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Michael A. Stackpole – Es war einmal ein Held

Des Ritters Liebesleid im Zauberwald

Dies ist die Geschichte einer tragischen Liebe – auch wenn das aus dem Klappentext keineswegs ersichtlich ist. Natürlich packt der Battletech-Autor auch noch jede Menge Action zwischen die Buchdeckel, aber dies ist doch das Grundlegende: Wir leiden mit dem größten Helden des Menschenvolkes, Neal Roclawski.

Der Autor

Michael A. Stackpole (* 1957 in Wausau, Wisconsin) ist ein US-amerikanischer Science-Fiction- und Fantasyautor, sowie Spiele- und Computerspieleentwickler. Als Autor bekannt wurde er durch seine Mitarbeit bei der X-Wing-Reihe, die im Star-Wars-Universum angesiedelt ist und bei der Battletech-Romanreihe.

Handlung

Vier Rassen bewohnen die Welt namens Skirren: die sich fast gänzlich absondernden Zwerge; die Elfen, die sich als Kinder der Götter in ihrer Arroganz allen anderen überlegen wähnen; die Reith, ein magisch begabtes Volk, das seine Existenz ganz dem dunklen Todesgott verschrieben hat; und das jüngste und ungestümste Volk, die Menschen.

Zwischen Menschen und Reith tobt ein gnadenloser Vernichtungskampf. Eine allen Völkern bekannte Prophezeiung behauptet, dass der Besitzer des legendären Schwertes Herzspalter ein Reich gewinnen und unbezwingbar sein würde. (Gewisse Parallelen zur Artuslegende lassen sich nicht übersehen.)

In Konkurrenz mit dem Anführer der Reith gelangt unser Held Neal in den Besitz der magischen Klinge und macht sich mit seinem besten Gefährten, dem Elfen Aarundel, auf die Socken, um die verhassten Reith zu bekämpfen. Da ist ein Zauberschwert schon praktisch.

Immer wieder aber gerät er in engen Kontakt mit den Elfen. Er erringt durch seine Integrität, seine Selbstbeherrschung und seinen Mut deren Achtung und Unterstützung, so dass die Elfen in der letzten Völkerschlacht gegen die Reith Partei ergreifen.

Eine wichtige Rolle in der Entwicklung dieser Beziehung spielt Neals Liebe zu einer Elfin. Nicht genug damit, dass jegliche körperliche Berührung zwischen den beiden seinen sofortigen Tod und die Verbannung seiner Liebsten aus dem Reich der Elfen nach sich ziehen würde. Nein, das Elfenweib ist auch noch mit einem der Anführer der Waldbewohner verheiratet. Das kann ja nicht gut gehen.

Die Schlacht gegen die Reith hat ihren Höhepunkt erreicht, da tötet der Magierfürst der Reith im direkten Duell unseren Helden. Mit allen Ehren wird er im Elfenreich beigesetzt.

Doch der Tod ist nicht das Ende, wie wir aus der Artuslegende wissen. Fünfhundert Jahre später wird Neal mit Hilfe von Elfenzauber wiedererweckt, um erneut ins Geschick der oft allzu machtgierigen Menschen einzugreifen. Die Elfin Gena ist die Enkelin von Neals Freund Aarundel und soll Graf Berengar, einem Fürsten der Menschen, aus einem politischen Schlamassel helfen …

Mein Eindruck

Immer wechselt die Erzählperspektive zwischen diesen beiden Handlungs- und Zeitebenen, die 500 Jahre auseinanderliegen, hin und her. Der Autor, der bislang vor allem durch seine Battletech– und Shadowrun-Romane bekannt wurde, zeichnet die Passagen, die sich um die geliebte Elfin drehen, recht realistisch.

Doch unerfüllte Sehnsucht führt leicht zu Melancholie. Man leidet unwillkürlich mit dem Helden; sein Schmerz, den wohl jeder einmal angesichts verschmähter oder unerhörter Liebe verspürt hat, berührt uns tief. Dagegen lassen einen die die actionbetonten Teile des Romans, die Schlachten und Zweikämpfe, weitgehend kalt. Hier bietet der Autor allenfalls Durchschnittsqualität.

Insgesamt also ein elegisch-romantischer Ritterroman in einer exotischen Welt, der jedoch jeden Artus-Fan zufrieden stellen dürfte.

Originaltitel: Once a hero, 1994
Aus dem US-Englischen übertragen von Mina H. L. Buts

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[NEWS] Ellen Alpsten – Die Zarin

Sankt Petersburg, 1725. Es ist eine stürmische Nacht, in der Peter I. stirbt. Für seine Frau Katharina I. steht alles auf dem Spiel: Wird sie durch die korrupte Hand ihrer Gegner ihr Leben verlieren oder zur ersten Zarin in der Geschichte Russlands erklärt? Sie hält Totenwache und reist in Gedanken zurück. Zu den zwölf Kindern, die sie Peter schenkte, und von denen die meisten starben. Zur Ehe mit dem Zaren, den sie geliebt und verachtet, gefürchtet und umworben hat. Zu dieser Stadt, Sankt Petersburg, Peters Stadt, die sie zusammen gebaut haben. Und in die Zeit, als sie noch Marta hieß und die uneheliche Tochter eines Leibeigenen war – bevor ihr unaufhaltsamer Aufstieg an die Spitze der russischen Gesellschaft begann.
(Verlagsinfo)


Broschiert: 736 Seiten
Heyne

Koontz, Dean R. – Wächter, Der

_Metaphysisch: Willkommen in der Truman-Show!_

Mysteriöse Drohsendungen erreichen die Luxusvilla eines Hollywood-Stars: Schnecken, Käfer, ein Apfel mit einem Puppenauge im Innern. Unter Hochdruck versucht Sicherheitschef Ethan Truman, die Bedeutung der Nachrichten zu zu entschlüsseln. Schon bei seinen ersten Ermittlungen gerät er in eine albtraumhafte Situation, die ihn fast das Leben kostet. Dadurch entgeht ihm, dass Fric, der zehnjährige Sohn des Schauspielers, schreckliche Anrufe bekommt – anonyme Warnungen, die ihm einen grausamen Tod ankündigen … (Verlagsinfo, die leider nicht ganz zutreffend ist)

_Der Autor_

Dean Koontz wurde 1945 in Pennsylvania geboren, musste in seiner Jugend hungern, schrieb Schundromane für einen Hungerlohn, lernte seine Frau Gerda kennen und konnte schließlich mit ihr nach Kalifornien ziehen, wo das Ehepaar seither stets mit einem Golden Retriever zusammenlebt. Es gibt kein einziges Koontz-Buch der letzten Jahre – etwa seit „Geschöpfe der Nacht“ –, in dem nicht mindestens ein Loblied auf diese Hunderasse angestimmt wird.

Die zahlreichen Thriller und Horror-Romane des schärfsten Konkurrenten von Stephen King, welcher ja jetzt im Ruhestand ist, wurden sämtlich zu Bestsellern und in über 30 Sprachen übersetzt. Weltweit hat Koontz laut Verlag über 250 Mio. Exemplare verkauft. Leider wurden bislang nur wenige von Koontz’ Büchern verfilmt. Die beste Verfilmung ist meiner Meinung nach „Intensity“, aber der Film strapaziert die Nerven derart, dass er höchst selten gezeigt wird.

_Handlung_

Der Palazzo Rospo ist das luxuriöse Domizil des Hollywood-Superstars Channing Manheim. Der hat die Villa aber nicht erbaut und auch nicht so genannt: Palazzo Rospo, so lautet einer der vielen Insiderwitze des Romans, heißt übersetzt nichts anderes „Krötinhall“, Domizil von Herrn Kröterich in „Der Wind in den Weiden“. Kleiner Scherz am Rande – aber Aelfric, der zehnjährige Sohn von Mahnheim, kennt solche Insiderwitze.

|Die Zielperson|

Er ist ein aufgewecktes Kerlchen, nur leider sehr von seinen Eltern vernachlässigt. Fric, wie er von allen genannt wird, nennt zwar eine riesige Eisenbahnanlage und einen eigenen Villentrakt sein Eigen, aber seine Eltern bekommt er nur wenige Male im Jahr zu sehen. Deshalb freut er sich ja auch so auf das bevorstehende Weihnachtsfest. Sein „Schattenpapa“ will pünktlich da sein, aber ob seine Quasi-Mama erscheint, bezweifelt Fric stark: Freddie Nielander, das Superdupermodel, hat nur ihre Karriere im Sinn.

Am Tag vor Weihnachten erhält Fric den ersten anonymen Anruf. Auf seiner Privatleitung. Der Anrufer nennt seinen Namen nicht, warnt den Jungen aber, dass er ihn überall finden werde – auch in jenem Panikraum, wo diese seltsamen Haken von der Decke hängen und Fric sich gerne versteckt. Auch im Weinkeller werde er ihn finden, selbst hinter der dortigen Geheimtür. Einfach überall. Fric spürt, wie ihn ein Asthmaanfall zu überkommen droht …

|Der Sicherheitschef|

Von dieser Entwicklung ahnt Sicherheitschef Ethan Truman – ein Name wie das Inbild von Zuverlässigkeit – am Morgen dieses entscheidenden Tages noch nichts. Aber er weiß, dass er den Absender der rätselhaften Drohsendungen erwischen wird. Dieser Rolf Reynerd war nämlich bei der letzten Botschaft ebenso blöd wie dreist vorgegangen. Als er die neueste schwarze Schachtel über riesige Gittertor warf, hatten ihn die Überwachungskameras ebenso erfasst wie das Nummernschild seines Wagens. In der Schachtel befand sich ein Apfel, in den ein Puppenauge eingefügt ist. Sehr witzig.

Reynerd, so ergibt die Recherche, ist ein kleiner Schauspieler. Truman fährt zu seinem Haus und hat ein sehr seltsames Erlebnis. Ohne Übergang stellt er sich realistisch vor, in Reynerds Wohnung zu gehen, den völlig zugedröhnten Schauspieler auszufragen und schließlich von diesem eiskalt erschossen zu werden. Da findet er sich plötzlich wieder im Sitz seines Wagens wieder. Aber woher kommt dann das frische Blut unter seinen Fingernägeln?

Wenig später erhält Truman die Nachricht, dass sein Jugendfreund Duncan, genannt Dunny, der in die Mafiaszene abgerutscht war, tot im Leichenschauhaus liege und ob er, Truman, ihn wohl identifizieren könne? Klar kann er, auch wenn Dunny einst die gleiche Frau, Hannah, begehrt hatte, die dann ihn, Truman, geheiratet hatte. Dunny war lange Zeit im Koma gelegen. Als Truman die Leiche sehen will, ist diese unauffindbar. Soso, die Leichen spazieren in diesem Hospital zur Tür hinaus. Nehmen wohl gar eine Dusche? Ganz genau, Mr. Truman! Und in Dunnys Luxusappartement fehlt natürlich das Foto von Hannah. Auf Hannahs Grab liegt ein frischer Strauß roter Rosen.

|Das FBI und der Anarchist|

Truman wird der Fall zu schräg. Er bittet seinen alten Kumpel Yancy Hazard vom FBI, nach Reynerd zu sehen. Hazard hat keine Mühe, sich einen guten Grund für seinen Besuch dort einfallen zu lassen. Als Reynerd ihm die Tür öffnet, ist er tatsächlich bis zum Stehkragen mit der Modedroge Methamühetamin zugedröhnt. Hazard ist – mit Recht – auf der Hut, doch da passiert etwas Unvorhergesehenes: Ein Besucher klingelt, Reynerd macht die Tür auf – und wird eiskalt abgeknallt! Offenbar will jemand um jeden Preis verhindern, dass Reynerds Hintermänner auffliegen.

Ist einer dieser Hintermänner vielleicht Corky Laputa, der Anarchist? Corky, eigentlich ein Literaturprofessor, tritt in seinem gelben Regenmantel wie ein anarchistisches Rumpelstilzchen auf, als er in der Innenstadt seine Verwirrung, Neid und Missgunst stiftenden „Geschenke“ verteilt. Corky hat jedenfalls genaue Lagepläne von Channing Manheims Villa vorliegen und weiß, wie und wann man am besten hineingelangen könnte. Um was zu tun?

|Der Spiegelmann|

Als Truman abends wieder in sein Büro zurückkehrt, begegnet er Fric. Der erzählt ihm von den anonymen Anrufen, die er erhalten hat. Truman wird misstrauisch, doch er glaubt nicht, dass Fric ihm eine Lüge auftischt. Seltsam ist nur, dass seine Anlage für die Telefonüberwachung keine derartigen Anrufe aufgezeichnet hat. Dafür merkt er jetzt, wie Anrufe auf Leitung 24 eingehen. Dieser Anschluss ist für Anrufe aus dem „Reich der Toten“ reserviert. Trumans Arbeitgeber ist ein eifriger Anhänger des Okkulten.

Unterdessen merkt Fric, der einsame Junge, dass es ihm nichts nützt, die besten Verstecke im ganzen Palazzo Rospo zu kennen. Ein geisterhafter Mann tritt aus einem der zahlreichen Wandspiegel und verfolgt ihn hartnäckig. Wenn er ihn erwischt, wird es sein Vater sein, der ein einsames Weihnachtsfest verbringen wird …

_Mein Eindruck_

Jeden Moment erwartet der Leser also, dass ein Schachtelteufelchen oder sogar ein |deus ex machina| sich als Bösewicht, Retter in der Not oder finsterer Strippenzieher entpuppt. Allerdings und Gottseidank passiert im Palazzo Rospo nichts dergleichen. Allenfalls könnte man die Anrufe auf Leitung Nummer 24, um die sich Truman noch kümmern wird, so nennen. Leider viel zu spät, um noch einen Unterschied zu machen.

Der Autor vermeidet es also relativ erfolgreich, in die Fallen der Klischees für den Plot zu tappen und organisiert das spannende Finale, auf das natürlich alles oben Gesagte hinausläuft, aus dem vorhandenen Personal. Alles, was er noch tun muss, besteht darin, dieses Personal ganz genau zu charakterisieren, damit jede einzelne Figur halbwegs glaubwürdig erscheint und wir an ihrem Schicksal beziehungsweise an ihren Interessen Teilnahme empfinden. Natürlich gilt es auch dabei, etliche Klischeeklippen zu umschiffen. Koontz ist schon einmal übers Ziel hinausgeschossen: In [„Der Geblendete“ 1629 erschuf er Karikaturen statt Menschen und machte so seinen Plot zu einem Panoptikum der Spektakel, deren Ende nicht die Bohne interessierte: Es war einfach zu beliebig.

Aber auch diesmal erlaubt sich Koontz gewisse Extravaganzen, was die Glaubwürdigkeit anbelangt. Doch der langjährige Koontz-Fan erwartet nicht, dass aus Koontz über Nacht ein puristischer Thrillerautor wie Michael Connelly wird: eine Prise Mystery à la „Akte X“, vielleicht sogar Fantasy (Trumans Zeitverschiebung), auf jeden Fall aber Metaphysik darf’s gerne sein. Wenigstens gelingt es dem Autor, bei all diesen Zutaten auf eine eigenständige Weise vorzugehen und nicht bei der Konkurrenz abzukupfern wie so mancher Schriftstellerkollege (z.B. Jeff Long).

|Universum in der Nussschale|

Der „Krötenpalast“ ist ein kleines Universum für sich, vielleicht sogar ein Zerrbild der Welt um uns herum. Daddy ist immer bei der Arbeit (und hat sehr viel Ähnlichkeit mit Tom Cruise) und Mommy ist viel zu egoistisch (und geschieden), um nach ihrem kleinen Sohn zu sehen. Fric ist eine virtuelle Waise und somit relativ schutzlos. Das kommt Corky Laputa und seinen Auftraggebern gerade recht. Der Palazzo mag noch so gut bewacht und gesichert sein, Corky, der „Sohn des Chaos“, wird dennoch einen Weg hineinfinden.

Der einzige taugliche Wächter scheint Ethan Truman zu sein, und in der Tat entwickelt er für Fric, den jungen intelligenten Prinzen im Palast, eine fast schön väterliche Zuneigung. Er ist der Einzige, der seinerseits von Fric respektiert wird, und kann so zum Ersatzvater werden. Allerdings gibt es einen Haken: Fric vertraut dem Angestellten (noch) nicht an, was ihm an bizarren Dingen zugestoßen ist und welchen Bedrohungen er ausgesetzt ist. Vielleicht muss Truman erst selbst lernen, dass es „mehr Dinge zwischen Himmel und Erde gibt, als unsere Schulweisheit sich träumen lässt“ (Hamlet).

Truman erlebt deshalb seinen eigenen Tod nicht nur einmal (bei Rolf Reynerd), sondern sogar zweimal (außerhalb des Friedhofs, wo Hannah begraben liegt). Er ist ein Mann, der sehr viel Bekanntschaft mit dem Tod gemacht hat. Vielleicht zu viel, um sich um reiche Leute wie die Manheims zu kümmern? Nein, noch besteht Hoffnung für ihn. Und somit auch für Fric, der auf Truman angewiesen ist.

Zuerst dachte ich, Truman verfüge über die besondere Fähigkeit der temporalen Teleportation, so wie der junge Held in „Der Geblendete“. Als könne Truman sich selbst in der Zeit so bewegen, dass er seinen Tod voraussehen kann. Wie sich zeigt, ist jedoch etwas oder jemand anderes dafür verantwortlich, Trumans Tod zu verhindern. Wer oder was das ist, soll hier nicht verraten werden. Nur eins ist sicher: Truman darf nicht sterben.

|Kampf zwischen Himmel und Hölle|

Wie in fast allen seinen Romanen seit „Dunkle Flüsse des Herzens“, in dem Koontz der Durchbruch auf eine höhere Qualitätsstufe gelang, findet in der Handlung ein exemplarisches Ringen um die Seele und das Glück eines oder zweier Menschen statt. Truman und sein Kumpel Yancy Hazard kämpfen um die Unversehrtheit von Fric und bemühen sich um die Verfolgung und Bekämpfung desjenigen, der es auf Fric abgesehen hat: Corky, der Sohn des Chaos.

Das Chaos kann bekanntlich sehr vielfältige Gestalt annehmen, und das tut Corky auch: Er nimmt zahlreiche Verkleidungen an, beispielsweise als Agent der National Security Agency (NSA). Wie seine Pendants in „Der Geblendete“ und [„Stimmen der Angst“ 1639 ist Corky ein arrogantes Arschloch mit einem total verdrehten Hirn. Aber der Autor gewährt uns einen ungehinderten Einblick in das Innenleben dieses Ungeheuers und tut sein Bestes, um ihn uns sympathisch zu machen. Das kann lange versuchen, wir verabscheuen Corky trotzdem, solange wir noch das Herz auf dem rechten Fleck haben. Aber genau das bezweckt der Autor: Seine Darstellung des Bösen zwingt uns, einen Standpunkt einzunehmen und Farbe zu bekennen. Stehen wir auf Corkys Seite, dann können wir uns nicht für Fric erwärmen – und umgekehrt.

|Der Engel, dein Freund und Helfer|

Was dieses Ringen zwischen den Vertretern des Guten und des Bösen auf eine metaphysische Ebene hebt, ist der Auftritt eines Schutzengels. Nun ja, zumindest gibt sich dieses Wesen – seine Identität sei nicht verraten – gegenüber einem Kind wie Fric erst einmal als „Schutzengel“ aus. Das Wesen, das einmal ein Mensch war, existiert in einem Zwischenreich zwischen Lebendig- und Tot-Sein, aber auch zwischen Gut und Böse. In diesem Limbus kann es sich gedankenschnell bewegen, um an Ort und Stelle zu sein, wenn es gebraucht wird. Allerdings sind der Art und Weise seines Eingreifens durch seinen Vorgesetzten „Mr. Typhon“ strenge Grenzen vorgegeben. Daher muss der „Schutzengel“ eher psychologische statt physische Mittel einsetzen, um seine Schützlinge dahin zu führen, wo er sie haben will. An diesem Punkt wird es relativ interessant, wie er das anstellt. Es gelingt ihm nicht immer. Auch Engel müssen sich ihre Flügel erst verdienen.

Es gibt noch einen zweiten Engel, wie Truman herausfindet. Leider hat dieser Engel erhebliche Schwierigkeiten, sich verständlich zu machen. Selbst die Leitung Nr. 24 hilft ihm nicht, denn das Zimmer, wo seine dringenden Anrufe – immerhin 56 in zwei Tagen! – aufgezeichnet werden, ist für Truman tabu. Der Guru von Manheim, ein gewisser Ming du Lac (noch so ein krasser Name), hat das Zimmer für die Geister der Toten reserviert. Als Truman trotz des Verbots dort eindringt, hat er ein bizarres Erlebnis. Aber auch eine Erleuchtung: Endlich findet er heraus, worin die Botschaft der sechs Drohsendungen besteht. (Gut zu wissen, das bei Koontz alle Rätsel eine Lösung finden, nicht wahr? Es gibt keine losen Enden bei diesem Autor.)

|Engels Höllenfahrt?|

Nach vollbrachtem Werk besteigt Engel Nummer 1 einen Fahrstuhl. Zunächst ist er sich keineswegs sicher, wohin dieser Fahrstuhl fährt. Aber auf dem Weg nach unten passiert die Liftkabine viel zu viele Stockwerke, um noch in einer irdischen Dimension landen zu können. Als der Lift anhält, ist Engel Nummer 1 auf das Schlimmste gefasst. Gibt es eine Chance für ihn? Schließlich hat er sich redlich auf Erden bemüht, und wie wir von Goethes Faust wissen, wird der erlöst, „der immer strebend sich bemüht“. Und tatsächlich, das Wunder geschieht, denn auch jetzt gilt, was Goethe in den letzten Versen von „Faust II“ schreibt: „Das Ewig-Weibliche zieht uns hinan.“ Dann endlich erhält der Originaltitel „The Face“ eine tiefere Bedeutung.

Es sind solche Extravaganzen, wo der gewöhnliche Thrillerfreund geistig aus der Kurve fliegt und Konntz den Laufpass (wenn nicht Schlimmeres) gibt. Es sind diese Stellen, die den Koontz-Freund bei der Stange halten, so dass er seinem Lieblingsautor treu bleibt. Das ist schon seit dem fabelhaften „Intensity“ so, und das wird noch eine ganze Weile so bleiben.

Denn Koontz ist ein äußerst produktiver Autor, der mittlerweile schon sechs Romane veröffentlicht hat, die bei uns noch nicht einmal angekündigt worden sind. Dazu gehören „The Taking“, „Odd Thomas“, „Son of Frankenstein I + II“, „Life Expectancy“ und zuletzt „Velocity“. Hoffentlich hab ich keinen vergessen.

|Die Übersetzung|

… durch Bernhard Kleinschmidt erschien mir nicht nur als makellose Übertragung ins Deutsche, sondern auch als hundertprozentig fehlerfrei (ein wichtiger Grund für mich, nur noch gebundene Bücher lesen zu wollen). Das dachte ich zumindest, bis ich auf Seite 679 auf einen klaren stilistischen, wenn nicht sogar semantischen Fehler stieß. Kugeln, die an einem Menschen vorbeifliegen, „verpassen“ ihn nicht, wie Kleinschmidt formuliert, sie verfehlen ihn. Ich kann einen Bus verpassen, aber keine Kugel. Ich werde nämlich niemals so schnell sein können wie eine abgeschossene Kugel. Merke: Nobody’s perfect.

_Unterm Strich_

„Der Wächter“ hat mich wieder einmal von den erzählerischen Qualitäten des Autors Koontz überzeugt. „Der Geblendete“ war ein klarer Schuss in den Ofen und hatte mich umso mehr enttäuscht, als „Stimmen der Angst“ davor ein Glanzpunkt im Werk von Koontz gewesen war. „Der Wächter“ wird nichtsdestotrotz alle puristischen Thrillerfreund enttäuschen, weil es sich dieser Autor nicht nehmen lässt, seine Geschichte mit metaphysischen Erkenntnissen und Phänomenen zu kombinieren, die den einen oder anderen Leser garantiert vor den Kopf stoßen werden.

Die Lektüre von Goethes „Faust“ und vor allem von „Faust II“ kann erheblich dazu beitragen, ein paar Dinge auf dieser metaphysischen Bedeutungsebene klarzustellen. So zum Beispiel die Sache mit dem Pakt und dass man sich hienieden auch dann noch bewähren muss, wenn man schon glaubt, tot zu sein. Die Welt – und das ist nicht nur die physische „Erde“ – ist für Koontz ein Schlachtfeld, und jeder Einzelne von uns spielt darauf eine Rolle, und sei es nur durch einfache An- oder Abwesenheit. (Eines Tages wird es kluge Studenten geben, die über die „Metaphysik im Werk des Horrorschriftstellers Dean Koontz in den Jahren von 1976 bis 2006“ eine Seminararbeit, eine Abschlussarbeit oder eine Dissertation schreiben werden. Diesen Kelch lasse ich an mir vorübergehen.)

Wer also nichts gegen ein paar schräge Beschreibungen und seltsame Phänomene in dieser Geschichte einzuwenden hat, wird mit einer annehmbar spannenden Story belohnt werden. Leider gibt es noch keine preisgünstige Taschenbuchausgabe, aber auch diese ist nur eine Frage der Zeit.

|Originaltitel: The Face, 2003
720 Seiten
Aus dem US-Englischen von Bernhard Kleinschmidt|

[NEWS] John Niven – Die F*ck-it-Liste

Amerika in der nahen Zukunft. Nachdem Donald Trump zwei Amtszeiten durchregiert hat, ist jetzt seine Tochter Ivanka an der Macht. Das Land ist tief gespalten, die Jahre populistischer Politik haben ihre Spuren hinterlassen. Derweil erhält Frank Brill, ein anständiger Zeitungsredakteur in einer Kleinstadt, der gerade in den Ruhestand getreten ist, eine folgenschwere Diagnose: Krebs im Endstadium. Anstatt sich all die Dinge vorzunehmen, die er schon immer machen wollte, erstellt er eine sogenannte F*ck-it-Liste. In seinem Leben musste er wiederholt Tiefschläge erleiden, nun beschließt er sich an den Menschen zu rächen, die für diese Tragödien verantwortlich zeichneten.
(Verlagsinfo)

Gebundene Ausgabe: 320 Seiten
Heyne

 

[NEWS] Khalil O. , Christine Kensche – Auf der Straße gilt unser Gesetz: Arabische Clans – Ein Insider erzählt seine Geschichte

Spektakuläre Raubüberfälle, Morddrohungen, Schießereien, Schutzgelderpressung, Drogenkriminalität: Mit Khalil O. erklärt erstmals ein Insider, was wirklich hinter den Schlagzeilen über arabische Clans steckt. Khalil stammt aus einem polizeibekannten Clan in Berlin und öffnet eine Tür in eine verschlossene Welt, die nach ganz eigenen Gesetzen funktioniert. Er erzählt von Gewalt, arrangierten Ehen und Blutrache, von Familiengeschäften wie Drogenschmuggel und Raubzügen. Gleichzeitig bricht er den Mafia-Mythos vom Paten, der alle regiert, indem er die Strukturen erklärt, in denen die Clans funktionieren: Es geht um die Familie, und zwar die echte. Ein SEK-Einsatz mitten in der Nacht in seiner Wohnung bringt Khalil schließlich zum Umdenken. Heute arbeitet er als Sozialarbeiter und betreut jugendliche Intensivtäter. Khalil gibt dieser Parallelgesellschaft eine Stimme, und er plädiert für ein hartes Durchgreifen seitens des deutschen Staats – andernfalls werde sich nichts ändern. (Verlagsinfo)


Gebundene Ausgabe: 304 Seiten
Heyne

[NEWS] David Baldacci – Ausgezählt (Atlee Pine 1)

Als Atlee Pine sechs Jahre alt ist, dringt ein Mann in ihr Kinderzimmer ein und entführt ihre eineiige Zwillingsschwester Mercy. Mercy taucht nie wieder auf, Atlee bleibt traumatisiert zurück. Knapp dreißig Jahre später ist sie zur einzelgängerischen FBI-Agentin geworden, die sich ein möglichst einsames Büro nahe des Grand Canyon gewählt hat. Eines Tages wird am Boden der Schlucht ein grausam aufgeschlitztes Maultier gefunden. Ein scheinbar harmloser Provinzfall. Doch dann stößt Atlee auf Spuren einer mörderischen Verschwörung, die bis in die obersten politischen Kreise reicht. Kann sie höchste Gefahr für Amerika und die Welt abwenden – und zugleich dem Entführer ihrer Schwester näher kommen? (Verlagsinfo)

 

Heyne

[NEWS] Simon Scarrow – Feuer und Schwert – Die Napoleon-Saga 1804 – 1809

1804. Napoleon Bonaparte, Kaiser der Franzosen, trachtet danach, Europa zu unterwerfen. Nach der Niederlage in der Schlacht von Trafalgar erringt er bei Austerlitz einen glorreichen Sieg gegen die Russen und Österreicher. Er zwingt den spanischen König zur Abdankung und verhilft seinem Bruder auf den Thron. Doch ein erbitterter Feind steht ihm weiterhin im Weg. Arthur Wellesley führt die Britischen Truppen auf dem Kontinent an. Er befreit Portugal aus der französischen Herrschaft und führt das Heer in Spanien von Sieg zu Sieg. Bei jenen, die sich der napoleonischen Herrschaft nur widerwillig unterworfen haben, keimt die Hoffnung, dass der Vormarsch der Franzosen gestoppt werden kann: Freiheit liegt in der Luft … (Verlagsinfo)


Taschenbuch: 816 Seiten
Heyne

Bradley, Marion Zimmer / Waters, Elisabeth – Erbin von Ruwenda, Die

_Auch Zaubern will gelernt sein_

Dieser farbige Fantasyroman schließt den fünfbändigen Ruwenda-Zyklus befriedigend ab. Es wieder ein Märchen für Erwachsene, vor allem für weibliche: voller Liebe und Magie, in einer exotischen Welt.

Im amerikanischen Original hieß der Zyklus „Trillium“ und wurde zunächst von drei bekannten Autorinnen verfasst: MZB herself, dann noch Julian May, der Verfasserin der erstklassigen Pliozän-Saga, und schließlich Altmeisterin André Norton, die den anderen wahrscheinlich zeigen konnte, was eine Harke ist. Initiiert wurde der ganze Zyklus inklusive Kooperation vom deutschen (!) Literaturagenten Uwe Luserke.

Auch diesen Band hat MZB wieder mit einer nicht im Titel genannten Koautorin verfasst, der sie jedoch im Buch dankt: Elisabeth Waters.

_Handlung_

Das Reich der Drillingslilie – daher ‚Trillium‘ – droht unterzugehen. Die Seherin Haramis, die das Erbe der Zauberin von Ruwenda angetreten hat und nun bereits zwei Jahrhunderte über das Schicksal des Landes wacht, fühlt, dass ihre Zeit zu sterben naht. Ihre beiden Schwestern Kadiya und Anigel weilen bereits längere Zeit nicht mehr unter den Lebenden. Einsam hockt sie im Turm, der einst ihrem Erzrivalen Orogastus gehörte.

Mit Hilfe ihrer seherischen Gabe, dem Zweiten Gesicht, sucht sie nach einer Nachfolgerin für ihr Amt. Diese will sie in die Aufgaben der Erzzauberin von Ruwenda einführen. Schließlich wählt sie die widerspenstige Prinzessin Mikayla aus, doch diese hält nichts vom Zölibat einer Zauberin, sondern entscheidet sich für ihren Jugendfreund, den Königssohn Fiolon. Wer könnte es ihr verdenken?

Doch Haramis holt die beiden Turteltäubchen zu sich in den Weißen Turm. Dort beginnt sie, Mikayla in die Grundregeln der Magie einzuführen. Mikayla kommt sich vor wie Harry Potter und scheint sich nach außen hin in ihr Schicksal zu fügen, das eine Art Eremiten- und Mönchsdasein erfordert. Doch nachdem man Fiolon wieder in die Zitadelle von Ruwenda zurückgeschickt hat, findet sie einen Weg, ihn wiederzutreffen. Aber Fiolon entwickelt ohne Wissen der Zauberin ebenfalls große magische Fähigkeiten.

Haramis versucht vergeblich, die Verbindung der Liebenden zu zerbrechen, vielmehr erleidet sie einen Schlaganfall. Mikayla nutzt die Gelgeneheit, um den nunmehr ungeschützten Turm näher in Augenschein zu nehmen. Dabei ist ihr Uzun eine gute Hilfe, der frühere Begleiterin der Erzzauberin, der von dieser in eine schnöde Harfe verwandelt worden war. Mikayla sucht einen neuen Körper für ihn, doch dies führt zu neuen Abenteuern, die aber belohnt werden. (Ich will hier nicht verraten, welche neue Gestalt Uzun nun bekommt.)

Haramis ist mittlerweile kurz davor, den Löffel abzugeben. Als Folge ihrer schwindenden Zaubermacht kommt es zu etlichen Naturkatastrophen wie etwa Erdbeben. Doch Mikayla und Fiolon doktern lieber an den Symptomen herum, indem sie die Schäden beseitigen, statt sich um die Ursache zu kümmern: Mikayla sollte Haramis‘ Stelle einnehmen. Ist sie bereit, den Preis zu bezahlen? Oder gibt es eine Chance, dass beide ein gemeinsames Leben führen?

_Mein Eindruck_

Dies ist klassische Fantasy: Durch dick und dünn muss die Hauptfigur Mikayla erst gehen, bevor sie die Entscheidung zwischen Pflicht (Zauberin zu werden) und Neigung (Fiolon zu heiraten) treffen kann. Doch vielleicht kann sie den Kuchen essen und ihn zugleich behalten? Dann könnte sie an Fiolons Seite Zauberin werden und die Welt retten.

Wie man sieht, werden auch in diesem Roman die schönsten Mädchenträume wahr und am Schluss wird (doch, sicher, ganz bestimmt) alles gut. Leider ist dies vom literarischen Standpunkt nicht weiter von Bedeutung. Und wer solche Geschichten mag, wird auch hier das finden, was er oder vielmehr sie erwartet: Unterhaltung im schönsten Sinne des Wortes.

|Originaltitel: Lady of the Trillium, 1995
Aus dem US-Englischen übertragen von Marion Balkenhol|

John Marrs – The Passengers. Du entscheidest über Leben und Tod. SF-Roman

Gekapert und gekidnapped

Acht Menschen werden in ihren selbstfahrenden Autos entführt und auf einen tödlichen Kollisionskurs geschickt. Wenn es den Behörden nicht gelingt, die Fahrzeuge anzuhalten, wird eines nach dem anderen explodieren. Doch damit nicht genug: Der Täter streamt die Höllenfahrt seiner Passagiere live im Internet und fordert die Zuschauer auf, abzustimmen: Wer hat es verdient zu überleben? Und wer muss sterben?
John Marrs – The Passengers. Du entscheidest über Leben und Tod. SF-Roman weiterlesen

[NEWS] Michelle Adams – Mein Wunsch für dich

Den ganzen Tag zusammen im Bett verbringen. Champagner zum Frühstück trinken. Gemeinsam eine Familie gründen. Jedes Jahr am 7. September liegt vor Elizabeths Tür ein blauer Krokus und eine Karte mit einem Wunsch. Ihre große Liebe Tom platziert sie dort – seit neunundvierzig Jahren. Es sind Wünsche, die sich die beiden nie erfüllen konnten, seit das Leben sie vor einem halben Jahrhundert auseinandergerissen hat. Doch sie haben nie aufgehört, sich zu lieben. Als Elizabeth ausgerechnet am fünfzigsten Jahrestag ihrer Liebe keine Blume und keinen Wunsch vorfindet, beschließt sie, sich auf die Suche nach Tom zu begeben. Sie muss herausfinden, warum Tom vor fünfzig Jahren aus ihrem Leben verschwunden ist. Denn auch wenn ihr nicht mehr viel Zeit bliebt: Für die große Liebe ist es nie zu spät. (Verlagsinfo)


Taschenbuch: 384 Seiten
Heyne

[NEWS] Alexander Kühne – Kummer im Westen (Düstbusche 1 + 2, Band 2)

Berlin 1989. Die Mauer ist gefallen. Im Osten war Anton ein Szeneheld, der dort mit seinem eigenen Club den Traum von Freiheit lebte. Nun geht er nach der Grenzöffnung mit großen Hoffnungen nach Westberlin. Doch er wird bitter enttäuscht, denn dort wartet niemand auf ihn. So führt ihn sein Weg zurück in die dahinsiechende DDR, zurück nach Düsterbusch. Kann er noch einmal die Szene mobilisieren? (Verlagsinfo)


Broschiert: 352 Seiten
Heyne

[NEWS] Richard Morgan – Dunkelheit (Zeitalter der Helden 3)

Adelsspross und Schwertkämpfer Ringil Eskiath ist weit gereist – auf der verzweifelten Suche nach dem unsterblichen Zauberer, der von den mächtigen Feinden des Imperiums großgezogen wurde. Und er ist auf sich allein gestellt, denn seine Gefährten wurden von ihm getrennt. Während Ringil versucht, eine tödliche Magie zu erlernen, damit er es mit seinem Gegner aufnehmen kann, sind seine beiden Gefährten einem Geheimnis auf der Spur, das das ganze Kaiserreich in Blut und Asche zu stürzen droht …
(Verlagsinfo)


Broschiert: 700 Seiten
Heyne

Mary L. Trump – Zu viel und nie genug

Worum gehts?

Donald Trump ist das Produkt der lieblosen, pathologischen Erziehung seines Vaters Fred. Donald lebt das Märchen, das sein Vater ihm bereits in Kindertagen vorgelebt hat, fort. An erster Stelle dieser Erziehung stand immerzu der Überzeugung zu sein, man sei schlau, besonders und außergewöhnlich. Während Empathie, Reue und Nachgiebigkeit ein Zeichen von Schwäche sind.

Mary L. Trump – Zu viel und nie genug weiterlesen

Stephen King – Die Arena. Under the Dome

King auf Speed: Armageddon im Dampfkochtopf

An einem gewöhnlichen Herbsttag wird die Stadt Chester’s Hill in Maine auf unerklärliche Weise durch ein unsichtbares Kraftfeld vom Rest der Welt abgeriegelt. Klingt nach den Simpsons und Marlen Haushofer, ist aber echt: Flugzeuge zerschellen daran, einem Gärtner wird beim Herabsausen der Kuppel die Hand abgehauen, Familien werden auseinandergerissen, Autos explodieren beim Aufprall.

All dies ist nicht sonderlich lustig, doch alle rätseln, was diese Wand ist, woher sie kommt und ob sie bald wieder verschwindet. Ein Entrinnen ist unmöglich, deshalb gehen bald die Vorräte zur Neige. Der bestialische Kampf ums Überleben in dieser unerwünschten Arena tobt zunehmend stärker. Wird es Überlebende geben?

Stephen King – Die Arena. Under the Dome weiterlesen

[NEWS] Christian Escribà – Die Bäckerei der Wunder

Barcelona, 1926. An einem Wintermorgen, der voller Wunder ist, wird Alba geboren. Es schneit in Barcelona so heftig wie nie zuvor, und die Menschen laufen auf die Straße, um die tanzenden Kristalle zu bewundern. Schon bald wird sich herausstellen, dass Alba in ihrem Leben noch viele Menschen verzaubern wird – mit ihrer einzigartigen Gabe, Kuchen und Kekse zu backen, die Glück und Trost spenden. Ihr sehnlichster Wunsch ist es, Konditorin zu werden. Doch im Spanien der rauen Nachkriegszeit ist es für eine junge Frau alles andere als leicht, sich den Weg zum Glück zu erkämpfen. Bis sie eines Tages die Bäckerei Escribà betritt – und ahnt, dass sich ihr Leben für immer verändern wird … (Verlagsinfo)


Broschiert: 288 Seiten
Heyne

John Grisham – Das Manuskript

Die Handlung:

Hurrikan Leo steuert mit vernichtender Gewalt auf Camino Island zu. Die Insel wird evakuiert, doch der Buchhändler Bruce Cable bleibt trotz der Gefahr vor Ort. Leos Folgen sind verheerend: Mehr als zehn Menschen sterben. Eines der Opfer ist Nelson Kerr, ein Thrillerautor und Freund von Bruce. Aber stammen Nelsons tödliche Kopfverletzungen wirklich vom Sturm? In Bruce keimt der Verdacht, dass die zwielichtigen Figuren in Nelsons neuem Roman realer sind, als er bisher annahm. Er beginnt zu ermitteln und entdeckt etwas, was weit grausamer ist als Nelsons Geschichten. (Verlagsinfo)

Mein Eindruck:

Nach drei Jahren (Echtzeit-)Pause sind wir wieder zurück auf Camino Island. Das letzte Mal gings noch um einen raffinierten Diebstahl, diesmal um Mord … mutmaßlich. Ob das wohl wieder so eine entspannt-spannende Strandlektüre wird, wie der erste Inseltrip?

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[NEWS] Liz Dean – Switchwords: Wie du mit nur einem Wort dein Leben veränderst

Switchwords sind machtvolle Worte. Sie wirken direkt im Unterbewusstsein und erzeugen dort eine Kraft, die Wünsche wahr werden lässt. Dabei sind sie deutlich einfacher und effektiver anzuwenden als Affirmationen: Switchwords umgehen unbewusste innere Blockaden, die dem Erreichen unserer Lebensziele im Weg stehen. Dabei nutzen sie dieselben Prinzipien wie das Gesetz der Anziehung, das Millionen Menschen für eine bewusste Lebensgestaltung einsetzen – allerdings in optimierter und effizienterer Form. (Verlagsinfo)


Taschenbuch: 224 Seiten
Heyne

Simon Scarrow – Die Jagd des Adlers (ROM 7)

Militär-Action im Minenfeld Judäa

Syrien 46 n.Chr.: Die östliche Grenze des Römischen Reiches wird von Unruhen erschüttert. Doch die römischen Truppen sind untergraben von Korruption und Disziplinlosigkeit. Die Centurionen Macro und Cato sollen die Schlagkraft der Kohorten wieder herstellen. Unterdessen sät der Stammesführer Bannus den Hass gegen Rom. Die Revolten nehmen immer bedrohlichere Ausmaße an. Gelingt es Macro und Cato nicht, die römischen Truppen gegen den Feind zu stärken, wird Rom seine östlichen Provinzen verlieren – und sie ihr Leben… (Verlagsinfo)
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[NEWS] Amelie Fried – Paradies

Petra freut sich auf eine Auszeit ganz für sich, ohne Haushalt, Kinder, Mann und Job. Ihren Sehnsuchtsort findet sie auf einer spanischen Insel, bei einer Seminarwoche im herrlich gelegenen Hotel Paraíso mit Selbsterfahrung, Körperarbeit, Meditation und Yoga. Dort trifft sie auf die anderen Teilnehmer der Gruppenreise, darunter Anka, Suse und Jenny, die unterschiedlicher nicht sein könnten – und Geheimnisse haben, die nicht nur Petras Leben aus den Fugen heben. Als auch noch ein Sturm die Hotelgäste einschließt und ein Entkommen von der Insel unmöglich macht, kochen die Emotionen innerhalb der Gruppe lebensgefährlich hoch. Am Ende wird aus dem Meer eine Frauenleiche geborgen. Aus der paradiesischen Wellnesswoche ist ein Albtraum geworden, und keiner der Teilnehmer ist mehr der Mensch, als der er gekommen ist – wie im Prospekt versprochen. (Verlagsinfo)


Taschenbuch: 432 Seiten
Heyne

Koontz, Dean R. – Stimmen der Angst

_Tödliche Haikus_

Koontz erschafft diesmal einen furchterregenden Schurken: einen Psychotherapeuten, wie sie in Kalifornien so in Mode sind. Doch dieser stellt finstere Sachen mit den Seelen seiner Patientinnen – oder richtiger: Opfer – an.

_Handlung_

Zwei schreckliche Ereignisse zerstören das verhältnismäßig glückliche Leben von Martie und Dusty Rhodes. Martie ist eine Designerin von PC-Spielen, er der Leiter einer Anstreicherkolonne. Sie leben in Newport Beach südlich von Los Angeles, an der Küste, einem ansonsten friedlichen Örtchen.

Zur selben Zeit, als Dustys drogensüchtiger Bruder Skeet droht, sich von einem Hausdach in die Tiefe zu stürzen, weil er einem mysteriösen „Todesengel“ folgen will, hat Martie zu Hause ihren ersten Anfall einer unheimlichen Phobie vor sich selbst. Zunächst kann sie nicht glauben, dass sie ohne Grund entsetzliche Furcht vor ihrem eigenen Schatten, dann auch vor ihrem Spiegelbild hat. Und warum betrachtet sie plötzlich einen gezackten Autoschlüssel als potenzielle Mordwaffe?

Doch der charmante Psychiater Dr. Mark Ahriman kann ihr und Skeet vielleicht helfen. Schließlich behandelt er bereits Marties beste Freundin Susan wegen ihrer Agoraphobie, der Furcht vor offenen Plätzen. Leider zeigt sich schon bald, dass Dr. Ahrimans Hypnosesitzungen einem ganz anderen Zweck dienen als der Heilung von Kranken. Ahriman programmiert seine Patienten, ihm zu Willen zu sein und Aufträge auszuführen. Doch die Frage bleibt natürlich, warum er es ausgerechnet auf Dusty und Skeet abgesehen hat.

Da Dusty ein unglaublich cleverer Bursche ist und auch Martie bald ungeahnte Qualitäten an den Tag legt, gelingt es ihnen, Dr. Ahriman stets einen halben Schritt vorauszusein und ein altes Familiendrama der Rhodes‘ ans Licht zu bringen, in dessen Folgen alle umzukommen drohen. Doch das Attentat auf den Präsidenten der Vereinigten Staaten können auch sie nicht mehr verhindern.

(Ich sollte hier wirklich nicht mehr verraten, denn sonst geht die Lust am Entdecken verloren; jedenfalls öffnet sich unter jedem gefundenen Stück Wahrheit stets noch eine weitere Falltür …)

_Eindrücke_

Was für ein Wälzer! Über 800 Seiten stark ist das Buch im Original – diesmal kann es Koontz locker mit Stephen Kings Ziegelsteinen à la „ES“ und „Sara“ aufnehmen. Aber die Geduld des Lesers lohnt sich: Koontz geht diesmal noch ein Stück weiter in seiner Erkundung der Phobien und Unzulänglichkeiten des Menschen.

Er führt den Leser noch ein Stück weiter auf die Nachtseite des real existierenden Lebens – und erschafft nicht nur ein einziges Ungeheuer, sondern mehrere. Das macht dieses Buch noch wesentlich beunruhigender und unheimlicher als die Romane, die er seit dem wunderbaren „Intensity“ vorgelegt hat.

Es ist mir wirklich schwer gefallen, dieses Buch aus der Hand zu legen. Obwohl es deutliche Einschnitte und zahlreiche witzige Intermezzi gibt, die zur Pause einladen, drängen sich doch so viele Rätsel auf, dass ich unbedingt erfahren wollte, wie es weitergeht und ob Dusty, Martie und Skeet überleben. Es ist die reinste Achterbahnfahrt zwischen atemloser Spannung und irrwitzigem Humor der schwärzesten Art.

Am Ende war ich froh, dass alles vorbei war. Puh! Eine verdammt lange Fahrt – sie umfasst zwar nur knapp eine Woche, ist aber so mit Einzelheiten angefüllt, die weit in die Tiefe und die Vergangenheit reichen, dass der Eindruck eines vielen größeren Zeitraums entsteht, den der Leser durchmisst, wenn ihn Dean Koontz an der Hand nimmt.

Ahriman – das Wort kommt aus dem Altpersischen und ist der Name eines Gottes – ist ein Monster, kein Zweifel. Andere Menschen sind seine Spielzeuge, und er veranstaltet mit ihnen Spiele, als befänden sie sich auf einem Schachbrett, auf dem „der Doktor“ sie wie Zinnsoldaten von hier nach da verschiebt.

Dieses Monster ist zwar ein Psychiater wie Dr. Hannibal Lecter und auch Ahriman ergötzt sich an fleischlichen Genüssen. Doch verspeist er nicht die Leiber seine Opfer, sondern ihre Seelen: Nachdem er sie „programmiert“ hat, gehören sie ihm, auf ein Stichwort hin erfüllen sie seinen Willen, so dass er sie leiden lassen kann – an Phobien etwa. Sobald er sich an ihren Tränen buchstäblich delektiert hat, wirft er sie weg wie alte Puppen, so beispielsweise die unglückliche Susan, Martys Freundin.

Die Programmierung erfolgt mit Hilfe von Stichwörtern in Haikus, wunderschönen japanischen Naturgedichten. Nach der Lektüre von „Stimmen der Nacht“ ist die Freude an diesen Gedichten weiß Gott nicht mehr ungetrübt.

Koontz erschuf das Monster Ahriman nicht um dessen selbst willen oder um einen tollen Horroreffekt zu erzielen. Ahriman ist ein Symbol, ein Symbol für vieles, was Koontz an der amerikanischen bzw. westlichen Kultur und Gesellschaft nicht (mehr) zu stimmen scheint.

Dazu gehört nicht nur die Herrschaft der Medien, die zum fließenden Übergang zwischen Wahrheit/Realität und Fiktion/Fantasy führt. Dazu gehört auch die Herrschaft der Pseudo-Religion Psychologie. „Pop-psych gurus“ sind Koontz ein Greuel, und er führt sie allesamt ad absurdum. Er nimmt sie aber immerhin so ernst, dass er die Hintermänner Ahrimans als Drahtzieher auf den höchsten Ebenen der Politik aufscheinen lässt. Ahriman wird nämlich von ganz oben gedeckt, er kann darauf zählen, dass er ungestraft mit Menschen spielen darf. Als er tot ist, weiß natürlich niemand mehr von ihm, man wendet sich mit geheucheltem Grausen ab.

Dr. Ahriman ist kein Monster aus der Retorte, sondern ist in Kalifornien aufgewachsen, erzogen und ausgebildet worden. Seine Tochter war Dustys im Kindbett gestorbene Schwester Dominique. Und als Dusty hier tiefer gräbt, merkt er, dass es noch größere Ungeheuer als Dr. Ahriman geben kann.

_Fazit_

Ein sehr gelungener Koontz, der nicht nur eine sehr spannende Geschichte erzählt, sondern darüber hinaus zum Nachdenken über unsere moderne Kultur anregt. Die Geduld und Ausdauer für diesen umfangreichen Roman lohnen sich, und er wird an keiner Stelle langweilig.

|Originaltitel: False Memory, 1999
Aus dem US-Englischen übertragen von Waltraud Götting|