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Mo Hayder – Die Behandlung (Jack Caffery 02)

Nichts für schwache Mägen oder Nerven

Spannung, Horror und Action verbindet Mo Hayder erneut in ihrem zweiten Thriller, der quasi die Geschichte von „Der Vogelmann“ fortsetzt. Angesichts der Detailkenntnisse, die sie über die Polizeiarbeit und die Verbrecherszene im Londoner Stadtteil Brixton an den Tag legt, kann man ihr unbedenklich vertrauen, wenn sie uns hier eine Geschichte erzählt, in der es um Kindesmissbrauch in allen Spielarten geht.

Handlung

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Mo Hayder – Der Vogelmann. Ein Jack Caffery Thriller

Der sterbende Vogel in der Brust

Mit diesem Thriller, ihrem ersten Buch, wurde die Britin Mo Hayder mit einem Schlag weltbekannt. Sie verbindet Spannung, Horror und Action miteinander, wenn es um die Aufklärung einer Mordserie an jungen Prostituierten in Ostlondon geht.

Handlung

Detective Inspector Jack Caffery ist ganz frisch bei der Londoner Mordkommission, als Ende Mai auf dem Gelände eines Betonwerks fünf Leichen aufgefunden werden, die aufeinandergestapelt schon seit Wochen dort lagern. Es handelt sich durchweg um junge Prostituierte aus Ostlondon, genauer: aus Greenwich. Alle bis auf eine waren drogenabhängig und bekamen in einem Greenwicher Pub ihren Stoff: im |Dog and Bell|.

Seltsam ist nur, dass alle mit chirurgischen Instrumenten aufgeschnitten wurden, dann pflanzte man ihnen einen lebendigen Singvogel in die Brust und vernähte diese wieder. Und wie es aussieht, wurden die Opfer nach ihrem Tod missbraucht: Nekrophilie. Was soll Jack davon nur halten?

Nun, erst einmal wird er gehörig abgelenkt. Zunächst will seine derzeitige Freundin Veronica sein Leben umkrempeln und ihn auf gut bürgerlich und vorzeigbar trimmen. Da beißt sie aber auf Granit. Zum anderen greift die Mordkommission etwas unüberlegt auf die Hilfe von Vorortpolizisten zurück, die sich durch Rassenvorurteile auszeichnen.

Prompt schießt sich einer dieser Neulinge auf den schwarzen Drogendealer Gemini ein und versucht, ihm den Zusammenhang mit der Mordserie nachzuweisen. Inzwischen stößt Jack mit seinem Kollegen Paul Essex auf zwei junge Frauen, die sich des Öfteren im Dog and Bell blicken lassen: Rebecca (Becky) ist Kunstmalerin, hat früher mal gestrippt; Joni hingegen ist dauernd bekifft oder besoffen und strippt professionell im Pub. Allmählich erhält Jack Hinweise auf einen reichen Industriellen, der Drogenpartys schmeißt. Dort war Rebecca auch mal, erteilte diesem Harteveld aber eine Abfuhr.

Abwechselnd zu Jacks Ermittlungen erfahren wir von Hartevelds psychologischem Werdegang. Subtil führt uns die Autorin auf den Holzweg. Selbst dann noch, als ein neues Opfer in die Fänge von Harteveld gerät und von ihm getötet und anschließend (!) missbraucht wird, glauben wir, es mit dem Vogelmann zu tun zu haben. Ein Irrtum, dem auch Jack unterliegt.

Und dieser Irrtum soll sich für Jack bitter rächen, als der eigentliche „Vogelmann“ zuerst Joni schnappt und vom Leben zum Tode befördert. Anschließend taucht bei ihm auch die nichts ahnende Rebecca auf, die inzwischen Jacks Geliebte ist und ihre verschwundene Freundin Joni sucht. Prompt wird auch sie das Opfer der sadistischen Praktiken des wahnsinnigen „Titelhelden“. Es folgt ein Showdown mit Fotofinish.

Mein Eindruck

„Die Behandlung“ ist eindeutig besser erzählt und konstruiert, finde ich. Denn zunächst konzentriert sich die Autorin ganz auf eine Figur und deren Erleben: Jack Caffery. Das ist nicht so wahnsinnig spannend, vor allem, als auch noch Veronica zu nerven anfängt. Diese Szenen einer Beziehungskiste sind beinahe schon komisch.

Doch sobald sich die Perspektive mit Hartevelds Werdegang und Aktionen abwechselt, kommt Schwung in die Handlung. Nun kommen von allen Seiten Informationen, so dass der Leser bald wesentlich mehr weiß als Jack – dies liefert Anlass zu ironischen Effekten, aber auch dazu, sich über die rassistisch-tumbe Haltung mancher Polizisten zu ärgern, die wichtige Informationen aus Standesdünkel und Eigennutz unterdrücken bzw. nicht weitergeben.

Was nun die Psychopathen im Stück angeht, so hat die Autorin ein heißes Eisen angefasst: einerseits Nekrophilie, die Schändung von Toten, und der verachtungsvolle Umgang mit Prostituierten andererseits. Gerade weil die jungen Nutten keinen Schutz haben und stets auf Drogen aus sind, werden sie für Harteveld, den reichen Nekrophilen, zur leichten Beute.

Doch was hat die Frauen in diese Lage gebracht? Die Autorin beleuchtet auch diesen Hintergrund, und man kann sagen, dass sie hier ganz leise den mahnend anklagenden Finger hebt. Es ist schon erschütternd, wie viel Ignoranz und Gefühlskälte auf Seiten der Familien der Opfer herrscht. Da gibt es nur wenige Ausnahmen.

Aber auch Jack wird Opfer seiner eigenen Blindheit (und natürlich von Polizeidilettanten). Als seine Rebecca in höchste Gefahr gerät, bemerkt er die Anzeichen beinahe zu spät, so dass es zu einer Aktion kommt, in der nur die letzte Sekunde die Rettung für Becky bringt.

Sehr schön hat Hayder das Vogel-Motiv eingesetzt. Vögel flattern so wie das angstvoll schlagende Herz in der Brust eines Opfers des Vogelmannes. Vögel sind aber auch Seelenbegleiter (siehe etwa auch Stephen Kings Roman „Stark – Die dunkle Hälfte“). Stirbt das Opfer oder schwebt ein potenzielles Opfer in Gefahr, sind oft in der Handlung irgendwelche Vögel zur Stelle. Noch in der letzten Szene des Showdowns spielt ein kleiner Vogel eine ausschlaggebende Rolle: Jack fragt sich: „Bring ich das Schwein um – oder nicht?“ – Es ist interessant, dieses wirkungsvoll eingesetzte Motiv zu verfolgen.

Unterm Strich

Sicherlich ist dieser kenntnisreiche Thriller à la „Schweigen der Lämmer“ nichts für Minderjährige und schon gar nichts für schwache Nerven oder Mägen. Aber als Vorstufe zu „Die Behandlung“ sollte man das Buch auf jeden Fall kennen, ja, es ist zum Teil sogar Voraussetzung zu dessen Verständnis.

Originaltitel: Birdman, 2000
Aus dem Englischen übertragen von Angelika Felenda

[NEWS] Mo Hayder – Die Puppe (Jack Caffery 6)

Als Zelda Lornton in der psychiatrischen Klinik von Bristol tot aufgefunden wird, glauben alle, dass der Geist von Beechway sie in den Tod trieb. AJ, der verantwortliche Pfleger, hat allerdings jemand anderen in Verdacht. Doch der psychisch schwer kranke Isaac Handel wird kurz darauf unerwartet entlassen, obwohl dieser einst schon seine Eltern auf brutale Weise umbrachte. Und plötzlich ist er unauffindbar. Plant Handel etwa erneut zuzuschlagen? AJ sucht Hilfe bei Detective Inspector Jack Caffery, der ganz und gar nicht an Geister glaubt … (Verlagsinfo)

Taschenbuch: 416 Seiten
Originaltitel: Poppet
Goldmann