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Diana L. Paxson – Die Hüterin von Avalon

Lhiannon ist Oberpriesterin auf der Insel Mona und verantwortlich für das Haus der Priesterschülerinnen. Unter ihnen ist eines Tages auch ein junges Mädchen mit flammend rotem Haar, die Tochter eines Icener-Fürsten namens Boudicca.

Der junge Wildfang wird in Mona nur schwer heimisch, allein mit einem Mädchen namens Coventa freundet Boudicca sich an. Obwohl sie keine der Gaben besitzt, die sie zur Laufbahn einer Priesterin befähigen würden, hat sie etwas Besonderes an sich, das kann Lhiannon spüren. Als Boudicca nach ihrer Weihezeremonie zur Frau beschließt, Mona zu verlassen und zu ihrer Familie zurückzukehren, lässt Lhiannon sie schweren Herzens ziehen.

Doch in Britannien herrscht Rom, und Lhiannon wäre keine Seherin, wenn sie sich so leicht irrte. So kommt es, dass Boudicca schließlich doch noch ihrer Bestimmung folgt: unter dem Banner der Rabengöttin.

Mein Eindruck

Ich hatte ja wirklich gehofft, mit „Die Ahnen von Avalon“ wäre die ganze Avalon-Sache endlich erledigt. Umsonst gehofft! Zugegeben, Boudicca, die den letzten großen Aufstand gegen die Eroberung durch Rom anführte, muss eine faszinierende Persönlichkeit und deshalb eine große Versuchung gewesen sein.

Boudicca ist stolz, stur und ein wenig trotzig. Und das ist auch schon alles. Sie wirkt wie ein Holzschnitt: starr und staubig. Gedanken und Gefühle werden sachlich festgestellt; damit ist Nachvollziehbarkeit gewährleistet. Aber von dem lebendigen Feuer, das diese Frau ausgestrahlt haben muss, ist überhaupt nichts zu spüren, so etwas wie Faszination sucht man vergeblich. Ihre Leistungen während des Aufstandes werden letztlich sogar vollkommen der Göttin der Raben zugeschrieben, Boudicca dient nur noch als Gefäß.

Auch die zweite Hauptperson, Lhiannon, ist äußerst blass, ihr Hin- und Hergerissensein zwischen ihrer Liebe zum Druiden Ardanos und dem Wunsch, der Göttin als Orakel zu dienen, wirkt geradezu läppisch. Abgesehen davon besitzt sie keine eigenen Charaktermerkmale, dient lediglich als Beobachterin für das Fortschreiten der römischen Eroberungen bis zum Überfall auf die Insel Mona und damit als Fortführung des roten Fadens zwischen den „Ahnen von Avalon“ und den „Wäldern von Albion“.

Die übrigen Charaktere kann man bestenfalls als Statisten bezeichnen. Sowohl Haupt- als auch Nebenfiguren in dieser Geschichte zeigen keine Spur von dem Zorn, der Verzweiflung oder der Unsicherheit, wie sie Marion Zimmer-Bradleys Morgaine, Lancelot oder Gwenwyfar eigen waren. Sie sind so leblos und trocken wie Stroh!

Bleibt die Handlung: Den Werdegang eines Menschen zu verfolgen, kann ja durchaus interessant sein. In diesem Fall ist er allerdings hauptsächlich historisch korrekt. Tatsächlich ist es eine der Stärken der Autorin, den Mythos wieder auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen. Manchmal allerdings schadet das mehr, als es nützt!

Boudiccas Entwicklung vom Mädchen zur Anführerin eines Aufstands wirkt bei Diana Paxson wie eine Aneinanderreihung von Nebensächlichkeiten. Ihre anfänglichen Eheprobleme, der Römer Pollio, der miese kleine keltischstämmige Steuereintreiber Cloto, das alles sind Bagatellen, die zwar den Alltag der damaligen Menschen zeigen, allerdings in einer Ausführlichkeit, die ermüdet und schließlich langweilt. Erst im letzten Drittel des Buches kommt mit dem Beginn des Aufstands echte Bewegung in die Geschichte.

Der Handlungsstrang um Lhiannon dagegen zeigt das unaufhaltsame Vordringen der Römer nach Westen. Vielleicht hat die Autorin durch die steigende Bedrohung für die Druiden auf Mona versucht, die Spannungskurve zu straffen, gelungen ist es ihr aber nicht. Das mag daran liegen, dass der Leser ja bereits weiß, dass Mona fallen wird, dadurch wird die Sache aber auch nicht besser.

Dazu kommt, dass der Handlungsverlauf holpert. Immer wieder stockt der Lesefluss an unvorhergesehenen Sprüngen. Eben noch waren die Verteidiger einer Festung dabei, die Wälle auszubauen und zu verstärken, und im nächsten Absatz befinden sie sich plötzlich mitten im Kampf.

Mit anderen Worten: Auch die Handlung gibt nicht wirklich viel her! Das Erstaunliche ist, dass dieser Eindruck entstehen konnte, obwohl das Buch wesentlich kürzer ist als „Die Nebel von Avalon„. Es hat nicht nur vierhundert Seiten weniger, sondern ist auch doppelt so groß gedruckt! Es wäre also noch genug Platz gewesen, um die Darstellung von Personen und Ereignissen etwas intensiver und hautnaher zu gestalten. Wie schon im Fall von Paxsons eigener Version der Artussage zieht sich die Handlung auch hier gerade deshalb so in die Länge, weil sie so knapp und straff erzählt ist!

Natürlich ist es so, dass die Thematik um Boudicca wesentlich weniger Stoff hergibt als die Artussage mit ihren vielfältigen Verflechtungen und Verwirrungen. Trotzdem bin ich der Meinung, dass es möglich gewesen wäre, mehr daraus zu machen, als die Autorin es geschafft hat. Aber Aufbau der Geschichte und auch die Hauptperson selbst kamen den Talenten der Autorin in keiner Weise entgegen. Um die langen Phasen, in denen sich nur wenig tut, lebendig und interessant zu gestalten, hätten es eines besseren Händchens für Charakterzeichnung bedurft, als Diana Paxson es besitzt. So kam lediglich ein eher dröger Lebenslauf heraus, dessen Höhepunkt noch dadurch geschmälert wurde, dass er unmittelbar durch eine höhere Macht bestimmt wurde anstatt durch die eigentliche Hauptperson. Auch ihre zweite Stärke, die Beschreibung von religiösen Riten und Mysterien, konnte die Autorin in diesem Fall nur spärlich ausspielen, da ihre Hauptperson keine Priesterin ist.

Zu guter Letzt ist es auch noch so, dass die tatsächliche Anbindung an Vorgänger und Nachfolger eher mager ausgefallen ist. Die Beschreibung von der Eroberung Monas weicht ziemlich stark ab von dem, was Marion Zimmer-Bradley in „Die Wälder von Albion“ geschrieben hat, und die Erklärung, wie die Druiden überhaupt nach Mona kamen, ist so wirr, dass man sie kaum nachvollziehen kann.

Als Lhiannon auf Avalon Boudiccas Weihezeremonie zur Frau vollzieht, ist außer ihnen beiden so gut wie niemand dort, obwohl Tiriki im Vorgängerband dort eine Gemeinschaft von Priesterinnen gegründet hat! Und den Titel „Die Hüterin von Avalon“ trägt das Buch wohl nur aus Gründen des roten Fadens, denn eine solche Person taucht nirgendwo auf!

Unterm Strich

So ist dieser Band noch fader und zäher geraten als „Die Ahnen von Avalon“. Ich weiß ja nicht, ob nicht womöglich irgendwo noch ein angefangenes Manuskript liegt, um eine Lücke im roten Faden zu stopfen. Sollte das tatsächlich der Fall sein, dann steht eines fest: Ich werde das daraus entstandene Buch nicht lesen! Ganz sicher nicht!

Die Autorin

Diana Paxson lebt in den USA, wo sie die populäre Mittelalterbewegung mitgegründet hat. Unter anderem ist sie eine führende Vertreterin der dortigen neuheidnischen Religionsbewegung. Außer den diversen Avalonbänden aus Marion Zimmer-Bradleys Nachlass hat sie den Romanzyklus „Die Töchter der Nibelungen“, „Die Keltenkönigin“ und weitere Romane veröffentlicht. Des weiteren schrieb sie viele Kurzgeschichten sowie Theaterstücke und Gedichte.

Taschenbuch: 640 Seiten
ISBN-13: 9783453290204

https://www.penguin.de/Verlag/Diana-Verlag/31000.rhd

_Diana L. Paxson bei |Buchwurm.info|:_

[„Die Ahnen von Avalon“ 655
[„Die Herrin vom See“ 213 (Artor 1)
[„Die Herrin der Raben“ 2500 (Artor 2)
[„Die Herrin von Camelot“ 1657 (Artor 3)
[„Der Zauber von Erin“ 246
[„Brunhilds Lied“ 1659 (Die Töchter der Nibelungen 1)
[„Die Keltenkönigin“ 1693

Paxson, Diana L. – Zauber von Erin, Der

Nachdem ich Diana Paxsons [Zyklus]http://www.powermetal.de/book/anzeigen.php?id__book=213 über König Artus gelesen hatte, lag es nahe, auch ihre Version von Tristan und Isolde zu lesen, die oft mit der Artussage in Zusammenhang gebracht wird. Auch hier beginnt die Geschichte sehr früh, weit vor dem Zeitpunkt, zu dem Esseilte nach Britannien reist, um dort König March von Kernow zu heiraten.

Der Anfang der Erzählung liegt dort, wo auch der Anstoß zur Entwicklung der ganzen Geschichte liegt: an jenem Samhain, als der Bruder der irischen Königin Mairenn und Recke des Hochkönigs Diarmait Irland verlässt, um einen Beutezug an Britanniens Küste zu unternehmen. Dort fällt er im Zweikampf mit Drustan, dem Recken des Königs von Kernow. Doch auch der Brite wurde verwundet und sucht inkognito Heilung in der Heimat seines Widersachers. Dort begegnet er zum ersten Mal Esseilte und ihrer Ziehschwester und Cousine Branwen.

Als Drustan den irischen Königshof zum zweiten Mal aufsucht, ist er in einer offiziellen Mission unterwegs: als Brautwerber für König March. Diesmal erfährt Esseilte, wen sie vor sich hat, und ist kurz davor, ihren Onkel zu rächen, indem sie den Kerl einfach mit seinem eigenen Schwert umbringt. Aber sie tut es nicht.

Das zweite Mal versucht sie es auf dem Schiff, das sie nach Britannien bringen soll. Sie will Drustan vergiften. Doch ihre Cousine Branwen hat in ihrem Kräuterkasten nicht nur Medizin und Gift, sondern auch einen besonderen Trank, den sie ebenfalls mit Gift beschriftet hat, um andere fernzuhalten. Und eben diese Flasche erwischt Esseilte bei ihrem Mordversuch. Das Verhängnis nimmt seinen Lauf …

Wie bei der Artussage legte die Autorin ihrer Erzählung gründliche Recherchen über die damalige Zeit und die dazugehörigen Geschehnisse zugrunde. So spielt ihre Version von Tristan und Isolde nicht zu Artus‘ Zeiten, sondern eine Generation später. Und wie bei ihrer Artussage pflegt sie auch hier wieder ihren knappen, spartanischen Schreibstil.

Was allerdings bei der Artus-Sage nur mäßig störte, ist in diesem Fall ein Stolperstrick! Der Grund liegt in dem völlig verschiedenen Erzählstoff. Die Artussage hat viele Facetten: Die Vorgeschichte von Merlin, Uther und Igraine, die Sachsenkriege, Artus‘ Schwester, sein Sohn, Gwendivar … genügend Stoff, den man auch in sachliche, präzise Worte kleiden kann, ohne dass er dadurch viel verliert. Tristan und Isolde jedoch ist vor allen Dingen eine romantische Liebesgeschichte. Ein solcher Stoff leidet unter einem solchen Stil erheblich!

Diana Paxson hat ihre Geschichte aus der Sicht von Branwen erzählt, und zwar in der Ich-Form. Naturgemäß erfährt der Leser von der Gefühlswelt der eigentlichen Protagonisten Esseilte und Drustan also nur aus Beobachtung und deren Worten. Aber auch die wirken eher trocken. Schon die Angelegenheit mit dem Trank, der die beiden zu Liebenden macht, ist sehr verschwommen. Zunächst hört es sich so an, als sei die Wirkung lediglich vorrübergehend, um Esseilte den Anfang einer widerstrebenden Ehe und die erste Nacht mit einem ungewollten Mann zu erleichtern. Warum sich die Wirkung dann plötzlich so ausweitet, wird nicht erklärt, auch keine anderen Erklärungen für die unzerreißbare Bindung zwischen den beiden wird geboten, zumal Esseilte Drustan ja zunächst hasst!

Aber davon abgesehen: eine Liebesbeziehung, die so leidenschaftlich ist, wie die Sage es in diesem Fall erzählt, muss sich wesentlich deutlicher ausdrücken, als das hier der Fall ist! Obwohl die Liebe der eigentliche Gegenstand der Erzählung ist, kommen Zorn und kalte Ablehnung stärker zum Ausdruck als die Liebe, um die es geht! Das Benehmen und die Entscheidungen der beiden Liebenden verlieren dadurch an Nachvollziehbarkeit, erscheinen kindisch und unreif. Der Leser versteht nicht ganz, was das alles eigentlich soll, und warum die beiden sich so anstellen.

Auch die Personen als solche wirken manchmal wie fehlbesetzte Schauspielrollen. Wenn Esseilte mit ihrem Schicksal hadert, weil sie als Frau nur so wenig Möglichkeiten hat, in einem Heldenlied verewigt zu werden, wirkt sie wie ein verwöhntes, unzufriedenes Gör, später dagegen kommt sie mir manchmal vor wie ein albernes Gänschen, das zu nicht mehr fähig ist, als Drustan anzuschmachten. Dadurch erscheint ihr Zornausbruch, als sie von Drustans Vermählung erfährt, geradezu aufgesetzt und unecht, zumal sie sich, kaum dass sie ihn wiedersieht, mit ihm versöhnt. Dieser Esseilte fehlt es ganz entschieden an Charakterstärke! Nur fordern, das kann sie gut.

Mit Drustan ist es nicht viel besser. Die Selbstironie, die ihm am Anfang einen sympathischen Zug verleiht, bleibt im Laufe der Erzählung ziemlich auf der Strecke. Er ist hin- und hergerissen zwischen seiner Liebe zu Esseilte und seinem König, zumindest sollte er das sein. Da aber der Liebesgeschichte an sich schon das Feuer fehlt, fehlt sie auch Drustans innerer Zerrissenheit, sodass von der Tragik seiner Situation nicht viel mehr übrig bleibt als bestenfalls Selbstmitleid. Ich würde ihn nicht direkt als Schwächling bezeichnen, denn stellenweise zeigt er durchaus Charakter, allerdings entsteht dadurch eine Diskrepanz zwischen dem Liebhaber Esseiltes und dem übrigen Drustan, eine Unstimmigkeit, die die Darstellung dieser Person stört wie … wie ein blauer Löwenzahn oder ein schwimmendes Huhn.

Selbst Branwen, die ja als Erzählerin fungiert, ist blass und leblos. Das kann im Grunde nicht anders sein, denn da die Autorin ihr ihre kühlen, distanzierten Worte in den Mund legt, wirkt Branwen eben auch so kühl und distanziert. Bei Branwen driften Sprachstil und Wortbedeutung am weitesten auseinander. Sie erzählt von ihrer unerfüllten Liebe zu König March, von ihrem Hass auf ihren Peiniger Keihirdyn und von ihrer steten Furcht, dass Esseilte und Drustan entdeckt werden könnten, und das alles oft so unbeteiligt, als ginge es sie gar nichts an. Immerhin verleihen ihr die Mühen, die sie damit hat, ihren Eid zu halten und die beiden Liebenden zu decken, eine gewisse Würde und zeigen ihre innere Stärke. Zumal die beiden diese Unterstützung durch Branwen ziemlich selbstverständlich zu finden scheinen!

Dass die Hauptpersonen der Geschichte so schwächeln, ist ein schwerwiegendes Manko des Buches, denn an äußerer Handlung gibt es nicht allzu viel zu erzählen. Nur ein einziger Kampf wird beschrieben, der im Hof von Marchs Burg in Armorica stattfindet und sehr kurz ist. Zwar führt König March immer wieder Kriege, doch da die Geschichte von Branwen erzählt ist, erfährt man darüber fast nichts, und was man erfährt, ist manchmal eher verwirrend. Karten und Stammbäume sind hier nicht nur ein nettes Feature. Ansonsten kommen noch eine Ernteszene und zwei Jagdszenen vor, das war’s.

So kommt es, dass die Geschichte zu dem Zeitpunkt, wo sich die Geschehnisse quasi zu einem gordischen Knoten verheddern und es eigentlich spannend oder zumindest mitreißend werden sollte, anfängt langweilig zu werden! So interessant es war, die Entstehung all der Verwicklungen nachzuvollziehen, so uninteressant ist es später, die immer neuen Varianten geheimer Treffen zu erfahren. Da hilft es auch nichts, dass Esseilte und Drustan zweimal haarscharf an der Entdeckung vorbeischrammen, eh man sie tatsächlich erwischt. Bei einer so blutleeren Geschichte kann man einfach nicht mitfiebern.

Das Einzige, was wirklich gut rübergebracht wird, sind die Teile der Geschichte, die mit der keltischen Kultur und Religion zusammenhängen: das Drachenritual, die Beltanenacht, in der Branwen die Stelle Esseiltes einnimmt und andere, die mit Visionen oder Zauberei zu tun haben. Hier bewegt sich die Autorin auf sicherem Boden, und das spürt man.

Bleibt zu sagen, dass das Buch eher hinter meinen Erwartungen zurückblieb, ich fand es bei weitem nicht so gelungen. Um meinen Vergleich vom letzten Mal (Artussage) nochmal zu bemühen: Dieses Buch ist eine vage Bleistiftskizze in einem faden Rahmen. So sehr ich Diana Paxsons Bemühen um Echtheit und Autentizität schätze, glaube ich doch, auf Dauer ist mir ihr Schreibstil zu herb und zu trocken. Ein bisschen lebendig sollten die Geschichten schon sein, sonst kann ich auch gleich ein Sachbuch lesen. Aber zu einem solchen Thema gehört auch so etwas wie Poesie, und zwar nicht nur in den Liedern, die Drustan zum Besten gibt. Die Sprache einer Juliet Marillier hätte zu diesem Stoff wesentlich besser gepasst.

_Diana Paxson_ lebt in den USA, wo sie die populäre Mittelalterbewegung mitgegründet hat. Unter anderem ist sie eine führende Vertreterin der dortigen neuheidnischen Religionsbewegung. Die damit verbundenen Kenntnisse werden in ihren Büchern deutlich spürbar. Außer der Reihe der Herrinnen hat sie den Romanzyklus „Die Töchter der Nibelungen“, „Die Keltenkönigin“ und weitere Romane veröffentlicht. Desweiteren schrieb sie viele Kurzgeschichten, sowie Theaterstücke und Gedichte.

Diana L. Paxson – Die Keltenkönigin

Matriarchalische Umdichtung von King Lear

Britannien im 5. Jahrhundert nach Christus. Die vom Kontinent eingewanderten Kelten haben die Ureinwohner, die Erbauer von Stonehenge, unterworfen und verdrängt. Cridilla, die jüngste Tochter von Leir, wurde in der Tradition beider Völker erzogen. Sie ist Schamanin und zugleich Kriegerin. Verzweifelt versucht sie, zwischen den beiden Welten zu vermitteln – und steht plötzlich vor einer schweren Entscheidung: Muss sie ihren Vater verraten, um ihr Land und die Menschen, die sie liebt, zu schützen? Die Saga von König Lear und seinen Töchtern, neu erzählt von der Meisterin des phantastisch-historischen Romans. (Verlagsinfo)

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Diana L. Paxson – Die Herrin der Insel (Britannien 4)

Spirituell: Frauenherrschaft mit Showdown

Dies ist die Fortsetzung von „Die Herrin von Camelot“, dem spannenden 3. Band von Diana Paxsons vieteiligem Britannien-Zyklus. Paxson erzählt historisch annähernd zutreffend, mit Tempo und dennoch mit einem mystischen Hintergrund, der auch Fantasyfreunde anspricht.

In den Romanen um die geheiligte Insel geht es einerseits um die Insel Britannien nach dem Abzug der Römer, andererseits um die „Insel der Maiden“, eine Schule von Priesterinnen der alten Religion, also ein zweites Avalon.

Im vierten Band kommt es zum Showdown zwischen König Artor und seinem eigenen Sohn Medrod (Modred), der die Herrschaft an sich reißen will. Zwischen ihnen steht die regierende Königin: Gwendivar (Guinevere).
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Diana L. Paxson – Die Herrin von Camelot (Britannien 3)

Zerrissen zwischen zwei Königinnen

Dies ist die direkte Fortsetzung von „Die Herrin der Raben“, dem spannenden zweiten Band von Diana L. Paxsons Artor-Zyklus. Paxson erzählt historisch annähernd zutreffend, mit Tempo und dennoch einem mystischen Hintergrund, der auch Fantasyfreunde anspricht. In den Romanen um die geheiligte Insel geht es einerseits um die Insel Britannien nach dem Abzug der Römer, andererseits um die „Insel der Maiden“, eine Schule von Priesterinnen der alten Religion, also ein zweites Avalon.
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Diana L. Paxson – Die Herrin vom See (Britannien-Zyklus 01)

Die weibliche Linie der Magie

Eine dunkle Zeit ist über Britannien hereingebrochen. Das einst mächtige Römische Reich hat seine Truppen aus der Provinz zurückgezogen und die Men-schen der Insel sich selbst überlassen. Was übrig bleibt, ist eine Vielzahl von sich befehdenden Stämmen, die sich teils auf Reste der alten römischen Autorität, teils auf Sippenverbände gründet – vor allem aber auf eines: die Macht der Waffen.

Aber es gibt noch eine dritte Macht auf der Insel. Durch den Einfluss der Römer und das Vordringen des Christen-tums besitzt sie nur noch einen Schatten ihrer früheren Bedeutung, doch ihre Tradition ist noch fest und ungebrochen. Sie ist verkörpert in Argante, Priesterin und Königin des verborgenen Rei-ches, die man die Herrin vom See nennt. Ihr ist prophezeit, dass aus dem alten Blut ihres Geschlechts dereinst der Verteidiger geboren werden soll, der das zerrissene Land einen wird.

Sein Schwert, geschmiedet aus dem Metall eines gefallenen Sterns, von Krieger-Priestern aus den Steppen Asiens bis an den Rand der bewohnten Welt getragen, wartet auf seine Ankunft. Nur einer kann der Herrin vom See dazu verhelfen, die Vision, die sie hat, Wirklichkeit werden zu lassen: Ambros, der Sohn ihrer Base Madrun und eines Wilden Mannes aus den Wäldern, Erbe einer noch älteren Magie — der Seher und Prophet, den man Merlin nennt. Ihr gemeinsamer Plan bringt den letzten Spross des Kaiserhauses und Argantes Tochter, die Erbin ihrer Macht, in einer schicksalhaften Stunde zusammen, um einen Sohn zu zeugen, der einst das Schwert aus dem steinernen Altar befreien soll. Er ist der künftige König, den man Artor nennen wird. (Verlagsinfo)

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Paxson, Diana L. – Brunhilds Lied (Die Töchter der Nibelungen 1)

_Spannender Fantasyroman über die Nibelungen_

„Brunhilds Lied“ (O-Titel: „The Wolf and the Raven“) ist der erste Band der Trilogie „Die Töchter der Nibelungen“ und schildert, wie die zwei Hauptfiguren aufwachsen werden und einander treffen: der Held Sigfrid und die Walküre Brunhild. Nun sollte jeder seine Erinnerungen aus der Jugend oder Schulzeit hervorkramen, wie die Story ausging, als Richard Wagner oder das „Nibelungenlied“ sie erzählten. Paxson liefert uns eine ganz andere Version.

_Die Autorin_

Diana L. Paxson war zu Lebzeiten Marion Zimmer Bradleys deren engste Mitarbeiterin sowie die Co-Autorin der „Avalon“-Romane. In ihren eigenen Büchern verbindet Paxson genaue historische Recherche mit Elementen aus Mythos und Sage. Als eine der führenden Vertreterinnen der neo-heidnischen Bewegung in den USA zeigt sie dabei ein besonderes Interesse für die paganen Religionen der Spätantike (so etwa das 5. Jahrhundert) und des Mittelalters: Sie kennt die alten Göttinnen und Götter nicht nur aus Büchern, sondern möglicherweise auch aus eigenem Erleben, etwa von Besuchen an deren Tempeln und Altären. Mehrere genaue Beschreíbungen solcher Orte in ihrem Nibelungen-Zyklus sprechen dafür.

_Handlung_

Mitteleuropa im 5. Jahrhundert christlicher Zeitrechnung. Es ist die Zeit der Völkerwanderung, eine Zeit, da die ganze bekannte Welt in Bewegung ist. Die Germanenstämme suchen besseres Land im Westen und Süden und überrennen schließlich das Römische Reich, das 453 untergeht. Natürlich machen sich die Stämme auch untereinander Konkurrenz, und so bleiben Schlachten nicht aus.

Das Steppenvolk der Hunnen ist bis nach Passau und Regensburg vorgestoßen, wo die Grenze des weströmischen Reiches verläuft. Der Khan der Hunnen ist Attila. Sein Hauptmann Bladarda schickt seine Tochter Brunhild nach (Schwäbisch) Halle, wo sie zusammen mit der Burgunderprinzessin Gudrun Abenteuer erlebt.

Als sie bei einem Fest den geheimen Brunnen der Hallenser entweihen, schaut Brunhild zum ersten Mal das Antlitz desjenigen Gottes, der ihr ganzes Leben bestimmen wird: Wodan. Er ist der Obergott der Germanen und häufig sieht man ihn unterwegs als Wanderer mit Schlapphut und Wanderstab, doch besitzt er nur ein Auge und seine Begleiter sind stets zwei Raben. Als Gott führt er die Wilde Jagd an, gebietet dem Donner und sucht die Helden in der Schlacht, um sie zu sich nach Walhall zu holen. Dabei dienen ihm die Walküren.

|Die Walküren|

Nach ihrem Frevel werden Brunhild und Gudrun verbannt: Gudrun nach „Heidelberg“ auf die Burg ihrer Mutter Grimhild, bis ihr Bruder Gundohar (= Gunther) König wird. Brunhild jedoch geht einen ganz anderen Weg: Der (erfundene) Frauenorden der Walkyriun lernt sie an, bildet sie aus und nimmt sie schließlich nach harten Prüfungen auf. Diese Kriegerpriesterinnen nennen sich nach den Dienerinnen Wodans und verfügen offenbar über echte Magie. Die Magie rührt vor allem von ihrer Beherrschung der Geisterwelt und des Runenzaubers her. Das hat die Autorin sehr deutlich herausgearbeitet. Das Auftreten einer Walküre im Kampf ist ebenfalls recht eindrucksvoll geschildert. In der Schlacht treten die Walkyriun immer zu neunt auf.

|Siegfried der Schmied|

Währenddessen wächst der junge Sigfrid auf. Er ist der Sohn eines Helden namens Sigmund und einer Frau namens Hiordisa. Nachdem Sigmund von der Hundingssippe getötet worden war, verbarg Hiordisa Sigfrid auf der Burg ihres zweiten Mannes Alb in der Nähe von Oldenburg. Doch die Hundinge entdecken das Geheimnis des gelbäugigen Sigfrid und bedrohen mehrmals sein Leben.

Daraufhin nimmt Ragan der Schmied den Jungen als Ziehvater an und bildet ihn in seiner Schmiede im Teutoburger Wald aus. Doch der Junge lernt viel mehr von den Tieren des Waldes, besonders von den Wölfen. Kein Wunder: Von seinem Vater Sigmund hat er die Fähigkeit des Gestaltwandels geerbt: Er kann sich in einen Wolf verwandelt, wenn es darauf ankommt. Diese Waldszenen sind sehr schön und spannend geschildert.

|Der Nibelungen Hort|

Doch Ragans Sippe ist auch nicht ohne. Sein Vater Hreidmar gehörte dem viel älteren Erdvolk an und verfügte über Gestaltwandelmagie. Er hatte drei Söhne: Ragan, den Metallformer; Ottar, der in Ottergestalt von Burgunden, genauer: von ihrer Königssippe, den Niflungen, getötet worden war; und schließlich den boshaften Fafnar, der alle piesackte. Der Mord an Ottar musste mit Blutgeld gesühnt werden – und hier beginnt die ganze Geschichte: Die Niflungen (= Nibelungen) plündern die wertvollen Goldschätze, die einer heiligen Quelle der Erd-Göttin geopfert worden waren. Darunter sind zwei besondere Stücke: ein Ring und ein Runenstab. Andwari, der Hütter der Quelle, verflucht die Plünderer, die sich nun freikaufen. Doch Fafnar ermordert seinen Vater Hreidmar für das Gold und rafft den Hort an sich, um ihn als Drache zu bewachen, in einer Höhle über dem Rhein, dem Drachenfels.

|Ragans Plan|

Ragan, selbst nicht ohne Goldgier, plant nun, Fafnar den Hort abzujagen! Dazu braucht er Sigfrids Hilfe. Er macht ihn zu seinem Helden. Mit Wodans Hilfe schmiedet Sigfrid das zerbrochene Schwert seines Vaters und macht es zu einer Waffe, die es mit einem Drachen aufnehmen kann. Dann ziehen die beiden gen Westen, um Ragans Bruder zu töten. Ein verhängnisvolles Vorhaben, denn auch Sigfrid ist mit Fafnar verwandt. Es folgen einige der faszinierendsten Szenen des ganzen Buches. Nicht so sehr wegen der Action, sondern weil hier Wahn und Wirklichkeit, Lüge und Wahrheit aufeinandertreffen.

|Brunhilde in der Waberlohe|

Bei einer Schlacht der Burgunden gegen die Alemannen um das Land am Oberrhein stellt sich der Orden der Walkyriun auf die Seite der Alemannen. Seltsam jedoch, dass die Burgunden trotzdem die Schlacht gewinnen. Ihr König Gundohar, eigentlich ein Angsthase, begegnete Brunhild und wurde von ihr verschont – Wodan will Helden, keine Hosenscheißer.

Nachdem Gundohar, von Wahnsinn gepackt, die Schlacht gewendet hatte, wird Brunhild von ihren Schwestern des Verrats angeklagt. Man entehrt sie, entkleidet sie und kettet sie auf der Erde an, auf dass der erstbeste Mann sie nehme. Doch Wodan, ihr Schutzherr, umgibt sie mit einem Kreis aus Feuer, der bekannten „Waberlohe“. Und wer befreit sie nun aus ihrer misslichen Lage? Na, dreimal dürfen wir raten.

|Hilfreiches Beiwerk|

Eine Landkarte des damaligen Germanien um 410-420 erweist sich während der Lektüre als wertvoller Helfer. Leider hat der Verlag die Karte aus der Hardcover-Ausgabe etwas vereinfacht, so dass die Provinznamen und -grenzen fehlen. Etliche der Ortsnamen sind im umfangreichen Glossar erklärt.

Stammtafeln verdeutlichen die Zusammenhänge zwischen den einzelnen Geschlechtern und erklären etwa, warum Sigfrid ein Sippenmörder ist (Ragan und Fafnar waren über seine Großmutter mit ihm verwandt). In dieser Ausgabe fehlt die Stammtafel für die Niflungen, also Gudrun und Gundohar (König Gunther von Burgund). Das ist zu verschmerzen, denn es vermindert die Verwirrung.

Ganz wichtig für das Buchverständnis sind der germanische Kalender und die Runen. Alle Kapitel sind nicht mit den römischen Monatsnamen datiert (Januar etc.), sondern mit den germanischen Namen (Heumond = Juli). Auch die Festtage der Germanen finden eine Erklärung.

Die nordisch-germanischen Runen sind für die Magie, die Brunhild und die Walkyriun ausüben, von zentraler Bedeutung, rufen sie doch die Mächte der Natur und der Götter herbei. In einer wichtigen Szene erhält Brunhild ihre Zaubermacht durch die geistig-spirituelle Aufnahme der Runen, in einer anderen bedeckt sie ihren Geliebten Sigfrid von Kopf bis Fuß mit einer Heilsalbe und stärkenden Runen.

In einem Abschnitt „Hintergründe und Quellen“ liefert die Autorin einen geschichtlichen Abriss des fünften Jahrhunderts und erläutert, warum sie den jeweiligen Buchteil so und nicht anders geschrieben hat. Das ist insofern wichtig, weil sie ja in unzähligen Einzelheiten vom historisch überlieferten „Nibelungenlied“ und erst recht von den Wagner-Opern abweicht.

Neueste Theorien der Kulturgeschichte werden hier relevant. Die Quellen, die sie anführt, sind meist ältere Bücher aus den sechziger Jahren. Sie erlaubten ihr u. a. das Schmieden eines Schwertes oder die Ausbildung einer Magierin nachzuzeichnen und lebendig zu schildern. Außerdem finden sich hier Hinweise auf die Herkunft der zahlreichen Gedichte und Zaubersprüche, die Paxson in die Erzählung eingestreut hat.

_Fazit_

Für mich war „Brunhilds Lied“ eine spannende und sehr unterhaltsame Lektüre. Dies lag vor allem an der lebendigen Schilderung der Abenteuer und des völlig unterschiedlichen Lebensweges der zwei Hauptfiguren, Brunhilde und Sigfrid. Es ist, als ob man die zwei wie Geschwister kennen lernte.

Nur wenn man ihr Umfeld genauer versteht, bekommt man einen gewissen Zugang dazu, worum es im Nibelungenlied eigentlich geht: um die Umschichtung miteinander in Konflikt stehender Werte. Sigfrid und Brunhilde kommen beide mit den Werten ihrer jeweiligen Gemeinschaften nicht mehr zurecht, beiden sind Ausgestoßene. Das, was sie tun und was sie an neuen Werten vertreten, bewegt das Schicksal ganzer Völker, namentlich der Burgunder.

Zu erfahren, welche Völker vor den Germanen in Mitteleuropa lebten, war recht überraschend. Das Erdvolk Hreidmars und die Kelten gehören dazu. Die germanischen Stämme wie die Alemannen hingegen bestanden aus Bruchstücken mehrerer anderer Stämme, die in den Territorialkämpfen Mitteleuropas zersplittert wurden. Sie treffen wiederum auf die Römer, die links des Rheines intakte Provinzen bewirtschaften und schützen. Außerdem begegnen die Burgunder erstmals dem Christentum und nehmen es an, wohingegen die Alemannen die alten Götter bewahren (deshalb stellen sich die Walkyriun auf ihre Seite). Es ist ein Wunder, dass die Burgunder nicht zwischen allen Fronten – da sind ja auch noch die vorrückenden Hunnen im Osten – zermalmt werden.

Wie man sieht, war das fünfte Jahrhundert nicht nur turbulent, sondern entscheidend für die Entstehung der deutschen Königstümer der Franken etc., bis schließlich Kaiser Karl der Große ein ganzes Reich daraus schmiedete.

|Für wen sich dieses Buch eignet|

Auch wenn man die ganzen geschichtlichen Hintergründe und die faszinierende Magie nicht beachtet: Es bleibt doch immer noch ein spannendes und bewegendes menschliches Drama, das sich da entfaltet. Und so kann es im Grunde jeder mit Vergnügen und Gewinn lesen.

|Originaltitel: The Wolf and the Raven, 1993
Aus dem US-Englischen von Helmut W. Pesch|