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Jonathan Stroud – Bartimäus – Das Amulett von Samarkand (Lesung)

Der Dschinn Bartimäus, ein uralter orientalischer Geist, bekommt eines Tages den Auftrag, dem hochnäsigen Zauberschüler Nathanael zur Seite zu stehen: ein Auftrag, der Bartimäus zunächst alles andere als glücklich macht. Dann aber beginnt ein Abenteuer, das die zwei aneinander schweißt. Nathanael versucht, sich für den Tod seines Ziehvaters am mächtigen Zauberer Simon Lovelace zu rächen und ihm das berühmte Amulett von Samarkand zu stehlen. Mit Bartimäus‘ Hilfe gelingt das auch – aber es löst eine ganze Reihe von Problemen aus … (Verlagsinfo)

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Stroud, Jonathan – Bartimäus – Das Amulett von Samarkand

Ist dieser Jugendroman ein weiterer „Harry Schotter“-Klon? Zum Glück nicht, denn „Bartimäus“ ist weitaus respektloser, tiefgründiger und einfallsreicher als die Rowling-Blockbuster. Dennoch – oder gerade deswegen – wird die anstehende Verfilmung wohl nicht zu umgehen sein.

_Der Autor_

Jonathan Stroud wurde im englischen Bedford geboren. Laut Verlag schreibt er bereits seit seinem siebenten Lebensjahr Geschichten. Während er als Lektor für Kindersachbücher arbeitete, verfasste er seine ersten eigenen Kinderbücher. Nach der Publikation seiner ersten beiden Jugendbücher widmete er sich ganz dem Schreiben. Er wohnt mit seiner Frau Gina, einer Grafikerin und Kinderbuchillustratorin, und der gemeinsamen Tochter Isabelle in St. Albans nördlich von London.

„Das Amulett von Samarkand “ ist der erste Band in der „Bartimäus“-Trilogie.

_Handlung_

Zauberlehrling Nathanael macht das, was alle übermütigen Zauberlehrlinge tun und unter allen Umständen unterlassen sollten: Er hext einen Dämon herbei. Dies ist der 5000 Jahre Bartimäus, der schon bei Ägyptern und Assyrern Unruhe stiftete und in der glorreichen Schlacht von El Arisch das Dämonenheer Pharao Thutmosis III. verstärkte. Doch Bartimäus, so viel muss man über die Hierarchie der Dämonen wissen, ist nur ein Dschinn der 14. Ebene, also nur von mittlerer Stärke. Er kann es keineswegs mit den mächtigen Afrits und Mariden aufnehmen, die mächtigeren Magiern zu Gebote stehen.

Es ist ein Wunder, dass der zwölfjährige Nathanael die Beschwörung überlebt, doch er hat sich gut geschützt. Das Pentagramm, in dem er steht, gehört zum Standard, er ist ja nicht blöd. Für sein Alter ist er schon ganz schön weit in seinen Fähigkeiten. Sein Meister, der Minister Arthur Underwood – alle 300 Minister der Regierung in London sind Magier – unterschätzt ihn jedenfalls beträchtlich. Nathanael hat nicht mal einen offiziellen Magiernamen und muss sich gegenüber Bartimäus hüten, ihm nicht seinen wahren Namen, Nathanael, zu verraten, denn dieses Wissen verliehe dem Dämon Macht über ihn. Merke: In der Magie dreht sich alles um Macht.

Der Dschinn Bartimäus, der uns seine Sicht der Dinge erzählt, erhält einen schwierigen Auftrag: dem Magier-Minister Simon Lovelace das Amulett von Samarkand stehlen und herbringen. Leichter gesagt als getan, seufzt Bartimäus, der uns nun von seinem Versuch erzählt, das Amulett wohlbehalten und lebendig bei seinem Herrn abzuliefern. Schließlich gebietet Lovelace über zwei große Dämonen, ein mächtiges Schutzfeld und Dutzende von Suchkugeln, die nach dem Dieb Ausschau halten. Zu guter Letzt wollen Barti sogar gewöhnliche Menschen das Amulett entreißen, aber er belehrt sie eines Besseren. Nachdem der große Diebstahl gelungen ist, fängt jedoch der Ärger für Nathanael und Bartimäus erst richtig an.

Denn Simon Lovelace will nicht mehr nur stellvertretender Handelsminister sein. Sein Ehrgeiz gilt Höherem: dem Posten des Premierministers. Er lässt diverse magische Objekte von seinen Schergen stehlen, darunter das Amulett, über dessen Eigenschaften Nathanael noch nicht Bescheid weiß. Die ihres magischen Schutzes beraubten Ministerkollegen fallen unerklärlichen Anschlägen zum Opfer. Der schlimmste davon findet allerdings direkt unter Nathanaels Augen statt: Im Londoner Parlament von Westminster lässt der Premierminister gerade eine Regierungserklärung zum Krieg vom Stapel, als ein junger Mann von der Terrasse hereinstürmt und eine Elementenkugel auf den Regierungschef schleudert. Während sich der Obermagier schützen kann, sind viele seiner Begleiter und Gäste nicht so glücklich dran.

Worauf hat sich Nathanael da nur eingelassen? Er wollte eigentlich nur seinem allzu gestrengen Meister Underwood und dem fiesen Lovelace eins auswischen. Nun wächst ihm die Sache allmählich über den Kopf. Schon bald gerät Bartimäus, der sich nach den Eigenschaften des Amuletts erkundigen soll, in Gefangenschaft der Polizei – diese verflixten Afriten!

Nach seiner unverhofften Befreiung lässt sich seine Spur, die direkt zu Nathanaels Heim führt, leicht verfolgen. Simon Lovelace taucht daher schließlich bei Arthur Underwood auf, der aus allen Wolken fällt. Dreimal darf man raten, was Lovelace zurückhaben will. Und was er mit dem Dieb machen wird…

Doch dann ist natürlich noch lange nicht aller Tage Feierabend. Nach einer längeren Durststrecke, auf der Nathanael gar nicht gut aussieht, schlägt das dynamische Duo zurück – und versucht, die Herrschaft von Simon Lovelace, dem Unbarmherzigen, zu verhindern…

_Mein Eindruck_

Mit „Bartimäus 1“ etabliert Jonathan Stroud eine ausgetüftelte Alternativwelt, in der es zwar keine Hogwarts-Zauberschule gibt, aber viel fehlt nicht. Doch diese Welt ist grimmiger, weniger verspielt. Zauberer haben ständig mit Macht und Herrschaft zu tun. Dämonen und sämtliche sonstigen dienstbaren Geister, so glaubt Nathanael zunächst, sind alle hinter ihm her. Kein Wunder, dass er sich verfolgt glaubt, sich übernimmt und nur bei Mrs. Underwood Trost und Verständnis findet.

Dennoch bietet diese Welt jungen Lesern ab 12 Jahren mit Nathanael eine ideale Identifikationsfigur, denn sicherlich wollen auch sie die Welt zu einem besseren Ort machen, als sie selbst vorfinden. Dass das nicht so einfach ist, wie ihre wilden Träume ihnen vorgaukeln, demonstriert ihnen Nathanael anschaulich. Dieser Held muss einiges durchmachen, um schließlich Erfolg haben zu können.

Wofür er am längsten braucht und was am wichtigsten ist: Er kann einen Dämon zum Freund haben. Das stellt alles, was er aus Underwoods Büchern gelernt hat – und von der Welt hat er praktisch nichts gesehen – komplett auf den Kopf. Es widerspricht allen Lehrsätzen und natürlich auch Underwoods Lehren. Die anderen Instruktoren sind relativ unwichtig, lediglich eine Lehrerin, eine „Gewöhnliche“ zumal, vermag ihm etwas über die Welt der normalen Menschen beizubringen. Leider verschwindet sie sofort, sobald Underwood Nathanaels „Verrat“ aufgedeckt hat.

Es geht also um die Paranoia der Macht. Und ihr steht der Triumph gegenüber, den das Vertrauen bringt, das aus der Zusammenarbeit mit Bartimäus erwächst. Quod erat demonstrandum: Die Zaubererkaste und ihre Herrschaft sind menschenfeindlich und dem Untergang geweiht. Doch welche Alternative bieten der Gesellschaft dann individuelle Bündnisse wie zwischen Nathanael und Bartimäus? Wir wissen es noch nicht, werden es aber hoffentlich bald erfahren.

Neben jener der Zauberer gibt es in „Bartimäus“ noch eine zweite Gegenwelt, und das ist natürlich die der Geister. Die Zauberer betrachten sie sozusagen als herrenlose Sklaven, die es sich gefügig zu machen gilt. Ihre Bücher und Hilfsmittel liefern ihnen das Wissen über die Geisterwelt, aber ist das etwa schon alles, was es über Geister zu wissen gibt? Die Befehle, die ihnen ihr Wissen verleiht, vermögen alle möglichen Geister zu bannen und herbeizurufen, aber die resultierende Machtbeziehung ist von Angst geprägt – siehe oben.

Bartimäus ist der erste Geist, der uns demonstrieren kann, wie es ist, ein Dämon aus der Anderswelt zu sein. Wenn ihn beispielsweise ein magischer Ruf erreicht, dann fühlt es sich an, als würden ihm die Eingeweide rückwärts herausgezogen. Sicher nicht angenehm. Und der Aufenthalt in einer körperlichen Hülle scheint ebenfalls sehr unbequem zu sein. Schließlich sind Geister aus anderem Stoff gemacht. Geister wollen bekanntlich frei sein.

Dieser Dämon ist eine famose Erfindung des Autors. Damit ist er in der Lage, Zauberer und ihr Verhalten ebenso süffisant zu kommentieren wie andere Geister, und mit denen kennt sich ein so alter Dämon wie Barti hervorragend aus. Seine Fußnoten sind oftmals eine Freude, triefen sie doch vor Ironie. Und dass er dabei immer gut wegkommt, erklärt sich von selbst.

Was werden wohl die nächsten Bände bringen? Eine recht interessante Perspektive bietet der „Widerstand“ der Gewöhnlichen. Die Untergrundkämpfer haben sich ja schon als schlagkräftig erwiesen. Und sie erkennen etwas Magisches, wenn sie es sehen, beispielsweise Bartimäus in harmloserer Verkörperung. Außerdem wird es höchste Zeit, dass sich Nathanael verliebt.

_Unterm Strich_

„Das Amulett von Samarkand“ etabliert als Startband einer Zauberer-Trilogie mehrere Gegenwelten, die sich von Universen wie dem eines gewissen Harry Schotter deutlich unterscheiden. Während Schotters Magiewelt von Angst dominiert ist, entwickelt der Zauberlehrling Nathanael bei Stroud etwas Revolutionäres: Freundschaft zu einem Dämon. Das kann ja heiter werden!

Bis es soweit ist, vergehen aber etliche Seiten spanennder und vergnüglicher Lektüre. Nathanael und Bartimäus stehen abwechselnd im Blickpunkt des Geschehens, so dass für Variation gesorgt ist. Das Treiben dieses dynamischen Duos betrifft nicht nur ihren Privatbereich, sondern hat, wie sich allmählich zeigt, direkten Einfluss auf das Schicksal des Reiches und der Regierung. Na, wenn das keine hilfreiche Nutzanwendung von Magie ist!

Meine Leseerlebnis war zunächst von leichter Skepsis geprägt: Schon wieder ein Roman über einen Zauberlehrling? Doch wenn der Auftaktband der Trilogie schon so unterhaltsam mit einem grandiosen Finale endet, was mögen dann erst die Folgebände bieten? Doch wem all dies noch zu ernst ist, der greife einfach zu Terry Pratchetts Zauberer-Parodien, insbesondere zu dem wundervollen „Eric“.

Jonathan Stroud – Das grauenvolle Grab (Lockwood & Co. 5)

Lockwood & Co.

Band 1: Die seufzende Wendeltreppe“
Band 2: Der wispernde Schädel“
Band 3: Die raunende Maske“
Band 4:  „Das flammende Phantom“
Band 5: „„Das grauenvolle Grab““

Nachdem Lockwood & Co. die geheimen Machenschaften der Firma Rotwell aufgedeckt haben, sind sie ins Visier von Penelope Fittes geraten. Dass Lockwood einen Zusammenschluss seiner Agentur mit Fittes abgelehnt hat, hat Penelope gar nicht gefallen. Und Lockwood und seine Freunde, zu denen seit den letzten Ereignissen auch ihr einstiger Erzrivale Quill Kipps gehört, glauben keinen Moment lang, es ginge der mächtigen Frau dabei lediglich um unliebsame Konkurrenz!
Allerdings schützt Miss Fittes ihre Geheimnisse gut! Doch um das Rätsel der Geisterplage zu lösen, sind die jungen Leute bereit, bis zum Äußersten zu gehen …!

Obwohl das Buch gleich mal mit einem Paukenschlag beginnt, einem Einbruch in Marissa Fittes Gruft, dauert es ein wenig, bis das Duell tatsächlich Fahrt aufnimmt. Denn nach den dramatischen Ereignissen in der Gruft bekommen Lockwood & Co. erst einmal einen anderen Auftrag, der eher Entwicklung der Charaktere dient als der Lösung des Rätsels. Jonathan Stroud – Das grauenvolle Grab (Lockwood & Co. 5) weiterlesen

Jonathan Stroud – Der wispernde Schädel (Lockwood & Co. 2)

Lockwood & Co.

Band 1: Die seufzende Wendeltreppe „
Band 2: „Der wispernde Schädel“

Ihr Erfolg in Combe Carey Hall hat der Agententruppe um Anthony Lockwood eine Menge neuer Aufträge eingebracht. Der Letzte ist allerdings ziemlich in die Binsen gegangen, was dazu führte, dass Quills Kipp die Bezahlung einheimsen konnte. Das Ergebnis dieser Nacht ist eine etwas kindische Wette im Zusammenhang mit dem nächsten Auftrag.

Als es jedoch so weit ist, stellt sich rasch heraus, dass alle Beteiligten, seien sie von Fittes oder von Lockwood & Co., ganz andere Probleme haben als die Frage, wer von ihnen die besseren Agenten sind!

Lucy, Anthony und George haben sich seit dem Ende des letzten Bandes nicht übermäßig verändert oder weiterentwickelt, wenn man einmal davon absieht, daß Lucys Gabe des Hörens sich ziemlich verstärkt hat.

Das Schöne an wechselnden Aufträgen ist jedoch unter anderem auch, dass man es immer wieder mit neuen Nebenfiguren zu tun hat, die jedes Mal für frisches Flair sorgen. Vor allem, wenn es dem Autor wie hier gelingt, jede einzelne zu einer eigenen, unverwechselbaren Persönlichkeit zu machen. Jonathan Stroud – Der wispernde Schädel (Lockwood & Co. 2) weiterlesen

Unsere Weihnachtsempfehlungen – Fantasy

Gestern haben wir die Weihnachtsempfehlungen aus unserer Redaktion im Bereich SCIENCE FICTION vorgestellt, heute machen wir mit dem Genre FANTASY weiter…

Mark Hodder: Der wundersame Fall des Uhrwerkmannes, Bastei Lübbe, 2013
„In einem alternativen Jahr 1861 untersucht Regierungsagent Sir Richard Burton einen möglichen Fall von Erbschleicherei, der sich als Teil eines Planes entpuppt, mit dem das britische Empire zerstört werden soll. – Der zweite Teil der Burton-&-Swinburne-Serie ist deutlich eleganter geraten als der Auftaktband und lässt einen übergreifenden Handlungsbogen erkennen; noch krudere Einfälle und absurde Ereignisse unterstützen eine ohnehin turbulente und spannende Geschichte: richtig gutes Lesefutter!“ (Michael Drewniok)
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Robert E. Howard: Der schwarze Hund des Todes, Festa, 2013
„Sammlung 13 klassischer Storys des „Schwert-und-Magie“-Klassikers Robert E. Howard (1906-1936). Als Werkschau ausgezeichnet und in der Lektüre ungemein spannend, krankt diese Kollektion höchstens an einer oft zu saloppen Übersetzung. Dennoch bietet sie Lesestoff, die nicht nur den historisch interessierten Phantastik-Freund fesseln dürfte.“ (Michael Drewniok)
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Und für jugendliche und junggebliebene Leser empfiehlt die Redaktion diese beiden Bücher…

Holly Black: Weißer Fluch, cbt, 2011
„In Urban-Fantasy-Büchern gehört es fast schon zum guten Ton, als Hauptperson weiblich zu sein. Bella Swan und Co. lassen grüßen. Holly Black findet, es reicht. Mit Cassel Sharpe hat sie eine wunderbare Romanfigur geschaffen, deren Abenteuer man gerne folgt. Der notorische Aufschneider ist das jüngste Kind einer so genannten Worker-Familie. Durch Berührung mit der Hand können Worker andere Leute töten, glücklich machen oder ihre Erinnerungen auslöschen. Cassels Brüder arbeiten beide für einen Worker-Mafia-Boss, seine Mutter sitzt wegen Trickbetrügerei im Gefängnis und er selbst ist von der Schule suspendiert, weil er auf dem Dach seines Internats geschlafwandelt hat. Eine durch und durch verkorkste Familie also, die ein großes Geheimnis hütet. Eines, das Cassels Leben verändert wird – und er wird dabei weder von einem Vampir gebissen noch lernt er seine große Liebe, einen Werwolf, kennen. Ein tolles Konzept, ein sehr sympathischer Ich-Erzähler und die spannende Handlung machen „Weißer Fluch“ zu einem Buch für die Twilight-Generation, die mal etwas anderes lesen möchte als als Urban Fantasy getarnte Schmonzetten.“ (Maren Strauß)
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Jonathan Stroud: Die seufzende Wendeltreppe, cbj, 2013
“ „Die seufzende Wendeltreppe“ ist der Auftakt zu Jonathan Strouds neuem Jugendbuchzyklus „Lockwood & Co.“ und noch besser als „Bartimäus. Jugendliche, die es nicht nur spannend und witzig, sondern auch ein wenig gruselig mögen, sind hier goldrichtig.“ (Birgit Lutz)
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Einen Überblick über alle Empfehlungen findet ihr hier!

Jonathan Stroud – Die seufzende Wendeltreppe (Lockwood & Co. 1)

Lockwood Co.:

Band 1: „Die seufzende Wendeltreppe“

Seit Jahrzehnten wird England von einer Geisterplage heimgesucht, deren Ursache niemand kennt. Und weil Erwachsene Geister nicht wahrnehmen können, sind es die Kinder und Jugendlichen, die den Kampf gegen die nächtlichen Schrecken aufnehmen. So auch die fünfzehnjährige Lucy Carlyle, die sich aufgrund ihrer besonderen Begabung eine gute Stellung bei einer der renommierten Agenturen Londons erhofft hat. Doch stattdessen landet sie bei der winzigen, unbekannten Agentur des Anthony Lockwood. Ein echter Glücksgriff … zumindest, wenn man es aus der entsprechenden Perspektive betrachtet …!

Lucy ist nicht unbedingt tough, aber sie läßt sich nicht so leicht ins Bockshorn jagen. Natürlich hat sie nach acht Jahren als Agentin auch einiges an Erfahrung, und sie verfügt über einen ziemlich sicheren Instinkt. Und wie alle Mädchen hat sie etwas dagegen, wenn man sie unter der Kategorie „schwaches Geschlecht“ einordnet. Jonathan Stroud – Die seufzende Wendeltreppe (Lockwood & Co. 1) weiterlesen

Jonathan Stroud / Catrin Lucht / Astrid Roth – Die Spur ins Schattenland (Lesung)

Bewegend: Gelingt die Überwindung des Todes?

Charlotte und Max sind unzertrennliche Freunde, bis eines Tages ein Unglück geschieht und Max in einem See ertrinkt. Charlie ist untröstlich und begibt sich in ein Schattenreich, um ihren verlorenen Freund zu suchen. Sie ist davon überzeugt, dass etwas Mysteriöses geschehen ist und sie Max wiederfinden kann. Ihr Bruder James glaubt das allerdings nicht und beginn zu ahnen, in welcher Gefahr Charlie schwebt.

Der Autor

Jonathan Stroud wurde im englischen Bedford geboren. Laut Verlag schreibt er bereits seit seinem siebenten Lebensjahr Geschichten. Während er als Lektor für Kindersachbücher arbeitete, verfasste er seine ersten eigenen Kinderbücher. Nach der Publikation seiner ersten beiden Jugendbücher widmete er sich ganz dem Schreiben. Er wohnt mit seiner Frau Gina, einer Grafikerin und Kinderbuchillustratorin, und der gemeinsamen Tochter Isabelle in St. Albans nördlich von London.

Er schrieb neben der Bartimäus-Trilogie noch andere Fantasyromane für Kinder und Jugendliche.

Jonathan Stroud auf |Buchwurm.info|:

[„Bartimäus – Das Amulett von Samarkand“ 353
[„Bartimäus – Das Auge des Golem“ 1861 (Lesung)
[„Drachenglut“ 3381
[„Die Eisfestung“ 3513
[„Die Spur ins Schattenland“ 4635 (Buch)

Der Sprecher

Gerd Köster, 1957 in Köln geboren, war mal Kopf der angeblich legendären Musikgruppe „Schröder Roadshow“. Zu seinen Großtaten gehört laut Verlag die Übertragung von Tom Waits („The piano has been drinking“) ins Deutsche – nein, pardon! Natürlich ins Kölsche (ganz was anderes). In den letzten Jahren fand er als Theaterschauspieler und Sprecher Beachtung.

Die Lesefassung stammt von Catrin Lucht. Astrid Roth führte Regie und für die Aufnahmeleitung war Bernd Schönhofen im Tonstudio Köln zuständig.

Handlung

Charlotte Fletcher erwacht im Krankenhaus. Schon sechs Nächte hat sie seit jenem schrecklichen Tag hier verbracht. Immer noch spürt sie den Kratzer an ihrem Bein. Es war ein schöner Spätsommertag im September, als sie mit ihrem Freund Max aufs Land hinaus radelte. Sie fuhren zur Mühle am Bach und betrachteten das wilde Wasser des Bachs, das in den Mühlteich schoss und das große Rad drehte …

Max

Max hat kein Glück beim Angeln und klettert auf einen nahen Pflaumenbaum, um sich und Charlie etwas zu essen zu geben. Er schlägt sich regelrecht den Bauch voll, bemerkt sie. Doch dann starrt er unverwandt ins Wasser, als gäbe es dort etwas zu sehen. Und er scheint davor Angst zu haben. Sie ruft ihm zu, doch statt ihr zu antworten, springt er von seinem Ast direkt ins Wasser, als wäre er gerufen worden. Es gibt keine Luftblasen. Sofort springt ihm Charlie nach und taucht in die Tiefe, doch er taucht noch tiefer. Da sieht Charlie die Frauen ebenfalls, die Max umarmen. Sie lächeln und wollen auch Charlie umarmen, doch in letzter Sekunde erinnert sie sich an die Schönheit der Erde und stößt sich ab. Eine der Frauen greift nach ihr und kratzt sie am Bein. Sie erreicht die Oberfläche und holt tief Luft. Max ist fort.

Jim

James Fletcher, Charlottes älterer Bruder, erhält von seiner alleinerziehenden Mutter die Anweisung, auf die heimkehrende Charlie aufzupassen. Doch genau nach dem, was er am dringendsten wissen will, soll er das Mädchen nicht fragen: Was am Teich passiert ist. Inzwischen hat Charlie nämlich ihre Version der Wahrheit geändert, sobald sie gemerkt hat, dass die erste bei ihrer Mutter nur Misstrauen hervorgerufen hat. Und auch ihrem Therapeuten Dr. Tillbrook erzählt sie nur, was sie auch der Polizei gesagt hat: Auf einmal war Max verschwunden.

Das Notizbuch

Von Dr. Tillbrook hat Charlie ein Notizheft bekommen, damit sie ihre Gedanken und Träume aufschreiben kann. Beizeiten könnte sie dann mit ihm darüber sprechen. Sie wehrt die fürsorgliche Zudringlichkeit ihres Bruders ab und denkt immer an Max zurück. Sie akzeptiert nicht, dass er für immer von ihr gegangen sein könnte. Nein, er ist noch irgendwo, dort, im Schattenland ihrer Träume. Doch der Teich selbst ist abgedeckt, es gibt keinen Zugang hier. Sie erinnert sich an das alte verlassene Stahlwerk, wohin sie mit Max immer ging. Und tatsächlich erwacht sie in ihrem Traum an einem anderen Ort als dem Teich. Sie liegt an einem Meeresstrand, völlig von Salz verkrustet.

Als sie den Fußspuren auf dem Sand folgt, merkt sie, dass diese in eine Schlucht führen, die in ein Felsmassiv geschnitten ist. Mühsam kletternd folgt sie den Spuren, bis sie auf den Gipfel eines Berges gelangt. Der Überblick offenbart ihr einen riesigen Wald, in dem es nur eine kleine Schneise gibt. Dort geht eine kleine Gestalt nordwärts – Max! Sie beginnt zu laufen …

James‘ Ablenkungsversuche funktionieren nicht, und nach einem Streit über den Tod von Max trennt sie sich von ihm. Aber da er für ihr Wohlbefinden zuständig ist, wacht er weiterhin über Charlies Schlaf. Er hört ihre Schreie, die sie in den Albträumen ausstößt. Sobald er in ihr Zimmer tritt, sieht er, wie bleich und schweißüberströmt sie ist. Einmal bemerkt er ein halb vollgeschriebenes Heft auf ihrem Nachttisch. Doch später gelingt es ihm nicht, es wiederzufinden. Sie hat es versteckt.

Der Schattenwald

Charlies Schattenwald ist tief, und der Weg ist lang. Sie rückt Max kein Stückchen näher, als sie ihm folgt. Eine unheimliche Gestalt mit einem Totenkopf veranlasst sie, sich zu verstecken. Als sie stolpert und Angst hat, beugt sich ein anderer Mann über sie. Aber er ist so sanft und freundlich, dass sie Vertrauen zu ihm fasst und ihm ihre Geschichte erzählt. Er ist schon lange hier im Schattenland und weiß, wohin Max unterwegs ist. Er will zur großen Kirmes, die nur einmal im Jahr an wechselnden Orten stattfindet. Dort will er am großen Tanz teilnehmen. Doch sobald er das tut, sei er für Charlie verloren, denn er vergesse dann sein früheres Leben und somit auch Charlie.

Da wird es Charlie wird angst und bange. Sie will Max auf keinen Fall verlieren. Doch wie kommt sie nur zum großen Jahrmarkt? Da erzählt ihr Kit, ihr freundlicher Führer, vom Baum, dessen Frucht das sehnlichste Begehren wahr werden lässt …

Mein Eindruck

Vordergründig geht es um die Verarbeitung eines rätselhaften Todes. Das ist schon mal ein ziemlich ernstes Thema für ein Jugendbuch, aber Stroud hat schon bewiesen, wozu er in dieser Hinsicht fähig ist. Überraschend ist eher, dass die Fantasy-Elemente, die man seit der „Bartimäus“-Trilogie von ihm erwartet, fast völlig fehlen. Man muss aber beachten, dass „Die Spur ins Schattenland“ zwei Jahre vor der Trilogie erschien und der Stil sich entsprechend unterscheidet.

Was mir an dieser Geschichte am besten gefallen hat, ist die einfühlsame psychologische Darstellung der beiden Hauptfiguren Charlie und James. Ihre beiden Sichtweisen ergänzen sich. Charlie liefert die subjektive, James die eher objektive Sicht. Sie erlebt das Schattenland direkt, er erlebt es nur mittelbar, indem er ihr Traumtagebuch liest.

Bis zum Beginn des letzten Drittels ist auch Charlie noch in der Lage, die zwei Realitätsebenen auseinanderzuhalten. Doch dann beginnen erst die Wölfe, schließlich auch die Bäume des Traumlandwaldes in ihrer Umgebung zu erscheinen. Sie sieht genau, wie die Bäume die realen Dinge wie etwa Häuser und Autos durchdringen. Dies ist der gleiche Vorgang wie in Lord Dunsanys Klassiker „Die Königstochter aus Elfenland“, als das Elfenland seine Grenzen über die Felder der gewöhnlichen Welt ausstreckt.

Die Folgen für Charlie sind dramatisch. Wo sich die beiden Welten oder Realitätsebenen überlagern, ist es schwierig, mit wachem Verstand hindurchzugehen. James entdeckt zu seinem Entsetzen, dass Charlie schlafwandelt. Mit den Füßen auf der realen Straße, wandelt ihr Bewusstsein auf der Ebene des Traumlandes. Denn dort kann sie der Spur zur Kirmes folgen, auf der sie Max wiederzusehen hofft.

Schizophrenie

Diese Bewusstseinsspaltung entspricht dem pathologischen Zustand der Schizophrenie. Aber eine klinische Betrachtung Charlies würde den ganzen Zauber zerstören – und auch die Hoffnung, die wir mit James zusammen hegen, dass es ihm gelingt, Charlie vor dem völligen Absturz in den Wahn zu bewahren. Das Finale spitzt den Konflikt auf spannende Weise zu. Ich will nicht verraten, was passiert, aber wer ahnt, dass mit James etwas Schlimmes geschehen könnte, der liegt völlig richtig.

Bemerkenswert ist noch, wie die Außenwelt auf Charlies Verwandlung reagiert. Ihre Mutter ist auf Ablenkung und Beschwichtigung bedacht, Dr. Tillbrook, der Therapeut, auf verständnisvolles Reden mit seiner Patientin (die ihn hinhält), und Max‘ Eltern sind verärgert, als Charlie vor ihrem Haus aufkreuzt. Sie wollen nicht an ihren toten Sohn erinnert werden.

Trauer

All dies sind legitime, gesellschaftlich sanktionierte Methoden, mit dem Todesfall Max umzugehen, doch nur Charlie will nicht loslassen und Max vergessen. Denn natürlich gibt sie sich die Schuld an seinem Tod. Warum hat sie ihn nicht retten können – oder wollen? Der einzige Weg für ihr von Gewissensbissen und Albträumen geplagtes Herz besteht darin, Max wiederzusehen und entweder Auskunft über sein Schicksal oder Absolution zu erhalten. Nur James bemerkt, auf welchem gefährlichen Pfad Charlie wandelt. Sie transformiert die Realität, sieht Wölfe statt streunender Hunde, und die Gefahren, denen er sich stellen kann, nehmen für sie unüberwindliche Dimensionen an. Der Weg, auf dem sie wandelt, kann durchaus nicht nur Wahn bedeuten, sondern ein sehr reales Ende.

Schattenland

Dies ist umso wahrscheinlicher, weil sie sich einem verständnisvollen Führer im Schattenland anvertraut hat. Kit spricht sanft und freundlich, weiß viel mehr als sie über das Traumland und bietet ihr die Hoffnung, das zu finden, was sie am meisten begehrt. Doch am Ende zeigt sich, dass er seine eigenen Ziele verfolgt. Die Frucht des Begehrens ist ein erster Hinweis darauf, dass hier etwas nicht mit rechten Dingen zugeht. Die Frucht erinnert an diejenige vom Baum der Erkenntnis, die Verderben über Eva und Adam brachte. Er verspricht, ihr das zu geben, was sie am meisten begehrt, doch wenn sie ein klein wenig überlegt hätte, so würde sie über die Bedeutung dieses Satzes nachdenken. Denn wenn Max wirklich tot ist, dann hat der Satz eine schreckliche Konsequenz …

Der Sprecher

Gerd Köster hat wahrscheinlich selbst Kinder. Wie sonst könnte er Charlie und James eine so natürliche Ausdrucksweise verleihen? Charlie klingt mürrisch, trotzig, schläfrig, ängstlich und vieles mehr. Und sie hat eine deutlich höhere Stimmlage als ihr Bruder. Das ist wichtig, weil die beiden abwechselnd in der Ich-Person erzählen, und dieser Wechsel erfolgt am Schluss der Geschichte ziemlich schnell. Ohne die unterscheidbare Stimmlage würde im Zuhörer nur Verwirrung entstehen, aber so klappt das reibungslos.

Männliche Stimmen wie die von James, Kit oder Mr. Tillbrook sind generell „tiefer gelegt“, aber doch ganz unterschiedlich. Wo James bestimmt und besorgt klingt, wirkt Dr. Tillbrook von einer beruhigend sein sollenden, aber im Grunde hilflosen Betulichkeit. James lässt sich von seinen Sätzen, die Mom trösten sollen, nicht täuschen. Ganz anders hingegen Kit, der Charlie freundlich, langsam und sanft zuredet, doch von der Frucht des Begehrens zu kosten.

Besonders im spannenden Finale muss Köster die Szene vor dem geistigen Auge des Hörers erstehen lassen. Er setzt Flüstern, Rufen und undeutliches Nuscheln ein, um die Szene auf der Kirmes und im Steinbruch authentischer wirken zu lassen, denn eine Unterstützung durch Musik oder Geräusche hat er ja nicht. Die Schwierigkeit besteht darin, dass sich Charlie und James, der ihr folgt, auf zwei verschiedenen Realitätsebenen befinden. Charlies Realität ist der wahr gewordene Traum: Sie hat Max gefunden. Doch James ist mit der harschen Wirklichkeit der Dinge konfrontiert: Charlie steht an der Kante eines Abgrunds.

Ein Booklet gibt es nicht, aber in der Verpackung des Einsteckkartons sind Informationen über Autor und Sprecher abgedruckt. Recht interessant ist das Design des Titelbildes: eine Art Scherenschnitt, wie man sie aus alten Märchen der Kinofrühzeit kennt, zum Beispiel über Prinz Aladin.

Unterm Strich

Strouds Buch behandelt das wichtige und ernste Thema der psychologischen Überwindung eines Todesfalls, des Verlustes eines geliebten Menschen. Und er zeigt die Gefahr auf, die darin besteht, nicht loszulassen, sondern dem Toten auf einer gefährlichen Traumstraße nachzufolgen, ganz so, als wäre sie Orpheus, der seiner Eurydike ins Totenreich folgt, um sie zurückzuholen.

Mehrmals musste ich an die Sümpfe der Toten in „Der Herr der Ringe“ denken, deren Anblick Frodo so in Trance versetzt, dass er zu ihnen hinabstürzt. Wie Sam Gamdschie muss auch Charlies Bruder James sie ins einzige Leben zurückbringen, in dem ihr Körper überleben kann. Das macht die Erzählung nicht so sehr zu Fantasy, sondern zu einem psychologischen Drama mit phantastischen Elementen.

Das Hörbuch

Mit knapp viereinhalb Stunden ist das Hörbuch keinesfalls lang zu nennen, und es kommt auch nie Langeweile auf. Schnell zieht die Geschichte den Hörer in ihren Bann und lässt ihn bis zur spannenden Auflösung nicht mehr los.

CD: 265 Minuten auf 4 CDs.
Originaltitel: The Leap, 2001
Aus dem Englischen übersetzt von Bernadette Ott
Empfohlen ab 11 Jahren
ISBN-13: 9783866048249
https://www.randomhouse.de/Verlag/Random-House-Audio/21000.rhd

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