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Jack London – Lockruf des Goldes

Die Handlung:

Elam „Burning Daylight“ Harnish ist einer der härtesten Kerle unter den Goldsuchern in Alaska. Sein Riecher für die richtigen Stellen zum Graben und sein Geschäftssinn lassen ihn reich, aber auch korrupt werden. In der großen Stadt lernt er, unter den Finanzhaien zu schwimmen, und verliebt sich gerade hier zum ersten Mal in seinem Leben. Wird die Liebe den alten Harnish in ihm zurückbringen?

Mein Eindruck:

Das Buch ist in drei Teile gegliedert, die alle ihren eigenen Charme besitzen, weil sie eigentlich aus drei unterschiedlichen Genres stammen.

Teil eins

Hier wird der harte Kerl, der Goldsucher „Burning Daylight“, beschrieben, der seinen Spitznamen daher hat, dass er seine Mitstreiter mit dem Ausruf: „Burning Daylight!“ zu wecken pflegt. Der Leser erfährt, wie sehr Harnish dem Glücksspiel verfallen ist, das ihn nicht nur sein Vermögen kostet, sondern auch fast das Leben. Er ist ein harter Hund, der fest an sich und seine Überzeugungen glaubt. Und als er, seinem Riecher folgend, am Klondike River seine Claims absteckt, wird er schnell reich.

Teil zwei

Jetzt zieht es ihn in die große Stadt, und nachdem ihm drei „Finanzexperten“ in New York sein Vermögen abgenommen haben, verändert sich sein Wesen, nachdem er seine Lektion gelernt hat. Er geht nach San Francisco und wird mit seinem Riecher für Geschäfte und die richtigen Investitionen in die Zukunft wieder sehr reich. Aber er verändert sich, wird hartherzig, legt an Gewicht zu und hat nur noch wenig gemein mit dem Mann, der er einmal gewesen ist.

Teil drei

Dann verliebt er sich zum ersten Mal in seinem Leben (im zarten Alter von 36 Jahren) in seine Sekretärin, die aber nichts von ihm wissen will, da er nur in sein Geld verliebt zu sein scheint. Er erkennt, dass sie Recht hat, lässt das Geschäft und die Großstadt hinter sich und zieht mit ihr auf eine Ranch. Happy End.

Und was lernen wir daraus?

„Geld verdirbt den Charakter“. So hätte man Jack Londons erfolgreichen Roman auch zusammenfassen können. Vom sympathischen, harten Kerl, der, wenn er etwas anpackt, es auch richtig machen will, über den reichen, geldgierigen und unnachgiebigen Geldsammler bis hin zum Geläuterten, erlebt der Leser die Stationen des Lebens von „Burning Daylight“.

Zwar wird sich der Leser eher weniger mit einem Goldsucher identifizieren können, der in Alaska Ende des 19. Jahrhunderts gelebt hat, aber die Veränderungen seiner Charakterzüge lassen sich auf jede Zeit und jede Gegend der Welt übertragen. Vielleicht ist auch das ein Grund dafür, warum das Buch nicht nur zu Londons Lebzeiten sehr erfolgreich war. Auch heute noch sagt vielen zumindest der Titel etwas.

Die Rechtschreibung

Die Vorlage für diese Neuausgabe stammt aus dem Jahr 1973. Dementsprechend ist auch dieses Buch, wie auch schon die Vorgänger der „Abenteuer“-Serie des Verlages, nicht auf dem aktuellen Stand der deutschen Rechtschreibung.

Der Anhang

Im Nachwort interpretiert Sebastian Domsch den Roman und schildert die zeitlichen Hintergründe der Geschichte und Vorbilder des Protagonisten. Außerdem gibt es für den Leser noch ein paar interessante Informationen zu Jack London, die nicht in der nachfolgenden Zeittafel zu Leben und Werk Londons zu finden sind.

Mein Fazit:

Drei Bücher zum Preis von einem. Goldrausch-Abenteuer, Finanzgeschichte und Liebesgeschichte. Von jedem genug, um eine interessante Lebensgeschichte zu erzählen. „Lockruf des Goldes“ ist besonders für Film und Fernsehen geeignet und wird immer mal wieder gezeigt und umgesetzt.

Ein amerikanischer Klassiker, der diesen Titel zu Recht trägt und 100 Jahre nach der Erstveröffentlichung immer noch spannend, gemein und romantisch ist.

Die „Klassiker der Abenteuerliteratur„:

Dieses war das letzte Buch der kleinen und feinen Reihe, die bei dtv als Neuausgabe im Laufe dieses Jahres (2010) erschienen ist. Fraglich ist, wen sich der Verlag als Käufer vorgestellt hat und wen er mit teilweise jahrzehntealten Übersetzungen in der veralteten deutschen Rechtschreibung zum Kauf überreden möchte. Die durchaus interessanten Anhänge und Zeittafeln reichen da sicherlich nicht aus.

Auch fehlen mir in der Reihe Klassiker wie „Moby Dick“, „Gullivers Reisen“ und „Die drei Musketiere“, um jetzt nur die zu nennen, die mir in diesem Moment in den Kopf kommen.

Taschenbuch: 256 Seiten
Originaltitel: Burning Daylight (1910)
Aus dem Amerikanischen von Erwin Magnus
Mit einem Nachwort und einer Zeittafel von Sebastian Domsch
ISBN-13: 978-3423138864

www.dtv.de

Dieses Buch gehört zur Reihe „Klassiker der Abenteuerliteratur“ von dtv:

Daniel Defoe: „Robinson Crusoe“
Jules Verne: „Reise zum Mittelpunkt der Erde“
Robert L. Stevenson: „Die Schatzinsel“
Karl May: „Der Schatz im Silbersee“
Jack London: „Lockruf des Goldes“

Der Autor vergibt: (4/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (1 Stimmen, Durchschnitt: 5,00 von 5)

Karl May – Der Schatz im Silbersee

Die Handlung:

Old Firehand ist auf der Reise zurück zum Silbersee, an dem er eine Silberader entdeckt hatte. Aber nicht nur er ist auf dem Weg dorthin, auch eine Gruppe von Tramps unter der Führung von Cornel Brinkley, der im Silbersee einen Schatz heben will.

Viele Kämpfe und Indianerüberfälle behindern die Reisenden, zu denen sich auch Winnetou und Old Shatterhand gesellen.

Mein Eindruck:

Eigentlich ist der Titel des Buches irreführend, denn eigentlich beschreibt der Großteil der Handlung den Kampf zwischen guten Cowboys (und teilweise auch Indianern) und bösen Tramps (und teilweise auch Indianern).

Immer wieder kommt es zu Konflikten und immer wieder werden neue Charaktere zum Handlungsstrang hinzugefügt. Das dient zum einen der Auflockerung, zum anderen fragt sich der Leser aber irgendwann, ob bei dem Roman der Weg das Ziel ist. Und auch die Namen der Protagonisten sind Karl-May-typisch lustig. Tante Droll, der gar keine Frau ist, sondern nur aufgrund seiner Kleidung so genannt wird, Hobble Frank, Der lange Davy, Der dicke Jemmy … allein schon beim Lesen der Namen formt sich ein schräges Bild im Kopf.

Die Charakterzeichnung ist sehr klar und strikt. Es gibt gute Menschen und schlechte Menschen. Bei Old Shatterhand und seinen Leuten bzw. der Gegenseite um Cornel Brinkley kann man leicht und schnell erkennen, wer hier gut und wer böse ist. Aber auch bei den Indianern gibt es nicht nur die Bösen, die überfallen, skalpieren und Ohren abschneiden, sondern auch die guten Timbabatschen. Die allerdings verraten die Guten und werden dann auch wieder böse.

Wer das Buch liest, weil er schnell herausfinden möchte, was es denn nun mit dem Schatz auf sich hat, der wird vielleicht etwas enttäuscht sein, weil er beim Lesen ständig von Kämpfen und Überfällen aufgehalten wird. Wer sich aber an die Seite von Old Shatterhand gesellt, den erwartet eine tolle und spannende Abenteuerreise mit jeder Menge Action. Allerdings ist die Action streckenweise sehr brutal beschrieben, denn die Indianer schneiden tatsächlich Ohren ab und lassen ihre Widersacher von Hunden zerfleischen.

Die Sprache – Die Rechtschreibung

„Der Text des vorliegenden Bandes folgt originalgetreu der ersten Buchausgabe von 1894“, steht noch vor der Inhaltsübersicht, und entsprechend ist die Rechtschreibung auch „alt“. Aufgelockert wird der Text durch immer wieder eingestreute englische Vokabeln wie „drink“ oder „behold“ oder auch „all devils“, was bei mir allerdings eher als eine Art „Guckt mal, das spielt wirklich im Wilden Westen … und alle reden auch wirklich Englisch!“ jedes Mal ein Grinsen hervorrief. Auch die Sprache des Romans ist dem Alter entsprechend authentisch.

Mein Fazit:

Ein zeitloser Klassiker, den man auch heute noch lesen kann. Denn ein Abenteuer bleibt ein Abenteuer, egal in welcher Zeit es spielt. Hauptsache es ist spannend erzählt. Und „Der Schatz im Silbersee“ ist eine spannende Erzählung.

Taschenbuch: 768 Seiten
Mit sämtlichen Illustrationen der ersten Buchausgabe von 1894,
einem Essay von Hans-Rüdiger Schwab zu dem Roman
und einer Zeittafel zu Leben und Werk von Karl May
ISBN-13: 978-3423138857
www.dtv.de

Dieses Buch gehört zur Reihe „Klassiker der Abenteuerliteratur“ von dtv:

Daniel Defoe: „Robinson Crusoe“
Jules Verne: „Reise zum Mittelpunkt der Erde“
Robert L. Stevenson: „Die Schatzinsel“
Karl May: „Der Schatz im Silbersee“
Jack London: „Lockruf des Goldes“ (Oktober 2010)

Der Autor vergibt: (4/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (No Ratings Yet)

Robert Louis Stevenson – Die Schatzinsel

Die Handlung:

Der junge Jim Hawkins gerät an eine Schatzkarte und bildet mit seinen Freunden Dr. Livesey und Squire Trelawney sofort ein Expeditionsteam, um den verborgenen Schatz des Piratenkapitäns Flint zu finden, den er auf einer Insel vergraben hat. Doch die frühere Piratenmannschaft Flints ist ebenfalls hinter dem Gold her und heuert unerkannt auf dem Expeditionsschiff an. Auf der Insel angekommen, beginnt der Kampf der Piraten gegen den Rest der Besatzung um den begehrten Schatz. (veränderte Verlagsinfo)

Mein Eindruck:

Und wieder hat sich der Verlag ein tolles Buch ausgesucht, um es im Rahmen der „Abenteuerklassiker“-Reihe neu aufzulegen. Auf jeder Seite spürt man die Begeisterung des Autors für das Reisen und für Abenteuer. Diese überträgt sich nahtlos auf den Leser, der schnell von der Geschichte gefesselt ist.

Der Autor hält sich und den Leser nicht lange und schon gar nicht langweilig mit ausschweifenden Erklärungen auf, sondern beginnt direkt geheimnisvoll mit den Umständen, durch die Jim in den Besitz der Schatzkarte gerät.

Einzig der Kampf zwischen den Piraten und der Schiffsführung auf der Insel treibt zum schnelleren Lesen an. Schließlich will der Leser ja erfahren, ob es tatsächlich einen Schatz gibt. Wie und wo, und vor allem von wem er tatsächlich gefunden wird, ist interessant gelöst und spannend erzählt. Und das Ganze ohne Vampire, Werwölfe, Drachen und Zauberer. Ob das allerdings ein Verkaufsargument für die jüngere Zielgruppe ist …

Die Rechtschreibung

Leider hat der Verlag auch in diesem Teil seiner „Abenteuer“-Reihe wieder auf eine alte Übersetzung und entsprechend alte und mittlerweile falsche Rechtschreibung zurückgegriffen. Und selbst das Nachwort ist nicht neu, sondern stammt aus dem Jahr 2000.

Aus diesem Grund allein schon eignet sich auch dieser Teil nicht für den Schulunterricht.

Die Fortsetzung

Unter dem Titel „Jim Hawkins und der Fluch der Schatzinsel“ ist übrigens 2005 eine „Fortsetzung“ erschienen. Francis Bryan beschreibt hier, wie Jim Hawkins sich doch noch einmal auf den Weg in die Südsee macht.

Mein Fazit:

Eine spannende Geschichte, die um eine simple Grundidee gestrickt ist, aber einfach Spaß macht. Ein zeitloses Abenteuer für Leser jeden Alters.

Taschenbuch: 256 Seiten
Originaltitel: Treasure Island (1883)
Aus dem Amerikanischen von Richard Mummendey (1962)
Mit einem Nachwort von Uwe Böker (2000) und einer Zeittafel zu Leben und Werk des Autors
ISBN-13: 978-3423138840
www.dtv.de

Dieses Buch gehört zur Reihe „Klassiker der Abenteuerliteratur“ von dtv:

Daniel Defoe: „Robinson Crusoe“
Jules Verne: „Reise zum Mittelpunkt der Erde“
Mark Twain: „Tom Sawyers Abenteuer“
Robert L. Stevenson: „Die Schatzinsel“
Karl May: „Der Schatz im Silbersee“ (September 2010)
Jack London: „Lockruf des Goldes“ (Oktober 2010)

Der Autor vergibt: (4/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (No Ratings Yet)

Mark Twain – Tom Sawyers Abenteuer

Die Handlung:

Tom Sawyer, der Archetyp des Lausbuben, erzählt dem Leser seine Erlebnisse. Er bringt andere Jungs dazu, für ihn einen Zaun zu streichen und in der Sonntagsschule erschummelt er sich eine neue Bibel. Als er und sein Freund Huckleberry Finn auf dem Friedhof aber Zeuge eines Mordes durch Indianer-Joe werden, schwören die beiden, nie etwas über das Gesehene zu verraten und fliehen auf eine Insel, um fortan als Piraten zu leben.

Und das war erst der Anfang der Abenteuer von und mit Tom Sawyer. Es geht spannend weiter und am Ende wartet sogar noch ein echter Schatz und ein Showdown mit Indianer-Joe …

Mein Eindruck:

So sollte ein Abenteuerroman sein. Spannend, lustig, ohne großartige und meist langweilige Beschreibungen von Dingen, die Abenteuer-Fans eh nicht interessieren. Hier wird in kurzen Kapiteln episodisch auf die Abenteuer von Tom Sawyer geblickt, in dem sich jeder Junge und Junggebliebene entweder selber wiedererkennt oder sich gern wiedererkennen würde, weil er Tom einfach für sein unbeschwertes Leben beneidet.

Fängt das Buch noch als eine Art Kurzgeschichtensammlung an, die man ohne Probleme auch in nicht-chronologischer Reihenfolge lesen könnte, da die Ereignisse unabhängig voneinander sind, so ändert sich das nach dem Erlebnis auf dem Friedhof. Ab jetzt gibt es einen roten Faden, der sich um Indianer-Joe wickelt, der am Ende auch das bekommt, was der Leser ihm schon lange wünscht.

Die Sprache, in der das Buch geschrieben ist, ist flüssig zu lesen, da sie erfrischend einfach gehalten ist. So, wie ein Junge im 19. Jahrhundert am Mississippi eben geredet hat. Und da stört auch der heute als politisch nicht korrekt betrachtete „Neger“ nicht, denn so nannte man Afro-Amerikaner zu der Zeit halt. Auch werden sie weder herablassend noch sonst wie anders beschrieben als alle anderen Akteure des Buches.

Die Rechtschreibung

Der Verlag hat sich zwar die Mühe gemacht und stellt ans Ende des Romans ein längeres Nachwort von Rudolf Beck und eine interessante Zeittafel zu Leben und Werk von Mark Twain, übernimmt aber leider nicht die Neue Rechtschreibung. Das wirkt gerade für jüngere Leser sicher irritierend, besonders bei den Klassikern wie dem „daß“.

Mein Fazit:

Ein absolut zu empfehlender Klassiker, der zeitlos immer wieder aus dem Bücherregal geholt werden kann und junge und junggebliebene Leser gleichermaßen anspricht.

Taschenbuch: 304 Seiten
Originaltitel: The Adventures of Tom Sawyer (1876)
Aus dem Amerikanischen von Lore Krüger (2005)
ISBN-13: 978-3423138833
www.dtv.de

Dieses Buch gehört zur Reihe „Klassiker der Abenteuerliteratur“ von dtv:

Daniel Defoe: [„Robinson Crusoe“
Jules Verne: [„Reise zum Mittelpunkt der Erde“
Robert L. Stevenson: „Die Schatzinsel“ (August 2010)
Karl May: „Der Schatz im Silbersee“ (September 2010)
Jack London: „Lockruf des Goldes“ (Oktober 2010)

Der Autor vergibt: (4.5/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (No Ratings Yet)

Jules Verne – Reise zum Mittelpunkt der Erde

Die Handlung:

Der herrische und jähzornige Professor Lidenbrock aus Hamburg findet in einem alten isländischen Buch ein geheimnisvolles Papier. Zusammen mit seinem Neffen Axel macht er sich an dessen Entzifferung. Nachdem Axel auf die Lösung gekommen ist, kann der Text, der aus alten Runen besteht, entschlüsselt werden. Es stellt sich heraus, dass der Zettel eine Notiz des vor einigen hundert Jahren verstorbenen Forschers Arne Saknussemm ist. Er beschreibt, wie man durch einen Krater in Island zum Mittelpunkt der Erde kommt. Der mögliche Einstieg wird Ende Juni durch einen Schatten, ähnlich einer Sonnenuhr, angezeigt.

Lidenbrock zeigt sich sofort begeistert und zwangsverpflichtet seinen Neffen, mit ihm dieselbe Reise zu unternehmen. Die beiden brechen schnell auf, da die Zeit drängt. In Reykjavik engagiert Lidenbrock den phlegmatischen Hans, der als Führer dienen soll.

Die drei steigen hinab ins Erdinnere, verlaufen sich, verdursten fast, finden ein riesiges Meer und gelangen am Ende durch einen zuvor verschlossenen Gang mit einem Floß wieder zur Erdoberfläche zurück. Hier stellen sie fest, dass ihre Reise sie auf die Insel Stromboli im Mittelmeer geführt hat. Der Ausbruch des Vulkans der Insel brachte das Floß wieder an die Oberfläche.

Mein Eindruck:

Diese Ausgabe von „Reise zum Mittelpunkt der Erde“ kann auf zwei Arten gelesen werden:

1. Auf die herkömmliche Art und unter Ignorierung der 305 Anmerkungssternchen.

2. Unter Einbeziehung der 305 Anmerkungssternchen, die auf 24 Seiten im Anhang und in kleiner Schrift so ziemlich jedes ungewöhnliche Wort in dem Roman erklären. Das ist in etwa das gleiche Erlebnis, als würde man eine Film-DVD mit Audio-Kommentar gucken, nur mit ständigem Blättern.

Erzähler des Buches ist Axel, der Neffe der treibenden Kraft des Romans – Professor Lidenbrock-, der die oftmals sehr unsympathisch rohe Art seines Onkels gut zu nehmen weiß und sie offenbar schon gewohnt ist. Eigentlich will Axel auch nicht wirklich mit auf die Reise, sondern lieber bei seiner Verlobten Graüben bleiben, deshalb sträubt er sich zuerst noch, seinem Onkel den entscheidenden Tipp zur Übersetzung des Zettels zu geben.

Interessant ist, dass die Notiz zu keiner Zeit vom Professor infrage gestellt wird, und wenn Saknussemm schreibt, dass er selber schon den Mittelpunkt der Erde besucht hat, dann wird das wohl so sein.

Auch der gescheiterte Versuch, sich auf dem Weg zum besagten Vulkan mit Literatur vom isländischen Forscher zu versorgen, lässt die beiden Reisenden nicht zweifeln. Saknussemm war nämlich als Ketzer verfolgt und seine Bücher von seinem Henker 1573 verbrannt worden.

Danach folgt ein Bombardement von Anmerkungssternchen auf jeder Seite, neben Begriffen, die die verschiedenen Erdzeitalter beschreiben, während die Gruppe immer weiter hinab steigt. Oftmals ist deshalb nicht klar, ob Verne hier eine Geschichte erzählen oder einfach nur den Stand der Wissenschaft wiedergeben wollte.

Der Plagiatsvorwurf:

Interessanterweise wurde Verne von René de Pont-Jest wegen gerade dieser Geschichte verklagt. Zwölf Jahre nach dem Erscheinen des Buches warf dieser ihm vor, aus seinem Buch „La Tête de Mimer“ abgeschrieben zu haben. Als Beweis führte er diese vier Punkte an:

1. Auch sein Held ist Deutscher.
2. Auch sein Held findet eine Wegbeschreibung in einem Buch.
3. Auch diese Wegbeschreibung ist in Runen geschrieben.
4. Auch sein Held findet den entscheidenden Hinweis durch einen Schatten.

Verne räumte bei Punkt 4 eine Vergleichbarkeit ein, wies aber die Plagiatsvorwürfe zurück. Das Gericht wies die Klage ab. Es hält sich das Gerücht, dass Pont-Jest nur geklagt hatte, weil Verne ihm keine Eintrittskarten für eine Aufführung von „In 80 Tagen um die Welt“ hatte zukommen lassen.

Wenn überhaupt, dann hat Verne bei sich selber abgeschrieben, denn die Story ähnelt seinem eigenen Roman „Fünf Wochen im Ballon“, der kurz vorher erschienen war, sehr.

Fazit:

In diesem kurzweiligen Abenteuer wird es nie langweilig, und auch der Professor zeigt sich auf der Reise öfter mal von seiner fürsorglich menschlichen Seite. Hans hat ständig die Ruhe weg und bleibt in jeder Situation gelassen. Zusammen mit dem teilweise aufgedrehten, teilweise vor Erschöpfung schlafenden Axel sorgen diese drei unterschiedlichen Charaktere für Belebung und bereiten dem Leser eine Menge Spaß – ob dieser nun den Anmerkungssternchen folgt oder sie ignoriert.

Taschenbuch: 432 Seiten
Original: „Voyage au centre de la Terre“ (Paris 1864)
Aus dem Französischen von Volker Dehs
Mit sämtlichen Illustrationen der französischen Originalausgabe, Anmerkungen, Nachwort, Zeittafel und Briefen zum Plagiatsvorwurf
ISBN-13: 978-3423138826
www.dtv.de

Dieses Buch gehört zur Reihe „Klassiker der Abenteuerliteratur“ von dtv:

Daniel Defoe: „Robinson Crusoe“
Jules Verne: „Reise zum Mittelpunkt der Erde“ (Juni 2010)
Mark Twain: „Tom Sawyers Abenteuer“ (Juli 2010)
Robert L. Stevenson: „Die Schatzinsel“ (August 2010)
Karl May: „Der Schatz im Silbersee“ (September 2010)
Jack London: „Lockruf des Goldes“ (Oktober 2010)

Der Autor vergibt: (4.5/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (3 Stimmen, Durchschnitt: 3,33 von 5)

Daniel Defoe – Robinson Crusoe

Handlung:

Entgegen dem Rat seines Vaters, gibt der Teenager Robinson Crusoe seinem Fernweh nach und schifft sich aus England in die weite Welt ein. Nachdem es ihn nach Afrika in die Gefangenschaft verschlagen hat, gelingt ihm die Flucht, und mit Hilfe eines netten Kapitäns, der ihn aufgreift, anschließend die Überfahrt nach Brasilien. Hier wird er zum Plantagenbesitzer; bald aber treibt ihn das Fernweh wieder aufs Meer hinaus und er macht sich auf den Weg nach Afrika, um sich neue Sklaven für seine Plantage zu besorgen. Bei dieser Fahrt gerät sein Schiff in ein Unwetter und sinkt.

Crusoe ist der einzige Überlebende, der sich auf eine in der Nähe gelegene unbewohnte Insel retten kann. Er schlachtet das gesunkene Schiff aus und verbringt die nächsten 28 Jahre auf dieser Insel. Die letzten davon begleitet ihn sein Diener Freitag; ein Ureinwohner einer Nachbarinsel, den er vor dem Tod durch Verspeisung durch Mitglieder eines feindlichen Stammes rettet. Später bringen Crusoe und Freitag einen Spanier und einen weiteren Ureinwohner, der sich als Freitags Vater herausstellt, vor Kannibalen in Sicherheit. Die beiden werden zurück zur Nachbarinsel geschickt, von der sie kamen, um die restlichen dort verbliebenen Spanier zu holen.

Währenddessen landet eine meuternde Schiffsmannschaft auf der Robinson-Insel, um ihren Kapitän hier abzusetzen. Crusoe und Freitag stehen ihm bei und helfen ihm, das Kommando zurückzuerlangen. Als Dank dafür nimmt er die beiden wieder mit zurück nach Europa. Hier angekommen, ordnet Crusoe seine Finanzgeschäfte, heiratet, zeugt drei Kinder und wird trotzdem weiterhin vom Fernweh geplagt. Nach dem Tod seiner Frau zieht es ihn daher wieder hinaus. Er lässt seinen Neffen zum Kapitän ausbilden, kauft ihm ein Schiff und lässt sich zu seiner Insel zurückbringen, um zu erfahren, wie es den Zurückgebliebenen ergangen ist.

Auf der Insel gab es zwischenzeitlich etliche Streitereien zwischen den nach der Meuterei hier ausgesetzten Matrosen und den von der Nachbarinsel hinzugekommenen Spaniern. Auf dem anschließenden Weg zum Festland wird Freitag bei einem Gefecht von angreifenden Ureinwohnern getötet. Jetzt folgt eine Reise, die Crusoe von Madagaskar über Kambodscha, Taiwan, China und durch Russland führt. Letztendlich kehrt er nach zehn Jahren wieder nach England zurück.

Mein Eindruck:

Den meisten wird der Name Robinson Crusoe geläufig sein. Die wenigsten haben hingegen das gleichnamige Buch gelesen. Und der geringste Teil wird dies in der ungekürzten Version getan haben. Wobei auch dieses Buch – obwohl sich der Verlag auf der Rückseite rühmt, diese Ausgabe enthalte nicht nur den ersten, sondern auch den zweiten Teil des Klassikers von Daniel Defoe vollständig – immer noch nicht komplett ist. Es gibt nämlich noch einen dritten Teil ‚von‘ und mit Robinson Crusoe, der einen ähnlich langen Titel trägt wie die beiden Vorgänger: „Ernstliche und wichtige Betrachtungen des Robinson Crusoe, welche er bei den erstaunungsvollen Begebenheiten seines Lebens gemacht hat.“ Schade, „vollständig“ heißt in diesem Fall leider nicht „komplett“.

Die Übersetzung hat einige Jahrzehnte auf dem Buckel. Das hat den Vorteil, dass sie nicht politisch korrigiert wurde. Hier heißt es noch „Negersklave“ und nicht „afro-amerikanischer Zwangsarbeiter“. So erkennt auch der Laie im Zusammenhang, dass Freitag zwar ein lieber netter Kerl ist, aber immer nur ein Diener bleiben wird. Klar, er ist ja auch schwarz. Oder die weiblichen Ureinwohner, welche die zurückgelassenen Spanier und Engländer auf der Insel befreit hatten und sich zur Frau nahmen, wären in England durchaus als schön bezeichnet worden – wenn sie nicht schwarz wären. Das klingt für den heutigen Leser so seltsam, dass es schon fast zum Lachen anregt. Aber damals hat man sich halt einfach in Afrika ein paar Neger geholt, damit sie für einen arbeiten, weil man es konnte und weil es alle so machten.

Der Nachteil des Alters der Übersetzung ist die alte und oft auffallend falsche Rechtschreibung. Das macht diese Ausgabe für schulische Zwecke nicht sehr reizvoll. Vermutlich war eine Überarbeitung für den Verlag nicht interessant, weil schlichtweg zu teuer.

Natürlich dreht sich im ersten Robinson-Buch so gut wie alles um seine Zeit auf der Insel; schließlich war er ja auch 28 Jahre dort. Eine richtige Handlung aber scheint weder das erste noch das zweite Robinson-Crusoe-Buch zu besitzen. Es ist ein Reisebericht, und dementsprechend ist alles teilweise ausführlichst detailliert geschildert. Und immer, wenn die Langeweile des Lesers schon nicht mehr zu steigern ist, weil sich der Autor in Schilderungen verfängt, die an Spannung einem Beipackzettel gleichen, schreibt Defoe, dass er den Leser ja nicht langweilen will. Das klappt allerdings nur selten. Zu ausufernd wird beschrieben, wie Crusoe auf seiner Insel Getreide anbaut, Boote und Hütten zimmert.

Interessant wird es erst wieder, als er sich mit Freitag gegen die Eindringlinge der Nachbarinsel zur Wehr setzt und gegen Ende des ersten Buches die Meuterer bekämpft, um im Anschluss wieder nach Hause gebracht zu werden. Und das gesamte zweite Buch ist eigentlich nur noch ein reiner Reisebericht. Auch wird Crusoe übrigens nicht, wie im Titel angekündigt, von Seeräubern gerettet – die spielen in diesem Buch keine Rolle.

Worauf Defoe sein Augenmerk bei seinen Erzählungen legt, habe ich mich oft gefragt. Da schreibt er seitenweise über ein völlig belangloses Ereignis, bei dem er mit Freitag auf dem Weg zurück nach England auf einen Bären und ein paar Wölfe trifft, aber handelt in einem einzigen Satz seine Hochzeit, seine Kinder (von denen er im Anschluss nicht wieder spricht) und den Tod seiner Frau ab. Auch macht er immer wieder einfach Zeitsprünge von teilweise mehreren Jahren, was manchmal schon irritiert – gerade weil es in diesem Buch keine Absätze und keine Kapitel gibt und der Leser von der Textmasse teilweise erschlagen wird.

Was den religiös uninteressierten Leser erheblich stören könnte, sind die ständigen Bezüge auf die Bibel, die Crusoe bei sich auf seiner Insel hatte, und die Anrufungen Gottes. Auch, dass er Freitag keine Religionsfreiheit einräumt, sondern ihn so lange einer christlichen Gehirnwäsche unterzieht, bis dieser seinen eigenen Glauben ablegt, weil Robinsons Gott ja viel besser und stärker ist als seiner, könnte unangenehm aufstoßen. Im zweiten Buch gibt es überdies ein weiteres ermüdend langes Gespräch mit einem Geistlichen.

Den Abschluss des Buches bildet ein 40-seitiger Essay zu Leben und Werk von Daniel Defoe mit speziellem Augenmerk auf „Robinson Crusoe“, gefolgt von einer zweiseitigen Zeittafel, die das Leben und Schaffen des Autors zeigt.

Fazit:

Muss man „Robinson Crusoe“ ungekürzt gelesen haben? Wenn dem Leser vorher bewusst ist, dass ihn ein Reisebericht erwartet, der ausschließlich aus Handlungsbeschreibungen besteht, dann kann er sich durchaus die Zeit nehmen; denn der Autor will ja nach eigenen Angaben nicht nur erzählen, sondern auch belehren. Und was 1719 als belehrend verstanden wurde, ist schon interessant für Neuzeitler.

Wenn man aber schnell gelangweilt ist, weil man eigentlich die ganze Zeit nur im „Big Brother“-Stil Crusoe dabei beobachtet, wie er seine Hütten und Boote baut und seine Felder bestellt und anschließend um die Welt reist, dann reicht auch eine gekürzte Jugendausgabe. Denn auch so kann man erfahren, was der Autor durch Robinson Crusoe zum Ausdruck bringen will: Wenn der Mensch nur will, dann kann er alles schaffen!

Und hier noch mal die unfassbar langen Titel der beiden in dieser Ausgabe abgedruckten „Robinson Crusoe“-Bücher im Original:

Band 1:
„Das Leben und die seltsamen Abenteuer des Robinson Crusoe, eines Seemanns aus York, 28 Jahre lang ganz allein auf einer unbewohnten Insel an der amerikanischen Küste nahe der Mündung des Orinoko-Stromes lebte, wohin er nach einem Schiffbruch, bei dem die ganze Besatzung außer ihm umkam, verschlagen wurde, nebst dem Bericht, wie er auf wunderbare Weise durch Seeräuber gerettet wurde. Geschrieben von ihm selbst.“

Band 2:
„Die weiteren Abenteuer des Robinson Crusoe, die den zweiten und letzten Teil seines Lebens bilden, sowie die erstaunlichen Berichte von seinen Reisen um drei Viertel der Erde. Geschrieben von ihm selbst.“

Taschenbuch: 720 Seiten
Aus dem Englischen von Franz Riederer
Mit einem Essay von Hans-Rüdiger Schwab und einer Zeittafel
Mit den Illustrationen der Amsterdamer Ausgabe von 1726/1727
ISBN-13: 978-3423138819
www.dtv.de

Dieses Buch bildet den Anfang der Reihe „Klassiker der Abenteuerliteratur“ vom dtv:

Jules Verne: „Reise zum Mittelpunkt der Erde“ (Juni 2010)
Mark Twain: „Tom Sawyers Abenteuer“ (Juli 2010)
Robert L. Stevenson: „Die Schatzinsel“ (August 2010)
Karl May: „Der Schatz im Silbersee“ (September 2010)
Jack London: „Lockruf des Goldes“ (Oktober 2010)

Der Autor vergibt: (3.5/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (35 Stimmen, Durchschnitt: 4,97 von 5)