Was mit einem mäßigen Titel und einer spröden Klappentextbeschreibung daherkommt, ist in Wahrheit ein Furiosum: Der neue Roman von Andreas Brandhorst hat einiges zu bieten und beweist wieder einmal mit Trommeln und Trompeten, dass hier ein deutscher Schriftsteller am Werke ist, hinter dem sich die Kollegen aus Übersee verstecken können. Der Verlag hingegen schafft es, wie schon seit eh und je, dieses Buch in Mittelmäßigkeit anzupreisen, obwohl man ihm zugutehalten muss, dass sich bei dem verschlungenen Drama um den Protagonisten kaum ein Klappentext ohne Vorwegnahme wesentlicher Details schreiben ließe.
Dabei beginnt alles recht harmlos und unspektakulär mit dem Mord am Regenten des Enduriums, wie das vorherrschende menschliche Sternenreich genannt wird. Dieser Vorfall, der als Aufhänger der Geschichte dient, gibt Brandhorst gleichzeitig die Gelegenheit zur Einführung einiger der fremdartigen Begriffe und Daseinsformen, die das Vokabular und den zu verstehenden Hintergrund bilden. Schwarm, Mesh, Morti, Vivi, Splittermenschen, Ayunn, Changer, … die Liste ist lang, doch Brandhorst schafft es in völliger Selbstverständlichkeit, sie durch die Handlung und die Geschehnisse zu erläutern, ohne in ausschweifende Einschübe zu verfallen. So entwickelt sich von der ersten Seite an eine spannende Reise durch die fremdartige Zukunft, und ohne dass es zu actiongeladenen Einstiegsszenen kommt, hält Brandhorst den Leser bei der Stange, fast allein durch die ausgestreuten Informationshäppchen, mit denen der Protagonist Xavis Xavius natürlich und ebenso selbstverständlich hantiert und die der Leser im Laufe der Handlung gleichfalls zu seinem Vokabular hinzufügt.
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