, in der solche Analysen vorgenommen werden.

Bemerkenswert ist auch die außerordentliche Rücksichtnahme, die der Detektiv gegenüber der geschädigten Miss Sutherland an den Tag legt. Er sagt ihr nicht, wer ihr Schaden zufügen wollte und ihre weiblichen Gefühle schamlos ausnutzte. Sie mag weiterhin glauben, dass Housma Angel einem Unglück zum Opfer fiel.

Was aber noch mehr erstaunt, ist der hohe Grad, in dem Holmes wütend werden kann, wenn das Gesetz den Bösewicht nicht belangen kann. Ja, er würde am liebsten zur Hetzpeitsche greifen, wenn das etwas hülfe. Diese Emotionalität hätte ich bei dem kühlen Denker Holmes niemals erwartet.

_Handlung von „Der geheimnisvolle Mord im Tal von Boscombe“_

Holmes lädt den sehr verheirateten Dr. Watson auf eine Zugfahrt ins idyllische Herefordshire ein. Dort habe sich ein interessanter Mord ereignet, um dessen Aufklärung er von einer sehr charmanten jungen Dame er gebeten worden sei. Watson erhält die Erlaubnis seines Ehegespons, Holmes zu begleiten. In der Tat wird sein medizinisches Fachwissen gefragt sein. Aufgrund seiner militärischen Ausbildung in Afghanistan ist er sofort reisefertig.

In Boscombe leben der Gutsherr John Turner mit seiner Tochter Alice – der Auftraggeberin. Turners Land grenzt an das Pachtgut von McCarthy, in dessen Sohn James die gute Alice verliebt ist. Denn sie kennen sich schon seit Jahren, als McCarthy hier auftauchte. Am 3. Juni ging McCarthy zum Boscombe-Teich, der von Wald umgeben ist. Zeugen sahen auch James, seinen Sohn, dorthin gehen, allerdings bewaffnet mit einer Flinte. Wenig später rannte James zum Haus des Verwalters und meldete den Tod seines Vaters. Man habe ihm den Schädel eingeschlagen.

Leider sprechen alle Indizien gegen den jungen Mann, wenn auch Alice ihn für unschuldig hält. Sofort wird er verhaftet und dem Untersuchungsrichter vorgeführt. Aus Holmes’ Akten geht hervor, erkennt Watson, dass die Weigerung des jungen Mannes, über den Anlass des Streites, den er mit seinem Vater hatte, Auskunft zu geben, gegen ihn ausgelegt wird. Es wird zu einem Prozess kommen. Das möchte Holmes verhindern, denn erhält zu Watsons Erstaunen James McCarthy ebenfalls für unschuldig.

Der Londoner Detektiv Lestrade empfängt sie am Bahnhof. Er ist ebenfalls skeptisch, was Holmes’ Erfolgsaussichten, James vor dem Galgen zu bewahren, angeht. Durch Alice Turner ist zu erfahren, dass ihr Vater strikt gegen ihre Heirat mit James ist, dass aber McCarthy diese Heirat befürwortete. Die beiden Väter hätten sich in Australien kennen gelernt, wo Turner eine Goldmine hatte. Merkwürdig, dass McCarthy keinen Penny Pacht zahlen muss, findet Watson. Und noch merkwürdiger kommt es ihm vor, als Lestrade ihnen – natürlich nicht im Beisein von Alice – verrät, dass James McCarthy bereits mit einer Kellnerin aus Bristol verheiratet sei!

Doch es kommt noch schlimmer, als Holmes und Watson endlich den Tatort persönlich in Augenschein nehmen können und sie auf zahlreiche verräterische Indizien stoßen. Der Meisterdetektiv fragt Watson anschließend ratlos: „Lieber Freund, was sollen wir jetzt nur tun?“

|Mein Eindruck:|

Denn offensichtlich ist es mit Beobachtung und Schlussfolgerung nicht getan. Der Ermittler in der Position des Detektivs muss auch eine moralische Entscheidung fällen. Denn ein rigoroses Vorgehen nach dem Buchstaben des Gesetzes würde lediglich den Fluch der Vergangenheit, der auf Turner und McCarthy liegt, auf die nächste Generation, auf Alice und James, übertragen. Was also ist zu tun?

Wie schon in „Die fünf Orangenkerne“ und anderen Erzählungen sind die Hauptfiguren aus den Kolonien (dazu zählen für nationalistische Briten auch die USA) nach Merry Old England geflohen, um sich in Sicherheit zu bringen und zur Ruhe zu setzen, während die junge Generation aufwächst. Doch in der Regel holt sie der lange Arm der Vergangenheit wieder wie ein Fluch ein und zieht sie zur Rechenschaft. In „Das Tal der Furcht“ wird sogar Holmes’ Erzfeind Professor Moriarty für diesen Zweck eingespannt.

Dies ist auch in dem Boscombe-Fall so. Und die Geschichte, die John Turner zu erzählen hat, ist dazu angetan, tiefes Mitleid zu wecken. Hinzu kommt, dass Turner von der Zuckerkrankheit schwer gezeichnet ist und nicht mehr lange zu leben hat. Holmes’ Reaktion ist wohlüberlegt und voll Respekt für seine Auftraggeberin und ihren Vater. Sein Ziel ist eine Art Gerechtigkeit, die nicht pedantisch, buchstabengetreu und blind ist, sondern die Zukunft zu bewahren wünscht. Es ist die Frage, ob heute noch jemand so handeln könnte – oder es sich auch nur traut.

_Der Sprecher_

Man merkt es dem Sprecher Peter Lieck deutlich an, dass er sowohl Bühnen- als auch Rundfunkerfahrung hat: Er spricht sehr deutlich, macht Pausen zwischen und in den Sätzen, so dass Bedeutungseinheiten klar hervorgehoben werden. Über weniger wichtigen Text wie etwa einen Zeitungsartikel fliegt er schnell hinweg, eben genau so, wie man den Text selber lesen würde.

Dies ist aber nur die eine Seite seiner Kunst. Natürlich sind auch die zahlreich auftretenden Figuren auf eine Weise zu charakterisieren, dass sie der Hörer unterscheiden kann, und zwar jederzeit. Das geht am besten anhand ihrer Stimmhöhe und Sprechweise. Dr. Watson, der Ich-Erzähler, nimmt die Stelle des zweifelnden gesunden Menschenverstandes gegenüber Holmes ein, welcher ein getriebener Junkie der Vernunftarbeit zu sein scheint.

Die Frauenfiguren sind durch eine höhere Stimmlage gekennzeichnet, aber es sind vor allem die Männerfiguren, die zu charakterisieren sind. Nicht alle reden so hochnäsig wie Detektiv Lestrade und der arrogante John Clay, sondern meistens sind es ältere Kerle wie Wilson, die eine tiefe, ja sogar brummige Stimmlage aufweisen.

_Unterm Strich_

Die Sammlung bietet vier Holmes-Erzählungen, die man nicht oft zu sehen bekommt. „Der Bund der Rothaarigen“ ist noch am konventionellsten und bietet handfeste Action, ebenso die „Skandalgeschichte“. Doch in drei der vier Storys kommt der Täter davon, ohne dass er bestraft wird. Hier trifft Holmes zweimal eine moralische Entscheidung, die zum Nachdenken oder Erstaunen Anlass gibt. Im Fall der Irene Adler jedoch entzieht sich ihm die Gesuchte ganz einfach: durch die Flucht.

Wer also den Meisterdetektiv auf weniger ausgetretenen Pfaden begleiten möchte, ist hier an der richtigen Adresse. Ich würde aber den Machern mehr Sorgfalt bei der Produktion wünschen. Fehlende Angaben zu Autor, Produktion und Regie sind keineswegs ein Pluspunkt für ein Hörbuch. Und die Sprache des 19. Jahrhunderts ist wohl nicht für jedermann ohne Weiteres verständlich und goutierbar.

|ca. 225 Minuten auf 3 CDs|

Philip K. Dick – Irrgarten des Todes (Lesung)

Der Mörder-Club von Delmak-O

Vierzehn Menschen haben sich freiwillig nach Delmak-O gemeldet, einen unbesiedelten Planeten. Sie sind zivilisationsmüde, sehen sich danach, eine jungfräuliche Welt zu erschließen. Dort angekommen, bricht die Verbindung mit der Außenwelt ab. Sabotage?

Die Verunsicherung wächst, als mechanische Insekten entdeckt werden, die mit winzigen Kameras ausgerüstet sind. Befinden sich die Gestrandeten in einem gnadenlosen psychologischen Experiment, in einem Irrgarten des Todes? Als es den Überlebenden gelingt, die Phantomwelt zu zerschlagen, kommt eine Wirklichkeit zum Vorschein, die noch weit schrecklicher ist. (Verlagsinfo von Heyne)
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