Schlagwort-Archive: Egmont-Lyx

[NEWS] JACQUELYN FRANK: Gabe des Blutes

Neues von Jacquelyn Frank bei Egmont LYX: „Gabe des Blutes“.

Geheimnisvoll, düster, einfach unwiderstehlich – die Romane von Jacquelyn Frank machen süchtig!

Der Krieger Reule ist der Anführer der Sánge, ein Volk, das bekannt für seine telepathischen Fähigkeiten ist. Bei einem Kriegszug stößt er auf eine Frau, die offenbar den Grausamkeiten seiner Feinde zum Opfer gefallen ist. Reule nimmt sie kurzerhand mit in die Festung der Sánge. Bald stellt sich heraus, dass Mystique, wie Reule die geheimnisvolle Fremde nennt, ungeahnte Fähigkeiten besitzt. Er fühlt sich unwiderstehlich zu ihr hingezogen, doch die junge Frau hütet ein düsteres Geheimnis…
(Verlagsinfo)

Taschenbuch, 400 Seiten
Originaltitel: Drink of me

Der Verlag bietet unter dieser Adresse eine Leseprobe an.

Jacquelyn Frank bei buchwurm.info:
„Jacob (Schattenwandler 1) (Lesung)“

[NEWS] ILONA ANDREWS: Schicksalsrad (Land der Schatten 3)

Bei Egmont LYX erscheint der dritte Band der „Land der Schatten“-Reihe von Ilona Andrews: „Schicksalsrad“.

Die ehemalige Hochstaplerin Audrey Callahan hat ihrem kriminellen Dasein abgeschworen. Doch als ihr Bruder in Schwierigkeiten gerät, erklärt sie sich bereit, einen letzten Diebstahl zu begehen. Dabei begegnet ihr der mit allen Wassern gewaschene Kaldar, der ihr Herz schon bald höher schlagen lässt.
(Verlagsinfo)

Taschenbuch, 496 Seiten
Originaltitel: Fate’s Edge

Land der Schatten:
Band 1: „Magische Begegnung“
Band 2: „Spiegeljagd“
Band 3: „Schicksalsrad“

Der Verlag bietet unter dieser Adresse eine Leseprobe an.

[NEWS] LESLIE PARRISH: Die Farbe des Todes

Bei Egmont LYX erscheint der erste Fall für Veronica Sloan: „Die Farbe des Todes“ von Leslie Parrish.

Eine Mordserie erschüttert Washington. Die Opfer: Personen, die eine geheime Technologie testen. Die Ermittler: Detective Veronica Sloan und Special Agent Jeremy Sykes. Die Spannung: kaum auszuhalten! Washington, 2017. Nach einem verheerenden Terroranschlag hat sich das Leben in den USA stark verändert. Eine neue Technologie erleichtert die Aufklärung von Mordfällen. Detective Veronica Sloan ist eine der Ersten, die die Methode erfolgreich anwendet. Da wird im Keller des Weißen Hauses eine Leiche ohne Kopf gefunden. Sloan nimmt die Ermittlungen auf. Unterstützung erhält sie von Special Agent Jeremy Sykes.
(Verlagsinfo)

Taschenbuch, 400 Seiten
Originaltitel: Don’t look away

Der Verlag bietet unter dieser Adresse

[NEWS] WOLFGANG HOHLBEIN: Pestmond

Neues von Wolfgang Hohlbein: „Pestmond“ erscheint bei Egmont LYX.

In Ägypten verliert sich die Grenze zwischen Leben und Tod, und Andrej muss sich einem neuen Feind stellen: Abu Dun! Wie ein Dämon fährt der Nubier in die Reihen des Sultans und seiner Gegner. Erst als Unschuldige sterben, kann Andrej ihn von der dunklen Seite zurückholen, und gemeinsam verfolgen sie die zwischen den Fronten stehende Murida, die inzwischen das Land verlassen hat und nach Norden flieht. Als ihr Andrej und Abu Dun folgen, ahnen sie nicht, dass Murida nicht Rettung, sondern Verderben bringt – und dass nicht nur für sie selbst, sondern auch für die Kinder einer ganzen Stadt …
(Verlagsinfo)

Gebundene Ausgabe, 500 Seiten

Der Verlag bietet unter dieser Adresse eine Leseprobe an.

[NEWS] SHILOH WALKER: Stille Gefahr

Hochspannung bei Egmont-Lyx: „Stille Gefahr“ von Shiloh Walker.

Nachdem Hope Carson der Ehe mit einem gewalttätigen Polizisten entkommen ist, hofft sie, in dem Städtchen Ash, Kentucky, endlich Ruhe zu finden. Doch dann wird sie in einen Mordfall verwickelt. Der Polizei kann sie nicht trauen und genauso wenig dem Staatsanwalt Remy Jennings. Doch er ist der Einzige, der zu ihr steht, als sie im Strudel der Ereignisse unterzugehen droht.
(Verlagsinfo)

Taschenbuch, 425 Seiten
Originaltitel: If you see her

Der Verlag bietet unter dieser Adresse eine Leseprobe an.

ANDREA CREMER – Die Wächter (Nightshade 1)

Richelle Meads „Vampire Academy“-Serie mag zu Ende sein, aber Egmont-Lyx hat mit der „Nightshade“-Serie von Andrea Cremer eine Reihe begonnen, die Fans von Rose Hathaway ebenfalls begeistern dürfte. Die Hauptfigur in „Die Wächter“ jedenfalls ist ähnlich sympathisch.

Calla Tor ist eine Wächterin. Sie kann sich jederzeit in einen Wolf verwandeln und ihre Passion ist das Kämpfen. Die Wächter sind den Hütern unterstellt, die weitreichende Befugnisse haben. So können sie beispielsweise beschließen, wann sich ein neuer Clan gründet und wer wen heiratet.

Auch Calla ist bereits versprochen. Sie soll Ren Laroche ehelichen, den Sohn des Alphawolfs des verfeindeten Bane-Rudels. Sie stellt ihre Zukunft nicht in Frage, obwohl Ren ein ziemlicher Macho ist. Doch als sie den gut aussehenden Shay vor einem Bärenangriff rettet, gerät ihr Weltbild ins Wanken. Auf einmal ist sie sich nicht mehr so sicher, ob sie Ren überhaupt heiraten möchte, denn auch von Shay, der wenig später neu auf ihre Schule kommt, fühlt sie sich angezogen.

Zudem hat der neue Mitschüler einen wachen Geist und hinterfragt die Dinge, die Calla nie anrühren würde. Er recherchiert über das Verhältnis zwischen Wächtern, Hütern und deren gemeinsamen Feinden, den Suchern. Dabei kommt er einem Geheimnis auf die Spur, dass nicht nur Calla in Gefahr bringt …

„Die Wächter“ hat all das, was ein gutes Jugendbuch ausmacht: eine starke Hauptfigur, eine Handlung voller Rätsel und Geheimnisse und einen mitreißenden Schreibstil. Mit Calla hat Andrea Cremer eine interessante Frauenfigur geschaffen, die zwischen zwei Jungen und alten Konventionen gefangen ist. Calla ist eine starke Frau, die mit der Zeit allerdings Unsicherheiten zeigt, vor allem in Bezug auf Shay und Ren. Die Autorin stellt Callas Liebeskonflikt zwar sehr ausführlich und anschaulich dar, driftet aber nie zu sehr ins Kitschige ab. Zudem vermeidet sie es, in die „Twilight“-Falle zu tappen und Calla als willenlosen Spielball zweier potenzieller Liebhaber zu zeichnen. Das Mädchen behält ihre Eigenständigkeit bis zum Ende der Geschichte und ist auch deshalb jemand, mit dem sich junge Leserinnen leicht identifizieren dürften.

Die Handlung ist geradlinig und löst und bildet Rätsel immer an den richtigen Stellen. Im Mittelpunkt steht das Verhältnis zwischen Wächtern und Hütern. Am Anfang erklärt Cremer nur wenig dazu. Vieles reimt man sich selbst zusammen, das Übrige erläutert sie zu einem strategisch geschickten Zeitpunkt. Diese offenen Fragen tragen zu der Spannung bei, die bis zur letzten Seite anhält. Großartige Wendungen und Überraschungen darf man zwar nicht erwarten, die Autorin baut ihre Geschichte aber geschickt auf und lässt sie in einem Cliffhanger enden, der Lust auf die Folgebände der Serie macht.

Geschrieben ist „Die Wächter“ aus der Ich-Perspektive. Das erleichtert es, sich in die Geschichte hineinzufinden. Andrea Cremer wählt einen leicht verständlichen, aber nicht umgangssprachlichen Wortschatz, der sich leicht lesen lässt. Sie schreibt flott und nüchtern, verzichtet auf unnötigen Ballast und auch auf den Humor, der in diesem Genre häufig eingesetzt wird. Das ist aber kein Nachteil. Die Ernsthaftigkeit steht dem Buch sehr gut.

Mit „Die Wächter“ startet Cremers „Nightshade“-Serie vielversprechend. Der Roman ist handwerklich sehr gut gemacht, lässt sich gut lesen und ist spannend. Sicherlich weist das Buch nicht unbedingt viel Tiefgang auf, aber wer ähnlich gut unterhalten werden möchte wie von „Vampire Academy“ ist hiermit gut beraten.

Broschiert: 375 Seiten
Originaltitel: Nightshade
Deutsch von Michaela Link
ISBN-13: 978-3802583810

http://www.egmont-lyx.de
http://www.andreacremer.com

RICHELLE MEAD – Falsche Versprechen (Bloodlines 1)

Kurzbeschreibung:

Als Alchemistin ist es Sydneys Aufgabe, die Geheimnisse der Vampire zu bewahren und gleichzeitig die Menschen vor den Blutsaugern zu schützen. Da gerät Jill Dragomir, die Schwester der Vampirkönigin Lissa, in tödliche Gefahr, und die Moroi müssen sie verstecken. Um einen Krieg zwischen den Vampiren zu verhindern, soll Sydney über Jill wachen. Gemeinsam flüchten sich die Mädchen an einen Ort, wo niemand eine Vampirin vermuten würde: ein Internat für menschliche Schüler in Kalifornien. Doch damit fängt der Ärger erst richtig an … (Quelle: |Egmont LYX|)

Inhalt:

Eines Nachts wird Sydney von ihrem Vater geweckt und soll in sein Arbeitszimmer kommen. Dort wird ihr eröffnet, dass sie eine neue Mission erwartet. Aber sie ist nur die zweite Wahl, hat sie doch bei ihrer letzten Mission einem Vampir zur Flucht verholfen. Um ihre Schwester Zoey zu schützen, bekräftigt sie, dass so ein Fehler nicht noch mal vorkommen wird. Nur muss sie mit Keith zusammenarbeiten, mit dem sie eine unglückliche Vergangenheit verbindet. Immer wieder fordert Keith, dass er Zoey bei der Aktion dabeihaben möchte, aber Sydney schafft es mit klugen Argumenten, die anderen Alchemisten davon zu überzeugen, sie nach Kalifornien zu schicken.

Doch nun beginnen die Probleme. Sie muss mit Jill in einem Internat ein Zimmer teilen und sich als Schwester ausgeben. Nun beginnt für sie ein aufregender Abschnitt. Sie wurde immer nur zu Hause unterrichtet und darf jetzt an der Schule so viel lernen, wie sie will, bloß Jill gewöhnt sich nicht an ihre neue Umgebung. Die Sonne laugt Jills die Kräfte aus und auch ihre Verbindung zu Adrian ist schlecht für sie. Sie wird beschuldigt, betrunken zu sein und Alkohol zu verkaufen, was ihre Stellung innerhalb der Schule verschlechtert. Aber dann lernt sie Lee kennen und verliebt sich in ihn.

Sydney muss sich unterdessen mit ihrer Lehrerin auseinandersetzten, die ihr die Chance gibt, ihr bei einem Forschungsprojekt zu helfen. Durch ihr Lilientattoo auf der Wange wird sie beschuldigt, nachgeholfen zu haben. Erst versteht Sydney nicht, was damit gemeint ist, bis ihr erklärt wird, dass es an der Schule normal ist, dass es Tattoos gibt, welche die Leistungsfähigkeit steigern. Auf der Suche nach dem Ort des Tattoostudios braucht sie Adrians Hilfe, was ihr nicht behagt. Sie versucht herauszufinden, wer dafür verantwortlich ist, außerdem muss sie sich um Jill kümmern und Adrian dazu verhelfen, einen Job zu finden, damit er was zu tun hat und sich nicht immer betrinkt.

Als sie dann Keith loswird und herausfindet, wer für das Verschwinden verschiedener Personen verantwortlich ist, ist es vielleicht schon zu spät für Jill, irgendetwas auszurichten.

Meine Meinung:

Sydney, schon bekannt aus Richelle Meads „Vampire Academy“-Reihe, wird hier in der neuen Serie zur Hauptdarstellerin. Sie ist eine durchsetzungsstarke junge Frau, die hier versucht, Jill, die Schwester der Vampirkönigin, zu beschützen. Obwohl sie Angst hat vor den Vampiren, geht sie auf die Mission ein, um ihre kleine Schwester Zoey zu schützen. Jill ist eine kleine, immer mal wieder aufmüpfige Jugendliche, die nach einem Mordversuch beschützt werden muss, bis ein Gesetz auf den Weg gebracht wurde, damit ihre Schwester auch ohne Verwandte auf dem Thron bleiben kann. Eine besondere Bindung zu Jill hat Adrian, die es beiden irgendwie ermöglicht, eine mentale Verbindung aufzubauen. So weiß Jill immer, wie Adrian sich fühlt und was er getan hat. Dies hat nicht nur gute Seiten. Eddie, der große Beschützer von Jill, ist immer an ihrer Seite, um ihr zu helfen. Dabei spielen seine Gefühle ein bisschen verrückt, aber immer ist er der große Bruder.

Über mehrere Handlungsstränge fügt sich das Buch am Ende zusammen und man erkennt den Zusammenhang. Dadurch, dass verstärkende Tattoos an der Schule kursieren, muss Sydney herausfinden, was es damit auf sich hat. Ihr kommt bald die Erkenntnis, dass der Vampir, bei dem die Begleiter von Jill wohnen, dazu dient, diese Tattoo-Substanz herzustellen. Auch das Verschwinden von Vampir-Mädchen in der Stadt deckt Sydney auf. Durch den einen und anderen Zwist oder Wortwechsel mit ihren Begleitern ist dies recht amüsant ausgeführt. Aber das Verhältnis zu ihrem Vater ist für Sydney alles andere als amüsant, denn immer wieder kämpft sie um die Anerkennung, doch die wird sie wahrscheinlich nicht bekommen.

Fazit:

Mit ihrem schriftstellerischen Talent schafft es Richelle Mead, die Leser in eine Welt zu entführen, aus der es schwer ist, wieder aufzutauchen, verliert man sich doch zunehmend in der fantastischen Welt der „Vampire Academy“-Autorin. Mit Sydney hat die Autorin es geschafft, eine Heldin zu erschaffen, die mutig und auch stark ist, aber trotzdem Fehler ihre hat. Versucht sie, ihre Schwester zu beschützen, verletzt sie diese doch unwissentlich. Richelle Mead versucht hier zu zeigen, dass alles, was man macht, Folgen hat, sei es für sich selbst oder andere. Aber sie lässt Sydney auch den Raum, diese Fehler wieder auszubügeln. Auch die anderen Figuren in diesem Buch beschreiten diesen Weg.

Dieses Buch ist absolut lesenswert, besonders wenn man vorher die „Vampire Academy“-Reihe gelesen haben sollte, weil sich vieles in „Bloodlines“ auf die Geschehnisse in der Reihe bezieht und man so dem Buch besser folgen kann, als wenn man sich alles zusammenreimen muss.

Originaltitel: Bloodlines, 2011
350 Seiten
ISBN 13: 978-3802587863

http://www.Egmont-LYX.de

RICHELLE MEAD – Feenkrieg (Dark Swan 3)

Das Leben als Herrscherin über ein Feenreich ist nicht einfach. Das hat Eugenie Markham, halb Mensch, halb Fee und im echten Leben Schamanin, mittlerweile schon festgestellt. In Band 3 von Richelle Meads „Dark Swan“-Serie sieht sie sich vor der beinahe unlösbaren Aufgabe, einen großen Krieg zu beenden.

Dabei an ihrer Seite: der intrigante Feenkönig Dorian, ihr ehemaliger Erzfeind und jetzt Geliebter. Gemeinsam überlegen sie, wie sie den Streit mit Königin Katrice für sich entscheiden können. Während Dorian sich nur wenig Gedanken über tote Zivilisten und Soldaten macht, ist Eugenie da wesentlich sensibler.

Als sie eines Tages in der Menschenwelt ihrem Beruf als Schamanin nachgeht und einen Dämon in die Anderswelt verbannt, erscheint ihr ein weiblicher Geist, der ihr seine Hilfe anbietet. Wenn Eugenie herausfindet, wer Deanna umgebracht hat, wird sie sie zur Eisenkrone führen, einem wertvollen Artefakt, das helfen kann, den Konflikt friedlich zu lösen.

Eugenie ist zuerst unentschlossen, ob sie die Krone holen soll. Es fällt ihr schwer zu glauben, dass eine einfache Krone den Kampf beenden kann. Schließlich gelingt es Dorian, sie dazu zu überreden und weil er sie nicht selbst begleiten kann, besteht er darauf, dass sie Kiyo mitnimmt, ihren Exfreund, der sich in einen Fuchs verwandeln kann. Wenig später stellt sich heraus, dass das keine besonders gute Idee war …

Richelle Mead hat mit „Dark Swan“ eine Serie begonnen, die sich vor allem durch die Zielgruppe von ihren wohl erfolgreichsten Büchern, der „Vampire Academy“-Serie, unterscheidet. Während Letztere sich an junge Erwachsene wendet, sind die Geschichten um Eugenie Markham eindeutig an ein älteres Publikum adressiert. Gerade im dritten Band ist der Anteil expliziter Szenen sehr hoch. Zu hoch? Nun, wenn der Rest der Handlung überzeugen würde, wäre der Sex sicherlich nicht das Problem. Leider ist die Geschichte aber nicht gerade spannend. Sie wirkt unstrukturiert und es mangelt am Spannungsaufbau. Statt einem Höhepunkt gibt es mehrere, die nicht sehr geschickt miteinander verbunden sind. Wenn man eigentlich denkt, das Ziel der Geschichte wäre erreicht, taucht plötzlich ein neues Ereignis auf. Die einzelnen Situationen sind aber häufig nicht besonders gut ausgearbeitet. Die Suche nach der Eisenkrone beispielsweise, die eigentlich im Mittelpunkt des Romans steht, erweist sich als kurz und unspektakulär. Stattdessen liegt erhöhter Augenmerk auf Eugenies Liebesleben – leider. In ihrer „Vampire Academy“-Reihe hat die Autorin nämlich gezeigt, dass sie sehr wohl spannende Geschichten schreiben kann.

Die schwache Story wirkt sich negativ auf die Hauptperson aus. In den Vorgängerbänden war Eugenie eine starke Frau, die neben einem harten Alltagsjob auch noch ein hartes Los als unfreiwillige Herrscherin eines Elfenreichs hat. In diesem wirkt sie nun wie der Spielball der beiden Männer, die in der Vergangenheit und Gegenwart um ihre Gunst buhlen. Das Emanzipierte, das sie bisher immer ausgemacht hat, ist etwas zu sehr in den Hintergrund getreten, ihre Entwicklung stagniert.

Da auch der Schreibstil sich kaum von ähnlichen Büchern des Genres abhebt, ist „Feenkrieg“ der bislang schwächste Band der Serie. Die Handlung tröpfelt uninspiriert vor sich hin, die Entwicklung der Protagonistin stagniert. Es bleibt zu hoffen, dass der vierte Band diesen Fauxpas ausbügeln kann.

Broschiert: 300 Seiten
Originaltitel: Iron Crowned
Deutsch von Frank Böhmert
ISBN-13: 978-3802584848

http://www.egmont-lyx.de
http://www.richellemead.com

RICHELLE MEAD – Schicksalsbande (Vampire Academy 06)

Rose Hathaway, ehemalige Schülerin der St. Vladimir’s Academy und nun Wächterin im Dienste der Moroi, war noch nie besonders brav. Doch in Band 6 von Richelle Meads Serie „Vampire Academy“ steckt sie in den wohl größten Schwierigkeiten ihres Lebens. Sie sitzt im Gefängnis, weil man sie verdächtigt, die Königin der Moroi getötet zu haben.

Glücklicherweise kann sich Rose Hathaway auf ihre Freunde, ihren Exfreund und ehemaligen Lehrer Dimitri und ihren zwielichtigen Vater Abe verlassen. Wenig später befreien sie sie aus ihrem Gefängnis, aber das macht die Situation nicht wirklich besser. Nun befindet sich Rose auf der Flucht und soll in einem Motelzimmer in West Virginia warten, bis ihre beste Freundin Lissa den wahren Mörder von Königin Tatiana gefunden hat. Nur ist Stillsitzen nichts für das lebendige Mädchen. Viel lieber macht sie sich auf die Suche nach etwas, das Tatiana in einem letzten Brief mitgeteilt hat, weil sie glaubt, dass Rose die Einzige ist, die dieses Etwas finden kann: eine uneheliche Schwester oder ein unehelicher Bruder von Lissa. Da diese die letzte ihres Geschlechts ist, hat sie im Rat der Moroi keine Stimme, denn dafür würde sie einen weiteren, lebenden Verwandten brauchen. Ein weiterer Spross der Dragomirfamilie wäre politisch überaus brisant.

Währenddessen kandidiert Lissa am Hofe der Moroi als Königin. Was eigentlich als Manöver gedacht ist, um Zeit für die Suche nach dem Königinnenmörder zu schinden, bekommt bald eine ganz eigene Dynamik …

„Schicksalsbande“ ist der vermutlich bislang komplexeste Teil der Serie. Es gibt zahlreiche Handlungsstränge. Neben dem Beweis von Roses Unschuld sind dies vor allem die Suche nach dem unehelichen Kind, Lissas Kandidatur als Königin sowie, fürs Herz, einige Überraschungen in Roses Liebesleben. Trotz dieser Fülle an Stoff hält Mead die Geschichte zusammen. Sie erzählt kompakt und klar, mit viel Spannung und geschickt platzierten Wendungen. Ein gesundes Maß an Action, interessantes Wissen über die übernatürlichen Moroi und Strigoi sowie Einblicke in Roses turbulentes Gefühlsleben runden die gelungene Handlung ab. Besonders angenehm: Das Thema Liebe steht nicht wie in vielen ähnlichen Büchern im Vordergrund, sondern spielt nur eine kleine Rolle und kommt noch dazu völlig ohne Kitsch aus.

Mit Rose Hathaway hat Mead eine Heldin geschaffen, deren Abenteuer man gerne liest. Sie ist sympathisch, clever und humorvoll und entwickelt sich kontinuierlich weiter. Auch die anderen Figuren überzeugen durch ihre Darstellung. Dimitri, der gerade von einem bösartigen Strigoi zurück in einen Moroi verwandelt wurde, hat mit Schuldgefühlen zu kämpfen, während Lissa mit ihren 18 Jahren einiges an Verantwortung schultern muss. Für ein Jugendbuch sind Meads Figuren angenehm tiefgründig und erwachsen.

Dazu passt der schnörkellose Schreibstil der Autorin. Es wird aus Roses Perspektive in der ersten Person erzählt, sodass vor allem ihre Gefühle und Gedanken im Vordergrund stehen. Dadurch, dass Rose mit einem unsichtbaren Band mit Lissa verbunden ist und dadurch Anteil an ihrem Alltag hat, erfährt man aber auch genug aus deren Leben. Mead setzt dabei mittlerweile hauptsächlich auf Ernst. Roses humorvolle Seite hat sie zurückgeschraubt, was aber authentisch ist, da die Situationen, in denen sich die Protagonistin befindet, ebenfalls ernst sind. Genau wie Rose ist auch der Schreibstil erwachsener geworden.

Richelle Meads Serie „Vampire Academy“ entwickelt sich immer mehr von Jugendbüchern, die in einem Internat spielen, zu spannender Mysteryliteratur mit tollen Figuren, packender Handlung und viel Tiefgang. „Schicksalsbande“ ist bis dato der beste Band der Serie und besticht vor allem durch die komplexe Story.

Broschiert: 522 Seiten
Originaltitel: Last Sacrifice
Deutsch von Michaela Link
ISBN-13: 978-3802583476

http://www.egmont-lyx.de
http://www.richellemead.com

RICHELLE MEAD – Dornenthron (Dark Swan 02)

Plötzlich Prinzessin! Die Schamanin Eugenie Markham hat aus Versehen ein Königreich in der Anderswelt geerbt. Nun muss sie im zweiten Band der „Dark Swan“-Serie feststellen, dass dessen Pflege gar nicht so einfach ist. Ihre Pläne, sich endlich von den intriganten Feen fernzuhalten, kann sie jedenfalls nicht umsetzen. Dafür hat sie einfach zu viel zu tun.

Die meisten ihrer neuen Aufgaben sind nicht unbedingt angenehm. Anstandsbesuche bei der schwangeren Exfreundin von Kiyo, ihrem Liebhaber, zum Beispiel. Auch dass er neuerdings soviel Zeit mit Maiwenn und dem ungeborenen Kind verbringt, gefällt ihr nicht. Doch sie wird von diesem Ärger abgelenkt, als sie bei einer Reise durch ihr Reich feststellt, dass ihre Untertanen Hunger leiden. Ihre Bemühungen, dies zu ändern, zwingen sie zu einer Zusammenarbeit mit dem Eichenkönig Dorian. Der wiederum möchte Eugenie nur zu gerne in sein Bett ziehen.

Doch diese Probleme treten in den Hintergrund, als in Eugenies Reich, dem Dornenland, junge Feenmädchen entführt werden. Zuerst hält sie eine der herumstreunenden Diebesbanden für die Täter, doch dann findet sie Spuren, die in die normale Welt führen. Doch welchen Zweck hätte es, Feen in die Menschenwelt zu entführen? Und wer steckt dahinter? Bei ihren Recherchen stößt sie auf einige Ungereimtheiten – und gerät selbst in große Gefahr …

„Dornenthron“ ist ohne Frage eine spannende Fortsetzung zum ersten Band von „Dark Swan“. Dabei machen Geschichte und Hauptperson eine starke Entwicklung durch. Eugenie ist nun nicht mehr nur Schamanin, sondern auch Herrscherin des Dornenlands. Das bringt neue Aufgaben mit sich, an die sie sich erst gewöhnen muss. Gleichzeitig muss sie sich damit auseinandersetzen, dass sie die magischen Fähigkeiten ihres verhassten Vaters geerbt hat und lernen, diese einzusetzen. Die einst unbekümmerte junge Frau mit dem frechen Mundwerk wird dabei nicht nur stärker, sondern auch ernster, die Verlegung des Hauptschauplatzes in die Anderswelt gibt der Geschichte Tiefe.

Die Handlung selbst ist recht konventionell. Mead baut keine großen Überraschungen ein, sondern erzählt die Lösung des Entführungsfalls sehr geradlinig. Sie ist allerdings in einige Nebenhandlungen eingebettet, die jedoch problemlos parallel nebeneinander herlaufen. Da es kaum Längen gibt und die Nebenhandlungen zumeist sehr interessant sind, fällt die einfache Haupthandlung kaum ins Gewicht. Wer noch dazu Freude an deftigen Sexszenen hat, kann mit „Dornenthron“ erst recht nichts falsch machen.

Eugenie Markham ähnelt im Prinzip anderen Frauenfiguren aus ähnlichen Büchern: jung, frech und in der Liebe meistens etwas tollpatschig. Abgesehen davon schafft die Autorin es jedoch, sie mit Leben zu füllen. Im Vergleich mit dem ersten Band entwickelt sie sich weiter, muss mehr Verantwortung übernehmen und wirkt alles in allem erwachsener. Da Mead bereits in ihrer Serie „Vampire Academy“ bewiesen hat, dass sie ein gutes Händchen für die Weiterentwicklung ihrer Figuren hat, ist davon auszugehen, dass Eugenie dem Leser auch in den Folgebänden noch viel Freude machen wird.

Geschrieben ist die Geschichte in gewohnt lockerem Tonfall mit einem ausgewogenen Verhältnis von Witz und Ernst. Mead geht dabei vor allem in den Liebesszenen gerne ins Detail. Insgesamt liest sich „Dornenthron“ jedoch sehr flüssig und interessant.

„Dornenthron“ ist eine gelungene Fortsetzung zu „Sturmtochter“. Das Buch ist spannend, die Hauptperson entwickelt sich weiter – was möchte man mehr?

Broschiert: 358 Seiten
Originaltitel: Thorn Queen
Deutsch von Frank Böhmert
ISBN-13: 978-3802582127

http://www.egmont-lyx.de
http://www.richellemead.com

RICHELLE MEAD – Seelenruf (Vampire Academy 05)

Rose Hathaway, der Heldin aus Richelle Meads Reihe „Vampire Academy“, ist einfach keine Ruhe vergönnt. In Band 5, „Seelenruf“, wird erneut ihr komplettes Leben auf den Kopf gestellt.

Nachdem es Rose nicht gelungen ist, ihren ehemaligen Geliebten, der sich in einen bösartigen Strigoi verwandelt hat, in Russland zu töten, kehrt sie frustriert nach Amerika zurück. An der St. Vladimir’s Academy macht sie mit Bestnote ihren Abschluss als Wächterin, das bedeutet, dass es danach ihre Aufgabe sein wird, die gutartigen Vampire, die Moroi, zu beschützen. Sie und ihre beste Freundin Lissa, die Letzte eines uralten Moroi-Geschlechts, hoffen, dass Rose Lissas Wächterin wird, doch ihre Chancen sinken rapide, als die beiden den Königshof der Moroi gehörig durcheinander wirbeln.

Rose erfährt, dass Victor Dashkov jemanden kennt, der einen Strigoi zurück in einen Menschen verwandelt hat. Dummerweise sitzt Victor aber hinter Gittern – weil er Lissa einmal entführt hat. Doch das ist kein Hindernis für Rose, die aufgrund ihres Temperaments einen gewissen Ruf hat. Gemeinsam mit ihren Freunden heckt sie einen Plan aus, um Victor aus dem Gefängnis zu befreien, doch natürlich läuft nicht alles glatt. Plötzlich steht Rose Dimitri gegenüber – und steht erneut vor der Frage, ob sie ihren Geliebten töten oder leben lassen soll …

„Seelenruf“ macht da weiter, wo „Blutschwur“ aufgehört hat. Anstatt ihre Bücher auf bloße Schulquerelen zu beschränken, entführt Mead den Leser auch dieses Mal zu fernen Schauplätzen. Alaska, Las Vegas, den Königshof der Moroi – leider gelingt es der Autorin nicht wirklich, diese Orte anschaulich zu schildern, doch es reicht, um die Handlung zu unterstützen. Die Geschichte selber ist randvoll mit Action, Gefühl und Intrigen, die Rose zu schaffen machen. Ihr schlechter Stand am Königshof sowie ihr hitziges Temperament sorgen für einige brenzlige Situationen, ihr Kampf um Dimitri ist etwas fürs Herz. Dabei bleibt dessen Schicksal lange unklar. Es wird allerdings zu schnell aufgelöst, nämlich ungefähr in die Mitte des Buches. Auch wenn das Ende einen wirklich mitreißenden Cliffhanger bereithält, liegt dazwischen eine kurze Durststrecke, während der nicht viel passiert.

Nachdem Rose in den vorherigen Bänden von der Schulrebellin zu einer erwachsenen, jungen Frau herangereift ist, zeigt sie sich in „Seelenruf“ wieder von ihrer kratzbürstigeren Seite. Am auf Etikette bedachten Hof eckt sie mit ihrer widerspenstigen Art immer wieder an und ihre Vorliebe für waghalsige Aktionen beschädigt ihren ohnehin schlechten Ruf noch mehr. Umso mehr begeistert sie den Leser mit ihren Aktionen gegen das Establishment. Ihr ohnehin schon runder Charakter bekommt dadurch noch eine zusätzliche Facette. So wie es in einer guten Buchreihe sein soll, entwickelt Mead ihre Hauptfigur in jedem Band weiter.

Geschrieben ist „Seelenruf“ gewohnt souverän. Die Autorin schafft es, die Geschichte in packende Worte zu fassen, ohne dabei die emotionale Seite zu kurz kommen zu lassen. Sie fasst sich kurz, aber präzise. Ihre Beschreibungen bieten einen guten Rahmen, lassen aber auch genug Spielraum für die Fantasie des Lesers. Roses Persönlichkeit spiegelt sie dabei sehr gut wider. Die Stimmung ist ernst und erwachsen, manchmal auch sarkastisch, aber selten so beschwingt humorvoll wie zum Beispiel die Bücher von Kim Harrison. Dies wäre an dieser Stelle allerdings auch deplatziert gewesen, da das Buch nun mal eine eher düstere Atmosphäre hat.

Auch im fünften Band der „Vampire Academy“-Reihe enttäuscht Autorin Richelle Mead nicht. Die Hauptperson Rose und ihr verzwicktes Privatleben, ihr gefährlicher Job und ein toller Erzählstil lassen „Seelenruf“ zu einer fesselnden Geschichte werden. Einziges Manko: Die Längen in der Handlung. Für diese entschädigt die Autorin aber mit einer unerwarteten Wendung und einem spannenden Cliffhanger, der Lust auf den nächsten Band in der Serie macht.

Broschiert: 432 Seiten
Originaltitel: Spirit Bound
Deutsch von Michaela Link
ISBN-13: 978-3802583469

http://www.egmont-lyx.de
http://www.richellemead.com

RICHELLE MEAD – Sturmtochter (Dark Swan 01)

Richelle Mead ist bereits für die Reihen „Georgina Kincaid“ und „Vampire Academy“ verantwortlich. Mit „Dark Swan“ beginnt nun eine neue Serie. Auch dieses Mal steht eine junge Frau im Vordergrund, doch sie ist weder ein Sukkubus noch die Wächterin von Vampiren. Eugenie Markham ist erfolgreiche Schamanin, die auf selbstständiger Basis Dämonen und anderes Gesindel erledigt. Sie ahnt allerdings nicht, dass sie mit diesem Gesindel mehr verbindet als nur der Beruf …

Eugenie denkt sich nicht viel dabei, als sie zu einem neuen Fall gerufen wird. Sie soll einen Dämonen aus einem Turnschuh vertreiben, doch dieser stellt sich als hartnäckiger und frecher heraus als sie dachte – und er kennt ihren wahren Namen. Das sollte eigentlich nicht sein, denn in der Anderswelt, der Heimat des Dämonen und anderer übernatürlicher Wesen, ist sie als Odile Black Swan bekannt und gefürchtet. Dass ihr Geburtsname durchgesickert ist, irritiert sie zu Recht, wie schnell klar wird. Denn der Dämon ist nicht das einzige Wesen aus der Anderswelt, das ihren Namen kennt. Ihre Beliebtheit ist schlagartig gestiegen, seit sie im Mittelpunkt einer Prophezeiung steht. Diese besagt, dass ihr Kind den Feen der Anderswelt, die sich Feine nennen, die Herrschaft über die Menschenwelt bringen wird. Als sie versucht, ein entführtes Mädchen aus der Anderswelt zu retten, muss sie ein Bündnis mit einem Feinen eingehen und die Erfahrung machen, dass plötzlich jeder Feine sexuelles Interesse an ihr hat.

Die Feinen sind allerdings nicht die einzigen, die Eugenie in ihrem Bett sehen wollen. Bevor sie überhaupt von ihrem Schicksal weiß, lernt die Schamanin den Tierarzt Kiyo kennen. Doch während ihres One-Night-Stands muss sie feststellen, dass Kiyo mehr ist als nur ein Tierarzt. Er ist ein Kitsune und kann sich in einen Fuchs verwandeln. Für die junge Frau, die die Anderswelt lieber bekämpft, ist das ein großer Schock. Sie will nichts mehr mit ihm zu tun haben, fühlt sich betrogen, doch der junge Mann lässt nicht locker …

Die Inhaltsangabe sollte klar machen, was in diesem Buch eine große Rolle spielt: romantische Verwicklungen und Sex. Wer die „Vampire Academy“-Reihe kennt und liebt, darf sich auf eine Überraschung gefasst machen. Die neue Serie ist wesentlich härter, die Sexszenen expliziter und häufiger. Manchmal ist das fast schon zu viel. Gerade am Anfang überschatten die Bettgeschichten beinahe den Rest der Handlung. Dass das Buch trotzdem nicht zu einem Schmierentheater verkommt, ist dem spannenden Plot zu verdanken. Richelle Mead hat es geschafft, eine von vorne bis hinten schlüssige Handlung zu konstruieren, die keine Fragen offen lässt und den Leser mitzureißen vermag. Einziger Minuspunkt: Trotz aller Schlüssigkeit – richtig neu ist das, was die Autorin da erzählt, nicht. Eine Prophezeiung, eine junge Frau, die nicht das ist, was sie zu sein glaubt, das intrigante Völkchen der Feen – es gibt diverse Geschichte, die diese Elemente ähnlich benutzen.

Auch Eugenie Markham ist nicht wirklich neu. Frech, humorvoll, magiebegabt, mit einem Hang zu Katastrophen – auf weiten Strecken erinnert sie doch ziemlich stark an die Erdhexe Rachel Morgan aus der gleichnamigen Reihe von Kim Harrison. Nun gehört die wiederum zum Prototyp der Urban-Fantasy-Heldin, aber trotzdem hätte es nicht geschadet, wenn Eugenie vielleicht ein bisschen weniger diesem Schema entsprochen hätte. Bei Rose, der Heldin der „Vampire Academy“-Reihe, hat die Autorin das schließlich auch geschafft.

Der Schreibstil hingegen kann sich sehen lassen. Geradlinig, ohne sich zu verzetteln und mit viel Ausdruck lässt Mead ihre Protagonistin aus der ersten Person sprechen. Der Humor und Eugenies Schlagfertigkeit machen das Buch zu einem kurzweiligen Vergnügen, obwohl auch hier manchmal der Vergleich mit Rachel Morgan nicht unumgänglich ist.

Der erste Band der „Dark Swan“-Reihe bietet solide Kost. Richelle Mead begibt sich mit diesem Buch auf einen ausgetretenen Pfad und kann sich mit „Sturmtochter“ nicht wirklich originell platzieren. Es bleibt zu hoffen, dass sie sich in den nächsten Bänden steigert, denn die Voraussetzungen sind allemal da. Die Geschichte ist nicht schlecht, es fehlt ihr nur ein bisschen an Eigenständigkeit.

Broschiert: 366 Seiten
Originaltitel: Storm Born
Deutsch von Frank Böhmert
ISBN-13: 978-3802582110

http://www.egmont-lyx.de
http://www.richellemead.com

Gesa Schwartz – Das Siegel des Feuers (Grim 1)

Diese Rezension stammt von Nadine Warnke

Handlung

Der Pariser Gargoyle Grim ist ein Schattenflügler und untersteht der OGP, der obersten Gargoyle-Polizei. Er hat dafür zu sorgen, dass die steinernen Gesetze des GBG (Gesetzbuch der Gargoyles) eingehalten werden. Oberstes Gesetz ist, dass kein Mensch je von der Anderwelt erfahren darf. Nach einem verheerenden Krieg wurden die Welten von einander getrennt und die Menschheit mit einem Vergessenszauber belegt. Wenn es passiert, dass ein Mensch Kenntnis über die Anderwelt erlangt, muss diese Erinnerung gelöscht werden.

Eines Abends wird Grim Zeuge, wie seine Mentorin Moira einem Menschen ein Paket überreicht. Voll Zorn stellt Grimm Moira zur Rede, und diese versucht ihm zu erklären, warum dies nötig war. Grim ist allerdings so in den Regeln des GBG gefangen, dass er ihr nicht richtig zuhört und auch nicht verstehen will. Sie nimmt ihm trotzdem noch das Versprechen ab, den Jungen Jacob zu beschützen. Tags darauf wird er Zeuge, wie Moira ihrem langen Leben ein Ende setzt. Nach diesem Schock macht er sich auf nach Ghrogonias, um den Leiter der OGP, Mourier, den Tod Moiras zu melden.

In letzter Zeit kommt es bei den magischen Geschöpfen der Anderwelt zu brutalen Morden, bei denen nur höhere Geschöpfe, die über viel Magie verfügen, regelrecht abgeschlachtet werden. Dieses beunruhigt die Gargoyles sehr und sie versuchen den Schuldigen dingfest zu machen. Um das Volk zu beruhigen, werden in regelmäßigen Abständen Hybriden, Mischwesen aus Mensch und Gargoyle, der Morde beschuldigt und hingerichtet. Die Gargoyles haben die Hybriden versklavt und verachten diese Mischwesen.

Wenige Menschen, sogenannte Hartidien – Seher des Möglichen – sind in der Lage, Wesen aus der Anderwelt als solche zu erkennen, und tragen Magie in sich. Dazu gehört auch Jacob, der von Moira das Paket bekam. In diesem befindet sich ein geheimnisvolles Pergament, das mit dem Siegel des Feuers verschlossen ist. Seine Schwester Mia, die gerade, als sie den Grabstein ihres Vaters malen wollte, ein Erlebnis hatte, das sie sehr verängstigte, besucht Jacob, um ihm davon zu berichten. Er erkennt, dass auch sie die Gabe der Hartidien besitzt, und erklärt ihr so manches. Gemeinsam machen sie sich auf den Weg in die Anderwelt, die Jacob Mia zeigen will.

Als sie in Ghrogonias angekommen sind, werden sie Zeuge einer der Hinrichtungen der Hybriden. Auch Grim ist anwesend und entdeckt die beiden Menschen und verfolgt diese. Auf der Flucht versteckt Mia sich und befreit einen Hybriden von seiner magischen Fessel. Jacob versucht unterdessen, die Gargoyles abzuschütteln. Als er meint, dies sei gelungen, flieht er mit Mia wieder nach Paris. Leider ist es ihm allerdings nicht gelungen, die Gargoyles abzuschütteln, nein, es sind sogar noch mächtigere dazugekommen, die Jacob und Mia weiter verfolgen. Nachdem Jacob Mia in Sicherheit gebracht hat, versucht er, die Wesen abzuschütteln.

Grim, der sich an sein Versprechen Moiras gegenüber erinnert, versucht Jacob zu schützen. In einem dunklen Tunnel sieht er sich Jacobs Verfolgern gegenüber und erkennt, dass diese keine Gargoylen sind. Sie verfügen über sehr starke Magie, der Grim nicht viel entgegenzusetzen hat. Er kann sie jedoch kurz aufhalten und Jacob gelingt die Flucht.

Mia, die wieder bei ihrer Mutter und ihrer Tante ist, versucht ihre Mutter zu beruhigen, da Jacob sich seit Tagen nicht gemeldet hat. Diese hat große Angst um ihren Sohn, lässt sich dann aber von Mia und ihrer Tante beruhigen. Als Mia in ihrem Zimmer ist, erhält sie einen Anruf von Jacob, der sie dringend sehen will. Sogleich macht sie sich auf den Weg zu dem ihr genannten Treffpunkt. Jacob erwartet sie dort schon und überreicht ihr das geheimnisvolle Pergament. Er befindet sich immer noch auf der Flucht, und das Paket ist bei ihm nicht mehr sicher. Sie verabreden, sich in drei Tagen am Eiffelturm zu treffen, dann küsst er sie und taucht wieder unter.

Zur verabredeten Zeit wartet Mia am Eiffelturm, aber Jacob erscheint nicht. Sie geht wieder nach Hause und muss dort erfahren, dass man die Leiche ihres Bruders gefunden hat, eingewickelt in einen Mantel, der, wie sie erkennt, nicht Jacob gehört hat. Als sie auf seiner Beerdigung noch lange am Grab stehen bleibt, kommt plötzlich ein Schwarm Hybriden, der sie einkesselt. Grim, der ebenfalls am Friedhof ist, rettet Mia und beschließt, mit ihr das Rätsel um das Pergament zu lösen …

_Kritik_

Mit „Grim – Das Siegel des Feuers“ hat Gesa Schwartz einen fantastischen Debütroman im Genre der Urban-Fantasy verfasst.

Gleich zu Beginn des Romans wird der Leser in die Geschehnisse katapultiert. Die Autorin hält sich nicht lange mit Erklärungen rund um Grim und die Anderwelt auf, sondern lässt den Leser direkt am Geschehen teilhaben. Schnell findet er sich in der ersten actionreichen Szene wieder.

Durch Mia und ihrem Bruder lernt der Leser dann die Anderwelt und erste Bewohner genauer kennen. Jakob, der die Anderwelt nun schon etwas länger kennt, erklärt Mia (damit auch dem Leser) die Begebenheiten und Wesen, die in dieser leben.

Durch den lebendigen Stil der Autorin lebt man die Geschichte quasi mit. Gesa Schwarz versteht es, Spannung, aber auch Freunde und Leid so zu schildern, dass man mit den verschiedenen Charakteren mitfühlt. Erzählt wird „Grim“ aus der Perspektive eines Beobachters, der zwischen den einzelnen Figuren wechselt. Dies ist keineswegs störend, sondern sorgt für ein stimmiges Bild.

Die Protagonisten hat die Autorin keinesfalls einseitig beschrieben, diese sind, ob nun Held oder Bösewicht, so facettenreich, dass sie sehr glaubwürdig wirken. Grim, nach außen „stein“-hart, verbirgt doch einen weichen Kern, den er mit seinen Sprüchen zu verbergen weiß.

Mia beweist mit ihren gerade mal siebzehn Jahren schon eine Menge Mut und Verstand. Auch der Bösewicht ist in seinem Wesen so beschrieben und seiner Art die Ghrogoniaer zu überzeugen, dass man als Leser nicht immer voll überzeugt ist, dass er Böses will. Auch die Nebendarsteller sind nicht zu kurz gekommen; diese wurden ebenfalls mit Stärken und Schwächen ausreichend versehen. Besonders Grims Gefährte, der Kobold Remis, bringt dabei noch eine gute Portion Humor mit ein.

Fazit

Die Autorin Gesa Schwartz hat mich mit ihrem Erstlingswerk „Grim“ sofort in den Bann gezogen. Die knapp 700 Seiten waren viel zu schnell ausgelesen, und in keinem Moment kam Langeweile auf, da der Spannungsbogen nie zu tief in Erklärungen abfiel. Diesen Roman, der sich von Thema so gänzlich von der momentanen Fantasy-Welle abhebt, kann ich nur allen Fantasy-Begeisterten ans Herz legen.

Autorin

Gesa Schwartz wurde 1980 in Stade geboren. Sie hat Deutsche Philologie, Philosophie und Deutsch als Fremdsprache studiert. Ihr besonderes Interesse galt seit jeher dem Genre der Phantastik. Nach ihrem Abschluss begab sie sich auf eine einjährige Reise durch Europa auf den Spuren der alten Geschichtenerzähler. Sie lebt in der Nähe von Hamburg.

Gebundene Ausgabe: 677 Seiten
ISBN-13: 978-3-8025-8303-2
www.egmont-lyx.de
www.gesa-schwartz.de

RICHELLE MEAD – Blutschwur (Vampire Academy 04)

Hanni und Nanni mit Biss – die amerikanische Autorin Richelle Mead hat mit „Vampire Academy“ eine Reihe begonnen, in deren Mittelpunkt ein Internat namens St. Vladimir steht. Dieses ist für Moroi – Vampire, die zwar Blut trinken, aber ihre Opfer nicht töten – und junge Wächter – die Beschützer der Moroi – gedacht. Band 4 der Reihe, „Blutschwur“, entfernt sich allerdings von der Schule. Die Heldin Rose macht sich auf nach Russland, wo eine schwere Aufgabe auf sie wartet …

Nach dem Angriff der Strigoi – bluttrinkende Vampire, die ihre Opfer töten – im letzten Band der Serie ist Roses Geliebter, ihr Lehrer Dimitri, von den Ungeheuern verschleppt worden und zu einem der ihren gemacht worden. Dimitri und Rose schworen sich einst, dass, wenn einen von ihnen ein solches Schicksal ereilen sollte, der andere ihn umbringt. Ein Leben als Strigoi, als etwas Böses, können sie sich nicht vorstellen.

Nun ist der Ernstfall eingetroffen. Obwohl ihr nur noch zweieinhalb Monate bis zum Ende ihrer Ausbildung fehlen, verlässt Rose St. Vladimir. Sie macht sich auf die Suche nach Dimitri, um ihm einen silbernen Pflock durchs Herz zu jagen und dadurch zu töten. Allerdings weiß sie selbst nicht so genau, wo sie anfangen soll. Also begibt sie sich nach Russland, wo sie Dimitris Heimatdorf besucht. Sie erhofft sich dort Hinweise auf seinen Aufenthalt. Sie überbringt seiner Familie die traurige Nachricht und lebt bei ihnen, bis sie sich einer Gruppe Strigoijäger anschließt. In Nowosibirsk machen sie die Gegend unsicher, bis sie endlich einen Strigoi fängt, der Dimitri zu kennen scheint …

Mit über 440 Seiten ist „Blutschwur“ der dickste Band der Reihe. Richelle Mead schafft es trotzdem, dass die Geschichte nicht lang wird. Während die Storyline in den Vorgängerbänden häufig der Schwachpunkt war, überzeugt sie dieses Mal. Überraschende Wendungen, neue zwielichtige Charaktere und eine ganze Menge Intrigen sorgen dafür, dass man das Buch nicht aus der Hand legen kann. Die Autorin schafft es dabei, vor allem die Wendungen so einzuführen, dass sie glaubwürdig wirken, obwohl sie wirklich unerwartet kommen. Der Cliffhanger am Ende der Geschichte tut das seinige, um Geschmack auf die Folgebände zu machen.

Roses Perspektive ist allerdings nicht die einzige in der Geschichte. Da sie mit der Moroi Lissa ein geistiges Band teilt, das ihr erlaubt, in die Gedanken ihrer besten Freundin einzusteigen, erfährt sie außerdem, was auf dem Internat vor sich geht. Diese Nebenhandlung tritt allerdings nie in den Vordergrund, sondern ist eine nette Abwechslung von der ansonsten toll gestalteten Haupthandlung, die neben Action auch sehr viel Gefühl besitzt. Denn selbstverständlich hat Rose Liebeskummer, weil Dimitri ihr entglitten ist, bevor ihre Beziehung überhaupt richtig angefangen hat.

„Blutschwur“ ist trotzdem kein Taschentuchbuch. Rose mag zwar um ihre Liebe trauern, doch trotzdem ist sie nach wie vor die toughe Strigoijägerin mit der großen Klappe. Sie ist mutig, gewitzt und gibt nicht so schnell auf. Trotzdem wirkt sie nicht übermenschlich und auch nicht wie ein typisches Bad Girl. Im Gegenteil schafft es Richelle Mead, ihre Heldin in diesem Buch noch vielschichtiger und tiefgängiger dar zu stellen als in den vorherigen. Aus dem temperamentvollen, rebellischen Teenager ist eine junge Frau geworden, die viel nachdenkt und sich ihrer Gefühle nicht immer ganz sicher ist.

Die Geschichte wird aus Roses Ich-Perspektive erzählten. Die emotionale Seite der Geschichte, die nie kitschig, sondern sehr authentisch ist, wird dadurch noch stärker betont. Man lernt die Hauptfigur sehr gut kennen und sieht alles durch ihre Augen. Anders als in den ersten Bänden ist Rose zwar lange nicht mehr so kratzbürstig und witzig, dafür aber umso reifer und versierter in ihren Beschreibungen geworden. Der Schreibstil befindet sich auf einem hohen, aber trotzdem für Jugendliche verständlichen Niveau. Einziger Knackpunkt in der Geschichte: Die Beschreibungen von Roses Russlandreise. Hier wäre es schön gewesen, wenn die geschilderten Eindrücke weniger oberflächlich gewesen wären. Dem Leser gelingt es dadurch nicht wirklich, sich in das nächtliche Nowosibirsk hinein zu versetzen.

Davon abgesehen ist „Blutschwur“ ein überaus spannendes Buch, das durch zahlreiche neue Charaktere, neue Intrigen und einen tollen Cliffhanger überzeugen kann. Besonders Lob verdient Richelle Mead vor allem wegen ihrer Hauptfigur. Rose Hathaway ist eine sehr interessante junge Frau, deren Gefühls- und Gedankenwelt den Leser in ihren Bann zieht.

Broschiert: 444 Seiten
Originaltitel: |Blood Promise|
Deutsch von Michaela Link
ISBN-13: 978-3802582042

http://www.egmont-lyx.de
http://www.richellemead.com

Holt, Ian / Stoker, Dacre – Dracula – Die Wiederkehr

Eigentlich müsste sich Bram Stoker, wäre er noch am Leben, geehrt fühlen. Denn auch nach über 100 Jahren Rezeptionsgeschichte zeigt sein wohl berühmtester Schurke, der untote Vampir Dracula, keine Ermüdungserscheinungen. Immer noch arbeiten sich Schriftsteller und Filmemacher an dem Thema ab und beleuchten den bluttrinkenden Transsilvanier von jeder erdenklichen Seite. Und natürlich gibt es auch Dutzende Fortsetzungen der Geschichte, denn wie meinte schon Buffy so treffend, als sie Dracula ins Jenseits beförderte: „Glauben Sie, ich hab Ihre Filme nicht gesehen? Sie kommen immer zurück.“ Die Frage nach dem „was wäre, wenn“ treibt also weiterhin Autoren um.

Und nun gibt es mit „Dracula – Die Wiederkehr“ eine weitere Fortsetzung des Romanstoffes, diesmal aus der Feder des Urgroßneffen Stokers. Deswegen darf sich der Roman wohl auch „offizielle Fortsetzung“ nennen. Daran, dass Bram Stoker selbst das Buch abgesegnet hat, wird es schließlich nicht gelegen haben. Was bewegt also einen obskuren Urgroßneffen namens Dacre Stoker (hoffentlich ein Pseudonym), literarisch ein unbeschriebenes Blatt („Die Wiederkehr“ ist sein Romandebüt), sich an so ein großes Thema zu wagen? Die Gründe sind wohl eher prosaischer Natur – scheinbar hat es der gesamte Stoker-Clan auch nach über 100 Jahren nicht verwunden, dass sich die kreative Welt am Hirnschmalz ihres Vorfahren bereichert. In Nordamerika ist das Copyright für „Dracula“ bereits 1899 (also nur zwei Jahre nach der Erstveröffentlichung) erloschen und die Dollarnoten, die nicht in die Taschen der Stoker-Familie fließen, sind wohl ein kollektives Trauma. Dem will Stoker mit seinem „Dracula – Die Wiederkehr“ nun abhelfen. Es gibt hehrere Ziele, die man als Autor verfolgen kann und meistens produzieren diese dann auch die lesenswerteren Bücher.

Worum geht es also? Der Roman setzt 25 Jahre nach „Dracula“ ein und führt uns das gesamte Personal des Romans noch einmal vor Augen. Leider ist die Zeit an keinem der früheren Helden spurlos vorüber gegangen: Jack Seward ist ein morphiumsüchtiger Spinner, van Helsing ein alter Kauz mit Herzproblemen, die Ehe von Mina und Jonathan ist zerrütet und deren Sohn Quincey, der eigentlich an der Sorbonne Recht studieren soll, tut sich lieber als Schauspieler hervor. So trifft dieser auch auf den berühmten rumänischen Schauspieler Basarab, der in Paris ein Gastspiel gibt. Die beiden freunden sich an, doch sind Basarabs Beweggründe natürlich nicht nur uneigennützig.

Gleichzeitig schwebt eine neue Gefahr ein, nämlich die Blutgräfin Báthory. Diese stellt sich als Erzfeindin Draculas heraus (der natürlich nicht tot ist, logisch) und metzelt nur so aus Vergnügen in London ein paar Leute dahin, unter anderem einen Teil von Stokers Originalfiguren. Das bringt die Polizei in Form des Inspektors Cotford auf den Plan, der davon ausgeht, dass es sich um Ripper-Morde handelt. Jack the Ripper ist wieder da und es ist an Cotford, ihn zu stoppen – wie praktisch, dass einer der damaligen Hauptverdächtigen, nämlich kein geringerer als Abraham van Helsing, nun zufällig wieder in London weilt.

Und so nehmen die Dinge ihren Lauf. Dracula und die Báthory bekriegen sich. Dracula gesteht Mina seine ewige Liebe. Quincey Harker ist hitzköpfig und dumm. Viele, viele Charaktere sterben und wer am Schluss noch übrig bleibt, darf mit der Titanic in Richtung Neue Welt in See stechen.

Man kann Dacre Stoker nicht vorwerfen, dass er nichts über sein Thema wüsste. Offensichtlich hat er so ziemlich alles an Fachliteratur gelesen und auch jeden Vampirfilm gesehen. Doch hätte der Ratschlag, dass weniger manchmal mehr ist, bei einem Buch wie „Dracula – Die Wiederkehr“ vielleicht Wunder wirken und dem Plot Geradlinigkeit verschaffen können. Statt dessen liest sich der Roman wie ein vollkommen ratloses Sammelsurium an Vampir-Paraphernalia. Da gibt es Dracula, Vlad den Pfähler, die ungarische Blutgräfin Báthory (deren Anwesenheit prompt damit begründet wird, dass sie mit Dracula verwandt sei – irgendwie entfernt jedenfalls), Jack the Ripper, Bram Stoker höchstselbst und etliche Versatzstücke, die aus Filmen abgekupfert wurden. Das einzige, was hier noch fehlt, sind Werwölfe und vielleicht der Vampir von Hannover, Fritz Haarmann. Und für alle, denen das noch nicht bunt genug ist, hält Dacre Stoker auch noch einen Dr. Langella und die Polizisten Lee und Price parat. Wie würde Buffy sagen: Obvious much?

Um das alles irgendwie zusammenwurschteln zu können, muss Stoker ziemlich wirbeln. Er erklärt kurzerhand vieles aus dem Roman seines Vorfahren für nichtig oder schlicht falsch und ist auch sonst nicht zickig, wenn es darum geht, Bram Stoker zu diskreditieren. Gleich mehreren Charakteren räumt er das Recht ein, Stokers Roman in Verruf zu bringen. Basarab sagt zu Bram Stoker im Roman: „In Wahrheit haben Sie sich der üblen Nachrede schuldig gemacht.“ Und Van Helsing behauptet später: „Stattdessen hat Stoker eine Farce verfasst, die der Wahrheit Hohn spricht.“ Das ist ziemlich starker Tobak, vor allem aus der Feder eines Autors, der sich respektlos an den Figuren und Ideen seines Vorfahren bedient und mit ihnen sicherlich hofft, ein hübsches Sümmchen einzufahren.

Denn in „Dracula – Die Wiederkehr“ ist nichts, wie es mal war. Alle Figuren erscheinen wie durch den Fleischwolf gedreht. Mina und Dracula wird eine heiße Affäre angedichtet, die Dacre Stoker wohl aus Francis Ford Coppolas Verfilmung entwendet hat, die Stokers Text jedoch keineswegs stützt. Auch Dracula selbst ist zum Hänfling mutiert. Er sei gar nicht so böse gewesen, denn seine bisherigen Taten hätten nur dazu dienen sollen, Mina und ihre Lieben vor der Báthory zu beschützen. Draculas neu gefundene Moralvorstellungen kulminieren dann in dem abschließenden Satz: „Er war über fünfhundert Jahre alt, und er hatte noch immer nicht gelernt, sein wahres Erbe anzunehmen, ohne Schuldgefühle zu verspüren.“ Dracula, der noch bei Stoker das ultimativ Böse war, der Erzfeind, dem nur an Zerstörung gelegen war, wird hier nun endgültig zum Anne Riceschen Moralapostel. Ach nö.

Und so laviert sich Dacre Stoker mehr schlecht als recht durch seine eigene Romanhandlung. Sein als Protagonist konzipierter Quincey Harker ist ein kindischer Laffe und seine überböse Báthory ist eine männermordende Kampflesbe. Dacre Stoker verwendet unglaublich viel Zeit darauf, die Vergangenheit der Báthory zu beleuchten, um dem Leser in einer platten Gleichung von „wurde in ihrer Jugend von ihrem Mann misshandelt und hasst nun alle Männer“ die Beweggründe der Báthory zu erklären. Das bleibt jedoch im Oberflächlichen stecken, wohl weil es Dacre Stoker an der literarischen Finesse mangelt und er sich lieber auf den Showeffekt von spritzendem Blut verlässt. Ihn jedoch immer wieder dabei beobachten zu müssen wie er sich genüsslich in der vordergründigen Homosexualität der Báthory und ihrem schier endlosen Männerhass wälzt, wird für den Leser erst langweilig und dann abstoßend.

Wer Bram Stokers Roman mochte, der wird in Dacre Stokers Fortzsetzung kaum etwas finden, mit dem er sich identifizieren kann. Mit Brachialgewalt hat dieser die Vorlage uminterpretiert, um sie seinen Vorstellungen anzupassen. Diese Vorstellungen scheinen hauptsächlich vom Film geprägt, wobei das natürlich auch der Einfluss des Koautors Ian Holts sein kann, seines Zeichens Drehbuchautor. Und damit wird auch klar, warum sich der Roman über weite Strecken wie ein reichlich uninspirierter Slasher-Film liest. Auf Charaktertiefe wird wenig Wert gelegt. Statt dessen agieren die Figuren holzschnittartig in wechselnden Actionsettings. Da dürfen auch schon mal Kutschen explodieren und holde Jungfrauen à la „Hostel“ über einer Badewanne ausbluten. Das hat Dracula wirklich nicht verdient.

|Originaltitel: Dracula: The Un-Dead
Ins Deutsche übertragen von Hannes Riffel
592 Seiten, gebunden
ISBN-13: 978-3-8025-8220-2|
http://www.egmont-lyx.de

RICHELLE MEAD – Schattenträume (Vampire Academy 03)

Rose Hathaway, die mutige Halbvampirin in Richelle Meads Reihe „Vampire Academy“, steht kurz vor ihrem Abschluss als Wächterin, als etwas Folgenschweres passiert. „Schattenträume“ suchen sie heim …

Rose Hathaway, angehende Wächterin an der St. Vladimir’s Academy, hat gerade einen Angriff der gefährlichen Vampire, den Strigoi, überlebt, doch ihr Freund Mason ist dabei ums Leben gekommen. Jetzt sucht er sie als Geist heim. Immer wieder erscheint er ihr auf dem Campus und schaut sie traurig an. Rose glaubt, verrückt zu werden, nachdem Mason nicht der einzige Geist bleibt, der sich ihr zeigt. Doch diese „Gabe“ erweist sich als wirkungsvoll. Da sie die Geister immer dann sieht, wenn die magischen Barrieren um das Internat geschwächt sind, ahnt sie voraus, dass es einen Großangriff auf das Internat geben wird. Tatsächlich bricht wenig später eine Vielzahl der tödlichen Strigoi in die Schule ein und tötet und entführt Moroi, die lebenden Vampire, die Rose in ihrem Job schützen soll …

Doch das ist nicht das einzige Ereignis in dem bislang umfassendsten Band der Reihe. Zwischen Rose und ihrem Mentor Dimitri prickelt es immer mehr, obwohl sich eine Beziehung der beiden eigentlich verbietet. Er ist deutlich älter als sie und außerdem ihr Lehrer …

Was dem zweiten Band an Spannung und Wendungen gefehlt hat, macht „Schattenträume“ wieder wett. Neben einer packenden Haupthandlung, die einige unvorhersehbare Überraschungen parat hält, kristallisiert sich nun endlich auch eine Rahmenhandlung heraus, die auf die Folgebände neugierig macht, da sie genau zum richtigen Zeitpunkt abgeschnitten wird. Zugegeben, der erneute Strigoiangriff wirkt anfangs wie eine langweilige Kopie des zweiten Bandes. Er hat allerdings eine wesentlich größere Dimension und eine ganz andere Tragweite. Abgesehen davon gibt es noch einige kleinere Nebenhandlungen, die zwar nicht immer Spannung, aber zumindest Leben in die Geschichte bringen.

Rose ist nach wie vor ein wunderbarer Seriencharakter für die Zielgruppe von jungen Mädchen. Sie ist eine taffe Heldin mit Herz und Mut, die aus der ersten Person erzählt und ihre Gedanken und Gefühle nicht verbirgt. Im Gegenteil ist sie sehr offen und berichtet über alles, was in ihr vorgeht. Anders als in den vorhergehenden Bänden legt sie in „Schattenträume“ jedoch eine neue Ernsthaftigkeit an den Tag. Ihr Sarkasmus und ihre Bissigkeit fehlen trotzdem nicht, denn diese Entwicklung ist eigentlich nur logisch nach dem, was sie gesehen hat.

Der neue Ernst überträgt sich auf den Schreibstil, der nun weniger humorvoll ist, aber dafür umso eindringlicher und mitreißender. Richelle Mead schafft es, auch die düstersten Gedanken von Rose mitreißend und einfühlsam zu beschreiben. Vielleicht ist sie darin sogar besser als in Roses umwerfender Schlagfertigkeit.

Alles in allem ist „Schattenträume“ der bislang beste Band der Reihe. Die Hauptperson gewinnt an Tiefe und Ernst, eine packende Rahmenhandlung schält sich heraus – was will man mehr?

Originaltitel: Shadow Kiss
Aus dem Englischen von Michaela Link
378 Seiten, Taschenbuch
ISBN-13: 978-3802582035

http://www.egmont-lyx.de

RICHELLE MEAD – Blaues Blut (Vampire Academy 02)

Im ersten Band der Reihe „Vampire Academy“ von Richelle Mead hat die junge Wächterin Rose ihre beste Freundin Lissa aus den Fängen eines lebenden Vampirs gerettet. Im zweiten Band „Blaues Blut“ sind es die Strigoi, die toten Vampire, gegen die sie sich wehren muss.

Die siebzehnjährige Rose Hathaway lebt in einer gefährlichen Welt. Sie ist ein Dhampir, eine Halbvampirin, und geht auf die St. Vladimir’s Academy, auf der sie zum Wächter ausgebildet wird. Ihre Aufgabe wird es später sein, die Moroi, lebende Vampire, vor den wesentlich stärkeren und gefährlichen Strigoi zu beschützen. Als sie zusammen mit ihrem Mentor Dimitri zu einer wichtigen Qualifikationsprüfung fährt, erfährt sie, wie das in der wahren Welt aussehen kann. Strigoi haben mit der Hilfe von Menschen die magischen Barrieren eines Moroihauses durchbrochen und alle Moroi sowie die Wächter getötet.

Die Möglichkeit, dass die sonst so ungeselligen Strigoi nicht nur miteinander, sondern auch mit Menschen kollaborieren, versetzt die Schule in helle Aufregung. Ziel der Strigoi ist nämlich die Auslöschung der Moroi. Zum Schutz der Schüler fährt die gesamte Schule in ein speziell gesichertes Skigebiet in den Weihnachtsurlaub. Als Freunde von Rose erfahren, dass sich Strigoi im nahen Spokane aufhalten, machen sie sich auf eigene Faust auf den Weg. Sie wollen die ermordeten Moroi rächen, doch Rose ahnt, dass sie da nicht heile heraus kommen können. Sie folgt den vieren, doch dann eskaliert die Situation …

Das Beste an der Reihe ist die Protagonistin. Rose erzählt aus der Ich-Perspektive und ist ein interessanter, junger Charakter, der ein wenig an die Erzähler der Chic-Lit erinnert. Frech, manchmal sogar frivol, dabei aber trotzdem überlegt und intelligent berichtet sie aus ihrer Sicht. Sie macht dabei selten einen Hehl aus ihren Schwächen. Sie gibt sich offen, ehrlich und selbstreflektiert, was es einfach macht, sich mit ihr zu identifizieren und ihr in der Geschichte zu folgen. Zusätzlich tritt in diesem Band ihre Mutter, eine sehr bekannte Wächterin, zum ersten Mal in Person auf. Das Verhältnis zwischen ihr und Rose ist sehr gespannt und Rose, die dazu neigt, über die Stränge zu schlagen, legt sich mehr als einmal mit ihr an. Gerade diese neue Personenkonstellation verleiht sowohl der Handlung als auch der Hauptperson mehr Tiefe.

Die Handlung selbst ist spannend und annehmbar, aber kein wirkliches Highlight. In diesem Punkt ist „Vampire Academy“ – trotz aller Bemühungen – nur eine Serie. Bislang ist keine buchübergreifende Rahmenhandlung erkennbar. Einzelne Handlungsstränge wiederholen sich zwar, können aber keine dauerhafte Spannung aufbauen, die den Leser sehnsüchtig auf den nächsten Band warten lassen. Die Beziehungen zwischen den Personen bieten zwar Abwechslung, aber noch nicht genug Zündstoff.

Momentan sind es nur Rose und der Schreibstil von Richelle Mead, die die „Vampire Academy“-Reihe über den Durchschnitt hieven. Der Schreibstil ist so wie die Hauptfigur: bissig, häufig witzig, aber genauso oft auch nachdenklich oder sogar melancholisch. Die Autorin benutzt dafür ein gehobenes Vokabular, dank dem Rose wie eine intelligente junge Frau wirkt. Sie überfordert ihre jugendlichen Leser dabei aber nicht, sondern fördert sie im Gegenteil sogar. „Blaues Blut“ ist definitiv erwachsener als viele Jugendbücher und besitzt den nötigen Ernst, um auch Älteren zu gefallen.

„Blaues Blut“ ist handlungstechnisch kein Höhepunkt in der Reihe. Die sympathische Hauptfigur und der ansprechende Schreibstil sorgen allerdings dafür, dass Fans von Twilight und Co. diese Gelegenheit nicht an sich vorbeiziehen lassen werden.

Originaltitel: Frostbite
Aus dem Englischen von Michaela Link
290 Seiten, Taschenbuch
ISBN-13: 978-3802582028

http://www.egmont-lyx.de

Tanya Huff – Blutschuld (Blood Ties 5)

Blood Ties:

„Blutzoll“
„Blutspur“
„Blutlinien“
„Blutpakt“

Tanya Huff beendete den vierten Teil ihrer Serie um die Privatermittlerin Vicki Nelson mit einem ziemlichen Paukenschlag: Von einer wahnsinnigen Wissenschaftlerin blutig geschlagen, lag sie im Sterben. Um ihr Leben zu retten, machte sie Henry – seines Zeichens Vampir – unsterblich. Natürlich verändert so ein extremer Schritt die Beziehungen aller handelnden Figuren zueinander und so braucht der Leser erstmal ein Weilchen, um sich in den veränderten Bedingungen zu arrangieren, die Tanya Huff im letzten Band der Serie, „Blutschuld“, vorstellt.

Tanya Huff – Blutschuld (Blood Ties 5) weiterlesen

Huff, Tanya – Blutpakt (Blood Ties 4)

_Blood Ties_
[„Blutzoll“ 5714
[„Blutspur“ 5715
[„Blutlinien“ 6050

„Blutpakt“ ist bereits der vierte Roman um die Privatdetektivin Vicki Nelson, ihren vampirischen Sidekick Henry Fitzroy und ihren Kumpel aus Polizeitagen, Mike Celluci. Eigentlich war sie selbst einmal Polizistin gewesen – eine ziemlich erfolgreiche sogar, was ihr den Spitznamen Victory eingebracht hat. Doch dann zwang sie eine fortschreitende Augenkrankheit, den Dienst zu quittieren. Als selbstständige Privatdetektivin befasste sie sich zunächst mit den üblichen treulosen Ehemännern, bevor sie per Zufall auf Henry Fitzroy stieß. Das Übernatürliche hat sie seitdem nicht mehr losgelassen, weder privat noch beruflich.

Im vierten Teil der Blut-Reihe geht es – im Gegensatz zu den vorangegangenen Romanen – sehr schnell sehr ernst zu. Vickis Mutter, die der Leser bisher immer nur als nervtötende Stimme am anderen Ende des Telefons kannte, stirbt unerwartet. Zumindest für Vicki, denn was diese nicht wusste ist, dass ihre Mutter schon seit einer Weile an einer Herzkrankheit litt. Sie wohnte in Kingston, also macht sich Vicki sofort auf, um die Beerdigung zu organisieren und die Sachen ihrer Mutter zu ordnen. Natürlich bekommen Mike und Henry schnell Wind davon, dass Vicki die Stadt verlassen hat und folgen ihr (jeder in seinem eigenen Wagen natürlich), um ihr in dieser schweren Stunde beizustehen.

Und eine schwere Stunde ist es wahrlich! Denn bei der Beerdigung stellt sich heraus, dass der Sarg ihrer Mutter leer ist. Stattdessen finden sich darin nur ein paar Sandsäcke. Der Bestatter ist untröstlich, Vicki ist wütend und die Polizei ist ratlos. Sie nimmt sich der Sache zwar an, doch wird bald klar, dass die Polizei kaum Kapazitäten hat, sich der Suche nach verschwundenen Leichen zu widmen.

So ist es an Vicki, Henry und Mike, herauszufinden, wie und warum die Leiche ihrer Mutter verschwunden ist. Vicki bietet die zunächst fruchtlose Suche eine willkommene Abwechslung, da sie sich mit handfester detektivischer Arbeit befassen kann anstatt sich mit dem Tod eines geliebten Menschen auseinandersetzen zu müssen. Mike und Henry dagegen machen sich zu recht Sorgen um den Gemütszustand der Freundin und erwarten praktisch täglich einen Nervenzusammenbruch. Umso mehr, als sich herauskristallisiert, was tatsächlich mit ihrer Mutter passiert ist. Denn eine kleine Gruppe ambitionierter Wissenschaftler forscht über Bakterienkulturen, die, in Leichen eingepflanzt, diese wieder „funktionieren“ lassen. Nur braucht man für solch eine Forschung natürlich „Freiwillige“ …

Der Showdown gestaltet sich demnach ungewohnt actionlastig – es wird, ganz klassisch, viel herum gerannt und kaputt gemacht. Und im letzten Moment wird auch noch Vicki von der durchgeknallten Wissenschaftlerin übel verletzt, mitten im brennenden Universitätsgebäude. Was also tun?

Es geht ungewohnt ernsthaft zu in „Blutpakt“. Sicher, die Reibungspunkte zwischen den Charakteren bestehen weiterhin: Mike und Henry buhlen immer noch um Vickis Gunst, während Vicki die taffe Frau spielt, die eigentlich niemanden braucht. Doch als dieser unerwartete Todesfall über das Trio herein bricht, rücken alle drei näher zusammen. Mike und Henry geben ihr Bestes, ihre Differenzen zumindest auf Eis zu legen, damit sie für ihre Freundin da sein können. Und im Verlauf der Handlung erwischt sich Mike mehr und mehr dabei, dass er anfängt, Henry nicht nur als Nebenbuhler zu sehen, sondern als anständigen Kerl, den er respektieren muss und kann. Diese Veränderungen in der Beziehung zwischen den beiden bleiben immer minimal und subtil. Nie wird Huff hier plakativ, nie lässt sie ihre Charaktere einen Schritt weitergehen als unbedingt nötig. Auch am Ende von „Blutpakt“ wird es keine Männerfreundschaft zwischen Mike und Henry geben. Sie werden sich nicht gemeinsam ein Baseballspiel ansehen und feststellen, dass sie sich eigentlich schon immer mochten. Aber sie nähern sich an, und diese Entwicklung zu verfolgen ist ein wahres Lesevergnügen.

Die wahre Hauptfigur ist jedoch natürlich weiterhin Vicki. Eigentlich hatte sie nicht wirklich ein enges Verhältnis zu ihrer Mutter. Meist war sie genervt von ihren Anrufen (die stets kamen, wenn sie unter der Dusche stand) und ihren Versuchen, Vicki ins Gewissen zu reden, was ihr Privatleben und ihre berufliche Zukunft angeht – wobei Ratschläge die eine Sache sind, mit der Vicki nun überhaupt nicht umgehen kann. Das Mutter-Tochter-Verhältnis war also angespannt, doch in dem Moment, als Majory Nelson so plötzlich stirbt, wird klar, dass es doch auf Liebe fußte. Vicki lässt alles stehen und liegen, um in ihre Vergangenheit einzutauchen. Plötzlich ist sie nicht mehr Victory Nelson, Ex-Polizistin und Privatschnüfflerin. Plötzlich ist sie nur noch Vicki, die Tochter. Ihre Unfähigkeit, sich wenigstens für einen Moment so weit gehen zu lassen, dass sie um ihre Mutter trauern kann, ist das zentrale Problem des Romans. Tanya Huff ist hier – neben dem Krimiplot, den wahnsinnigen Wissenschaftlern und den auferstandenen Leichen – ein treffendes und einfühlsames Porträt einer Frau gelungen, die zwar trauert, aber nicht weiß, wie sie mit solch einem Verlust umgehen soll.

Abschließend muss natürlich noch etwas zu Huffs augenzwinkerndem Humor gesagt werden. So ernst “Blutpakt” auch daherkommt, es führt konsequent Huffs Reise durch die bekanntesten Motive der Horrorliteratur fort. Im vierten Band sind wir nun tatsächlich beim Frankensteinschen Monster angelangt. Die Grabräuber sind moderner geworden, sie arbeiten mittlerweile mit Computern und setzen ihren Leichen kleine Motoren ein, um sie am Laufen zu halten. Doch de Idee bleibt dieselbe: Wie lässt sich der Tod überlisten? Wie lässt sich eine Leiche erwecken? Und hat diese Leiche dann Gefühle, Wünsche, Ängste? Ist sie dann immer noch ein Mensch?

„Blutpakt“ versucht, auf diese Fragen Antworten zu finden. Doch wer Huffs Wahl des Horrormotivs für diesen Roman urkomisch findet, der ist nicht allein. Mike Celluci beispielsweise formuliert es, in seiner typisch fatalistischen Haltung, folgendermaßen: „Werwölfe, Vampire, Mumien – ich hätte damit rechnen müssen!“

|Broschiert: 432 Seiten
ISBN-13: 978-3802581939
Originaltitel: |Blood Pact|
Übersetzt von Dorothee Danzmann|

http://www.Egmont-Lyx.de
http://www.bloodtiestv.com

_Tanya Huff auf |Buchwurm.info|:_

[„Blutzoll“ 123 (frühere Ausgabe)
[„Blutlinien“ 407
[„Hotel Elysium“ 1481 (Die Chroniken der Hüter I)
[„Auf Teufel komm raus“ 1995 (Die Chroniken der Hüter II)
[„Hüte sich wer kann“ 2545 (Die Chroniken der Hüter III)

Huff, Tanya – Blutlinien (Blood Ties 3)

_Blood Ties_
[„Blutzoll“ 5714
[„Blutspur“ 5715

Tanya Huff ist nicht nur eine unglaublich unterhaltsame und kurzweilige Schriftstellerin, sie hat auch einen sehr subtilen Sinn für Humor. Eine derartige Eigenschaft wirkt sich eigentlich auf jeden Roman günstig aus, doch die Tatsache, dass Huff Urban Fantasy schreibt, macht die Sache noch sympathischer. Und so nimmt sie weder sich selbst, noch ihre fünfteilige Blut-Reihe bierernst. Man kann beim Lesen praktisch spüren, wie die Autorin einem von Zeit zu Zeit verschwörerisch zuzwinkert.

Schließlich passiert es nicht alle Tage, dass man in einer Romanreihe auf einen Vampir trifft, der nicht nur der uneheliche Sohn von Heinrich VIII ist, sondern der auch noch im Toronto der 1990er Jahre lebt und sich seine Brötchen mit dem Verfassen rühriger Liebesschnulzen verdient. Sein momentanes Projekt nennt sich „Geißeln der Liebesmüh“, doch wird er im Verlauf der Romanhandlung von „Blutlinien“ kaum Gelegenheit dazu bekommen, es zu beenden. Vampir Henry Fitzroy plagt sich nämlich mit seinen ganz eigenen Geißeln der Liebesmüh in Form der forschen Vicki Nelson. Vicki ist ihres Zeichens Ex-Cop und Privatdektivin. Zur Zeit teilt sie Henrys Bett – wenn sie nicht gerade mit ihrem besten Freund Mike Celluci den Matratzentango tanzt. Die beiden Männer finden es alles andere als perfekt, die Geliebte teilen zu müssen, doch Vicki ist auf dem Ohr, das für monogame Lebensführung zuständig ist, praktischer Weise taub. Und so bilden Vicki, Mike und Henry eine irgendwie funktionierende, aber nicht ganz rund laufende Dreiecksbeziehung.

Vicki hat sich auf übernatürliche Kriminalfälle spezialisiert – wohl irgendwie naheliegend, wenn man mit einem Vampir schläft. Und so ist es auch kaum überraschend, dass sie sich plötzlich in einen Fall um eine ägyptische Mumie verwickelt sieht, die zwar nicht gerade die Weltherrschaft übernehmen will, aber trotzdem zumindest vorhat, Toronto politisch zu unterwandern.

Dabei fängt alles ganz normal an: Im Museum wird ein Sarkopharg angeliefert. Doch als die Wissenschaftler ihn öffnen, um die Mumie zu untersuchen, sterben nacheinander eine Reinigungskraft und dann der Kurator der ägyptischen Sammlung an Herzversagen. Die Mumie verschwindet (im Anzug des Kurators) und macht es sich in diesem Jahrtausend bequem, während sie den Mitarbeitern des Museums die Erinnerungen verwirrt, weswegen diese plötzlich überzeugt sind, dass der Sarkopharg von Anfang an leer war.

Detective-Seargant Mike Celluci lässt sich jedoch nicht so schnell ins Boxhorn jagen. Ihm erscheint die ganze Sache leicht fischig, doch da sein Vorgesetzter ihn von dem Fall abzieht, heuert er Vicki an, um weitere Ermittlungen anzustellen.

Gleichzeitig träumt Henry tagsüber ständig von einer hell strahlenden Sonne. Als Vampir hält er das für kein besonders gutes Zeichen und befürchtet nun, dass er kurz vor dem Wahnsinn oder dem Selbstmord steht. Vollkommen verunsichert wendet er sich an Vicki, die ihn beaufsichtigen soll, damit er auch ja nichts Unüberlegtes tut (wie zum Beispiel ein ausgiebiges Sonnenbad zu nehmen).

Im ersten Roman der Reihe, „Blutzoll“, präsentierte uns Huff neben dem Vampir einen bösen Dämon, den es zu besiegen galt. Im zweiten Teil, „Blutspur“, ging es dann um Werwölfe. Und nun, im dritten Teil, sind die Mumien dran – das Triumvirat der klassischen Horrorliteratur ist perfekt. Dabei schafft es Huff durchaus, dem ausgeleierten Charakter der wiederauferstandenen Mumie doch noch eine frische und spannende Seite abzugewinnen. Tawfik, wie sich die Mumie nennt, ist keineswegs ein hirnloses, in Klopapier eingewickeltes Monster, das mit leicht steifen Schritten und leerem Blick durch die Handlung schreitet. Tawfik ist ein tragender Charakter, dessen Präsenz schon dadurch unterstrichen wird, dass mit ihm – und nicht etwa mit Vicki Nelson, der eigentlichen Protagonistin der Reihe – der Roman beginnt. Huff erzählt teilweise aus Tawfiks Perspektive und macht so die Beweggründe und Handlungsmotive einer 3000 Jahre alten Mumie durchaus verständlich und nachvollziehbar.

Und doch muss die machthungrige Mumie natürlich gestoppt werden. Dabei gibt es allerlei Verwicklungen und ausweglose Situationen. Abgesehen vom offensichtlichen Krimiplot lebt der Roman hier vor allem von der Dynamik zwischen Vicki, Henry und Mike. Die beiden Männer liefern sich Wortgefechte, wann immer es ihnen möglich ist. Und Vicki, stur und emanzipiert, ist auch nicht auf den Mund gefallen.

„Blutlinien“ bietet für jeden Geschmack etwas. Der Vampirfan bekommt einen sympatischen und faszinierenden Vampir, in dessen illustre Vergangenheit Huff auch gern einmal eintaucht, wenn die Handlung es erlaubt. Für Liebhaber tougher Dämonenjägerinnen gibt es Vicki, die in ihrer unsentimentalen und unromantischen Art einen wunderbaren Gegensatz zu Henry bildet. Abgerundet wird der Cocktail durch Mike, der mit seinem gekränkten Mannesstolz Sympathiepunkte sammelt und der zupacken kann, wenn mal Not am Mann ist.

Und so ist Tanya Huff auch mit dem dritten Roman der Blut-Reihe ein spannender und actiongeladener Pageturner gelungen. Wer große Mengen Blut und großkalibrige Waffen sucht, wird hier nicht fündig werden. Dafür bietet Huff allen anderen einen pfiffigen Plot und unglaublich liebenswerte Charaktere in einem straff durchkomponierten Roman ohne Längen. Und nachdem man die letzte Seite umgeblättert hat und gierig nach dem Folgeband „Blutpakt“ greift, fragt man sich zwangsläufig, welchen Topos der Horrorliteratur Huff als nächstes aufgreift, um ihm eine Verjüngungskur zu verpassen. Frankensteins Monster wäre zum Beispiel eine nahe liegende Wahl!

|Broschiert: 400 Seiten
ISBN-13: 978-3802581922
Originaltitel: Blood Lines
Übersetzt von Dorothee Danzmann|

http://www.Egmont-Lyx.de
http://www.bloodtiestv.com

_Tanya Huff auf |Buchwurm.info|:_

[„Blutzoll“ 123 (frühere Ausgabe)
[„Blutlinien“ 407
[„Hotel Elysium“ 1481 (Die Chroniken der Hüter I)
[„Auf Teufel komm raus“ 1995 (Die Chroniken der Hüter II)
[„Hüte sich wer kann“ 2545 (Die Chroniken der Hüter III)