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Lovecraft, Howard Phillips / Naumann, Gerd – Berge des Wahnsinns (Hörspiel)

_Poe lässt grüßen: Horror in der Antarktis_

In Form eines Tagebuchs und in Dialogen mit seinem Professor zeichnet der Geologe William Dyer den Verlauf seiner letzten, unglückseligen Expedition in die Antarktis anno 1930/31 nach. Zunächst suchten er und sein Team, darunter ein Anthropologe, nach ungewöhnlichen Gesteinsarten. Doch dann türmt sich vor ihren Augen ein Gebirge von gewaltigen Ausmaßen auf, das seltsamerweise quaderförmige Auswüchse und eckige Höhlen aufweist.

In einer solchen Höhle macht der Anthropologe eine beunruhigende Entdeckung: vierzehn tonnenförmige Gebilde. Als der Funkkontakt zu dessen Lager abbricht, muss sich Dyer mit einem Suchtrupp dorthin begeben. Was sie vorfinden, lässt Dyers Studenten Danforth wahnsinnig werden …

_Der Autor_

Howard Phillips Lovecraft (1890-1937) wird allgemein als Vater der modernen Horrorliteratur angesehen. Obwohl er nur etwa 55 Erzählungen schrieb, hat sein zentraler Mythos um die Großen Alten, eine außerirdische Rasse bösartiger Götter, weltweit viele Nachahmer und Fans gefunden, und zwar nicht nur auf Lovecrafts testamentarisch verfügten Wunsch hin.

Aber Lovecrafts Grauen reicht weit über die Vorstellung von Hölle hinaus: Das Universum selbst ist eine Hölle, die den Menschen, dessen Gott schon lange tot ist, zu verschlingen droht. Auch keine Liebe rettet ihn, denn Frauen kommen in Lovecrafts Geschichten praktisch nur in ihrer biologischen Funktion vor, nicht aber als liebespendende Wesen oder gar als Akteure. Daher ist der (männliche) Mensch völlig schutzlos dem Hass der Großen Alten ausgeliefert, die ihre Welt, die sie einst besaßen, wiederhaben wollen.

Das versteht Lovecraft unter „kosmischem Grauen“. Die Welt ist kein gemütlicher Ort – und Einsteins Relativitätstheorie hat sie mit in diesen Zustand versetzt: Newtons Gott ist tot, die Evolution eine blinde Macht, und Erde und Sonne sind nur Staubkörnchen in einem schwarzen Ozean aus Unendlichkeit. Auf Einstein verweist HPL ausdrücklich in seinem Kurzroman [„Der Flüsterer im Dunkeln“. 1961

Mehr zu Lovecraft kann man in unserer [Rezension 345 seiner Biographie von Lyon Sprague de Camp nachlesen.

_Die Sprecher / Die Inszenierung_

Die Rollen und ihre Sprecher:

William Dyer, Expeditionsleiter: Lutz Harder („Perry Rhodan“, „Doppelter Einsatz“, „Tatort“)
Pabodie: Herbert Fux (Schauspieler, geb. 1927, „Woyzeck“, „Das Schlangenei“ u. v. a.)
Danforth, Student: David Nathan (dt. Stimme von Johnny Depp, L. DiCaprio, Christian Bale)
Professor, dem Dyer berichtet: Friedrich Schoenfelder (dt. Stimme von David Niven, Vincent Price, Edgar-Wallace-Filme u. a.)
Prof. Lake: Christian Rode (dt. Stimme von Christopher Plummer, Michael Caine, Telly „Kojak“ Savalas)
Kapitän Douglas: Jan Pröhl
Moulton, Lakes Assistant: Michael Jackenkroll
Und andere.

Gerd Naumann bearbeitete den Text und führte Regie. Die musikalischen Motive trug Akki Schulz bei (auf Didgeridoo, Cello, Kontrabass etc.) Die Tonaufnahme führte Ahmed Choraqui im On Air Studio, Berlin, aus und Martin Bochmann bearbeitete sie. Das Cover-Artwork stammt von Peter Grossöhme, die Illustrationen von Sonja Marterner.

Das Booklet enthält einen kurzen Essay von Michel Houellebecq („Elementarteilchen“).

_Handlung_

Was geschah auf der Expedition in jenes Bergtal in der Antarktis, dass der Student Danforth dem Wahnsinn verfiel? Als der Expeditionsleiter William Dyer Danforth in der Nervenheilanstalt besucht, berichtet Danforth wieder von den Alten Wesen, die in Wahrheit seit jeher über die Erde geherrscht hätten. Dyer widerspricht ihm nicht, denn er hat sie ja selbst gesehen.

Genau deshalb besucht er einen Professor in Boston, um ihn zu bitten, dass die neuerliche Expedition, die Starkweather und Moore 1932 organisiert haben, in die Antarktis aufbricht. Er warnt ihn eindringlich vor den Gefahren, nicht zuletzt vor dem schier unaussprechlichen Horror, auf den er und Danforth dort gestoßen sind. Dyer warnt ebenso vor dem Versuch, die Eismassen abzuschmelzen oder gar Bohrungen vorzunehmen, waren diese doch seiner eigenen Expedition zum Verhängnis geworden. Da der Professor mehr und vor allem deutlichere Begründungen fordert, muss Dyer genauer berichten, was sich vor zwei Jahren, anno 1930, zugetragen hat …

|Dyers Expeditionsbericht|

Prof. William Dyer ist Geologe an der Miskatonic University von Arkham, unweit Boston. Da Prof. Frank Pabodie neuartige Bohrer hergestellt hat, sieht sich Dyer in der Lage, auch in der Antarktis nach ungewöhnlichen Gesteinen zu suchen. Er lädt den von ihm bewunderten Anthropologen Prof. Lake ein mitzukommen, und dieser sagt freundlich zu. Außerdem werden die drei Profs von ihren jeweiligen Assistenten begleitet, darunter Danforth, Moulton und Gedney. Lake hält Danforth für einen „Backfisch“, aber immerhin haben beiden das verfluchte Buch „Necronomicon“ des verrückten Arabers Abdul Alkazred gelesen, ein zweifelhaftes Vergnügen, das nicht jedem Menschen vergönnt ist, denn das Buch ist in einem verschlossenen Raum der Bibliothek der Miskatonic-Uni weggesperrt.

Die zwei Schiffe „Miskatonic“ und „Arkham“ gelangen schließlich unter dem Kommando von Kapitän Douglas ins Zielgebiet, dem Rossmeer. Hier ragt der immer noch aktive Vulkan Erebus empor, und der Rossschelfeisgletscher bricht hier ins Meer ab. Die Gegend gemahnt Danforth an die kalten Ebenen von Leng, über die er bei Alhazred gelesen hat. Er vermeint ein sonderbares Pfeifen zu hören, das sich mit dem Wind vermischt, der von den Perry-Bergen herunterbläst. Eine Luftspiegelung gaukelt ihm emporragende Burgen auf diesen steilen Höhen vor.

Am Monte Nansen weiter landeinwärts schlägt die Expedition ihr Basiscamp auf, und mit den vier Flugzeugen erkunden sie das Terrain ebenso wie mit Hundeschlitten. Schon bei den ersten Grabungen stößt Prof. Lake auf höchst ungewöhnliche Fossilien, die es hier gar nicht geben dürfte. Zwar ist bekannt, dass vor 50 Mio. Jahren die Erde sehr viel wärmer war und Dinosaurier auch Antarktika bewohnten, doch all dies endete vor spätestens 500.000 Jahren mit der ersten Eiszeit, der weitere folgten. Lake, dessen Funde bis ins Präkambrium zurückdatieren, setzt seinen Willen durch, noch weitere Stellen zu suchen. Auf einer weiteren Schlittenexkursion findet er mehr solche Fossilien, die es nicht geben dürfte.

|Lakes Expedition|

Am 24. Januar, mitten im Hochsommer der Südhalbkugel, startet Lake, um ein Camp 300 Kilometer entfernt auf einem Plateau zu errichten. Dem Expeditionsleiter berichtet er mit Hilfe des Funkgeräts. Seine Stimme ist gut zu verstehen. Sie mussten notlanden, und das Camp ist von quaderförmigen Strukturen und Höhlen umgeben. Eine Bohrung führt dazu, dass ihr Bohrer in eine Höhlung unter dem Eis fällt. Beim Eindringen in diese Höhle stoßen Lake und Moulton auf Specksteine, die fünf Zacken ausweisen, also eindeutig bearbeitet wurden – mitten zwischen Saurierknochen und Abdrücken von Palmblättern. Außerdem stoßen sie auf große tonnenförmige Gebilde, von denen sie vierzehn Stück bergen und aufs Plateau schaffen, um den Inhalt zu untersuchen.

Die Hunde reagieren sehr aggressiv auf diese Gebilde, und als Lake sie seziert, erinnern sie ihn an die Cthulhu-Wesen, die Alhazred beschrieb: ein fünfeckiger Kopf mit einem Kranz seitlich angebrachter Wimpern usw. Und es hat fünf Hirnareale. Lake erinnert sich: „Das ist nicht tot, was ewig liegt, bis dass die Zeit den Tod besiegt.“ In seiner letzten Nachricht berichtet Lake, die Köpfe seien von der Sonne aufgetaut worden. Dann meldet er sich nicht mehr.

|Die Rettungsexpedition|

Mit dem zurückgehaltenen fünften Flugzeug fliegt Dyer mit Danforth und Pabodie zu Lakes Camp. Sie finden entsetzliche Verwüstung vor. Alle Hunde wurden zerfleischt, von den Männern ist zunächst keiner zu sehen, obwohl überall Blut ist – und Gestank. Sie stoßen auf sechs Gräber, die sternförmig angelegt sind, aber wo sind die restlichen acht Wesen? Die Leichen von elf Männern sind zum Teil seziert, doch von einem Mann fehlt jede Spur: Gedney. Er hat auch einen Hund mitgenommen. Können sie ihn noch retten?

Dyer und Danforth machen sich auf den Weg, um die ausgedehnte fremde Stadt, die sich beim Anflug entdeckt haben, zu erkunden und vielleicht eine Spur von Gedney zu finden. Welches Wesen mag das Camp derartig verwüstet haben? Sie werden es herausfinden und wenn es sie den Verstand kostet …

|In Boston|

Dyer schafft es nicht, den Professor davon zu überzeugen, die Starkweather-Moore-Expedition zurückzuhalten. Er ahnt das Schlimmste. Als er wieder einmal den verrrückten Danforth besucht, rezitiert dieser nur aus dem verfluchten „Necronomicon“: „Die Farbe aus dem All … der Ursprung, Ewigkeit, Unsterblichkeit …“

_Mein Eindruck_

Lovecraft setzte mit diesem Kurzroman das Romanfragment [„Der Bericht des Arthur Gordon Pym“ 781 von Edgar Allan Poe fort. Wo Poes Romanfragment abbricht, greift er die Szenerie, wenn auch nicht die Figuren, wieder auf, insbesondere den unheimlichen Ruf „Tekeli-li! Tekeli-li!“ Diesen Ruf stoßen zwar bei Poe weiße Vögel aus, doch bei Lovecraft wird der Ruf einem weitaus gefährlichen Wesen zugewiesen. Um was es sich dabei handelt, wird nie hundertprozentig klar, denn es ist protoplasmisch und somit formlos.

Innerhalb des umfangreichen Cthulhu-Mythos über die Großen Alten nimmt „Berge des Wahnsinns“ eine nicht allzu herausragende Rolle ein, denn der Geschichtsentwurf, den Lovecraft hier präsentiert, unterscheidet sich nur in geringem Maße von dem in [„Schatten aus der Zeit“, 2358 „Der Flüsterer im Dunkeln“ und anderen Erzählungen. Aber die Geschichte an sich bietet dem Leser mehr spannende Unterhaltung als andere Storys und vor allem einen weitgespannten Hintergrund, der im Vordergrund der Aktionen zum Tragen kommt.

Durch ihre Necronomicon-Lektüre wissen Lake und Danforth schon, womit sie es zu tun haben: mit den Großen Alten und ihren Vorgängern, den Alten Wesen. Die Stadt ist die der Alten Wesen, die vor Jahrmillionen zuerst landeten und ihre Kultur auf der Erde errichteten. Seltsamerweise ist Dyer nur mäßig darüber erstaunt, dass er nun über ausgedehnte Überreste einer versunkenen, prähistorischen Zivilisation stolpert. In der ersten großen Halle sind jedoch so etwas wie Wandmalereien und Hieroglyphen, die ihm die Geschichte der Vorzeit erzählen. Diese ist so komplex, dass ich empfehle, sie selbst nachzulesen.

Für Dyer und Danforth wird die Lage jedoch brenzlig, als sie auf die enthaupteten Überreste der entkommenen Alten Wesen stoßen, die Professor Lake aus der Höhle unter dem Eis geholt hatte. Was hat die Wesen getötet? Gibt es einen Wächter in der Tiefe, ähnlich einem Balrog in den Tiefen der Minen von Moria? Na, und ob! Die spannende Frage ist nun, wie dieses Wesen aussieht und ob sie es vielleicht besiegen können. Der Anblick des Wesens lässt Danforth wahnsinnig werden und von einem Sieg kann keine Rede mehr sein. Was wiederum den Schluss aufzwingt, dass die Starkweather-Moore-Expedition dem Tod geweiht ist, sollte sie im gleichen Gebiet forschen.

Dieses Gefühl des Verhängnisses überschattet den gesamten Text und suggeriert dem Leser bzw. Hörer, dass er allein schon durch die Kenntnis dieses geheimen Wissens, das ihm Dyer mitteilt, vielleicht in Gefahr sein könnte. Zweifellos wusste Lovecraft aus Zeitschriften nicht nur über Einsteins Forschungsarbeiten Bescheid, sondern auch über das Bestreben der Physiker, dem Atom seine Geheimnisse zu entlocken. Die Experimente von Rutherford und Nils Bohr waren ihm vielleicht bekannt, aber dürfte kaum gewusst haben, dass Enrico Fermi an einem Atomreaktor baute und die deutschen Physiker von Hitler für eine ganz besondere Aufgabe engagiert wurden: den Bau der ersten Atombombe. Verbotenes Wissen – möglicherweise hat Lovecraft ganz konkret solche Kenntnisse und Experimente darunter verstanden.

Das erzählerische Brimborum, dessen er sich im Original bedient, kommt uns heute überladen und bis zur Grenze des Lächerlichen überzogen vor. Der von Poe erfundene Ruf „Tekeli-li! Tekeli-li!“ wird x-mal wiederholt, und im Buch bildet er sogar den Schluss des letzten Satzes. Das verleiht ihm eine schaurige Bedeutungsschwere, die ich nicht nachzuvollziehen mag. Aber bei genauerem Nachdenken ist der Ruf eben jenem Wächter in der Tiefe zuzuordnen, und dann wird erklärlich, warum Danforth diesen Ruf nicht vergessen kann. Denn er weiß, dass wenn dieser Ruf erneut ertönt, es für die Menschheit zu spät sein wird. „Das ist nicht tot, was ewig liegt …“

|Die Inszenierung|

Es handelt sich um ein Hörspiel und nicht etwa um eine inszenierte Lesung. Während sich die Lesung penibel am vorliegenden Text orientiert und diesen mit Musik und Geräuschen garniert, so arbeitet das Hörspiel die Textvorlage vollständig um, um nach dramatischen Gesichtspunkten eine filmähnliche Handlung darbieten zu können.

Ein rascher Vergleich mit dem Buch fördert schon auf der ersten Seite gravierende Unterschiede zutage, was unter Berücksichtigung dieser Charakterisierungen nicht weiter überraschen dürfte. So sind die Gespräche mit dem namenlosen Professor, der die Starkweather-Moore-Expedition stoppen soll, nirgends im Buch zu finden. Das Buch ist in Tagebuchform geschrieben und somit ein Monolog. Das Hörspiel erwacht jedoch nur dann zum Leben, wenn es Dialoge gibt.

So verwundert es nicht, dass die schwächsten Szenen jene sind, in denen Dyer seinen Monolog fortsetzt oder wenn sich Dyer und Danforth in der Halle der Alten Wesen ihre Beobachtungen gegenseitig berichten. Ein richtiger Dialog kommt nicht zustande, und wenn die menschliche Interaktion nicht zustande kommt, so fehlt ein wesentliches dramatisches Moment. Zum Glück hat sich der Regisseur etliche Szenen einfallen lassen, um Monologe in Dialoge umzumünzen, so etwa Lakes Funksprüche aus seinem Lager.

|Die Sprecher|

Die Riege der Sprecher umfasst drei herausragende Namen: David Nathan, Christian Rode und Herbert Fux. (Friedrich Schoenfelder sollte ich nennen, doch sein Part ist so klein, dass er mir nicht weiter auffiel.) In der Tat erweisen sich ihre Darbietungen als die eindrücklichsten Beiträge zum Gelingen dieses außergewöhnlichen Hörspiels.

Christian Rode ist aus zahllosen Hörspiele bekannt, so etwa für Edgar-Wallace-Vertonungen von |Titania Medien| (vertrieben von |Lübbe Audio|). Er spielt stets den alten Gentleman, der durchaus mal zwielichtig sein darf, dabei aber stets auf der zupackenden Seite zu finden ist. Köstlich finde ich den Einfall, ihn eine Wasserpfeife rauchen zu lassen. Im Hörspiel wird seine Stimme während der Funksprüche künstlich durch einen Filter verzerrt, um der Szene Glaubwürdigkeit zu verleihen. Leider tritt er in der zweiten Hälfte nicht mehr auf, sondern wird abgelöst von dem namenlosen Bostoner Professor, den Friedrich Schoenfelder spricht.

Herbert Fux, Jahrgang 1927 (er wird also 80), spricht den Ingenieur Pabodie als einen knorrigen alten Typen, der lieber mit seinen Händen als mit seinem Kopf arbeitet. Aber auf Pabodie ist wenigstens Verlass, im Gegensatz zu Lake, Dyer und Danforth. Leider ist später im Buch noch im Hörspiel keine Rede mehr von Pabodie, obwohl er unter die Überlebenden zu zählen ist.

Für mich der beste Sprecher ist mit Abstand David Nathan. Das liegt nicht nur daran, dass er von Anfang bis Ende dabei ist, sondern vor allem deshalb, weil er seinen Danforth als menschliches Wesen mit einem erschütterten Innenleben porträtiert. Danforth, ein gieriger Leser des „Necronomicon“ und seit jeher der Metaphysik zugeneigt, ist durch die Funde in der Antarktis derart ver-rückt, dass er nicht mehr in die menschliche Gesellschaft einzugliedern ist. Tatsächlich hält er ebendiese für zum Untergang verurteilt. Natürlich behauptet er: „Ich bin nicht verrückt!“ Aber tun das nicht nur die Verrückten?

Nathan bemüht die ganze Palette von Keuchen, Schluchzen, Lachen, Weinen, Rufen, um die tiefe Erschütterung Danforths zu vermitteln. Im Kontrast erscheint sein Begleiter Dyer, der mit ihm die uralte Stadt unterm Eis erkundet, selbst wie ein Eisblock. Zwar ist es notwendig, dass der Chronist Dwyer stets die Nerven behält, damit wir ihn verstehen und ihm glauben können, doch wenigstens ein- oder zweimal könnte ja auch er genauso ausrasten wie Danforth. Stattdessen bewahrt er stets die Contenance, stößt zwar „Tekeli-li! Tekeli-li!“ aus, doch bei ihm klingt dies wie eine weitere Pflichtübung des Chronisten, der nur nichts unter den Tisch fallen lassen will. Dafür, dass Dyer so unerschütterlich agiert, klingt Lutz Hackers Stimme viel zu jung, nämlich gleich alt wie die Danforths/Nathans.

Von den Nebenfiguren ist mir noch die Stimme des Kapitäns Douglas in Erinnerung geblieben. Jan Pröhl porträtiert den alten Seebären mit rauer, heiserer Stimme recht glaubwürdig, aber dass ein Seebär stets zum Lachen neigt, finde ich ungewöhnlich – es verleiht der Figur des Douglas einen leicht durchgeknallten Zug. Vielleicht hat Pröhl genau dies beabsichtigt.

|Musik und Geräusche|

Die sparsam eingesetzten Geräusche verleihen den Dialogen einen Anstrich von Realismus. Schritte, Bellen, das ständige Heulen des Windes übers Eis – sie sind völlig passend. Doch es gibt auch dieses unirdische Pfeifen und Sirren, das Danforth in der unterirdischen Stadt hört. Es ist ebenso unwirklich, wie der Ruf „Tekeli-li! Tekeli-li!“ es ist.

Wesentlich verstärkt wird diese Note des Unwirklichen und Unheimlichen von den musikalischen Motiven, die Akki Schulz beitrug. Von Melodien oder gar Musikstücken kann keine Rede sein, vielmehr sollen die Motive verschiedene Stimmungen vermitteln. Das am häufigsten eingesetzte Instrument ist ein tiefer gestimmtes und elektronisch verstärktes Didgeridoo, wie es die Aborigines benutzen. Der Klang ist eindeutig gewöhnungsbedürftig, aber nicht gänzlich unpassend.

Weitere Instrumente, die ich gehört zu haben glaube, sind ein Cello und ein akustischer Kontrabass. Dieser Bass wird sowohl gezupft als auch gestrichen. Selbstredend wurden beide Instrumente elektronisch verstärkt, so etwa auch durch Hall. Im Vergleich zu anderen Horror-Hörspielen sind diese musikalischen Einlagen nur von sehr schwacher Wirkung, so dass sie im Gesamtwerk der schwächste Beitrag sind. Aber sie sind nicht als unpassend abzuweisen, sondern haben ihr Gegenstück in zwei anderen modernen Lovecraft-Produktionen: Vom „Orchester der Schatten“ kommen inszenierte [Lesungen, 3071 die durch ihre ähnliche Musik keinen schlechten Eindruck hinterlassen haben.

|Das Booklet|

Das Booklet enthält Informationen über den Autor (in dem Essay, s. u.), den Text und sämtliche Mitwirkenden, außerdem noch diverse Illustrationen. Als Druckbild wurde Schreibmaschinenschrift verwendet, eine alte Courierschrift, wie man sie früher für Manuskripte verwendete. Mit rotem „Bleistift“ wurden wichtige Namen etc. hervorgehoben. Hin und wieder finden sich Kleckse roter Tinte. Der optische Eindruck ist der eines handgemachten Produkts. Für manche Hörbuchkäufer könnte das einfach zu billig aussehen, aber ohne Zweifel hebt sich die CD von anderen Hörbüchern ab.

Der Essay von Michel Houellebecq erstreckt sich über immerhin fünf Seiten des Booklets – ein Viertel des Umfangs. Der Autor versucht, die Arbeitsweise Lovecrafts zu beschreiben, und bemüht dabei die Beispiele „Pickmans Modell“ und „Die Musik des Erich Zann“. Der Effekt, den HPL erzielen wollte, sei die „Furcht vor dem Unbekannten“. Um diese Wirkung zu erzielen, haben HPL eine Mythologie schaffen wollen, mit der er eine Art objektives Entsetzen erzeugen konnte, ein Entsetzen, das „von jeder psychologischen oder menschlichen Konnotation losgelöst war. Er wollte eine Mythologie schaffen, die auch noch einen Sinn für Intelligenzen hat, die aus dem Gas von Spiralnebeln bestehen.“ Houellebecq hält übrigens „Berge des Wahnsinns“ für einen herausragenden Text innerhalb des Cthulhu-Mythos, im Gegensatz zu mir.

Der Essay zeugt von tiefgehender Kenntnis literarischer Methoden wie etwa der objektiver Beglaubigung, aber auch von vielen Beispielen ihrer Anwendung, darunter natürlich auch bei Poe. Houellebecqs Artikel ist ein leicht verständlicher Beitrag zum Verständnis Lovecraft, im Gegensatz zu einigen schwierigen Texten, die ich hier nennen könnte.

_Unterm Strich_

„Berge des Wahnsinns“ ist einer der bedeutenden Kurzromane, die Lovecraft am Ende seines Lebens – er starb ein Jahr nach der Veröffentlichung – innerhalb seiner Privatmythologie schrieb. Die Antarktis-Expedition des Geologen Dyer stößt auf eine uralte Stadt, die von einer außerirdischen, vormenschlichen Zivilisation errichtet wurde. Und Andeutungen legen nahe, dass auf dem Meeresgrund noch viele weitere solche Städte auf ihre Entdeckung warten. Ob das für die heutige Menschheit so gut wäre, darf mit Fug und Recht bezweifelt werden. In der Stadt unter dem Eis vertreibt ein unheimlicher Wächter die neugieriger Forscher, und solche könnte es auch in weiteren Ruinen geben. Dyers Assistent Danforth hat den Wächter und dessen Brut gesehen und ist darüber verrückt geworden …

Ähnlich wie in „Schatten aus der Zeit“ und „Der Flüsterer im Dunkeln“ entwirft Lovecraft die Grundzüge seiner Mythologie, wonach erst die Alten Wesen von den Sternen kamen und die Stadt unterm Eis bauten, bevor die Cthulhu-Wesen anlangten und mit ihnen einen Krieg führten, an dessen Ende Wasser und Land zwischen den Rassen aufgeteilt wurden. Überreste beider Zivilisationen sind für Expeditionen wie die Dyers noch aufzuspüren, natürlich nur an sehr verborgenen Orten.

Das Motiv der „Lost Race“, das Lovecraft in nicht weniger als 18 Erzählungen verwendet, war schon 1936 nicht mehr neu und vielfach erprobt worden. Am kommerziell erfolgreichsten waren dabei wohl Edgar Rice Burroughs, der Schöpfer des Tarzan, und Henry Rider Haggard, der mit [„König Salomons Schatzkammer“, 484 „Allan Quatermain“ und „Sie“ einen sagenhaften Erfolg unter den Spätviktorianern verbuchte. Ob Poe mit „Arthur Gordon Pym“ diese Mode schuf, als er seinen Helden in der Antarktis eine unbekannte Zivilisation finden ließ, sei dahingestellt, aber sowohl Jules Verne mit „Eissphinx“ als auch Lovecraft mit „Berge des Wahnsinns“ folgten diesem Vorbild in den eisigen Süden. In letzter Zeit knüpfte auch Michael Marrak mit seinem Roman „Imagon“ erfolgreich an dieses Vorbild an.

Bei Lovecraft wird die Expedition zu einem Initiationsritus. Der moderne Mensch ist sowohl mit dem sehr Alten als auch mit dem Ungeheuerlichen konfrontiert, und beides scheint seinen Verstand zu übersteigen (siehe Danforths Wahnsinn). Unterschwellig vermittelt Lovecraft seinen Kulturpessimismus dadurch, dass er Dyer erkennen lässt, dass die Menschheit weder die erste Zivilisation auf diesem Planeten war, noch auch die letzte sein wird. Das wiederum könnte dem einen oder anderen Leser Schauer über den Rücken jagen. „Das ist nicht tot, was ewig liegt“ (oder „lügt“, denn das englische Verb ist doppeldeutig), wird immer wieder zitiert. Ein Menetekel, an das immer wieder mit dem Ruf „Tekeli-li! Tekeli-li!“ gemahnt wird.

|Das Hörbuch|

Den Machern von |Lauschrausch| ist ein dramatisch umgesetztes Hörspiel gelungen. Obwohl es hervorragende Sprecher und passende Geräusche vorzuweisen hat, so finde ich die musikalischen Motive zu schwach und den Sprecher des Dyer als unpassend, sowohl vom Ausdruck als auch vom Alter her. Das Booklet liefert mit Houellebecqs Essay sowohl Informationen zum Autor, dessen Werk als auch zu dessen Arbeitsmethode und ästhetischem Ziel: objektives Entsetzen. Ob es so etwas überhaupt geben kann, erörtert Houellebecq allerdings nicht.

|Originaltitel: At the Mountains of Madness, 1936 (gekürzt), 1939 ungekürzt
Aus dem US-Englischen übersetzt von Rudolf Hermstein
2 CDs, 94 Minuten|
http://www.lauschrausch.eu/

Lumley, Brian / Lansdale, Joe R. / Lovecraft, H. P. / Meyrink, Gustav / Laymon, Richard – Necrophobia 1

Sechs Horrorgeschichten versammelt dieses Hörbuch, darunter einige Spitzenkräfte des Genres wie etwa H. P. Lovecraft.

Es handelt sich um ein „inszeniertes Hörbuch“. Das heißt, es wurde mit Musik und dezenten Toneffekten wie Hall oder Stimmverzerrung produziert. Das Ergebnis ist fast ebenso perfekte Unterhaltung wie ein Film, nur viel näher am Original, wie es der Autor beabsichtigt hat.

_Die Autoren_

Brian Lumley wurde 1937 in England geboren. Seit 1981 seine Militärkarriere endete, lebt er als freier Schriftsteller. Zunächst eiferte er H. P. Lovecraft (s. u.) nach, doch mit seiner großen Vampir-Saga [„Necroscope“ 779 gelangte er zu Bestsellerehren.

Joe R. Lansdale, geboren 1951 in Texas, war zunächst Gelegenheitsarbeiter, bevor er sich 1981 ausschließlich dem Schreiben widmete. Er schrieb Western, Fantasy, Abenteuerbücher, Krimi, Horror und Thriller. Jedes seiner Werke sei originell und unverwechselbar, schreibt der Verlag. Aus dem Geheimtipp sei ein renommierter Erfolgsautor geworden. Leider ist er in Deutschland noch unterrepräsentiert.

H. P. Lovecraft (1890-1937) wird allgemein als Vater der modernen Horrorliteratur angesehen. Obwohl er nur etwa 55 Erzählungen schrieb, hat sein zentraler Mythos um die Großen Alten, eine außerirdische Rasse bösartiger Götter, weltweit viele Nachahmer und Fans, und zwar nicht nur auf Lovecrafts testamentarisch verfügten Wunsch hin.

Gustav Meyrink (1868-1932) zählt zu den Klassikern der deutschsprachigen Phantastik (und galt zu Lebzeiten als äußerst streitbar und politisch engagiert). Seine unheimlich-grotesken und esoterischen Werke wie „Der Golem“ und „Walpurgisnacht“ sind trotz vieler Nachahmungsversuche unerreicht geblieben.

Richard Laymon wurde 1947 in Chicago geboren. Erste kürzere Werke erschienen zu Beginn der 70er Jahre. Der Roman „The Cellar“ (1980) entwickelte sich zum weltweiten Bestseller. Laymon hatte etwa 50 Romane geschrieben, als er am Valentinstag, dem 14.2.2001, völlig unerwartet an einem Herzanfall starb.

Graham Masterton wurde 1946 im schottischen Edinburgh geboren. Zunächst arbeitete er als Journalist, seit 1970 lebt er als freier Schriftsteller. So veröffentlichte er sehr erfolgreiche Ratgeber zum Thema Sexualität und Partnerschaft. 1975 landete er mit dem unheimlichen Roman [„The Manitou“ 754 einen Bestsellererfolg, der auch verfilmt wurde. Seither hat er etwa 45 weitere Horrorromane veröffentlicht.

_Die Sprecher_

Joachim Kerzel ist der Synchronsprecher von Hollywoodstars wie Jack Nicholson und Dustin Hoffman. Durch zahlreiche Bestseller-Lesungen – etwa von Ken Follett und Stephen King – hat er sich einen Namen gemacht.

Lutz Riedel ist die deutsche Stimme von Timothy Dalton und stellt hier wieder mal seine herausragenden Sprecherqualitäten unter Beweis.

Nana Spier leiht neben „Buffy“ auch Drew Barrymore ihre Stimme und überzeugt durch völliges Eintauchen in die jeweilige Rolle.

David Nathan ist Regisseur und gilt zudem als einer der besten Synchronsprecher Deutschlands, u. a. von Johnny Depp. Schade, dass man ihn nur sehr kurz mit einer einzigen Story zu hören bekommt: mit „Mein toter Hund Bobby“.

_Die Geschichten_

– |Brian Lumley: In der letzten Reihe| (1988; 21:26 Min.): Ein alter Mann geht mal wieder in sein Lieblingskino, weil ihn das an seine verstorbene Frau erinnert. Doch diesmal kann er sich nicht auf den Film konzentrieren. In der Reihe hinter ihm ist ein junges Pärchen heftig mit Liebesdingen beschäftigt und zwar so laut und eindeutig, dass er sich schließlich umdreht, um die beiden zur Ruhe zu gemahnen. Was er als Antwort hört, ist jedoch ein warnendes Knurren! Erst am Schluss der Vorstellung wagt er wieder, sich den beiden Radaubrüdern zuzuwenden. Was er erblickt, lässt ihm das Blut in den Adern gefrieren. Aber die eigentliche Pointe erfolgt erst mit den letzten Wörtern der Story.

– |Joe R. Lansdale: Mein toter Hund Bobby| (1987, 3:46 Min.): Selten eine derart makabre Story gehört! Ein Junge spielt mit „seinem toten Hund Bobby“, genau, nur dass dieser wirklich tot ist und der Junge ziemlich üble Dinge mit ihm anstellt. Danach kommt der Hund wieder in die Gefriertruhe, wo schon die tote Mutti wartet …

– |H. P. Lovecraft: Pickmans Modell| (1927, 43:18 Min.): Der Großmeister des Horrors bemüht diesmal keine Großen Alten mit unaussprechlichen Namen, sondern ein paar simple Maler. Denkt man. Der Malerverein von Boston, Massachusetts, steht offenbar kurz davor, sein Mitglied Pickman auszuschließen. Seine Ansichten sind ja schon absonderlich, doch seine Motive sind – ja was? – grauenerregend. +++ Doch ein Kollege namens Thurber, der Ich-Erzähler, hält zu Pickman durch dick und dünn. Und so wird ihm die Ehre zuteil, Pickmans anderes Haus besuchen zu dürfen. Es liegt in einem uralten und verwinkelten Viertel, dem North Hill, nahe dem Copse Hill Friedhof. Man sagt, das Viertel stamme aus dem 17. Jahrhundert, als im nahen Salem die Hexen gehängt wurden. Pickmans Ahnin sei eine davon gewesen, bestätigt der Künstler. +++ Die Motive der Gemälde und Studien, die Thurber zu sehen bekommt, sind noch um einiges erschreckender als bislang Gesehene: Leichenfresser einer Spezies von Mischwesen aus Mensch, Hund und Ratte, die Schläfern auf der Brust hocken (à la Füßli) und sie würgen. +++ Das Beste wartet aber im Keller, wo sich ein alter Ziegelbrunnen befindet, der möglicherweise mit den alten Stollen und Tunneln verbunden ist, die North Hill und den Friedhof durchziehen. Hier fallen Revolverschüsse, und Thurber gelingt es, ein Foto zu erhaschen, das die Vorlage zu Pickmans neuestem Gemälde zeigt. Was Thurber bislang für Ausgeburten einer morbiden Fantasie gehalten hat, ist jedoch konkrete, unwiderlegbare Realität …

– |Gustav Meyrink: Das Präparat| (1913, 14:40): Im Prag der Jahrhundertwende besprechen zwei Freunde namens Ottokar und Sinclair das Problem, dass ihr Freund Axel verschwunden ist. Aber sie haben einen Hinweis darauf erhalten, wo er sich befinden könnte: im Haus eines persischen Anatomen. Der Entschluss ist schnell gefasst; mit einem Trick haben sie den Mediziner fortgelockt. Im Haus selbst finden sie Axel – oder vielmehr das, was von ihm noch übrig ist. Viktor Frankenstein wäre stolz auf dieses „Präparat“ gewesen. Herz, Lungen, Adern sind noch vorhanden. Und der Kopf kann sprechen. – Leider fehlt dieser Story irgendwie die Pointe.

– |Richard Laymon: Der Pelzmantel| (1994, 23:08). Anfang und Mitte der neunziger Jahre machten militante Tierfreunde Jagd auf Leute, die Pelze trugen. In dieser Story treten sie in Gestalt zweier rabiater Frauen auf, die Janet, eine 36-jährige Witwe angreifen, weil sie einen Hermelinpelzmantel trägt. Obwohl Janet diese kostbare Erinnerung an ihren geliebten verstorbenen Gatten mit Klauen und Zähnen verteidigt und eine lange Verfolgungsjagd liefert, unterliegt sie am Ende doch. Allerdings geben sich die beiden Verfolgerinenn nicht damit zufrieden, wie sonst den Pelzmantel und das Haar der Trägerin mit roter Farbe zu besprühen. Sie wollen mehr. Schließlich werden ja auch die Tiere, die um ihres Fells wegen getötet werden, letztendlich gehäutet … – Diese Story geht wirklich bis zum Äußersten, konsequent bis zur entscheidenden Andeutung.

– |Graham Masterton: Ein gefundenes Fressen| (1990, 31.21): Die Brüder David und Malcolm sind Schweinezüchter im Gebiet zwischen Nordengland und Südschottland. Allerdings läuft das Geschäft sehr schlecht. Als David aus der Stadt in den Stall zurückkehrt, schaltet er die Lichter und die Futtermaschine ein. Ein markerschütternder Schrei ertönt! Die Schreie hören nicht auf, denn sie kommen aus der Futtermühle, einem sehr zuverlässigen deutschen Fabrikat. Malcolm steckt darin, und ist, bis David den Stopp-Knopf findet, bereits halb von den Scherblättern zermahlen. +++ Statt in Schmerzen zu vergehen, behauptet Malcolm jedoch, himmlische Ekstase zu empfinden. David tut ihm den Gefallen, ihn vollständig zu zermahlen. Tage später fällt David den Zähnen des tückischen alten Ebers Jeffries zum Opfer. Hoffnungslos zerbissen und blutend sehnt er sich nach der Ekstase, die Malcolm im Augenblick des Sterbens erfahren hat. Leider erlebt er eine böse Überraschung. – Auch diese Story geht bis zum Äußersten, liefert aber noch eine witzige Pointe am Schluss.

_Die Sprecher_

Joachim Kerzel ist ein Meister, der die Kunst, eine effektvolle Pause an der richtigen Stelle zu machen, perfektioniert hat. Daher sind die Geschichten, die er vorträgt, von höchster Wirkung, der sich niemand entziehen kann.

Lutz Riedel verfügt über eine ähnlich tiefe Stimme wie Kerzel und vermag den entsprechenden Gruseleffekt mühelos hervorzurufen. Nana Spier liest die Geschichte „Der Pelzmantel“, in der fast nur Frauen auftreten, mit Überzeugungskraft und ohne Zögern bei den intimeren weiblichen Details – die Geschichte ist nämlich auch sehr erotisch. David Nathans Auftritt ist, wie gesagt, leider viel zu kurz, aber einwandfrei.

Andy Materns Musik wird den Texten selbst sehr dezent unterlegt. Leise Pianotöne setzen an den Stellen ein, in denen die Story auf die Zielgerade gelangt. Dies steht im krassen Gegensatz zur Pausenmusik, die bombastischen Horror beschwört. Na ja.

_Unterm Strich_

Ob dies wirklich „die besten Horrorgeschichten der Welt“ sind, weiß ich nicht, aber sie gehören sicherlich in die oberste Liga, allen voran die klassische Story „Pickmans Modell“ von Lovecraft. Man kann auch nicht sagen, es wäre eine schwache darunter, allenfalls Meyrinks Geschichte kommt in diese Region, denn die Pointe scheint zu fehlen.

Die zweite CD geht mit den beiden jüngsten Geschichten weg vom subtilen Psychohorror und richtig ans Eingemachte. Das Einzige, was die Blutrünstigkeit der Masterton-Story noch übertreffen könnte, wäre eine Story von Clive Barker, etwa „Jacqueline Ess – ihr Wille und Vermächtnis“ oder „Das Leben des Todes“ aus den [„Büchern des Blutes“. 538

Und wieder einmal fehlt eine Geschichte von einer Frau. „Die gelbe Tapete“ von der Amerikanerin Gilman wäre nicht schlecht.

|137 Minuten auf 2 CDs|

[Necrophobia 2 1073 erschien im März 2005.

H. P. Lovecraft – Die Katzen von Ulthar und andere Erzählungen

Dieser Band ist keine Sammlung von Horrorgeschichten, wie man sie sonst von Lovecraft kennt, sondern bietet fünf Fantasy-Erzählungen sowie den Kurzroman „Die Traumsuche nach dem unbekannten Kadath„. Vereinendes Bindeglied zwischen den Storys ist die Figur des Randolph Carter, eines Alter Egos des Autors.

Der Autor

Howard Phillips Lovecraft (1890-1937), kurz HPL, wird allgemein als Vater der modernen Horrorliteratur angesehen. Obwohl er nur etwa 55 Erzählungen schrieb, hat sein zentraler Mythos um die Großen Alten, eine außerirdische Rasse bösartiger Götter, weltweit viele Nachahmer und Fans gefunden, und zwar nicht nur auf Lovecrafts testamentarisch verfügten Wunsch hin.

Die Erzählungen

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Lovecraft, H. P. – Berge des Wahnsinns (Hörbuch)

_Warnung an die Welt: Horror in der Antarktis_

In Form eines Tagebuchs und in Dialogen mit seinem Professor zeichnet der Geologe William Dyer den Verlauf seiner letzten, unglückseligen Expedition in die Antarktis anno 1930/31 nach. Zunächst suchten er und sein Team, darunter ein Anthropologe, nach ungewöhnlichen Gesteinsarten. Doch dann türmt sich vor ihren Augen ein Gebirge von gewaltigen Ausmaßen auf, das seltsamerweise quaderförmige Auswüchse und eckige Höhlen aufweist.

In einer solchen Höhle macht der Anthropologe eine beunruhigende Entdeckung: vierzehn tonnenförmige Gebilde. Als der Funkkontakt zu dessen Lager abbricht, muss sich Dyer mit einem Suchtrupp dorthin begeben. Was sie vorfinden, lässt Dyers Studenten Danforth wahnsinnig werden …

Mit diesem Hörbuch liegt erstmals die ungekürzte Originalfassung in moderner deutscher Übersetzung als Lesung vor. Bislang gab es alte Übersetzungen und ein Hörspiel zu belauschen.

_Der Autor_

Howard Phillips Lovecraft (1890-1937) wird allgemein als Vater der modernen Horrorliteratur angesehen. Obwohl er nur etwa 55 Erzählungen schrieb, hat sein zentraler Mythos um die Großen Alten, eine außerirdische Rasse bösartiger Götter, weltweit viele Nachahmer und Fans gefunden, und zwar nicht nur auf Lovecrafts testamentarisch verfügten Wunsch hin.

Aber Lovecrafts Grauen reicht weit über die Vorstellung von Hölle hinaus: Das Universum selbst ist eine Hölle, die den Menschen, dessen Gott schon lange tot ist, zu verschlingen droht. Auch keine Liebe rettet ihn, denn Frauen kommen in Lovecrafts Geschichten praktisch nur in ihrer biologischen Funktion vor, nicht aber als liebespendende Wesen oder gar als Akteure. Daher ist der (männliche) Mensch völlig schutzlos dem Hass der Großen Alten ausgeliefert, die ihre Welt, die sie einst besaßen, wiederhaben wollen.

Das versteht Lovecraft unter „kosmischem Grauen“. Die Welt ist kein gemütlicher Ort – und Einsteins Relativitätstheorie hat sie mit in diesen Zustand versetzt: Newtons Gott ist tot, die Evolution eine blinde Macht, und Erde und Sonne sind nur Staubkörnchen in einem schwarzen Ozean aus Unendlichkeit. Auf Einstein verweist HPL ausdrücklich in seinem Kurzroman [„Der Flüsterer im Dunkeln“. 1961

Mehr zu Lovecraft kann man in unserer [Rezension 345 seiner Biographie von Lyon Sprague de Camp nachlesen.

_Inszenierung_

David Nathan gilt als einer der besten Synchron-Sprecher Deutschlands. Seine herausragende Erzählkunst erweckt den Horror zum Leben. Im deutschsprachigen Kino erlebt man ihn als Stimmband-Vertretung von Johnny Depp und Christian Bale.

David Nathan leiht u. a. folgenden Schauspielern seine Stimme:

Johnny Depp (Stammsprecher)
Christian Bale (Stammsprecher)
Joaquin Phoenix („To Die For“, 1995 & „Für das Leben eines Fremden“, 1998 & „Quills – Macht der Besessenheit“, 2000)
Kevin Bacon („24 Stunden Angst“, 2002)
Jude Law („Gattaca“, 1997)
Matt Dillon („In & Out“, 1997)
Chris O’Donnell („Die Kammer“ & „In Love and War“, 1996)
Leonardo DiCaprio („Gilbert Grape – Irgendwo in Iowa“, 1993 & „Total Eclipse“, 1995)

Nathan liest die ungekürzte Fassung.

Regie, Produktion und Grafik lagen in den Händen von Lars Peter Lueg. Die Musik und Tontechnik steuerte Andy Matern bei.

|Der Komponist|

Andy Matern wurde 1974 in Tirschenreuth, Bayern geboren. Nach seiner klassischen Klavier-Ausbildung arbeitete er einige Jahre als DJ in Clubs. Seit 1996 ist er als freiberuflicher Keyboarder, Produzent, Remixer, Songwriter und Arrangeur tätig. Er kann trotz seiner jungen Jahre bereits mehr als 120 kommerzielle CD-Veröffentlichungen vorweisen. Darunter finden sich nationale und internationale Chart-Platzierungen mit diversen Gold- und Platin-Auszeichnungen.

Bereits Andy Materns erste Hörbuch-Rhythmen erreichten schnell Kultstatus bei den Fans und der Fachpresse. Durch seine musikalische Mitarbeit wurde „Der Cthulhu-Mythos“ zum besten Hörbuch des Jahres gewählt (Deutscher Phantastik Preis 2003). Andy Matern lebt und arbeitet in München. (Verlagsinfos)

_Handlung_

Was geschah auf der Expedition in jenes Bergtal in der Antarktis, dass der Student Danforth dem Wahnsinn verfiel? Als der Expeditionsleiter William Dyer Danforth in der Nervenheilanstalt besucht, berichtet Danforth wieder von den Alten Wesen, die in Wahrheit seit jeher über die Erde geherrscht hätten. Dyer widerspricht ihm nicht, denn er hat sie ja selbst gesehen.

Genau deshalb besucht er einen Professor in Boston, um ihn zu bitten, dass die neuerliche Expedition, die Starkweather und Moore 1932 organisiert haben, in die Antarktis aufbricht. Er warnt ihn eindringlich vor den Gefahren, nicht zuletzt vor dem schier unaussprechlichen Horror, auf den er und Danforth dort gestoßen sind. Dyer warnt ebenso vor dem Versuch, die Eismassen abzuschmelzen oder gar Bohrungen vorzunehmen, waren diese doch seiner eigenen Expedition zum Verhängnis geworden. Da der Professor mehr und vor allem deutlichere Begründungen fordert, muss Dyer genauer berichten, was sich vor zwei Jahren, anno 1930, zugetragen hat …

|Dyers Expeditionsbericht|

Prof. William Dyer ist Geologe an der Miskatonic University von Arkham, unweit Boston. Da Prof. Frank Pabodie neuartige Bohrer hergestellt hat, sieht sich Dyer in der Lage, auch in der Antarktis nach ungewöhnlichen Gesteinen zu suchen. Er lädt den von ihm bewunderten Anthropologen Prof. Lake ein mitzukommen, und dieser sagt freundlich zu. Außerdem werden die drei Profs von ihren jeweiligen Assistenten begleitet, darunter Danforth, Moulton und Gedney. Lake hält Danforth für einen „Backfisch“, aber immerhin haben beiden das verfluchte Buch „Necronomicon“ des verrückten Arabers Abdul Alkazred gelesen, ein zweifelhaftes Vergnügen, das nicht jedem Menschen vergönnt ist, denn das Buch ist in einem verschlossenen Raum der Bibliothek der Miskatonic-Uni weggesperrt.

Die zwei Schiffe „Miskatonic“ und „Arkham“ gelangen schließlich unter dem Kommando von Kapitän Douglas ins Zielgebiet, dem Rossmeer. Hier ragt der immer noch aktive Vulkan Erebus empor, und der Rossschelfeisgletscher bricht hier ins Meer ab. Die Gegend gemahnt Danforth an die kalten Ebenen von Leng, über die er bei Alhazred gelesen hat. Er vermeint ein sonderbares Pfeifen zu hören, das sich mit dem Wind vermischt, der von den Perry-Bergen herunterbläst. Eine Luftspiegelung gaukelt ihm emporragende Burgen auf diesen steilen Höhen vor.

Am Monte Nansen weiter landeinwärts schlägt die Expedition ihr Basiscamp auf, und mit den vier Flugzeugen erkunden sie das Terrain ebenso wie mit Hundeschlitten. Schon bei den ersten Grabungen stößt Prof. Lake auf höchst ungewöhnliche Fossilien, die es hier gar nicht geben dürfte. Zwar ist bekannt, dass vor 50 Mio. Jahren die Erde sehr viel wärmer war und Dinosaurier auch Antarktika bewohnten, doch all dies endete vor spätestens 500.000 Jahren mit der ersten Eiszeit, der weitere folgten. Lake, dessen Funde bis ins Präkambrium zurückdatieren, setzt seinen Willen durch, noch weitere Stellen zu suchen. Auf einer weiteren Schlittenexkursion findet er mehr solche Fossilien, die es nicht geben dürfte.

|Lakes Expedition|

Am 24. Januar, mitten im Hochsommer der Südhalbkugel, startet Lake, um ein Camp 300 Kilometer entfernt auf einem Plateau zu errichten. Dem Expeditionsleiter berichtet er mit Hilfe des Funkgeräts. Seine Stimme ist gut zu verstehen. Sie mussten notlanden, und das Camp ist von quaderförmigen Strukturen und Höhlen umgeben. Eine Bohrung führt dazu, dass ihr Bohrer in eine Höhlung unter dem Eis fällt. Beim Eindringen in diese Höhle stoßen Lake und Moulton auf Specksteine, die fünf Zacken ausweisen, also eindeutig bearbeitet wurden – mitten zwischen Saurierknochen und Abdrücken von Palmblättern. Außerdem stoßen sie auf große tonnenförmige Gebilde, von denen sie vierzehn Stück bergen und aufs Plateau schaffen, um den Inhalt zu untersuchen.

Die Hunde reagieren sehr aggressiv auf diese Gebilde, und als Lake sie seziert, erinnern sie ihn an die Cthulhu-Wesen, die Alhazred beschrieb: ein fünfeckiger Kopf mit einem Kranz seitlich angebrachter Wimpern usw. Und es hat fünf Hirnareale. Lake erinnert sich: „Das ist nicht tot, was ewig liegt, bis dass die Zeit den Tod besiegt.“ In seiner letzten Nachricht berichtet Lake, die Köpfe seien von der Sonne aufgetaut worden. Dann meldet er sich nicht mehr.

|Die Rettungsexpedition|

Mit dem zurückgehaltenen fünften Flugzeug fliegt Dyer mit Danforth und Pabodie zu Lakes Camp. Sie finden entsetzliche Verwüstung vor. Alle Hunde wurden zerfleischt, von den Männern ist zunächst keiner zu sehen, obwohl überall Blut ist – und Gestank. Sie stoßen auf sechs Gräber, die sternförmig angelegt sind, aber wo sind die restlichen acht Wesen? Die Leichen von elf Männern sind zum Teil seziert, doch von einem Mann fehlt jede Spur: Gedney. Er hat auch einen Hund mitgenommen. Können sie ihn noch retten?

Dyer und Danforth machen sich auf den Weg, um die ausgedehnte fremde Stadt, die sich beim Anflug entdeckt haben, zu erkunden und vielleicht eine Spur von Gedney zu finden. Welches Wesen mag das Camp derartig verwüstet haben? Sie werden es herausfinden und wenn es sie den Verstand kostet …

_Mein Eindruck_

Lovecraft setzte mit diesem Kurzroman das Romanfragment [„Der Bericht des Arthur Gordon Pym“ 781 von Edgar Allan Poe fort. Wo Poes Romanfragment abbricht, greift er die Szenerie, wenn auch nicht die Figuren, wieder auf, insbesondere den unheimlichen Ruf „Tekeli-li! Tekeli-li!“ Diesen Ruf stoßen zwar bei Poe weiße Vögel aus, doch bei Lovecraft wird der Ruf einem weitaus gefährlichen Wesen zugewiesen. Um was es sich dabei handelt, wird nie hundertprozentig klar, denn es ist protoplasmisch und somit formlos.

Innerhalb des umfangreichen Cthulhu-Mythos über die Großen Alten nimmt „Berge des Wahnsinns“ eine nicht allzu herausragende Rolle ein, denn der Geschichtsentwurf, den Lovecraft hier präsentiert, unterscheidet sich nur in geringem Maße von dem in [„Schatten aus der Zeit“, 2358 „Der Flüsterer im Dunkeln“ und anderen Erzählungen. Aber die Geschichte an sich bietet dem Leser mehr spannende Unterhaltung als andere Storys und vor allem einen weitgespannten Hintergrund, der im Vordergrund der Aktionen zum Tragen kommt.

Durch ihre Necronomicon-Lektüre wissen Lake und Danforth schon, womit sie es zu tun haben: mit den Großen Alten und ihren Vorgängern, den Alten Wesen. Die Stadt ist die der Alten Wesen, die vor Jahrmillionen zuerst landeten und ihre Kultur auf der Erde errichteten. Seltsamerweise ist Dyer nur mäßig darüber erstaunt, dass er nun über ausgedehnte Überreste einer versunkenen, prähistorischen Zivilisation stolpert. In der ersten großen Halle sind jedoch so etwas wie Wandmalereien und Hieroglyphen, die ihm die Geschichte der Vorzeit erzählen. Diese ist so komplex, dass ich empfehle, sie selbst nachzulesen.

Für Dyer und Danforth wird die Lage jedoch brenzlig, als sie auf die enthaupteten Überreste der entkommenen Alten Wesen stoßen, die Professor Lake aus der Höhle unter dem Eis geholt hatte. Was hat die Wesen getötet? Gibt es einen Wächter in der Tiefe, ähnlich einem Balrog in den Tiefen der Minen von Moria? Na, und ob! Die spannende Frage ist nun, wie dieses Wesen aussieht und ob sie es vielleicht besiegen können. Der Anblick des Wesens lässt Danforth wahnsinnig werden und von einem Sieg kann keine Rede mehr sein. Was wiederum den Schluss aufzwingt, dass die Starkweather-Moore-Expedition dem Tod geweiht ist, sollte sie im gleichen Gebiet forschen.

Dieses Gefühl des Verhängnisses überschattet den gesamten Text und suggeriert dem Leser bzw. Hörer, dass er allein schon durch die Kenntnis dieses geheimen Wissens, das ihm Dyer mitteilt, vielleicht in Gefahr sein könnte. Zweifellos wusste Lovecraft aus Zeitschriften nicht nur über Einsteins Forschungsarbeiten Bescheid, sondern auch über das Bestreben der Physiker, dem Atom seine Geheimnisse zu entlocken. Die Experimente von Rutherford und Nils Bohr waren ihm vielleicht bekannt, aber dürfte kaum gewusst haben, dass Enrico Fermi an einem Atomreaktor baute und die deutschen Physiker von Hitler für eine ganz besondere Aufgabe engagiert wurden: den Bau der ersten Atombombe. Verbotenes Wissen – möglicherweise hat Lovecraft ganz konkret solche Kenntnisse und Experimente darunter verstanden.

Das erzählerische Brimborum, dessen er sich im Original bedient, kommt uns heute überladen und bis zur Grenze des Lächerlichen überzogen vor. Der von Poe erfundene Ruf „Tekeli-li! Tekeli-li!“ wird x-mal wiederholt, und im Buch bildet er sogar den Schluss des letzten Satzes. Das verleiht ihm eine schaurige Bedeutungsschwere, die ich nicht nachzuvollziehen mag. Aber bei genauerem Nachdenken ist der Ruf eben jenem Wächter in der Tiefe zuzuordnen, und dann wird erklärlich, warum Danforth diesen Ruf nicht vergessen kann. Denn er weiß, dass wenn dieser Ruf erneut ertönt, es für die Menschheit zu spät sein wird. „Das ist nicht tot, was ewig liegt …“

|Die Übersetzung|

A. F. Fischer besorgte diese neue Übersetzung, die die alten ablöst, die der |Suhrkamp|-Verlag bislang feilbot. Allein diese Ablösung ist bereits dankenswert. Die Diktion ist jetzt mehr dem modernen Sprachgebrauch angepasst, ohne an vielseitigem Vokabular und der HPL eigentümlichen Stilvielfalt einzubüßen.

|Der Sprecher|

David Nathan stellt wieder einmal seine Meisterschaft beim Vortragen unheimlicher Texte unter Beweis. Es ist nicht nur seine Flexibilität in Tonhöhe und Lautstärke: Er flüstert und krächzt, dass für Abwechslung gesorgt ist. Aber sein eigentlich effektvoller Kniff ist die winzige Verzögerungspause vor einem wichtigen Wort. Der Eindruck entsteht, als gebe es einen Zweifel an diesem Wort und als zöge dieser Zweifel ein gewisses Grauen nach sich oder leite sich daraus ab.

Es ist der Unglaube angesichts des Schreckens, der sich dem jeweiligen Betrachter bietet, welcher den Zuhörer in den Bann von Nathans Vortrag zieht. Es ist die hintergründig mitschwingende Frage: Kann das wirklich wahr sein? Und wenn es wahr ist, dann ist es grauenhaft! Es ist dieses Grauen, das die Figuren angesichts des unbeschreiblich Bösen erfasst, das wir über Nathans Vermittlung mit ihnen spüren können. Tolle Leistung.

Die Funksprüche Lakes trägt Nathan im verkürzenden Telegramm- und Berichtsstil vor. Dabei darf es sich Nathan erlauben, immer aufgeregter zu klingen, denn Lake berichtet ja schließlich von unglaublichen Entdeckungen: Fossilien und künstliche Objekte, die vor 500 Millionen Jahren auf der Erde entstanden, weit früher, als sich irgendjemand bislang vorzustellen wagte! Je aufgeregter Lake wirken soll, desto höher lässt Nathan seine Stimme steigen. Die elektrisierende Wirkung auf den Hörer kann nicht ausbleiben.

Zwischen den Kapiteln des Buches macht Nathan eine deutliche Pause, um zu signalisieren, dass jetzt ein Abschnitt beendet ist und ein neuer folgt – eine klare Zäsur. In der Pause ist leise auch Musik zu hören.

|Musik und Geräusche|

Es gibt zwar keine Geräusche, aber doch ein wenig Musik. Diese wird als Intro und Extro sowie in den Pausen zwischen den Kapiteln hörbar. Wie es sich gehört, stimmt sie den Hörer auf die unheimlich-angespannte Atmosphäre der Geschichte ein. Diesmal hat sich Matern dafür entschieden, unterschwellige, düstere Sounds und Harmonien einzusetzen, die mitunter mit Hall unterlegt sind.

Auch eine E-Gitarre meine ich gehört zu haben, als einer dieser düster-bedrohlichen Akkorde erklingt. Insgesamt verbinden die Harmonien, die besonders an ’spannenden‘ Stellen zu hören sind, das Bedrohliche mit dem Geheimnisvollen, mit dem Unnennbaren, das jenseits der Grenzen unseres Begriffsvermögens lauert, um dereinst – vielleicht – über uns herzufallen.

_Unterm Strich_

„Berge des Wahnsinns“ ist einer der bedeutenden Kurzromane, die Lovecraft am Ende seines Lebens – er starb ein Jahr nach der Veröffentlichung – innerhalb seiner Privatmythologie schrieb. Die Antarktis-Expedition des Geologen Dyer stößt auf eine uralte Stadt, die von einer außerirdischen, vormenschlichen Zivilisation errichtet wurde. Und Andeutungen legen nahe, dass auf dem Meeresgrund noch viele weitere solche Städte auf ihre Entdeckung warten. Ob das für die heutige Menschheit so gut wäre, darf mit Fug und Recht bezweifelt werden. In der Stadt unter dem Eis vertreibt ein unheimlicher Wächter die neugierigen Forscher, und solche könnte es auch in weiteren Ruinen geben. Dyers Assistent Danforth hat den Wächter und dessen Brut gesehen und ist darüber verrückt geworden …

Ähnlich wie in „Schatten aus der Zeit“ und „Der Flüsterer im Dunkeln“ entwirft Lovecraft die Grundzüge seiner Mythologie, wonach erst die Alten Wesen von den Sternen kamen und die Stadt unterm Eis bauten, bevor die Cthulhu-Wesen anlangten und mit ihnen einen Krieg führten, an dessen Ende Wasser und Land zwischen den Rassen aufgeteilt wurden. Überreste beider Zivilisationen sind für Expeditionen wie die Dyers noch aufzuspüren, natürlich nur an sehr verborgenen Orten.

Das Motiv der „Lost Race“, das Lovecraft in nicht weniger als 18 Erzählungen verwendet, war schon 1936 nicht mehr neu und vielfach erprobt worden. Am kommerziell erfolgreichsten waren dabei wohl Edgar Rice Burroughs, der Schöpfer des Tarzan, und Henry Rider Haggard, der mit „König Salomons Minen“, „Allan Quatermain“ und „Sie“ einen sagenhaften Erfolg unter den Spätviktorianern verbuchte.

Ob Edgar Allan Poe mit seinem Romanfragment „Arthur Gordon Pym“ diese Mode schuf, als er seinen Titelhelden in der Antarktis eine unbekannte Zivilisation finden ließ, sei dahingestellt, aber sowohl Jules Verne mit „Eissphinx“ als auch Lovecraft mit „Berge des Wahnsinns“ folgten diesem Vorbild in den eisigen Süden. In letzter Zeit knüpfte auch Michael Marrak mit seinem Roman [„Imagon“ 480 erfolgreich an dieses Vorbild an.

Bei Lovecraft wird die Expedition zu einem Initiationsritus. Der moderne Mensch ist sowohl mit dem sehr Alten als auch mit dem Ungeheuerlichen konfrontiert, und beides scheint seinen Verstand zu übersteigen (siehe Danforths Wahnsinn). Unterschwellig vermittelt Lovecraft seinen Kulturpessimismus dadurch, dass er Dyer erkennen lässt, dass die Menschheit weder die erste Zivilisation auf diesem Planeten war, noch auch die letzte sein wird. Das wiederum könnte dem einen oder anderen Leser Schauer über den Rücken jagen. „Das ist nicht tot, was ewig liegt“ (oder „lügt“, denn das Verb „to lie“ ist doppeldeutig), wird immer wieder zitiert. Ein Menetekel, an das immer wieder mit dem Ruf „Tekeli-li! Tekeli-li!“ gemahnt wird.

|Das Hörbuch|

Das Hörbuch ist eine saubere Arbeit, wie ich sie von |LPL records| inzwischen erwarte. Der Titel passt ausgezeichnet in die bisherige Lovecraft-Reihe, ist aber hinsichtlich der wissenschaftlichen Terminologie, mit welcher der Autor um sich wirft, ganz schön anspruchsvoll. Wer weiß schon, was Gastropoden oder Cephalopoden sind?

David Nathan fesselt mit seinem nuancenreichen Vortrag den Hörer, aber an seine Aussprache von Prof. Pabodies Namen musste ich mich erst gewöhnen. Sie ist aber völlig korrekt, auch wenn der Hörer stets mit einem „Prof. Peabody“ rechnet.

|Originaltitel: At the mountains of madness, 1936 (gekürzt), 1939 ungekürzt
Aus dem US-Englischen übersetzt von A. F. Fischer
346 Minuten auf 5 CDs|
http://www.lpl.de
http://www.luebbe-audio.de

Hodgson, William Hope / Newman, Kim / Busson, Paul / Lovecraft, H. P. / Somtow, S. P. / Lueg, Lars P – Necrophobia 2

Symphonie des Grauens: Scherzo und Finale furioso

Wieder mal hat Lars Peter Lueg als Regisseur, Produzent und Dramaturg ein Fest für Horrorfans vorbereitet. Sein Adlatus Andy Matern steuerte die Musik, den Schnitt und die Tontechnik bei. Zu den Autoren der neuen Storys gehören die bekanntesten Vertreter des Genres, darunter der unsterbliche Magier aus Providence, H. P. Lovecraft, dann aber auch einige Neutöner wie etwa S. P. Somtow, dessen Story „Summertime“ den Hörer einfach umhaut.

Erzählung #1: William Hope Hodgson: Die Stimme aus dem Nichts

Der Autor

William Hope Hodgson (1877-1918) war ein englischer Autor, der von 1891-99 bei der Handelsmarine arbeitete. Viele seiner Storiys stützen sich daher auf seine Seefahrer-Erlebnisse, beziehen das Unheimliche oder Übernatürliche ein, seine Romane „Das Haus an der Grenze“ (1908) und „Das Nachtland“ (1912) sind herausragende Beispiele für unheimliche Visionen in eine erschreckende Zukunft der Erde. „Die Stimme aus dem Nichts“ erschien zuerst 1907 unter dem Titel „The Voice in the Night“.

Der Sprecher

Der Synchronsprecher Helmut Krauss schenkt seine sonore und imposante Stimme u. a. Marlon Brando und Samuel L. Jackson. Krauss wurde am 11. Juni 1941 in Augsburg geboren. Nach seiner Schauspielausbildung machte er an diversen Theatern erste Bühnenschritte, studierte nebenher Pädagogik. 1963 übersiedelte er nach Berlin und arbeitete beim Rundfunk. Es folgten Engagements bei Fernsehen, Theater, Musical, Kabarett, Film und Synchron. Seit 1980 hört und sieht man Krauss als Nachbar Paschulke in Peter Lustigs ZDF-Kinderserie „Löwenzahn“.

Handlung

Ein Segler ist im Pazifik in eine Flaute geraten. Die Langeweile an Bord wird durch penetranten Nebel noch verstärkt. Während sein Freund Will schläft, hört der Ich-Erzähler eine Stimme aus der Nacht erschallen: „Schiff ahoi!“ Doch der Besitzer der Stimme, offenbar ein alter Mann, will sich nicht zeigen, schon gar nicht im Lampenlicht, sondern bittet lediglich für sich und seine kranke Frau um Proviant.

Der wird ihm selbstverständlich gewährt, und so kehrt er in der nächsten Nacht zurück, um seine Geschichte zu erzählen. Und um diese geht es im Grunde. John erlitt mit dem Passagiersegler „Albatros“, der von Newcastle nach San Francisco unterwegs war, Schiffbruch. Nach vielen Strapazen und Fährnissen strandeten er und seine Verlobte an einer seltsamen Insel unweit der südamerikanischen Küste.

Deren Boden ist von einem merkwürdigen, grauweißen Pilz bedeckt: Dieser Pilz kann sich bewegen und menschlichen Formen wie etwa Arme bilden. Nach vier Monaten der Bekämpfung zeigt sich der erste Übergriff des Pilzes auf menschliches Gewebe. John ertappt seine Frau dabei, wie sie von dem Pilz isst, als ob er ihr wirklich schmecken würde. Nicht lange, und ihm geht es genauso. Eine Umwandlung beginnt …

Mein Eindruck

Die Atmosphäre ist von Anfang an etwas unheimlich, doch als der Unbekannte aus der Nacht mit seiner Geschichte auftaucht, nimmt die Stimmung eine eindeutig bedrohliche Note an. Pilze, die wie Menschen aussehen und sie übernehmen? Klingt nicht sehr lustig, und die allerletzte Zeile – die „punch-line“ – verpasst dem Leser denn auch einen ordentlichen Tiefschlag, eben einen „punch“.

Der Sprecher

Helmut Krauss bringt mit seiner tiefen Stimme das Grauen dieser Begebenheit zur vollen Wirkung. Es fängt ganz langsam an, wird aber dann immer bedrohlicher, bis der Schrecken mit der letzten Zeile unvermittelt zuschlägt.

Erzählung #2: Kim Newman: Der Mann, der Clive Barker sammelte

Der Autor

Kim Newman, geboren 1959, ist ein britischer Schriftsteller, Kritiker und Radiosprecher, der früher mal im Kabarett auftrat. Zum einen verfügt Newman über ein umfassendes Wissen über phantastische (Horror etc.) Filme, zum anderen über einen bissigen Humor. Und selbstverständlich kennt er alle wichtigen Genre-Autoren in seinem Land, von Clive Barker über Neil Gaiman bis hin zu Paul McAuley. „The Man Who Collected Clive Barker“ erschien 1990.

Die Sprecherin

Bekannt wurde Marianne Groß als die deutsche Stimme von Anjelica Huston und Cher. Außerdem ist sie laut Verlag eine herausragende Synchronregisseurin und Dialogbuch-Autorin. 2004 wurde sie zweifach mit dem Deutschen Synchronpreis ausgezeichnet.

Handlung

Salley Rhodes, eine von den Serienhelden des Autors, ist eine Privatdetektivin, die sich gerne mit unheimlichen und okkulten Dingen befasst. Im Auftrag des „Australiers“ besucht sie den Buchsammler David Ringham in seinen Geschäftsräumen. Diese sind hypermodern eingerichtet, was Sally reichlich verblüfft: Dave sammelt nämlich die alten Schwarten und Hefte, die man als „Pulp“ bezeichnet, also wirklich unterste Schublade. Wie kann er sich diese moderne Einrichtung bloß leisten?

Dave ist Sammler mit Leib und Seele, er kennt alle seine Autoren und behandelt selbst Pulphefte wie Heiligtümer. Das Herzstück seiner Sammlung bildet Clive Barker. Er hat einfach alles von ihm. Aber nicht nur die normalen Ausgaben, die Hinz und Kunz im Laden kaufen können, sondern die wirklich wertvollen Sonder-Sonderausgaben, Sie wissen schon: mit Widmung, Spezialausstattung und so. Da wäre beispielsweise jene Ausgabe der „Bücher des Blutes“, die ganz in Menschenhaut gebunden ist und – nebst einer Widmung des Autors – mit dessen Blut gekennzeichnet ist. Doch es ist nicht die Haut irgendeines x-beliebigen Menschen, nein, meine Lady, sondern die mexikanischen Spender der Haut haben sich vor ihrem Ableben die Titelseite in ihren Rücken eintätowieren lassen – das nennt man Hingabe, was! Leider ist die Buchbinderin seitdem spurlos verschwunden …

Sally Rhodes interveniert und zückt ihren Ausweis als Detektivin: „Wissen Sie, wo Clive Barker ist?“ fragt sie streng. Dave lässt sich jedoch nicht beirren. „Schauen Sie mal, was ich hier als Krönung meiner Sammlung habe …“

Mein Eindruck

David Ringham, der Sammler, ist der lebende Beweis dafür, dass Passion, also Leidenschaft, in Obsession, in Besessenheit, umschlagen kann, ohne dass es der Betroffene überhaupt merkt. Das Fiese an der Story ist ja, dass der Leser / Hörer schon eine Weile vor dem Ende merkt, wie der Hase läuft, aber einfach nicht glauben kann, dass es wirklich so ist: Wo ist Clive Barker? Mit Daves stolzem Blick schauen wir genau darauf … Die Story ist ein schlagendes Beispiel dafür, dass auch das Makabre bestens funktioniert, wenn nämlich der wider besseres Wissen ungläubige Leser / Hörer gnadenlos über die Kante des Abgrunds gezerrt wird.

Die Sprecherin

Marianne Groß vermittelt in gleichem Maße die wachsende Begeisterung des Sammlers für das Herz-Stück (sic?) seiner Sammlung, die einhergeht mit einer wachsenden Ungläubigkeit seitens Sally Rhodes‘, die schließlich in Entsetzen umschlägt. Genau so muss die Story gelesen werden. Da hilft es nicht, zimperlich zu sein und ins Stocken zu geraten, sondern der Hörer müssen volle Kanne mit auf die Fahrt in den Abgrund des Grauens mitgenommen werden. Bravourös!

Erzählung #3: Paul Busson: Rettungslos

Der Autor

Es liegen mir keine Informationen zum Autor vor. Die Geschichte erschien zuerst im Jahr 1903.

Der Sprecher

Lutz Riedel ist die deutsche Stimme von Timothy Dalton (James Bond u.a.). Er zeigt auf diesem Hörbuch seine „herausragenden Sprecherqualitäten, die den Hörer mit schauriger Gänsehaut verzaubern“. Er war auch „Jan Tenner“ in der gleichnamigen Hörspielserie.

Handlung

Schon zwei Tage liegt der Scheintote bei vollem Bewusstsein in diesem Sarg, kann sich aber weder rühren noch verständlich machen, wenn seine Gattin um ihn weint oder der Priester die letzte Ölung vornimmt. Dann wird der Sarg ins kühle, dunkle, stille Grab hinabgelassen und Erde daraufgeworfen. Endlich gelingt es dem Bestatteten, zwei Finger seiner rechten Hand zu bewegen. Ein ganz klein wenig zu spät.

Mein Eindruck

Tja, was würde ich tun, wenn ich scheintot, aber bei vollem Bewusstsein im Sarg läge? Ich würde wahrscheinlich (vergeblich) versuchen, mich in den Hintern zu treten, dass ich so blöd war, mich überhaupt in diese Lage zu bringen. Als ob das irgendwie helfen würde! Die Story hat mich nicht beeindruckt, vielleicht auch deswegen, weil sie so kurz ist. Sie passt genau an den Schluss der ersten CD, weswegen sie wohl ausgewählt wurde: als Füllsel.

Der Sprecher

Dennoch legt der Sprecher Lutz Riedel all seine beträchtliche Ausdruckskraft in den Vortrag der Geschichte. Wider Willen ist der Hörer fasziniert von der absonderlichen Situation des Lebendigbegrabenseins des Ich-Erzählers und ein leises Grauen beschleicht ihn. Über die Schlusspointe kann man entweder zusammenzucken oder laut auflachen, je nach Mentalität des Hörers.

Erzählung #4: H. P. Lovecraft: Der Außenseiter

Der Autor

Howard Phillips Lovecraft (1890-1937) wird allgemein als Vater der modernen Horrorliteratur angesehen. Obwohl er nur etwa 55 Erzählungen schrieb, hat sein zentraler Mythos um die Großen Alten, eine außerirdische Rasse bösartiger Götter, weltweit viele Nachahmer und Fans gefunden, und zwar nicht nur auf Lovecrafts testamentarisch verfügten Wunsch hin. „The Outsider“ wurde 1926 veröffentlicht.

Der Sprecher

David Nathan gilt als einer der besten Synchronsprecher hierzulande. Seine Erzählkunst erweckt den Horror zum Leben. Im Kino erlebt man ihn als Stimmbandvertretung von Johnny Depp und Christian Bale.

Handlung

Der Story ist ein Motto von John Keats, einem englischen Dichter der Romantik, vorangestellt. – Ein unbekannter Ich-Erzähler berichtet uns, dass er sein bisheriges Leben tief unter der Erde in den Gewölben eines uralten Schlosses, ohne Kontakt mit der Außenwelt, verbracht hat.

„Ich weiß nicht, wo ich geboren wurde, außer dass das Schloss unendlich alt und unendlich grauenvoll war, voller dunkler Gänge und mit hohen Decken, an denen das Auge nur Spinnweben und Schatten wahrnehmen konnte. Die Steine in den verfallenden Korridoren schienen immer schrecklich feucht, und überall war ein widerwärtiger Geruch wie von den übereinander gestapelten Leichen toter Generationen. Nie war es hell, so dass ich manchmal Kerzen anzündete und sie still betrachtete, um mich zu trösten; auch schien draußen niemals die Sonne, denn die schrecklichen Bäume wuchsen weit über den höchsten zugänglichen Turm hinaus. Es gab einen einzigen schwarzen Turm, der über die Bäume hinaus in den unbekannten äußeren Himmel ragte, aber dieser war teilweise eine Ruine, und man konnte ihn nicht ersteigen, es sei denn, man hätte das schier Unmögliche vollbracht, Stein für Stein die senkrechten Wände emporzuklimmen.“

Letztlich beschließt der Außenseiter doch, seine Behausung zu verlassen und den finsteren Turm zu ersteigen. Er gelangt auf den festen Erdboden und befindet sich auf einem verlassenen Friedhof. Nach einer nächtlichen Wanderung erreicht er ein anderes Schloss, das ihm irgendwie bekannt vorkommt. Aus den offenen, erleuchteten Fenstern dringt ihm der fröhliche Lärm eines Festes entgegen.

Die plötzliche Erscheinung des Fremden versetzt die Festgesellschaft in panischen Schrecken, und sie ergreift in wilder Hast die Flucht. In einem Rahmen erblickt der Fremde ein dunkles Ungeheuer, das wie ein Kadaver aussieht, und erschrickt. Er taumelt und berührt das Monster an seiner Klaue, denn er hat noch nie in seinem Leben einen Spiegel gesehen …

Mein Eindruck

Bei keinem Zuhörer wird diese grausige Story ihre Wirkung verfehlen. Allein schon der Moment der Erkenntnis für den Fremden ist einfach purer Horror. Anfang und Stil der Geschichte erinnern an Edgar Allan Poe, bei dem ebenfalls Figuren und Erzähler vorkommen, die aus einem „uralten und dekadenten Geschlechte“ stammen. Sehr wirkungsvoll ist natürlich der Kunstgriff, die Geschichte aus der Perspektive des Phantoms – anscheinend ein auferstandener Leichnam oder ein Ghoul – zu erzählen.

Das Erscheinen des unheimlichen Gastes auf dem Fest ruft Assoziationen zu Poes klassischer Erzählung „Die Maske des roten Todes“ hervor. Bekanntlich bewunderte HPL Poe als Meister des Unheimlichen ohne Ende und eiferte ihm anfangs fleißig nach. Diese Story stammt aus dem Jahr 1926, also vom Ende der ersten zehnjährigen Schaffenszeit HPLs (die zweite dauerte von 1927 bis zu seinem Tod 1937).

Die albtraumhafte Erzählung lässt sich psychoanalytisch interpretieren, und Prof. Dirk Mosig hat dies im Sinne C. G. Jungs erfolgreich unternommen („The Four Faces of the Outsider“, in „Nyctalops“, Vol. II, 1974, S. 3-10); unter anderem regt er eine autobiografische Deutung an.

Wie auch immer man die Story auffasst: Sie gehört zu den wirkungsvollsten und am häufigsten abgedruckten Geschichten des Meisters aus Providence.

Der Sprecher

Zum Glück liegt der Lesung nicht die alte Übersetzung von H. C. Artmann zugrunde, sondern die moderne von Andreas Diesel und Frank Festa. So kann es gelingen, dass die unzähligen Adjektive wie unheilvoll, grausig, finster, düster, modrig usw. usf. nicht völlig veraltet daherkommen, sondern halbwegs modern. (Zudem hat Artmann nicht immer hundertprozentig werkgetreu übersetzt.)

Wie auch immer, jedenfalls klingt David Nathan an keiner Stelle wie Johnny Depp. Statt dessen relativ heller und sanfter Synchronstimme hat Nathan eine recht dunkle, tiefe Stimmlage gewählt, die besser zur der albtraumartigen Geschichte passt. Aufgrund der Struktur der Story dauert es aber eine ganze Weile, bis das Grauen ordentlich zuschlägt.

Erzählung #5: S. P. Somtow: Summertime

Der Autor

S. P. Somtow ist das Pseudonym des 1952 geborenen Thai-Schriftstellers, Komponisten und Filmemachers Somtow Papinian Sucharitkul. Unter diesem Namen schrieb er zunächst in den 1980ern Science-Fiction, danach schwenkte er zu Fantasy um, die von der „Encyclopedia of Fantasy“ als „originell“ bezeichnet wird. 1984 veröffentlichte er seinen ersten Horrorroman: „Vampire Junction“, der angeblich die Splatterpunk-Bewegung vorweggenommen hat. (Fortgesetzt in „Valentine“, 1992, und „Vanitas“, 1995.) Die Story erschien unter dem Titel „Fish are Jumping, and the Cotton is High“ (vgl. George Gershwin) erstmals 1996. Andreas Diesel hat sie in Deutsche übertragen.

Der Sprecher

Torsten Michaelis ist der Synchronsprecher von Wesley Snipes. Durch sein Spektrum an verschiedenen Klangfarben wird er für die unterschiedlichsten Rollen eingesetzt. Er kann auf über 400 synchronisierte Filme zurückblicken.

Handlung

Der zwölfjährige Jody und sein Dad sind wie jeden Sommer unterwegs, um Fische zu fangen. Diese besondere Spezies der Fische jedoch ist weiblich und geht auf zwei Beinen, trägt meist einen Minirock und ein winziges Handtäschchen. Man kann diese Fischart ziemlich leicht erspähen, und so ist die Jagd meist erfolgreich. Jody und Dad sind Menschenfischer, zwei moderne Apostel. Im Kofferraum begleitet sie Großmutter. Ihre Gebeine liegen in einem Koffer, so dass sie es stets schön warm hat.

In dem Städtchen Sweetwater werfen Jody und Dad den Köder aus, denn die Fische sind manchmal misstrauisch und hüpfen nicht gleich an den Haken. Sobald sich der Fisch über den scheinbar verwundeten Jody beugt, braust Dad mit seinem Wagen heran und fängt die Frau mit einem Lasso ein. Sie wird verschnürt und geknebelt, in der Scheune eines verlassenen Bauernhofes findet dann das Gericht statt.

Dabei liest Jody zunächst passende Stellen aus der heiligen Schrift vor, um der Sünderin klarzumachen, worum es überhaupt geht. Durch verschiedene handgreifliche Maßnahmen bringt sein Dad dann die Sünderin dazu, Gott um Vergebung anzuflehen. Dann erlöst er sie von ihrem Dasein und führt ihren Körper seiner natürlichen Bestimmung zu. Und wieder einmal erzählt er seinem Sohn, warum sie das Menschenfischen jeden Sommer unternehmen müssten und wie alles damit anfing, dass Dad seine Mutter beim Sündigen ertappte.

Leider klappt ihre Jagdmethode immer weniger gut, je weiter Jody und Dad ihr Jagdrevier durchstreifen und je mehr Aufsehen ihr Treiben erregt. Und so stoßen sie eines Tages auf einen sehr hübschen Fisch, der leider selbst ein Köder ist …

Mein Eindruck

Dass das Grauen auch furchtbar viel Spaß machen kann, beweist diese herrlich makabre Geschichte, bei der einem glatt das Lachen im Halse stecken bleibt, wenn man nicht die richtige Art von schwarzem Humor mitbringt. Außerdem sollte man ordentlich abgebrüht sein, was die Darstellung sinnlicher Details anbelangt, und wissen, was wohl mit der „Milch der Gnade“ gemeint ist, wenn zwei Männer davon reden …

Natürlich ist „Summertime“ – der Titel verweist auf Gershwins Idylle vom amerikanischen Süden – eine waschechte Satire. Ihr Ziel ist die frömmelnde Bigotterie, mit der fundamentalistische Christen gegen die Vertreter der Sünder, hier als „Hure von Babel“ bezeichnet, zu Felde ziehen. Der Autor spielt lediglich durch, wie es wäre, wenn es nicht mehr bei Hetzreden bliebe, sondern sich einer dieser Männer nach einem einschneidenden Erlebnis (à la Ödipus mit seiner Mutter) dazu berufen fühlte, selbst zur Tat zu schreiten.

Besonders makaber: Nur wenn das Opfer um Vergebung seiner Sünden fleht, kann ihm Erlösung gewährt werden. Alles andere ist hingegen Mord. So hat es Dad seinem Sohn beigebracht. Bis zu jenem verhängnisvollen Tag, als Jody quasi vom Glauben abfällt. Aber erst, nachdem Dad selbst den seinen schon verloren hat. Man sollte nun hoffen, dass Jody später geheilt werden kann. Aber alles, was weiblich ist und nach Fisch riecht, so beharrt seine Erinnerung, muss eine verkappte „Hure von Babel“ sein. Dieses Detail liefert denn auch noch einmal eine Pointe, die den Leser umhaut.

Wäre eigentlich nur noch die Frage zu klären, wie es kommt, dass Jody Dads leiblicher Sohn ist, wenn Dad doch alle Frauen als des Teufels betrachtet hat. Ob wohl die Gebeine von Großmutter in ihrem „Koffer“ die Antwort kennen? Ein Grund, den „Summertime Blues“ zu kriegen.

Der Sprecher

Torsten Michaelis vermag es ausgezeichnet, die enervierend makabre Geschichte mit völliger Aufrichtigkeit vorzutragen. Denn es ist der gläubige Jody, der sie uns erzählt. Dessen naive Einstellung spiegelt sich in seiner hellen Kinderstimme wider.

Dagegen nimmt sich die Stimme seines Dads, der schon lange auf der Fischjagd ist, viel dunkler, schleppender, unheilvoller aus. Wenn einmal ein „Fisch“ angebissen hat, so klingt auch die reichlich aus dem Häuschen geratene Lady entsprechend hoch und kreischend. (Nicht so jedoch der weibliche Köder.) Will heißen, dass der Hörer jederzeit klar unterscheiden kann, wer gerade spricht.

Unterm Strich

Eine „Symphonie des Grauens“ könnte man mit Murnau diese Sammlung von Horrorstorys nennen. Sie fängt ganz leise, verhalten und vielfältig (Scherzo inklusive) an, um dann auf der zweiten CD mit zwei Glanzstücken zu prunken, die in einem höchst makabren und actionreichen Finale enden. Man kann dem Hörer nur einen robusten Magen wünschen!

Besonders die zweite CD macht deshalb richtig Laune, und man möchte gleich wieder von vorne anfangen, um sich die Schmuckstückchen noch einmal in allen Details zu Gemüte zu führen. Wer jetzt noch kein Freund von Horror gewesen ist, wird es spätestens mit dieser schönen, vielseitigen Kollektion werden.

146 Minuten auf 2 CDs
ISBN-13: 9783785714836

www.lpl-records.de

Der Autor vergibt: (4.0/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (No Ratings Yet)

[NEWS] H. P. Lovecraft – Cthulhus Ruf

H. P. Lovecrafts berühmteste Erzählung, brillant illustriert von François Baranger

Boston, 1926. Francis Thurston stößt im Nachlass seines kürzlich unter mysteriösen Umständen verstorbenen Großonkels auf seltsame Dokumente, die von unerhörten Todesfällen, Blutritualen in den Sümpfen von Louisiana, Künstlern, die nach albtraumhaften Visionen dem Wahnsinn anheimfallen und von gigantischen Städten, die vom Grund des Meeres emporsteigen, berichten. Bald erkennt Thurston, dass sein Großonkel mit seinen Nachforschungen der Wahrheit zu nahe gekommen ist: In den Schatten lauern Gestalten, die den schlafenden Gott Cthulhu aufwecken und damit die ganze Welt in Wahnsinn und Chaos stürzen wollen. (Verlagsinfo)


Gebundene Ausgabe: 64 Seiten
Heyne

H. P. Lovecraft – Der Fall Charles Dexter Ward

Ein unvorsichtiger Privatforscher erweckt einen bösen Hexenmeister zum Leben. Der Schurke nimmt seine Stelle ein, um seinem blasphemischen Handwerk erneut nachzugehen, bis sich zwei beherzte Männer gegen das Grauen stellen … – Locker dem „Cthulhu“-Zyklus angehörend, erzählt Autor Lovecraft die bekannte aber spannende Geschichte vom Zauberlehrling, der nicht mehr los wird, was er gerufen hat. Die hier neu übersetzte, fachkundig kommentierte sowie illustrierte Geschichte enthüllt sich gekonnt pseudodokumentarisch aus alten Dokumenten, Berichten, Zeitungsartikeln etc., bis sie ihren Bogen im Finale in einem wahren Pandämonium vollendet.
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H. P. Lovecraft – In der Gruft und andere makabre Geschichten

14 frühe bzw. weniger bekannte phantastische Kurzgeschichten und eine Novelle von H. P. Lovecraft (1890-1937) belegen, dass der klassische Meister des modernen Grauens schon in den Jahren vor dem „kosmischen Schrecken“ der „Cthulhu“-Stories ein Panoptikum schauerlicher Begebenheiten entwarf, die es ebenso spannend wie gruselig in sich haben und thematisch eine erstaunliche Bandbreite abdecken.

Inhalt

– In der Gruft (In the Vault, 1925), S. 7-16: Ein Totengräber schließt sich in der Leichenhalle ein und ist dort gefangen mit denen, die er denkbar pietätfrei unter die Erde zu bringen pflegt.

– Kühle Luft (Cool Air, 1928), S. 17-26: Mit Köpfchen und viel Eis lässt sich der Tod scheinbar überlisten – solange der Strom nicht ausfällt.

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H. P. Lovecraft – Berge des Wahnsinns (illustriert u. kommentiert)

Eine wissenschaftliche Expedition in die Antarktis entdeckt Überreste einer vorzeitlichen und keineswegs menschlichen Zivilisation. Körper dieser Wesen tauchen auf. Kurz darauf steht fest, dass „verlassen“ nicht „ausgestorben“ bedeutet. Über die Forscher bricht buchstäblich die Urzeit herein … – Obwohl eigentlich wenig geschieht, zieht Autor Lovecraft den roten Faden seiner spannenden Geschichte geschickt immer straffer, bis im Finale der Schrecken leibhaftig wird: Dies ist zurecht einer der Klassiker der modernen Phantastik. Er wird hier nicht nur neu übersetzt, sondern auch schön illustriert und kommentiert veröffentlicht.
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Frank Belknap Long/H. P. Lovecraft – Das Grauen aus den Bergen

Das geschieht:

Ein Kurzroman und drei Kurzgeschichten:

– Das Grauen aus den Bergen (The Horror from the Hills, 1931), S. 9-130: Eine grässlich anzuschauende Götzenstatue aus der fernen Mongolei entpuppt sich als Kreatur aus der Urzeit des Universums, die bereits mehrfach versucht hat, sich die Menschheit als Futterquelle zu unterwerfen. Nun richtet sie ihre Fischaugen blutgierig auf die USA und lässt sich von ahnungslosen Archäologen in ein Museum der Stadt New York bringen, wo sie bald sehr lebendig wird, ausbricht und arglose Bürger auszusaugen beginnt. Drei entschlossene Männer nehmen mit einer Raum-Zeit-Waffe die Verfolgung auf.

– Die Bedrohung aus dem Weltraum (The Challenge from Beyond, 1935), S. 131-158: Ein uraltes Artefakt öffnet ein Raum-Zeit-Portal, durch das ein Erdmensch auf einen Planeten eroberungswütiger Wurmwesen gelangt.

– Die Hunde des Tindalos (The Hounds of Tindalos, 1929), S. 159-183: Allzu neugierig stößt der Privatgelehrte in eine Urzeit vor, deren fremde Bewohner ihm mit bösen Absichten in die Gegenwart folgen.
Frank Belknap Long/H. P. Lovecraft – Das Grauen aus den Bergen weiterlesen

H. P. Lovecraft – Azathoth. Vermischte Schriften

Wenn er die Geschichten anderer Autoren überarbeitete, prägte H. P. Lovecraft ihnen seinen Stempel auf und erweiterte seinen fremden, erschreckenden, faszinierenden Privat-Kosmos. Außerdem in dieser Sammlung enthalten: frühe Lovecraft-Storys, (postum vollendete) Fragmente und theoretische Schriften, die interessante Einblicke in sein Denken und seine Arbeit ermöglichen: Muss-Lektüre für Phantastik-Freunde.
H. P. Lovecraft – Azathoth. Vermischte Schriften weiterlesen

(H. P. Lovecraft)/August Derleth – Das Tor des Verderbens

derleth-tor-cover-neu-kleinEin unglücklicher Erbe gerät in den Bann eines nur scheinbar verstorbenen Hexenmeisters, der die Rückkehr bösartiger Kreaturen auf die Erde vorbereitet … – Drei zum ‚Roman‘ eher verleimte als sich fortsetzende Erzählungen bieten die fade Imitation der echten Lovecraft-Erzählungen; der Schrecken speist sich hier aus der Unbeholfenheit der grob auf die Spitze getriebenen Spukereien. (H. P. Lovecraft)/August Derleth – Das Tor des Verderbens weiterlesen

Frank Festa (Hg) – Das rote Zimmer. Lovecrafts dunkle Idole II

festa-rotes-zimmer-cover-kleinH. P. Lovecraft war nicht nur als Schriftsteller ein Meister der modernen Phantastik, sondern auch ein profunder Kenner des Genres. Diese Sammlung enthält 14 Storys berühmter, aber auch wenig bekannter oder vergessener Autoren, die Lovecraft oft mehrfach lobend erwähnte. Als roter Faden zieht sich das Motiv der elementaren und belebten Furcht durch diese manchmal literarischen, manchmal trivialen aber durchweg spannenden Geschichten.
Frank Festa (Hg) – Das rote Zimmer. Lovecrafts dunkle Idole II weiterlesen

(H. P. Lovecraft)/August Derleth – Die dunkle Brüderschaft. Unheimliche Geschichten

In 10 neoklassischen Kurzgeschichten beschwört der Verfasser wortreich und stimmungsvoll ein Grauen herauf, das in einer verdrängten und unbekannten Weltgeschichte wurzelt. Die Storys ähneln sich inhaltlich und neigen dort zur Detailfreude, wo Andeutungen effektvoller wären, sind aber in ihrer altmodischen Ernsthaftigkeit trotzdem unterhaltsam.

Inhalt:

Der Nachkomme (The Survivor, 1954), S. 7-30: Nicht nur mit der Geduld des Krokodils ausgestattet, trotzt Dr. Charrieres seit Jahrhunderten dem Tod.

Das Erbe der Peabodys (The Peabody Heritage, 1957), S. 31-55: Als Mr. Peabody pietätvoll das Gerippe seines Urgroßvaters im Sarg umdreht, wird uralter Hexenzauber neu belebt.

Das Giebelfenster (The Gable Window, 1957), S. 56-74: Der Blick in fremde Welten fasziniert, bis deren unfreundliche Bewohner auf den heimlichen Beobachter aufmerksam werden.

Der Vorfahr (The Ancestor, 1957), S. 75-90: Der Geist triumphiert über die Materie, aber reizt man diese dabei zu stark, schlägt sie irgendwann grausam zurück.

Der Schatten aus dem All (The Shadow Out of Space, 1957), S. 91-112: Durch Raum und Zeit reist der entsetzte Erdenmann, als er sich unfreiwillig für einen uralten kosmischen Krieg rekrutiert sieht.

Das vernagelte Zimmer (The Shuttered Room, 1959), S. 113-150: Was der Großvater gefangen hielt aber nicht vernichten konnte, wird vom ahnungslosen Enkel freigesetzt.

Die Lampe des Alhazred (The Lamp of Alhazred, 1957), S. 151-161: Ihr Licht enthüllt Wunder und Schrecken, und einem Träumer weist sie den Weg in eine bessere Welt.

Der Schatten in der Dachkammer (The Shadow in the Attic, 1964), S. 162-183: Was der böse Onkel dem Neffen als Erbe hinterließ, besucht ihn des Nachts in seinem Schlafzimmer.

Die dunkle Brüderschaft (The Dark Brotherhood, 1966), S. 184-211: Sie sehen aus wie Edgar Allan Poe – und sie planen eine Invasion der besonders umständlichen Art.

Das Grauen vom mittleren Brückenbogen (The Horror from the Middle Span, 1967), S. 212-233: Eine Flutwelle setzt frei, was bisher sorgfältig in seinem Mausoleum gefangen lag.

– Originaltitel & Copyright-Vermerke: S. 234

Unterhaltsam auf den Spuren des Meisters

Der deutsche Phantastik-Fan kennt August Derleth – falls ihm der Name überhaupt etwas sagt – höchstens als literarischen Nachlassverwalter des Grusel-Großmeisters H. P. Lovecraft (1890-1937). Derleth ist es zu verdanken, dass dieser schon lange jenen verdienten Ruhm erntet, der ihm zeitlebens verwehrt blieb. Doch Derleth war selbst ein fleißiger Autor. Seine Horrorgeschichten bilden einen vergleichsweise geringen Anteil an einem eindrucksvollen Gesamtwerk.

Weil Derleth sich hier jedoch stark an Lovecraft anlehnte und dessen Cthulhu-Zyklus durch eigene Beiträge vermehrte, wurde er primär durch seine Pastichés bekannt. Falsch aber folgerichtig erscheint die hier vorgestellte Sammlung unheimlicher Geschichten unter Erstnennung von Lovecrafts Namen. Sie entstammen jedoch allein der Feder Derleths, dessen Namen allerdings die Kundschaft längst nicht so lockt wie das Zauberwort „Lovecraft“.

Doch die in „Die dunkle Brüderschaft“ gesammelten Storys stellen mustergültig heraus, was die Phantastik Lovecraft verdankt, weil Derleth es zwar sehr gut kopieren aber nur ausnahmsweise nachschöpfen konnte. Vor allem Leser, die Lovecrafts Werk nicht kennen, sondern einfach für handfesten Grusel schwärmen, werden diese Einschränkung getrost ignorieren und ignorieren dürfen, denn eines sind Derleths Geschichten (bis auf eine Ausnahme: s. u.) garantiert: unterhaltsam!

Neugier bringt nicht nur die Katze um

Man sollte sie nach und nach lesen, denn auf diese Weise wird weniger offenbar, dass diese Storys recht einfallsarm einem bestimmten Muster folgen: Ein durchschnittlicher Zeitgenosse gerät durch Erbschaft, beruflich oder Zufall ahnungslos dorthin, wo düstere Mächte – oft in Gestalt zauberisch aktiver Vorfahren – kraftvoll ihr Unwesen trieben. Er (nie sie!) findet Spuren, die sein Interesse wecken und entsprechende Nachforschungen in Gang setzen. Das Resultat ist stets fatal: Längst vergangene Schrecken erweisen sich als höchst lebendig. Der unglückliche Forscher gerät in ihren Bann. Hat er Glück, kostet ihn die Erkenntnis, dass diese Welt keineswegs so funktioniert, wie es die ‚offizielle‘ Wissenschaft behauptet. ‚nur‘ seine geistige Gesundheit. Meist kommt es übler, wobei der Tod nicht einmal das schlimmste Schicksal darstellt.

Lovecraft postulierte eine von Derleth übernommene und ausgebaute (Universal-) Geschichte, die von der Existenz intelligenten Lebens weit vor der Entstehung des Menschen ausging. Kosmische Entitäten treiben ein Spiel, das der beschränkte menschliche Geist nur in Ansätzen begreifen kann: „Der Mensch ist schließlich nur eine kurzlebige Erscheinung auf dem Antlitz eines einzigen Planeten in einer der ungeheuren Welten, die das ganze All ausfüllen“ (aus: „Die dunkle Brüderschaft“, S. 108). Dieses rudimentäre Wissen wird immer wieder zur Quelle eines Entsetzens, das nicht nur auf offensive Attacken aus dem Jenseits, sondern auch auf ein Zuviel an Wissen zurückgeht, das der einzelne Mensch, der sich plötzlich buchstäblich mit einem ganzen Universum fremder und feindseliger Kreaturen konfrontiert sieht, nicht meistern kann.

Mit Jenseits ist hier übrigens nicht die Heimat der Toten gemeint. Derleth übernimmt Lovecrafts Prämisse eines Kosmos‘, dessen Raum und Zeit nicht stabil gefügt, sondern im Fluss sind. Die dem Menschen vertraute Realität bildet nur eine von unzähligen möglichen Welten, die zu allem Überfluss durch Dimensionsportale miteinander verbunden sein können. Obwohl diese Geschichten von Angst und Entsetzen erzählen, gründen sie nicht nur im Horror, sondern auch oder vor allem in der Science Fiction. Der Schrecken entsteht durch die absolute Fremdheit der kosmischen Wesen, deren Handeln womöglich nicht einmal böse im menschlichen Sinne, sondern primär unverständlich ist.

Schrecken aus zweiter Hand?

„Die dunkle Brüderschaft“ sammelt Geschichten, in denen August Derleth den Cthulhu-Mythos kommentierte und ergänzte. Er beschwört den Geist des Vorbilds und lässt ihn sogar mehrfach selbst auftreten (so als „Ward Phillips“ in „Die Lampe des Alhazred“ und als „Arthur Phillips“ in „Die dunkle Brüderschaft“). Derleth geht dabei Lovecrafts Imaginationskraft meist ab; er kopiert seinen Meister, den er freilich gut kennt. Der erfahrene Leser kann die Schnittstellen, d. h. die imitierten Vorlagen, leicht namhaft machen. „Der Schatten aus dem All“ ist beispielsweise eine Variation des Lovecraft-Kurzromans „Berge des Wahnsinns“.

Die älteren Geschichten lesen sich notabene besser als die Storys des ‚späten‘, schon nicht mehr gesunden und ausgelaugten Derleth. So ist die Titelstory „Die dunkle Brüderschaft“ ein missglücktes Werk, das zunächst stimmungsvoll an Lovecrafts Liebe zu den historischen Stätten Neuenglands erinnert, un plötzlich in eine Überfall-aus-dem-All-Plotte abzurutschen; Derleth kreiert dabei Invasoren, die es an Planungsdämlichkeit problemlos mit dem Bug-Eyed-Monster-Pärchen Kang & Kodos aus der TV-Serie „Die Simpsons“ aufnehmen. Auch was der finstere Onkel Uriah in „Der Schatten in der Dachkammer“ eigentlich plante, bleibt unklar; das abrupte Ende der Story legt nahe, dass der Verfasser es selbst nicht wusste.

Wagt es Derleth, sich wenigstens teilweise vom übermächtigen Lovecraft zu emanzipieren, gelingt ihm eigenständig Spannendes und Unheimliches. Mit „Das vernagelte Zimmer“ stellt er eine richtig gute Gruselgeschichte vor – ideenreich, effektvoll, sorgfältig getimt. Diesen August Derleth liest man gern; er weckt die Neugier auf Storys, die nicht dem Cthulhu-Mythos angehören. Diese fanden ihren Weg leider nur ausnahmsweise nach Deutschland, wo sie zudem über unzählige, längst vergessene Sammelbände verstreut und in der Regel nicht annähernd so nah am Original und so lesenswert übersetzt wurden wie die die Geschichten in „Die dunkle Brüderschaft“.

Autor

August William Derleth wurde am 24. Februar 1909 in Sauk City (US-Staat Wisconsin) geboren. Schon als Schüler begann er Genre-Geschichten zu verfassen; ein erster Verkauf gelang bereits 1925. Die zeitgenössischen „Pulp“-Magazine zahlten zwar schlecht, aber sie waren regelmäßige Abnehmer. 1926 nahm Derleth ein Studium der Englischen Literatur an der „University of Wisconsin“ auf. Nach dem Abschluss (1930) arbeitete in den nächsten Jahren u. a. im Schuldienst und als Lektor. 1941 wurde er Herausgeber einer Zeitung in Madison, Wisconsin. Diese Stelle hatte Derleth 19 Jahre inne, bevor er 1960 als Herausgeber ein poetisch ausgerichtetes (und wenig einträgliches) Journal übernahm.

Obwohl August Derleth ein ungemein fleißiger Autor war, basiert sein eigentlicher Nachruhm auf der Gründung von „Arkham House“ (1939), des ersten US-Verlags, der speziell phantastische Literatur in Buchform veröffentlichte. Der junge Derleth war in den 1930er Jahren ein enger Freund des Schriftstellers H. P. Lovecraft (1890-1937). Dass dieser heute als Großmeister des Genres gilt, verdankt er auch bzw. vor allem Derleth, der (zusammen mit Donald Wandrei, 1908-1987) das Werk des zu seinen Lebzeiten fast unbekannten Lovecraft sammelte und druckte.

Lovecraft hinterließ eine Reihe unvollständiger Manuskripte und Fragmente. Derleth nahm sich ihrer an, komplettierte sie in „postumer Zusammenarbeit“ und baute den „Cthulhu“-Kosmos der „alten Götter“ eigenständig aus. Die Literaturkritik steht diesem Kollaborationen heute skeptisch gegenüber. Als Autor konnte Derleth seinem Vorbild Lovecraft ohnehin nie das Wasser reichen. Er schrieb für Geld und erlegte sich ein gewaltiges Arbeitspensum auf, unter dem die Qualität zwangsläufig litt.

Solo war Derleth mit einer langen Serie mehr oder weniger geistvoller Kriminalgeschichten um den Privatdetektiv Solar Pons erfolgreich, der deutlich als Sherlock-Holmes-Parodie angelegt war. Insgesamt veröffentlichte Derleth etwa 100 Romane und Sachbücher sowie unzählige Kurzgeschichten, Essays, Kolumnen u. a. Texte; hinzu kommen über 3000 Gedichte.

Nach längerer Krankheit erlag August Derleth am 4. Juli 1971 im Alter von 62 Jahren einem Herzanfall. Zum zweiten Mal verheiratet, lebte er inzwischen wieder in Sauk City, wo er auf dem St. Aloysius-Friedhof bestattet wurde.

Taschenbuch: 234 Seiten
Originaltitel: The Watchers Out of Time (Sauk City : Arkham House 1974)
Übersetzung: Franz Rottensteiner
http://www.suhrkamp.de

Der Autor vergibt: (4.0/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (No Ratings Yet)

Lovecraft, H. P. – Fall Charles Dexter Ward, Der (Hörbuch)

_H. P. Lovecraft_ hat, obwohl ansonsten durchaus produktiv, nur drei (Kurz)Romane verfasst. Einen davon, [„Berge des Wahnsinns“, 4779 veröffentlichte das Hörbuchlabel |LPL records| bereits im Jahr 2008. 2009 folgte dann „Der Fall Charles Dexter Ward“, wieder mit David Nathan als Sprecher, der mittlerweile wohl zur deutschen Stimme von Lovecraft avanciert ist. Über sechs Stunden lang darf man als Hörer in die unglaubliche und beunruhigende Welt Lovecrafts eintauchen, schließlich präsentiert |LPL| hier eine ungekürzte Lesung des 200 Seiten starken Textes. Und schon bald wird klar: „Der Fall Charles Dexter Ward“ ist eine von Lovecrafts ambitioniertesten und komplexesten Erzählungen.

Doch worum geht es? Lovecraft rollt seine Geschichte von hinten auf. Erzähler ist Marinus Bicknell Willett, der Arzt der Familie Ward. Er kennt Charles Ward, den Protagonisten der Erzählung, schon von Kindesbeinen an und muss nun leider berichten, dass dieser nach einer mysteriösen psychischen Erkrankung in ein Sanatorium eingewiesen wurde, aus dem er mittlerweile verschwunden ist. Niemand wisse, worunter Charles gelitten habe, die Symptome seien seltsam und geradezu abnormal gewesen. Tatsächlich jedoch hat Willett viel mehr Einblick in das Seelenleben Wards als er zunächst zugibt. Im Folgenden rekapituliert er nämlich den „Fall Charles Dexter Ward“ und zeichnet die Geschichte eines wissbegierigen jungen Mannes nach, der schließlich der schwarzen Magie verfällt und Dinge heraufbeschwört, deren Kontrolle ihm schon bald aus den Händen gleitet.

Charles, schon immer wissensdurstig, stößt zufällig auf einen Vorfahren, dessen Lebenswandel Charles’ Interesse weckt: Joseph Curwen lebte gegen Ende des 17. Jahrhunderts in Providence (er war von Salem dorthin geflohen, um den berüchtigten Hexenprozessen zu entgehen). Und obwohl er sich in die Gemeinschaft der Stadt einbringt, bleibt er doch auch immer ein Einsiedler. Neben seinem Stadthaus unterhält er etwas außerhalb eine Art Farm, über die die wildesten Gerüchte im Umlauf sind. Nachts flackern dort Lichter, es gibt seltsame Geräusche … kurzum, Curwen ergeht sich in schwarzer Magie, um aus den „essentiellen Salzen“ von Toten diese wiederzuerwecken. Die Bewohner von Providence kommen ihm zwar nicht wirklich auf die Schliche, doch sie sind beunruhigt genug, um seine Farm zu überfallen und ihm den Garaus zu machen.

Und so stirbt Curwen 1771 und wird praktisch aus der Familiengeschichte getilgt, bis Charles Ward wieder auf den illustren Vorfahren stößt. Fortan vergräbt Charles sich in seinem Studierzimmer. Er durchforstet die Friedhöfe von Providence nach dem Grab Curwens. Er entdeckt das alte Stadthaus seines Ahnen und macht dort eine Entdeckung, die ihn noch tiefer in die Geheimnisse Curwens eintauchen lässt.

Man ahnt es schon: Charles Wards Manie wird zu keinem guten Ende führen. Doch, was es tatsächlich mit Curwen auf sich hat und wie der Erzähler Marinus Willett in die Geschichte verwickelt ist, das muss schon jeder selbst hören.

_“Der Fall Charles Dexter Ward“_ gehört zum Cthulhu-Mythos (der Gott Yog-Sothoth wird hier beispielsweise zum ersten Mal erwähnt), doch spielen das Necronomicon und die dazugehörigen Götter nur eine untergeordnete Rolle. Das liegt nicht zuletzt am Erzähler: Lovecraft hat sich eines literarischen Kniffes bedient, um die Spannung zu erhöhen. Er lässt eine Nebenfigur, nämlich den Arzt der Familie, erzählen. Dieser erscheint zwar durchaus vertrauenswürdig und seine erzählte Geschichte ist auch schlüssig. Trotzdem kann man ihm nicht uneingeschränkt trauen, denn einen Großteil der Geschichte kennt er nur aus zweiter Hand. Er hat sie zusammengetragen oder sich zusammengereimt. Nur im letzten Teil der Geschichte ist er selbst Handlungsträger. So müssen gewisse Teile der Handlung oder Motivationen der Figuren im Dunkeln bleiben, was naturgemäß das Interesse des Lesers nur noch erhöhen dürfte. Dieser ist nämlich eingeladen, jedes Wort Willetts auf die Waagschale zu legen und die dunklen Ecken der Handlung mittels der eigenen Fantasie zu füllen.

Auf diese Weise bleiben die beiden Protagonisten Ward und Curwen letztendlich obskure Charaktere, derer man als Leser nie wirklich habhaft werden kann. Das liegt auch daran, dass es Lovecraft seinem Publikum nicht gerade leicht macht. Sein Text enthält eine ungeahnte Fülle an Fakten, Handlungssträngen und verschachtelten Zeitebenen. Hat man es sich eben noch im frühen 20. Jahrhundert des Charles Ward gemütlich gemacht, katapultiert einen Lovecraft prompt ins ausgehende 18. Jahrhundert. Und so geht es immerfort. Da heißt es für den Leser: Dranbleiben, es lohnt sich!

Dass Ward nicht als böser Alchemist geboren wurde, macht Willett mehr als klar. Dass selbiges auch für Curwen zutrifft, wird zumindest impliziert. Und so erzählt „Der Fall Charles Dexter Ward“ zweimal exemplarisch, was exzessives Forschen ohne moralische und ethische Grundlage anrichten kann. Denn Ward ist nicht nur äußerlich ein Spiegelbild seines Urahnen Curwen. Auch ihre Lebensgeschichten verlaufen parallel. Zwei Mal zeigt Lovecraft, was passiert, wenn Menschen an den ältesten Geheimnissen der Welt rühren – wenn sie nämlich das, was tot sein sollte, nicht tot sein lassen. Naturgemäß passieren dann nämlich schauerliche Dinge. Und um die Welt wieder ins rechte Lot zu rücken, muss der Schöpfer vernichtet werden, mitsamt seiner Schöpfung (siehe [„Frankenstein“). 3132

Das Sitzfleisch, das man für die 5 CDs dieses Hörbuchs investieren muss, lohnt sich in jedem Fall. Allen modernen Horrorfreunden demonstriert Lovecraft hier nämlich, wie man einen Leser das Grauen lehrt ohne schnelle Szenenwechsel und übergroße Effekte. Für heutige Leser mag Lovecrafts gemächlicher Stil fast schon behäbig wirken. Und doch stellt sich der vom Autor gewünschte Effekt mit Sicherheit ein: Ein unangenehmes Kribbeln im Rücken, das signalisiert: „Mich gruselt’s.“ Und mit Lovecraft macht das Gruseln einfach ganz besonderen Spaß!

|ISBN-13: 978-3-7857-4245-7
5 CDs im Box-Set|
http://www.lpl.de
http://www.luebbe-audio.de
http://www.andymatern.de
http://www.festa-verlag.de

_Mehr von und über H. P. Lovecraft auf |Buchwurm.info|:_

[„H. P. Lovecraft – Eine Biographie“ 345
[„Der Schatten über Innsmouth“ 424 (Hörbuch)
[„Schatten über Innsmouth“ 506
[„Der Cthulhu-Mythos“]http://www.buchwurm.info/book/anzeigen.php?id_book=524 (Hörbuch)
[„Berge des Wahnsinn“ 3652 (Hörspiel)
[„Berge des Wahnsinns“ 4779 (Hörbuch)
[„Berge des Wahnsinn“ 72
[„Das Ding auf der Schwelle & Die Ratten im Gemäuer“ 589 (Hörbuch)
[„Der Fall Charles Dexter Ward“ 897
[„Der Fall Charles Dexter Ward“ 4851 (Hörspiel)
[„Der Fall Charles Dexter Ward“ 5991 (Hörbuch)
[„Die Katzen von Ulthar und andere Erzählungen“ 1368
[„Cthulhu: Geistergeschichten“ 1421
[„Der kosmische Schrecken“ 1821
[„Der Ruf des Dämon“]http://www.buchwurm.info/book/anzeigen.php?id_book=1823 (Hörbuch)
[„Der Flüsterer im Dunkeln“ 1961 (Hörbuch)
[„Vom Jenseits“ 2096
[„Der Schatten aus der Zeit“ 2358 (Hörbuch)
[„Jäger der Finsternis“ 3450 (Hörbuch)
[„Das schleichende Chaos“ 3459
[„Necronomicon“ 4521
[„Necronomicon“ 5278 (Hörbuch)

Lovecraft, H. P. – Berge des Wahnsinns (Hörbuch)

Der Geologe Willam Dyer ist 1931 Teil einer groß angelegten Expedition in die Antarktis. Mit zwei Schiffen, vier Flugzeugen, einer ganzen Horde Schlittenhunde und neuartigen Bohrern machen sich die Wissenschaftler um Dyer auf ins ewige Eis.

Zunächst geht auch alles glatt. Es werden Bohrungen in tiefe Eisschichten vorgenommen. Die Teilnehmer der Expedition stellen Erkundungsflüge an, man katalogisiert und beobachtet. Schließlich bricht Professor Lake mit einigen Mitstreitern und Hunden zu einer Expedition in westlicher Richtung auf. Bei dem Flug dorthin stößt er zunächst auf ein Gebirge gigantischen Ausmaßes – höher als alle Bergkämme der bekannten Welt. An den Felshängen meint er jedoch, seltsame Formationen auszumachen, als wäre der Stein bearbeitet worden.

Lake errichtet ein Basislager, in dem die neuartigen Bohrer zum Einsatz kommen. Bald stößt man bei den Bohrungen auf eine Höhle, in der sich vierzehn völlig unbekannte Lebensformen finden. Einige der Körper sind stark beschädigt, doch sechs sind in sehr gutem Zustand, und so kann Lake erste Untersuchungen vornehmen und seine Ergebnisse an Dyer funken. In dieser Nacht wütet ein schwerer Eissturm und am nächsten Morgen ist es den Leuten um Dyer unmöglich, Lake per Funk zu erreichen. Da die Vermutung naheliegt, dass Lakes Camp während des Sturm beschädigt wurde, organisiert man eine Rettungsmannschaft. Als die verbliebenen Expeditionsteilnehmer jedoch in Lakes Camp eintreffen, finden sie es vollkommen verwüstet vor. Sowohl die Hunde als auch die Menschen sind tot, und jeweils einer jeder Art fehlt. Es finden sich seltsame Begräbnisstätten, und die besser erhaltenen Lebensformen sind verschwunden. Die Expedition, die so vielversprechend begonnen hatte, hat sich zur Katastrophe entwickelt.

Dyer und der Student Danforth beschließen, mit einem Flugzeug die neu entdeckte Bergkette zu überfliegen, und stoßen auf der anderen Seite auf eine riesige, urzeitliche Stadt. Auch wenn ihnen das grauenvolle Schicksal von Lakes Expedition noch gegenwärtig ist, so weckt der Anblick doch ihr wissenschaftliches Interesse. Sie beschließen zu landen und die Gegend zu Fuß zu erkunden. Doch was, wenn die Stadt gar nicht so verlassen ist, wie es zunächst den Anschein hat?

H. P. Lovecrafts „Berge des Wahnsinns“ (engl. „At the Mountains of Madness“) ist mit 150 Seiten eine seiner längsten Erzählungen. Verfasst wurde sie 1931 und Lovecraft beschreibt sie als „the most serious work I have ever attempted“. Der Erzählung war zunächst jedoch kein einfaches Schicksal bestimmt. Vom damals allgegenwärtigen Magazin „Weird Tales“ wurde sie abgelehnt, wohl aufgrund der beträchtlichen Länge. Lovecraft, immer ein Pessimist, schrieb daraufhin, „it is altogether too slow for the cheap artificial market“. Erst 1936 fand „Berge des Wahnsinns“ eine Heimat bei „Astounding Stories“.

|LPL| hat nun in seiner Reihe „H. P Lovecraft – Bibliothek des Schreckens“ auch „Berge des Wahnsinns“ als Hörbuch herausgebracht. Wie auch schon in vergangenen Veröffentlichungen, nimmt sich Sprecher David Nathan der Geschichte in einer ungekürzten Fassung an. In gewohnter Manier geht seine Interpretation unter die Haut. Er füllt Dyers Bericht mit Leben (obwohl dieser sich mit seinen langen wissenschaftlichen Monologen stellenweise durchaus trocken liest), macht den Schrecken der Wissenschaftler erlebbar und geleitet den Hörer auch sicher durch die eher anspruchsvollen wissenschaftlichen Passagen, in denen von urzeitlichen Wesen und versteinerten Farnen die Rede ist.

Lovecraft hatte mit seiner selbstkritischen Einschätzung durchaus recht: „Berge des Wahnsinns“ ist langsam. Die Geschichte gibt sich den Anschein eines wissenschaftlichen Berichts. Dyer, der über die Ereignisse in der Antarktis lieber geschwiegen hätte, fühlt sich dazu verpflichtet, die Schrecken der Expedition wiederzugeben, um zu verhindern, dass neue Forscher mit neuem Gerät in diese Gefilde vordringen und so eventuell etwas auf den Plan rufen, für das die Menschheit nicht bereit ist. Dyers Worte sind also Bericht und Warnung zugleich – er will dem Leser ein Lehrstück liefern und lockt ihn immer wieder mit dem zu erwarteten Schrecken, ohne diesen über weite Strecken einzulösen. Lovecraft ist hier ein großer Verzögerer; er verlangt dem Leser viel Geduld ab und fordert ihn auf, sich währenddessen doch auszumalen, was alles passiert sein könnte. Das führt nun dazu, dass die Geschichte für den heutigen Leser, der mehr Action und schnelle Handlungselemente gewöhnt ist, reichlich behäbig daherkommt. Doch machen der unglaubliche Detailreichtum und Lovecrafts fundierte Beschreibung wissenschaftlicher Erkenntnisse vieles davon wieder wett.

Es ist augenscheinlich, dass Lovecraft viel recherchiert hat, um Dyers Aussage authentisch wirken zu lassen. Und so darf man sich als Leser mitgenommen fühlen auf eine Expedition ins Ungewisse. Man teilt die anfängliche Begeisterung, den Unglauben ob der ersten Beobachtungen, die Neugierde auf das Unbekannte. Diese Teile der Erzählung scheinen von echtem Forscherdrang durchzogen. Später konzentriert sich Lovecraft eher auf seinen Cthulhu-Mythos und macht eine breit angelegte Geschichte der Großen Alten auf, bei der man als Leser aufmerksam bleiben muss, um nicht den Überblick zu behalten.

„Berge des Wahnsinns“ ist ein groß angelegtes Panorama, bei dem es viel zu entdecken gibt. Es ist kein einfaches Stück Literatur, dafür ist es zu wenig auf den Effekt hin konzipiert und ergeht sich viel lieber in detailreichen Beschreibungen und theoretischen Erläuterungen. Trotzdem: Eine Empfehlung für alle, die schon immer wussten, dass in den unerforschten Teilen unserer Welt ungeahnte Gefahren lauern.

|Originaltitel: At the mountains of madness, 1936 (gekürzt), 1939 ungekürzt
Aus dem US-Englischen übersetzt von A. F. Fischer
346 Minuten auf 5 CDs|
http://www.lpl.de
http://www.luebbe-audio.de

H. P. Lovecraft – Jäger der Finsternis

„Jäger der Finsternis“, ein Hörbuch mit sechs Erzählungen des Horror-Großmeisters H. P. Lovecraft, ist in der ständig wachsenden Reihe „H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens“ bei LPL records erschienen. Diese mittlerweile durchaus umfangreiche Reihe ist eine wunderbare Möglichkeit, die Schrecken Lovecrafts entweder neu- oder wiederzuentdecken.

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H. P. Lovecraft: Das schleichende Chaos

lovecraft-chaos-cover-kleinDiese Sammlung präsentiert zwölf Storys des Genre-Großmeisters H. P. Lovecraft (1890-1937), die vor allem den jungen, noch sehr einer literarischen Pseudo-Klassik verhafteten Autoren zeigen, der mit den Jahren an Erfahrung und Erzählkraft gewinnt und den Schrecken zunehmend in einer – freilich kunstvoll verfremdeten – Realität ansiedelt. In neuer Übersetzung und Aufmachung bleibt Lovecraft auch im 21. Jahrhundert Pflichtlektüre für alle Freunde des Phantastischen.
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H. P. Lovecraft – Der Fall Charles Dexter Ward

lovecraft-charles-dexter-ward-cover-2006-kleinEin unvorsichtiger Privatforscher erweckt einen bösen Hexenmeister zum Leben. Der Schurke nimmt seine Stelle ein, um seinem blasphemischen Handwerk erneut nachzugehen, bis sich zwei beherzte Männer gegen das Grauen stellen … – Locker dem „Cthulhu“-Zyklus angehörend, erzählt Autor Lovecraft die bekannte aber spannende Geschichte vom Zauberlehrling, der nicht mehr los wird, was er gerufen hat. Die Geschichte enthüllt sich gekonnt pseudodokumentarisch aus alten Dokumenten, Berichten, Zeitungsartikeln etc., bis sie ihren Bogen im Finale in einem wahren Pandämonium vollendet.
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Lovecraft, H. P. – Flüsterer im Dunkeln, Der

H. P. Lovecraft (1890-1937) war zu Lebzeiten keineswegs ein erfolgreicher Schriftsteller. Mit seinen eigenen Geschichten verdiente er längst nicht genug zum Überleben, stattdessen hielt er sich mit seinem spärlichen Erbe und als Ghostwriter über Wasser. Dass er seine Erzählungen selbst nie wirklich ernst genug genommen hat, um eine Publikation mit Nachdruck zu verfolgen, mag heute, da der Name Lovecraft als Synonym für subtilen Horror steht, unglaublich erscheinen. Und doch trat Lovecrafts Werk seinen Siegeszug erst nach dessen Tod an.

In die Riege der Bewunderer reiht sich |LPL records| nahtlos ein, die sich mit liebevoll produzierten Horrorhörbüchern einen Namen gemacht haben. Wer sich gepflegt gruseln will, der ist bei |LPL| an der richtigen Adresse. In loser Folge bringt der Hörbuchverlag seit 2003 in der Reihe „H.P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens“ Erzählungen des Großmeisters als Hörbücher heraus und verursacht damit garantierten Nervenkitzel.

Der vierte Teil der Reihe – nach „Der Cthulhu-Mythos“, „Der Schatten über Innsmouth“ und „Das Ding auf der Schwelle“/“Die Ratten im Gemäuer“ – ist nun erschienen: „Der Flüsterer im Dunkeln“, eine weitere im Cthulhu-Universum angesiedelte Geschichte.

Die Handlung beginnt 1927 in Neu-England. Hochwasser lassen die Flüsse über die Ufer treten, und nach den Überschwemmungen meint die abergläubische und ungebildete Landbevölkerung der Gegend, seltsame Leichen in den Flüssen treiben zu sehen. Literaturprofessor Albert Wilmarth findet das alles reichlich faszinierend, interessiert er sich doch schon seit langem für die Legenden der Gegend. Doch als Wissenschaftler und Rationalist nimmt er die umgehenden Schauermärchen nicht für bare Münze und tut sie als bloße Fantasterei der naiven Bewohner ab.

In den Zeitungen entspinnt sich eine rege Diskussion über die seltsamen treibenden Leichen und auch Wilmarth beteiligt sich mit Verve – bis ihn ein Leserbrief von Henry Akeley erreicht, der seine Sicht der Tatsachen gründlich auf den Kopf stellt. Akeley behauptet, Beweise für eine Rasse Außerirdischer zu haben, die die Berge bewohnen und dort Mineralien fördern. So abgehoben Akeleys Erläuterungen auch zunächst klingen, Wilmarth erfährt seinen neuen Briefpartner als vernünftigen und gelehrten Mann. Es entwickelt sich ein regelmäßiger Briefwechsel und Wilmarth taucht immer tiefer ein in verbotenes Wissen und geheime Gesellschaften.

Das Zwiegespräch zwischen Wilmarth und Akeley (wir hören die Erzählung aus Wilmarths Perspektive, mit einigen eingeschobenen Briefen von Akeley) wirkt wie ein Kammerspiel – es beginnt unschuldig genug, die Handlung spitzt sich aber zunehmend zu und endet schließlich im Chaos und der überstürzten Flucht Wilmarths. Wie der Ich-Erzähler misstraut man zunächst den Erklärungen Akeleys. Sie klingen zu wirr und fantastisch, um auf der Realität zu fußen. Doch Wilmarths Interesse ist geweckt und er ist ein dankbarer Empfänger für all die Botschaften von Außerirdischen und fremden Planeten. Akeley verspricht Beweise für seine Annahmen: Fotos, Tonaufnahmen und einen seltsamen schwarzen Stein. Doch die überzeugendsten Beweise gehen auf dem Postweg verloren: Eine Verschwörung? Oder haben die Beweise nie existiert? Überhaupt sind zum Zeitpunkt, da Wilmarth die Geschichte niederschreibt, alle Briefe Akeleys vernichtet. Welche „Beweise“ bleiben also? Was erzählt uns Lovecraft in „Der Flüsterer im Dunkeln“ eigentlich? Die Geschichte von Außerirdischen, die heimlich auf der Erde umgehen? Oder doch die Fabel eines Geistesgestörten, der zwischen Realität und Fantasie nicht mehr unterscheiden kann? Lovecraft hält sich beide Optionen offen, die Entscheidung liegt also beim Hörer.

Das wahre Grauen liegt, wie meist bei Lovecraft, im Nicht-Gesagten und Halb-Verschwiegenen. Geheimlehren und verschwundene Bücher werden erwähnt, doch nie erläutert. Das Gleiche gilt für die alten Gottwesen, die immer wieder in seinen Cthulhu-Geschichten auftauchen. Subtil offenbart sich auch das Unbehagen in der Landschaft Neu-Englands. Der Städter Wilmarth fühlt sich auf der Fahrt zu seinem einsam wohnenden Freund Akeley sofort in eine andere Realität versetzt: dräuende Wälder, reißende Flüsse, düstere Landschaften. All das beeinflusst die Grundstimmung der Erzählung.

Und dann sind da natürlich noch die Sprecher. David Nathan als Wilmarth ist eine exzellente Wahl, doch der wahre Star des Hörbuchs ist Torsten Michaelis als Mr Akeley. Michaelis, als Synchronstimme von Wesley Snipes chronisch unterfordert, ist in letzter Zeit bei einigen Hörbuchproduktionen positiv aufgefallen. Besonders auf [„Necrophobia 2“ 1073 konnte er als Sprecher die ganze Bandbreite seiner Fähigkeiten zeigen – als religiös verwirrter kindlicher Massenmörder, keine einfache Rolle. Auch Mr Akeleys Gefühlswelten kann er in den wenigen Auftritten, die er hat, suggestiv gestalten und überzeugt so als nüchterner Forscher wie auch als halbverrückter Irrer.

Als besonderes Extra gibt es eine Bonus-CD, auf der Dagmar Berghoff als Muriel E. Eddy ihre Erinnerungen an Lovecraft zu Gehör bringt. Zwischen Lieblingsessen und literarischen Arbeitsweisen schafft sie es so, ein lebendiges und gar unterhaltsames Bild von dem großen Unbekannten Lovecraft zu zeigen. Als Schmankerl hat |LPL| noch den „Soundtrack des Schreckens“ beigegeben: zehn Tracks von Andy Matern, dessen beunruhigende Klangwelten seit jeher die |LPL|-Hörbücher vervollkommnen. Es handelt sich hierbei ausschließlich um Tracks von vorherigen Lovecraft-Produktionen, Fans von |Necrophobia| oder |Necroscope| werden sich wohl noch gedulden müssen. Vielleicht werden Materns gesammelte Tracks auch dort einmal zu hören sein. Sie alle als einen Soundtrack auf einer Extra-CD zu veröffentlichen, ist zumindest eine geniale Idee und wird bei Langzeitfans des Labels sicher auf viel Gegenliebe stoßen.

„Der Flüsterer im Dunkeln“ ist erneut eine gelungene Gruseltour aus dem Hause |LPL|, die den Hörer diesmal sogar noch mit einer Bonus-CD beglücken kann. Da bleiben doch keine Wünsche offen!

|Die ersten drei LPL-Veröffentlichungen dieser Reihe:|
[„Der Cthulhu-Mythos“ 524
[„Der Schatten über Innsmouth“ 424
[„Das Ding auf der Schwelle“ & „Die Ratten im Gemäuer“ 589

http://www.lpl.de